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GÖPPINGER STADT GESCHICHTE

TEXT Margit Haas

TEIL 2. Noch mehr über die Geschichte unserer Heimatstadt, wichtigen Ereignissen und besonderen Personen.

Göppingen wird württembergisch

Mit dem Aussterben der (männlichen!) Staufer im 13. Jahrhundert – als letzter verlor Konradin im Jahre 1268 sein Leben – entstand zunächst ein Machtvakuum. Zahlreiche kleinere Gebietsherren nutzten dies und weiteten ihre Machtbereiche aus. Zu ihnen gehörten auch die Württemberger, die in der Region politisch tonangebende Kraft wurden. Göppingen wurde neuesten Forschungen nach wohl im 14. Jahrhundert württembergisch und nicht wie lange kolportiert, bereits im 13. Dafür spricht auch das württembergische Wappen mit der Hirschstange, das für die Hohenstaufenstadt zum ersten Mal Mitte des 14. Jahrhunderts nachgewiesen werden kann. Ende des Jahrhunderts wird die Stadt württembergische Münzstadt. Besondere Aufmerksamkeit widmen die württembergischen Grafen und Herzöge dem „Swalbrunnen“, der bereits 1404 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Immer wieder besuchen die Herzöge das Bad. Während sich Herzog Christoph im 16. Jahrhundert im Sauerbrunnenbad kurierte, verstarb sein Sohn Eberhard trotz aller ärztlichen Anstrengungen. „Damals war die Trunksucht unter den deutschen Fürsten eine sehr verbreitete Unsitte; sie waren durstig wie die Schwämme. Auch Herzog Eberhard war in dieses Laster gefallen“, hat ein Chronist überliefert.

14. JHD

Dem Sauerwasser, das bis heute kostenlos aus verschiedenen Brunnen im Stadtgebiet fl ießt, verdankt die Stadt ihr Schloss. Herzog Christoph befahl seinen Bau und hatte so ein adäquates Quartier für sich und seinen Hofstaat, wenn er sich zur Kur in der Stadt aufhielt.

Michael Mästlin

1550 wird der Mathematiker und Astronom Michael Mästlin in Göppingen geboren. Nach dem Besuch der Lateinschule studierte er in Tübingen Theologie, Mathematik und Astronomie, wurde später Professor in Heidelberg und Tübingen. 1572 entdeckte er einen neuen Stern im Sternbild Cassiopeia. Mästlin verstand es, mit einfachsten Mitteln Beobachtungen auszuführen. In seinem vielleicht bedeutendsten Werk, einer Schrift über den Kometen von 1577, konnte Mästlin erstmals eine Kometenbahn bestimmen. Er war wichtigster Lehrer und zugleich Freund von Johannes Kepler. Im Jahre 1961 wurde ein Mondkrater nach ihm benannt.

Krieg und Kirche

Das 16. Jahrhundert bringt der Stadt nicht nur ein Schloss, sondern auch einen Krieg und einen neuen Glauben. Während der Bauernkriege 1525 wird der Pfl eghof des Klosters Adelberg (heute Stadtbibliothek) 16. besetzt und das Stift Oberhofen geplündert. Auch die Burg auf dem Hohenstaufen ist Ziel der aufgebrachten Bauern. Knapp 10 Jahre später im Jahre 1534 führt Herzog Ulrich von Württemberg in seinem Herrschaftsbereich die Reformation durch – das Oberhofenstift wird aufgelöst. Ausdruck des neuen Glaubens ist die 1619 geweihte Göppinger Stadtkirche, die der württembergische Renaissance-Baumeister HeinJHD rich Schickhardt entwarf. Sie ist die größte protestantische Renaissance-Kirche im deutschen Sprachraum und das „Gestalt gewordene, auf die Wortverkündigung ausgerichtete Quersaal in lutherischem Gottesdienst- und Raumverständnis“, formulierte der frühere Stadtkirchenpfarrer Ulrich Zimmermann, der anlässlich des 400-jährigen Bestehens einen neuen Kirchenführer verfasste. Ein konstruktives Meisterwerk ist der Dachstuhl, ein sogenannter dreifacher Hängewerk-Dachstuhl, an dem auch die Decke hängt. So kommt der Kirchenraum auf einer lichten Breite von fast 20 Metern ohne Säulen aus. In jedem Winter lädt die Vesperkirche in das Gotteshaus ein.

17. JHD | Göppinger Maientag

Während des Dreißigjährigen Krieges im 17. Jahrhundert teilt Göppingen das Schicksal vieler Städte und gerät in österreichische, später in schwedische Hände. 1648 endet dieser Krieg, der viel Not und Elend gebracht hatte. Der Friedensschluss wird landauf, landab am 11. August 1650 mit einem Lob- und Dankfest gefeiert - eine Tradition, die sich als Göppinger Maientag bis in die heutige Zeit fortsetzt. Er ist somit eines der ältesten Heimatfeste in Württemberg.

Es war der Göppinger Kirchenmusiker und Schulmeister Daniel Speer, der die dramatischen Ereignisse um den Aufstand der Göppinger Weiber überlieferte. Die hatten Ende 1688 vermutet, dass die Stadt kampfl os den im ganzen Land stehenden französischen Truppen übergeben werden solle. Sie umstellten das „Goldene Kreuz“, in dem der herzogliche Rat eingekehrt war. Es kam zu einem heftigen Wortgefecht, dann wollte der Beamte sogar in die Menge der aufgebrachten Frauen schießen lassen. Ein Relief am Freihof-Gymnasium zeigt die dramatischen Ereignisse augenscheinlich.

Porzellan

1741 erhielt der Hafner Andreas Pliederhäuser das herzoglich Privileg, Porzellan herstellen zu dürfen – nicht das echte, immens teure chinesische, sondern die sogenannte Fayence. Die Rohlinge wurden aus Ton modelliert und anschließend mit Quarzsand und Zinnoxyd überzogen. Zumindest optisch entsprachen sie so dem wertvollen Porzellan.

Jüdische Gemeinde

Was in Württemberg bis ins 19. Jahrhundert hinein verboten war, erlaubte die Jebenhäuser Ortsherren, die Freiherren von Liebenstein, bereits im Jahre 1777: Ein jüdische Gemeinde entstand, eine Siedlung wurde gegründet, die schnell so groß wie das christliche Dorf war und die für die christlichen Handwerker quasi ein Konjunkturprogramm darstellte. Denn ein zünftiges Handwerk war den Juden über Jahrhunderte hinweg untersagt. Mit Beginn den 19. Jahrhunderts änderte sich die Situation für die jüdische Bevölkerung langsam. In Württemberg sollte es bis 1864 dauern, bis Juden völlig emanzipiert und gleichberechtigt waren. Das Jüdische Museum in der alten evangelischen Kirche in Jebenhausen lädt ein zum spannenden und informativen Rundgang durch die Geschichte der jüdischen Gemeinden in Jebenhausen und Göppingen.

1777

Im Sommer 1782 brannte die Stadt

In nur einer Nacht wird sie fast vollständig zerstört. Herzog Carl Eugen befi ehlt den Wiederaufbau, großzügiger als zuvor. Also haben gar nicht mehr alle Platz innerhalb der Mauern, die erhalten blieben. Ein neues Quartier entsteht, die Karlstraßen. Dort fi nden 160 Göppinger eine neue Heimat. Es waren vor allem kleine Händler und Handwerker. Sie entwickelten ein besonderes Zusammengehörigkeitsgefühl. Das über die frühe Geschichte der Stadt überhaupt noch etwas bekannt ist, verdanken die Göppinger dem Stadtschreiber Karl Friedrich Knör, der das Archiv vor den verheerenden Flammen rettete und dafür seinen eigenen Weinkeller preisgab. Seine Frau Christine verfasste das „Göppinger Kochbuch“, das auch mit heute ungewöhnlichen Rezepten aufwartete – etwa zur Herstellung von Haarpomaden. Die Stadt hatte sich nicht nur durch den Stadtbrand ihr Aussehen völlig gewandelt. Im Laufe des 19. Jahrhunderts veränderte sie sich auf ebenfalls dramatische Weise. Die Industrialisierung führte zu grundlegenden gesellschaftlichen Veränderungen. Dazu mehr in der nächsten Ausgabe.

1786 – mit dem Bau des neuen Rathauses am Marktplatz ist der Aufbau der Stadt abgeschlossen. Das Rathaus hat einen Uhrenturm erhalten. So wissen auch die Karlsträßler, welche Stunde es geschlagen hat.

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