1 minute read

Das schwowische Band, Erika Weith, geb. Leidecker

Abbildung: Ansicht der Küchenzeile in der Ausstellung im Billeder Heimathaus

Das schwowische Band

Advertisement

Erika Weith, geb. Leidecker

Pizza, Spaghetti, Schäufele, fränkische Bratwürste, Weißwurst, Falafel, Zaziki, Kässpatzen, Leberkäs, all das essen wir gern. Wir sind neugierig, was in anderen Kulturen und in unserer fränkischen Heimat gekocht wird. Wir bereiten es auch zu und es schmeckt uns.

Doch wenn wir alle bei unserer Mutter zusammenkommen, kann es nur ganz bestimmte Gerichte geben. Denn da wünschen wir uns alle schwowisches Essen. Wir, das sind meine Geschwister, mein Schwager, meine Nichte mit ihrer Familie, mein Neffe, mein Mann und ich. Jeder hat sein Lieblingsgericht, manchen schmeckt das eine besser als das andere, aber schwowisch muss es sein.

Dann gibt es Saueresse, gfilltes Kraut, Blechkrumbiere, Supp un Soß: mal Kerschesoß, mal Gabrsoß, mal Pardeissoß oder auch mal Krensoß. Auch Krumbiersupp, gfillte Paprika, Juvetsch un Fascheertes, Reisfleisch, franzesische Krumbiere, Nuss- und Maasoomenuddle, Schneeknedle, Kipfle, Krappe und Langosch stehen auf unserer Liste der beliebtesten schwowischen Gerichte. Wir sind alle integriert in unser Leben in Franken und Oberbayern. So sind nur meine Mutter, meine Schwester und ich im Banat geboren. Aber ein starkes schwowisches Band verbindet uns alle. Die Erinnerungen an Billed, die Erzählungen darüber und die unvergleichlichen Gerichte der alten Heimat.

Mein kleiner Großneffe Levi, 5 Jahre alt, hat ein absolutes Lieblingsessen, das er immer und zu jeder Tageszeit essen kann: Bohnesupp. Wenn zu Hause Bohnensuppe gekocht wird, muss er immer dabei sein und mithelfen. Man hat fast das Gefühl, er muss es überwachen, damit alles seine Richtigkeit hat. Wenn die Suppe dann auf dem Tisch steht, isst er sie mit einer Hingabe, dass es einem ganz warm ums Herz wird.

Meine Großnichte Neele, 8 Jahre alt, sollte in der ersten Klasse aufschreiben, was ihr Lieblingsgericht ist. Und was schreibt sie in ihr Heft: „Krumbira Nudler“. Ob wohl irgendjemand verstanden hat, was das für ein Gericht ist? Wahrscheinlich nicht. Für uns jedoch war es der Beweis, dass das schwowische Band noch besteht, auch wenn unsere Lebenswirklichkeit heute weit weg vom Banat ist.

In Billed 1967

Die Wallfahrtskirche Maria-Radna und das Klostergebäude im Frühjahr 2021. Links der QR-Code zu einem Video mit Astrid Ziegler und Brigitte Maxa über Erinnerungen an Maria Radna.

This article is from: