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Erstes Billeder Zivilopfer des 2. Weltkrieges, Anna Lind
94 ziere im Umgang mit den ihnen Untergeordneten makabre Späße. Sie kamen auf die Idee, dass den deutschen Faschisten ein echter Deutscher spielen sollte.
Aufgrund meines Aussehens und der Tatsache, dass nach 12 Klassen in der deutschen Schule Rumänisch für mich immer noch eine Fremdsprache war, war ich für sie für diese Rolle prädestiniert. Mit einer Holzattrappe als Gewehr sollte ich die tapferen Verteidiger des Vaterlands im Rhythmus patriotischer Lieder aggressiv tanzend angreifen. Die Choreografie sah vor, dass ich zuletzt von ihRückblick nen besiegt wurde und vernichtet am Boden lag.
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Ich war schockiert, denn ich hatte weder Begabung fürs Schauspielern noch für’s Tanzen. Glücklicherweise hatten das auch die Regisseure schon bei der ersten Probe erkannt.
Die Rolle des Faschisten spielte schließlich ein rumänisch national gesinnter Kollege mit schauspielerischem Talent so überzeugend, dass er stehenden Applaus bekam. Durch den so glaubwürdig gespielten Hitleristen war der Sieg erst vollkommen.
Erstes Billeder Zivilopfer des 2. Weltkrieges
Anna Lind geb. Thöresz
Was an diesem 7. April 1941 in Billed geschah, kann ich nur aus Erzählungen von meiner Mutter, Tanten und Nachbarn wiedergeben.
Ich, Anna Lind, geb. Thöresz, wurde erst ein Jahr nach dem Unfall geboren. Meine Eltern haben nur selten über dieses schwerwiegende Ereignis gesprochen. Vor allem meinem Vater fiel es besonders schwer darüber zu reden. Erst als ich älter wurde, konnte ich das Unglück begreifen und die Trauer meiner Eltern verstehen.
Die deutsche Wehrmacht befand sich auf dem Balkanfeldzug und die Nachricht, dass die Verpflegung der Soldaten sehr knapp war, veranlasste die Dorfbewohner Pakete zu packen, um sie den Soldaten zu überreichen.
Als der kilometerlange Militärzug die Billeder Hauptstraße erreichte, warfen die wartenden Menschen die Pakete auf die fahrenden Wägen. Die Soldaten winkten dankbar zurück und freuten sich sehr über Brot, Kuchen, Schinken, Wurst, Wein und Zigaretten.
Auch mein Bruder Jakob Thöresz, geb. 12.02.1931 war dort. Er kam mit seinem Spielkameraden Packi Sepp zur Ecke bei Peter Schwarz in der Hauptgasse. Jedoch verloren sie sich, aufgrund der vielen Menschen, aus den Augen.
Es flogen viele Pakete durch die Luft. Und dann passierte es: ein Päckchen fiel zu Boden, Jakob hob es auf und wollte es auf den fahrenden LKW werfen, doch ein überholendes Motorrad mit Beiwagen erfasste ihn und schleifte ihn noch mehrere Meter weit mit.
Der gesamte Militärzug wurde gestoppt und nach einer raschen Lösung für die Fahrt ins Krankenhaus ge-
Rückblick sucht. Ein Billeder namens Botjan machte sich mit seinem Privatfahrzeug mit meiner Mutter und ihrem schwer verletzten Sohn auf dem Schoß auf den Weg ins Krankenhaus nach Temeschburg. Jedoch noch auf dem Weg dorthin erlag mein Bruder seinen schweren Kopfverletzungen.
Auch dass Jakob eine sehr würdevolle Beisetzung hatte, wurde mir erzählt. Meine Eltern wohnten zu diesem Zeitpunkt noch in der Kreuzgasse, Hausnr. 119.
Soldaten trugen den Sarg, von Trauermärschen der deutschen Militärmusikkapelle begleitet, von dort zum Friedhof. Das ganze Dorf trauerte mit und so kamen viele Menschen zur Beerdigung. Der Trauerzug erreichte bereits das Grab, als die letzten Trauernden den Hof meiner Eltern verließen.
Nach der Beisetzung fragte der verantwortliche Heeresführer meinen Vater, welches Urteil er sich für den Motorradfahrer wünschen würde. Mein Vater gab dem Fahrer jedoch keine Schuld und sagte, dass auch eine Verurteilung seinen Sohn nicht wieder zurück bringen würde.
Der Motorradfahrer selbst fühlte sich zu Dank verpflichtet und hat meinem Vater seine Anschrift hinterlassen mit der Bitte sich zu melden, wenn er oder seine Familie in Not kommen und Hilfe benötigen sollte. Mein Vater hat jedoch nie Gebrauch davon gemacht.
Abbildung
Aufnahme von Jakob Thöresz anlässlich seiner Kommunion