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Maurice de Mauriac

Zeitlos

Mit Maurice de Mauriac durch Zeit und Raum

Der klingende Name versprüht französischen Charme und Luxus. Es war Daniel Dreifuss, Banker, der in New York gearbeitet hat und nach seiner Rückkehr in die Schweiz 1997 das Unternehmen mit diesem Kunstnamen mitten in Zürich aus der Taufe hob. Heute ist das Atelier, das Herz der Marke, ein lebendiger Treffpunkt voller Geschichten für Uhren-Liebhaber und einer der buntesten Orte der Uhrenwelt. Die Söhne Massimo und Leonardo Dreifuss, die Watchbros, haben die Firma anfangs 2021 vom Vater übernommen.

Leornard Dreifuss, wie kam es zu dieser

speziellen Namensgebung? Michel de Montaigne (MdM) ist der Lieblings-Essayist unseres Vaters, die Rue de Montaigne die teuerste Einkaufsstrasse von Paris… In Französischer Sprache hört sich Luxus einfach am authentischsten an. Der adlige Name hat etwas weiches, etwas singendes und fällt im Kontrast zum «scharfen» Zürich deshalb auf angenehme Art auf.

Wie seid ihr als Söhne mit dem Geschäft

auf- und mitgewachsen? Leo: Wir sind in und mit dem Unternehmen aufgewachsen. Kunden waren Teil unserer Familie. Das leben wir noch heute so. Diese Kindheit hat uns Menschen gegenüber offen werden lassen. Wir wurden zu den „Menschensammlern“ die wir heute sind. Wie unser Vater sammeln wir Menschen und deren Geschichten, sind voller Empathie für jeden, der unser Atelier betritt. Wie im richtigen Leben, so agieren wir auch in den sozialen Medien. Über 100.000 Kunden und Freunde betreuen

Jedes Jahr launcht die Familie Dreifuss, die hinter dem Familienunternehmen Maurice de Mauriac steht, 2 bis 4 Uhrenmodelle. Manche Uhr ist zur Ikone geworden.

Die Bänder - Individualität pur! «Die Wirkung der Bänder wird völlig unterschätzt». Bei Maurice de Mauriac kann der Träger sein Lieblingsband aus 2500 Uhrenbändern aussuchen.

wir direkt mit den Familienmitgliedern. Am anderen Ende findet jeder immer einen oder eine Dreifuss. Massimo: Dieses Interesse am Menschen, diese Empathie, ermöglicht es uns, sehr individuell auf jeden Kunden eingehen zu können. Verlassen Kunde und Uhr das Atelier oder den Webshop, sind sie meist zu einer Einheit verschmolzen.

Wie läuft ein solches Kennenlern-Ge-

spräch ab? Ein Kennenlerngespräch besteht nicht selten aus mehreren Gesprächen. Man nähert sich mit der Geschwindigkeit, die alle sich wohl fühlen lassen, um am Ende die eine Uhr gefunden zu haben. Nicht eine Uhr, sondern die Uhr. The one and only! Haben wir das wieder geschafft, beschert uns das ganz besondere Glücksgefühle.

Was kann man an einer Uhr alles

individualisieren? Massimo: Gehäuse, Lunette, Uhrenglas, Zeiger, Zifferblatt, Armband, Rückseite, Rotor – da gibt es bei uns viele Optionen. Leonardo: Wir nennen es «pimp your watch». Man kann auch bis zu 20 Buchstaben eingravieren lassen. Das geht von «In Liebe» bis zu «We against the world». Oft sind dies intime Worte, die unsere Uhren emotional maximal aufladen. Man kann diese Individualisierungen direkt oder von Jahr zu Jahr vornehmen lassen. Die auswechselbare Lunette beruht auf einem Patent, das unser Vater angemeldet hat.

Was drückt die Grand Coeur aus, euer

erstes gemeinsames Werk? Das ist eine Hommage an das Erbe unseres Vaters. Er hat für die L3 ein rotes Saphirglas entwickelt und so das Modell L3 sees red als seine letzte Uhr gelauncht. Wir haben dieses rote Glas zum Boden der Grand Coeur gemacht. Plötzlich bekommt das Skeleton Werk eine ganz wunderbare Struktur, weil die pulsierende Unruh, die wir dafür extra versetzt haben, wie ein schlagendes Herz wirkt. Diese Uhr lebt! Sie lebt für und mit jedem, der sie trägt und unser Vater lebt mit dieser Uhr symbolisch im Unternehmen fort. Limitiert auf 48 Exemplare erweist sie unserem Standort, der Tödistrasse 48, dem Herzen unserer Marke, alle Ehre.

Der Preis von CHF 13'500 spricht natür-

lich eine bestimmte Klientel an? Die Menschen ehren mit dem Kauf einer solchen Uhr bestimmte Erlebnisse, Lebensabschnitte, Ereignisse oder Menschen. Dafür ein „grosses Herz“ zu wählen ist ein extrem starkes Statement. Diese Uhren werden zu Erbstücken. Man erinnert sich ein oder mehrere Leben lang an den Grund, der zum Kauf dieser Uhr geführt hat. Die Uhr ist ein zusätzliches Herz, man hat ein Herz für etwas, sie steht für Leben, Liebe, Energie, man hält etwas damit am leben… die Deutungen sind vielfältig – immer extrem intensiv.

Bei Euch geht es extrem entspannt zu

und her! Ja, das Atelier ist als Herz der Marke auch ein herzenswarmer Ort zum Verweilen. Die Spuren so vieler Leben bei uns im Atelier hinterlassen ein Sammelsurium von Erinnerungen, Geschichten und Emotionen, die faszinieren. Geschichten hatten immer schon eine grosse Anziehungskraft für Menschen. Wir selbst verbringen so viel Zeit hier, da will man sich wohl fühlen. Dieses Wohl-

Uhrmacherkunst

Der ehemalige Investmentbanker Daniel Dreifuss präsentierte 1997 unter dem Namen Maurice de Mauriac seine erste Uhr, einen Automatik-Chronografen mit mechanischem Werk. Noch heute eines der bestverkauften Modelle des Familienunternehmens. Die Uhren werden auch heute noch im eigenen Atelier mitten in der Zürcher Innenstadt hergestellt und verkauft.

fühlambiente lädt natürlich auch jeden anderen ein. Wichtig ist unser zentraler, langer Tisch, wir nennen ihn unsere Tischuniversität, Hier wird gelacht, sich ausgetauscht, inspiriert, hier entstehen Geschichten, Uhren und Freundschaften. Wir hatten in der Pandemie Leute, die kamen, nur um Kaffee zu trinken und wollten gar nicht mehr nach Hause gehen. Wir sind für Einige in Zürich auch eine Art «Zuhause».

Ihr seid auch eine Uhrenbänder-Manu-

faktur? Wir fertigen Uhrenbänder nicht selbst, haben aber diverse kleine Manufakturen in der Schweiz und in Europa, bei denen wir exklusive Bänder fertigen lassen. Ja, da haben wir uns einen Ruf erarbeitet. Andere Uhrenboutiquen und Juweliere aus Zürich und aus der ganzen Schweiz schicken teils Kunden zu uns, weil wir eine Auswahl von über 2500 Uhrenbändern anbieten können. Letzte Woche erst kam wieder ein Kunde von IWC Schaffhausen extra zu uns, um sich hier sein ganz spezielles Uhrenband auszusuchen. Wir bieten auch Einzelanfertigungen an. Jeder Bänderkunde ist überrascht, dass in einem solchen Band 21 Arbeitsschritte stecken – und zwar Handarbeit. Unterschätzt wird auch, wie sehr man die Wirkung einer Uhr mit unterschiedlichen Bändern variieren kann. Klug gewählt kann man mit den richtigen Bändern aus einer Uhr viele Uhren machen.

Eure Anerkennung in der Branche ist

inzwischen hoch? Absolut. Wir sind natürlich speziell. Wir sind mutig, wagen mehr, experimentieren, sind avantgardistisch, denn wir müssen unseren Uhren nicht hunderttausende Male verkaufen. Wir limitieren oft auf nur 50 oder 100 Uhren weltweit. Das sind dann Individualisten, die es nicht möchten, dass sie in einem Meeting die Uhrenmarke aller anderen tragen. Die innere Qualität einer Uhr steht aber immer an erster Stelle. Da machen wir keine Kompromisse. Wir setzen da weniger auf Experimente, als auf Tragbarkeit bei hoher Zuverlässigkeit.

Ihr habt ja Fans aus der ganzen Welt?

Ja, wir haben Fans und ganz besondere Fans. Wir nennen sie Ambassadors – Botschafter. Meistens sind dies Kunden, die zu Freunden und dann zu Botschaftern wurden. Diese Freunde verstehen unsere Philosophie und leben sie mit uns. Sie präsentieren Interessenten eine kleine Auswahl, die wir nach Absprache zusenden. Das passiert bei denen zuhause, in einem Cafe, irgendwo beim Golf, beim Tennis, da wo man sich wohl fühlt. Das basiert alles auf gegenseitigem Vertrauen. So kann man unsere Uhren fast überall auf der Welt live sehen, auch wenn wir auf die Präsenz im Handel komplett verzichten. Eure Ziele? Ein gesundes Wachstum. Wir denken in Kollaborationen, in Kreisen und nicht in Hierarchien. Letzthin kam ein Kunde mit der Idee, doch in «seiner» Stadt ein cooles Maurice de MauriacAtelier zu eröffnen. Aus solchen Ideen entstehen oft neue Dynamiken, die wir ergebnisoffen zu Ende denken.Wichtig ist uns dabei, dass wir unsere Freiheiten, die wir als kleine Marke und Familienunternehmen haben, nicht einbüssen müssen. Diese Freiheiten soll man unseren Uhren weiterhin ansehen, diese Freiheiten soll man im Atelier fühlen können.

«Geschichten»

Modellautos, Memorabilia, Fotobücher, Kunst, Bücher, Uhrenrohlinge, edles Leder - Fundstücke findet man zu hunderten im Atelier der Geschichten.

Der «Landy»

Rund um den Zürichsee bekannt: Der blauweisse Series II Land Rover von 1967 mit der Aufschrift «Maurice de Mauriac –watches made by zurich»

network Timeless through time and space with Maurice de Mauriac A resounding name which exudes the promise of French charm and luxury. Still it was a former New York banker, Daniel Dreifuss, who in 1997 launched the Swiss company with the artistic name in Zurich – the heart of the brand. Today it has become one of the most colourful meeting places for watch lovers from all over the world! It was at the beginning of 2021 that the sons Massimo and Leonardo Dreifuss, the Watchbros, took over the company from their father.

Leornard Dreifuss, how did the name come about?

When it comes to luxury and all things French, they go hand in hand. Michel de Montaigne (MdM) is our father’s favourite essayist. The Rue de Montaigne is the most expensive shopping street in Paris. The name Maurice has a certain noble feel to it. The connotative meaning of the name gives it a lavish ring.

You grew up with the business?

Leo: We grew up in the business. The customers were part of the family. Like our father, we also turned into ‘people magnets’, an asset that still stands in our favour today. We personally look after thousands of clients. We don’t rush them. We not only want them to find a watch, but: Their one and only!

What aspects of a watch can be individualised?

Massimo: The case body that houses the watch, the case side, the glass, the dial, the hand, the rotor and the watchstrap – the world is your oyster! Leonardo: We call it: Pimp your watch! Our system is so flexible you can do it right away or progressively later on. You can also have up to 20 letters engraved. Our father developed a patent that allows us to exchange the lunette or bezel, the frame into which the glass is clamped.

What is the Grand Coeur an expression of?

It’s our first joint work. It’s a tribute to our father’s heritage. After all it was he who put a red sapphire lens in front of the L3. In the Grand Coeur we use it as the glass bottom. We love skeleton watches with their translucent appeal but often they can be too ‘busy’. In the Grand Coeur, suddenly the skeleton mechanism gets this wonderful structure, because we create the effect of a beating heart in front of the red sapphire lens. It’s as though the watch is alive. Limited to 48 copies it is a reference to our location, 48 Tödistrasse.

The price CHF 13,500 has to speak to a certain clientele?

With a watch like this people celebrate certain experiences or stages in life. For example, the founding of a company or the birth of a child. By selecting a ‘big heart’ for these they’re making a big statement. Later they become heirlooms. They will always have a special association.

Your business comes across as very relaxed!

Yes, it’s somewhere you want to linger and wile away the time – a Smorgasbord of life as it were. We spend so much time here so there has to be that feel-good factor. We rely on one almighty large table. We call it our “table university” with how it lends itself to an exchange of ideas and innovations. During the height of the pandemic people would simply come around for a coffee and not want to leave (both laugh).

You also manufacture watchstraps?

We don’t manufacture them ourselves, but we use a variety of small factories and studios around Switzerland and Europe where we have our exclusive watchstraps made. It has definitely earned us a reputation to be proud of. Other watch boutiques and jewellers in Zurich and around the whole of Switzerland send their clients to us because we can offer a selection of more than 2500 watchstraps. Only last week, once again a client was sent to us especially by IWC Schaffhausen [a leader in Swiss made watches since 1868] to chose a very special watchstrap. We also offer tailor-made options. Few know that it takes 21 work steps all of them handcrafted. Most of us underestimate how a watchstrap can completely change the look of a watch. Clever watchstrap choices can turn one watch into many.

Meanwhile your recognition in the sector is considerable?

Absolutely. What we do is obviously special. We are courageous, daring, avant garde and like to experiment. And we can, because we don’t have to sell our watches hundreds and thousands of times over. Often we limit them to 50 or 100 watches worldwide. The integrity of the inner quality of a watch always has to come first and there is no room for compromise. Wearability in the context of high reliability is what counts.

You’ve got fans around the globe?

We like to call them ambassadors, clients who have become our friends and then became ambassadors for our brand. They understand the philosophy of how we work and live it with us. They will display interest in a small selection, which we will ship to them on consignment. They in turn will present interested parties with the wares, be it over coffee in a small café or meet them for a round of golf or a game of tennis. Everything is based on mutual trust. This gives our watches exposure just about everywhere, even if we completely renounce our presence in the retail industry.

Your goals?

Healthy growth. We think collaboratively not hierarchically. More recently a client came to us with the idea that he wanted to open a really cool Maurice de Mauriac shop in “his” city. Emerging from ideas like this, are often new dynamics that we’ll gladly embrace. At the same time we want to make sure we can embrace the freedoms that a family-run business allows us to uphold.

Grand Cœur

Mit dem in mattem Schwarz gehaltenen Chronographen gaben die neuen Macher bei Maurice de Mauriac ihr Debüt. Der rote Saphirglasboden gibt den Blick frei auf das Uhrwerk, in dem ein Herz zu pochen scheint. Die Uhr ist limitiert auf 48 Stück - eine Homage an die Tödistrasse 48 - dem Standort des Ateliers in Zürich.

L2 RED SEA

Die Taucheruhr für Liebhaber des Minimalismus. Aussergewöhnlich auch hier, das rote Sphiruhrenglas. Design by Fabian Schwaerzler.

Das Sammlerstück ist auf 42 Exemplare limitiert und ist für hohe Wasserdrücke ebenso geeignet, wie auch zum Abtauchen in den Untiefen des Lebens

Interview on YouTube

© all photos by Philipp Mueller

MAURICEDEMAURIAC.CH

Maurice de Mauriac 8002 Zürich | Switzerland

geöffnet: Mo-Fr: 09.00 -18.00 Uhr Sa: 11.00 – 14.00 Uhr.

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