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Engelberg "freeride"
freeride Engelberg
Tiefschnee, unverspurte Hänge und traumhafte Abfahrten. Kaum fällt der erste Schnee, zieht es Skifahrer, Tourengeher und Freerider in die Berge. Engelberg und vor allem der Titlis ist eine Pilgerstätte für einige der besten unter Ihnen. Die bekannten Namen der alpinen Aushängeschilder sind schnell genannt, Gisin-Familie, Marco Odermatt. Wir wollten aber einige «Wilde» porträtieren. Fabian Bösch ist da «on top». Ein wenig verrückt, ich meine, wer springt schon rückwärts von einer 90-Meter-Schanze? Dann kam Snowflake ins Spiel. Snowflake? Ein Video von ihm ging um die Welt und liess auch mich nicht mehr los. Telefon-Interview? Keine Chance. Der Mann, Jahrgang 1948, macht Dinge nur von Auge zu Auge. Und so kam es auch. Und es war die Reise wert. Sonnuntergang auf dem Titlis nach einem strahlend sonnigen, kristallklaren Tag. Magie pur, Gänsehaut-Feeling.
Wie kamst Du zum Namen Snowflake?
Ich bin fast 100 Tage pro Jahr auf meinen Ski hier unterwegs. Ein Seilbahnmitarbeiter sah mir von oben zu und meinte, dass ich im weissen Outfit wie eine tanzende Schneeflocke aussehe. Internationale Gäste haben Snowflake daraus gemacht. 2015 hat DPS ein Video gedreht, das viral ging, auch weil ich so rede, wie mir der Schnabel gewachsen ist… (lacht)
Und das weisse Outfit?
…Uj, vor vielen Jahren wurde die Pistenschlusskontrolle eingeführt. Ich wollte das nicht akzeptieren, habe immer bis zum Sonnenuntergang gewartet. Also haben wir uns weiss angezogen und sind der Pistenkontrolle so entwischt. Ich blieb in Weiss, weil es ein tolles Gefühl ist, in der Farbe der Natur zu versinken.
Dein Lebensgefühl und Freeriden?
Mit 3 Jahren stand ich erstmals auf Skiern. Mit 12, 13, haben wir das Wedeln gelernt, was damals nur Wenige beherrschten. Und dann ging das immer weiter. Am Meer hätte ich wohl surfen gelernt. Hier ist es das Freeri-
den, welches dieses Gefühl von Freiheit vermittelt. Jemand, der das mal wirklich erlebt hat, der kann nicht mehr ohne. Es ist eine Sucht. Vor allem in der heutigen Zeit, wo alles so eng aufeinander ist, die Menschen sich gegenseitig behindern, überall Zwänge herrschen. Freeriden ist Freiheit pur. Es ist wie Schweben oder Fliegen. Da werde ich mit der Materie eins. Ich glaube, das höchste der Gefühle ist, wenn wir mit der Natur eins werden.
Was macht den Titlis aus für Dich?
Oben hat man eine Aussicht, die hunderte Kilometer weit reicht. Dann ist er extrem schneesicher und man ist schnell auf 3000 Metern Höhe. Dazu kommt, dass man hier länger als andernorts fahren kann, bis weit in den Frühling hinein.
Deine Lieblingsabfahrten?
Der Galtiberg, da sollte man aber nicht einfach den Spuren nachfahren, das ist anspruchsvoll, aber imposant. Die Steinberg-Abfahrt mit ihren Eisflanken liebe ich. Und natürlich «Das Laub», der längste Tiefschneehang mit gleichmässigem Gefälle (30-40° steil). Wenn Du da als Skifahrer erstmals oben stehst, bist du einfach platt, so bombastisch ist der Hang.1500 Meter breit und 1200 Höhenmeter Nonstop-«Fliegen».
Du bist gerne alleine unterwegs?
Ich sage immer, die Krähen sind im Schwarm unterwegs, nur der Adler fliegt alleine. Spass beiseite, ich treffe hier immer wieder so viele nette Menschen, Lebensfreude wirkt ansteckend.
Interview on YouTube Video
Fabian Bösch, skifahrender Tausendsassa, Jahrgang 1997, ist immer für einen Extra-Spass zu haben. Mit 16 war er bereits Weltmeister im Slopestyle. Ein Jahr später gewinnt er die X-Games im Big Air, in der Freestyle-Szene die eigentliche Krönung. Dazwischen wird er mit Rolltreppen-Videos zum Internetstar. Er ist auch eines der Aushängeschilder der Sportmittelschule von Engelberg. Hier trainieren die Skistars von morgen. Fabian Bösch ist hier heimisch, der Titlis sein Hausberg. Der Rückwärts-Sprung über 90 Meter von der weltweit grössten Naturschanze mit einem Double FrontFlip sein letzter Coup.
Wie kommt man auf die Idee einen solch verrückten Sprung zu inszenieren?
Ich komme aus Engelberg, hier steht die grösste Schanze des Landes und ich dachte, das wäre doch cool, mal was anderes zu machen. Da tastet man sich Schritt für Schritt ran, steigt mit der Zeit immer höher die Schanze hoch, bis man ein Gefühl für die Geschwindigkeit hat. Dann probiert man den 180° switch, also die Drehung im Rückwärtssprung, fügt den Front Flip (Vorwärtssalto) hinzu usw. Wenn man alle Elemente in drei Tagen ein Dutzend mal geübt hat, fügt man sie für den finalen Sprung zusammen: mit 90km/h rückwärts die Schanze runter, die Drehung vom Schanzentisch über die kleine vor-
gelagerte Schanze den Double Front Flip (zweifachen Vorwärtssalto) der mich rund 50 Meter hinunter katapultiert hat.
Lieblings Freerideroute in Engelberg?
Galtiberg! Mit einer Länge von 8 km und vor allem fast 2000 Höhenmeter zählt der Run zu den längsten Variantenabfahrten der Alpen. Spektakulär auch die imposante Titlis-Nordwand. Aber auch ich gehe mit Freunden, welche die Verhältnisse genau kennen. Und man muss die Sicherheitsausrüstung dabei haben.
Wie lange kann man im Big Air und Slopestyle an der Weltspitze bleiben?
Bis 30, wenn man richtig gut ist, das wäre mein Ziel. Danach? Eventuell Skifilme Backcountry Skiing und Coaching im Skisport. Aber das ist noch zu weit weg.
Was macht die Freestyle Faszination aus?
Wir haben ganz jung angefangen, mit ganz einfachen Drehungen, Salti. Man macht weiter, doppelte Salti, man sieht, es funktioniert, hat noch mehr Spass dabei. So fängt die Freestyle-Reise an und hört für mich aktuell beim Quad Cork 1980 auf, den ich als erster Mensch auf Skiern 2019 an den X-Games gezeigt habe. Aktuell begrenzen Grösse und Steilheit der Schanzen die «Airtime» und damit die Anzahl Drehungen und Salti, die möglich sind.
Und der tollste Sprung garantiert nicht immer die beste Wertung?
Genau, das musste ich (mühsam) lernen, strategisch zu denken. Ein perfekt gestandener Triple Cork 1620 mit einem sauberen double-grip (zweifacher Griff zum Ski), der mich zum Weltmeister 2019 in Park City machte, ist manchmal sinnvoller.
Wie wichtig ist Social Media?
Für Sponsoring-Verträge sind die Posts und Filmchen heute genauso wichtig wie die sportlichen Resultate.
@BUHSCH
6390 Engelberg | Switzerland network Pure Freedom Deep snow, slopes that haven’t yet been tracked out and sensational descents. Hardly has the first snow fallen and the freeriders all head into the mountains. The Engelberg alpine resort in central Switzerland and especially the Titlis is a pilgrimage site for some of the best among them. There are of course the stand-out names. We however want to showcase some of the wildcards. Like Snowflake. His video went viral. It had me in its grip so much I had to talk to this freerider born in 1948 and who insisted we do so face to face. Just as well, sunset on a crystal clear day on the Titlis can be pure magic.
How did you come by the name
Snowflake? A cableway operator was watching me on my skis from above, said I looked like a dancing snowflake in my outfit. In 2015 DPS skis made a video of me that went viral because of how outspoken I am … (laughs) And the white outfit? Phew, it goes back many years when the slopes were monitored at sunset and we didn’t want to get caught. White today still
makes me feels at one with nature. Freeriding and your outlook on life? On skis since the age of three, the pure freedom of Freeriding is addictive, like gliding or flying. When we all live on top of one another like we do, the biggest high is when we become one with nature. What does the Titlis mean to you? On top one has a view that stretches hundreds of kilometres, you get to 3000 m quickly and the area is snow-sure even well into the spring. Your favourite slopes? Galtiberg, one of the longest variant off-piste runs in the Engelberg and the Alps. But you shouldn’t simply follow the tracks. It makes it demanding but imposing at the same time. I also like the Steinberg descent with its ice flanks and that of “Laub” that has you ‘flying’ all the way with a uniform gradient of 30 to 40 degrees.
You like being on the go on your own?
Eagles fly alone but jokes aside, I meet so many nice people here every so often – a zest for life is contagious.
Another current top ranking freerider wildcard that caught my eye is Fabian Bösch: A jack-of-all-trades millennial skier and a bit crazy some would say. For who would dare a backflip off the country’s biggest natural ski jump at 90 m? Even if he was Slopestyle World Champion at age 16. With no less than a double somersault, his final feat.
Why would one stage a crazy jump like
that? I thought it would be cool to take advantage of the Engelberg where I come from and do something different. It started by practising going up the ski jump higher and higher, once I got the feel I tried the 180° switch, the twist into the back flip, added a somersault to it and so forth. Three days of practise then came the final jump with all the elements in one. Down the ski jump backwards at 90km/h, then came the backward twist off the jump-off platform, then the double somersault over the small ski jump in front of the platform, which catapulted me down some 50 m. Engelberg favourite hotspots? Galtiberg! Also spectacular is the imposing Titlis north face, always with friends who know the conditions well and with safety equipment.
How long can you rank top in Big Air and
Slopestyle? Until the age of 30 would be my goal, when I’d be really good at it. Thereafter, even if a long way off I’d say ski films, backcountry skiing and coaching would be my thing.
What is the fascination with freestyle?
The number of turns and somersaults that are possible. Currently, the size and steepness of the jumps limit the "airtime" and thus the number of turns and somersaults that are possible. Most recently I became the first person on skis to participate in the Quad Cork 1980 X Games in 2019.
You’ve meanwhile become an internet star with your escalator videos. How im-
portant is social media? When it comes to sponsor contracts, posts and videos are as important as sporting results.
Interview on YouTube Video
WWW.ENGELBERG.CH
Engelberg-Titlis Tourismus 6390 Engelberg | Switzerland