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China, Global Infrastructure & ecos

Auf meiner Recherche zum Thema Nachhaltigkeit stiess ich via öbu auf die Global Infrastructure Basel Foundation (GIB) und ecos. Ein Mitglied der Geschäftsleitung beeindruckte mich mit ihrem interkulturellen, interdisziplinären Hintergrund und ihrer Praxis-Erfahrung aus fast 200 internationalen Nachhaltigkeitsprojekten: Katharina Schneider-Roos gab uns einen kleinen Einblick in die Welt der Nachhaltigkeitsprojekte.

Ein Wort zum Werdegang?

Das Interesse für das Wohl der Welt entsteht, wenn man in die Welt hinausgeht und kulturelle Grenzen überschreitet. Ich bin 1991 mit 19 Jahren mit der Transsibirischen Eisenbahn nach China gefahren für mein Sinologiestudium. Das war eine prägende Erfahrung. 2003 habe ich mit Solveig Klaßen den Film «My Camera Doesn’ Lie» gedreht, eine Bestandesaufnahme des unabhängigen Filmschaffens in den 1990er Jahren in China. Dann war ich längere Zeit für den ORF in China tätig.

Wie kam es zum Wechsel zu GIB?

Ich wollte meinen Horizont erweitern, absolvierte eine CSR-Ausbildung und stiess zu GIB. Da China weltweit bei der Erstellung von Infrastruktur eine wichtige Rolle spielt, kamen mir meine ChinesischKenntnisse zugute. GIB bringt Investoren und Städte für nachhaltige Infrastrukturprojekte aus der ganzen Welt zusammen: Von der Tramlinie in Costa Rica, über ein Bus Rapid Transit System in Johannesburg bis zur Photovoltaikanlage in Chile. Diese Städte sind teils so mangelhaft mit Budgets ausgestattet, dass es externer Investoren bedarf. Diese Vermittlungsrolle kam GIB zu.

Wo sind da die United Nations?

Aus der Praxis heraus haben wir – drei Jahre lang – den SuRe®-Standard entwickelt, The Standard for Sustainable and Resilient Infrastructure, https://sure-standard.org. Da sassen alle Stakeholders am Tisch: UNO-Vertreter, Weltbank, Ingenieursverbände.

Was sind die Eckpfeiler und Kriterien bei SuRe®?

Um nachhaltig planen zu können, braucht es die richtige Vernetzung vieler Kriterien. Es geht nicht nur um Klima und Biodiversität, da gehört auch Arbeitsrecht, Antikorruptionsmassnahmen dazu. Haben auch Kinder und Frauen Zugang zu einem neuen Wasserprojekt? Im Planungsprozess wird überprüft, ob alle Beteiligten miteinbezogen wurden.

Wer überprüft vor Ort?

Gute Frage. Wir nennen es das Assurance System, die Qualität steht und fällt mit der Messbarkeit. Da haben wir uns an https://www.isealalliance.org/ orientiert. Den eigentlichen Job übernehmen sog. Auditors, welche die Projekte vor Ort zertifizieren.

Welche Stufen durchlaufen solche Projekte?

Der Knackpunkt ist die «early stage»: Projekte in der Ideenfindung. Das ist privaten Investoren meist zu riskant. Die Hauptfinanzierer sind da Entwicklungsbanken. Daraus haben sich die Blended Finance Mechanismen entwickelt, Mischfinanzierungen, welche das Risiko für private Investoren reduzieren. Da fand auch eine Professionalisierung statt. Verbände, wie ICLEI, in dem sich 2500 Städte und Regionen aus 125 Ländern für Nachhaltigkeit engagieren, unterstützen die öffentliche Hand bei diesen Themen. Auch bei der UNO wuchs die Erkenntnis, dass Städte wichtiger werden. Sie handeln oft schneller als Staaten.

Wie kamen Sie zu ecos?

GIB war ursprünglich ein Projekt von ecos. Nun liegt mein Fokus in der Nachhaltigkeitsberatung von hiesigen Unternehmen. Für die Strategieentwicklung ziehen wir die von der UNO erarbeiteten SDG, die Sustainable Development Goals, als Referenzrahmen heran. Sie bilden die Komplexität der Nachhaltigkeit am besten ab. Wenn wir die einzelnen Branchen anschauen, gibt es viele Organisationen, die mitmischen und Nachhaltigkeit definieren. Es gibt aber starke Bestrebungen, v.a. aus der EU, Standards zu harmonisieren. Der zunehmende Druck aus der Politik wirkt als Treiber. Immer mehr Firmen kommen auf uns zu und suchen Orientierung. Dann muss entschieden werden, welche Bereiche wesentlich sind, also wo der grösste Beitrag zu Nachhaltigkeit in Bezug zum Kerngeschäft und den Lieferketten geleistet werden kann.

Wo stehen wir heute?

Die Situation ist trist. Ich hörte aber letzthin einen Vortrag von Ernst Ulrich von Weizsäcker vom Club of Rome, der sich der Thematik schon seit über 50 Jahren annimmt! Und trotzdem ist er nicht frustriert, sondern das Engagement der Klimajugend stimmt ihn hoffnungsvoll. Am schlimmsten wäre, wenn die Menschen apathisch diese Situation hinnehmen würden.

WWW.ECOS.CH

4051 Basel | Switzerland

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