«The more Davids, the less chances for Goliaths»
VOL . MMXII. DA .VI.D
No. 37 ‘463
Wirtschaft: Schweizer Konzern Danzer Group an Menschenrechtsverletzungen beteiligt. Seite 5
© 2012 The Daily David
Schweizer Held: David überzeugt Hasbro, eine neue Papier-Einkaufsstrategie bekannt zu geben. Seite 5
GREENPEACE MEMBERS 1/JANUARY 2012
Klima und Energie: Majak, Sewersk und die Irrwege von Axpo. Seite 4
David hat Style: Fünf Modekonzerne wollen auf gefährliche Chemika lien verzichten. Seite 5
Die Unabhängigkeit von Greenpeace Greenpeace beweist immer wieder finanzielle und politische Unabhängigkeit sowie Unbestechlichkeit beim Vorgehen gegen nationale und internationale Konzerne, welche sich als rücksichtslose Umweltverbrecher zeigten. Goliaths wie Nestlé, Esso, UBS, Nike, Adidas, Mattel oder Novartis beugten sich bereits den Anforderungen von Greenpeace im Einsatz für die Umwelt.
AN UNSEREM 40. GEBURTSTAG GÖNNEN WIR UNS EINEN ENTSPANNTEN BOOT STRIP.
Die Geschichte hat gezeigt, dass sich ein unabhängiger David erfolgreich gegen Goliath behaupten kann. Diesem Ansatz ist Greenpeace seit 1971 immer treu geblieben. Denn im gewaltfreien Kampf für eine ökologische, soziale und gerechte Welt steht die Unabhängigkeit gegenüber Regierungen, politischen Parteien und wirtschaftlichen Interessengruppen im Mittelpunkt. Beispiele dafür zeigen sich bei den zahlreichen und mutigen Einsätzen gegen die Piratenfischerei u.a. Europas vor der Westküste Afrikas, den Aktionen gegen den illegalen Holzschlag von Grossunternehmen in Urwäldern oder beim Kampf der Konzerne um die Rohstoffreserven in der Arktis. Seite 2
Printed in St. David
FOR FREE.–
Trend: Menschenstrom 2012: Wer, wie, wo, was? Seite 4
Wetter: Mögliche Winterprognosen Montag, 16.1.2022: Solarwetter ab 1300 Meter. Über weite Strecken grauer Himmel und hohe Feinstaubwerte. Oberhalb von 1300 bis 1600 Meter ganztags sonniges «Solar-Wetter» mit Spitzenwerten. Dienstag, 17.1.2023: Frühlingsgefühle Höchsttemperaturen bis 15 Grad lassen den Dauerfrost in den Alpen weiter schwinden. Hochwassergefahr in den Alpentälern: Schmelzwasser droht die Täler zu fluten.
Die Geschäftsleitung im Interview
Mittwoch, 18.1.2033: Hudel- statt Skiwetter. Starke Niederschläge ziehen über das Land. Lokaler Schneefall oder Hagel bei Temperaturen über 0 Grad. Donnerstag, 19.1.2044: Mediterraner Winter. Über dem Flachland zunächst Wolkenfelder, später wieder sonnig. Frühlingshafte Wetterverhältnisse sorgen für hohe Temperaturen. Haselnuss und Forsythien blühen.
Die Geschäftsleitung von Greenpeace Schweiz zum Thema Unabhängigkeit und warum man sie nie aufgeben wird. In Zeiten wie diesen muss man als David Haltung bewahren und seinen Prinzipien treu bleiben. Kreative Aktionen, gewaltfreier Widerstand und mutige Konfrontationen bewähren sich im Kampf gegen globale Goliaths. Seite 3
Freitag, 20.1.2035: Keine Aussicht auf Sonne. Hochnebelartige Bewölkung oder Hochnebel durch Smog und Feinstaub. Die Nullgradgrenze steigt auf 3500 Meter.
Einmal David, immer David: Der Beginn der Greenpeace-Bewegung 1971.
Arktis: Kampf um Rohstoffreserven
Sonntag, 22.1.2055: Wo bleibt der Winter? Weiter Temperaturanstieg, Trockenheit und dramatische Verschiebung der Permafrostgrenze landesweit.
Am 1. Dezember täuschten Greenpeace-Aktivisten ein Treffen mit den Vertretern von Shell, BP, ConocoPhillips, Statoil und NunaOil vor.
Stopp
Atomstrom!
Als die Vertreter und Vertreterinnen der Ölindustrien sich am 1. Dezember mit dem Öl- und Mineralienministerium von Grönland trafen, um die Zukunft der Rohstoffreserven in der Arktis zu diskutieren, wurden sie von Greenpeace-Aktivisten abgefangen. Um sicherzustellen, dass sich die Ölindustrien der Risiken bewusst sind, arrangierten diese eine eigene Konferenz. Ankommende Gäste wurden von Greenpeace-Aktivisten höflich in den ersten Stock gebeten mit der Erklärung, die Konferenz sei ein Stockwerk tiefer verlegt worden. So befanden sich Manager von Shell, BP, ConocoPhillips, Statoil und NunaOil an einer Präsentation über die Gefahr von Tiefseebohrungen in der Arktis, anstatt Verkaufspläne über die Rohstoffreserven in der Arktis zu schmieden. Mehr Informationen über die Zerstörung und Plünderung im Hohen Norden auf Seite 4
Samstag, 21.1.2070: Apokalyptisches Wochenende. Weiterer Temperaturanstieg, Trockenheit und dramatische Verschiebung der Permafrostgrenze landesweit. Gesteinslawinen sind keine Seltenheit.
Banner-Aktion Greenland BMP in Kopenhagen 2011
Banner-Aktion während der Donauüberflutung 2009
wird man nicht. David ist und bleibt man. Jede Unterstützung zählt im Kampf gegen die Goliaths dieser Welt.
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GREENPEACE MEMBERS 1/JANUARY 2012
Ein echter David ist und bleibt unabhängig Greenpeace beweist seit der Gründung, dass erfolgreiche und glaubwürdige Einsätze für die Umwelt nur als unabhängige Organisation durchgeführt werden können. Unabhängigkeit und Unbestechlichkeit beginnen bei der Finanzierung. Deshalb nimmt Greenpeace keine Spenden von Kapitalgesellschaften, Parteien und der öffentlichen Hand an. Die Spenden einzelner Unterstützer sind nicht nur das Fundament der Organisation, sondern auch ein wichtiger Erfolgsfaktor, wie folgender Artikel zeigt.
David vs. Goliath im 21. Jahrhundert In einer crossmedialen Kampagne sucht Greenpeace seit Mitte November Davids, die uns im ungleichen Kampf gegen nationale oder internationale Konzerne und korrupte Staaten – mächtige «Goliaths» – unterstützen. Die Kampagne stützt sich auf die Metapher «David gegen Goliath», welche den gewaltfreien Kampf zwischen zwei sehr ungleichen Gegnern beschreibt. Dabei ist Davidsein eine Haltung
und bedeutet, vor mächtigen Gegnern oder grossen Herausforderungen nicht die Hände sinken zu lassen. Seit 40 Jahren stellt sich Greenpeace dieser Auseinandersetzung. Zu den grössten Erfolgen gehören dabei das Ende des kommerziellen Walfangs (in Japan, Island und Norwegen), das weltweite Verbot der Entsorgung von Atom- und Chemiemüll im Meer und der Ver-
zicht auf Palmöl aus der Regenwaldzerstörung von Grosskonzernen wie zum Beispiel Nestlé. Trotzdem wird unser Planet weiter ausgebeutet. Die genannten Erfolge wären dabei nicht möglich gewesen ohne die Unterstützung unzähliger Supporter. Deswegen möchte sich Greenpeace Schweiz in aller Form für die Unterstützung bedanken. Herzlichen Dank!
Das können nur unabhängige und unbestechliche Davids: Besetzung Brent Spar 1995 Brent Spar: Ein gelb-rotes Stahlungetüm in der Nordsee, Schlauchboote auf hohen Wellenkämmen, Fontänen aus Wasserkanonen, die Greenpeace-Aktivisten erwischen sollen, darüber Helikopter. Diese Aktion geschah vor 16 Jahren und doch erinnert sich heute fast jeder daran. Dies ist mitunter das Besondere an der Kampagne gegen die Versenkung der ausgemusterten Ölförderplattform Brent Spar, welche Shell in der Nordsee versenken wollte. Greenpeace konnte sie dank Ihrer Hartnäckigkeit daran hindern. Keine andere Kampagne hat so viele Menschen erreicht, überzeugt und zum Mitmachen bewegt. Nicht nur das: Erstmals gelang es Verbrauchern, mit dem Ölmulti Shell einen Konzern dazu zu bringen, seine Arroganz gegenüber dem öffentlichen Interesse aufzugeben und seine Verantwortung für die Umwelt wahrzunehmen: Viele Autofahrer fuhren einfach nicht mehr
zu den Tankstellen des Ölmultis. Sie protestierten dagegen, dass die Industrie ihren Müll einfach im Meer loswerden wollte. Shell gab nach 52 Tagen des Protestes seinen Plan auf, die Brent Spar als erste Plattform im Nordost-Atlantik zu versenken. Doch es ging nicht nur um diese verrostete Plattform, es ging damals um insgesamt 400 Stahlkolosse in der Nordsee. Der Brent Spar sollten Hunderte Plattformen auf den Grund der Tiefsee folgen. Das Scheitern des ersten Versuches war ein Signal, denn 1998 beschlossen die Anrainerstaaten des NordostAtlantiks nach zähen Verhandlungen, dass in dieser Seeregion keine ausgedienten Anlagen versenkt werden dürfen. Damit hatte Greenpeace die Kampagne erfolgreich beendet. Etwa 30 Anlagen wurden seit der Brent Spar an Land entsorgt. Ein Erfolg Davids gegen Goliath. Dokumentation unter David-werden.ch
«The Award goes to …»
Die Erklärung von Bern und Greenpeace Schweiz suchen wiederum nach Unternehmen, die verantwortungslos und ohne Rücksicht auf soziale und/oder ökologische Schäden nach Gewinn streben.
Public Eye Awards 2011 Davos Jurymitglieder: Daniel Domscheit-Berg, OpenLeaks (L), Bruno Heinzer, Greenpeace (M), Oliver Classen, EvB (R) Ob menschenunwürdige Arbeitsbedingungen, fahrlässige Umweltsünden, gezielte Desinformation oder Missachtung der Menschenrechte durch Konzerne: Im Vorfeld des Weltwirtschaftsforums (WEF) Ende Januar 2012 in Davos kommen die schlimmsten Unternehmenssünden auf die Shortlist des Public Eye Awards 2012. Damit werden die Vergehen der Unternehmen ins internationale Rampenlicht
gerückt und NGO-Kampagnen zum Erfolg verholfen. Denn schon mancher Konzern geriet durch die unliebsame Präsenz in den Medien und im Social Web massiv unter Druck! An den Public Eye Awards 2011 haben über 50‘000 Menschen weltweit bei der Internet-Abstimmung für den People’s Award teilgenommen. Mehr auf publiceye.ch
Darstellung eines Goliaths.
© Anatolij Pickmann Illunet GmbH
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GREENPEACE MEMBERS 1/JANUARY 2012
«Unabhängigkeit ist unsere grösste Stärke» Greenpeace ist eine von nur zwei echten nichtstaatlichen Organisationen in der Schweiz. Was Greenpeace ausmacht und die Handlungsfähigkeit weiterhin garantieren soll, erklären die beiden Leiter von Greenpeace Schweiz, Verena Mühlberger (VM) und Markus Allemann (MA). Sie verraten dabei, worum es im schwierigen Jahr 2012 gehen wird. Interview: Salomé Blanc Scheiternde Klimakonferenzen, Ölkatastrophe im Atlantik, Fukushima. Was denkt Greenpeace über 2010 und 2011?
nehmen, wenn etwas schiefläuft. Und ja! Wir passen unsere Mittel an. Wir bieten neue Möglichkeiten des Engagements. Wir sind sehr aktiv in den sozialen Medien. Nestlé knickte in der Palmölkampagne wegen Facebook-Likes und Hunderttausenden von Mails ein!
VM: Eine Krise jagt die nächste. Wir sind in einer grossen Umweltkrise, jetzt verschärft sich zudem die Wirtschaftskrise. Und die Politik ist ohnmächtig.
Manche sehen 2012 eine Welle der Kritik auf NPOs und NGOs zurollen.
MA: Genau an diesem Wendepunkt ist Greenpeace wichtig. Wir können handeln. Wir sprechen die klare Sprache, wir setzen die radikalen Ziele. Das geht nur, weil wir uns nicht vereinnahmen lassen. Wir sind kompromisslos. Wir wissen, dass unsere Lebensweise nicht nachhaltig ist. Genau jetzt ist der Moment, Zeitfenster zu nutzen. Jetzt muss Greenpeace sich einbringen, Hebel umlegen, eine andere Zukunft ermöglichen.
VM: Ich denke, es kommt eine Welle der Kritik auf Politik, Staat und Wirtschaft zu. Da wird Greenpeace eine wichtige Rolle spielen. An unserer Leistung dabei sollen uns die Leute messen.
Wo sieht Greenpeace die Herausforderungen für 2012? MA: International ist der Schutz der Arktis ganz wichtig. Auf keinen Fall darf dort die Tiefsee-Ölförderung beginnen. Wichtig ist auch der Widerstand gegen die Abholzung. Wir agieren mit Leuten vor Ort, gehen die Unternehmen an und arbeiten auf politischer Ebene bei internationalen Verhandlungen, um Ersatzzahlungen zu erreichen. Und Greenpeace Schweiz? VM: Wir haben unsere eigenen Schwerpunkte, arbeiten aber verstärkt bei internationalen Kampagnen mit. Hier in der Schweiz sitzen globale Firmen wie Nestlé oder Glencore. MA: Greenpeace Schweiz ist nach Deutschland und Holland der drittwichtigste Geldgeber an Greenpeace International, noch vor England und den USA. Hierzulande muss die Energiewende Wirklichkeit werden. Es müssen die richtigen Massnahmen umgesetzt werden, nicht einfach AKWs durch Gaskraftwerke ersetzt werden. Wir fordern eine dezentrale, erneuerbare Stromproduktion durch die «Neuen Erneuerbaren». Der Grossteil der Energie soll von der Sonne kommen. VM: Für Sonnenenergie muss keine Landschaft verbaut werden. Wir fordern ein Dächerprogramm. Greenpeace hat mit den Jugendsolar-Dachprojekten seit Jahren Know-how dafür aufgebaut. Diese Technologie kann auch grossflächig angewendet werden. Wir arbeiten hier mit Firmen und mit Behörden zusammen, müssen aber auch immer wieder unsere Rolle als Wachhund wahrnehmen und die Verhinderer direkt konfrontieren. Immer wieder wird Greenpeace als Brand bezeichnet. Brands gibt es im Supermarkt. Mich interessieren die Inhalte beim Einkauf. Was unterscheidet Greenpeace von anderen Umweltschutzorganisationen? VM: Unsere absolute Unabhängigkeit. Wir sind finanziell unabhängig. Und wir sind inhaltlich unabhängig. Wir nehmen kein Geld
Co-Geschäftsführerin Verena Mühlberger entschied sich für Greenpeace, weil es die radikalste und gleichzeitig die vielseitigste Umweltorganisation in der Schweiz ist. Die mit dem Künstler Spencer Tunick gemeinsam durchgeführte Greenpeace-Aktion mit 600 AktivistInnen auf dem Aletsch-Gletscher überzeugte Co-Geschäftsleiter Markus Allemann: Yes We Can.
von Staat und Wirtschaft. Und wir lassen uns auch bei Kooperationen nicht das Recht auf Kritik rauben. Unabhängigkeit ist unsere grösste Stärke.
Greenpeace auszeichnet.
Gibt es keine Verträge à la: «Für Summe X als Beitrag für Kampagne Y sind wir jetzt mal ruhig»?
Wieso verzichten? Würde Geld nicht Davids Kampfkraft stärken?
VM: Es werden gar keine Verträge mit Spendern unterzeichnet! Wir haben eine sehr strenge SpendenPolicy. Wir nehmen nur Geld von Privatpersonen und Stiftungen. Bei anonymen Spenden wird ab zehntausend Franken recherchiert woher das Geld kommt, dafür haben wir Checklisten und Anwälte.
VM: Greenpeace ist und bleibt unabhängig von Wirtschaft, Staat und Politik. Fast niemand ist so strikt mit Firmengeldern wie wir. Noch seltener ist es, keine Staatsgelder zu nehmen. Wir nehmen nicht mal Sitzungsgelder. Wir stellen auch keine aktiven Politiker an – nicht einmal im Stiftungsrat haben sie Einsitz.
MA: Greenpeace hat von allen Umweltorganisationen die grösste Toolbox. Wir machen Lobbying, Hintergrundgespräche, Öffentlichkeitsarbeit, und im Unterschied zu Anderen geht Greenpeace mit Aktivisten in den direkten, konfrontativen Dialog. Das ist wichtig auch im Zusammenspiel mit den anderen Umweltverbänden. Ein mögliches Beispiel: Wenn der WirtschaftsDachverband Economiesuisse die CO2-Abgabe verhindern will, kann Greenpeace so Druck aufbauen, dass Economiesuisse dann mit dem WWF in Verhandlungen tritt.
MA: Basis unserer Kampagnen ist die Unabhängigkeit. Laut «Weltwoche» gibt es in der Schweiz nur zwei echte NGOs, also nichtstaatliche Organisationen, die nicht irgendwie doch vom Staat unterstützt werden: Amnesty und Greenpeace. Wir haben immer wieder Geld abgelehnt, teils Hunderttausende.
Eine Rollenverteilung unter Umweltschützern? VM: Das ist nicht nur eine Rolle, das ist unsere Identität. Wie bei David und Goliath. Wir stehen auf und sagen: Das ist etwas, was die Umwelt zerstört, wir wollen das nicht. Und dann haben wir Mut und Frechheit, auch noch hinzugehen und zu sagen: Also wenn ihr nicht bereit seid, das im Dialog zu lösen, dann gehen wir auf Konfrontation. Wir sind David. Das ist, was
MA: Was mir an David gefällt, ist dieses Bild des kleinen, schlauen Menschen.
Gibt es da ein Beispiel? MA: Ein herziges! Als Axpo und der «Blick» vor ein paar Jahren die Aktion «Lichter löschen» durchführten, wollte Axpo uns die Hälfte der Erlöse, etwa 5000 Franken, zukommen lassen. Wir haben dankend abgelehnt. Noch einmal: Was bringt der Verzicht auf Firmenspenden? MA: Das ist der Preis der Handlungsfreiheit. Wir schaffen so die Möglichkeit, unsere Standpunkte in Kampagnen gegen wen auch immer einzubringen. Diese Freiheit in der Kampagnenführung ermöglicht es, unsere ganze Bandbreite an Instrumenten einzusetzen, um unsere
Ziele zu erreichen. Wären wir mit Nestlé oder Axpo verflochten, wären wir weniger frei und unglaubwürdig. VM: Greenpeace ist eine Organisation, bei der einzelne Menschen einstehen und ein Risiko in Kauf nehmen für ihre Überzeugungen. Genauso ist das mit den Spendern. Einzelne geben ihr Geld, um ihrer Überzeugung Ausdruck zu verleihen. Das passt zusammen, finde ich. Hat Greenpeace je dieses Prinzip der Unabhängigkeit gebrochen? VM: Niemals. Das ist das höchste Prinzip. 2012 sieht nach einem wirtschaftlich schwierigen Jahr aus. Was bedeutet das für Greenpeace, auch finanziell? VM: Wir sind in einer Krisenzeit, in der Greenpeace mehr tun muss und mehr Kraft braucht. MA: Eben genau weil Staat, Politik und Wirtschaft die Probleme nicht richten können. Jetzt wird deutlich, warum eine unabhängige NGO wie Greenpeace so wichtig ist. Andere Zeiten, andere Mittel. Sollte Greenpeace nicht seine Prinzipien überdenken? VM: Wir halten zu unseren Prinzipien, weil uns genau das stark macht. Die derzeitige Situation beweist gerade, wie richtig wir liegen. Werfen Sie nur einen Blick darauf, wie aus der Verfilzung zwischen Wirtschaft und Politik die Bankenkrise resultiert ist... MA: Greenpeace steht für Unabhängigkeit, Transparenz, klare Ziele und dafür, Verantwortung zu über-
MA: Wir versuchen als Institution selber Transparenz vorzuleben. Greenpeace veröffentlicht einen Nachhaltigkeitsbericht und einen Jahresbericht. Sie können darin sogar unsere Löhne finden. Wir gehen weit über rechtliche Mindestansprüche hinaus und machen eine ordentliche Revision, obwohl wir das nicht müssten. Dabei arbeiten wir nach einem internationalen Standard, der INGO Accountability Charter. Wir bieten Fakten, die kann jeder nachprüfen. Die Gegner von Greenpeace sind finanzstark und nutzen Tricks und Kniffe. MA: Wir haben über 40 Jahre an unseren eigenen Tricks und Kniffen gefeilt. Das David-Bild unserer aktuellen Kampagne passt gut. Wir haben eine ganze Menge Schlauheit entwickelt. Und wir haben uns globalisiert. Beispiel Palmölkampagne: Nestlé hat nach nur acht Wochen Kampagne reagiert. Weil wir global vorgingen. Auf all deren Issue-Barometern stand der Zeiger im kritischen Bereich. Zweites Beispiel: die internationale Kampagne zum Wasserschutz in der Bekleidungsproduktion. Da haben wir weltweit simultan im Web und als Lobbygruppe gearbeitet. Wir haben in Kooperation mit anderen Organisationen einen Brand nach dem andern attackiert und zu Commitments gebracht: Puma, Nike, Adidas, C&A … Konkret: Was plant Greenpeace 2012? VM: Die Energiewende in der Schweiz. Wir bleiben dran. Zudem wählt unser Nachbar Frankreich 2012, und da muss es auch um den Atomausstieg gehen. Einige AKWs stehen sehr nahe an der Schweiz. Da werden wir in der Westschweiz aktiv werden. MA: Dann brechen wir auf in die Arktis. Da kommt unsere Flotte ins Spiel. Wir haben ein neues Schiff. Da darf ich noch gar nicht viel verraten. Oh, und unsere Schweizer Waldkampaignerin Asti Roesle kümmert sich weiterhin um den Kongo und auch wieder um Russland. Eine Ikea-Tochter rodet dort wertvollen Urwald. Die borealen Wälder sind bedroht.
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Mayak: Ein warnender Graubünden setzt Leuchtturm gegen Atomenergie auf Windenergie! MAJAK und SEWERSK: die Irrwege der Axpo. Eine Reportage über die beiden Orte und wie Axpo sich verbiegt, um nur nicht handeln zu müssen. Ein Bericht von Florian «David» Kasser.
wie die Krebsrate sind überdurchschnittlich hoch und die Menschen sterben früher. Ein Jahr später, im September 2011, hat sich die Situation noch nicht verbessert. Axpo hat entgegen ihren wiederholten öffentlichen Ankündigungen nicht mehr Transparenz geschaffen. Skandalöser noch: Wie in einem Rundschau-Beitrag bekannt wurde, hat sie bereits einen neuen Vertrag für Uranlieferungen aus Russland abgeschlossen: Das Uran für die Brennstoffe des AKW Leibstadt stammt seit einem Jahr aus der Atomfabrik Seversk, einer Anlage, die wie jene von Majak ihre Umgebung weiträumig radioaktiv verseucht. Diese Tatsache ist längst bekannt und unter anderem durch Schweizer Wissenschaftler belegt. Im November 2011 kommt endlich eine positive Nachricht. Axpo erklärte in einer Pressemitteilung, dass der Konzern bis auf weiteres auf Uranlieferungen aus der umstrittenen russischen Wiederaufbereitungsanlage Mayak verzichtet.
Axpo begründet dies mit der fehlenden Transparenz bezüglich der dort herrschenden Produktionsbedingungen. Indem sich Axpo nun offenbar doch darum bemüht, ihren Uranbezug von der Transparenz- und Informationspolitik des Lieferanten abhängig zu machen, bewegt sie sich endlich in die gute Richtung. Erstaunlich ist aber, dass die Axpo weiterhin Uran aus Seversk beziehen will. Dort werden radioaktive Abfälle direkt in den Boden eingespritzt, was zwar nach russischem Recht erlaubt ist, aber in keinem europäischen Land denkbar wäre. Der Uranbezug aus Seversk steht im klaren Widerspruch zu den so oft gepriesenen Nachhaltigkeitsbemühungen von Axpo. Denn: Atommüll einfach zu vergraben, hat mit Nachhaltigkeit nichts zu tun. Greenpeace hat in den letzten Monaten verschiedene Indizien an den Tag gebracht, welche die Umweltverträglichkeit der Uranproduktion in Mayak und Seversk in Frage stellen.
Arktis: Kampf um Rohstoffreserven Zerstörung und Plünderung im hohen Norden. Die Manager der Öl- und Gasindustrie haben die Arktis als eines der letzten grossen unerschlossenen Reservoire fest im Blick. Auch wenn schwere Unfälle wie im Golf von Mexiko im Sommer 2010 deutlich gemacht haben sollten, dass sich die für die Umwelt und ihre Bewohner hochriskante Technologie der Tiefseeförderung eigentlich nicht beherrschen lässt, werden keine Konsequenzen gezogen. In der für auslaufendes Öl noch viel empfindlicheren Nordpolarregion wird munter weitergebohrt – oft auch ohne Katastrophenpläne für auftretende Ölunfälle. Das Polarmeer birgt in seinen Tiefen und unter den Permafrostböden im Küstenbereich grosse Mengen Methangas, das mit hohem Druck, kalten Temperaturen und Wassermolekülen als festes Methanhydrat gebunden ist. Mit der globalen Erwärmung, der Eisschmelze und dem Rückgang des Permafrostes löst sich aber der Druck auf das eisähnliche Hydrat,
wodurch Methangas in die Atmosphäre gelangen kann. Verheerend – wenn man bedenkt, dass ein Molekül Methangas (CH4) das Klima 21 Mal stärker belastet als ein Molekül Kohlendioxid (CO2). Die Fakten - Ein Kubikmeter Methanhydrat kann 164 Kubikmeter schädliches Methangas einlagern. - A llein in Alaskas Küstenregionen werden 40-60 Milliarden Kubikmeter Methanhydrat vermutet. - Weltweit wird doppelt so viel klimaschädliches Methangas vermutet wie in allen Erdgasund Ölvorkommen zusammen. Rasantes Voranschreiten der Eisschmelze Wo einst um die gleiche Zeit massive Eisschollen in den Himmel ragten, glitzert heute bereits die Gischt des tiefblauen Ozeans. Die Klimaerwärmung schlägt hier fast doppelt so drastisch zu wie im globalen Durchschnitt. Die Eisdecke hat sich schneller als von den Wissenschaftlern prognostiziert bis zum sogenannten Sommereis-Minimum zurückgezogen. Ein Polarmeer-Experte,
sorgen. Derzeitige Windmessungen helfen, ein genaueres Bild der Produktionsmöglichkeiten zu gewinnen. Greenpeace Schweiz nimmt an den Sitzungen des runden Tisches zum Projekt teil und möchte damit aktiv dazu beitragen, dass das Projekt schnell und in vollem Umfang realisiert werden kann. Wir brauchen solche Projekte für einen zügigen Ausstieg aus dem risikoreichen und dreckigen Atomstrom!
11. März 2012: Menschenstrom gegen Atom!
Warnsignal in Muslyumovo Village, Russland «Mayak» bedeutet im Russischen «Leuchtturm»: ein Name mit Symbolkraft. Denn Mayak ist einer der am stärksten radioaktiv belasteten Orte und damit eines der gefährlichsten Gebiete weltweit. Mayak ist – um beim Symbolbild des Leuchtturms zu bleiben – ein erhellendes Beispiel, dass unsere AKWs mitnichten nur Wasserdampf produzieren. Von hier, aus der Wiederaufbereitungsanlage der russischen Atomindustrie, beziehen Schweizer AKWs einen Teil ihrer radioaktiven Brennstäbe. Einen ersten Eindruck, wie dreckig Schweizer Atomstrom in Tat und Wahrheit ist, hat ein TVBeitrag der «Rundschau» vom September 2010 an den Tag gebracht. Um der Öffentlichkeit ein reales Bild von den Zuständen vor Ort zu vermitteln, ist Greenpeace im November 2010 mit einem Team von Wissenschaftlern und Journalisten erneut nach Mayak gereist. Die Situation, die sie dort vorfanden, war erschütternd. Böden, Gewässer und die Luft sind massiv radioaktiv verseucht. Die Konsequenzen für die ansässige Bevölkerung sind verheerend. Die Zahl der Fehlgeburten so-
Grösster Windpark der Schweiz in Graubünden. Die Planung für den zukünftig grössten Windpark der Schweiz ist voll im Gang. Altaventa, Initiantin des Windparks in der Surselva, plant gemeinsam mit dem Elektrizitätswerk der Stadt Zürich mindestens 40 Windkraftanlagen am vorgesehenen Standort. Damit liesse sich rein rechnerisch ein grosser Teil der Haushalte im Kanton Graubünden mit Strom ver-
Dr. Peter Wadhams von der Universität Cambridge, prophezeit, dass bis 2020 der Arktische Ozean im Sommer ganz eisfrei sein wird. Die Staaten rüsten sich zur Ausbeutung Noch bevor das Eis den Arktischen Ozean freigibt, ist der Konflikt zwischen den Anliegerstaaten um Gebietsansprüche und Ressourcennutzung bereits present. Denn hier werden mehr Öl- und Gasvorkommen vermutet als in ganz Saudi-Arabien und Kanada zusammen. Da überrascht es nicht, dass bereits heute einige Staaten damit beginnen, die militärische Präsenz in der Arktis zu erhöhen. Ein erster brisanter Streit zwischen Russland und Dänemark (Grönland) ist bereits entfacht und mit ihm ein internationales Konfliktpotenzial. Wer beweisen kann, zu wessen Festlandsockel der LomonossovRücken auf dem Meeresgrund zwischen Sibirien und Grönland gehört, stellt Anspruch auf die Rechte zur Nutzung der Rohstoffe. Dabei zählt der Bereich der Arktis zum Gemeingut, das es zu schützen gilt.
Menschenstrom Mai 2011 in der Nähe von Beznau
Tausende Menschen nahmen im letzten Mai (2011) am friedlichen Protestmarsch in der Nähe des AKW Beznau teil. Dieses Jahr ist der Menschenstrom am Sonntag, 11.März, also am Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Fukushima-geplant. Der Spaziergang soll uns in die Nähe des AKW Mühleberg führen Denn wir fordern die umgehende Abschaltung des Schrottreaktors Mühleberg! Das AKW Mühleberg weisst massive Sicherheitsmängel
auf wie z.B. Risse im Kernmantel, ungenügend gesicherte Notsysteme bei Erdbeben und Hochwasser. Ausserdem wäre die Kühlwasserentnahme nur aus der Aare möglich. Darum möchten wir Euch auffordern: Kommt zahlreich mit Familie und FreundInnen und setzt ein Zeichen für den schnellstmöglichen Ausstieg aus der Atomkraft und für eine erneuerbare Zukunft! Infos unter menschenstrom.ch
Jetzt anmelden zur Energy Academy Der zweitägige Kurs «Energy-Academy» macht Sie mit den grundlegenden Optionen für die Energiezukunft vertraut und zeigt Ihnen Zusammenhänge und Lösungen für die schweizerische Enegiepolitik auf: Wie decken wir den
Strombedarf ohne Schädigung von Mensch und Umwelt? Welches sind die Optionen und wie setzen wir sie am besten durch? Was kann jeder Einzelne dazu beitragen?
Mehr dazu auf greenpeace.ch/energyacademy
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GREENPEACE MEMBERS 1/JANUARY 2012
Modelabels: Giftfrei! Erfolg: Verpackungsmaterial ohne Regenwaldholz Hartumkämpfter Fünfsatzsieg für Greenpeace: Nach Puma, Nike, Adidas und H&M reagieren nun auch die Textilkette C&A und die chinesische Sportmarke Li-Ning auf die weltweite Greenpeace-Kampagne gegen «schmutzige Wäsche». Das Einlenken der beiden Textilgrössen und der kürzlich veröffentlichte gemeinsame Fahrplan für eine giftfreie Zukunft sind dabei wichtige Schritte. Die Textilfirmen wollen ihre Firmenpolitik bis 2020 dahingehend umstellen, dass die Verwendung von gefährlichen Substanzen entlang der gesamten Liefer- und Produktionskette gänzlich ausgeschlossen werden kann. Rückblende August 2011: Greenpeace-Untersuchungen von Sport- und Freizeitbekleidung von Adidas & Co zeigen: Die meisten der weltweit getesteten Markentextilien enthalten Rückstände der giftigen Chemikaliengruppe Nonylphenolethoxylate (NPE). In 52 von 78 Produkten (zwei Drittel) haben unabhängige Laboratorien im Auftrag von Greenpeace NPE nachgewiesen. Fünf belastete Artikel der Marken Adidas, Nike, Puma, H&M und Calvin Klein stammen aus Schweizer Läden. Greenpeace fordert die Textilindustrie auf, alle gefährlichen Chemikalien aus der Produktion zu verbannen. Puma und Nike reagieren prompt und versprechen, die Greenpeace-Forderungen zu erfüllen – Adidas und H&M folgen später. Das aus NPE entstehende Nonylphenol ist ein Hormongift und kann bereits in niedrigen Konzentrationen für Wasserlebewesen schädlich sein. Für Verbraucher haben die untersuchten Artikel wohl keine unmittelbar gesundheitsschädigende Auswirkung, über die langfristigen Beeinträchtigungen ist jedoch wenig bekannt. «Die Textilindustrie produziert ein globales Umwelt- und Gesundheitsproblem», sagt Matthias Wüthrich, Chemieexperte von Greenpeace.
Nonylphenolhaltige Abwässer belasten das Trinkwasser von Millionen Menschen in Herstellungsländern wie China. Obwohl in der Schweiz der Einsatz dieser Chemikalie weitgehend verboten ist, wird auch hier Nonylphenol durch das Waschen von Importtextilien freigesetzt – das Hormongift belastet Gewässer und Menschen auch in der Schweiz.» Greenpeace fordert ein noch entschiedeneres Vorgehen im Hinblick auf das Problem der Wasserverschmutzung und daher kurzfristigere und konkretere Zeitpläne für den Ausschluss der gefährlichsten Chemikalien. Die gesamte Branche muss erkennen, dass schmutzig hergestellte Mode in Zukunft nicht mehr salonfähig ist. Für die Modeproduzenten gilt: Wer nicht bald aus problematischen Chemikalien aussteigt, riskiert, das Vertrauen der KonsumentInnen zu verlieren. Mit dem chinesischen Vorreiter Li-Ning, der den Greenpeace-Forderungen folgt, sind wir zuversichtlich, auch die chinesische Textilbranche von einer giftfreien Zukunft zu überzeugen. Nach entsprechenden Verpflichtungen von Firmen wie Adidas, Nike, Puma und H&M kann Greenpeace nun mit dem Einlenken von C&A und Li-Ning einen weiteren Kampagnenerfolg verkünden. Ein Erfolg Davids gegen Goliath.
Danzer Group entlarvt Neue NGO-Allianz fordert «Recht ohne Grenzen» Bundesrat und Parlament sollen mit klaren Regeln sicherstellen, dass Firmen mit Sitz in der Schweiz weltweit die Menschenrechte und Umweltstandards einhalten. Das fordern rund 50 Organisationen, darunter Greenpeace Schweiz, in der gemeinsamen Kampagne «Recht ohne Grenzen». Menschenrechte und Umweltschutz sind zu wichtige Anliegen, als dass man sie einfach dem Gutdünken der Konzerne überlassen sollte. Unterstützung erhielten die Organisationen vom ehemaligen Ständerat Dick Marty. Der Menschenrechtsspezialist rief die Schweiz auf, auch im Interesse des eigenen Rufes für klare Verhältnisse zu sorgen. Ob Glencore im Kongo, Triumph in Thailand oder Axpo in Russland: Immer wieder kommen Schweizer Unternehmen bei ihren Aktivitäten im Ausland mit Menschenrechten und Umweltstandards in Konflikt. Die rund 50 Menschenrechtsorganisationen und Hilfswerke, Gewerkschaften und Umweltverbände, Frauenvereinigungen und kritischen Aktionäre, die sich nun zusammengeschlossen haben, fordern «klare Regeln für Unternehmen. weltweit». Mit ihrer Kampagne und einer an Bundesrat und Parlament gerichteten Petition verlangen sie zwingende Bestimmungen, um Firmen mit Sitz in der Schweiz auf die Einhaltung der Menschenrechte und der Umweltstandards zu verpflichten. Ein Beispiel für einen Schweizer Konzern, welcher an Menschrechtsverletzungen beteiligt ist, ist Danzer: Im Hafen von Caen entdecken Greenpeace-AktivistInnen eine Schiffsladung
von Tropenholz aus dem Kongo, das von der in Baar ZG ansässigen Holzfirma Danzer importiert wurde. Mit roter Farbe und den Worten «Forest Crime» machen die Umwelt-AktivistInnen auf die Menschenrechtsverletzungen der Danzer-Gruppe aufmerksam. Denn in der Demokratischen Republik Kongo (DRC) ist Gewalt im Zusammenhang mit Holzfirmen nichts Ungewöhnliches. Von Greenpeace gesammelte Beweise und Zeugenaussagen zeigen nun aber besonders schwerwiegende und schockierende Menschenrechtsverletzungen, in die Danzer verwickelt ist. In der Nacht vom 2. Mai 2011 haben bis zu 60 Soldaten und Polizisten die Waldgemeinde Yalisika im Dorf Bosanga (im Gebiet von Bumba - Équateur Province) brutal angegriffen. Bei den Übergriffen kam der Dorfbewohner Frederic Moloma Tuka ums Leben und mehrere Frauen, darunter minderjährige Mädchen, wurden von den Eindringlingen vergewaltigt. Eine Reihe weiterer unschuldiger Personen wurde geschlagen und abgeführt. Doch was hat das alles mit der Schweiz zun tun? Der schweizer Konzern Danzer Group begann durch die Tochtergesellschaft Siforco im Jahr 1993 in dieser Region Holz abzubauen. Der Konzern unterzeichnete dabei eine Vereinbarung mit der lokalen Bevölkerung und verpflichtete sich, die Menschen vor Ort für den Verlust der Wälder zu entschädigen: Konkret wurden den Menschen in Yalisika der Bau einer Schule und eine Gesundheitseinrichtung versprochen. Danzer hat diese Versprechen jedoch bis heute nicht erfüllt, aber weiterhin die Wälder abgeholzt.
Die schlechten Nachrichten für den Konzern Asia Pulp and Paper (APP) nehmen zu, denn immer mehr Unternehmen auf der ganzen Welt kündigen ihre Verträge mit dem skrupellosen Waldzerstörer. Dicht auf den Fersen von Mattel und Lego gab nun auch Hasbro als dritter Spielzeughersteller im Bunde eine neue Papier-Einkaufsstrategie bekannt. Laut der neuen Policy wird Hasbro zukünftig auf Papierfasern, die aus kontroverser Quelle stammen, verzichten und verlangt darüber hinaus von Zulieferern ausdrücklich, das keine geschäftlichen Beziehungen mit APP bestehen oder eingegangen werden. Hasbro hat ausserdem zugesagt, den Einsatz von FSC-zertifiziertem und rezyklierten Papier in Spielzeugverpackungen zu steigern. Die Liste der Unternehmen, die sich weigern, Geschäfte mit APP zu machen, wächst kontinuierlich und beinhaltet auch viele bekannte Marken. Hier eine Auswahl von neu dazugestossenen: – Tchibo, der weltweit fünftgrösste Kaffeeröster – Montblanc, Hersteller von LuxusSchreibgeräten – The Warehouse, die grösste Kaufhausgruppe in Neuseeland – Delhaize, Belgiens zweitgrösster
Einzelhändler und Inhaber von Food Lion in den USA – Metcash, einer der grössten Supermarktketten in Australien – Cartamundi, der weltweit führende Hersteller von Spielkarten – Zudem hat die Bankengruppe ING aufgehört, eine der APP-Gesellschaften mit Finanzdienstleistungen zu unterstützen. Diese Namen ergänzen die Liste von Unternehmen wie Nestlé, Adidas, Kraft, Unilever, Tesco, Carrefour, Auchan und Metro Group, die alle bereits etwas gegen APP durch Anpassungen ihren Lieferketten unternommen haben. Staples, der USamerikanische Einzelhandelskonzern, machte seine Meinung über APP ziemlich deutlich, als er von einer «grossen Gefahr für unsere Marke» sprach. Mehr und mehr Unternehmen stimmen dieser Meinung zu.
Trotz dem Verlust dieser Kunden und dem zunehmend angeschlagenen Ruf macht APP weiter wie gehabt, ohne Rücksicht auf Verluste. Die jüngst stattfindende Tiger‘s Eye -Tour von Greenpeace wurde Zeuge von erheblicher Abholzung von Regenwald innerhalb von APP Konzessionen in Sumatra. Dabei wurden auch Bereiche gerodet, die als Lebensraum des bedrohten SumatraTigers gelten, ebenso wie Torfgebiete mit mehr als drei Metern Tiefe, die nach indonesischem Gesetz als geschützt gelten. Auch Brandrodungen-die ebenfalls verboten sindwurden in zwei APP-Konzessionen beobachtet. Während all dies geschieht, gaukelt die PR-Abteilung von APP der Welt mit völlig übertriebener Werbung weiterhin vor, sich nachhaltig für den Naturschutz einzusetzen. Kaum zu glauben, auch wenn man beide Augen zudrückt.
SOS Meeresbewohner in Not
Das Greenpeace-Schiff Esperanza befindet sich derzeit auf einer dreimonatigen Tour durch den Pazifik. Dabei gehen Crew und Aktivisten gegen die Plünderung der Fischbestände vor. Die Meere, die unseren Heimatplaneten auch aus dem All blau erscheinen lassen, bedecken 70 Prozent der Erde. Sie sind die grösste Nahrungsquelle der Welt. Der jährliche weltweite Fischkonsum beläuft sich auf 110 Mio. Tonnen Fisch. Das hat seinen Preis: Nach Schätzung der Welternährungsorganisation FAO sind inzwischen 80 Prozent der wirtschaftlich wichtigen Fischbestände komplett ausgebeutet, überfischt oder erschöpft. Der Grund? Die industrielle Fischerei. Rund 3,5 Millionen Fangschiffe sind heute in den Ozeanen unterwegs und räumen die Meere leer. Je schneller die Fischbestände zurückgehen, desto skrupelloser und raffinierter werden die Fangmethoden. Für den Thunfischfang setzt die Langleinenfischerei jährlich bis zu 1,4 Mrd. Haken ein, an denen wiederum 1,4 Mrd. Fische als Köder hängen. Bei der Schleppnetzfischerei werden Netze mit einer Öffnung so gross wie etwa fünf Fussballfelder durch die Meere gezogen und fangen bis zu 600 Tonnen Fisch-darunter enorm viel Beifang. Den Haien werden meist die Flossen vom lebenden Leib abgetrennt, da diese enorme Summen auf dem asiatischen Markt einbringen. Um die frei lebenden Fischbestände zu schonen, werden daher immer häufiger Fische in Aquakulturen gezüchtet-derzeit bereits 47 Prozent unseres Bedarfs. Die perfekte Lösung also? Leider nein! Denn viele der am stärksten nachgefragten Speisefische sind Raubfische: Für 1 kg Zuchtlachs müssen 4 kg wild gefangener Fisch verfüttert werden: Viel Fisch wird also in weniger Fisch umgewandelt. Ein weiteres Problem sind die Umweltschäden, die die Fischzucht vielerorts mit sich bringt. Für Shrimps werden in Asien und Lateinamerika ganze Mangrovenwälder gerodet und in Vietnam werden der Pangasius-Zucht ganze Flusslandschaften geopfert. Düstere Aussichten für unsere Meere. Und wenn wir so weitermachen wird es bald keinen Fisch mehr
geben. Doch kommen wir zur guten Nachricht: Es gibt eine Lösung! Um die Abnahme der Artenvielfalt und die weitere Zerstörung einzigartiger Lebensräume zu verhindern, braucht es eine ökologische und nachhaltige Nutzung der Ozeane. Greenpeace setzt sich für ein weltweites Netzwerk von Meeresschutzgebieten ein und fordert strikte Massnahmen in der Fischerei, was Quoten und Fangmethoden anbelangt. 40 Prozent der grossen marinen Ökosysteme sollen, als Schutzgebiete ausgewiesen werden. Heute ist weniger als ein Prozent des Meeres konsequent geschützt.
Darstellung eines Goliaths.
Aber auch jeder Einzelne kann etwas tun. Die Fischerei ist ein Geschäft wie jedes andere: Die Nachfrage reguliert das Angebot. Wie wir uns also im Restaurant oder im Supermarkt entscheiden, hat eine direkte Auswirkung auf die Vielfalt der Meere und somit auf unseren blauen Planeten. Wenn wir morgen noch Fisch essen wollen, brauchen wir heute Meeresschutzgebiete und eine ökologisch nachhaltige Fischerei!
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Darstellung eines Goliaths.
GREENPEACE MEMBERS 1/JANUARY 2012
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GREENPEACE MEMBERS 1/JANUARY 2012
Reto Kestenholz
Selbstporträt im Zug (2011) Interview mit Reto Kestenholz. Er ist Profi-Snowboarder und seit zehn Jahren treuer Supporter von Greenpeace. Reto, du bist seit vielen Jahren Greenpeace-Spender. Wieso unterstützt du ausgerechnet Greenpeace?
Snowboarden spricht die Jugend an. Als wie umweltbewusst empfindest du die Jugend von heute?
Reto Kestenholz: Greenpeace leistet für mich wichtigste Arbeit, wenn es darum geht, die Natur zu erhalten. Ohne eine intakte Umwelt sind Lebewesen aller Art gefährdet, was leider viele Menschen immer noch nicht begriffen haben. Ich bewundere den Mut und die Konsequenz, mit welchen sich Greenpeace gegenüber verschiedenen wichtigen Organisationen hervorhebt.
RK: Einerseits scheint es mir für die Jugend von heute sehr schwierig zu sein, dem aktuell riesigen KonsumAngebot widerstehen zu können. Andererseits wurde meiner Meinung nach unter den Jugendlichen noch nie so viel über Umweltschutz und alternative Gesellschaftsmodelle diskutiert.
Was bedeutet dir als Profi-Snowboarder die Umwelt? Welchen Bezug hast du zu ihr? RK: Grundsätzlich sind schneereiche, kühle Winter die Voraussetzung für meine Tätigkeit als Profi-Snowboarder. Daher sind die Folgen des globalen Klimawandels für mich durchaus von Bedeutung und stimmen mich nachdenklich. Jedoch wäre es für mich zu wenig weitsichtig, nur als Snowboarder zu argumentieren, fallen doch mit dem Klimawandel ganz andere Probleme an, wie zum Beispiel Überschwemmungen oder Dürreperioden, welche grosse Menschenmassen zum Umsiedeln zwingen können-mit bekannten Konsequenzen!
Happy Birthday: 40 Jahre Greenpeace Was mit einer kleinen Gruppe unverfrorener Umweltaktivisten vor 40 Jahren begann, ist heute ein weltumspannendes Netzwerk von Menschen, die alle ein gemeinsames Ziel verfolgen: gewaltlos und kreativ gegen die zerstörerischen Handlungen von Wirtschaft und Politik vorzugehen, die auf Kosten der Umwelt Profit herausschlagen. Auch mit 40 sind wir noch kein bisschen müde, wenn es darum geht, unseren Planeten vor der Ausbeutung seiner sensiblen Ökosysteme zu schützen. Wir haben in den vergangenen vier Jahrzehnten gelernt, neue Aktionsformen umzusetzen und Lösungen voranzutreiben. Wir wissen,
wie die Öffentlichkeit gegen Umweltsünder zu mobilisieren ist und wie die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen sind. Jeder einzelne Erfolg für den Schutz unserer Erde bestärkt uns im Willen, konsequent und hartnäckig weiterzukämpfen. Für uns, für unsere Kinder und Kindeskinder. 40 Jahre – und noch kein bisschen müde! Blicken wir zurück auf die Meilensteine der letzten 40 Jahre, können wir zweifelsohne von einer Erfolgsgeschichte sprechen. Seit den Gründerjahren konnte die Organisation viel bewirken. Auch wenn Greenpeace nicht überall mit offenen Armen empfangen
wird, sind Niederlassungen rund um den Globus entstanden, um an den wichtigsten Brennpunkten vor Ort zu sein. Täglich schliessen sich Menschen unserem Einsatz für einen fairen Umgang mit der Natur an. Und mit jedem Supporter, mit jeder Stimme erhält unsere Arbeit mehr Gewicht. Diese Kraft brauchen wir auch weiterhin, um die Entscheidungsträger in Wirtschaft und Politik in die Pflicht zu nehmen. Denn unser Engagement für eine ökologische, soziale und gerechte Zukunft ist noch lange nicht zu Ende und dies gilt auch für die Geschichte von Greenpeace. Es gibt noch viel zu tun!
Ist es möglich, über das Snowboarden die Jugendlichen für die Umwelt zu sensibilisieren? RK: Ich denke, dass es ein guter Weg sein kann, aber nicht zwingend sein muss. Beim Verkauf von Ausrüstungsprodukten kann zum Beispiel auf rezyklierte oder umweltfreundliche Modelle aufmerksam gemacht werden. Auf ridegreener.com wird Wintersportlern ausserdem erklärt, wie man umweltbewusst beim Snowboarden und Skifahren Spass haben kann. Doch es braucht schlussendlich immer tiefes persönliches Interesse und Engagement, um wirklich etwas Bedeutendes bewegen zu können!
Welche Werte vermittelst du in der Snowboard-Szene?
Seit 2011 bist du auch Mitglied des Club d‘Inspiration von Greenpeace Schweiz. Welchen Beitrag hoffst du auf diesem Weg leisten zu können?
RK: Die Szene ist längst nicht mehr ein homogener Haufen von wilden Jugendlichen. Man trifft auf eine breite Palette an Charakteren, das heisst vom sehr alternativen Individuum bis hin zum Mainstream-Konsumenten. Da ist es schwierig, allgemeine Werte zu finden. Was ich ganz grundsätzlich jedoch gerne vermittle, ist, dass man mit weniger Besitz und Anspruch mehr Zufriedenheit erlangen kann oder zumindest den hiesigen Lebensstandard schätzen soll.
RK: Diese äusserst interessante und wirklich inspirierende Runde soll vor allem gegenseitiges Verständnis schaffen. Ich kann z.B. schildern, wie meine Branche tickt und wie man die Leute dort auf Umweltthematiken sensibilisieren könnte. Wir haben lange diskutiert, wie radikal man dabei sein darf oder eben sein muss, um unter dem Strich möglichst effizient arbeiten zu können, ohne sich selber dabei verkaufen zu müssen.
AN UNSEREM 40. GEBURTSTAG MACHEN WIR EINE KLEINE KLETTERTOUR.
© Greenpeace Diether Vennemann
Dialoger: Ihre Ansprechpartner auf der Strasse Seit Januar 2009 setzt Greenpeace eigene Mitarbeitende für die Mitgliederwerbung auf der Strasse ein – früher haben wir eine externe Agentur mit dieser Aufgabe betraut, Wir haben uns dazu entschlossen, damit wir Interessierte noch kompetenter und fundierter über unsere Arbeit informieren können. Unsere eigenen Direkt-Dialoger, wie diese Mitarbeiter genannt werden,
sollen aber auch jederzeit eine Anlaufstelle für bestehende Mitglieder sein. Haben Sie Ihre Adresse geändert, möchten Sie unseren E-Newsletter bestellen oder haben Sie eine Frage oder eine Anregung? Unsere Mitarbeitenden freuen sich, wenn Sie sie ansprechen, und helfen Ihnen jederzeit kompetent und freundlich weiter.
Dialoger bei der Arbeit (2011)
TV Guide: Die Verfilmung von Davids Abenteuern Kino-Kanal Der Ruf der Wale (Big Miracle) Die Tierschützerin Rachel Kramer (Drew Barrymore) versucht drei kalifornischen Grauwalen zu helfen, die sich im arktischen Eis von Alaska verirrt haben. Ein Film, welcher rivalisierende Supermächte zusammenführt und die Schwierigkeit einer Rettungsaktion simuliert. Ein Muss für alle Naturfreunde.
Wald-Kanal
Meer-Kanal
Chemie-Kanal
Greenpeace fordert Nestlé auf, dem indonesischen Urwald und den Orang-Utans eine Pause zu gönnen und kein Palmöl mehr zu kaufen, das aus Urwaldzerstörung stammt.
Wale sind ein Sinnbild für die Schönheit und die Vielfalt des Lebens in den Meeren. Doch die Walfangnationen Japan, Norwegen und Island töten jedes Jahr Tausende Exemplare. Greenpeace kämpft seit über 30 Jahren vor Ort und an internationalen Konferenzen gegen die Jagd auf Meeressäuger. Wichtige Massnahmen sind ein globales Schutzgebiet für Wale und die konsequente Verteidigung des bestehenden Handelsverbots für Walfleisch.
Zwei Dutzend Stripperinnen und Stripper rissen sich am 23. Juli 2011 vor dem Nike Store in Basel die «schmutzige Wäsche» vom Leib, um mehr Leadership von Nike und anderen Branchenführern der Sportartikelhersteller zu fordern. Auf der nackten Haut der AktivistInnen und VerbraucherInnen kam die Forderung nach «Detox» (engl. für Entgiften) zum Vorschein.
Filmstart CH-Kinos: 16.2.2012 Die Filme und der Trailer zum Kinofilm (Big Miracle) sind unter david-werden.ch einsehbar.
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Ausbildungslehrgang zum David
Greenpeace organisiert 2012 zum zweiten Mal den Lehrgang «Die Welt verändern, 1. 2, 3…». Darin lernen Mitglieder und Freiwillige, sich wirkungsvoll für ihre ökologischen Anliegen einzusetzen und in ihrer Gruppe Kooperation zu fördern. Greenpeace will die Teilnehmenden befähigen, selber Kampagnen zu planen, Aktionen durchzuführen und Basisgruppen aufzubauen. Auf dem Lehrplan stehen Themen wie Kampagnen und Aktionen, Projektmanagement und Gruppenmethodik «Themenzentrierten Interaktion (TZI)». Der Lehrgang zum «dipl. Weltveränderer» ist ein Angebot aus unserem Kursprogramm für Freiwillige. Denn wir haben gelernt: Zusammenarbeit ist essentiell. Erst recht, wenn es um komplexe Themen wie Klimawandel, Atomausstieg, Urwald- und Meeresschutz usw. geht. Deshalb teilen wir das eigene Wissen und investieren in die Weiterbildung von Freiwilligen. Weitere Informationen unter: david-werden.ch/freiwillige
Kurse 2012 1a Gruppenmethodik Miteinander vorwärtskommen 17.-19.2.12 1b Gruppenmethodik Miteinander vorwärtskommen 31.3.-1.4.12 2 Projektmanagement Der rote Faden zum Erfolg 23.-24.6.12 3 Anleitung zum Mächtigsein Kampagning 7.-8.7.12 4 Was braucht es für eine Aktion? 8.-9.9.12
GREENPEACE MEMBERS 1/JANUARY 2012
Sonderbericht zum Extremwetter Stürme, Hitzewellen und sintflutartige Regenfälle werden an Heftigkeit und Häufigkeit zunehmen. Ursache dieser extremen Wetterlagen ist der Klimawandel. Dies ist das Ergebnis eines neuen Sonderberichtes (Nov. 2011) zu Extremwetter (Managing the Risks of Extreme Events and Disasters to Advance Climate Change Adaptation) des UNO-Klimarats IPCC. Die IPCC-Wissenschaftler warnen, dass die Auswirkungen von Wetterextremen und Naturkatastrophen als Folge des Klimawandels bisher massiv unterschätzt wurden. Obwohl sich die Klimawissenschaftler, nach wie vor in der Beweisführung schwertun, Einzelereignisse als unmittelbare Folgen auf den Klimawandels zurück zu führen, ist ein Zusammenhang zwischen dem Klimawandel und der Zunahme von Extremereignissen herleitbar.
- Zunahme von Wetterextremen - Zunahme von Schäden durch Wetterextreme - Neuartige Extremereignisse in Folge der Klimaerwärmung Zu allen drei Typen gibt es jüngste Beispiele. Zum einen untersuchen die Experten Wetterextreme, die sich als Folge des Klimawandels verstärken oder in Zukunft mit hoher Wahrscheinlichkeit verstärken werden. Hierzu zählen Hitzewellen, Dürren oder Hochwasserkatastrophen. So lässt sich die Moskauer Rekordhitze im Jahr 2010 mit hoher Wahrscheinlichkeit auf den langfristigen Trend der Klimaerwärmung zurückführen. Die Hitzwelle rund um Moskau übertraf sogar den Jahrhundertsommer 2003 in Europa, der zu Tausenden von Toten geführt hatte. Im westlichen
76%
Aridifikation als Folge der globalen Klimaänderung Russland waren Missernten und riesige Waldbrände die Folge. Zweitens: Ereignisse, deren Gefährlichkeit oder Auswirkungen durch Veränderungen unabhängig vom Klimawandel zunehmen, wie z.B. ein erhöhtes Überflutungsrisiko durch verstärkte küstennahe Bebauung. Als besonders verletzlich gelten asiatische Küstenstädte. So erlebt die Hauptstadt Thailands gerade das schlimmste Hochwasser seit über 50 Jahren. Die Folgen für Bangkok, wo seit Wochen ganze Stadtteile der Millionen-Metropole unter Wasser stehen, sind noch gar nicht abschätzbar. Über 13 Millionen Thailänder sind von den Fluten betroffen, mehr als 500 Menschen als Folge des Hochwassers gestorben. Es wird bereits überlegt, Bangkok als Hauptstadt Thailands aufzugeben.
Zum Dritten wird die Entstehung neuer Wetterphänomene diskutiert. Diese neuartigen Phänomene und Extremereignisse in Folge des Klimawandels können möglicherweise verheerende Auswirkungen verursachen. So können sich Hurrikane in Regionen bilden, wo dies bisher als unvorstellbar galt. Beispielsweise wütete Anfang November 2011 über Südeuropa ein monströser Tiefdruckwirbel, der für sintflutartige Regenfälle in Italien sorgte. Sturzfluten überschwemmten die Strassen in Genua. In den reissenden Flüssen ertranken mindestens 16 Menschen. Meteorologen schliessen nicht mehr aus, dass sich durch die Erwärmung des Mittelmeers in Zukunft auch dort Hurrikans oder zumindest hurrikanartige Stürme bilden können.
Seit 33 Jahren ist die Rainbow Warrior der Inbegriff für das weltweite Engagement von Greenpeace für eine bessere Welt. Am 14. Oktober 2011 fand in der Nähe von Bremen die Taufe der dritten Rainbow Warrior statt. Es handelt sich um das erste massgeschneiderte Schiff, das Greenpeace nach neuestem Stand der Technik und höchsten Umweltstandards hat bauen lassen. Neues Greenpeace-Flaggschiff setzt ökologische Massstäbe
Umweltschutzkampagnen 76% Mitgliederbetreuung und Datenbank 3% Administration / GL 7% Mittelbeschaffung 13%
Nachhaltigkeit
Greenpeace selbst hat in den letzten Jahren viel unternommen und investiert, um Energie zu sparen bzw. erneuerbare Energie zu nutzen. Die wichtigste Massnahme war der Ersatz der Ölheizung durch eine Pelletheizung im Zürcher Büro. Weitere ökologische Verbesserungen waren bauliche Isolierungsmassnahmen (vor allem neue Fenster), der Bezug von Strom aus erneuerbaren Quellen und der konsequente Einsatz von Recyclingpapier.
Im Jahr 2010 konnten die CO2 Emissionen von Greenpeace gegenüber dem Vorjahr um 30 Prozent reduziert werden. Unser primäres Ziel ist es, den jährlichen CO2-Ausstoss weiter zu reduzieren. Dennoch wird es in absehbarer Zeit nicht möglich sein, unsere Aktivitäten ganz frei von CO2-Emissionen abzuwickeln. Deshalb haben wir uns entschlossen, unsere Emissionen auch dieses Jahr mit dem Kauf von CDMGold-Zertifikaten bei der Firma South Pole zu kompensieren – und zwar mit einem doppelt so hohen Kompensationswert. Konkret unterstützt Greenpeace damit ein Windfarm-Projekt in Taiwan. Dabei ist uns aber bewusst, dass CO2-Kompensation keine langfristige Lösung des Klimaproblems ist. Um unsere CO2-Emissionen in den Jahren 2011 und 2012 weiter zu senken, haben wir zusätzliche Massnahmen eingeleitet und teilweise auch schon umgesetzt: Seit Beginn des Jahres verfügt Greenpeace über ein Videoconferencing-System, das uns den direkten Austausch mit zahlreichen anderen Greenpeace-Büros ermöglicht. Damit wird die Anzahl Flug- und Zugreisen für internationale Meetings weiter reduziert. Im Lauf des Jahres 2011 werden wir das Volumen an Drucksachen weiter reduzieren. Insbesondere soll die Kommunikation mit unseren aktuellen Mitgliedern vermehrt auf elektronischem Weg stattfinden.
Mit der Taufe der Rainbow Warrior III stellt Greenpeace sein neues Kampagnenschiff vor. Die Rainbow Warrior III wird ab Februar 2012 der Ostküste der USA folgen und lokal diverse Greenpeace-Kampagnen unterstützen. Die Tour führt weiter über Mexiko nach Brasilien.
«Auch mit der Rainbow Warrior III werden wir weltweit gegen die Umweltzerstörung aktiv», sagt Kumi Naidoo, Geschäftsführer von Greenpeace International. «Das neue Schiff ist das Versprechen, dass wir uns auch weiterhin für eine grüne und friedliche Zukunft einsetzen.» Seit der ersten Kampagne gegen Atom-
3%
13%
Taufe und Jungfernfahrt der Rainbow Warrior III
Die Rainbow Warrior III ist eines der umweltfreundlichsten Schiffe seiner Klasse: Mit fünf Segeln und insgesamt 1300 Quadratmetern Segelfläche ist das Schiff 14 Knoten schnell. Nur bei ungünstigen Wetterbedingungen kommen verbrauchsarme Dieselmotoren zum Einsatz. Trinkwasser wird aus dem Meer gewonnen, das Abwasser an Bord wieder aufbereitet. Alle Materialien an Bord sind nach Umweltaspekten ausgesucht: So wurde beispielsweise kein PVC und kein Tropenholz verwendet. Die Rainbow Warrior III verfügt über vier Schlauchboote und einen Hubschrauberlandeplatz.
Greenpeace verzichtet explizit auf Gelder von Bund, Kantonen und Unternehmen, um die vollständige Unabhängigkeit zu wahren. Der effiziente Einsatz Ihres Spenderfrankens ist uns deshalb wichtig:
7%
Drei Arten von Extremereignissen Der Report unterscheidet zwischen drei Arten von Extremereignissen:
Investitionen
Impressum 2012
Das neue Greenpeace Flagschiff: Die Rainbow Warrior III. waffentests auf den nordpazifischen Aleuten sind Greenpeace-Aktivisten auf den Meeren aktiv. Von GreenpeaceSchiffen fuhren Aktivisten in Schlauchbooten vor die Harpunen der Walfänger, stoppten das Versenken von giftigem oder radioaktivem Müll oder protestierten gegen den Transport von illegal geschlagenem Tropenholz.Der Bau der Rainbow Warrior III wurde durch über
100‘000 Einzelspenden finanziert. Dabei konnten die Spender festlegen, für welches Schiffsteil oder welchen Einrichtungsgegenstand ihr Geld verwendet werden sollte. Insgesamt hat das Projekt rund 23 Millionen Euro gekostet. Als Dank an die Supporter kam die Rainbow Warrior III zunächst an die europäische Küste. Die neue Rainbow Warrior III ersetzt die Rainbow Warrior
II, die 22 Jahre Teil der GreenpeaceFlotte war. Die Rainbow Warrior II wurde im September 2011 an die humanitäre Organisation Friendship übergeben und in «Rongdhonu», (Regenbogen auf Bengalisch) umbenannt. Als schwimmendes Krankenhaus bringt sie nun Hilfe in Gegenden, die bereits heute von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind.
Greenpeace Members 1/Januar 2012 erscheint viermal jährlich. Die Publikation geht an alle Greenpeace-Supporter (Jahresbeitrag ab CHF 72.–). Herausgeberin/Redaktion: Greenpeace Schweiz, Heinrichstr. 147, Postfach, 8031 Zürich, Telefon 044 447 41 41, Fax 044 447 41 99, greenpeace.ch. Gedruckt auf Recyclingpapier, Beilage zertifiziert mit dem blauen Engel, Postkonto 80-6222-8. Gerne stehen unsere Dialoger auf der Strasse für Ihre Fragen und Anliegen zur Verfügung. Zögern Sie nicht, sie anzusprechen.