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Hausarzt Edy Riesen
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Des Hausarzts grüne Hilda
Die Ehefrau ist zum «Personal Green Trainer» ihres Gatten geworden. Das ist zwar manchmal anstrengend. Aber unser Autor weiss, dass seine Liebste recht hat.
Die grünen Täler und Hügel des Juras, der grüne Kastenwagen, die grüne Windjacke, all das Grün ist dem Hausarzt über die Jahre angewachsen. Aber nichts ist zu vergleichen mit seinem angetrauten grünen Gewissen. Seine Frau zeigt ihm schon seit vielen Jahren, was grün leben heisst. Da waren zwar auch die «Ärzte für Umweltschutz», die gute Ideen hatten, zum Beispiel mit Abfallvermeidung und korrekter Entsorgung oder mit Initiativen für saubere Luft und gegen Lärm. Die Kollegen fanden zu Recht, dass Ärzte Vorbilder sein sollten und die kollektive Gesundheit der Bevölkerung mehr von der Umwelt abhinge als von den Medikamenten. Das war ja alles gut und recht, aber der Teufel steckt im Detail. Die Ehefrau ist zum «Personal Green Trainer» ihres Gatten geworden, der ja sonst viel wissen mochte, aber im grünen Bereich war der nicht immer. Ökologisch gesehen bewegte er sich sogar manch-
EDY RIESEN (70) war als Hausarzt in Ziefen (BL) tätig. Er führte bis vor Kurzem eine Praxis mit seinem Schwiegersohn und ist mehrfacher Grossvater.
mal eher im orangen Bereich. Wie oft musste sie die Heizung zurückdrehen im Winterhalbjahr, weil er sie zuvor aufgedreht hatte. «Nicht mehr als 20 Grad!» Mit Nachbarn zusammen hatte er eine Genossenschaft gegründet, die per Schnitzelheizung zwanzig Wohneinheiten wärmte. Zudem montierte man schon vor dreissig Jahren Solarzellen und eine Warmwasseraufbereitung aufs Dach der von vier Familien bewohnten ehemaligen Uhrenfabrik. Man schaffte es trotz Praxis mit Notfalleinsätzen und Hausbesuchen mit einem einzigen Auto durch die Jahre. Das war doch nicht wenig? Dass nachts auch im Winter das Schlafzimmerfenster offen bleiben muss, ja gut, das kann man hinnehmen, denn sonst schläft die Liebste schlecht, und das ist nicht gut. Lieber eine kalte Nase als eine kalte Liebe.
Ein heikler Punkt aber bleibt die Handhabung des Wassers. Im Sommer heizen die Solarpanele auf dem Dach gewaltig, aber leider braucht man ausgerechnet dann nicht so viel heisses Wasser. Die Ökochefin verordnet daher eine Warmwasserpflichtabnahme, für alles Mögliche und Unmögliche. Den Pflanzen und dem Gatten wird es vor lauter Heisswassergüssen ganz anders. Überhaupt sollte man Wasser sparen, meint die Grüne, obwohl er ihr versichert, dass ihm Brunnmeister Toni mehr als einmal erklärt habe, man solle ausserhalb der Trockenperioden ruhig Wasser brauchen, schliesslich müsse das Reservoir durchgespült werden. Aber dann: Warmwasser im Winter nur in Miniportionen! Es wird kalt gespült, gewaschen und geduscht, wann immer es geht, denn der böse Boiler muss das alles aufheizen und bevor es warm wird, gehen zwei Liter Wasser den Bach runter. Wehe, die Oberaufsicht findet den Mischhahn in der Stellung «warm» vor. Das gibt eine Gelbe Karte. Er weiss natürlich schon, dass sie irgendwie recht hat. Man stelle sich vor, zwei Liter mal acht Millionen Einwohner, und das mit einem einzigen falschen Dreh am Hahn! Bei der Abfalltrennung ist er bei den Leuten, aber beim Velofahren gibt es noch viel zu tun. Die Tapfere schafft es auch bei Regen und Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt mit dem E-Bike ins nächste Städtchen. Da muss er aufholen. Im letzten Sommer wurden die beiden auf der Rückfahrt von Besuchen mit den Velos vier Mal total verregnet. Der grüne Lehrling knurrte jeweils kurz und heftig, beruhigte sich aber, sobald er wieder trocken war. Dass die beiden weniger Fleisch essen und nur im Notfall fliegen, ist für den alten Hausarzt völlig okay. Die politisch korrekten Ökonüsse, der Kaffee und die Orangen vom Kleinbetrieb gehören sowieso ins Programm, die 40-Grad-Wäsche ist Standard. Aber es ist nie genug. Die beharrliche Gattin meint, es gäbe noch viel zu tun. Der holländische Kabarettist Herman Van Veen tröstet ihn treffend mit dem Lied «Liefde van later», wo er vom ewigen süssen Krieg der Liebe singt. Danke Herman. Mann ist also nicht allein. Im Übrigen muss gesagt werden, dass die «Lady in Green» einen wohltuenden Humor hat und auch über sich selber lachen kann, womit sie ihn immer wieder herumkriegt. Zum Schluss noch ernsthaft: In der Tat ist es für das alte Ehepaar schwierig zu akzeptieren, dass seit dem ersten Bericht des Club of Rome Anfang der 70er-Jahre immer noch viel zu wenig passiert ist bezüglich Umwelt. Der Hausarzt hat sich dank seiner grünen Liebe schon gebessert. Die Erkenntnis, dass Verzicht oft Gewinn sein kann, ist der Lohn für die Vergrünung und es dämmert ihm, dass da noch mehr drin liegt. Wenn es ihm je langweilig würde, dann hätte jemand an seiner Seite noch ein paar Ideen. •
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