Nr. 2/15 · märz / april · 3 € · österreich 3,40 € · schweiz 5,90 sFr · luxemburg 3,60 €
· PVST D12005F
magazin
since 1995
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EXTRA
r e t s o P indien
highlige orte
high in HD
25 kifferfilme
seeds & geneitcs
seeds of africa
marijuana business USA
lizenz zum geld-anbau?
sorten porträt
jacky white
Impressum Herausgeber
Winni Fleckner
Chef-Redakteurin (v.i.S.d.P.) Klaudia Kolks
grow! redAktion
Klaudia Kolks Winni Fleckner Tilo Clemeur Chantale Kolks Holger Voncken
Winni
Editorial
Autoren & Fotografen Tilo Clemeur Winni Fleckner Henrie Schnee Steve Davis Markus Berger Kevin Johann Mr. Jose Ganja Ninja Oliver Uhrig Paddy Schmidt J.C. Zeller Klaudia Kolks Holger Voncken Professor Lee Stefan Haag Franjo Grotenhermen
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Grafikerin
Chantale Kolks
Lektor
Paddy Schmidt Geronimo Kolks
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Philippe Zimmermann Philipp Pamminger
Cover
Klaudia
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Hanf Verlag Darmstadt GmbH grow! Magazin Liebenauerstr. 19a D-34396 Liebenau Tel: (05676) 920 920 (05676) 25 430 89 eMail: info@grow.de anzeigen@grow.de
E-Mail: abo@grow.de Abo-Hotline:05676-921340
Chanti
ieses Signal der Drogenbeauftragten Mortler geht endlich mal in die richtige Richtung und weckt die Hoffnung, dass auch bei konservativen Politikern die pauschale Ablehnung von Cannabis abnimmt.
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Phil
Nächster RedAktions-Schluss: am 27.03.2015
ass Cannabis in der Bevölkerung schon lange „dazugehört“, zeigt sich nicht zuletzt in Kunst und Kultur. In dieser Ausgabe lest ihr einen Artikel unseres Autors Paddy, in dem er euch 25 Kifferfilme genauer vorstellt. Welche davon ihr gesehen haben solltet und welche eher nicht, erfahrt ihr ab Seite 28. n wenigen Wochen, genauer gesagt am 1. April, wird das dritte grow! special erscheinen. Diesmal werden wir uns ausführlich dem Thema „Growing“ widmen. Auf 148 Seiten werden wir euch alles Wissenswerte über Anbau, Methoden, Technik und Genetik präsentieren. Einige „Grow-Gurus“ verraten uns ihre Tricks und geben Tipps zu unterschiedlichen Fragen, die sowohl Anfänger als auch Fortgeschrittene interessieren dürften...
W
ir wünschen Euch viel Spaß und Unterhaltung mit dieser Ausgabe des grow!-Magazins. Über Resonanz und Leserbriefe freuen wir uns immer!
Es gilt Anzeigenpreisliste 2014
Die nächste grow! erscheint am
29.04.2015
Alle Rechte und Copyright beim Verlag. Nachdruck und Online-Nutzung von Beiträgen - auch auszugsweise - nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags. Namentlich gekennzeichnete Beiträge sind nicht unbedingt Meinung der redAktion. Keine Haftung für unverlangt eingesandte Beiträge. Eigentumsvorbehalt bei Lieferungen an Insassen von Vollzugsanstalten: Diese Zeitschrift ist solange Eigentum des Absenders, bis sie dem Gefangenen persönlich ausgehändigt worden ist. „Zur-HabeNahme“ ist keine persönliche Aushändigung im Sinne des Vorbehaltes. Wird die Zeitschrift dem Gefangenen nicht persönlich ausgehändigt, ist sie mit dem Grund der Nichtaushändigung zurückzusenden.
D I
Geschäftsführer
grow! erscheint alle zwei Monate im
ie Teilnahme an den politischen Events zur Freigabe von Cannabis scheint gerade jetzt besonders sinnvoll, beginnen doch langsam, aber sicher auch die Medien und selbst unsere Bundesregierung sich mit einer liberaleren Drogenpolitik zu beschäftigen. Zumindest soll noch im diesem Jahr der Zugang zu medizinischem Cannabis erleichtert werden – eigentlich eine Selbstverständlichkeit, gab es in diesem Punkt doch lange eine sehr repressive Haltung von Seiten der Bundesregierung und ihrer Behörden.
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Preise für grow! Jahres-Abo (6 Ausg.) Deutschland 17,50 Euro International 20,– Euro
Druck
nd die gibt es wieder zuhauf, angefangen mit dem GMM Anfang Mai bis hin zum „Reggae im Hanf-Feld“-Festival im Juli. Und eine Hanfmesse soll es im Juli auch noch geben – und zwar direkt in der „Höhle des Löwen“, in der bayrischen Hauptstadt München! Ab Seite 11 findet ihr mehr Infos zu den wichtigsten Veranstaltungen.
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redAktion, Verlag, Anzeigen
Abo
n den kommenden Wochen ist es wieder soweit: Der Frühling kommt. Eine Jahreszeit, die nicht nur von allen Garten-Fans sehnsüchtig erwartet wird. Mit den steigenden Temperaturen steigt auch die Lust auf Outdoor-Aktivitäten.
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Homeshopping & Abo
Comic
I
Stefan
Free the weed & let it grow! Eure grow!-redAktion
Achtung:
Cannabis ist als Droge genauso missbrauchbar, wie jede andere Droge auch. Jeder Missbrauch von Drogen ist gefährlich! Wir wollen niemanden dazu animieren, Drogen zu konsumieren!
Holger
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Inhalt
16 reise-report : indien - highlige orte
28 high in high definition: 25 kifferfilme
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magazin 2-15
editorial korrekte mischung news & facts events produktvorstellungen reisereport: indien - highlige orte scene: das cannabis-diplom reise-report: ganja ninjas schmuggel-sbenteuer
die agadir-tour
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high in high definition
25 kifferfilme unter der lupe
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media-tipps: musik,literatur & film tipps hanf in den medien
die bunte welt der hanfberichterstattung
42 marijuana business usa: wie läuft der „green rush“?
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in der ersten hälfte des 20. jahrhunderts
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sortenportät: jacky white
hanf als medizin: patienteninterview
cannabis als heilmittel bei proctalgia fugax (analspastik)
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interview: 10. jubiläum des hanfwandertags marijuna business usa: wie läuft der „green rush“? comic: mario hanner und die gewalt medizin: die medizinische verwendung von cannabis
österreich: cannabispatient monatelang mit peilsender verfolgt
kolumne: gespräche im treppenhaus
die alte oma schulze
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recht & justiz: hausdurchsuchung nach einem growshop-besuch
politik: „charlie hebdo“ und das nachspiel ethnobotanik: gegen alle widerstände
die renaissance der halluzinogene in der medizin – teil 2
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drogen basiswissen: phantom und bad drug: crystal meth
71 safer use: lachgas ein psychoaktives molekül zwischen zahnarztpraxis, sahnespender und partykultur
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lexikon der psychonautik homestory: zu besuch im jungle-shop bildergallerie: leserpflanzen seeds & genetics: sortenportrait - jacky white seeds & genetics: „es ist eine landrasse!“
ein Interview mit „seeds of africa“
seeds & genetics 88 growing: kokos – anbaumedium für jeden grower interview: seeds of africa 92 growing: erfahrungen eines us-amerikanischen medical growers einführung in das indoor-cannabis-growing
98 underground growing: „geldspritze“
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underground growing: „es sollte nur eine geldspritze sein“ fragen & antworten mit professor lee grow! archiv, nachbestellungen & produkte grow! verkaufsstellen inserentenverzeichnis
NEWS & FACTS Sachverständige fordern Straffreiheit taktiert – und dann gibt es auch schon das nächste Gewinnspiel! Guckst du unter: www.grow.de bei geringen Mengen Cannabis
Cannabispatient Robert Strauss verstorben
Dass sich beinahe die Hälfte aller deutschen Strafrechtsprofessoren für eine Überarbeitung des Betäubungsmittelgesetzes einsetzt, ist inzwischen nicht nur Hanf-Enthusiasten bekannt. Immer mehr Fachleute halten die aktuelle gesetzliche Handhabung in Sachen Cannabis für nicht mehr tragbar. Polizeigewerkschaften, hiesige wie internationale Fachleute aus Medizin und Wirtschaft sowie nach und nach auch immer mehr Politiker kritisieren die Praxis der Strafverfolgung von Konsumenten. Lokale Vorstöße wie in Berlin, Hamburg oder Köln finden immer größere Beachtung. Was den Wandel in der Wahrnehmung von Cannabis und seinen Konsumenten betrifft, hat sich allerdings auch abseits großer Schlagzeilen etwas verändert. Sogar die angestammten Sachverständigen der Bundesregierung, ehemals eiserne Verteidiger des Systems, schlagen mitunter neue Töne an. Selbst der für seine ablehnende Haltung hinsichtlich jeglicher Liberalisierung in der Drogenpolitik bekannte Professor Rainer Thomasius sagte in einem Interview, dass aus der aktuellen, der Staatsanwaltschaft bei geringer Menge gegebenen Möglichkeit zur Einstellung von Verfahren eine verpflichtende Regelung werden könne. Aus der „,Kann-‘ könnte eine ,Muss‘-Regelung werden, das würde Polizei und Gerichte entlasten und erwachsene Konsumenten entkriminalisieren“, so Thomasius. Damit folgt er in seiner Stellungnahme der Forderung eines weiteren, gern von der CDU/ CSU-Fraktion eingeladenen Sachverständigen, der ebenfalls bislang den restriktiven Ansatz als effektiv rechtfertigte: Staatsanwalt Jörn Patzak schlug vor, das BtmG in Bezug auf die Strafverfolgung von Konsumenten zu ändern. Von dieser soll demnach „abgesehen werden, wenn sich die Tat auf bis zu 6 Gramm Haschisch oder Marihuana oder 1 bis 3 Cannabispflanzen, die ausschließlich dem Eigenkonsum dienen“, beschränkt. Immer mehr Fachleute sind von der Notwendigkeit einer Reformierung der geltenden Regelung überzeugt, nun muss die Politik Worten Taten folgen lassen und sich den Forderungen der eigenen Sachverständigen stellen.
Wie die Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin (ACM) berichtet, ist Robert Strauss nach Angaben seines Sohnes am Mittwoch, dem 14. Januar 2015, gegen 11:00 Uhr morgens im Zentralklinikum Augsburg an Organversagen gestorben. Robert Strauss war als Cannabispatient seit Februar 2014 im Besitz einer Ausnahmeerlaubnis zur Verwendung von Cannabisblüten aus der Apotheke. Doch seit mehreren Monaten hatte er keinen Zugang zu seinem Medikament. Wie er auch im Dezember gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“ angab, wurde Robert Strauss wegen seines Medikamentes wiederholt von der örtlichen Polizei schikaniert. Im Rahmen einer Hausdurchsuchung im September beschlagnahmte die Polizei nicht nur illegal, sondern auch legal in der Apotheke erworbenes Cannabis, obwohl Herr Strauss Quittungen vorzeigen konnte. Ohne sein Medikament verschlechterte sich sein Gesundheitszustand, Anfang des Jahres brach er sich bei einem Sturz den Oberarm und wurde im Krankenhaus behandelt. In einem Telefonat am 8. Januar berichtete er Dr. Grotenhermen, der ihn ärztlich begleitete, er habe das von den Beamten beschlagnahmte Bedrocan-Cannabis aus der Apotheke immer noch nicht zurückerhalten. Keine Woche später verstarb Herr Strauss im Krankenhaus an multiplem Organversagen. Die ACM hat den Verlauf der Ereignisse dokumentiert. Die Arbeitsgemeinschaft hofft, dass der Tod von Robert Strauss dabei hilft, aufzurütteln und mehr zu tun, „um Patienten zu einer angemessenen Behandlung mit Medikamenten auf Cannabisbasis bzw. Cannabisprodukten zu verhelfen und die menschenverachtende Strafverfolgung, die sie über ihre schweren Erkrankungen zusätzlich belasten, zu beenden.“
Union will noch 2015 besseren Zugang zu Medi-Weed
In der Nacht zu Dienstag, dem 03.02.2015, brachte Welt.de ein Interview mit der Bundesdrogenbeauftragten Marlene Mortler, das einen wahren Coup beinhaltet: Laut Mortler arbeite die Union daran, noch 2015 ein Bundesgesetz zu verabschieden, das aber wohl erst 2016 in Kraft treten würde, um den Zugang zu Cannabis aus medizinischen Gründen zu erleichtern. Das entsprechende Gesetz solle dann 2016 in Kraft treten. Mortler wörtlich: „Mein Ziel ist, dass in Zukunft mehr Menschen als bisher Cannabis als Medizin bekommen können.“ Damit ist wohl auch eine Kostenübernahme durch Krankenkassen gemeint. Mortler – und insbesondere ihre Partei, die bayerische CSU – hatten sich bis dato durch eher wenig cannabisfreundliche Töne ausgezeichnet. Ob all die Jahre der Argumentation endlich etwas gebracht haben? Oder wurde Frau grow.de-Gewinnspiel Mortler von Kiffern in der eigenen Familie umgeIn jeder Print-Ausgabe haben wir ein neues Ge- stimmt? Denn zu Beginn des Interviews findet winnspiel – da fanden wir, es wird Zeit, dass grow. sich dieses journalistische Juwel, das wir unseren de ein eigenes bekommt! Ab sofort gibt es zu je- gehässigeren Lesern nicht vorenthalten wollen: dem Ersten eines Monats eine neue Runde. Ihr müsst bloß die Frage richtig beantworten. Unter Die Welt: Frau Mortler, Sie haben drei Kinder und allen richtigen Antworten verlosen wir drei grow. fünf Enkel, wie viele haben Ihnen schon gebeichde-Fan-Pakete! Die Gewinner werden auf unserer tet, mal gekifft zu haben? Homepage bekannt gegeben und per E-Mail konMarlene Mortler: Bisher nur mein ältester Sohn.
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Erst vor wenigen Monaten ist er damit herausgerückt, also Jahrzehnte nachdem er gekifft hatte. Die Welt: Wie haben Sie reagiert? Mortler: Ich war ziemlich überrascht und musste das erst mal sacken lassen. Aber es lag inzwischen so lange zurück, dass ich als Mutter schlecht sagen konnte: Mein Gott, pass auf, was du machst. Denn er hat inzwischen selber zwei Kinder. Mortler bleibt vage und spricht bereits davon, dass eine Abgrenzung erreicht werden müsse, „die wirklich nur denjenigen hilft, die das Cannabis auch tatsächlich dringend brauchen.“ Quelle Foto: BPA/Denzel
Ermittlungen eingestellt: Keine Strafe für Cem Özdemir Die Ermittlungen gegen den Bundesvorsitzenden der Grünen, Cem Özdemir, sind laut Angaben eines Sprechers der Berliner Staatsanwaltschaft eingestellt worden. Nachdem sich Özdemir zunächst im August auf einem Video mit einer Hanfpflanze auf seinem Balkon gezeigt hatte und er im Oktober auf einem Landesparteitag in Berlin eine weitere Hanfpflanze überreicht bekam, war vergangenen Monat seine Immunität aufgehoben worden. Man hatte gegen den Grünen-Chef aufgrund von Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz ermittelt. Es liege nur eine „geringe Schuld“ vor, heißt es als Begründung für die Einstellung der Ermittlungen. „Wir brauchen Entkriminalisierung mit strengem Jugendschutz!“, postete Özdemir auf seiner Facebook-Seite. Im Rahmen der Ermittlungen gegen ihn hatte er die deutsche Drogenpolitik als widersinnig bezeichnet. Erst vor wenigen Wochen hatte der Grünen-Chef eine Initiative seiner Fraktion angekündigt, die eine Entkriminalisierung von Cannabis zum Inhalt hat. Die Pflanzen, um die es in der Diskussion und den Ermittlungen ging, gehörten Özdemir nach eigenen Angaben nicht. Dem „Tagesspiegel“ sagte er: „Es freut mich, dass mich die Staatsanwaltschaft entkriminalisiert hat.“ Doch er wolle auch, „dass andere, die nicht Mitglied des Bundestages sind, entkriminalisiert werden.“ News vom 4.2.2015
Täglicher Cannabiskonsum schrumpft nicht die Hirnsubstanz
die Hirnstruktur auf. Erst im November wurde auch hierzulande verstärkt über eine Studie der Universität Texas berichtet, die sich mit den Auswirkungen von Cannabiskonsum auf das Gehirn beschäftigte. Die texanischen Wissenschaftler hatten bei Cannabiskonsumenten Veränderungen in der grauen und weißen Hirnsubstanz festgestellt. Obwohl die Forscher angaben, dass es noch nicht geklärt sei, ob die festgestellten Auswirkungen von Dauer seien oder wie sie durch Veränderungen im Konsumverhalten beeinflusst werden könnten, hatten viele Berichterstatter die Studienergebnisse auf Schlagzeilen wie „Kiffen lässt Teile des Gehirns schrumpfen“ reduziert.
Falsche Gewinnerliste In Ausgabe 1/15 der grow! wurde in dem Artikel „Eventmarathon Amsterdam“ (ab Seite 74) versehentlich die Gewinnerliste des Vorjahres abgedruckt. Hier nun die „richtige“ Version, die wir euch natürlich nicht vorenthalten wollen:
Die Gewinner des Dab-a-Doo-Contests in Amsterdam 2014 lauten:
Non-Solvent 1. Platz: Marimberos mit „Nicole Dry Sift“ 2. Platz: House of the Great Gardener/Bubbleman mit „Barb 99 Dry Sift“ 3. Platz: 710 Crew mit „Tokers Choice“ und „Exodus Cheese“
Solvent 1. Platz: DNA Genetics/OCD Labs mit „Tangie Shatter“ 2. Platz: Norcal Genetics mit „Orange Julius“ 3. Platz: Marimberos mit „Nicole Shatter“
Jamaika: Auch Senat stimmt für Entkriminalisierung Eine Studie von Neurowissenschaftlern der Universität von Colorado in Boulder kommt zu dem Ergebnis, dass täglicher Cannabiskonsum nicht mit schrumpfender Hirnsubstanz assoziiert ist. Die am 28. Januar im „Journal of Neuroscience“ veröffentlichte Studie zeigt die Unsicherheit in Bezug auf die Effekte von Cannabiskonsum auf
Der Senat von Jamaika hat am 6. Februar dem drei Wochen zuvor vom Kabinett beschlossenen „Dangerous Drugs (Amendment) Act 2015“ zur Reform der Gesetze in Sachen Cannabis zugestimmt. An Bob Marleys 70. Geburtstag stimmte der Senat wie erwartet für die neue Regelung, die den Besitz geringer Mengen und den Konsum von Cannabis aus religiösen, medizinischen, wissenschaftlichen oder therapeutischen Gründen entkriminalisiert. Nach beinahe fünfstündiger Debatte wurde
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NEWS & FACTS abgestimmt. Justizminister Mark Golding sagte: „Wir müssen uns aufstellen, um Nutzen aus den bedeutenden ökonomischen Gelegenheiten zu ziehen, den diese aufsteigende Branche zu bieten hat.“ Angela Brown-Burke, die als Fürsprecherin einer Legalisierung bekannte Bürgermeisterin von Jamaikas Hauptstadt Kingston, fügte hinzu: „Es ist Zeit, dass Jamaika die Pflanze nutzt, die seit Generationen Teil unserer Kultur ist.“ Die Reform bedeutet, dass der Besitz von Cannabis in Mengen bis zu zwei Unzen (etwa 56 Gramm) nicht mehr mit Haft bestraft wird, sondern dass dafür lediglich ein Bußgeld fällig wird. Besitz von Cannabis wäre zudem kein Vergehen mehr, das
Die Gewinner unserer großen Medizin-Special-Verlosung In unserem Special #2: „Cannabis ist Medizin“ fragten wir euch, welches Kürzel nicht für ein Cannabinoid steht: CBD, THC, NSA, THCV oder CBG – die richtige Antwort ist natürlich NSA! Heute freuen wir uns, die mehr als 150 Gewinner bekanntzugeben. Ein herzlicher Dank geht darum auch an alle Sponsoren, ohne die es gar keine Verlosung gegeben hätte! Die Preise wurden bereits versandt. Viel Spaß damit!
Die Gewinner: 1x Aero Grow Kit M von Aeroponik geht an Peter W. je 1x 473-ml-Flasche „Energie+“ von Arka Botanica gehen an Fabian B., Marko C., Marco C., Pascal D., Marvin E., Janine F., Judith F., Falko F., Walter G., Anna H., Bastian L., Renata L., Daniel L., Pierre S., Ronny S., Elena S., Alexandre S., Monique S., Sascha S., Renate S., Alexander S., Sascha T., Sebastian U., Tine W. 1x FlashVAPE Vaporizer geht an Manuel S. je 1x Gutschein im Wert von 25 Euro für Bongshop.de gehen an Simon B., Benjamin S., Hannes S. 1x Magic Flight Maple Vaporizer von Bushdoctor geht an Ingo V.
Eingang in polizeiliche Akten findet. Zudem wird der private Anbau von bis zu fünf Pflanzen erlaubt. Die letzte Hürde, die das Gesetz nun noch nehmen muss, ist das Repräsentantenhaus. Allerdings werden hier wie auch im Fall des Senats kaum Schwierigkeiten erwartet, da die Reform von Premierministerin Portia Simpson-Miller unterstützt wird.
darauf hinzuweisen, dass sie wie alle anderen Produzenten von CDB-Ölen ebenfalls ausschließlich Hanf verwendet. Der in der Produktvorstellung verwendete Begriff „Cannabis“ (Seite 73) sei nach Auffassung der Firma NaturalWanOil irreführend NaturalWanOil und könnte fälschlicherausschließlich aus Hanf weise leicht mit dem gewonnen Begriff „Marijuana“ verHinweis zum Artikel „Cannabidiol-Öle“ (grow! wechselt werden. Ausgabe 1/15, ab Seite 70): Die Firma NaturalWanOil hat uns gebeten, ausdrücklich Weitere Infos unter: www.naturalwonoil.com S., Christina S., Udo S., Claudio S., K. V., Sylvia W., 10x 250 ml Hy-Pro-Spraymix von Der Acker gehen an Sven A., Daniel B., F. D., Sören D., Dieter E., Florian F., Andreas G., Sascha H., Martin K., Marcel L.
1x BHO Extractor von G-Spot geht an Ulrich S.
1x Clean-Light Hobby Unit von Drehhandel geht an Roland A.
3x zwei Eintrittskarten für das Hanfmuseum Berlin gehen an Sandra B., Frank L., David S.
1x Nanolux Compact 600-W-Vorschaltgerät von Drehhandel geht an Stefanie G. 1x Rhino Pro Filter 425 m³ von Drehhandel geht an Daniel K. 1x Rhino Pro Filter 500 m³ (160mm Flansch) von Drehhandel geht an Peter S. 1x Root Pouch Wunderbox von Drehhandel geht an Rüdiger S. 1x EHLE-Bong (von EHLE) geht an Attila T.
1x die Q80 Homebox von Homebox Evolution geht an René D.
1x zwei Eintrittskarten für das Hanfmuseum Barcelona gehen an Christian L. 1x Growzelt der Firma 4Grow geht an Florian W. 1x Colour Paper Bong „Skull“ (45 cm) von Jelly Joker geht an Alfred C. 2x Jungle-Boost-Jacken gehen an Kevin B. und Romano L.
1x 1 kg Guanokalong von Femen geht an Robert L.
1x Jahresvorrat Innovating-Plant-Dünger von KMC für eine Fläche von ca. 1 m² geht an R. K.
1x 1 Liter Kalong Grow & Bloom von Femen geht an Stefan A.
1x Vaporsense von La Pipe geht an Vera E.
3x Pepita Seeds Siroco Vaporizer von Four Twenty gehen an Kevin J., Rainer S. und Gerald S.
3x ein Aptus-Starterset von Lichtblick Frankfurt gehen an Kevin B., Katharina S., Alexander T.
1x G-Bong „Custom Handmade“ geht an Gustavo E.
2x fünf Schachteln Miss-Nice-Filter gehen an Anne R. und Oliver R.
5x komplette Dünger-Starter-Sets von Green Buzz Liquids gehen an Sabine B., Nathanael M., Tobias R., Markus R., Jörn S.
1x Der Stalin „Big“ von CleanU geht an Christoph H.
1x 125-Watt-Wuchs-Energiesparlampe von Greenbud geht an Ernst S.
10x 25-ml-Beutel CleanUrin von CleanU gehen an Michaela G., Thies H., Jürgen H., Thomas I., Chris J., Alessandro K., Dominik K., Marc K., Torsten K., Marc L.
5x Ein-Jahres-Abos der grow! gehen an Roy L., Christoph E., Dirk N., C. W., Lars L.
1x DNA Genetics Set von DNA Genetics (bestehend aus Kosher Fitted Cap, Genetics Grinder & Genetics Tange T-Shirt) geht an Ernst B.
1x ScreenyWeeny 5.0 (Weiß/Mulatte) von CleanU geht an Gerhard B.
5x Anti-Paranoia-Pack von CleanU gehen an Thomas B., Andreas B., Joyce F., Maximalian F., Stefan F.
1x LightWave T5 Fluorescent Plant Light von Growth Technology geht an Klaus W.
1x Howard Marks Buch „Dope Stories“ von Greenlight Shop geht an Luzie B. 1x Grenco Science G Pen Pro Herbal Vaporizer von Grenco Science geht an Rudi G.
20x Albert-Hoffmann-Gedenkbrillen von CleanU gehen an Carsten M., Silvia M., André M., Helena M., Andreas S., Lorenz S., Alexander S., Anne S., Peter S., Reinhard S., R. S., Kerstin S., Lederer T., Sebastian T., Heiko V., Thomas W., Thomas W., Philipp W., Benjamin W., G. Y.,
1x Snoop Dogg G Pen Herbal Vaporizer von Grenco Science geht an E. F.
1x CBD-Handcreme von Cosmic5 geht an Nadja M.
1x Ionic Starter Kit von Growth Technology geht an Hermann L.
10x Hy-Pro Hydro-Dünger plus Aptus Believer Pack von Der Acker gehen an Matthias L., Pascal M., Ole M., Anna R., Kolja
1x Root Riot Propagator Kit von Growth Technology geht an C. R.
1x Green Room Growzelt von Growth Technology geht an Stefan J.
5x Bücher von Dr. Franjo Grotenhermen vom Nachtschattenverlag gehen an Heino H., Björn P., Timo P., Jochen R., Michael M. 5x Top Grow Box 100 % Natural von Plagron gehen an Emanuel D., Erika F., Sabine H., Volkan K., Dominik R. 1x RooR-Vaporizer geht an Eugen D. 1x S-Defort-Bong geht an Andreas M. 1x 50-Euro-Gutschein für Samenwahl.com geht an Martin H. 2x Vapocane plus Cane Gun und Turbofeuerzeug von Vapocane gehen an Lara C. und Benjamin H. 2x Vaponic und ein Turbofeuerzeug von Vapocane gehen an Klemens K. und C. W. 1x Magic-Flight Muad-Dib von Vaposhop geht an Marius O.
Die Gewinner aus der grow! 1/15:
Die CD „Zurück zur Couch“ von Billy Rückwärts gewinnt Marc E. aus Perl.
Je zwei Eintrittskarten für das Sunshine Reggae Festival vom 15.–16. Mai 2015 gehen an Sylvia B. aus Bergheim und Philipp M. will tanzen.
Je eines von drei E-Books „Schmuggeln Sie Dieses Buch“ von Nicole Sturm gehen an Regina J. aus Schweden, Natascha H. aus Bad Rappenau und Anatol G. aus Kaufbeuren.
Je eins von drei cm-Seifensets gewinnen Dominik aus Köln, Sönke R. aus Frankfurt und Matti F. Aus Lübeck. Der Awesomo geht an Jasmin R. aus Wien.
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Wir gratulieren! Auch in dieser Ausgabe gibt es wieder tolle Preise zu gewinnen. Viel Spaß beim Mitmachen, wir drücken die Daumen!
Events Dab-a-Doo Barcelona 2015 am Donnerstag, den 19. März 2015 ie zweite Dab-a-Doo-Party in Barcelona findet in diesem Jahr beD reits einen Tag vor Eröffnung der Spannabis statt. Im Cannabis Social Club „Sr. Lobo“ geht es von 18 Uhr bis 3 Uhr nachts darum die neuen Solvent- und Non-Sovent-Preisträger des Contests zu wählen und zu küren. Anschießend wird ordentlich gefeiert.
ei den Eintrittspreisen hat sich im Vergleich zum Vorjahr einiges B verändert. So gibt es nun die Wahl zwischen drei Tickets: einem „Judge-Ticket with RIG“ für 150 Euro, einem „Judge-Ticket no RIG“
für 120 Euro oder ein „Partygast-Ticket“ für 10 Euro. Dieses Ticket ist speziell für alle, die dabei sein wollen, wenn die Sieger gekürt werden. Der Eintritt ist damit aber erst ab 23 Uhr möglich. Achtung: Der Kartenverkauf hat bereits begonnen! Ticketverkauf und weitere Infos unter: www.facebook.com/PollinatorShop
12. Spannabis vom 20.–22. März 2015
ereits einen Tag nach der Dab-a-Doo-Party öffnet die größte Hanfmesse Europas B ihre Türen. Um 11 Uhr geht es los. Zu diesem Zeitpunkt dürften sich erfahrungsgemäß bereits große Mengen erwartungsvoller Besucher vor der Pyramide in Cornellá
tummeln. Der Andrang ist jedes Mal enorm. Es ist schon gigantisch, welche Dimensionen die Spannabis in zwölf Jahren erreicht hat. Seit Jahren ist die Veranstaltung bereits im Vorfeld ausverkauft und dass, obwohl die Ausstellerfläche mehrmals erweitert wurde. So auch in diesem Jahr, wie über 210 Stände eindeutig belegen. Parallel zur Messe findet auch die World Cannabis Conference mit Vorträgen von internationalen Wissenschaftlern und Cannabisaktivisten statt.
ie Tagestickets kosten je 15 Euro pro Person, ein 3-Tagesticket kostet 35 Euro pro Person. Zutritt ab 18 Jahren! Öffnungszeiten: Freitag und Samstag von 11–20:30 Uhr, D Sonntags von 11–20 Uhr. Weitere Infos: www.spannabis.com und www.worldcannabisconferences.com
CD-Verlosung zum 5. Sunshine Reggae Festival ass am 15.–16. Mai 2015 bereits zum fünften Mal das D Sunshine Reggae Festival in Lauterbourg stattfindet, haben wir schon angekündigt (siehe grow! 1/15). Um die Wartezeit bis dahin zu verkürzen und euch schon mal in Stimmung zu bringen, gibt es von einigen Musikern, die dort auftreten werden, einen Haufen cooler Mucke zu gewinnen. Zwei CDs von der Positive Roots Band, drei CDs von Jadawee I, drei CDs von Mystic Man, drei CDs von Ras Abraham, zwei CDs von Sebastian Sturm & Exile Airline sowie drei CDs von Superjam! Wer noch ein Ticket fürs SRF 2015 kaufen möchte, kann dies unter folgendem Link tun: www.sunshinereggaefestival.com
chtung: Um eine der fetten Scheiben zu ergattern, müsst ihr einfach eine E-Mail oder Postkarte an die redAktion A in Liebenau schicken (Adresse siehe Impressum auf Seite 3) – und zwar unter dem Stichwort: „Lauterbourg“. Einsendeschluss ist Mittwoch, der 08.04.2015. Viel Glück!
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Events Infos und Aufruf zum GMM 2015 Folgende Pressemitteilung erreichte uns aus Erlangen von den Hanfblütenfreunden Franken: „,International Legal‘ – Es geht in die dritte Runde! Auch 2015 rufen die „Hanfblütenfreunde Franken“ wieder zur Teilnahme am Global Marijuana March auf. Die friedliche Demonstration für die Legalisierung von Cannabis als Genussmittel, Medizin und Rohstoff soll auf die gescheiterte Drogenverbotspolitik hinweisen und wird bereits zum dritten Mal in Erlangen stattfinden. Wie im letzten Jahr erwartet die Teilnehmer am 2. März 2015 ein buntes Programm mit Livemusik, Tombola, Kundgebungen und Rednern. So wird unter anderem der Schmerzpatient Günter Weiglein eine Rede halten. Zudem besteht die Möglichkeit, eine Petition zur regulierten, legalen Abgabe von Cannabis zu unterzeichnen. dopea veranstaltet ebenfalls wieder einen GMM U in Bremen und sucht dafür noch engagierte und fleißige Helfer. Wer Zeit und Lust hat, kann sich gerne dort melden.
kommenden Ausgabe werden wir euch näIWernherderauch über den anstehenden GMM 2015 informieren. gerne möchte, dass seine Veranstaltung
zum GMM unterstützt oder promotet wird, kann sich daher gerne bei uns melden. Wir hoffen, dass 2015 noch mehr Menschen am GMM teilnehmen werden als zuvor (lese dazu auch das Interview zum 10. Hanfwandertag ab Seite 40).
MCBT15 - Die Medical Cannabis Bike Tour kommt nach Deutschland! ndlich ist es auch bei uns soweit: Vom 11.–13. Juni dieses Jahres führt die Route ENordeuropa der Medical Cannabis Bike Tour von Maastricht nach Amsterdam 420 km durch und fährt so in Tagesettappen von durchschnittlich 140 Kilometern pro Tag durch Belgien, Holland und Deutschland. Zur besten Jahreszeit treffen sich Hanffreunde und Sportbegeisterte, um sich gemeinsam für die Erforschung von medizinischem Cannabis bei Krebspatienten einzusetzen und auf die medizinischen Möglichkeiten von Cannabis aufmerksam zu machen.
afür werden noch weitere Fahrer und Sponsoren gesucht! Wer sich fit und D berufen fühlt und über ein funktionierendes Fahrrad verfügt, ist also herzlich eingeladen, die Aktion des MCBT aktiv zu unterstützen und für den Hanf in die Pedale zu treten.
ie Veranstalter unterstützen mit den gesammelten Spenden und SponsorengelD dern Wissenschaftler bei der Erforschung von Cannabis in der Krebstherapie. So werden damit ab kommendem September klinische Forschungen mit Cannabinoiden an Krebspatienten in Spanien finanziert. Durch und durch eine gute Aktion, die große Unterstützung verdient! Anmeldungen und weitere Infos unter: www.medicalcannabis-biketour.com
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Neue Hanfmesse in Deutschland
nter dem Namen CanU nabis XXL findet vom 10.–12. Juli 2015 eine
neue Hanf-Messe in der Zenith-Halle im Norden Münchens statt. Das Programm kann sich sehen lassen. Laut Veranstalter gibt es Informationen samt Pressekonferenz zum Volksbegehren zur Legalisierung in Bayern mit anschließender politischer Diskussion mit Politikern und Verbandsvertretern, Vorträge zur Nutzung von Cannabis in der Medizin, Live-Musik und Performance-Künstler zur Unterhaltung. Für Leckermäuler gibt es eine Kochschule und verschiedene Verköstigungen – auch mit Hanfprodukten. Ein eigener Beach-Bereich lädt zum Entspannen ein. Am Sonntag nach der Messe findet ab 20 Uhr ein Konzert mit Hans Söllner statt. Öffnungszeiten: Freitag von 10–23 Uhr, Samstag von 11–23 Uhr und Sonntags von 11–20 Uhr mit anschließendem Konzert. Preise: Ein Tagesticket kostet 15 Euro und das 3-Tagesticket 35 Euro pro Person. Weitere Infos unter: www.cannabisxxl.de
grow! präsentiert:
Reggae im Hanf-Feld am 18. Juli 2015 Live und Open Air mit Uwe Banton, Yah Meek und Ganjaman Reggae-Konzert im Hanf-Feld Efürinmitten im Hochsommer. Kann es einen Hanffreund noch etwas Schöneres geben? So oder so ähnlich werden auch die Veranstalter gedacht haben, als sie auf diese tolle Idee kamen.
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emeinsam mit der Firma HanfZeit organisiert die Junge Kultur Steinheim ein Erlebnis der besonderen Art. Reggae im Hanffeld ist voll und ganz der Hanfpflanze gewidmet. Ab 14 Uhr informieren Experten zum Thema Hanf. Es wird Infostände, Workshops, ein Kinderprogramm und vieles mehr geben. Um 18 Uhr beginnt dann das Konzert und die angesagten ReggaeMusiker Uwe Banton, Yah Meek und Ganjaman spielen live und umgeben von meterhohen Hanfpflanzen. Sei dabei! Der Einritt ist frei! Location: Hanf-Feld am Rewe-Markt Wöbbeler Straße, Steinheim. Weitere Infos unter: www.jungekultur.de
Die Erste Hilfe Adressliste VEREINE & VERBÄNDE Akzept e.V. Bundesverband für akzeptierende Drogenarbeit und humane Drogenpolitik Christine Kluge Haberkorn Südwestkorso 14 • 12161 Berlin • Tel.: 030 827 06 946 • E-Mail: akzeptbuero@yahoo.de http://www.akzept.org
DHV
- Deutscher Hanf Verband Georg Wurth Rykestr. 13 • 10405 Berlin • Tel.: 030-44716653 • • FAX.: 030-44716654 • E-Mail: • GeorgWurth@hanfverband.de • www.hanfverband.de
ÖHV Östereichischer Hanf Verband Neubaugürtel 22/3, 1070 Wien (Dienstag – Freitag 11 - 15 Uhr) Telefon: +43 (1) 522 24 46, +43 6507758899, +43 699 1967 5524 E-Mail: office@hanfverband.at
DROBS Hannover Jugend- und Suchtberatungszentrum Hannover Odeonstr. 14 • 30159 Hannover • Fon: 0511-701460 • • Fax: 0511-7014639 • www.drobs-hannover.de Icq: 368256184
Eve & Rave e.V Berlin/Büro Hans Cousto c/o Edgar Langer Niemetzstraße 20 12055 Berlin • Fon: 030 - 682 77 573 • eMail: cousto@eve-rave.net
Hammf e.V.
Werde aktiv! Die Hanfinitiative für Hamm und Umgebung www.hammf.de
IACM
Am Mildenweg 6 • 59602 Ruethen • Tel.: 02952-9708571 • • Fax: 02247-9159223 • E-Mail:info@cannabis-med.org http://www.cannabis-med.org
INDRO e.V Drogenhilfeverein Bremer Platz 18-20 48149 Münster • Fon: 0251-60123 • • Fax: 0251-666580 • indro@muenster.net
Alice-Project
Grüne HilfeNetzwerk e.V. Der *Grüne Hilfe Netzwerk e.V.* ist ein Organ bundesweiter Pro-Hanf Gruppen, welcher 1994 auf Initiative der Cannabis-Bundeskonferenz entstanden ist. „Wir verstehen uns als Kontakt- und Informationsbörse sowie Hilfe zur Selbsthilfe zu den Themen Cannabis und Recht, Cannabis als Medizin und Gefangenenbe treuung.“ www.gruene-hilfe.de
Regionalbüros Bundesverbandsbüro des Grüne Hilfe Netzwerk e.V. Vorstand: Thomas Schneider Plauesche Str.20 · 99310 Arnstadt Telefon: 036 28/539288 eMail: info@gruene-hilfe.de Grüne Hilfe Regionalbüro Baden-Württemberg c/o Stefan Tel. 0177/513 30 67 · eMail: bw@gruene-hilfe.de Skype: gruene hilfe bw auf skype Grüne Hilfe Regionalbüro Berlin c/o Hanf Museum Berlin Mühlendamm 5 · 10178 Berlin-Mitte Telefon: 030/24 24 827 Sprechzeiten: Montags Ruhetag Dienstag bis Freitag: 10-20 Uhr, Samstag/Sonntag: 12-20 Uhr, Telefax: 030/400 427 51 · eMail: berlin@gruene-hilfe.de Grüne Hilfe Regionalbüro Hessen c/o Jo Untere Fuldergasse 12 · 36304 Alsfeld Telefon /-Fax: 066 31/70 82 24 (Mo + Mi 15 – 18 Uhr) eMail: hessen@gruene-hilfe.de www.gekifft.de Grüne Hilfe Regionalbüro Nordrhein-Westfalen Vorstand: Martin Rediker Elisabethstrasse 5 · 59555 Lippstadt Telefon: 02941/59409 Anrufzeiten: Mo – Fr. 14 – 19 Uhr Kontaktaufnahme bitte möglichst per eMail: nrw@gruene-hilfe.de Grüne Hilfe Regionalbüro Niedersachsen Vorstand: Jost Reimar Leßmann Telefon: 0171/1 96 19 54 Bürosprechzeiten: Nach Vereinbarung eMail: niedersachsen@gruene-hilfe.de Grüne Hilfe Regionalbüro Sachsen c/o Nico eMail: chemnitz@gruene-hilfe.de Spendenkonto: Grüne Hilfe, Postbank Frankfurt: BLZ: 500 100 60 Konto-Nr.: 091 570 602 (Unter Verwendungszweck kann das GH-Büro angegeben werden, dem die Spende zukommen soll)
Musikantenweg 22HH • D-60316 Frankfurt / Main Tel: 069 - 48 00 49 50 • www.alice-project.de - contact@alice-project.de Projektleitung: Wolfgang Sterneck
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Produktvorstellungen EHLE. wird größer. Das neue Jahr bringt einige positive Veränderungen: Die Firma Burdich ist für EHLE. seit über zehn Jahren nicht nur Kunde und Zulieferbetrieb zugleich, sondern auch durch ein freundschaftliches Verhältnis verbunden. Und das beste daran: beide sitzen unter dem selben Dach. EHLE. bleibt, doch ab dem 01.03.2015 wird die Marke unter der gemeinsamen Firmierung Burdich Laborbedarf GmbH & Co. KG produziert und vertrieben. Auch Thomas Ehle bleibt. Unterstützt von einem Team junger Glasbläser, wird er Altbewährtes fertigen, aber auch jede Menge Neues an Technik und Design entwickeln. Frauke Ehle bleibt Ansprechpartnerin für Händler und Privatkunden. Zwei Außendienstler kommen zum Vertriebsteam im Innendienst hinzu. Ansonsten freut sich Thomas Ehle über eine große, gemeinsame Werkstatt, eine schnelle und flexible Produktion, bessere Lagermöglichkeiten und einen optimierten Versand. Über weitere Neuigkeiten wird euch Ehle auf der Homepage, bei Facebook oder via Newsletter auf dem Laufenden halten. Und für Neugierige gilt: Besucher sind bei EHLE. nach wie vor herzlich willkommen. Weitere Infos unter: www.t-ehle.de
Nanolux-Vorschaltgeräte mit passiver Kühlung Wer ein geräuscharm arbeitendes, hochwertiges Vorschaltgerät sucht, liegt mit den NanoluxVSA mit Kühlrippen goldrichtig. Der extrem gute Kühleffekt wird durch horizontal angeordnete Rippen erzielt, die der Vergrößerung der Gehäuseoberfläche dienen und so mehr Wärme an die Umgebung abgeben können als glatte Oberflächen. Aufgrund leichter Aluminiumbauteile und modernster Leiterplattentechnik ist das Gerät extrem kompakt und leicht. Dieses VSA startet sowohl Natriumdampf- als auch Metall-Halogen-Leuchtmittel. Die Installation geht schnell und sicher. Das Gerät kann wahlweise mit 50 %, 75 % oder 100 % Lichtleistung betrieben werden. Die Leistungsstufen können auch während des Betriebs umgestellt werden. Nanolux-Geräte kann man einfach übereinanderstapeln, wobei eine Zufalls-Startfunktion in jedem Vorschaltgerät ein Zeitfenster von 15 Sekunden erzeugt, damit auch bei Verwendung mehrerer Nanolux-VSA keine gefährlichen Spannungsspitzen entstehen. Nanolux-VSA gibt es auch als „Aktiv“-Ausführung mit integriertem, hochwertigem Lüfter. Erhältlich in gut sortierten Fachgeschäften. Händleranfragen unter: www.drehandel.de
„GrowMax Water Mega Grow“-Osmoseanlage Dieses Umkehrosmosesystem ist qualitativ hochwertig und extrem leistungsstark. So kann es je nach Ausführung zwischen 500 und 3000 Liter Reinwasser an einem Tag erzeugen. Die „Mega Grow“-Osmoseanlage ist mit Druckmessern, Durchflussbeschränkungen und automatischen Schließventilen für eine optimale und zuverlässige Leistung ausgestattet. Die „GrowMax Water Mega Grow“-Osmoseanlage entfernt über 90 % der Salze, Schwermetalle, Chloride, Herbizide und Pestizide, flüchtige organische Verunreinigungen wie Ablagerungen, Schmutz, Rost, Oxidation sowie Nitrate und Nitrite. Das gereinigte Wasser unterstützt die Stabilisierung des pH-Werts und schützt nützliche Mikroorganismen im Erdboden. Osmosewasser ist auch hervorragend für den Bio-Anbau geeignet. Der entscheidende Vorteil für die Pflanzen ist jedoch der niedrige EC-Wert des Gießwassers, der die hunderprozentige Verfügbarkeit der Düngemittel in der Nährstofflösung ermöglicht. Ein Must-have für alle Gärtner mit „hartem“ Leitungswasser! Erhältlich in gut sortierten Growshops. Weitere Infos unter: www.lumenmax.de
Zydot Euro Blend Das besondere Getränkepulver: auffüllen, schütteln und trinken. Zydot Euro Blend mit B-Vitaminen und Kreatin hat sich seit 1987 weltweit millionenfach bewährt. Der volle Effekt ist bereits eine Stunde nach dem Trinken vorhanden und deckt den Bedarf für 4–5 Stunden. Zydot Euro Blend ist in den Geschmacksrichtungen Kirsche, Tropical und Orange verfügbar. Erhältlich in allen gut sortierten Head- und Growshops. Weitere Infos unter: www.germadot.de
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ORGANIC MORE PK von Green Buzz Liquids Seit Anfang des Jahres hat GBL einen hundertprozentig organischen und veganen Blüten-Booster im Programm. Organic More PK (N-P-K 4-7-10) ist ein besonders Phosphor und Kalium betonender Blütendünger, der den Basisdünger „Organic Bloom Liquid“ (N-P-K 2-3-4) deutlich in seiner Wirksamkeit unterstützen soll. Addiert auf einen Optimalwert von N-P-K 6-10-14 lassen sich somit auch auf organischer Ebene noch bessere Ergebnisse als bisher erzielen. Aufgrund des hohen P-K-Anteils bilden die Pflanzen deutlich kräftigere und kompaktere Blüten aus. Durch weitere hochwertige Inhaltstoffe wie Melasse, Amino-, Fulvin-, Huminsäuren, Urgesteinsmehl, Braunalgen-, Rosenund Schachtelhalmextrakt sowie ätherische Öle schmeckt das Endprodukt auch nochmals deutlich besser und natürlicher. Hundertprozentig organisches Düngen ist somit auch ohne den Einsatz eines mineralischen P-K-Boosters während des ganzen Anbauzeitraumes möglich. Erhältlich in allen gut sortierten Head- und Growshops. Weitere Infos unter: www.gb-liquids.com
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chtung: Wir verlosen drei 500-ml-Flaschen Organic More PK. Wer eine davon gewinnen möchte, schickt bitte eine Postkarte oder E-Mail an die redAktion in Liebenau (Adresse siehe Impressum auf Seite 3) unter dem Stichwort: „100 %“. Einsendeschluss ist Mittwoch, der 08.04.2015. Viel Glück!
„Atmos RX Junior“-VapePen Seid ihr bereit für die Zukunft? Der „Atmos RX Junior“-VapePen ist die innovativste Konsumform seit Erfindung der Longpapers! Der VapePen sieht aus wie ein E-Zigarette und ist auch so einfach zu bedienen. Das besondere: Er ist jedoch für den Gebrauch von Konzentraten entwickelt worden. Das Konzentrat wird dazu am Keramikrand aufgetragen, um die empfindliche Heizspirale nicht zu beschädigen. Anschließend wird der Atmos RX Junior senkrecht mit dem Mundstück nach oben gehalten und verbleibt solange in dieser Position, bis der Heizvorgang (das Vorglühen) abgeschlossen ist. Durch die senkrechte Haltung fließt das Konzentrat zur Heizspirale – noch einen weiteren Heizvorgang starten und schon kann der Wirkstoff inhaliert werden. Der Atmos RX Junior wird fertig zusammengebaut und mit geladenem Akku geliefert. Wieder aufgeladen wird er einfach an einem USBPort. Das Gerät ist in fünf verschiedenen Farben verfügbar. Erhältlich in allen gut sortierten Head- und Growshops. Weitere Infos und ein passendes Video findet ihr unter: www.dabbing.de
GP6A – die Glaspfeife für Aktivkohlefilter von Bam Bam Bhole Passend zu den beliebten Aktivkohlefiltern von actiTube (vormals Tune) gibt es nun eine praktische und formschöne Glaspfeife. Sie ist etwa 18 cm lang und besteht aus zwei Teilen: dem Mundstück mit einem 18,8er-Schliff und der Aufnahmeöffnung für den Aktivkohlefilter (für beide actiTube-Fitergrößen von 6 mm oder 9 mm geeignet). Der gläserne Pfeifenkörper ist handlich und hat ein ansprechend geschwungenes Design. Es ist ebenfalls mit einem 18,8er-Schiff versehen und passt exakt mit dem Mundstück zusammen. So wird jeder Rauch automatisch von Schadstoffen gefiltert! Zu beziehen im Shop deines Vertrauens. Weitere Infos unter: www.bambambhole.de
Near Dark Sonderverlosung 1x Black-Leaf-Glasbong „ICE 2 Trommelperkolatoren“ Diese Eisbong mit Black-Leaf-Logo hat je einen Trommelperkolator in der unteren und oberen Kammer eingebaut. Zusätzlich wurde sie mit Eisdornen und einer farbigen Spritzschutz-Kuppel versehen. Der Glaskopf hat ein integriertes Glassieb und einen Griff, der dafür sorgt, sich nicht die Finger zu verbrennen. Zudem dient er als praktischer Rollstopper.
1x „Thorinder“-Premiumgrinder von After Grow - Dieser hochwertige AluminiumGrinder besteht aus vier Teilen. Der transparente Deckel schließt magnetisch und hat einen orangefarbenen Print. Die CNC-gefrästen Zähne haben einen Diamantenschliff und sind ebenfalls orange gefärbt. Der „Thorinder“-Premiumgrinder kommt in einer schicken Geschenkbox und enthält zusätzlich eine Pollenschaufel. Höhe: 48 mm, Durchmesser: 62 mm, Maschenweite Sieb: 100 µ.
6x Mixing Trays (Motiv: Leaf) – die perfekte Unterlage für alle Bau- und Mischarbeiten. Weitere Infos unter: www.neardark.de er an der Sonderverlosung teilnehmen möchte, schickt bitte eine Postkarte oder W E-Mail an die redAktion in Liebenau (Adresse siehe Impressum auf Seite 3) unter dem Stichwort: „Near Dark“. Einsendeschluss ist Mittwoch, der 08.04.2015. Viel Glück!
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reise-report
INDIEN Highlige Orte
Soma – die Götterspeise Des Morgens hast du den Saft getrunken, Herr der falben Rosse; Die Mittagspressung gehört dir allein; Trinke nun zusammen mit den Nymphen der Wolken, den Reichtum spendenden, die du zu deinen Geliebten gemacht hast. (Rig Veda IV.)
Die indische Kultur verfügt über eine Jahrtausende alte Hanftradition, die mit der Einwanderung der Indogermanen vor rund 4.000 Jahren ihren Anfang nahm. Es waren Bauernvölker, die von ihrer zentralasiatischen Heimat aufbrachen, um fruchtbares Land und bessere Lebensbedingungen zu finden, wofür sie den langen und beschwerlichen Weg über den Hindukusch nehmen mussten, um nach Indien zu gelangen. Sie stießen auf eine Pflanze – Hanf – die ihnen schon aus ihrer Heimat bekannt war, da sie dort so ziemlich das Einzige war, was die Natur freiwillig unbegrenzt zur Verfügung stellte. Die berauschenden Eigenschaften wurden spätestens in skythischen Begräbnisritualen erstmals für heilige Zwecke eingesetzt. Aus den Stammesreligionen der indischen Urbevölkerung und dem indogermanischen („arischen“), „polytheistischen vedisch-brahmanischen“ (Der Brockhaus) Glaubenssystem entwickelte sich der Hinduismus, dessen Lehren von den geistigen Führern, den Brahmanen, gelebt, gelehrt und in den vier Sammlungen der Veden niedergeschrieben wurden. In den Veden ist häufig von einem „heiligen Kraut der Ekstase“ die Rede, aus dem die Götter das himmlische
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Getränk der Unsterblichkeit und Weisheit Soma herstellten. Es gibt mehrere Sagen über die Herkunft der Somapflanze. Einer Sage nach wurde sie von Shiva im Himalaja entdeckt und den Menschen als Geschenk gebracht. Eine andere Legende erzählt, dass das Somakraut den Gandharwas, den himmlischen Geistern, gehörte, die sie der Frau des Gottes Indra schenkten. Als die lebensspendende Pflanze bei einer Sintflut im Ozean verloren ging, rührten Devas (Götter) und Asu-
ras (Dämonen) diesen mit dem Berg Madara, den Vishnu (in seiner Inkarnation als Schildkröte) auf dem Rücken trug, durch. Dadurch setzte sich das heilige Gesöff an der Oberfläche ab wie der Rahm auf der Milch. Das Soma war wiedergefunden. Aus einer anderen Geschichte geht schließlich hervor, dass bei diesem Geschehen Vishnu durch die heftigen Bewegungen des Berges einige seiner „Schildkrötenhaare“ (was das auch immer bedeuten mag) seines Rückens ver-
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lor, die von der Brandung ans Ufer gespült wurden. Aus diesen Haaren soll dann unter anderem der Hanf entstandenen sein, der als „Quelle des Glücks“ oder „Lacherreger“ bezeichnet wurde (Pascal Brotteaux in „Hachich, Herbe de folie et de rêve“, 1934). „Wann immer in Europa von der Götterwelt Indiens die Rede ist“, schreibt Hans-Georg Behr („Von Hanf ist die Rede“, 1985), „wird Trimurti erwähnt, die indische Dreieinigkeit Brahma, Vishnu und Shiva, übertragen mit Schöpfer, Erhalter und Zerstörer (vgl. Hanf!, letzte Ausgabe). Nur: so einfach machen es uns die Himmlischen nicht. Sie sind die Hauptgötter verschiedener Einwanderungswellen, und was da von ihnen in den alten Epen berichtet wird, ist eher Dreiuneinigkeit, ausgetragen auf allen göttlichen und irdischen Ebenen.“ Wie dem auch sei, es gab ein Mittel, aller Wahrscheinlichkeit nach Hanf (es gibt auch die Fliegenpilz- und die StechapfelTheorie), dessen Wirkung die Menschen in einen Zustand göttlicher Nähe versetzt, Betörung hervorruft, die geistigen Kräfte steigert und die „Unregelmäßigkeit des phlegmatischen Humors“ korrigiert, wie es in dem indischen Medizin-Buch Rajavallabha aus dem 17. Jahrhundert heißt. Und der Herr dieses Mittels ist Shiva, gerne auch Shankar genannt, der auf dem Berge Kailas im Somarausch meditierend thront, über ihm nur noch die letzte Reinkarnationsstufe, das Nirvana, „in das einzugehen ihn seine Leidenschaft hindert“ (Behr). Shiva ist eine äußerst komplexe Gottheit und ihn bloß als Zerstörer zu bezeichnen, trifft seine Funktion nur unzureichend. Shiva zerstört, um neu zu schöpfen, und somit ist er auch der Gott der Sexualität, des Todes und der Wiedergeburt – also der wirklich wichtigen Dinge im Leben. Die enge kulturhistorische Einbindung des Rauschs, der Ekstase im Hinduismus und der Shiva-Verehrung überdauerte die Zeit der Kolonialisierung – auch
weil die Engländer, im Gegensatz zu den leitet werden, durch das Land. Während katholischen Spaniern in Südamerika, auch für indische Moslems die Hadsch kaum den Drang verspürten, sich neben nach Mekka (Saudi-Arabien) das Maß alder wirtschaftlichen Ausbeutung der Einheimischen auch noch in deren religiöse Bräuche einzumischen und ihnen Überall im Himalaja und in der Ganges-Ebene kann man ihdiese auszutreiben. Erst nen begegnen und in ihren Wallfahrtsorten scharen sie sich Ende des 19. Jahrhun- zu Tausenden. Die meisten führten einst ein ganz normales derts nahm sich die von Leben in der indischen Gesellschaft, bis sie von der Erkenntden Briten eingerichtete nis geleitet wurden, auf spirituelle Reise zu gehen, weil das Hanfdrogen-Kommission irdische Dasein an seine natürlichen, gottgegebenen Grendem Phänomen des Ha- zen gestoßen ist. Ein Sadhu (Sanskrit: „der Gute“) gibt sein schischkonsums in der in- soziales Umfeld und Eigentum auf, um sich fortan auf Pilgerdischen Bevölkerung an, schaft zu begeben. Viele Sadhus, aber nicht alle, verehren doch da standen bereits besonders Shiva, dem zu Ehren ständig Cannabis geraucht wichtigere Ereignisse vor wird. Diese Sadhus bezeichnen sich selbst als Shaivites, Verdem Tor der Geschichte. ehrer Shivas, und führen, wie der Göttliche, Dschillum und Dass es einfacher ist, ein Dreizack mit sich, verzichten gänzlich auf Frisörbesuche und vom Hanf entrücktes und erachten Kleidung als eher unnötig, da sie ihre (nackten) daher tendenziell fried- Körper mit Asche und Staub zu bedecken pflegen. Und wie fertiges Volk zu regieren, gesagt, sie kiffen was das Zeug hält: Charras (Haschisch) und ist sicherlich ein weiterer Ganja (Marijuana), gemischt mit Tabak, manchmal auch mit Grund, warum die Herr- Bilsenkraut und Stechapfel. Immer aus dem Dschillum und scher auf dem indischen zu jedem Augenblick des Wachzustandes (so man von einem Subkontinent bis weit ins solchem reden kann). Sadhus leben von Almosen, die sie der 20. Jahrhundert hinein Tradition nach in den ersten beiden Stunden des Tages ernie ernsthaft versuchten, betteln müssen, was aber gerne vergessen wird. Sie schladie Droge zu verbieten. fen im Freien oder unter zu Zelten zusammengebundenen TüUnd auch heute noch chern. Zum Sterben gehen sie bevorzugt an den Ganges. werden religiös motivierte Hanfanwendungen stillschweigend – und im Falle der Sadhus ler Dinge darstellt, gibt es für Hindus genügend Wallfahrtsorte im eigenen Land sogar de jure – toleriert. und im benachbarten Nepal. Denn ausgerechnet das wichtigste hinduistische Festival, Shivas Geburtstagsparty (ShivaIm Laufe der Jahrtausende währenden vatri), findet im Himalajaland im Monat Religions- und Kulturgeschichte sind auf Falgun (Februar/März) statt, sodass in indischem Boden eine nicht näher be- dieser Zeit halb Indien auf dem Weg nach stimmbare Anzahl heiliger Stätten, Tem- Nepal zu sein scheint. Mit Shiva Geburtspel und Wallfahrtsorte entstanden und es tag zu feiern, bedeutet in allererster Linie vergeht kein Tag, an dem nicht irgendwo zu testen, ob es eine letale Cannabis-Dozu Ehren eines der über 33.000 himm- sis gibt, sodass man das Shivavatri („die lischen Wesen Festivalzeit ist. Folglich Nacht des Shiva“) getrost als das größte bewegt sich ständig ein Millionenheer Smoke-in der Erde bezeichnen kann. Tauvon Pilgern, deren Ziele von ihrem je- sende Sadhus und Gläubige finden sich weiligem Glauben und Lieblingsgott ge- im Tempel von Pasupathinat ein und sogar der kürzlich von seinem eigenen Sohn
Sadhus - Die heiligen Männer
Die sieben heiligen Städte
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gemeuchelte König Birendra erschien alljährlich, königlich bekifft, um Shiva gebührend zu gratulieren. Leider ist NichtHindus das Betreten der Tempelanlagen von Pashupathinat während der Feierlichkeiten untersagt. In Indien gibt es Tausende wichtige Pilgerziele, jedoch nur sieben Orte haben das Attribut einer „heiligen Stadt“ erhalten, wobei allein vier davon (Varansi, Hardwar, Mathura, Ayodhya) am Ganges oder einem wichtigen Nebenfluss davon liegen. Im zentralindischen Bundesstaat Madhya Pradesh liegt mit Ujjain Nummer fünf, im westlichsten Staat Gujarat
Bhang lassi
ziel der Hindus (und außerdem die älteste, durchgehend bewohnte Stadt der Erde) ist Varanasi, das unter den Briten Benares hieß. In Varanasi, das rund eine Million Einwohner zählt, scheinen ständig fünfmal so viele Menschen unterwegs zu sein und so herrscht zwischen den 1.500 hinduistischen Kultstätten und den Steinstufen (den sogenannten Ghats) am heiligen Ganges-Ufer von früh bis spät Jahrmarktstimmung à la Indien. Denn wo es viele Pilger gibt, gibt es auch Geld zu verdienen und so bedienen unzählige Händler und Stände vom RäucherstäbchenHändler bis zum Bhang-Verkäufer die menschlichen Bedürfnisse nach Nahrung, Flüssigkeit sowie religiösen Devotionalien und Artefakten.
Das aus Ganja (Hanfblüten), Wasser, Milch oder Joghurt, Honig und Gewürzen hergestellte Getränk Bhang lassi ist in allen indischen Pilgerorten für ein paar Rupien erhältlich und trotz seiner schlimmen Inhaltsstoffe erlaubt. Bhang symbolisiert das göttliche Elixier Soma (Amrita) und die Wasser des heiligen Ganges. Bhang ist übrigens auch das gebräuchliche indische Wort für Hanf. Wird das Bhang lassi mit Alkohol zubereitet, dann heißt es Loutki, ist es mit Opium gewürzt, nennt man es Mourra). Es gibt sogar eine Bhang-Eiscreme: Hari-Gulfi – das „grüne Eis“. Dwarka, Nummer sechs, und weit im Südosten, in der Nähe von Madras, finden wir die abgelegenste heilige Stadt Indiens – Kanchipuram. Die wohl heiligste unter den heiligen Städten und deshalb wichtigstes Pilger-
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„Varanasi ist zweifellos eine der faszinierendsten Städte Indiens und löst bei westlichen Besuchern von Abneigung bis Begeisterung die verschiedensten Reaktionen aus“, schreibt Edi Schwager („Indien selbst entdecken“), wobei es wohl vor allem die alltäglichen Leichenverbrennungen am Gangesufer sind, die einem (sensiblen) Fremden aufs Gemüt und den Magen schlagen können. Für einen Inder allerdings ist es das Höchste, in Varanasi eingeäschert und dem heiligen Ganges übergeben zu werden und so gehen insbesondere die
Geschäfte der Holzhändler gut. Sehr gut sogar, da Holz um Varanasi herum inzwischen seltener als Haschisch geworden ist und von weit her gebracht werden muss. Und das ist so teuer, dass sich so manche Familie für die Einäscherung eines nahen Verwandten völlig verschulden muss und die Ärmeren versuchen, die Kremation mit viel zu wenig Holz durchzuführen – was die zwischen den Scheiterhaufen herumschnüffelnden Hunde zwar freuen mag, dem Betrachter aus der „Zivilisation“ aber das Abendessen verdirbt (zumal über der ganzen Szenerie ein hähnchen-ähnlicher Geruch von verbranntem Menschenfleisch liegt). Wer gar kein Geld hat, übergibt die Verstorbenen – illegalerweise, aber was soll man tun? – ohne eine Einäscherung dem Fluss. Das veranlasste die Provinzregierung Varanasis vor ein paar Jahren, in den Sümpfen flussabwärts Süßwasserkrokodile (sogenannte Muggers) auszusetzen, die den Fluss auf ihre Art zu säubern pflegen. Im Reptilienmagen enden übrigens garantiert auch die Sadhus, die sich nach Varanasi zum Sterben zurückgezogen haben. Denn heilige Männer werden nach ihrem Tode nicht verbrannt. Eine Tagesreise nördlich von Varanasi, zwischen den Metropolen Lucknow und Patna, liegt an den Gestaden des Flusses Ghagara das (für indische Verhältnisse) kleine heilige Städtchen Ayodhya, Geburtsort Ramas (Ramanchandras) – seines Zeichens siebte Inkarnation Vishnus und sagenhafter Held des altindischen
reise-report Epos Ramayana, der im Zentrum des religiösen Geschehens in den unzähligen Tempeln Ayodhyas und an den Ghats am Ghagara steht.
bay. Auch hier findet alle zwölf Jahre ein gigantisches Festival statt, das sogenannte Simhasta, bei dem der berühmte Mahakal-Tempel das Hauptziel der Festbesucher darstellt. Abgesehen vom überaus bunten Treiben in seinen Tempeln, verfügt Ujjain über eine große kulturelle Vergangenheit. So lebte der indische Dichter Kalidasa um 400 n. Chr. hier und schuf zu Zeiten der Guptadynastie die großartigsten Werke indischer Literatur, deren Namen zu kompliziert sind, um sie an dieser Stelle wiederzugeben.
und der Sage nach fünfmal zerstört und wiederaufgebaut. Der Krishna geweihte Dwarkadish-Tempel, gilt als Eingang in den Himmel, in dem jedes Jahr im August der Geburtstag des Heiligen enthusiastisch gefeiert wird.
Obwohl (fast) ganz Indien vom Meer umspült ist, finden sich (fast) alle wichtigen Pilgerziele im Landesinneren. Hindus und Meer – das hat keine sonderlich Tradition und auch die Götter bevorzugen eher das Hochgebirge. Wohl auch deswegen, weil die Vorfahren und Religionsbringer aus der Steppe und über die Berge kamen und das Meer höchstens vom Hörensagen kannten. Die Ausnahme findet sich Die wahrscheinlich unbekannteste der im Bundesstaat Gujarat und wurde von heiligen Städte Indiens, Ujjain, liegt etwa Krishna höchstpersönlich erbaut: Dwarka auf halbem Weg zwischen Delhi und Bom- – von immenser religiöser Bedeutung
Kanchipuram ist seit 2.300 Jahren ein buddhistisches Zentrum, wovon rund hundert Klöster und zehntausend Mönche Zeugnis tragen. Die diversen Spielformen des Hinduismus manifestieren sich bereits in den Namen der drei Stadtteile Vishnu Kanchi, Jain Kanchi und Shiva Kanchi. Dort scharen sich die Sadhus bevorzugt im und um den 1.300 Jahre alten Ekambaranathan-Tempel. Was sie dort tun, wissen wir ja inzwischen.
Folgen wir dem Ganges flussaufwärts bis an die Stelle, wo er aus dem Himalaja in die Ebene tritt, dann haben wir Hardwar (Haridwar) erreicht, die vielleicht idyllischste der sieben heiligen Städte Indiens. Seiner geographischen Lagen wegen wurde der wunderschöne Flecken Erde als „Tor der Götter“ bezeichnet, die Berge um Hardwar herum heißen Shivalik-Berge. Alle zwölf Jahre findet an den Ufern des Ganges das Khumbh-Mela-Festival statt, bei dem zigtausende Pilger im eisigen Wasser des Ganges ihr zeremonielles Bad einnehmen.
Kanchipuram ist die siebte und mit Abstand südlichste der sieben heiligen Städte Indiens. Sie ist weltberühmt für ihre spektakuläre Tempelarchitektur und trägt die Beinamen „Stadt der 1.000 Tempel“ oder „Goldener Gürtel der Welt“.
24 Kilometer von Hardwar entfernt liegt das bunte 40.000-Seelen-Städtchen Rishikesh, das in den 1960er-Jahren in die Schlagzeilen kam, als die Beatles den Guru Maharishi Mahesh Yogi besuchten und reichlich Haschisch rauchten. „Und seit diesen Tagen hat sich am Geist von Rishikesh nicht allzu viel verändert. Noch immer reiht sich Ashram an Ashram, und es treffen sich Wahrheitssucher und clevere Geschäftemacher aus dem In- und Ausland.“ (Schwager, ebd.) Neben seiner Rolle als religiöses Zentrum ist Rishikesh Ausgangsort zu den Pilgerzentren im Himalaja – Yamunotri, Gangotri, Badrinath und zur Gangesquelle Gaumukh. Auch der Geburtsort Krishnas, Mathura, gehört zu den heiligen Städten Indiens. Krishna ist die achte Inkarnation Vishnus und eines der populärsten göttlichen Wesen überhaupt. Er taucht als Hauptgestalt der Bhagavadgita-Sage auf, laut der er, obwohl von reicher Abstammung, als Hirtenjunge aufwächst und zahlreiche Liebes- und andere Abenteuer zu bestehen hat. Krishna ist der Verkünder des Bhakti, das absolute Gottesliebe als Weg der Erlösung beschreibt.
Stefan Haag
cannabis
Das Cannabis-Diplom
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edizinisches Cannabis beschert so manchem US-Staat neue ungeahnte Märkte und nicht zu verachtende Umsatzeinnahmen. Die neue Branche boomt, Cannabisshops schießen wie Pilze aus dem Boden und schaffen viele innovative Arbeitsplätze. Um in der Branche möglichst nicht zu scheitern und gleich richtig Fuß fassen zu können, gibt es sogar Cannabisschulen. Sie vermitteln Fachwissen, vergleichbar mit Seminaren bei Geschäftsgründungen oder einer Art Lehre. Sascha Schlehlein aus Karlsruhe war vor Ort und hat als erster Europäer die „Medical Marijuana Tampa“Schule absolviert. Die Medical Marijuana Tampa, die jetzt Medical Marijuana United heißt, wurde von Jeremy Bufford und Prof. Cliff Burt 2014 in Tampa, Florida gegründet und eröffnet. Wir sind neugierig geworden und möchten gerne wissen, wie es Sascha dabei ergangen ist. grow! Wie kommt man auf die Idee, in schwinglich. Erzähl mal, wie deine Reise den USA ein Cannabis-Diplom zu absol- dann begann. Lief alles locker? vieren? Sascha: Ich hatte im Vorfeld kein Visum Sascha: Ich habe in der „Vice“ einen Ar- beantragt und bin mit einem Touristentikel über die Medical Marijuana Tampa visum eingereist, dass man im Flugzeug in den USA gelesen und dort angefragt, kurz vor der Landung ausfüllt. Das ist ob man auch aus Deutschland zu ihnen dann 90 Tage gültig. Bei der Zwischenlankommen kann. Da dies problemlos mög- dung in Washington wurde ich von Beamlich war, habe ich mich kurz darauf über ten in einen abgetrennten Raum geführt und durchsucht. Die Cannabisbücher in die Homepage angemeldet. meinem Koffer wurden entdeckt und begrow! Was kostet die Teilnahme und wie gutachtet. Zwei Boxershorts und eine lange dauert ein Seminar? Cappy mit Hanfblättern drauf brachten die Sascha: Es war ein Crashkurs, der über Beamten dann zum Grinsen. So fragten zwei Wochen ging. Er kostete insgesamt sie scherzhaft, ob ich vielleicht auch 1.300 Dollar. Der Flug, die Übernach- noch eine Pfeife im Gepäck habe. Natürtungen im Hotel, Essen und alles andere lich wollten sie wissen, warum ich solche Bücher bei mir hatte. Von der Schule ernoch extra dazu. zählte ich nichts, wohl aber, dass ich von grow! Das ist sicher nicht für jeden er-
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den liberaleren Veränderungen in vielen US-Staaten im Umgang mit Cannabis weiß. Kurz danach ging es wieder in den Flieger und die Reise weiter bis Tampa. Auf dem Rückflug wurde ich übrigens nicht gefilzt, nur mein Koffer. Dessen Schloss war „zu meiner eigenen Sicherheit“, so der Zollaufkleber, aufgebrochen und nach der Durchsuchung mit einem Kabelbinder wieder geschlossen worden.
grow! Da haben die Grenzbeamten sich wohl bei der Einreise einen kleinen Vermerk gemacht, bei der Ausreise ein Auge auf deine Mitbringsel zu werfen. Musstest du nach deiner Landung in Tampa dann gleich die Schulbank drücken? Sascha: Nein, ich bin an einem Freitag dort angekommen und hatte so noch bis zum Seminarbeginn am Montag Zeit
cannabis mich ausreichend zu akklimatisieren. Da es kein Schulwohnheim gab, habe ich in einem preiswerten Hotel in der Nähe übernachtet. Der Unterricht fand dann in einem großen Bürogebäude statt. Dafür war von der Schule eine eigene Etage gemietet worden. Unterrichtsstunden waren immer von 10 Uhr morgens bis nachmittags, teilweise auch bis zum Abend. Der erste Tag dauerte gleich zwölf Stunden. Es gab einen Geschichtskurs zu medizinischem Cannabis von den Anfängen in Asien bis zum heutigen Tag und den ersten Teil des Caregiving-Kurses.
grow! Wie viele Kursteilnehmer waren dort mit dir in einer Klasse? Sascha: Das war unterschiedlich, je nach Kurs. Anfangs waren wir zwölf Teilnehmer.
grow!! Kamen die Teilnehmer alle aus Florida? Sascha: Die meisten waren Amerikaner und kamen größtenteils aus Florida, bis auf einen Jamaikaner und mich.
grow! Wie ging es weiter? Was hast du dort gelernt? Sascha: Es gab fünf Basiskurse auf dem Weg zum Cannabis-Diplom. Zuerst den Caregiving- und Budtending-Kurs, dann den Management-Kurs, gefolgt vom CookingEdibles-Kurs und dem Cultivation-Kurs.
grow! Worum ging es im Caregiving- und Budtending-Kurs? Sascha: Im Caregiving-Kurs wurde unterrichtet, was man alles wissen muss, wenn man als Verkäufer in einer Apotheke Cannabispatienten berät oder sie bei Therapien begleitet. So darf zum Beispiel in Kalifornien ein Caregiver bis zu zehn Patienten betreuen. Aber auch welches Cannabis bei welcher Krankheit hilft, wurde gelehrt. Wenn zum Beispiel eine ältere Person an Glaukom, Grünem Star leidet, würde ich ihr jetzt eine indicalastige Sorte empfehlen, um den Augeninnendruck zu senken. Bei der Auswahl dieser IndicaSorte könnte ich dann dem Patienten Tipps zu Geschmack und Wirkung geben.
grow! Baut der Caregiver auch für die Patienten das Cannabis an? Sascha: In Kalifornien darf er das. Dort darf der Caregiver auch Patienten mit Cannabis aus Cannabis-Apotheken versorgen, wenn diese bettlägerig sind oder aus anderen Gründen nicht in der Lage sind, es selbst zu tun.
wartet. Ob es etwa so stark wirkt wie zwei Joints oder wie vier, darüber sollte er aufgeklärt sein. Die richtige Dosierung ist da ganz wichtig. Die kompetente Beratung ist das A und O. Der Budtending-Kurs hat insgesamt 16 Stunden gedauert. Die Candies haben wir übrigens dort auch selbst gemacht. Die kamen dann im nächsten Kurs, dem Cooking-Edibles-Kurs dran.
jetzt selbst anbauen könntest? Sascha: Ja, ich denke schon, obwohl ich es daheim in Deutschland nicht machen werde, solange es illegal ist.
grow! Jetzt fehlt nur noch ein Kurs bis zum Diplom: der Managementkurs. Lernt man da, wie man professionell einen Coffeeshop führt?
grow! Durftet ihr die Edibles auch selbst Sascha: Ja, so ähnlich, nur statt um einen testen? Coffeeshop ging es hier um „Dispanseries“ – Cannabis-Apotheken –, über die jeSascha: Na ja, die Candies durften wir esweilige Rechtslage in den verschiedenen sen, aber da war ja leider nichts drin. Der Bundesstaaten oder beispielsweise wie Cooking-Edibles-Kurs hat mir viel Spaß viele Cannabispflanzen ein Patient selbst gemacht, da ich Koch gelernt habe. In anbauen darf. Das kann sehr unterschieddem Kurs wurde auch die „magical butter lich ausfallen. In manchen Ländern sind machine“ vorgestellt. Dieses Gerät ist der es gerade mal drei Pflanzen, in anderen absolute Wahnsinn. Die macht alles, ob bis zu zehn Pflanzen. Oder wie viele DiButter, Öl oder Tinkturen. Sie rührt, hält spanseries überhaupt aufgemacht werdie Temperatur, hat einen Timer, sodass den dürfen. All solche Dinge. man nur nur ein Programm wählt und den Startknopf drücken muss. In dem ge- grow! Wie viele Staaten sind aktuell daschlossenen System geht garantiert kein von betroffen? Cannabinoid verloren. Genial! Sascha: Momentan ist das in Kalifornien, grow! Aber etwas zu rauchen gab es Oregon, Washington, D.C. und Alaska der schon, oder? Fall. Sascha: Von der Schule nicht, das wäre grow! Konntest du im Management-Kurs genauso verboten wie bei uns. In Florida viele neue Dinge lernen? gibt es leider keine Coffeeshops. Aber Mitschüler und andere Kumpels hatten Sascha: Auf jeden Fall, auch wenn es weimmer etwas am Start. Ich habe auch gen vielen englischen Fachbegriffen nicht viele Leute getroffen, von denen ich et- immer einfach war. was zu rauchen bekam. grow! Musstet ihr auch Hausaufgaben grow! Hast du Sorten geraucht, die es bei machen? uns nicht gibt? Sascha: Nicht wirklich. Wir haben Tests Sascha: Ja, einige, aber es waren auch am Ende jedes Kurses gemacht. Das hätte bekannte Sorten am Start. Die Lieblings- man auch noch nachträglich online masorten auf meiner Reise waren definitiv chen können, aber ich wollte das Diplom Berry White, Sour Diesel und Girl Scout gleich mit nach Hause nehmen und habe die Testfragen an Ort und Stelle beantCookies. wortet. grow! Gab es in Florida auch BHO? grow! Konntest du alle Fragen Sascha: Ja, ich habe es einmal getestet beantworten? und fand es ziemlich stark. Sascha: Es waren teilweise schon wirkgrow! Dann kam ja noch der Cultivaton- lich schwierige Fragen dabei. Je nach Kurs Kurs. Hast du da irgendwelche neuen gab es zwischen 30 und 50 Fragen zu beDinge erfahren? antworten. Die Antworten waren zwar vorgegeben und brauchten „nur“ angekreuzt Sascha: Beim Cutitivaton-Kurs ging es werden, doch wie bei der theoretischen natürlich nur ums Growen. Auch in Florida ist LED das neue, geniale Leuchtmittel und findet immer mehr Beachtung. grow! Hattet ihr in diesem Kurs ebenfalls Praxisunterricht? Sascha: Ja, unter anderem habe ich gelernt, wie man Klone schneidet.
grow! Wie sieht es aus mit anderen Infor- grow! Was wurde sonst noch im Cutivamationen wie etwa allergischen Reakti- tion-Kurs gelehrt? onen? Muss man als Verkäufer den PatiSascha: Es ging um Themen wie Nährenten auch danach fragen? stoffversorgung und Nährstoffprodukte Sascha: Ja, das sollte man tun. sowie um das Erkennen und Behandeln grow! Gibt es einen Unterschied zwi- von Pflanzenkrankheiten und Nährstoffproblemen. Halt die ganze Palette. Es waschen Caregiver und Budtender? ren auch einige Growzelte aufgebaut, in Sascha: Der Budtender ist eher ein Ver- denen die verschiedenen Grow-Systeme käufer als ein Pfleger und berät bei der und unterschiedliche Pflanzenstadien geMarijuana-Sortenauswahl oder bei ande- zeigt und erklärt wurden. Natürlich wieren Cannabisprodukten und erklärt den der ohne Cannabis, sondern ausschließrichtigen Umgang mit Edibles. Wenn es lich mit Paprikas und Tomaten. um Candies oder Brownies geht, dann sollte der Verbraucher wissen, was ihn er- grow! Hast du so viel gelernt, dass du
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cannabis Sascha: Vielen Dank! Es hat viel Spaß gemacht. Leider sind in Florida die Hoffnungen vieler Hanfbefürworter gesunken, seit bei den Wahlen im November 2014 der Antrag auf medizinisches Cannabis knapp gescheitert ist. Damit hatte eigentlich niemand gerechnet, auch nicht die Gründer der Medical Marijuana Tampa. Ihre Intention war es, zukünftige Geschäftsgründer und deren Angestellte mit vielseitigem Wissen optimal auf das Cannabusiness vorzubereiten. Das ganze Schulprojekt ist jetzt auf Eis gelegt worden und die SeFührerscheinprüfung waren manchmal minare gibt es nun nur noch online. Deshalb auch die Namensänderung von Meauch mehrere Antworten zutreffend. dical Marijuana Tampa School in Medical grow! Hast du alle Tests auf Anhieb be- Marijuana United. standen? grow! Das muss ja wirklich sehr frustrieSascha: Gerade die Fragen beim Manage- rend sein. Allerdings bedeutet das wohl mentkurs fand ich sehr schwer wegen auch, dass jetzt jeder von zu Hause aus den ganzen Fachbegriffen in Business- mitmachen kann? Englisch. Den musste ich wiederholen. Man konnte jeden Test aber mehrmals Sascha: Ja, das stimmt. Hätte ich die machen. Das finde ich auch gut so, im- Wahl, würde ich es trotzdem lieber wiemerhin hat man ja auch ganz gut dafür der in den USA vor Ort machen. Der Probezahlt. Ich habe die Tests im Klassen- fessor, der mich betreut hat, plant jetzt zimmer nach dem Unterricht gemacht. höchstwahrscheinlich nach Oregon zu geEine Stunde war in der Regel dafür nötig. hen und dort eine Schule zu eröffnen, weil dort die Bedingungen viel liberaler als in grow! So hat es am Ende geklappt und Florida sind. du dein Cannabis-Diplom bestanden. grow! Ja, das ist sicher keine schlechte Gratulation! Idee. Was denkst du, haben sich der Aufwand und die Kosten gelohnt? Kannst du dein neu gewonnenes Wissen jetzt auch anwenden? Und hast du diesbezüglich irgendwelche Pläne? Sascha: Ja, ich würde sehr gerne beruflich was in dieser Richtung machen. Jedoch weniger als Grower, sondern als Verkäufer in der Growbranche. Das ist eher mein Ding. Ich mag es, mit Menschen in Kontakt zu kommen und Wissen weiterzugeben. Ich erhoffe mir durch mein Diplom bessere Chancen, um in der Cannabisbranche Fuß fassen zu können.
kniffliger zu machen.
1) Cannabis originated in what region of the world? a) Australia b) Africa c) North America d) Asia 2) What gives cannabis its distinct smell? a) Phytocannabinoids b) Trichomes c) Terpenes d) Endocannabinoids 3) Which of these growing mediums should not be used with a hydroponic system? a) Lava Rock b) Soil c) Rockwool d) Coco Fiber 4) Overwatering cannabis can: a) Cause mites b) Cause the leaves to turn yellow
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bleiben, so wie auch meine 88-jährige Großtante aus New Port Richey, die für die Freigabe votete und der ich dort zum ersten Mal in meinem Leben begegnete. Ich danke auch Ryan und Jam aus NY für eine unglaublich chillige Kreuzfahrt! Legalize it! Peace!
grow! Dann drücken wir dir fest die Daumen, dass du mit dem Diplom schnell Deinen Traumjob findest. Vielen Dank für das interessante Interview. Weitere Infos zum Cannabis-Diplom unter: medicalmarijuanatampa.org
c) Feed your plants too many nutrients d) a) F-2 Cross b) Cubing c) Perennial GeneMake your plants grow taller tics d) F-1 Hybrid 5) What hydroponic system uses an air 8) If any offspring from a test cross disstone? a) Ebb and Flow b) Wick System play the recessive trait, the genotype of c) Nutrient Film Technique (NFT) d) Deep the parent with the dominant trait must Water Culture be? a) Heterozygous b) Monoecious c) 6) The flowering stage requires how Homozygous Dominant d) Homozygous many hours of light and how many Recessive hours of darkness? a) 12 hours of light 9) When breeding two plants where the and 12 hours of darkness b) Flowers can dominant traits are unknown, the inibe in light 24 hours during the flowering tial technique necessary to determine stage c) 14 hours of light and 10 hours of observable dominant traits is known darkness d) 18 hours of light and 6 hours as the ________? a) Back Cross b) Test of darkness Cross c) Double Cross d) Iron Cross 7) The progeny or first filial generation 10) What part of the cannabis plant proof parent plants with two distinguisha- duces the trichomes? a) Stems b) Cannable characteristics in that one trait was binoids c) Calyxes d) Terpenoids expressed over the other, is known as? Die Antworten lauten: 1d, 2c, 3d, 4c, 4d, 6a, 7d, 8a 9b und 10c
ier ein paar Fragen aus dem Test zur H Übung. Die Fragen sind wie im Original in englisch, um die Sache etwas
Ich würde gerne in Holland Praxiserfahrungen in einem Coffeeshop machen. Auch Wernard Bruining würde ich gerne mal persönlich kennenlernen. Ich habe von Cliff und dem Team sehr viel gelernt und danke jedem, der diese Reise zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht hat. Ich habe nach Beendigung der Kurse eine Kreuzfahrt über die Bahamas, Mexiko, Belize, Honduras und Cayman Islands gemacht. Ich habe dort natürlich auch gute Erfahrungen gesammelt. Die Promenade von Tampa, die Delfine und Manatis werden mir in guter Erinnerung
reisebericht
Ganja Ninjas Schmuggel-Abenteuer
Die Agadir-Tour
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ch hatte im Laufe der Zeit schon so einige Routen ausprobiert, um ins marokkanische RifGebirge und wieder zurück zu kommen. Ich war über Tanger eingereist, über Ceuta, über Melilla und über Casablanca. Letzteres mit dem Flugzeug, alles andere mit dem Schiff. Und nie hatte ich das Land verlassen, ohne mir ein paar Souvenirs einzuverleiben. Meist so um die hundert Stück und natürlich nur vom Feinsten, was mein Bauer zu bieten hatte. Sack mit Zero Powder
un stand wieder eine Reise an und N mir kam die großartige Idee, dieses Mal Agadir als Ziel auszuwählen. Das
Flugticket dorthin kostete weniger als die Hälfte und auf meinem Weg gen Norden könnte ich einen Zwischenstop machen, um meine zukünftige Frau in Casablanca zu besuchen. Gedacht, getan. Ein paar Tage später stand ich zusammen mit einer Horde TUI-Pauschaltouristen in Shorts, Sandalen und weißen Tennissocken in der Schlange vor dem Check-in. Ich hatte geglaubt, dass mir derlei Gesellschaft eine gewisse Tarnung bieten würde, aber jetzt hatte ich eher das Gefühl, aus allem herauszustechen. Aber egal: Ich wollte meine Caramellos ja nicht im Gepäck mitbringen.
schließend mit dem Zug nach Casablanca. Noch einmal gute vier Stunden. Ein Abend mit meiner zukünftigen Verlobten samt Familie und des frühen Morgens weiter nach Fès. Fast sechs Stunden Fahrt, weil es ein Bummelzug war, der an jeder Milchkanne anhielt. Am Ziel angekommen, ging es mit einem „Petit Taxi“ zur Abfahrtsstelle jener „Grand Taxis“, die Richtung Norden fuhren. Inzwischen war es neun Uhr morgens und hatte ich bereits sechzehn Stunden in irgendwelchen Verkehrsmitteln gesessen. Und weil ich partout keinen Bock mehr hatte, darauf zu warten, dass das Sammeltaxi voll wurde, charterte ich eines ganz für mich allein. Und los ging’s Richtung Ketama.
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aum aus der Stadt raus, kramte der n Agadir stieg ich sofort in den Bus nach Fahrer - Hassan hieß er - ein Piece Marrakesch, wo ich nach über vier Stun- aus der Hemdtasche und begann, einen den ankam. Zwei Stunden Warterei, an- kleinen Porro zu drehen, während er das
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Auto mit den Knien durch die Serpentinen lenkte. Ich kannte es bisher nur so, dass man zu kiffen anfing, nachdem man die Grenzen der Commune de Ketama überschritten hatte, aber der Bursche war Taxifahrer und wenn jemand einschätzen kann, was man tut und was lieber nicht, dann dieser Berufsstand. Entsprechend wusste er natürlich, wo sich die erste Polizeisperre befand und dass wir die Tüte bis dahin längst aufgeraucht haben würden. as mir etwas Sorgen bereitete, waW ren Hassans knallrote Augen. Es war mir schon häufiger aufgefallen, dass Ma-
rokkaner dafür sehr anfällig sind. Zum Glück waren die Polizisten da keine Ausnahme. Breit wie Eimer und genau so rotäugig wie mein Fahrer, den sie übrigens gut zu kennen schienen. Man palaverte eine Weile, kontrollierte sodann meinen Passport und trug die Daten in eine Liste
reisebericht ein. Das war neu und gefiel mir überhaupt nicht. Hassan erklärte:
Das Dorf Asilah
„Ist nur zu deiner Sicherheit. In letzter Zeit sind einige Ausländer hier spurlos verschwunden. Jetzt kann die Gendarmerie Royale wenigstens über den Taxifahrer erfahren, wo genau er seinen Fahrgast abgesetzt hat.“ ehr beruhigend. Aber natürlich konnte S ich mich jetzt, wo mein Name der Polizei bekannt war, nicht mehr direkt zum Bauern fahren lassen, sondern musste notgedrungen ein oder zwei Kilometer zu Fuß gehen. Keinesfalls wollte ich Abderrahman in Gefahr bringen.
enn Cannabis anzubauen war das D eine, daraus Haschisch herzustellen das andere. Ersteres war aufgrund
eines alten königlichen Dekrets erlaubt, letzteres wegen internationaler Abkommen und dem Druck der westlichen Länder verboten. Im Rif wuchs aber nun mal kaum etwas anderes als Hanf und das Kif, das seit alters her daraus hergestellt wurde, war bzw. ist in Marokko eine traditionelle Rauchware, ebenso wie Tabak. Bis Mitte der 1960er-Jahre wusste im Rif niemand, was Haschisch überhaupt ist oder wie man es herstellt. Es sollen Amerikaner gewesen sein, die indisches oder afghanisches Know-how in die KetamaRegion brachten und so eine neue Industrie ankurbelten.
war High Noon, als ich endlich Asilah Edesserreichte – ein kleiner Weiler am Fuße Mount Tidighine, etwa zwanzig Kilo-
meter von Ketama entfernt und berühmt für sein außergewöhnlich gutes Haschisch. Ich ließ mich am Dorfrand absetzen und versuchte, mich zu orientieren, so gut es irgend ging mit meinem übermüdeten und bekifften Kopf. Der größte Teil Asilahs liegt in einer weitläufigen Senke, und die musste jetzt durchquert werden, denn ausgerechnet Abderrahmans Anwesen lag außerhalb des Talkessels. Die Sonne knallte vom Himmel
und ich war mir nicht wirklich sicher, wo sich der Hof nun genau befand. Die Hanfpflanzen standen kurz vor der Ernte und so hoch, dass mir die Sicht versperrt war und die Orientierung schwer fiel. rotzdem musste T ich mich zügig bewegen. So als wüsste
ich genau, wo ich hinwollte. Scheinbar ziellos herumzustolpern, wäre das Blödeste, was man hier machen kann. Dann denken die Einheimischen nämlich, man kennt hier niemanden und genießt somit auch niemandes Schutz. Und da sie auch noch zwingend annehmen, man wäre an größeren Mengen Haschisch interessiert (was sonst sollte man hier wollen?), sitzt
man schnell an einem Ort, zu dem man gar nicht wollte, und gerät in Situationen, aus denen man nicht gänzlich ungeschoren wieder rauskommt. Auch das war mir schon passiert. Die Rif-Berber sind, wenn auch oft sehr freundlich, die absoluten Tisch mit Caramellos
reisebericht längst mitbekommen haben, dass mit mir etwas nicht stimmte. Und garantiert auch die Stewardess. Immerhin hatte ich bisher alles verweigert, was sie mir anbot. Ich konnte nur hoffen, dass mich alle in Ruhe ließen und sich mein Zustand nicht noch weiter verschlechterte. Ohnmächtig zu werden, war das Schlimmste, was jetzt passieren konnte.
Asilah - Am Rande des Dorfes
ls ich am Baggage Claim ankam, lief A noch nicht mal das Rollband. Mein Gepäck konnte ich also vergessen. Egal,
alles ersetzbar. Nur mit meiner kleinen Reisetasche über der Schulter näherte ich mich dem Ausgang und mir war trotz meines Zustands klar, dass das auffallen musste. Alle reisten mit Riesengepäck und ich mit so gut wie nichts. Dazu meine äußere Erscheinung, die bestimmt alles andere als vorteilhaft war. Aber – oh Wunder – es war niemand da, dem das hätte auffallen können. Kein Zolli weit und breit. Schlitzohren und Gastfreundschaft erfährt man nur, wenn man letztlich auch etwas kauft. Je mehr, je besser. Ansonsten bezahlt man jeden Tee, jede Mahlzeit und jeden gerauchten Joint. Zu Preisen wie man sie in einem 5-Sterne-Hotel erwarten würde. Business is everything in Marokko. Und im Rif ganz besonders.
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ber schon auf der Busfahrt von Marrakesch nach Agadir merkte ich, dass etwas nicht stimmte. Ich war jetzt mehr als zwölf Stunden unterwegs, abgefüllt wie eine Weihnachtsgans und es bahnte sich an, was eigentlich nicht passieren durfte: die Füllung wollte raus. Und es waren noch immer sieben Stunden bis zur letzten Zollkontrolle am Hamburger Flugechs Tage verbrachte ich im Kreise hafen. So wie mein Gedärm rumorte, war der Farmer-Familie, filmte, fotogra- das unmöglich zu schaffen. Scheiß Plafierte und machte Ausflüge in die nä- nung – im wahrsten Sinne des Wortes. here Umgebung. Natürlich stets mit zwei von Abderrahmans Brüdern als Bodyguls ich aus dem Bus stieg, hatte ich ards; schließlich wollte ich keiner von noch etwas mehr als zwei Stunden bis denen sein, die plötzlich verschwan- zum Check-in. Und der Airport lag nicht den und von der Polizei gesucht werden in Agadir selbst, sondern in Inezgane, müssen. Und am Tag vor der Abreise war eine halbe Stunde Taxifahrt entfernt. Es dann Arbeit angesagt. Etwa hundert Ca- war also keine Zeit zu verlieren. Ich mieramellos mussten fabriziert werden, ein tete mich in einem kleinen Hotel ein, beTeil davon mit Haschisch-Öl befüllt. Für gab mich unter die Brause und öffnete die das Haschisch diente Haushaltsfolie als Hinterschleuse. Mehr als hundert kleine Verpackungsmaterial, für das Öl wurden Torpedos schossen in die Duschwanne. Kondome benutzt. Etwa fünf Gramm wog Und die sollten jetzt innerhalb kürzester so ein Teil und mir graute schon davor, sie Zeit wieder dahin, woher sie gerade genächsten Tags schlucken zu müssen. Aber kommen waren. ich hatte es beim letzten Mal geschafft, da würde ich es auch dieses Mal schaffen. ch wusch die Ladung mit heißem Wasser und schrubbte mit meiner Zahnbürür die Rückfahrt kalkulierte ich die Zeit, ste, bis optisch nichts mehr zu sehen war. die ich für die Anreise gebraucht hatte Dann verleibte ich mir die ganze Chose inplus zwei Stunden für unvorhergesehene nerhalb einer halben Stunde wieder ein. Zwischenfälle. Im Idealfall würde ich also In Asilah hatte ich dafür jede Menge Zeit zwei Stunden vor Abflug wieder in Agadir gehabt und Minztee zum Nachspülen, ankommen. jetzt würgte ich die Dinger im FünfzehnSekunden-Takt und mit Hilfe von zwei Litern Wasser runter. Es war der Horror.
ch taumelte mehr, als dass ich ging, geI„Green langte aber völlig unbehelligt durch den Exit“ und schon stand ich drau-
ßen in der Ankunftshalle. Auch den Weg bis zur nächsten Toilette schaffte ich noch und sogar, den Abfluss mit Klopapier zu verstopfen, damit meine Kostbarkeiten nicht im Orkus verschwinden konnten.
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chon im Taxi wurde mir schlecht. Beim S Einchecken ging es mir richtig übel und im Flugzeug verbrachte ich die meiste
Zeit damit, dagegen anzukämpfen, ohnmächtig zu werden. Selten in meinem Leben war es mir so beschissen gegangen: Ich fühlte mich vergiftet, schwitzte wie ein Schwein, ständig ließen die verdammten Kolibakterien meinen Kreislauf zusammenbrechen und mir wurde schwarz vor Augen. Meine Hände umkrampften die Sitzlehnen und ich hatte die bestimmte Ahnung, dass ich sofort das Bewusstsein verlieren würde, wenn ich sie loslasse. Zumindest mein Sitznachbar musste
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Aber dann ließ die Natur keinen Aufschub mehr zu und abermals schossen mehr als hundert kleine Torpedos fast gleichzeitig in die Kloschüssel. Augenblicklich ging es mir besser. atürlich war weder Zeit noch GelegenN heit, die Dinger großartig zu säubern. Drei dünne, marokkanische Plastiktüten
waren alles, was mir zur Verfügung stand und derart verpackt lagerten die kleinen Bömbchen auf dem Boden meiner Reisetasche, als ich wenig später in den Bus stieg, der mich zurück in meine Heimatstadt bringen sollte. Im Nu begann sich ein penetranter Fäkalgeruch breitzumachen, was unter meinen Mitreisenden natürlich nicht unbemerkt blieb. Nur lokalisieren konnte es zum Glück niemand so genau. Trotzdem war ich heilfroh, als ich samt meiner müffelnden Fracht endlich ins Freie konnte. Selbst auf dem Nachhauseweg zog mir der Geruch noch unangenehm in die Nase. Egal, ich hatte es geschafft. Mission erfolgreich beendet. Und schließlich, so dachte ich mir, wäre es doch auch langweilig, wenn immer alles so klappt wie geplant. Ganja Ninja
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HIGH IN HIGH DEFINITION 25 Kifferfilme unter der Lupe
as tun, wenn das Gras zu stark war und einen ins Sofa drückt? Was tun, wenn sogar die SpieleW konsole kaum noch ordnungsgemäß zu bedienen ist? Na klar: Pizza und Video! Heute wollen wir sämtliche Klischees erfüllen – und wenn sowieso schon Kiffen, Pizza und Video auf dem Plan stehen,
dann wollen wir uns auch ein paar schöne Kifferfilme reinziehen. Doch welche lohnen sich – und welche nicht? Im Folgenden soll ein Überblick über Spielfilme gegeben werden, die sich um unser liebstes Kraut drehen. Es wundert kaum, dass die meisten dieser Filme in die Kategorie Komödie fallen. Diese Übersicht hätte auch locker doppelt so lang sein können, aber eine Besprechung von zusätzlich 25 unterdurchschnittlichen Komödien der Marke „Hänsel und Gretel – Black Forest“ oder „Your Highness – Schwerter, Joints und scharfe Bräute“ wollten wir dann doch niemandem zumuten. Auch beschränken wir uns im Folgenden auf Filme, die auch ins Deutsche übersetzt wurden.
Viel Rauch um Nichts (1978) Cheech & Chong haben es geschafft: Sie sind das fleischgewordene Synonym für den Typus Kiffer-Film geworden. Auch wenn die beiden Komiker inzwischen alt und grau geworden sind, denken die meisten Cannabiskonsumenten zunächst an sie, wenn es um Kiffen im Film geht. Stellvertretend für alle Filme von dem berühmten Komiker-Duo wird hier der erste aus dem Jahr 1978 betrachtet (Originaltitel: „Up In Smoke“). In Deutschland war dieser Film aufgrund der Drogenthematik ab 18 Jahren freigegeben, 2013 wurde er aber auf eine Freigabe ab 12 Jahren herabgestuft. Die Story ist so dämlich, wie man es seitdem von einer seichten Kifferkomödie gewohnt sein darf: Die beiden Jungs schmuggeln unwissentlich ein aus Marijuana bestehendes Auto von Mexiko aus in die Vereinigten Staaten. Und so weiter und so fort. Darüber, dass der Film in den beinahe vierzig Jahren seit seiner Existenz etwas an Spritzigkeit eingebüßt hat, darf man angesichts der Tatsache, dass Cheech & Chong mit diesem Werk den Boden für viele Stoner-Buddy-Filme bereiteten, getrost hinwegsehen. Viele dieser Nachfolger waren sogar mit den beiden besetzt. Dennoch schwören die meisten Fans auf den ersten Film der beiden als wahres Meisterwerk. Immerhin als den Film mit dem vermutlich größten Joint überhaupt. Sollte man zumindest mal gesehen haben, um mitreden zu können.
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Friday (1995) Auch der Film „Friday“ setzt auf einen Rapper als Hauptdarsteller. Und zwar darf sich hier Ice Cube (der zusammen mit DJ Pooh auch das Drehbuch schrieb) mit dem damals noch unbekannten Chris Tucker vergnügen. Obwohl vergnügen das falsche Wort ist – denn die beiden haben einen Haufen Ärger am Hals: Smokey (Chris Tucker) hat seinem Namen alle Ehre gemacht und das Gras, das er von Big Worm zum Verkauf erhalten hat, aufgeraucht statt verdealt. Der Film zeigt ihn und seinen besten Freund Craig (Ice Cube) dabei, wie sie an der Lösung dieses und anderer Probleme arbeiten. Die Handlung spielt dabei innerhalb eines einzigen Freitags. Während der erste Teil Kultstatus genießt und eine Empfehlung wert ist, können die beiden Nachfolger „Next Friday“ (2000) und „Friday After Next“ (2002) leider nicht mehr mithalten. „Friday“ sollte man gesehen haben – dies gilt bei Teil 2 und 3 allerdings nur für Fans!
Mr. Nice (2010) Hier gilt, was leider nur allzu oft der Fall ist: Der Film zum Buch kann mit der Vorlage nicht mithalten. Und die Vorlage geht in manchen Kiffer-Kreisen als die Bibel der Kiffer und Dealer durch – da sind Enttäuschungen beim Ansehen des Films vorprogrammiert. Bei „Mr. Nice“ handelt es sich um die Autobiographie des einst größten Cannabis-Dealers der Welt, Howard Marks, beziehungsweise um die Verfilmung dieser Autobiographie. In den 1970er- und 1980er-Jahren war Marks für mindestens ein Zehntel des gesamten Welthandels mit Cannabis-Produkten verantwortlich und nutzte ein Geflecht aus falschen Identitäten, Firmen und verschiedenen Geheimdienstzugehörigkeiten, um seinen Stoff gewaltfrei an den Mann zu bringen. Klar, dass diese Lebensgeschichte hochinteressant ist. Das Buch ist aber ausführlicher und authentischer und daher auch vorzuziehen!
Lammbock (2001) Der einzige deutsche Vertreter im Rennen um den besten Kifferfilm heißt „Lammbock“ und hat inzwischen schon mehr als ein Jahrzehnt auf dem Buckel. Moritz Bleibtreu und Lucas Gregorowicz stellen Kai und Stefan dar, die unter dem Namen „Lammbock“ eine Pizzeria mit speziellem Lieferdienst betreiben. Die „Pizza Gourmet“ beinhaltet unter anderem selbstgezogenes Gras unter der Salamischeibe. Als es zu Schädlingsproblemen auf der Plantage der beiden kommt, wenden sie sich an einen verdeckt ermittelnden Drogenfahnder und so entwickelt sich eine turbulente Story. Im Jahr 2001 war eine deutsche Produktion mit zwei sympathischen Kiffertypen in den Hauptrollen ein echtes Novum und so konnte der Film im deutschsprachigen Raum teilweise Kultstatus erreichen. Auch heute ist der Film noch sehenswert und kann unterhalten.
Reefer Madness (1936) Bei „Reefer Madness“ handelt es sich nicht nur um den ältesten Film dieser Liste (sogar so alt, dass er bis auf eine nachträglich kolorierte DVDVersion von 2004 nur in schwarz-weiß vorliegt), sondern wohl auch um den einzigen Film, der sich nicht an das kiffende Publikum richtet. Zumindest nicht in der Art, wie die anderen es tun. Bei dem Film, der anfangs unter dem Titel „Tell Your Children“ veröffentlicht wurde, handelt es sich nämlich um feinste Anti-Cannabis-Propaganda – und zwar aus dem Jahre 1936. Es werden krude Behauptungen aufgestellt, etwa dass Cannabis die gefährlichste aller Drogen sei und zu Vergewaltigungen, Wahnsinn, Mord und Selbstmord führe. Dennoch – oder gerade daher – ist dieser Film lustiger als so manche lahme Kifferklamotte. Wiederentdeckt wurde er 1972 durch NORML-Gründer Keith Stroup, der die Rechte für schlappe 297 US-Dollar erwarb.
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Kifferwahn (2005) Im amerikanischen Original trägt dieser Film den Titel „Reefer Madness – The Movie Musical“ und damit ist klar, woher der wohlriechende Wind weht. Vorlage und Spottobjekt zugleich ist der weiter oben vorgestellte Anti-Cannabis-Film „Reefer Madness“ von 1936. Aus diesem alten Schinken entstand um die Jahrtausendwende das satirische Musical „Reefer Madness“ – und mit dem Film „Kifferwahn“ wurde dieses wiederum in einen (TV-)Film zurückverwandelt. Diese Mischung aus Parodie, Musical und Gagansammlung macht auch Musical-Muffeln Spaß und kann durchaus überzeugen. Noch besser gelingt dies natürlich, wenn der Rezipient auch das Original von 1936 kennt. Daher ist erfreulicherweise auf manchen deutschen DVD-Ausgaben gleich der originale „Reefer Madness“ als Bonus enthalten.
So High (2001) Hier waren wohl auch die Übersetzer dicht. Warum in aller Welt der Film „How High“ in Deutschland in „So High“ umbenannt wurde, wissen die Verantwortlichen vermutlich selbst nicht mehr. Die Story des Films mutet ebenfalls sinnlos an: Die beiden Bros Jamal und Silas ziehen eine Grassorte hoch, die sie unglaublich schlau macht. Somit steht den beiden der Zugang zur Elite-Uni (und den zugehörigen Elite-Mädels) frei – allerdings nur, solange der Grasvorrat anhält. Zugegeben: Man muss schon recht dicht sein – oder zumindest ein Fan von den beiden Wu-Tang-Clan-Mitgliedern Method Man und Redman, die Silas und Jamal verkörpern –, um diesen Film von vorne bis hinten genießen zu können. Treffen aber beide Punkte zu, ist dieser Film durchaus empfehlenswert.
Surfer, Dude (2008) Ein Kifferfilm mit zweien der größten Potheads Hollywoods (Woody Harrelson und Matthew McConaughey), auch noch unterstützt von Willie Nelson – was kann da eigentlich noch schief gehen? Nun ja, tatsächlich leider einiges. Zunächst sei erwähnt, dass es sich bei „Surfer, Dude“ eigentlich um einen Surfer- und nur in zweiter Linie um einen Kifferfilm handelt. Obwohl auch das stimmt nur in Teilen, denn für einen Surferfilm wird recht wenig gesurft. Der Profi Steve Addington (McConaughey) wird nämlich durch ausbleibende Wellen um das Reiten derselben gebracht und soll zudem gegen seinen Willen ein Videospiel bewerben. Selten ist ein Film so sehr vom Geschmack, Interesse und Humor des Rezipienten abhängig gewesen. Zu den Minuspunkten zählt eine lahme Story – zu den Pluspunkten des Films, dass McConaughey im gesamten Film mit nur einer einzigen Hose auskommt und in jeder Szene einen neuen Joint raucht. Wem das nicht reicht, der ist eventuell mit der Serie „True Detective“ besser beraten, die Harrelson und McConaughey in Hochform zeigt (dafür allerdings nichts mit Cannabis zu tun hat).
The Big Lebowski (1998) Inzwischen schon ein Klassiker – nicht nur unter Kiffern. Jeff Bridges brilliert in diesem Film als Alt-Hippie Jeffrey Lebowski („Dude“), dessen Leben sich um Bowling, Kiffen und Saufen dreht – zumindest bis zwei Schläger in seiner Wohnung auftauchen, die ihn mit einem Namensvetter verwechseln und daher auf den Teppich des Dudes urinieren. Um einen Ersatz für diesen zu erhalten, wendet sich der Dude an den anderen Jeffrey Lebowski und wird in eine Gaunergeschichte inklusive Entführungsfall hineingezogen. Ethan und Joel Coen, die das Drehbuch schrieben und auch Regie führten, bleiben ihrem Humor treu, verzichten dabei aber größtenteils auf die ebenfalls von ihnen gewohnten Gewaltdarstellungen: Eine schöne Komödie, die Lust auf den Lifestyle des Dudes (Kiffen, Saufen, Bowling) macht.
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Savages (2012) Regie von Oliver Stone, Schauspieler unter anderem John Travolta, Benicio del Toro und Salma Hayek. Actionthriller. Gras, Liebe, Mafia. Eigentlich gute Voraussetzungen für einen gelungenen Film. Die beiden Freunde Chon und Ben bauen im sonnigen Kalifornien massenweise allerfeinstes Gras an und rufen so ein mexikanisches Drogenkartell auf den Plan, das ihnen eine Zusammenarbeit anbietet. Doch die beiden lehnen ab, was zu der Entführung ihrer gemeinsamen Geliebten führt. So weit, so klassisch. Doch der Film hat nicht nur mit Drogenhändlern zu kämpfen, sondern auch mit Längen. Erfreulich ist zumindest die unterschiedliche Darstellung von Marijuanahändlern und von „echten“ Dealern. Aber auch in diesem Fall wird empfohlen, sich eher die literarische Vorlage („Zeit des Zorns“) zu Gemüte zu führen. Allerdings kommt man auch mit diesem Film durch einen regnerischen Nachmittag, ohne sich anschließend darüber ärgern zu müssen.
Half Baked (1998) Auch wenn sich Komiker Dave Chappelle, der auch die Hauptrolle in „Half Baked“ übernahm, Jahre später beschwerte, sein ursprüngliches Drehbuch sei viel besser und auf ein erwachseneres Publikum zugeschnitten gewesen, kann man nicht von einem schlechten Film sprechen. Im Gegenteil: Wenn man auf seichte Kifferkomödien steht, dann hat man mit dieser eine der besten Vertreterinnen vorliegen. Nun gut, der katholische Film-Dienst sieht dies naturgemäß etwas anders: „Ein Komödienversuch, dessen Handlung jeder Beschreibung spottet und dessen platte Kalauer schlichtweg als kindisch eingestuft werden müssen. Ein Film, der bei klarem Verstand nicht zu ertragen ist.“ (Lexikon des Internationalen Films) Die Story handelt von Raumreiniger Thurgood, der mit seinen Freunden wenig mehr tut als Gras zu rauchen und Spaß dabei zu haben. Als der Zartbesaiteste von ihnen versehentlich ein Polizeipferd durch Überfütterung umbringt und im Gefängnis landet, beschließen die restlichen Jungs Gras zu verkaufen, um seine Kaution stellen zu können, bevor seine Protektion durch den Hörnchenmeister (Tommy Chong) ausläuft. Und neben alledem muss sich Thurgood auch noch zwischen seiner Liebe zu Mary Jane Potman, die das Kiffen verabscheut, und seiner Liebe zu Marijuana entscheiden. Weitere Gastauftritte von Szenegrößen wie Snoop Dogg, Willie Nelson oder dem (schon damals verstorbenen und durch einen Schauspieler verkörperten) Jerry Garcia runden das Bild ab.
Jay und Silent Bob schlagen zurück (2001) Auch wenn es sich bei „Jay und Silent Bob schlagen zurück“ um den ersten Film der beiden namensgebenden Protagonisten in Hauptrollen handelt, durften sie schon in einigen Filmen zuvor auftreten. Denn die beiden tauchen in fast allen Filmen von Kevin Smith auf, der auch die Rolle des Silent Bob übernimmt (z. B. in „Clerks“, „Chasing Amy“ oder „Dogma“). Bei Jay und Silent Bob handelt es sich um dealende Dauerkiffer, die hiermit ihren ersten eigenständigen Film spendiert bekommen haben. Die Handlung sieht vor, dass die beiden spitz bekommen, dass der Comic „Bluntman & Chronic“, für den sie Pate gestanden haben, verfilmt werden soll – und zwar mit ihnen unliebsamen Hauptdarstellern und dazu noch ohne ihnen dafür Geld zu zahlen. Und so beginnt ein dichter Roadtrip: nicht ganz so intelligenter Humor, gepaart mit weniger intelligentem Humor. Eignet sich somit halbwegs für einen bekifften Filmabend! Aber besser ohne die Freundin gucken, denn die Zielgruppe ist klar männlich. High School – wir machen die Schule dicht (2010) Vornweg: Das Beste an diesem Film ist Adrien Brody, der den Dealer Ed spielt. Ansonsten handelt es sich um einen Film, der auf zwei Erfolgsgaranten der heutigen Zeit setzt: Highschool-Dramaturgie und Cannabis: Musterschüler Henry gönnt sich auf seine Erfolge zum ersten Mal in seinem Leben einen Joint mit einem Kumpel. Zu seinem Pech wird allerdings kurz darauf ein Drogentest für die gesamte Highschool angeordnet. Die Lösung des Problems: Den oben genannten Dealer bestehlen und mittels Brownies die komplette Schüler- und Lehrerschaft der Schule dicht machen, damit alle durchfallen und der Test nicht zählt. Das neue Problem: Ein bestohlener Dealer, der seine Ware zurück haben möchte. Selbst innerhalb der unterschiedlich aufgenommenen Kifferkomödien fällt es schwer, diesen Film zu empfehlen oder von ihm abzuraten: Reine Geschmackssache. Nach zweijähriger Postproduktion konnten die meisten Kritiker jedoch nichts mehr mit dem Werk anfangen.
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Paulette (2012) Bei „Paulette“ handelt es sich um den einzigen französischen Vertreter in dieser Auflistung. Das französische Kino hat eigentlich einen guten Ruf und es ist auch schon die ein oder andere brauchbare Komödie aus dem Nachbarland gekommen. Allerdings ist diese hier nur bedingt empfehlenswert. Das Drehbuch kann nicht ganz überzeugen, die Gags sind in der Regel nicht besonders lustig und trotz der knappen 90 Minuten bleibt das Gefühl, dass der Film zu lang dauert. Thematisch dreht sich alles um die titelgebende „Paulette“, eine 80-jährige (rassistische, unfreundliche, mehr oder weniger asoziale) Oma, die durch Zufall zu Gras und zum Dealen kommt, um damit ihre Rente aufzubessern (so weit so gut), dadurch dann aber natürlich der örtlichen Mafia ans Bein pinkelt und so weiter und so fort. Ob man die Kehrtwendungen als überraschend wahrnimmt oder eben nicht, ist mal wieder Ansichtssache.
Grasgeflüster (2000) Irgendwie kommen die Eckdaten dieses Films bekannt vor: Etwa 90 Minuten, Komödie, ältere Witwe will Gras verkaufen, um ihr Einkommen aufzubessern, beziehungsweise in diesem Fall, um die geerbten Schulden loszuwerden. Auch dieser Film entstammt nicht Hollywoods Traumfabrik, sondern kommt aus England. Da dieser Film mehr als zehn Jahre vor „Paulette“ gedreht wurde, kann man allerdings Plagiatsvorwürfe höchstens in die andere Richtung geltend machen. Im Gegensatz zu „Paulette“ zieht die Filmheldin Grace in diesem Fall auch ihr Gras zusammen mit ihrem kiffenden Gärtner selbst. Dass es sich bei „Grasgeflüster“ allerdings erst recht um eine familientaugliche Komödie handelt, macht nicht nur die Altersfreigabe ab sechs Jahren, sondern auch die Kritik des katholischen Film-Dienstes deutlich, die man beispielsweise mit der Kritik zu „Half Baked“ (siehe oben) vergleichen sollte: „Ein charmanter kleiner Film um schrullige Dorfbewohner und fantasiereiche Geldbeschaffung.“ (Lexikon des Internationalen Films)
Confusion – Sommer der Ausgeflippten (1993) Nie gehört? Vielleicht ist der Originaltitel geläufiger: Bei „Dazed and Confused“ handelt es sich nicht nur um einen Led-Zeppelin-Song, sondern auch um den amerikanischen Namen des Films. Dieser spielt wie auch schon „Friday“ an einem einzigen Tag und zeigt den letzten Schultag einer Gruppe von Schülern im Jahr 1976, die sich auf das „Hazing“ (ja, genau) vorbereiten – den Initationsritus für die neu ankommenden Schüler (oh, schade). Gekifft wird trotzdem genug (wenn auch ohne näheren Zusammenhang zum Hazing) und vor allem authentisch genug, um diesen Film zumindest in englischsprachigen Kiffer-Regionen zum Kult avancieren zu lassen. Neben Rory Cochrane als Oberkiffer sind unter anderem Matthew McConaughey, Ben Affleck und Renée Zellweger in jungen Jahren zu betrachten. Alleine deswegen lohnt sich schon das Anschauen!
Für das Leben eines Freundes (1998) Hierbei handelt es sich ohne Zweifel um den deprimierendsten Film von allen vorgestellten. Alternativ hätte diesen Platz auch der hervorragende Streifen „Midnight Express“ (bzw. „12 Uhr nachts“) einnehmen können. Da „Für das Leben eines Freundes“ allerdings zwanzig Jahre weniger auf dem Buckel hat und mehr Identifikationspotential für den Endkonsumenten bietet, folgen nun alle Infos zu dessen Story: Drei Freunde verbringen einen Urlaub in Malaysia und haben eine gute Zeit, nicht zuletzt dank Cannabis. Einer von ihnen, Lewis, kehrt nicht zurück in die Staaten, da er vor Ort Orang-Utans helfen möchte. Wegen einer Lappalie entdeckt die örtliche Polizei nach der Abreise der anderen beiden den gemeinsamen Vorrat der drei Freunde. Da Lewis diesen nun alleine zu verantworten hat, liegt die Gesamtmenge knapp über der Grenze für die Todesstrafe. Dieser kann er nur entgehen, wenn einer oder beide seiner Freunde nach Malaysia zurückkehren, um die Strafe zwischen ihnen aufzuteilen. Trotz einiger Schwächen bietet dieser Film genug, um sich eine Empfehlung einzuhandeln.
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Ananas Express (2008) Auch diese Eindeutschung des Titels macht vorne und hinten keinen Sinn. Bei dem Originaltitel klingelt es vermutlich eher: „Pineapple Express“ ist eben nicht nur der Name dieses Films, sondern auch eine Grassorte, die von G13 Labs entwickelt wurde. Im Film kauft der dauerbreite Dale (gespielt von Seth Rogen, der auch mit Evan Goldberg das Drehbuch schrieb) diese Sorte von seinem Dealer Saul. Als er dessen Dealer Ted später zufällig bei einem Mord beobachtet, muss er flüchten und wirft dabei einen Joint mit dem titelgebenden Kraut weg. Da Ted am Joint zieht und die Sorte erkennt, die er bisher nur an Saul verkauft hat, haben Saul und Dale nun ein riesengroßes Problem und müssen abhauen. Geld haben sie keines, aber wenigstens genug Gras – die sich nun entwickelnde Story ist lustig, wenn auch ein wenig zu lang.
Living High – was für ein Trip (2006) Dieser Kifferfilm ist (zu Recht) weltweit total unbekannt. Die deutsche DVD wird sogar nur „on-demand“ angeboten, also für jeden einzelnen Käufer eigens gepresst. Auch hier wurde wieder einmal der amerikanische Titel abgeändert, dieses Mal kann man die Beweggründe immerhin nachvollziehen: Mit dem Namen „Puff, Puff, Pass“ hätte man hierzulande vermutlich noch weniger Kopien absetzen können. Die Story erfüllt jedenfalls alle Ansprüche an eine Kifferkomödie: Die beiden Jungs – ja, so fangen viele Inhaltsbeschreibungen aus diesem Gebiet an – Larry und Rico (die, wer hätte es vermutet, ziemlich viel kiffen) haben Pech und verlieren ihre Wohnung und somit auch den Kabelanschluss, dabei wollen sie doch ihren Lieblingsfilm „Die Verurteilten“ sehen. Die Lösung? Sich selbst in die Entzugsklinik einliefern lassen und den Film dort sehen. Hört sich zunächst alles sehr sympathisch an und auch so als ob es funktionieren könnte – tut es aber nicht und entpuppt sich als ziemlich lahm. Schade.
Withnail & I (1987) Der ein oder andere mag sich vielleicht wundern: Da wurde tatsächlich ein Titel nicht eingedeutscht? Doch weit gefehlt – im Original heißt der Film nämlich „Withnail and I“. Doch nun genug der Exkurse über seltsame Umbenennungen von ausländischen Kifferfilmen. Bei „Withnail & I“ handelt es sich um einen weiteren Vertreter aus England. Im Laufe der Zeit konnte sich dieser Film in Großbritannien Kultstatus erarbeiten. Diese schwarze Komödie spielt im Jahr 1969 und zeigt die beiden Freunde Withnail und Marwood, wie sie die Zeit mit Saufen und Drogen verplempern. Um mal etwas anderes zu sehen, beschließen sie zu Withnails homosexuellem Onkel aufs Land zu ziehen, dem Withnail erzählt, dass Marwood ebenfalls schwul sei – damit die beiden überhaupt reingelassen werden. Saufen, Kiffen und Tristesse haben selten so viel Spaß gemacht (wenn man selbst nicht dabei war). Geheimtipp!
Ich glaub’, ich steh’ im Wald (1982) Die unten ausgesprochene Empfehlung gilt vielleicht nicht für jeden. Sollte zum Beispiel eine Aversion gegen Teenager-Filme oder die frühen 1980er bestehen, darf ruhigen Gewissens ein Hanfblatt abgezogen werden. Wer jedoch schon immer Sean Penn als langhaarigen Surfer-Kiffer-Dude sehen wollte, liegt mit diesem Film (Originaltitel: „Fast Times at Ridgemont High“) genau richtig. Dank Penn in seiner Rolle als Jeff Spicoli wird in diesem Coming-of-Age-Film auch die kiffende Jugend wunderbar verkörpert. Auch in diesem Streifen sind frühe Auftritte von späteren Stars (wie etwa Nicolas Cage oder Forest Whitaker) zu begutachten. Inhaltlich dreht sich alles um das letzte Schuljahr einer Clique in Kalifornien, deren Erfahrungen und Erwartungen an die Zukunft. Dies allerdings auf angenehme und ruhige Art und Weise, die nicht mit den üblichen Highschool-Komödien zu vergleichen ist.
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Chicks – Total bekifft und wild auf Girls (1994) Hierbei handelt es sich zweifelsohne um einen weiteren Anwärter auf die mieseste Filmtitel-Übersetzung eines Kifferfilms (Originaltitel: „The Stoned Age“ oder auch „The Stöned Age“). Offensichtlich sollte hier am Erfolg von „Confusion – Sommer der Ausgeflippten“ (siehe oben) partizipiert werden. Die Story ist in den Siebzigern angesiedelt und wird vom deutschen Titel zugegebenermaßen recht gut zusammengefasst: Die beiden Dudes Joe und Hubbs verbringen ihre Abende mit bekifften Autofahrten in Los Angeles – ansonsten wird übrigens recht wenig gekifft und mehr gesoffen. Doch in dieser einen Nacht erfahren sie von Tack den Aufenthaltsort einer Gruppe Mädels, die sie daraufhin aufreißen wollen. Dem stehen im Wege: Die Polizei, verschiedene Erledigungen und Tack. Kaum ein Film in dieser Auflistung ist so sehr vom Geschmack und Humor des Rezipienten abhängig. Daher kann die mittlere Bewertung für den einen zu hoch und für den anderen zu niedrig ausfallen.
Harold & Kumar (2004) Na gut. Ein Stoner-Buddy-Film passt noch in diese Auflistung. Es handelt sich auch um einen der besseren Vertreter. Die beiden Buddies Harold und Kumar sind inzwischen sogar schon in zwei weiteren Filmen mit den Titeln „Harold & Kumar – Flucht aus Guantanamo“ (2008) sowie „Harold & Kumar – Alle Jahre wieder“ (2011) in Erscheinung getreten. Somit ist für Nachschub gesorgt, falls euch der erste Teil gefallen sollte. Wer bisher den ganzen Artikel gelesen hat, wird auch von dieser Geschichte nicht mehr schockiert werden können: Harold und Kumar sind dicht und bekommen dank des Werbefernsehens Bock auf Burger von White Castle. Doch diese zu besorgen gestaltet sich recht schwierig – nicht zuletzt wegen Neil Patrick Harris (bekannt als Barney Stinson aus „How I Met Your Mother“), der sich selbst spielt und den beiden ihr Auto klaut.
Operation Marijuana (2008) Zu guter Letzt noch ein Film aus Kanada. Inhaltlich dreht sich in diesem (Originaltitel: „Growing Op“) alles um den achtzehnjährigen Quinn, der mit seinen Hippie-Eltern zusammenlebt. Diese haben allerdings mindestens zwei Macken: Erstens lassen sie ihren Sohn nicht auf die Highschool gehen, sondern unterrichten ihn zu Hause selbst – und zweitens sind sie gewerbsmäßige Drogenproduzenten und unterhalten eine MarijuanaPlantage. Die erstgenannte Macke tangiert Quinn allerdings mehr und so geht er gegen den Willen seiner Eltern doch zur örtlichen Highschool, als er sich verliebt. Der Film wurde als Komödie beworben, ist aber eher in der Richtung Coming-of-Age-Film oder auch Drama einzuordnen. Zu lachen gibt es jedenfalls nicht allzu viel. Die unbekannten Schauspieler und das Drehbuch können aber überzeugen.
Super High Me (2007) Dieser Film ist wie „Super Size Me, bloß mit Cannabis statt McDonald’s“. Dieses Zitat von Doug Benson, der sich – natürlich rein zu Forschungszwecken – dreißig Tage am Stück dicht geraucht hat, beschreibt die ganze Sache recht treffend: Nach einer Clean-Phase von dreißig Tagen folgt eine Dicht-Phase von ebenfalls dreißig Tagen. Innerhalb der jeweiligen Phasen hat sich Benson verschiedensten medizinischen Tests (Psyche, Sperma, Lunge etc.) unterzogen, um die Ergebnisse im Anschluss miteinander zu vergleichen. So viel sei bisher vorab verraten: Eine Aversion gegen Cannabis hat sich in den dreißig Tagen Dauerkonsum jedenfalls nicht eingestellt. Bei „Super High Me“ handelt es sich um einen klassischen Fall von „kann man sehen, kann man aber auch lassen“: Die Machart und die Erkenntnisse stehen hinter „Super Size Me“ zurück. Viele Gastauftritte von beispielsweise Bob Odenkirk oder Sarah Silverman sowie viele Interviews mit Aktivisten, (legalen) Verkäufern, Politikern und Patienten runden die anderthalb Stunden aber gut ab.
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Text: Paddy Schmidt
Media Tipps DVDs, Musik & Literatur Film Project Storm – The Film Dokumentarfilm von Mel Thomas und Jeff Ditchfield
m April 2013 wurde dieses Filmprojekt gestartet, um herauszufinden was Istimmt. an der häufig gehörten Behauptung „Cannabisöl heilt Krebs“ tatsächlich Ob in Gesprächen mit englischen Krebspatienten, führenden For-
schungsanstalten, Mitarbeitern der Pharmaindustrie oder mit einer illegalen medizinischen Organisation, die Cannabisöl produziert und Krebspatienten damit versorgt: Beide Filmer lassen nichts unversucht, um eine Antwort zu finden. Diese Dokumentation soll objektiv untersuchen, welche potentielle Rolle Cannabis als Teil einer integrativen und aufgeschlossenen Herangehensweise in der Krebsforschung und -bekämpfung spielen könnte. Prädikat: äußerst sehenswert! Mehr Infos unter www.projectstormthefilm.com
Musik Music for Growing – THC-Tunings von B. Ashra
it diesem Silberling liefert der Berliner Tonkünstler B. Ashra ein AmbiM ent-Konzeptalbum der speziellen Art. Durch mathematische und musikalische Umrechnung vertont er den Sound des Delta-9-THC-Moleküls –
was man ungefähr so beschreiben könnte: Stell dir vor, du würdest durch ein sonniges Feld spazieren, einem Windspiel lauschen, dabei Sonne tanken... und könntest wortwörtlich dem Gras beim Wachsen zuhören. Das Resultat ist zunächst einmal ein schöner Ambient-Track von fast 74 Minuten Länge. Im Booklet erklären die Macher aber auch, dass die Komposition und Konzeption der Melodie eine wachstumssteigernde Wirkung haben soll, wenn man Pflanzen während den Lichtphasen damit beschallt. Dieses Feature konnte ich allerdings nicht testen.
as ich aber testen kann, ist der zweite angebliche Effekt, den man mir W bei der Übergabe des Rezensionsexemplars erklärte: Der Sound habe eine „substituierende Wirkung“ – wenn der Track vorbei sei, wäre man überrascht, wie wenig man in der Zeit geraucht habe in Anbetracht dessen, wie high man sich dabei fühlte. (45 Minuten später:) Verdammt ja, stimmt! H.S. Mehr Infos unter www.klangwirkstoff.de
Shake Mesquine
unter anderem Artikel für das grow!-Magazin und hat gerade eiEdemrnenschreibt Roman veröffentlicht (siehe Buchvorstellung „Traficante“) und unter Pseudonym „Shake Mesquine“ produziert er seit langem ziemlich abwechslungsreiche und eigenwillige Musik, die sich irgendwo zwischen Progressive- bzw. Space-Rock, Ambient, Soundscape, Trance und Avantgarde bewegt. Das meiste sind Eigenkompositionen, aber auch Pink-Floyd- oder Miles-Davis-Cover sind zu finden – alles mit Computer, Masterkeyboard und einer E-Gitarre plus Multi-Effektgerät im Heimstudio selbst produziert.
as Ergebnis ist eine unvergleichliche, oft hypnotische Musik mit kräfD tigem, druckvollem Sound und sehr tief angesetzten Basslinien. Hier ist nichts programmiert, sondern alles handgespielt. Was noch erwähnenswert ist: Sämtliche Tracks sind innerhalb der letzten zehn Jahre entstanden und das unter permanenter THC-Zufuhr. Entsprechend wird empfohlen, sie in gleichem Zustand zu genießen. Wer jetzt neugierig geworden ist, besucht folgende Website: shakemesquine.jimdo.com
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mediatipps
Literatur Traficante ein „fast autobiografischer“ Roman von Bernd Zitzer
ine missglückte Schmuggeltour und ihre Konsequenzen. Ein Urteil von viereinESchmokel halb Jahren Knast. Und das für kaum sechs Kilo Haschisch, die ein gewisser von Marokko nach Deutschland hatte bringen wollen. Knapp die Hälfte
dieser Zeitspanne verbrachte er daraufhin in verschiedenen spanischen Hochsicherheits-Gefängnissen, umgeben von verhinderten „Traficantes“, die dasselbe Schicksal erlitten hatten. Europäer fast sämtlicher Nationalitäten, die eines gemeinsam hatten: die alltägliche, meist erfolgreiche Jagd nach einem Rauchpiece. Ohne Haschisch, da ist sich Schmokel heute noch sicher, hätte er die Zeit nicht schadlos überstanden. Und wohl auch nicht den Mut gehabt, nach zwei Jahren die Flucht zu riskieren. 172 Seiten, ISBN 978-3737504348. Zu bestellen als Book-on-Demand im Buchhandel und bei www.epubli.de.
Cannabis Sativa Volume 3: The Essential Guide to the World’s Finest Marijuana Strains Von S. T. Oner. Mit einer Einleitung von The Rev
. T. Oner, erfolgreicher Grower und Autor, hat erneut einige Sorten Cannabis S sativa unter die Lupe genommen. Der dritte Teil dieser Bücherreihe, Volume 3, steht den beiden ersten Büchern in nichts nach. Abermals porträtiert S. T. Oner ge-
konnt weitere einzigartige und bemerkenswerte Marijuana-Sorten von Züchtern aus aller Welt. Zahlreiche brillante Farbfotos und aktuelles Insiderwissen der Züchter zu den einzelnen Varietäten in punkto Eigenschaften, Geschmack, Geruch und Wirkung machen Cannabis Sativa Volume 3 bei allen Marijuana-Freunden zu einem weiteren Sammlerstück! 208 Seiten, englischsprachig. Erschienen bei Green Candy Press unter ISBN 978-1937866297. Weitere Infos unter: www.facebook.com/SativaBook, Händleranfragen unter: orders@turnaround-uk.com
The Medical Cannabis Guidebook:
The Definitive Guide to Using and Growing Medicinal Marijuana
von Jeff Ditchfield und Mel Thomas
ieses Buch ist ein essentieller Ratgeber für jeden Cannabispatienten sowie D für Betreuer und Ärzte. Es behandelt alle relevanten Themen, angefangen bei der rechtlichen Situation über Wirkungsweisen, Geschichte, Patientenberichte, Indikationen, Einnahmeformen, Anbau, standardisierte Medikation sowie Fragen und Antworten bis hin zur Herstellung von Cannabisprodukten wie Öl, Extrakt, Milch, Saft, Butter, Essig, Schokolade und mehr. Zahlreiche detaillierte Fotos zeigen Schritt für Schritt wie’s gemacht wird. 220 Seiten, englischsprachig. Erschienen bei Green Candy Press unter ISBN 978-1937866112. Weitere Infos unter: www.facebook.com/GreenCandyPress oder www.greencandypress.com.
Hanf in den Medien
Hanf in den Medien
Die bunte Welt der Hanfberichterstattung ls wären es nicht seit vielen Jahren A oft die gleichen Argumente gewesen, die Legalisierungsbefürworter für
ihre Sache vorbrachten, kommt es so manchem Beobachter in jüngster Vergangenheit so vor, als hätten einige Medienschaffende erst kürzlich von den unterschiedlichen Standpunkten in Sachen Hanf erfahren. Das Thema ist ohne Frage präsenter denn je, Politik und Gesellschaft setzen sich verstärkt mit Gesetzgebung, Nutzen und Gefahren auseinander und natürlich spiegelt sich dies auch in der aktuellen Berichterstattung wider. Doch reicht die neue Aufmerksamkeit aus, um längst notwendige Reformen ins Rollen zu bringen?
Aufklärung über Cannabis
ufmerksamkeit und Wandel möchte A natürlich auch der Deutsche Hanfverband (DHV) erzeugen. Im Januar konnte
der Verband eine erste Bilanz ziehen und die Ergebnisse von sechs Wochen Vorführungen der ersten deutschen Spots zum Thema Cannabis (siehe grow! 1/15) präsentieren. Mit insgesamt 2,6 Millionen Zuschauern in Kinosälen und vor Computerbildschirmen sowie Berichten in Nachrichtensendungen beinahe sämtlicher privater Fernsehsender haben die drei kurzen Filme zu den Themen Medizin, Entkriminalisierung und Legalisierung vielseitige Resonanz hervorgerufen. Diverse Tages- und Wochenzeitungen, Internetplattformen und Radiosender berichteten über die Premiere und die Inhalte der Kampagne. Der DHV vermeldete nach der Vorstellung der Spots glühende Telefonleitungen und freute sich, dass zu Spitzenzeiten beinahe 400 Kinos die Filme zugleich zeigten. Über 1,7 Millionen Kinogänger wurden in kleinen und großen deutschen Städten vor Filmen wie dem dritten Teil der „Hobbit“-Reihe mit der grünen Thematik konfrontiert. Auch über YouTube und über die Berichterstattung vieler Fernsehsender – die zuvor die Ausstrahlung der Spots abgelehnt hatten – bekam die erste deutsche Film-Kampagne zur Cannabispolitik eine Menge Aufmerksamkeit.
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och auch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen gab es rund um den Jahreswechsel eine erfreuliche Überraschung: Kurz nach Redaktionsschluss der letzten Ausgabe wurde dem Fernsehpublikum Anfang Dezember ein bemerkens-
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wert sachlicher und vielseitiger Beitrag präsentiert, der zu guter Sendezeit mit erfrischend vorurteilsfreier Berichterstattung und Informationen über diverse Aspekte des Themas aufwarten konnte. Die Sendung „Kiffen – 7 Dinge, die Sie wissen sollten“ aus der Reihe „Quarks & Caspers“ des WDR präsentierte auf direkte und verständliche Weise die relevanten Fakten. Noch vor nicht allzu langer Zeit wäre es nicht möglich gewesen, dass ein seriöser und von vielen geschätzter Moderator wie in diesem Fall Ralf Caspers zu bester Sendezeit zunächst einmal klarstellt: „Man kann sich nicht zu Tode kiffen“. Mit nüchternem Blick setzte sich die Sendung unter anderem mit Cannabis als Medizin, dem Einfluss des Konsums auf die Fahrtauglichkeit und der rechtlichen Situation auseinander und präsentierte die Fakten auf nüchterne und direkte Art und Weise. Weitere solcher Beiträge sind mehr als wünschenswert und helfen dabei, Vorurteile und Fehleinschätzungen abzubauen.
Staunen und Erstaunliches
ie hiesigen Medien „entdecken“ nicht D nur nach und nach Argumente und Fakten, die seit vielen Jahren von der Le-
galisierungsbewegung angeführt werden, auch die Vielfalt des Themas Cannabisgenuss ist eine völlig neue Welt für manch staunenden Journalisten. Auf der Online-Plattform der Zeitung „Die Welt“ findet sich ein Interview mit Jake Browne, der, wie einige deutschsprachige Medien
offenbar teils mit Amüsement, teils mit Verwunderung berichteten, für die amerikanische Zeitung „Denver Post“ als erster Fachmann Cannabissorten testet und entsprechende Kritiken verfasst, einem Sommelier nicht unähnlich. Dass man über die vielen verschiedenen Nuancen der unterschiedlichen Sorten und Kreuzungen mindestens ebenso ausführlich sprechen und schreiben kann wie über Wein, ist grow!Lesern natürlich bekannt. Vom Erscheinen der ersten fachmännischen Cannabiskritik in einer renommierten deutschsprachigen Tages- oder Wochenzeitung sind wir zwar noch weit entfernt, doch ein gestiegenes Interesse an den Feinheiten, den Eigenheiten und der Entwicklung der Hanfszene – vor allem in den USA – ist in der hiesigen Medienlandschaft auf jeden Fall zu verzeichnen. nd bevor wir den nach wie vor in eiU nigen Beiträgen zu beklagenden Mangel an Wertschätzung für die Kul-
turpflanze Hanf beklagen, werfen wir einen Blick auf die auch dieses Mal zu vermeldenden Lichtblicke an interessanter und relevanter Berichterstattung, die zwischen den üblichen alltäglichen „Erfolgsmeldungen“ der Polizei hervorstachen. „Die Zeit“ veröffentlichte in ihrer Ausgabe vom 22. Januar den Artikel „Zeit, etwas zu drehen“ von Khue Pham und Katharina Kühn, dem die erstaunlich deutliche Forderung vorangestellt war, Deutschland solle sich ein Vorbild an anderen Ländern nehmen und endlich Coffeeshops einrichten. Nach einem ein-
Hanf in den Medien deutigen Plädoyer für ein längst überfälliges Ende der Cannabisprohibition und dem richtigen Hinweis, dass nicht nur schulschwänzende Jugendliche, sondern „auch Politiker, Ärzte und Journalisten“ kiffen, welche man weder umerziehen könne noch solle, schlossen die Autoren mit den Worten: „Unsere Politiker sollten sich mit uns verändern. Und sich mal etwas entspannen und ein paar Coffeeshops genehmigen.“ Da hofft man, dass es noch Politiker gibt, die Zeitung lesen. enn zwischen Meldungen wie „DroD genfund im Handschuhfach“ (Der Westen) und „Schüler auf Klassenfahrt mit
Drogen erwischt“ (Nordbayrischer Kurier) gibt es langsam auch mehr sachliche und brauchbare Meldungen über die öffentliche und politische Debatte, die inzwischen stärker geführt wird denn je. Zudem scheinen sich angesichts der momentanen öffentlichen Auseinandersetzung mit dem Thema mehr Autoren ähnlich wie im Fall des „Zeit“-Artikels offen für eine Änderung der rechtlichen Handhabung von Cannabis auszusprechen: „Gebt das Hanf frei!“, forderte auch ein Berliner Kommentator des „Stern“, der das Katz-und-Maus-Spiel der Dealer und der Polizisten im Görlitzer Park schon als autistisch empfindet. Die Einführung von Null-Toleranz-Zonen für Cannabis in Berlin, in denen die Geringe-Menge-Regelung außer Kraft gesetzt wird, erschien Johannes Schneider vom Tagesspiegel „so naiv, dass man selbst als Nicht-Kiffer hysterisch lachen muss.“ Sein Artikel „Herr Henkel: Legalize it! Bitte! Endlich!“ zeigt wie auch viele andere Beispiele: Man traut sich wieder, mehr und deutlicher über Hanf zu sprechen. Die gegenwärtige Regelung wird öffentlich in Frage gestellt – eine Entwicklung, die allem Anschein nach nicht so schnell nachlassen wird.
Berichterstattung über Medizin
pätestens seit Umfragen belegen, S dass immer mehr Menschen es gern sähen, wenn der Zugang zu Canna-
bis zur medizinischen Nutzung vereinfacht würde, haben sich viele Berichterstatter des Themas angenommen. In der letzten Ausgabe unserer kleinen grünen Presseschau konnten wir diesbezüglich die Berichterstattung des ARD über die Schmerzpatientin Wiltraud Kornagel lobend erwähnen. Dass Aufklärung und Beiträge eine konkrete Wirkung haben können, wurde im Nachhinein auch dadurch deutlich, dass Zuschauer Frau Kornagel genug Geld spendeten, damit sie endlich ein Vierteljahr lang ihr Medikament auf Cannabisbasis ausprobieren kann. Wie in den meisten Fällen werden auch in ihrem Fall die hohen Kosten für die Medikamente nicht von der Krankenkasse übernommen. us weitaus traurigerem Anlass ist A Cannabis als Medizin in jüngster Vergangenheit noch einmal ein Thema gewesen, dem sich einige Berichterstatter angenommen haben: der Tod von Robert
Strauss am 14. Januar 2015. Der Augsburger Schmerzpatient hatte eine Ausnahmeerlaubnis zur medizinischen Verwendung von Hanfblüten aus der Apotheke. Noch im Dezember beklagte Strauss gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“, er werde aufgrund seines Status als Cannabispatient von der örtlichen Polizei schikaniert. Als Strauss im Krankenhaus ohne Zugang zu seinem Medikament, das bereits Monate zuvor von Polizeibeamten beschlagnahmt worden war, verstarb, berichteten mehrere Zeitungen von dem Fall – der Onlineauftritt von N24 stellte als Schlagzeile gar die Frage: „Cannabis beschlagnahmt – Polizei schuld am Tod eines Schmerzpatienten?“ Leider fand das traurige Ereignis nicht die Aufmerksamkeit, die angemessen gewesen wäre – denn selten hat ein Fall deutlicher die Notwendigkeit von Reformen hinsichtlich der medizinischen Nutzung demonstriert. och offenbar wird auch in höheren PoD sitionen ganz langsam der dringende Handlungsbedarf hinsichtlich Cannabis
trierte: Die Immunität des Grünen-Chefs wurde unter regem Interesse der Medien aufgrund staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen wegen des Verdachts auf Anbau von verbotenen Betäubungsmitteln Mitte Januar aufgehoben, nachdem er im August 2014 im Rahmen der damals populären „Ice Bucket Challenge“ ein Video veröffentlicht hatte, auf dem er neben einer kleinen Hanfpflanze stand. ber die daraufhin von den Grünen anÜ gekündigte Kampagne zur Entkriminalisierung von Cannabis wurde eben-
falls von den meisten deutschen Medien berichtet. Ein Artikel, der nach wie vor am Thema Legalisierung stark interessierten Nachrichten- und Kommentarplattform „Huffington Post“ vertrat unter der Schlagzeile „7 Anzeichen, dass sich jetzt beim Thema Cannabis in Deutschland etwas tun wird“ die Ansicht, die Ermittlungen gegen Özdemir seien „das Beste, was passieren konnte“. Zumindest Aufmerksamkeit bekam der Grünen-Bundesparteichef durch die Angelegenheit auf jeden Fall, auch weil er sich in Hamburg gemeinsam mit der dortigen Parteivorsitzenden Katharina Fegebank medienwirksam zwischen Hanfblättern ablichten ließ. Ob es nun, wie Kritiker anmerken, eine bloße PR-Aktion bleibt oder die Grünen tatsächlich die Entkriminalisierung konkreter vorantreiben wollen, wird sich zeigen. Zumindest hatte die „taz“ Gelegenheit, in einem „unautorisierten Interview“ mit Özdemirs Reinigungskraft über die mutmaßliche Affinität des GrünenChefs zu Hanferzeugnissen zu scherzen. Obwohl die Ermittlungen gegen Özdemir bereits Anfang Februar wieder eingestellt wurden, hat die kleine Pflanze auf seinem Balkon der Präsenz des Themas Hanf in den Medien und der Öffentlichkeit auf jeden Fall gutgetan.
als Medizin wahrgenommen. Die Antwort der Bundeskanzlerin auf die Anfrage eines Bürgers über die Internetseite Direktzurkanzlerin.de, in der darum gebeten wurde, den gegenwärtigen rechtlichen Status von Cannabis zu überdenken, fand in den Medien leider ebenfalls recht wenig Beachtung. Dabei erklärte Angela Merkel, es sei „wichtig, dass wir für schwerstkranke Patientinnen und Patienten die bestehenden Möglichkeiten des Einsatzes von Cannabis als Medizin ausweiten und verbessern.“ Sie lehnt eine generelle Legalisierung ab, doch Verbesserungen in Sachen medizinischer Nutzung seien wichtig. Man arbeite an einer Regelung, hieß es noch. Bis es so weit ist, bleibt den Berichterstattern ja noch genug Zeit, über das Schicksal von Menschen zu berichten, denen die aktuoch vor einem Jahr beklagten einige elle rechtliche Situation den Zugang zu Autoren den (angeblichen) Mangel an einem wirksamen Medikament massiv er- Meinungen von Fachleuten wie Medizischwert, wenn nicht gar verwehrt. nern, Wirtschaftsexperten und Juristen. Inzwischen gibt es beinahe regelmäßig Hanfgrüne Berichte Expertenrunden und öffentliche Diskusass immer mal wieder ein grüner Poli- sionen. Nicht nur in Berlin, Hamburg, tiker die Legalisierung oder zumindest Frankfurt und Köln, wo die Debatten am die Entkriminalisierung von Cannabis for- stärksten geführt werden, können Zeidert, überrascht inzwischen kaum noch tungen, Rundfunk und Fernsehen immer jemanden. Als der Bundestagsabgeord- häufiger über die Auseinandersetzung nete Dieter Janecek im Dezember unter mit Cannabis berichten. Was jedoch für dem medial wirksamen Schlagwort „Kif- die langsamen Mühlen der Politik gilt, fen für die schwarze Null“ einmal mehr trifft wohl auch auf die Berichterstattung die Legalisierung von Cannabis zur Auf- zu: Der Wandel im Bewusstsein in Sabesserung der Staatskassen vorschlug, chen Hanf vollzieht sich zwar langsam, glaubten nur wenige daran, dass diese aber wahrnehmbar. Nach jeder InformaForderung große Resonanz hervorrufen tionsveranstaltung, Podiumsdiskussion würde. Doch kurz darauf wurde die Aus- oder Sitzung zum Thema Cannabis beeinandersetzung mit dem Thema Hanf für richten verschiedenste Plattformen über die Grünen doch noch relevanter: Ob Cem die verschiedenen Expertenmeinungen, Özdemir tatsächlich von der Legalisie- die im großen und ganzen gar nicht so rung überzeugt ist oder nicht – der Wirbel, verschieden sind: Der Minimal-Konsens den die kleine, im Nachhinein zum „poli- bei Experten ist inzwischen, dass die getischen Statement“ erklärte Hanfpflanze genwärtige gesetzliche Regelung nicht auslöste, beschäftigte die Medien doch mehr zeitgemäß ist. Die Aufgabe der Megehörig. Ein paar Sekunden bewegter dienschaffenden ist nun mehr denn je, Bilder einer kärglichen Hanfpflanze lö- sachlich und vorurteilsfrei über Cannasten eine Entwicklung aus, die die ak- bis berichten. tuelle rechtliche Lage anschaulich illusHolger Voncken
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interview
10. Jubiläum des Hanfwandertags
mit Special Guest Hans Söllner & Band er Hanfwandertag in Wien hat sich in den vergangenen Jahren zu einer beD deutenden Hanf-Demonstration entwickelt. Jedes Jahr zum ersten Wochenende im Mai organisiert der Österreichische Hanfverband (ÖHV) seinen Beitrag
zum Global Marijuana March (GMM). Wie es dazu kam und welche Höhen und Tiefen es dabei zu überwinden gab, berichten die beiden Organisatoren und ÖHVGründer David Rosse und Alexander Pistor im folgenden Interview. Zudem verraten sie darin, dass niemand geringer als Hans Söllner zur 10. Parade erwartet wird...
grow! Herzlichen Glückwunsch zum 10. Jubiläum! Erzählt uns doch bitte, wie ihr auf die Idee gekommen seid, den Hanfwandertag in Österreich zu veranstalten? Das müsste nach Adam Riese ja 2005 gewesen sein? David: Nicht ganz. Wir haben 2008 den ersten Hanfwandertag veranstaltet. Der findet seitdem immer im Mai parallel zum GMM statt. Da wir 2010 und 2011 zusätzlich einen Hanfwandertag im Herbst veranstaltet haben, feiern wir mit dem kommenden Event bereits die 10. Edition. Ich erinnere mich noch gut, wie ich im Frühjahr 2008 an einem Headshop vorbei lief und dort ein Plakat zum Global Marijuana March hängen sah. Mein Interesse war geweckt. Daraufhin habe ich dem Veranstalter Dana Beal eine E-Mail geschrieben, dass ich gerne in Wien einen GMM machen würde. grow! Da warst du aber gleich bei der Sache! David: Ja, zu dieser Zeit war ich einfach megamotiviert. Ich war ganze 18 Jahre jung und hatte von Demos organisieren überhaupt keine Ahnung. Aber ich war mir sicher, dass ich unbedingt etwas für die Akzeptanz von Cannabis in unserer Gesellschaft bewegen wollte. Ich habe dann mit Joep Oomen von ENCOD Kontakt aufgenommen. Joep war gleich behilflich. Er verschaffte uns damals erste wichtige Kontakte zu Head- und Grow-
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shops in Wien wie zu Stivi Wolyniec von Bushplanet und Harry Schubert von Bushdoctor. Natürlich kannten wir die Shops und einige der Mitarbeiter, hatten aber bis dahin keinen Kontakt zu den Inhabern gehabt. Wir trafen uns mit ihnen und stellten unsere Pläne zum Hanfwandertag vor. Voll motiviert haben wir anschließend noch alle anderen Hanfshops in Wien abgeklappert. Das Ergebnis unserer Bemühungen war dann eher enttäuschend, denn die meisten der Shops zeigten kein wirkliches Interesse. grow! Warum wollte kaum einer mitmachen? David: 2008 gab es bei vielen Hanfshops die Einstellung, dass sich durch Hanf-Demonstrationen nicht wirklich etwas bewegen würde und man froh sein könne, in Österreich Stecklinge verkaufen zu dürfen. Zu viel öffentliche Aufmerksamkeit würde mehr schaden als nutzen. Allgemein war die Stimmung, für Cannabis auf die Straße zu gehen, eher weniger ausgeprägt.
habe. Es fuhr damals nur ein einziger Paradewagen mit – der Traktor von Hannes von Indras Planet. Gerade mal 250 Teilnehmer waren dort und die Paraderoute war im Vergleich zu heute sehr kurz. grow! Gab es Probleme mit den Behörden bei der Genehmigung? David: Ich war schon früher bei Demonstrationen der Sozialistischen Jugend dabei und hatte so einige Kontakte, die ich um Rat fragte. Auch Informationen aus dem Internet halfen mir weiter, wie man wo die richtigen Anträge stellt, zum Beispiel bei der Versammlungsbehörde. Dort habe ich die Hanf-Demo auf meinen Namen und unter meiner Privatadresse angemeldet. Es gab keinerlei Probleme, allerdings wurden wir damals auch noch nicht wirklich von den Behörden wahrgenommen. Ich musste im Vorfeld bei der Anzeige angeben, wie viele Teilnehmer in etwa erwarten würden. Unsere Angabe damals von 500 bis maximal 1000 zu erwartenden Teilnehmern war da wohl nicht sehr spektakulär.
grow! Was euch nicht davon abgehalten hat, euer Ziel weiter zu verfolgen? Alex: Die Teilnehmerzahlen haben sich dann von Jahr zu Jahr gesteigert. So kaDavid: Ja, wir wollten es damals unbe- men im zweiten Jahr bereits dreimal so dingt machen. Im Nachhinein gesehen viele Demonstranten. waren wir in unserem Vorgehen wohl etwas naiv, aber wir hatten auch nur mi- David: Im dritten und vierten Jahr hanimale finanzielle Mittel. So kann ich ben wir dann jeweils im Frühling und im mich noch gut daran erinnern, dass ich Herbst einen Hanfwandertag veranstalim ersten Jahr gerade mal fünfhundert tet. Allerdings wurde das doch zu viel. Schwarz-weiß-Flyer im Copyshop drucken ließ, die ich aus eigener Tasche bezahlt grow! Zu viel Arbeit oder Kosten?
interview David: Es fehlte an allem. Wir hatten noch kein Büro und so wurden alle Drucksachen wie Flyer, Plakate und Aufkleber in meine Wohnung geliefert. Das nahm im Laufe der Zeit extreme Ausmaße an. Wir hatten auch versucht, Sponsoren für den Hanfwandertag zu gewinnen, was sich jedoch als schwierig herausstellte.
David: Eigentlich kann man nie genug Helfer haben. Wir sind froh, wenn auf der Parade bei den LKWs oder auf der Bühne engagierte Helfer zur Verfügung stehen. Wir möchten uns deshalb an dieser Stelle auch noch mal bei allen Helfern ganz herzlich bedanken! Manche kommen sogar schon Tage vor dem Event aus anderen Bundesländern angereist. Und alAlex: Wir haben daraufhin ein neues Konles ehrenamtlich. Wir sind wirklich sehr zept mit verschiedenen Sponsorenpadankbar für die Leute, die sich so engaketen ausgearbeitet. Darin wird detailgieren. liert aufgeführt, welche Leistungen der jeweilige Sponsor für sein Geld erhält. grow! Okay, wer sich also angesprochen Es gibt verschiedene Angebote wie Dia- fühlt, kann sich gerne aktiv an den Vorbemant-, Gold-, Silber-, und Bronze-Spon- reitungen des Hanfwandertags beteiligen? sorenpakete. Da ist sicher für jeden etDavid: Ja, liebe grow!-Leser, am Besten was dabei. geht ihr auf unsere Homepage und sucht David: Wir verwenden die Sponsoren- euch unter „Mitmachen“ etwas Pasgelder auch für Musiker, die auf dem sendes aus. Es gibt dort verschiedene Hanfwandertag auftreten. So fragen wir Möglichkeiten, sich zu beteiligen. schon seit vielen Jahren Hans Söllner an. Bislang hat es aus terminlichen Gründen grow! Finanzielle Unterstützer sind sicher bei ihm und seiner Band nie geklappt, ebenso willkommen, oder? doch für den kommenden Hanfwander- David: Ja, natürlich gerne. Mittlerweile tag haben wir nun eine Zusage erhalten stehen wir aber auf relativ sicheren Beiund freuen uns sehr darüber. nen, was die Finanzen betrifft. Wir haben grow! Das sind ja tolle Neuigkeiten! Wann jedoch manches Lehrgeld zahlen müssen. und wo kann man Hans Söllner denn auf So organisierten wir 2009 eine Afterparty, die leider total in die Hose ging und uns dem Hanfwandertag hören und sehen? ein heftiges Minus bescherte. Hätte mein David: Wir wollen am 2. Mai von Anfang Vater uns nicht unter die Arme gegriffen, an ein großes Happening feiern. So steht wüsste ich nicht, was ich gemacht hätte. Hans Söllner bereits bei der Eröffnungs- Aber wir haben nicht aufgegeben und zeremonie gemeinsam mit seiner Band trotzdem weitergemacht. auf der Hanfwandertagbühne. Wir hoffen, dass wir dadurch noch mehr Men- Alex: Seit diesem Vorfall haben wir imschen ansprechen, zum Hanfwandertag mer versucht, alle möglichen finanziellen zu kommen und bei der anschließenden Eventualitäten einzuplanen. Doch das ist Parade mitzulaufen. Für die Bühne brau- eigentlich unmöglich, denn bislang sind chen wir teilweise noch Bewilligungen immer irgendwelche unvorhersehbaren und dafür fallen dann auch extreme Ko- Kosten aufgetaucht. Bis 2012 haben wir sten an. So in etwa 10.000 Euro kostet die immer draufgezahlt. Wir haben für die kommende Parade schon wichtige SponBühne insgesamt. soren finden können. Allerdings können grow! Liegt die aktuelle Paraderoute wir ein paar zusätzliche Sponsoren noch bereits vor? gut gebrauchen. David: Wir haben sie schon angezeigt und werden in Kürze Bescheid bekommen, ob wir über die Maria-Hilfert-Straße gehen können oder nicht. Dort ist gerade eine Baustelle, die sich bis ins Frühjahr hinziehen wird. Die Behörden in Wien sind aber immer sehr kooperativ. grow! Woher kommen die Teilnehmer? Alex: Aus unterschiedlichen Ländern wie zum Beispiel Deutschland, Ungarn, Slowenien oder Tschechien. David: Als Macka B aufgetreten ist, waren viele Leute aus Ungarn dabei. Aber es kommen natürlich auch Menschen aus ganz Österreich, aus Graz, Vorarlberg oder Bregenz. Deshalb veranstalten wir den Hanfwandertag exklusiv in Wien, weil wir denken, dass es sinnvoll ist, die Leute auf einem Punkt zu mobilisieren. grow! Könnt ihr von der Veranstaltung leben?
David: In den letzten drei Jahren spüren wir ein deutlich gesteigertes Interesse. So wurde schon Tage vorher berichtet, dass aufgrund der Parade wichtige Straßen zeitweise gesperrt werden und natürlich auch über die Parade an sich. Alex: Die Berichterstattung ist heuer sehr neutral geworden. Es wird sachlich berichtet. Deswegen ist es uns wichtig, dass Hans Söllner gleich zu Beginn spielt. Wir erhoffen, dass sich das positiv auf die Berichterstattung auswirkt. grow! Habt ihr ein spezielles Motto für euren 10. Hanfwandertag? Alex: Nein, das hatten wir nie. Wir machen aber immer unterschiedliche Aktionen zum Hanfwandertag. David: Die wohl spektakulärste Aktion war 2009. Da haben wir den weltgrößten Joint gebaut. Im Internet hatten wir recherchiert, dass der größte Joint bis dahin ein 70 Zentimeter langer Jack-Herer-Joint war. Unserer wurde 1,20 Meter lang, war gefüllt mit zweihundert Gramm Indoorgras und einem Päckchen Tabak. Den Joint haben wir dann nach der Abschlusskundgebung vor dem Parlament geraucht. Unter den Augen der Polizei und mit der Ankündigung, dass wir es aus Protest tun. Wir haben den qualmenden Joint dann in die Menge gereicht. Der Duft war phantastisch und für alle die dabei waren, war es sicher ein unvergessliches Erlebnis. Und die Polizei hat nur zugeschaut. Bei YouTube gibt es dazu auch ein Video. Alex: Eine andere spektakuläre Aktion war die Verteilung von Hanfsamen im letzten Jahr. Wir haben dreihundert Kilo auf der Parade verteilt, die dann während des Umzugs bereits fleißig ausgesäht wurden. Wochen später sprießten überall Faserhanfpflanzen in Wien.
David: Und 2010 trat Macka B auf und hat eine Wahnsinnsshow hingelegt, trotz grow! Einige Besucher haben geäußert, Gipsverband. Das sind alles bleibende dass sie den „Werbecharakter“ vieler Pa- Eindrücke. Jetzt freuen wir uns auf Hans radewagen als deplatziert empfinden und Söllner! sich stattdessen mehr politische Stategrow! So wie es das aktuelle Programm ments wünschen würden. Könnt ihr daverspricht, sollte einem tollen und gut rauf keinen Einfluss nehmen? besuchten Hanfwandertag nun nichts im David: Es hat wirklich schon Jahre gege- Weg stehen. Wir wünschen euch wie auch ben, wo wir zu Beginn am Soundcheck allen Besuchern viel Spaß dabei! mit Bannern gestanden sind und den PaDer Hanfwandertag findet radewagen, die keine politische Fordeam Samstag, den 2. Mai 2015 um 12 Uhr rung hatten, Banner in die Hand gedrückt am Westbahnhof in Wien statt. haben mit der Aufforderung, sie aufzuhängen, was jedoch nicht gut ankam. So Weitere Infos unter: tun wir uns etwas schwer, da wir auch www.hanfwandertag.at niemandem etwas vorschreiben wollen. oder www.hanfverband.at Manche machen sich jedoch auch richtig Mühe, ihre Paradewagen ansprechend zu gestalten – das sollte man auch nicht vergessen. Wir möchten an dieser Stelle die Gelegenheit nutzen und alle Besucher bitten, sich mit Plakaten, Bannern oder Ähnlichem, das auf unser Anliegen aufmerksam macht, auszustatten. Das wäre ganz toll, wenn das klappen würde!
David: Nein, davon sind wir weit entfernt. Wir finanzieren jedes Mal mit dem gesam- grow! Ist das Interesse an einer Berichtten Budget den Wandertag. erstattung über den Hanfwandertag bei grow! Habt ihr genügend freiwillige Mit- den österreichischen Medien gestiegen? arbeiter, die euch helfen?
David und Alex vom ÖHV
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Marijuana-Business USA: Wie läuft der „Green Rush“?
gal. In den meisten dieser Bundesstaaten sind Cannabisprodukte lediglich zur medizinischen Verwendung zugelassen, doch ist ein Markt entstanden, der nach Angaben von Branchenexperten allein im Jahr 2014 einen Umsatz von geschätzten zwei Milliarden Dollar vorweisen konnte. Genaue Zahlen zu erfassen ist beinahe ebenso schwierig wie eine fundierte Prognose abzuliefern, doch in einem sind sich viele Fachleute einig: Mit Hanfpflanzen ist eine Menge Geld zu machen. Branchenkenner und Finanzexperten gehen allein im Bereich der medizinischen Anwendung von Cannabis bis 2018 von einem Umsatz von ca. 10 Milliarden Dollar aus, andere Schätzungen liegen noch deutlich darüber: Auf sagenhafte 35 Milliarden Dollar soll sich der gesamte USMarkt für Cannabisprodukte bis 2020 belaufen, schätzte die „Washington Post“. ährend die Vereinigten Staaten noch W mitten in den Reformen zur Freigabe von Cannabis stecken, steht die Branche
uch wenn es insbesondere hierzulande noch nicht in allen Köpfen angeA kommen ist: Anbau, Verarbeitung und Verkauf von Cannabis sind keine Themen mehr, die ausschließlich für Hanfgenießer oder Hippies von Inte-
resse sind. Während man in Deutschland noch zaghaft über Modellversuche zur legalen Abgabe nachdenkt und Diskussionsrunden abhält, hat sich in den USA bereits eine riesige Branche rund um Cannabis entwickelt, deren gewaltiges Potenzial internationale Beachtung findet. Mit der Produktion und dem Handel insbesondere von medizinischem Cannabis und entsprechenden Aktien wollen sich nicht nur Spekulanten und Investoren aus Kanada und den USA, sondern auch hiesige Anleger und Unternehmer eine goldene Nase verdienen. Tatsächlich machte Ende letzten Jahres die Nachricht von ersten „Pot Stock Millionaires“ die Runde: Einige Unternehmer verdienten Millionenbeträge mit dem Verkauf von Anteilen aus der Cannabisbranche. Was den Handel mit Marijuana-Aktien angeht, hatte der „Green Rush“ bereits zu Beginn des letzten Jahres einen Höhenflug: Laut Berichterstattung der „Wirtschaftswoche“ wurden bereits im Juni 2014 die Aktien von mindestens 130 Unternehmen, die in der hanfgrünen Branche tätig sind, an Börsen gehandelt.
Lizenz zum Geld-Anbau?
der häufigsten Argumente der BeEbenines fürworter einer Legalisierung ist, nesinkenden Kosten für Strafverfolgung
und Justiz, insbesondere die Aussicht auf Steuereinnahmen durch den legalen Verkauf von Cannabisprodukten. Am Beispiel Colorado zeigt sich, dass die Einnahmen tatsächlich immens sind: Laut den Angaben des dortigen Finanzmini-
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steriums wurde in Colorado allein im August des letzten Jahres Cannabis zum Freizeitgebrauch im Wert von 34,1 Millionen und medizinisches Cannabis für weitere 33,4 Millionen Dollar umgesetzt. Während dieses einen Monats nahm der US-Bundesstaat 7,5 Millionen Dollar an Steuern ein, bis zum Jahresende waren es insgesamt etwa stattliche 44 Millionen Dollar. In 23 von 50 US-Bundesstaaten ist der Handel mit Marijuana inzwischen le-
rund um medizinisches Cannabis in Kanada dagegen bereits in voller Blüte. Die einstige Regelung, dass Kanadas Cannabispatienten sich entscheiden konnten, entweder Cannabis aus staatlich kontrollierter Produktion zu beziehen oder sich durch Eigenanbau selbst zu versorgen, ist allerdings inzwischen seit letztem April Geschichte. Den Selbstversorgern wurden die Lizenzen entzogen, nun kümmert sich Health Canada, die für die Gesundheit der kanadischen Bevölkerung zuständige Abteilung der Regierung, um Produktion und Verteilung. Von dieser offiziellen Stelle aus werden Unternehmen lizenziert, darunter auch die bekannte Firma Bedrocan Cannabis, die von Branchenkennern als einer der frühen Gewinner des Jahres 2015 gehandelt wird. Der Erfolg der Firma im Vergleich zu anderen börsennotierten Unternehmen ist nicht nur mit der längeren Erfahrung zu erklären, sondern auch durch den Umstand, dass viele andere Firmen, die sich auf dem Sektor etablieren wollen, bislang noch gar keine eigene Marijuana-Produktion vorweisen können.
ie in jeder Branche, die lohnende GeW winne verspricht, gibt es auch beim hanfgrünen Geschäft einige weniger ver-
trauenerweckende Spekulanten und Unternehmer, die auf Risiko spielen oder eher durch leere Versprechungen auffallen als durch erzielte Gewinne oder rentable Geschäftsmodelle. Eines der Unternehmen, denen Informationsplattformen der Finanzwelt „nebulöse Vorstellungen“, unvollständige Berichte und „unglaubwürdige Worthülsen“ bescheinigen, ist z. B. die Global Hemp Group. Dass in einem vielbeachteten, wachsenden Markt auch unseriöse Unternehmen unterwegs sind, überrascht wohl niemanden. Bereits vor Mitte des letzten Jahres veröffentlichte die U.S. Securities and Exchange Commission eine Investoren-Warnung, in der der zeitweise Ausschluss vom Aktienhandel von Firmen wie der Cannabusiness Group oder GrowLife mitgeteilt wurde.
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Investoren interessiert
ennoch bleiben die Möglichkeiten, die D von der amerikanischen „cannabis industry“ geboten werden, für viele inte-
ressant. Anfang 2015 wurde so manchem wohl erst bewusst, welches wirtschaftliche und finanzielle Potential das Geschäft mit legalem Cannabis hat, als die Meldung die Runde machte, dass Peter Thiel, seines Zeichens Mitbegründer der Plattform PayPal, Millionenbeträge in die wachsende Branche investierte. Mit seinem milliardenschweren Founders Fund investierte er in die Privateer Holdings, eine Investment-Firma aus Seattle, die hinter der Webseite leafly.com und der Vermarktung der nach Bob Marley benannten Cannabissorte „Marley Natural“ steckt. Die Multi-Millionen-Finanzspritze für die Privateer, die außerdem einen Aufzuchtbetrieb für medizinisches Marijuana in Kanada betreibt, war die erste offizielle große Investition eines traditionellen Risikokapitalanlegers in das boomende grüne Business. Der Geschäftsführer der Privateer Holdings, Brendan Kennedy, sagte der „Huffington Post“ zurecht in einem Interview: „Diese Investition ist in finanzieller Hinsicht wichtig für Privateer, doch als Meilenstein ist der erste institutionelle Anleger beinahe noch wichtiger für die Branche als Ganzes, die sich von der Prohibition hin zur Legalisierung bewegt.“ Besonders ins Gewicht fällt die Entscheidung des Founders Fund auch deshalb, weil die Investitionsbemühungen rund um Cannabis von Georg Lewis geleitet werden. Lewis hat sich einen Namen mit frühen Investitionen in neue Firmen gemacht, die später zu weltweit bekannten Namen werden sollten, darunter Facebook und Spotify. uch hiesige Investoren haben längst A ein Auge auf den großen grünen Kuchen geworfen, der in den USA momen-
tan heiß gebacken wird. Nachdem bereits im September des letzten Jahres auf einer außerordentlichen Hauptversammlung der börsennotierten Private-EquityGesellschaft F.A.M.E. beschlossen wurde, das Unternehmen unter dem Namen Deutsche Cannabis AG neu auszurichten, präsentierte der Vorstand Carsten Siegemund im Januar ehrgeizige Pläne: Das Grundkapital der noch relativ kleinen AG soll verdreifacht werden, die Feuerkraft der Firma für die geplanten Beteiligungen in den USA erhöht werden. Entwickelt sich die politische und wirtschaftlich Situation weiter in die bisherige Richtung, wird die Deutsche Cannabis AG wohl nicht die einzige hiesige Firma bleiben, die sich ein Stück vom Hanf-Kuchen sichern will.
Jobs und Seminare
wie Verkäufern in Coffeeshops oder Raucherbedarfsläden, können sich diverse andere Branchen über einen Zuwachs freuen, darunter z. B. Glasbläser oder die Sicherheitsbranche. Kompetente Kenner der Kunst der Verarbeitung von Cannabis zu diversen Produkten sind dort, wo die Prohibition beendet wurde, heiß begehrt. Mit der Legalisierung steigt in den USA auch das Interesse an Produkten wie Haschöl, Wachs und anderen hochpotenten Konzentraten, deren mitunter nicht ungefährliche Herstellung durchaus Fachkenntnis erfordert. Und wo es eine Menge an verschiedensten erlesen Produkten gibt, dürfen natürlich auch professionelle Kritiker und Connaisseurs nicht fehlen. ährend nun manche sagen werW den, dass der Zugewinn an Arbeitsplätzen nicht überschätzt werden sollte,
sprechen die Zahlen aus dem amerikanischen Vorzeige-Bundesstaat für Legalisierung Colorado dafür, dass man eben diese Zahlen auch nicht unterschätzen sollte: Verschiedenen Quellen zufolge entstanden dort durch die Reformen allein in 2014 ungefähr 10.000 neue Arbeitsplätze. Das ist nicht nur für Arbeitssuchende vor Ort interessant, sondern auch für Investoren, die sich ihre Anteile an den vielen verschiedenen, derzeit entstehenden Geschäftsmodellen sichern wollen. Die Branche ist so vielseitig, dass für beruflich und finanziell Interessierte inzwischen diverse Seminare angeboten werden, welche die unterschiedlichsten Möglichkeiten und Chancen präsentieren und Anleitung geben wollen, erfolgreiche Geschäfte mit Cannabis aufzubauen. Das amerikanische Cannabis Career Institute bietet Seminare zu allen möglichen Themen wie Versicherungen, Lizenzen und Investitionen in die Branche an und vergibt Zertifikate für abgeschlossene Kurse wie „Cannabis Business Management“ oder „Master Growing“. Auch die Oaksterdam University, die erste CannabisUni, lehrt einer wachsenden Zahl an interessierten Studenten bereits seit 2007 Inhalte von Anbau bis Recht. Spätestens jetzt erkennen die meisten, dass es sich beim Thema Cannabis schon lange nicht mehr nur um ein Hobby für Hippies handelt, sondern längst eine professionelle Branche existiert, die durch die Reformen in den USA einen gewaltigen Schub bekommen hat. Die Legalisierung in den ersten US-Bundesstaaten bedeutet vor allem Wachstum – in vielerlei Hinsicht.
Wie geht es weiter?
u den positiven Effekten der LegaliZ sierung zählen nicht nur Steuerein- Dund das nach wie vor nahmen und neue Möglichkeiten des In- in den USA auf Bundesvestments, sondern natürlich auch die Schaffung einer Vielzahl an neuen Arbeitsplätzen. Abgesehen von professionellen Züchtern und Personal, den Herstellern und Zulieferern von Düngemitteln und anderem Anbaubedarf so-
ie rechtliche Lage
ebene geltende offizielle Verbot von Cannabis stellten für viele Beobachter und potentielle Investoren bislang noch ein kritisches Risiko dar. Doch seit Präsident Barack Obama wäh-
rend eines Interviews im Januar äußerte, dass er nicht nur erwarte, dass noch weitere Bundesstaaten ihre Gesetze in Sachen Cannabis reformieren werden, sondern dass auch seitens der Regierung keine erhöhten Anstrengungen unternommen würden, diese Entscheidungen aufzuheben, mehren sich die Stimmen derer, für die eine vollständige Legalisierung nur noch eine Frage der Zeit ist. Im kommenden Jahr stehen in weiteren USBundesstaaten Abstimmungen und Reformen an und es scheint sicher, dass die beschworene Welle der Legalisierung so schnell nicht an Schwung verlieren wird. Das gilt natürlich auch für den wirtschaftlichen Faktor: Anbau und Handel waren und sind lukrative Geschäfte und werden es auch bleiben, völlig unabhängig davon, wie schnell und weit die Liberalisierung in den Vereinigten Staaten und anderswo voranschreitet. Die gegenwärtige Entwicklung zeigt, dass durch die Freigabe ein gewaltiges wirtschaftliches Kapital erschlossen wird. it Schätzungen und Prognosen M sollte man üblicherweise vorsichtig sein, doch im Fall des „Green Rush“ ist
es nicht sonderlich schwer abzusehen, dass die bereits millionenschwere Branche noch ein gewaltiges Wachstum erleben wird. Das Geschäft mit dem grünen Gold wird dadurch auch für internationale Investoren immer interessanter. Die im Feld der Finanz- und Wirtschaftsprognosen oftmals zitierten Experten des Netzwerks „ArcView Group“ stellten in den USA im Vergleich zu den Zahlen von 2013 (1,5 Milliarden Dollar) und 2014 (2,7 Milliarden Dollar) einen Wachstum der Investitionen in die Cannabisbranche von 74 Prozent fest.
atürlich wird es auch in Zukunft OpN portunisten und schwarze Schafe geben, die mit dem sich rasch entwickeln-
den Markt schnelles Geld mit unseriösen Geschäftsmodellen machen wollen, doch die bisherigen Zahlen und bereits zu vermeldende Erfolgsgeschichten machen die Cannabisbranche zu einem gewichtigen internationalen Millionengeschäft. Auch wenn Insider nach dem Abklingen des ersten Hypes um das grüne Business im letzten Jahr inzwischen den Enthusiasmus bremsen und vor Risiken und Verlusten warnen, bleibt die Produktion von und der Handel mit Cannabisprodukten zur medizinischen Verwendung und zum Freizeitgebrauch ein wachsendes, langfristig interessantes Geschäft. Denn: Mit Voranschreiten der Liberalisierung in den USA und andernorts wird der Markt zweifellos noch wesentlich größer werden. Holger Voncken
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cannabis ist medizin
medizin
Zeit des Umbruchs: Die medizinische Verwendung von Cannabis in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ie Jahre um 1880 waren nach Untersuchungen von Historikern eine Blütezeit der D medizinischen Verwendung von Cannabisprodukten in Mitteleuropa und den USA. Danach nahm ihre Bedeutung ab, sodass die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts
(von 1900 bis 1950) den Tiefpunkt der medizinischen Nutzung von Cannabis in den westlichen Industrienationen darstellt. Aber bereits gegen Ende dieser Zeit wurden erste klinische Studien mit Cannabinoiden durchgeführt.
Die medizinische Verwendung von Cannabis Ende des 19. Jahrhunderts
ie in anderen europäischen Ländern W und den USA gab es in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auch eine Anzahl von wissenschaftlichen Veröffentlichungen zur medizinischen Verwendung von Cannabis in Deutschland.
eispielsweise berichtete 1890 ein Arzt B namens See in der Deutschen Medizinischen Wochenschrift über seine Beobachtungen bei der Behandlung von Magenbeschwerden und Appetitlosigkeit. Geringe Dosen, die nicht zu unangenehmen Nebenwirkungen führten, lin-
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derten den Schmerz, verstärkten den Appetit, bekämpften Erbrechen sowie Magenkrämpfe und wirkten auch günstig auf die „entfernteren Erscheinungen (...) den Schwindel, die Migräne, die Schlafsucht und die Schlaflosigkeit“. Weiter heißt es: „Ich habe Kranke (...) gesehen, deren gastrische Hyperästhesie so gross war, dass sie keine Speisen mehr zu sich zu nehmen wagten und sich mit wenigen Mundvoll Milch begnügten. Sofort nach den ersten Dosen des Medicamentes fühlten sie eine derartige Linderung, dass sie ohne Nachteil selbst feste Speisen, unter anderen rohes oder gekochtes, gehacktes Fleisch, Pürees von getrockneten Hülsenfrüchten, Eier u.s.w. zu verzehren vermochten (...) Die Cannabis ist von constanter Wirkung zur Beseitigung der Schmerzempfindungen und zur Wiederherstellung des Appetites, unter welchen Verhältnissen auch die Schmerzen und die Appetitlosigkeit auftreten mögen (...) Die Magenverdauung wird durch die Cannabis begünstigt, wenn jene durch einen neuro-paralytischen Zustand verlangsamt oder durch die Hyperhydrochlorie schmerzhaft ist (...) Auch die Darmverdauung profitiert von den beruhigenden Eigenschaften der Cannabis (...) Kurz die Cannabis ist das wirkliche Sedativum des Magens ohne irgend eine der Unzuträglichkeiten der Narcotica wie des Opiums und des Chlorals.“
Erste pharmazeutische Präparate
rika etablierte medizinische Mittel und es gab erste Medikamente auf Cannabisbasis von pharmazeutischen Firmen. Das pharmazeutische Unternehmen Merck in Darmstadt war der führende Hersteller von Cannabispräparaten in Europa, darunter Cannabinum tannicum, das 1882 auf den Markt kam, Cannabinon (1884) und Cannabin (1889), die als Schlafmittel, Schmerzmittel, Aphrodisiakum und gegen Neuralgien, Rheumatismus, Hysterie, Depressionen, Delirium tremens sowie Psychosen verwendet wurden. In Großbritannien kamen Fertigpräparate von Burroughs Wellcome & Co., in den USA von Squibb in New York, Parke-Davis & Co. in Detroit und Eli Lilly & Co. in Indianapolis. Von den sich um die Jahrhundertwende auf dem Markt befindlichen Cannabismedikamenten wurden die meisten oral eingenommen, etwa ein Drittel waren äußerlich angewandte Präparate und einige wurden inhaliert (als AsthmaZigaretten). Verwendung von CannabisproEserine dukten zu Genusszwecken war zu dieZeit in Europa weitgehend unbe-
kannt. So schrieb A. J. Kunkel, Professor in Würzburg, in seinem Handbuch der Toxikologie von 1899: „Der chronische Missbrauch von Cannabis-Präparaten – Cannabismus – soll in Asien und Afrika sehr verbreitet sein. (...) Er ist in Europa nicht beobachtet. Von indischen Aerzten werden dagegen häufig Fälle dieser Erkrankung berichtet.“
Der Aufschwung synthetischer Medikamente zu Beginn des 20. Jahrhunderts
ie erste Hälfte des 20. Jahrhunderts D ist durch widerstreitende Aspekte gekennzeichnet. Die Diskreditierung von Cannabis als Rausch- und Genussmittel führte auch zur Diskreditierung des Einsatzes von Cannabis zu medizinischen Zwecken. Zudem trug die forcierte Entwicklung synthetischer Medikamente – darunter Aspirin, Chloralhydrat, Bromural, Barbiturate und Opiate – zur Verdrängung der Naturprodukte, nicht nur von Cannabis, bei.
ie Zusammensetzung der mediziD nischen Cannabisextrakte war sehr variabel, sodass die Dosis der wirksamen
Bestandteile unbekannt und die Stärke egen Ende des 19. Jahrhunderts waren der Wirkungen nicht immer vorhersehbar Cannabisprodukte in Europa und Ame- waren. Es zeigten sich zudem nicht selten deutliche Unterschiede in den Reaktionen
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medizin beziehungsweise in der Ansprechbarkeit auf das Medikament bei verschiedenen Personen. Des Weiteren musste bis zum Eintritt des Effektes nach oraler Aufnahme eine Stunde oder länger gewartet werden. Cannabis war im Gegensatz zu Morphin nicht wasserlöslich und so konnten zur damaligen Zeit keine Injektionslösungen hergestellt werden.
Die Reduzierung von Cannabis auf sein Missbrauchspotenzial
wurde Cannabis in das 1. Internati1aus925 onale Opiumabkommen von Den Haag dem Jahre 1912 aufgenommen, das
ursprünglich Opium, Morphium, Heroin und Kokain umfasste. Seither wird Cannabis diesen Substanzen rechtlich weitgehend gleichgestellt. Im Amerika der 1930er-Jahre trieb die Hysterie der Cannabisgegner besondere Blüten: Unter Cannabiseinfluss seien Morde vorgekommen und es führe zu Wahnsinn. Die Zeitungen übertrafen sich in der Veröffentlichung sensationeller Horrorgeschichten. Die amerikanische Bundesbehörde für Betäubungsmittel unter ihrem Präsidenten Harry J. Anslinger, der offenbar nach der Aufhebung des Alkoholverbotes ein neues Betätigungsfeld suchte, trug erheblich zum Phänomen des Reefer Madness (Kifferwahn) bei. Anslinger selbst verfasste 1937 für das „American Magazine“ einen Beitrag unter dem Titel Marijuana, Mörder der Jugend. Bald wurde in Amerika vieles, das mit unkontrollierter Leidenschaft, Fanatismus, Gesetzlosigkeit und Gewalt zu tun hatte, mit Haschisch in Verbindung gebracht.
Chemische Analysen und erste klinische Studien
freiung von Spannung und Angst und die Schwelle für unangenehme Gefühle wird merklich heraufgesetzt.“
neut zu. Walter Siegfried Loewe war Professor für Pharmakologie an verschiedenen deutschen Universitäten, bevor er 1934 vor den Nazis in die USA emigrierte und dort 1936 seine MarijuanaForschung aufnahm. In einer Übersicht aus dem Jahre 1950 mit dem Titel Cannabiswirkstoffe und Pharmakologie der Cannabinole fasste Loewe das damalige Wissen über die Chemie der Cannabinoide zusammen. Bereits 1942 war nachgewiesen worden, dass der aktivste Inhaltsstoff eine Substanz war, die die Wissenschaftler Charas-Tetrahydrocannabinol, kurz THC, nannten. Die genaue chemische Struktur war aber zu jener Zeit noch unklar. Der biologische Syntheseweg von Cannabidiol über THC nach Cannabinol war aber bereits zutreffend erkannt. In seiner Arbeit wies Loewe unter anderem auf die krampflösenden und die schmerzhemmenden Wirkungen von Charas-THC hin.
Struktur des Delta-9-Tetrahydrocannabinols, kurz: Delta-9-THC oder THC, im Jahre 1964 durch die israelischen Wissenschaftler Gaoni und Mechoulam. Nunmehr setzte ein wahrer Boom in der Erforschung der Chemie, der Verstoffwechselung und der möglichen schädlichen und nützlichen Wirkungen von Cannabis und einzelner Cannabinoide ein.
nde der 1940er- und Anfang der as Interesse an der CannabisforEInteresse 1950er-Jahre nahm das medizinische aufgrund der Forschung von Dschung erwachte erneut mit der exAdams, Todd, Allentuck und Loewe er- akten Identifizierung der chemischen
den 1940er-Jahren wurde THC auch ISonerstmals in der Therapie eingesetzt. berichtete Samuel Allentuck über die
erfolgreiche Behandlung von Entzugserscheinungen bei Opiatabhängigkeit mit THC. In den vierziger Jahren wurden auch die ersten synthetischen Cannabinoide hergestellt und in klinischen Studien getestet. Die wichtigste dieser Substanzen war der synthetische THCber es gab auch weiterhin beson- Abkömmling Parahexyl (Synhexyl). nene Stimmen. Im Jahre 1938 setzte hompson und Proctor berichteten der New Yorker Bürgermeister LaGuar1953 von der erfolgreichen Verwendia eine wissenschaftliche Kommission dung von Synhexyl und verwandten ein, bestehend aus Internisten, Psychiatern, Pharmakologen, einem Experten Verbindungen beim Alkoholentzugsfür das Gesundheitswesen sowie Vertre- syndrom. Einen geringeren, wenn auch tern von Gesundheitsbehörden, Kranken- deutlichen Effekt stellten sie beim Opihäusern und Justiz. Sie sollte das Mariju- atentzug fest. 59 von 70 Patienten mit ana-Problem in New York untersuchen. Alkoholabhängigkeit profitierten von Das Komitee nahm seine Arbeit 1940 auf Synhexyl bei der Bewältigung der Entund veröffentlichte 1944 einen ausführ- zugssymptome gegenüber elf Patienten, lichen Bericht. Dort heißt es in resümie- die keine Verbesserung zeigten. Zehn renden, kurzen Aufzählungen: „Die Pra- von zwölf Patienten mit einer Abhänxis des Marijuana-Rauchens führt nicht gigkeit von Demerol (ein Opiat) entzozur Abhängigkeit im medizinischen Sinn gen innerhalb einer Woche, ohne dass des Wortes. Verkauf und Verteilung von andere Medikamente eingesetzt werMarijuana steht nicht unter Kontrolle ei- den mussten. Auch in einigen Fällen von ner einzelnen organisierten Gruppe. Der Barbiturat-Abhängigkeit fand sich unter Konsum von Marijuana führt nicht zur Ab- Synhexyl eine Verbesserung der Symhängigkeit von Morphin, Heroin oder Ko- ptome. kain und es gibt keine Anstrengung für tockings verabreichte Ende der die Schaffung eines Marktes für diese 1940er-Jahre fünfzig depressiven PaRauschmittel, indem die Praxis des Ma- tienten Synhexyl. Bei gesunden Patirijuana-Rauchens simuliert wird. Mariju- enten erzeugten 5–15 mg Euphorie, wähana ist kein bestimmender Faktor beim rend depressive Patienten 60–90 mg Begehen schwerer Verbrechen. Mariju- benötigten. Er fasste zusammen: „Die ana-Rauchen ist nicht weit verbreitet allgemeinen Effekte beim Menschen unter Schulkindern. Jugendliches Fehl- bestehen aus einem angenehmen Geverhalten ist nicht mit der Praxis des fühl von Glückseligkeit und Heiterkeit Marijuana-Rauchens assoziiert. Die öf- mit einem bemerkenswerten Gefühl von fentliche Publizität hinsichtlich der ka- physischem Wohlgefühl und Selbsttastrophalen Effekte des Marijuana-Rau- sicherheit. Es gab ein Gefühl einer Bechens in New York City ist unbegründet.“
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Was wäre gewesen, wenn...
ie genaue chemische Struktur von d Delta-9-THC bereits im 19. Jahrhundert ermittelt worden wäre, sodass Me-
dikamente auf Cannabisbasis hätten standardisiert werden können? Die Antwort auf diese Frage kann natürlich nur spekulativ sein, aber vermutlich wäre die medizinische Verwendung von Cannabisprodukten nicht vorübergehend in Vergessenheit geraten, sondern Medikamente auf Cannabisbasis wären heute selbstverständlicher Bestandteil der ärztlichen Therapie.
reicht, sich das Beispiel der Opiate Ereitssanzuschauen. Morphium konnte bein der ersten Hälfte des 19. Jahr-
hunderts identifiziert und synthetisiert werden und nicht wie THC erst mehr als hundert Jahre später. Morphium und andere Opiate sind wasserlöslich. Sie sind leicht kristallisierbar und konnten mit Analysemethoden von vor mehr als 150 Jahren exakt in ihrer chemischen Struktur beschrieben werden. THC und andere Cannabinoide sind dagegen fettlöslich. Trotz erheblichen Aufwands, der von einigen pharmazeutischen Firmen betrieben wurde, gelang es vor mehr als hundert Jahren nicht, die genaue chemische Struktur von THC zu ermitteln. Das gelang erst mit verbesserten Analyseverfahren vor fünfzig Jahren. Aus diesem Grund waren Medikamente auf Cannabisbasis nicht standardisierbar.
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ie Mehrzahl der Ärzte entwickelte zu Beginn des 20. Jahrhunderts den Anspruch, Medikamente exakt zu dosieren. Mit Cannabisprodukten war das nicht möglich. So wurden zunehmend synthetische Medikamente bevorzugt.
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ären Medikamente auf Cannabisbasis vor 150 Jahren standardisierbar gewesen, ihr Siegeszug wäre nicht aufzuhalten gewesen. Heute gilt es viel nachzuholen.
Dr. Grotenhermen hat eine ärztliche Privatpraxis eröffnet. Informationen finden sich auf der Internet-Seite der Praxis: www.dr-grotenhermen.de. Telefonische Anmeldung für einen Beratungs- oder einen Behandlungstermin unter 02952–9708573
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patienteninterview
Cannabis ALS Heilmittel bei Proctalgia fugax (Analspastik)
n den letzten Jahren hat sich viel bezüglich „Cannabis als Medikament“ getan. Man hört mittlerweile immer Iheiten öfter positive Berichte von Patienten, die sich mit Cannabis Linderung bei den unterschiedlichsten Krankverschaffen. Viele Menschen finden so neue Hoffnung – wie auch David aus Nordrhein-Westfalen. Da-
vid leidet seit vielen Jahren an einer Analspastik. Aus diesem Grund verlor er immer mehr an Lebensfreude und wurde über die Jahre depressiv. Bis zu dem Tag, an dem Cannabis in sein Leben trat. Aber lest bitte selbst... grow! Heftig. Bist du nicht zum Arzt gegangen? David: Doch klar, aber nie wurde etwas Konkretes gefunden. Ich habe unendlich viele Ärzte besucht, aber keiner konnte mir helfen. Also habe ich mich erst mal damit abgefunden und mich mit Schmerzmitteln wie Ibuprofen, Paracetamol oder Aspirin selbst behandelt, wenn die Schmerzen unerträglich wurden. Ich habe alles eingenommen, was es an Schmerzmittel ohne Rezept in der Apotheke zu kaufen gab. Ich dachte mir, wenn die Ärzte nichts finden, dann wird es bestimmt auch bald wieder von alleine weggehen. Das ist es leider nicht. Ich habe die ganzen Jahre immer versucht ein normales Leben zu führen, über die Schmerzen hinwegzuschauen und in meinem Beruf Karriere zu machen. Was ich anfangs auch schaffte. grow! Was hast du beruflich gemacht?
grow! Hallo David, vielen Dank, dass du den Mut und die Zeit gefunden hast, mit uns über deinen Gesundheitszustand zu sprechen. David: Hallo zusammen. Ja, ich habe lange überlegt, ob ich das Interview geben soll, aber ich kam zu dem Entschluss es zu wagen, einfach um vielleicht dem ein oder anderen durch meine Erfahrungen zu helfen. grow! Dann lass uns sofort anfangen. Wie fing deine Leidensgeschichte eigentlich an? David: Das fing mit 15 Jahren an. Ich bekam des Öfteren sehr starke Unterleibskrämpfe. Ganz schlimm war es Minuten oder auch Stunden vor dem Stuhlgang. Das sind Schmerzen in der Afterregion, also den After und Afterkanal hoch bis zum Enddarm, die man nicht auf Dauer aushalten kann. Eine sehr unangenehme Stelle kann ich nur sagen. Beim Krampfen färbte sich mein Unterleib regelrecht blau, weil das Blut nicht mehr von allein zurücklief. Die Schmerzen sind so stark, dass ich schon mal bewusstlos von der Toilette gefallen bin.
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David: Ich bin Frisör – oder schöner ausgedrückt: Stylist. 2005 habe ich ein gutes Angebot bekommen, wodurch ich schnell Karriere machen konnte und das tat ich auch. Zu dieser Zeit habe ich gut verdient, ich besaß sogar einen schönen BMW Z4. Von dieser Sicht her war ich mehr als zufrieden und wollte das alles nicht mehr verlieren. Ich stamme aus einer ärmeren Familie und wollte mir einfach auch mal schöne Dinge leisten. Leider hat mir meine Gesundheit einen fetten Strich durch die Rechnung gemacht. Durch das ständige Stehen im Beruf verschlimmerten sich die Krämpfe im Unterleib umso mehr. Oftmals lag ich Tage oder Wochen im Krankenhaus und musste viele Untersuchungen im proktologischen und urologischen Bereich über mich ergehen lassen – immer ohne signifikante Verbesserung oder Erfolge. Die Ärzte fanden in den ersten Jahren nie etwas Konkretes, was diese Schmerzen hätte erklären können. Eine weitere „Baustelle“ an mir ist ein Gleitwirbel, der mit 17 Jahren bei mir diagnostiziert wurde. Mit den Jahren werden die Probleme und Schmerzen auch immer intensiver. Durch das Verschieben des Wirbels wird ein Nerv immer wieder eingedrückt, was zu Lähmungserscheinungen im rechten Bein führt. Sport würde die Rückenmuskulatur zwar stärken, aber das schaffe ich wegen meinem Darm nicht. Ich habe jeden Arzt, bei dem ich dachte, dass er mir vielleicht helfen könnte, konsultiert. Jeder noch so kleinen Empfehlung bin ich nachgegangen, ohne
Erfolg. Es wurde nur schlimmer statt besser. Auf einem Lehrgang in der Hamburger Schwarzkopf-Akademie, an dem ich 2008 teilnehmen durfte, bin ich vor Schmerzen zusammengebrochen. Die Unterleibskrämpfe waren so stark, dass ich dachte, ein Fremdkörper durchbohrt mir den Magen, meinen Po oder sonstige innere Organe. (David lächelt verlegen.) Mein Hintern fühlte sich wie ein Pavian-Arsch an, von innen und außen total wund. Im Krankenhaus haben sie dann wieder nichts finden können und kamen zu dem Schluss, es sei alles nur psychosomatisch bedingt. grow! Warum das? David: Ich ging auch mal nach draußen, wenn ich mich etwas besser fühlte, habe dort mal eine Zigarette geraucht oder Kaffee getrunken. Das war, denke ich, mit der Grund, warum man das in die psychosomatische Ecke schieben wollte. Mir war damals einfach noch nicht bewusst, wie wichtig eine richtige Ernährung ist. Das Einzige, was mir dort im Krankenhaus diagnostiziert wurde, war ein Reizdarm. Aber bei einigen Menschen ist der Auslöser dafür die Psyche, bei anderen eine Lebensmittelunverträglichkeit. grow! Wurdest du mit deinen Schmerzen allein gelassen? David: Nein, ich bekam ja alle möglichen Schmerzmittel verschrieben. Nur die Nebenwirkungen davon waren zu stark oder sie verschlimmerten die Symptome noch mehr. Ich habe weitere Ärzte aufgesucht und weitere Darmspieglungen und andere Eingriffe über mich ergehen lassen. Jeden noch so kleinen Rat habe ich verfolgt, auch von verschiedenen Heilpraktikern. Außer dass ich um einige Euros ärmer wurde, hat das alles nichts gebracht. grow! Was haben die Heilpraktiker versucht? David: Vieles und nichts. Zum Beispiel Darmspülungen mit einer Kochsalzlösung, was nur zusätzliche Schmerzen gebracht hat. Sie haben mir bei der Ernährungsumstellung helfen wollen und viele kleine Globuli-Kügelchen haben sie mir auch noch verkauft. Im Nachhinein betrachtet waren die Heilpraktiker schon sehr unprofessionell. Als Betroffener klammert man sich an jeden Strohhalm, auch wenn er noch so dünn ist. Man hofft einfach, dass die Schmerzen gelindert werden, egal wie.
grow! Wann hast du das erste Mal gehört,
patienteninterview dass dir Cannabis helfen könnte?
grow! Wie und wann macht sich diese David: Das war nach diesem Ärzte-Mara- Spastik bemerkbar? thon 2008. Ein Kollege erzählte mir, dass David: Eigentlich ständig – auch jetzt geer einfach einen Joint raucht, wenn seine rade in diesem Moment. Das ist ein DauRückenschmerzen zu stark werden, und erkrampf am Schließmuskel. Die Kontrakes ihm dann wesentlich besser geht. Er tionen können oftmals Minuten anhalten fragte mich, ob ich es nicht mal mit Can- und das viele Stunden am Tag. Es fühlt nabis versuchen möchte. Ich wusste be- sich an, als ob vom Anus bis zum Glied reits aus meiner Jugend wie Cannabis alles mit einer Kordel abgebunden wird. wirkt, neu war es nicht. Die Ärzte rieten mir immer, dass ich keinen Alkohol oder grow! Aua, das hört sich echt unangeandere Drogen einnehmen soll, da sich nehm und schmerzhaft an. Wie ging es meine Beschwerden sonst nur verstär- denn dann weiter? ken würden. Aus Angst habe ich mich da- David: Ich hatte körperlich und psychisch ran gehalten und so das Angebot nach keine Kraft mehr. Erst in der Weihnachtslängerer Überlegung abgeschlagen. Im zeit 2013 kam ich auf das Angebot von Nachhinein denke ich, war das wohl aus meinem Kollegen zurück, als er mich moralischen Gründen. Cannabis ist ja im- wieder mal besuchte. Ich rauchte mit merhin illegal in Deutschland. Ich war ihm einen Gras-Joint und bemerkte recht in solchen Sachen immer straight und schnell eine leichte Entspannung im Bewollte niemals mit dem Gesetz in Kon- ckenbereich. Was mir aber noch besser flikt geraten. Wenige Monate darauf bin gefiel, war der mentale Abstand zu meiich erneut ins Krankenhaus eingeliefert ner Krankheit. Ich konnte sie mal für eine worden, weil sich mein Zustand weiter kurze Zeit vergessen und mich wieder verschlimmerte. Wieder wurden Untersu- mit etwas anderem beschäftigen, wie chungen am und im After unternommen, zum Beispiel ein Buch zu lesen oder eioftmals mit drei Ärzten gleichzeitig. Eine nen Film anzuschauen – ohne dass mich perianale Fistel und Hämorriden wurden starke Schmerzen ständig ablenkten. entdeckt. Das erklärte zumindest zum Teil Das Einzige, was mich störte, war, dass die Schmerzen und das Gefühl von Fremdes illegal ist. In dieser Zeit habe ich viel körpern im Afterkanal. Ich wurde operiert. darüber nachgedacht und kam zu dem Nach der OP wurde mir mitgeteilt, dass Entschluss, dass es mir besser hilft als die Fistel ausgeschält, eine Thrombose beseitigt und dahinter noch ein Karzinom andere Medikamente. Warum soll ich (Krebsgeschwür) gefunden wurde. Mein denn weiter leiden, wenn es doch etGlück war, dass es rechtzeitig gefunden was gibt, was mir Linderung verschafft. wurde und verkapselt war, also nicht ge- Anfang 2014 sah ich im Fernsehen das streut hat. Ach ja, die Hämorriden haben Jenke-Experiment, wo über Lars Scheimann, einen Cannabispatienten aus Dusie gleich mit entfernt. isburg, berichtet wurde, dass er eine Ergrow! Krass, da haben sie aber eine laubnis für medizinisches Cannabis aus Menge üblen Sachen gefunden. Blieb dir deutschen Apotheken besaß. Ich war toeine Chemotherapie erspart? tal von den Socken. Dass es diese Möglichkeit bei uns in Deutschland gibt, war David: Ja, Gott sei Dank. Da alles opera- mir bis dato unbekannt. Sofort machte tiv entfernt werden konnte, bekam ich le- ich Termine bei den unterschiedlichsdiglich das übliche Antibiotikum und nach ten Ärzten und Schmerzspezialisten, um Bedarf erhielt ich Schmerzmittel, Schlaf- sie nach einer Cannabistherapie zu fratabletten und Beruhigungsmittel bis zum gen. Leider ohne Erfolg. Ein Arzt sagte, Abwinken. ich soll mein Glück im Coffeeshop versugrow! Doch nicht etwa alles gleichzeitig? chen, die holländische Grenze sei ja nicht weit von uns. Ein weiterer wollte mich der David: Zu unterschiedlichen Zeiten natür- Praxis verweisen, wenn ich ihn noch mal lich, aber die Wirkungen spürte ich alle auf Dronabinol anspreche. Sie gaben mir gleichzeitig. Mein Körper und Geist wur- immer das Gefühl, nach etwas Verboteden komplett ruhiggestellt, anders wäre nem gefragt zu haben. Also habe ich Lars es auch nicht auszuhalten gewesen. Ich Scheimann in Duisburg kontaktiert und war aber froh, dass die Ärzte endlich et- besuchte ihn in seinem Laden. Dort habe was gefunden hatten und ich nicht einen ich dann einen weiteren Patient mit Ge„an der Klatsche“ hatte. Von dem Tag an nehmigung kennengelernt, der mich auf wusste ich auch, dass ich ab jetzt ein an- meinem Weg, eine Ausnahmegenehmideres Leben führen werde. Ich war jung, gung zu bekommen, begleitet hat. wollte leben und Karriere machen. Vielleicht irgendwann eine Frau finden, die grow! Hast du denn dann einen zu mir passt und gemeinsam ein schö- Arzt gefunden? nes Leben führen. Das alles ging jetzt nicht mehr, dachte ich plötzlich. Ich be- David: Ja, Dr. Franjo Grotenhermen aus kam Depressionen und mein Zustand Rüthen. Er hat mit mir zusammen den Anverschlimmerte sich wöchentlich. Die Li- trag bei der Bundesopiumstelle gestellt. ste der Medikamente, die ich einnahm, grow! Gab es Probleme die Erlaubnis zu wurde immer länger, allerdings auch die bekommen? Liste der unverträglichen Medikamente. Bei einem weiteren Klinikaufenthalt fand David: Nein, ich habe die Genehmigung man kleine Fissuren im Darm und entde- problemlos bekommen. Die schulmedicke, dass ich an einer Proctalgia fugax, zu zinischen Möglichkeiten waren ausgeschöpft und ich gelte als austherapiert. Deutsch Analspastik, leide.
Starke Schmerzmittel wie Opiate verursachen Verstopfung und verstärken die Krämpfe nur. grow! Wie lange hast du die Erlaubnis jetzt schon? David: Die mündliche Zusage habe ich seit zwei Wochen, die Erlaubnis selbst erst seit heute! (David lässt einen Jubelschrei los.) grow! Ist das geil. Glückwunsch! Aber du therapierst dich ja nicht erst seit heute mit Cannabis, sondern bereits seit Ende 2013, wie du vorhin sagtest. Was hat sich für dich seitdem gesundheitlich geändert? David: Einiges. Bevor ich angefangen habe, mich mit Cannabis zu therapieren, habe ich morgens fünfzig Milliliter Tilidin N retard und mittags noch mal 15– 20 Tropfen Tilidin, das Antidepressivum Opipramol, zehn Milligramm Dipiperon – ein Neuroleptikum gegen Unruhe und Erregungszustände –, fünf Milligramm Cialis für die bessere Durchblutung im Beckenbereich und Macrogol, einen Weichmacher für den Stuhl, einnehmen müssen. Dazu noch verschiedene Salben. Jetzt nehme ich davon nur noch eine Salbe, um die Narben weich zu halten, Cialis und Macrogol. Sonst nichts mehr. Doch, wohl: Cannabis. grow! Wie oft am Tag nimmst du Cannabis zu dir? David: Es ist unterschiedlich. Ich habe einen kontinuierlichen Grundschmerz und unterschiedlich starke Schmerzspitzen. Das kann ich so nicht genau beantworten. Um den Grundschmerz zu lindern, nehme ich 0,2 Gramm und bei starken Schmerzspitzen bis zu 0,4 Gramm pro Joint. Am Tag maximal zwei Gramm. grow! Meinst du, jetzt wo es bei dir wieder bergauf geht, dass du bald wieder arbeiten kannst? David: Wenn ich realistisch bin: nein, ich denke nicht. Ich habe heute noch starke Narbenschmerzen. Kommt natürlich auch immer darauf an, was ich esse, aber auch wie meine psychische Verfassung ist. Natürlich würde ich liebend gerne in Zukunft arbeiten wollen, vielleicht schaffe ich das in ein paar Jahren ja wieder. Ich bin aber trotzdem zufrieden, so wie es im Moment läuft. Ich habe eine nette Frau kennengelernt, die mich mit all meinen Gebrechen liebt. Dann habe ich heute auch noch die Genehmigung erhalten, was will man mehr? (David strahlt vor Freude.) Ohne zu übertreiben: Cannabis hat es geschafft, dass ich wieder am Leben teilnehme. grow! Das ist schön, wir freuen uns mit dir mit und hoffen, dass es dir jetzt mit offizieller Erlaubnis bald noch besser geht. Möchtest du unseren Lesern noch etwas mit auf den Weg geben? David: Ja, ich möchte hiermit anderen Patienten Mut machen. Gebt nicht auf, ihr lebt nur einmal. Tilo Clemeur
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medizin
Österreich: Cannabispatient monatelang mit Peilsender verfolgt
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inem österreichischen Dronabinol-Patienten machen die Behörden seit Jahren das Leben schwer. Das ist natürlich kein Einzelfall. Die Politik verspricht Entkriminalisierung, verbleibt vorerst aber im Winterschlaf. Aktivisten spielen währenddessen mit dem Gedanken, das Gesetz selbst in die Hand zu nehmen. kann, aber ich hatte zuvor nie etwas damit zu tun und war dementsprechend skeptisch. Ich dachte ja, das ,Kraut‘ sei böse“, beschreibt er seine Einstellung, bevor er zum ersten Mal Cannabis inhalierte. Doch als dann die Wirkung einsetzte, änderte Martin seine Meinung schnell. „Kaum fünf Minuten nach den ersten Zügen überströmte mich ein Gefühl der Entspanntheit und inneren Ruhe“, erinnert sich der ADHS-Patient.
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Leidet an ADHS: Cannabispatient Martin Winkler
artin Winkler leidet seit seiner KindM heit an einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung, kurz ADHS.
m Abend desselben Tages fiel ihm auf, dass die Einschlafschwierigkeiten, mit denen er sonst massiv zu kämpfen hatte, ausblieben. „Zum ersten Mal konnte ich die ganze Nacht durchschlafen ohne Tabletten zu nehmen und ohne stundenlang an die Decke zu starren“, erzählt er uns. Von da an stieg Martins Interesse für Cannabis als natürliche Alternative zu den pharmazeutischen Drogen. „War das Zufall oder ist da was dran? So gingen mir die Gedanken durch den Kopf, bis ich irgendwann die Möglichkeit hatte, das Experiment zu wiederholen.“ Die Wirkung war die gleiche wie beim ersten Mal.
Schlaflosigkeit, innere Unruhe, „nicht abschalten können“ – so beschreibt er die Symptome, mit denen er täglich zu kämpfen hat. In seiner Jugend wurde der ebannt von Wissensdurst und dem Beheute 44-Jährige deswegen immer wieder dürfnis, mehr über die medizinische in gewalttätige Auseinandersetzungen Anwendung von Cannabis zu erfahren, verwickelt. Das österreichische Gesund- begann Martin im Internet zu recherchieheitswesen reagierte darauf mit der Verschreibung von Psychopharmaka und Beruhigungsmitteln. Diese halfen Martin zwar beim Einschlafen, hatten aber zur Folge, dass der Müllabfuhrfahrer um halb vier morgens, da beginnt sein Arbeitstag, kaum aus dem Bett kam und sich nicht fahrtüchtig fühlte.
Endlich „normal leben“
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ren. Bald darauf kaufte er sich die ersten Samen und startete den Versuch, sich seine Medizin selbst herzustellen. Mit Erfolg. „Ab diesem Zeitpunkt konnte ich ein normales Leben führen“, erzählt er. Die Einschlafprobleme und die Aggression waren verschwunden. och Martin sollte das „normale Leben“ D nicht lange genießen können. 2010 kam es bei ihm zum ersten Mal zu einer
Hausdurchsuchung. Dabei wurden zwar keine Cannabisblüten sichergestellt, dafür aber eine Indoor-Growanlage. Vor Gericht gab Martin zu, Cannabis zur medizinischen Anwendung produziert zu haben, ausschließlich zur Eigentherapie. Der Urteilsspruch fiel trotz seiner Geständigkeit und Aufrichtigkeit hart aus: sechs Monate Haft und drei Jahre Bewährung.
anach begab sich Martin auf die SuD che nach legalen Wegen, Zugang zu seiner Medizin zu erhalten. Es gelang ihm, Ärzte vom positiven Effekt, den THC auf sein Wesen ausübt, zu überzeugen und er bekam Dronabinol verschrieben. Aber da er schon einmal ins Fadenkreuz der Behörden geraten war, nahm die Verfolgung des Cannabispatienten weiter ihren Lauf, trotz des legalen Zugangs zum THC-Medikament und der medizinischen Notwendigkeit.
ann entdeckte MarD tin Cannabis als wirkungsvolle Medizin zur Behandlung seiner Beschwerden. „Durch Zufall bin ich vor etwa zehn Jahren damit in Kontakt gekommen. Freunde und Bekannte erzählten mir, dass Cannabis als Medikament eingesetzt werden
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Auszug aus dem Observationsbefehl der Staatsanwaltschaft
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Peilsender am Auto montiert
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hne konkreten Anlass vermutete die Staatsanwaltschaft im Frühjahr 2014, dass Martin in einer Ferienhütte, über 140 km von seinem Hauptwohnsitz entfernt, im großen Stil Cannabis produzieren würde. Im April wurden deswegen von der Staatsanwaltschaft eine zweimonatige Observierung und die Montage eines Peilsenders an seinem Fahrzeug angeordnet. Nachdem sich die Vermutung der Staatsanwaltschaft als falsch herausstelle, kam es im Herbst zu drei Hausdurchsuchungen bei Martin und seiner Familie. Insgesamt konnten dabei weniger als dreißig Gramm Cannabis sichergestellt werden. „Mir wird das Leben aufs Ärgste erschwert“, kommentiert Martin die Vorgehensweise der Staatsanwaltschaft: „Eine Behördenschikane folgt der nächsten, ich fühle mich diskriminiert und kriminalisiert.“
Aufforderung zur Kostenoffenlegung
uch Willi Wallner, Obmann des Cannabis Social Club Salzburg und selbst A Cannabispatient, zeigt sich angesichts des Vorgehens der Staatsanwaltschaft empört. „Da werden Geld und Ressourcen verschwendet, nur um einen Patienten, der sowieso legal Zugang zu dieser Substanz hat, aufgrund vollkommen haltloser Anschuldigungen zu verfolgen. Was das alles gekostet haben muss! Zwei Monate Observation mittels Peilsender, inklusive Planung und Datenauswertung, drei Hausdurchsuchungen mit je zehn Polizeibeamten, dazu interner und externer Schriftverkehr“, listet er den mit Martins Verfolgung verbundenen Arbeitsaufwand auf.
fordert der CSC Salzburg die Staatsanwaltschaft Leoben zur Kostenoffenlegung auf – „im Namen der uns nahestehenden Cannabispatienten sowie aller Steuerzahler“, erläutert Willi, der außerdem betont, dass es sich bei den gegen Martin gerichteten Schikanen keinesfalls um einen Einzelfall handelt.
Führerscheinentzug droht
eit sich der Verdacht, Martin würde S weiterhin Cannabis produzieren, als unberechtigt herausgestellt hat, haben
die Behörden einen neuen Weg gefunden, ihm das Leben zu erschweren. Da er legal Dronabinol bezieht, wurde er nun zur „Feststellung der gesundheitlichen Eignung zum Lenken von Kraftfahrzeugen“ aufgefordert. Das bedeutet die Erstellung eines verkehrspsychologischen Gutachtens, einen Fitnesscheck und einen Besuch beim Amtsarzt. Die Kosten dafür, über 700 Euro, soll Martin selbst tragen. Als er noch schwere Beruhigungsmittel auf Rezept bekam, schienen die Behörden übrigens nicht an seiner Fahrtauglichkeit zu zweifeln.
och bis jetzt, mehr als zwei Monate D später, scheint sich noch nicht viel getan zu haben. „Wir haben eine interne Arbeitsgruppe gegründet, die sich mit dem Thema auseinandersetzt und die weitere Vorgehensweise abklären soll. Einen Zeitplan für die Umsetzung der Entkriminalisierung oder konkrete Vorschläge für eine Gesetzesreform gibt es aber noch nicht“, verrät eine Sprecherin der SPÖGesundheitsministerin Sabine Oberhauser im Gespräch mit grow!.
Patienten verlieren Geduld
die sich nach wie vor in einer Pundatienten, Zwickmühle zwischen Lebensqualität Illegalität befinden, haben selbstverständlich wenig Verständnis für die Trägheit der Politik. Willi Wallner, der seit einem Arbeitsunfall vor zehn Jahren an chronischen Schmerzen leidet und sich mit der Hilfe von Cannabis im Alleingang von Morphium entwöhnt hat, sieht seine Geduld jedenfalls am Ende. „Ich habe alle Instanzen durchlaufen, vom Landeshauptmann bis zum Gesundheitsministerium. Mein dringender Antrag zur Genehmigung von Cannabisanbau aufgrund meiner medizinischen Notlage liegt jetzt an höchster Stelle auf, wird aber seit mittlerweile vier Monaten ignoriert.“ Währenddessen wurde ihm erneut eine Morphiumtherapie angeboten.
„Wir empfinden diese Vorgehensweise als diskriminierend und existenzgefährdend“, proklamiert Willi vom CSC Salzburg. Immerhin wäre ein Führerscheinverlust für Martin unmittelbar mit dem Verlust seiner Arbeit verbunden. Österreich würde also einen Steuerzahler verlieren und stattdessen zusätzliche Belastung für das Sozialwesen schaffen. Da stellt sich natürlich die Frage, ob der Staat wirklich immer weiß, was gut für uns ist. „Hier werden Existenzen willkürlich zerstört, Menschen in die Abhängigkeit geNoch keine konkreten Pläne trieben. Aber ich werde bei der Untätigkeit der Politik nicht länger zusehen. Es für Entkriminalisierung ist an der Zeit, die Sache selbst in die abei überwog bei den Legalisierungs- Hand zu nehmen und den Patienten aktiv aktivisten bis vor Kurzem noch Opti- zu helfen“, zeigt sich Willi kampfbereit. mismus und die Hoffnung, dass sich die Was genau er vorhat, will er zu diesem Lage der Cannabispatienten in der Alpen- Zeitpunkt nicht verraten, aber vielleicht republik bald verbessern könnte. Ende lest ihr davon in der nächsten Ausgabe. November sprach sich die RegierungsJ.C. Zeller
n der Tat dürften die Ermittlungen ge- D ISteuerzahler gen den Patienten den österreichischen einen fünf- bis sechsstelligen Betrag gekostet haben – und das alleine im letzten Jahr. Aus diesem Grund
und Kanzlerpartei SPÖ auf ihrem Parteitag für die Entkriminalisierung von Cannabis aus. „Nur soziale Gerechtigkeit garantiert gesunde Menschen“, hieß es damals in einem Positionspapier.
Kolumne
Gespräche im Treppenhaus
Die alte Oma Schulze N
ach unserer letzten Begegnung war es zunächst einige Zeit sehr laut im Hause Biederlein, doch seit mehreren Wochen war mir weder mein spezieller Nachbar noch sein neuerdings rebellisch-alternativer Sohnemann begegnet. Ab und zu, wenn ich im Flur an der Wohnungstür der Biederleins vorbeigehe, male ich mir aus, wie sich der Herr des Hauses verzweifelt an seinem Dosenbier festhält und sich fragt, was bei seinem Sprössling nur schiefgelaufen ist. Allerdings habe ich auch nicht allzu viele Gedanken an Ottmar Biederlein verschwendet, denn ich war recht beschäftigt – außerdem ist da noch eine andere Bewohnerin des Hauses: Oma Schulze – ein echtes Original. ls ich damals einzog, gehörte die A kleine, alte Frau mit den etwas zu kurzen grauen Haaren und dem stets
„Der Ottmar ist sowieso ein Nichtsnutz“, sagt sie und wiederholt, zufällig auf Höhe der Wohnung von Biederleins, noch einleicht gebeugten Gang bereits irgend- mal laut: „Ein richtiger Nichtsnutz!“ Ich wie zur Einrichtung. Jemand hat mir mal glaube ein kurzes Grinsen in ihrem falerzählt, sie sei bereits weit über acht- tigen, kleinen Gesicht zu sehen. zig Jahre alt. Sie wohnt wie ich im dritten ährend ich ihre Einkäufe auspacke Stock, doch wir sind uns leider bislang und einräume, steht Oma Schulze nur sehr selten begegnet. Sie ist eine anin ihrer kleinen Küche neben mir und begenehme Nachbarin, die sich – anders als Herr Biederlein – noch nie über zu laute äugt mich mit wachem Blick. „Jetzt sag Musik, zu schrägen Besuch im Treppen- doch mal, was meint denn der Ottmar?“, haus oder anderes beschwert hat. Ich fragt sie schließlich. Als ich ihr erzähle, höre sie ab und zu husten oder treffe die dass ich mit dem werten Herrn Biederlein jungen Kerle, die ihr für ein Taschengeld über Hanf gesprochen habe, bricht die die Einkäufe und Medikamente bringen. kleine gebeugte Seniorin in schallendes Näher kennengelernt hatte ich sie jedoch Gelächter aus. „Der hat mir da etwas von bislang noch nicht, doch das sollte sich Rauschgift erzählt“, schüttelt sie den Kopf. „Ja, der Herr Biederlein hat da wohl nun ändern. ein paar falsche Vorstellungen“, sage ich ch biege um die Ecke, in Gedanken schon und grinse, während Oma Schulze uns auf dem Sofa, als ich tagträumend bei- Kaffee aufsetzt. „Das kommt, weil der nahe über die kleine Oma Schulze stol- Kerl zu viel trinkt und zu wenig denkt“, urpere, die sich gleich hinter der Eingang- teilt sie über unseren Nachbarn. „Na ja, er tür unseres Hauses mit mehreren prall meint es ja vermutlich nicht böse“, sage gefüllten Plastiktüten des nahen Super- ich, doch die Rentnerin winkt ab. „Wenn marktes abmüht und ungehemmt vor sich der glaubt, Hanf wäre Rauschgift, dann hin flucht. Mein Angebot, ihr die Sachen hat er eindeutig nicht mehr alle Latten am heraufzutragen, nimmt sie dankend an: Zaun“, wettert sie, während mein Grinsen „Na, geht doch“, brummt sie charmant und noch breiter wird. marschiert voraus, während ich schmunls wir beim Kaffee sitzen, erzählt mir zelnd den Kopf schüttle und mir ihre erOma Schulze, dass sie sich erinnert, staunlich schweren Einkäufe schnappe. dass ihre Mutter immer Hanf in der Hausm Treppenhaus erzählt sie mir, dass apotheke hatte. „Außerdem wurde das ab „dieser kleine, verlauste Gauner“, der ihr und zu gepafft“, sagt sie und fügt zwinsonst bei den Einkäufen hilft, sie einfach kernd hinzu: „Das macht auch ein bissan der Haustür hat stehen lassen. „Na, chen lustig.“ „Das machen auch heute was ein Glück, dass ich gerade vorbeige- noch viele“, sage ich, „obwohl es verbokommen bin. Nicht wahr, Frau Schulze?“, ten ist“. Meine Nachbarin schüttelt wiesage ich. „Hm“, antwortete die verknit- der mit dem Kopf. Das alles hat sie bisher terte Oma knapp, bleibt plötzlich stehen wirklich nicht interessiert, doch als ich ihr und dreht sich zu mir um. Mit einem leicht erzähle, dass der Besitz von Hanfblüten argwöhnischen Blick mustert sie mich ei- schon seit Langem unter Strafe verboten nen Moment lang kritisch. „Siehst ja ei- ist, weil viele glauben, dass es gefährlich gentlich trotz allem noch ganz anstän- sei, kann sie nicht an sich halten. Erst dig aus“, sagt sie. „Trotz allem?“, frage lacht sie, dann regt sie sich auf. „Ach was, ich irritiert. „Na, der Ottmar sagt, du hät- gefährlich“, schimpft die rüstige Alte: test irgendwas mit Drogen zu tun“, sagt „Das hat doch früher auch keinen interessie frei heraus. Biederlein – dieser bor- siert, da wurde das Kraut verwendet und nierte Kleingeist, denke ich und seufze. keiner hat sich aufgeregt. Was für Holz„Aber Frau Schulze, Sie glauben doch köpfe haben sich denn ausgedacht, dass nicht etwa alles, was die Leute so erzäh- Hanf Rauschgift ist?“ So langsam wird len, oder?“ Sie fährt sich mit einer Hand mir die alte Frau immer sympathischer. über die etwas zu kurzen Haare und sieht ährend ich noch überlege, ob ich mich mit wachem Blick an. Dann zuckt sie Oma Schulze jetzt mit der Geschichte mit den Schultern und geht weiter voran.
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der Prohibition kommen soll, fährt sie bereits fort: „Früher hatten wir gegen alle Zipperlein und Krankheiten Kräuter und Pflanzen im Garten. Meine Mutter hatte ein Hausmittel für alles. Jetzt guck dir das hier mal an“, sagt sie und schiebt mir ihre Sortierhilfe für Tabletten über den Tisch. Diverse kleine und große, bunte Pillen liegen dort in mit Wochentagen beschrifteten Unterteilungen. „Sehen Sie, darüber habe ich mit Herrn Biederlein gesprochen“, sage ich: „Früher war es normal, Krankheiten mit Mitteln wie Hanf zu behandeln. Und heute muss man erst Anträge stellen und Atteste vorweisen, dann darf man das Cannabis für viel Geld kaufen, das die Krankenkassen nicht erstatten wollen.“ Meine alte, graue Nachbarin schnaubt. „Und der Ottmar sagt mir, du meinst, dass Leute Rauschgift nehmen sollen“, schimpft sie. „Na, dem werd’ ich was erzählen!“ „Er glaubt eben einfach nicht, was ich ihm erklärt habe – weil er meint, jemand der Hanf erlauben will, muss drogensüchtig sein. So hat er es vermutlich gelernt, es ist ja schon lange verboten.“ Während ich meine Nachbarin beruhige, ihr erkläre, dass ich eigentlich gar kein Problem mit Herrn Biederlein habe und er es nicht böse meint, muss ich mir ein lautes Lachen verkneifen. Die Vorstellung, dass die betagte, gebeugte Oma Schulze zu Herrn Biederlein heruntermarschiert und ihm die Meinung geigt, ist ziemlich witzig. Schließlich beruhigt sie sich und ich verabschiede mich, allerdings nicht ohne ihr zu versprechen, bald wieder auf einen Kaffee vorbeizuschauen. urück im Flur des Hauses höre ich laute Z Musik und stecke den Kopf neugierig ins Treppenhaus. Aus Richtung der Woh-
nung der Biederleins ertönt „Jammin’“ von Bob Marley und das laute Geschrei des Hausherrn, das wohl erst aufhören wird, wenn sein Sohn die Tür öffnet oder die Musik leiser dreht. Ich grinse vor mich hin, als ich mich endlich auf meinem Sofa niederlasse. Wenn Oma Schulze den armen Ottmar Biederlein demnächst tatsächlich auf das Thema Hanf ansprechen sollte, ist er vermutlich endgültig davon überzeugt, von Haschgift-Propagandisten umzingelt zu sein. Das kann ja noch heiter werden. Holger Voncken
recht & justiz
Justizerfahrungsberichte Hausdurchsuchung nach einem Growshop-Besuch
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n dieser Stelle lassen wir unsere Rubrik „Justizerfahrungsberichte“ neu aufleben. Immer wieder erreichen uns haarsträubende Nachrichten von Cannabisfreunden, die unter Verdacht stehen, illegalen Cannabishandel oder Anbau betrieben zu haben. Polizei, Anwalt, Staatsanwalt und Richter zählen dann schnell zum neuen Bekanntenkreis. Selbst wenn sich der Anfangsverdacht bei einer Hausdurchsuchung nicht bestätigen sollte und es zu keiner Anklage kommt, hinterlässt diese Erfahrung bei den Betroffenen oft einen Einschnitt im Grundvertrauen in den Rechtsstaat.
enauso passierte es Marcel G (Name von der redAktion geändert). Folgender Brief erreichte uns: sitze ich hier und spüre, wie all Jetzt das, was passiert ist, nachwirkt und
– ganz ehrlich – ich fühle mich missbraucht und gedemütigt. Ein Wirrwarr aus Gefühlen wie Wut, Verzweiflung und vor allem dieses Gefühl, ausgeliefert zu sein, brodeln in mir.
as war passiert? Dienstag Morgen, W so gegen 10 Uhr: Meine Mitbewohnerin und ich kamen gerade mit unseren
Hunden vom Morgenspaziergang, als das Drama seinen Lauf nahm. Wir kamen die Straße zu unserem Haus herauf und wunderten uns schon über den Wagen mit den schwarzen, verspiegelten Scheiben, aus dem ein wildes Gebell drang. Der ganze Wagen wackelte, es klang als hätte ein Rottweiler einen Tobsuchtsanfall. Als wir an unserem Haus ankamen, klingelte mein Telefon. Ich ging ran und hörte die sehr verstört und ängstlich klingende Stimme der Freundin des Sohns meiner Mitbewohnerin. Sie teilte mir stockend mit, die Kripo sei hier. In diesem Moment kamen sie auch schon von allen
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Seiten. Angst und Panik machten sich in mir breit und ich wusste im ersten Moment echt nicht, was ich tun sollte. Also ergab ich mich in mein Schicksal und ließ dieses Eindringen in mein Leben über mich ergehen. Ich trat durch meine Haustür und sah bewaffnete Beamte und einen Rammbock, den sie in der Mitte des Raumes aufgestellt hatten. Ich dachte noch, was das denn für eine seltsame Skulptur sei, bis ich schnallte, was es wirklich war. Ich war nur noch dankbar darüber, dass sie die Tür aufgemacht hat. in Beamter kam auf mich zu und drückte EHand. mir einen Durchsuchungsbefehl in die Ich versuchte zu lesen, was dort
stand, aber die Buchstaben flogen irgendwie nur durch meinen Kopf, ohne dass sie wirklich Sinn ergeben wollten. Nur die Formulierung „wegen des Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz“ blieb hängen. Ich versuchte ruhig zu bleiben, da ich ohnehin nichts tun konnte als diesen Wahnsinn über mich ergehen zu lassen und zu hoffen, dass all das irgendwann auch wieder ein Ende hat.
schuldigte ist verdächtig, am 04.03.2014 in Hannover Aufzuchtutensilien für den Betrieb einer Cannabis-Indoor-Anlage gekauft zu haben und in der Folge unter seiner Wohnanschrift eine Cannabisplantage (man beachte das Wort Plantage) zu betreiben. Diese Handlungen sind mit Strafe bedroht gemäß § 29 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 BtMG. Der Tatverdacht beruht auf den Erkenntnissen der Polizei, insbesondere der Beobachtung des Beschuldigten am 03.03.2014 (mit dem Datum waren sie sich wohl nicht ganz einig) in einem Grow-Shop in Hannover beim Kauf typischer Utensilien zum Bau einer Cannabis-Indoor-Anlage. Eine vorherige Anhörung des Betroffenen unterbleibt, da sie den Ermittlungszweck gefährden würde, § 33 Abs. 4 Satz 1 StPO.“ un wurde ich aufgefordert, meinen N Ausweis vorzuzeigen. Da sich dieser in meinem Zimmer befand, wollte ich
ihn holen. Eingeschüchtert wie ich war fragte ich erst mal brav, ob ich den Ausweis aus meinem Zimmer holen dürfe. Nach kurzer Rücksprache mit den Beamten, die schon in meinem Zimmer herumie Gründe für die Hausdurchsuchung fuhrwerkten, durfte ich dann meinen Auswurden wie folgt aufgeführt: „Der Be- weis aus meinem Zimmer holen. Als ich
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recht & justiz eintrat, erlebte ich den nächsten Schock. Drei Beamte waren schon fröhlich dabei in meinen Sachen herumzuwühlen. Diese Gefühl, nichts dagegen tun zu können, außer alles über sich ergehen zu lassen, ist mit das „Fieseste“, was ich bisher in meinem Leben erlebt habe. Ich nahm meinen Ausweis aus meinem Portemonnaie und konnte noch mitansehen, wie einer der Beamten meine Brieftasche durchforstete und alles herauszerrte, als ich dazu aufgefordert wurde, mein Zimmer wieder zu verlassen. Also ging ich wieder nach unten und wollte schauen, wie es meiner Mitbewohnerin ging, die ich allerdings nirgends sah. Zitternd und völlig demoralisiert fragte ich, ob ich eine rauchen dürfe, woraufhin mir gesagt wurde, dass ich drinnen nicht rauchen darf, weil der Hund noch seine Arbeit zu erledigen habe. Sicher wolle einer der Beamten auch gleich mal eine rauchen, was wir dann ja draußen tun könnten. Ich bat darum, auf die Terrasse gehen zu dürfen, weil mir die ganze Aktion vor den Nachbarn doch einigermaßen unangenehm war. Zu diesem Zeitpunkt gab mir der Beamte das Gefühl, meine Sorge ernst zu nehmen – was, wie sich später herausstellte, pure Heuchelei war. ls ich dann nach einiger Zeit auf die A Terrasse durfte, ging ich, dicht gefolgt von einem Beamten, hinaus und zündete mir, mit noch immer zitternden Fingern, eine Zigarette an. In diesem Augenblick kam einer der Beamten, von dem ich vermutete, dass er die ganze Aktion leitete,
an meine Seite und meinte, in einem sehr jovialen Ton, dass ich mal mitkommen sollte. Sehr kumpelhaft erklärte er mir, dass ich mein Strafmaß beeinflussen könnte, wenn ich gegen andere Cannabisverbrecher aussagen würde. Auch gab er mir das Gefühl, dass mein Führerschein als Folge dieser ganzen Geschichte eingezogen werden könne, aber wenn ich aussagen würde, dadurch Pluspunkte sammle und dann vielleicht auch meinen Führerschein behalten dürfe. So schritten wir durch unseren Garten, während er noch meinte: „Hey, ich bin Jahrgang ’62 und du bist Jahrgang ’64. Wir können doch ganz vernünftig miteinander reden.“ Dann sprach er mich noch auf den Raum im Keller an, in dem seiner Meinung nach eine Pflanzenanlage gestanden hätte. Ich verneinte dies, räumte jedoch ein, dass ich durchaus über einen längeren Zeitraum die Idee hatte, Cannabis im Keller anzubauen – was ich allerdings auch wieder verworfen hatte, weil wir Kinder im Haus haben und ich tatsächlich vermeiden wollte, dass die Kinder etwas derartiges erleben, was ja nun im vollen Gange war. Ja, ich hatte mir einige Cocos-Matten und einen Ventilator im Grow-Shop in Hannover gekauft und ja, ich hatte den Raum vorbereitet und darin auch verschiedene Experimente mit Dünger und unserem Wasser gemacht, weil ich herausfinden wollte, ob die Düngelösung mit unserem Leitungswasser den erforderlichen pH-Wert ergibt. Blöderweise – und in dieser Situation sehr zu meinem Schaden – ist mir auch ei-
niges von dem Zeug über den Boden gelaufen. Super, alles belastende Indizien. uf jeden Fall schaute der vermeintA lich freundliche Beamte mit seinen glasigen blauen Augen tief in meine
und sagte: „Hör mal, wenn du jetzt ich wärst, würdest du mir das glauben?“ Dazu konnte ich nur noch sagen: „Ich weiß nicht, aber so ist es gewesen.“ wurde dann noch mal in mein ZimIsiechmerBetäubungsmittel gerufen. Hier wurde ich gefragt, ob in meinem Zimmer finden werden, was ich bejahte, weil sie, wie ich glaubte, sowieso alles finden würden. Also kooperierte ich und gab ihnen ein wenig Gras in einem Einweckglas und eine kleine Filmdose mit Hasch. Blöderweise stand in meinem Zimmer noch ein großes 50-Liter-Fass, in das ich vor einiger Zeit sehr feuchtes Gras zum Trocknen getan hatte, das ich seiner Zeit sehr günstig kaufen konnte, weil es, wie gesagt, sehr feucht und auch voller Samen war. Dieses Gras, etwa zwanzig Gramm, wollte ich schonend trocknen, deshalb hatte ich es zuerst in die Einweckgläser getan – immer nur gerade so viel, dass der Boden bedeckt war, wegen der Luftzirkulation. Nach einiger Zeit merkte ich, dass es nicht so richtig trocknen wollte, also nahm ich das besagte Fass und füllte das ganze Gras hinein, das noch nicht einmal den ganzen Boden bedeckte, um es vernünftig zu trocknen. So, nun stand ich also in meinem Zimmer und lauschte den Rückschlüssen der Beamten, die vor vier Einweck-
recht & justiz gläsern mit Marijuanaresten und einem 50-Liter-Fass, auch mit Marijuanaresten, standen und anscheinend davon überzeugt waren, dass alle diese Behältnisse einmal voll mit Gras gewesen waren. Eine mächtige Verzweiflung stieg in mir hoch.
Droge Marijuana. Was soll man dazu noch sagen? Ich konnte darauf nur erwidern, dass es wohl deutlich mehr Kliniken für den Alkoholentzug in unserem Land gibt.
die Terrasse gehen, wo mir ein Beamter an die Seite gestellt wurde. So saß ich also dort und harrte der Dinge, die da kommen würden. Weil die Beamten ein Schlauchboot und einen Außenborder in der Garage gefunden hatten, wurde ich gefragt, ob ich auch einen Sportbootführerschein besäße. Dies bejahte ich, woraufhin mir sofort gesagt wurde, dass dieser dann wahrscheinlich auch weg wäre, ich aber, wie schon erwähnt, Pluspunkte sammeln könnte, wenn ich eine umfassende Aussage machen würde. So saß ich mit meinem Kaffee, den ich mir netterweise nach einiger Zeit machen durfte, hier auf meiner Terrasse und schaute in meinen Garten, während ein kleiner, unförmiger Beamter mit halblangen Haaren jede meiner Bewegungen genau verfolgte. Ich dachte noch, dass man „die Jungs“ auch nicht mehr erkennen kann. Wenn ich ihn irgendwo auf einem Konzert beim Rauchen getroffen hätte, hätte ich ihn vermutlich gefragt, ob er mal ziehen möchte. Als ich irgendwann nicht mehr sitzen konnte und einige Schritte tun wollte, wurde mir dies untersagt.
und was genau er gesagt habe. Auf meine Frage, was sie denn dem Shop vorwerfen, wurde mir gesagt, dass die Beratung Beihilfe zum illegalen Anbau von Marijuana sei. Wo leben wir denn hier eigentlich?
m Lauf der ganzen Zeit wurde mir imI mer wieder gesagt, dass es negative ie es meiner Mitbewohnerin ging, Folgen hat, wenn ich nicht aussage. InsW wusste ich zu diesem Zeitpunkt besondere wurde ich mehrfach gefragt, noch immer nicht. Ich durfte wieder auf wer mich in dem Growshop beraten hat
m oberen Stockwerk schienen die BeamImers ten mit der Durchsuchung meines Zimfertig zu sein. Zu diesem Zeitpunkt
wusste ich noch gar nicht, dass sie auch die Kinderzimmer durchsucht hatten. Da das Zimmer meiner Mitbewohnerin ein Fenster zu unserer Terrasse hin hat, nahm ich nun wahr, dass auch ihr Zimmer durchsucht wurde. Ich hörte es krachen, scheppern und immer wieder bellen. Da auf dem Durchsuchungsbefehl lediglich mein Name genannt wurde, protestierte ich an dieser Stelle dreimal gegen die Durchsuchung des Zimmers und bestand darauf, dass mein Protest zur Kenntnis genommen wird. Mein Bewacher nickte nur, schaute ein wenig hilflos drein, machte aber keinerlei Anstalten, meine Proteste in einem Protokoll festzuhalten.
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etzt sah ich meine Mitbewohnerin zum ersten Mal wieder. Sie sah gestresst, aber auch gefasst aus, was mich zumindest einigermaßen beruhigte. Irgendwann tat ich meinen Unmut über diesen Wahnsinn kund und sagte, was ich von dieser Kriminalisierung halte und fragte meinen „Bewacher“, ob er das nicht auch alles absolut übertrieben fände. Zudem erwähnte ich, dass ich auch noch nie davon gehört hätte, dass Marijuanakonsum schwerwiegende gesundheitsschädliche Folgen habe, was im Fall von Alkohol doch schon etwas anders aussähe. Darauf erzählte mir mein Gegenüber, dass er von einer Klinik in Göttingen wüsste, in der nur ehemalige Marijuanakonsumenten wären, die nun nicht mehr am Leben teilnehmen könnten. Fürs Leben geschädigt und auch körperlich kaputt – böse, böse
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kam wieder der mit den glasigen Jetzt blauen Augen und wollte wissen, ob ich
Frau Soundso von BS Energy, unserem hiesigen Stromanbieter, kennen würde, was ich verneinte. Der Beamte vermutete, dass die besagte Frau uns geholfen hätte, weil wir vor einiger Zeit einen Brief von BS Energy bekommen hatten, den ich seinerzeit öffnete, ohne auf die Anschrift zu sehen. Als ich den Brief las, staunte ich nicht schlecht, denn der Brief war an die Polizeidirektion Braunschweig zu Händen Kriminaloberkommissar … gerichtet, nur hat die gute Frau von BS Energy blöderweise nicht die Adresse der Polizeidirektion angegeben, sondern unsere. Der Inhalt diese Briefes lautete wie folgt: „Betr.: Stromverbrauch, (unsere Adresse und Kundennummer). Sehr geehrter Herr ..., wir beziehen uns auf Ihre Anfrage vom 06.06.2014 sowie das geführte Telefonat. Eine Nachfrage beim örtlichen Verteilnetzanbieter ergab, dass sowohl die Strom- als auch die Wasserverbrauchswerte im Abrechnungsjahr Mai 2013/Mai 2014 gegenüber dem Vorjahr wie folgt angestiegen sind: Strom von 1.893 kWh auf 5.874 kWh, Wasser von 30 Kubikmeter auf 170 Kubikmeter. Mit freundlichen Grüßen (unterschrieben von zwei Mitarbeitern von BS Energy)“ u den Verbrauchswerten ist zu saZ gen, dass wir das Haus gemietet haben und unsere Miete inklusive allem
ist – das heißt, wir bezahlen einen Betrag an unseren Vermieter, der alle anfallenden Nebenkosten beinhaltet. Bevor wir einzogen, wohnte die Mutter unseres Vermieters in diesem Haus – eine alte Frau allein, was wohl auch den Verbrauch erklärt. Wir wohnen nun mit wenigstens vier, aber meistens auch mit fünf bis sechs Personen in dem Haus. Die Freundin und die Mutter meiner Mitbewohnerin sind sehr häufig bei uns zu Besuch und dies auch oft über mehrere Wochen. Unter diesen Bedingungen haben wir mit Strom und Wasser sogar recht sparsam gehaushaltet, wie ich finde. ls wir diesen Brief bekamen, rieA fen wir sowohl den Kriminaloberkommissar ..., der vorgab nichts von
alldem zu wissen, als auch die Sachbearbeiterin von BS Energy an, nicht zuletzt um unseren Unmut über den mangelnden Datenschutz kundzutun. wurde die gute Frau also verdächJetzt tigt, uns gewarnt zu haben. Ist ja auch
suchung voranschritt, desto unfreundlicher wurde Blauauge und kurz vor Ende der ganzen Aktion sagte er noch zu mir: „Weißt du, ich ärgere mich nur darüber, dass wir nicht schon eine Woche früher hier waren.“ Er schien nach wie vor von seiner Plantagen-Idee überzeugt zu sein. Da wir ja gewarnt worden waren, hätten wir auch genug Zeit gehabt, die Spuren zu beseitigen. Ganz ehrlich: Wenn ich Spuren beseitigt hätte, hätte ich vermutlich auch die Gläser, das Fass und mein Hasch weggeschafft. m Ende durfte ich zusehen, wie mein A Laptop, Telefon und Computer mitgenommen wurden. Dann wurde mir gesagt,
dass ich zur erkennungsdienstlichen Behandlung und zur Vernehmung mitkommen müsse. So fuhr ich mit drei Beamten und meinem beschlagnahmten Zeug zum Hauptquartier der hiesigen Polizei. ier angekommen, wurde mir ein Platz H im Flur zugewiesen und ich musste erst mal warten. Nach einer ganzen Weile
kam einer der Beamten und fragte mich freundlich, ob ich bereit wäre, freiwillig meine DNA abzugeben. Ich glaube, ich guckte ihn ziemlich ungläubig an. Was sollte mich wohl bewegen, in dieser Situation freiwillig meine DNA abzugeben? Natürlich verneinte ich dieses Anliegen. Dann wurde ich zur erkennungsdienstlichen Behandlung aufgerufen. Dort musste ich eine Menge Fotos von mir machen lassen und wurde auch noch dazu aufgefordert, meinen Oberkörper freizumachen, um schöne Tattoo-Fotos schießen zu lassen. Danach waren die Finger dran. Nachdem die Prozedur abgeschlossen war, ging es in ein anderes Stockwerk und ich musste wieder warten. Hier sitzend, hörte ich irgendwann wütendes Schreien – ich vermute es war Blauauge. „Den Herrn Gärtner kriegen wir auch noch“, war klar durch die geschlossene Sicherheitsschleuse zu vernehmen. War schon irgendwie lustig, das zu hören. Nach einer halben Ewigkeit durfte ich dann noch einmal zu Protokoll geben, dass ich nichts zu Protokoll gebe und wurde aus diesem Martyrium entlassen.
ieder Zuhause rief ich die W „Grüne Hilfe“ an und bekam neben einem sehr netten Zuspruch, der
mir nach der ganzen Anspannung die Tränen in die Augen trieb, eine Adresse von einem Anwalt mitgeteilt. eine ganze Weile nach den GeJetzt, schehnissen, bin ich nun vorbestraft.
Mein Urteil (ohne Verhandlung) lautet 90 Tagessätze zu 20 Euro, was mich sehr schmerzt. Ich durfte meinen Computer und mein Handy aus der Asservatenkammer abholen. Was sie mir allerdings verweigerten, war die Rückgabe einiger grow!-Hefte und eines Anbaubuchs. Das fand ich dann noch mal ziemlich heftig. Unterm Strich bin ich wohl „noch ganz gut weggekommen“, was es allerdings kein bisschen besser macht: Ich wurde wie ein Schwerverbrecher behandelt und frage mich bis heute, wofür!
naheliegend, schließlich wohnt sie nur Liebe Grüße Marcel ein Dorf nebenan. Je weiter die Durch-
politik
„Charlie Hebdo“ und das Nachspiel
m Mittwoch, dem 7. Januar, erschütterte eine spektakuläre Gewalttat erst Europa und dann die A ganze Welt: Zwei schwer bewaffnete Maskierte dringen in die Redaktion des Satire-Magazins „Charlie Hebdo“ ein und eröffnen das Feuer auf die anwesenden Autoren und Zeichner. Am Ende der dreitägigen Flucht hatten zwanzig Menschen das Leben verloren – und unser Nachbar Frankreich stürzte in eine Identitätskrise, an deren Folgen der Kontinent noch einige Zeit knuspern müssen wird.
Frankreichs Sündenfall
reich zentralistisch – alles ist Paris, der „französischen Insel“, untergeordnet. Und wo Deutschland offiziell „christlich und abendländisch“ ist, sieht sich Frankreich seit seiner Revolution als laizistisch, als postreligiös: Staat und Kirche(n) sollen besser fein getrennt bleiben.
folgenschweres Missverständnis: Diese „Fremdenfeindlichkeit“ ist nicht bloß durch Rassismus bedingt, sondern durch ein Lebensgefühl. Um in Frankreich aufzusteigen, muss man bloß gut darin werden, ein Franzose zu sein – glauben die Franzosen. Die Randgruppen, die gerade in der gegenwärtigen Krise abgehängt und abgeschrieben wurden, teilen diesen Enthusiasmus aber schon lange nicht mehr. Falls sie überhaupt je daran geglaubt haben.
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rankreich und Deutschland unterscheiFDeutschland den sich auf wesentliche Arten: Wo föderalistisch ist, ist Frank-
ber auch in einer anderen Hinsicht unterscheiden wir uns empfindlich: Wo Deutschland sich seit Jahren zähneknirschend mit den Fallstricken der „Integration“ auseinandersetzt, hat sich Frankreich – trotz seiner kolonialen Vergangenheit – dieser Debatte immer wieder verwehrt. Minderheiten vegetieren chancenlos in Banlieues – und es gärt ein
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städte, aber sie alle sind bloß Ausdruck der jeweiligen Provinzialität. Paris hingegen repräsentiert für die französische Nationalidee die Perle in der Auster, die Spitze der Nahrungskette, die Schatzkammer, die seit Jahrhunderten gefüllt wird – mit Ideen, mit Namen, mit Kunstwerken, mit Beute, mit purer Geschichte. nd: Die Franzosen haben einen fein U gestimmten Sinn für Presse- und vor allem Meinungsfreiheit. Franzosen wer-
den dazu erzogen, sich aufzuregen. Einem meiner französischen Freunde blieben die Worte weg, als er versuchte mir zu beschreiben, wie perfekt dieses Ziel gewählt war – Journalisten, Intellektuelle, Zyniker, Satiriker, Zeichner, die sich sowieso bereits seit Jahren überall Feinde gemacht hatten, aber dem immer selbstbeonn, München, Berlin, Frankfurt: Un- wusst trotzen konnten. „Charlie Hebdo“ ser Land ist voller Möchtegern-Haupt- – vergleichbar mit der deutschen „Tita-
as führt zu mehreren für uns Deutsche nur schwer nachvollziehbaren Charakteristika, die in der „Charlie Hebdo“-Story wichtig sind: Paris ist nicht bloß eine Groß- oder Hauptstadt, es ist das veritable Herz der Fünften Republik!
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politik nic“ – legte sich bevorzugt mit religiösen gehört auch zu ihrem Gründungsmythos. Autoritäten an. Die katholische Kirche illionen von Menschen, die geeint klagt seit Jahren erfolglos, 2011 war beauf die Straßen gehen, nicht in laureits in der ersten Welle des KarikaturenStreits ein Brandanschlag verübt worden. tem Gezänk, sondern in stiller, gespenstischer Solidarität – das vereint auf eine enn der Anschlag vom 7. Januar aber Weise, die eine unglaubliche Kraft hat. In eines gezeigt hat, dann das: „Ter- einer Stadt, in der ein Appartement-Gereur“ mag zwar ursprünglich aus dem bäude mehr wert ist als ein mittelstänFranzösischen stammen, aber die fran- discher Betrieb sonst wo auf der Erde, zösische Gesellschaft des 21. Jahrhun- richten Kalaschnikow-Salven und Rakederts kann mit dem Konzept nur noch tenwerfer eine besondere Art von Schaschwer umgehen. Bereits vor den An- den an. Zumal unser wichtigster Verschlägen war die Grande Nation eine si- bündeter seit Jahren schon gefährlich cherheitspolitische Hochburg, komplett mit dem Faschismus flirtet. Die franzömit Vorratsdatenspeicherung, Militär- sischen Ultrarechten waren die ersten, Präsenz auf öffentlichen Plätzen und ei- die die Zeichen der Zeit deuteten, als sie ner Dauerüberwachung der gesamten is- Marine Le Pen zur Vorzeige-Nationalistin lamistischen Szene. Die Franzosen lebten ausriefen: „Alors, wir treffen uns auf halwortwörtlich seit Jahren schon auf ihrer ber Strecke zwischen Faschismus und Fehöchsten Terror-Warnstufe – und die Re- minismus!“ Seit Le Pens Berufung konnte gierung hatte sich in den Wochen vor der ihre „Front National“ mehr und mehr BoAttacke sogar noch damit gebrüstet, An- den gutmachen; bei der letzten Europaschläge verhindert zu haben. wahl erreichte sie bereits 25,4 %. Unzufriedenheit und Xenophobie konnten sich rankreich ist heute unter UN-Mandat anscheinend schon immer großartig gein vier Ländern militärisch präsent, in genseitig hochschaukeln. Mali und Libyen ganz ohne Mandat unterwegs und – ebenso wie wir Deutsche enn wir sollten niemals vergessen, woneuerdings – knietief verstrickt in die her der Wind weht, wenn heute wieder „Bekämpfung“ des postamerikanischen so heftig gegen „Islamisierung“ – konkret ISIS-Gespensts in Syrien und Irak. Syri- gesagt: gegen unsere muslimischen Mitens Präsident Baschar al-Assad hatte im bürger und Freunde – gewettert wird wie Dezember noch dunkel prophezeit, die seit dem 11. September nicht mehr: Die Dschihadisten der ISIS seien in Frank- Franzosen stecken seit sechs Jahren in reich populärer als François Hollande. derselben Wirtschaftskrise wie wir, mit weitaus schlechter geschönten Arbeitslols laizistische Nation des „alten Eu- senzahlen. Auch in Frankreich sind bald ropas“, die sich einst noch gegen alle Reserven aufgebraucht. Man könnte George W. Bush gestellt hatte, war der sagen: Die Gürtel können bald nicht mehr Kelch spektakulärer terroristischer An- enger geschnallt werden. Wir wissen alle, schläge über ein Jahrzehnt lang an den dass man keine Gesellschaft auf MiniFranzosen vorbei gegangen. Jetzt, 2015, Jobs und Zeitverträgen aufbauen kann – plötzlich mit der düsteren Realität der und das hungrige Knurren unserer Mäglobalen Lage konfrontiert zu werden, ist gen wandert uns langsam den Hals hoch eine empfindliche Zwickmühle. Denn die und wird zu einem Knurren auf den LipFranzosen haben kein Talent für Paranoia. pen, das jedem Fressfeind gewidmet ist, er französische Staat ist eine Art gut- der sich unserem Napf auch nur nähert. mütiger, hochnäsiger Riese - und ihn nsbesondere dunkelhäutige Fressfeinde zu bescheißen ist der liebste Volkssport – für die wir schon immer eine Myriade der Nation. Wie in allen großen Demo- unflätiger Worte gefunden haben, mal kratien ging mit jedem der letzten Präsi- mehr und mal weniger politisch korrekt. denten ein Stück öffentliches Interesse flöten: Jacques Chirac hinterließ das Land ill sagen: Wir können keine Debatte 2007 nahezu pleite, Nicolas Sarkozy pisüber Islam- und Fremden-Angst fühste auf Jahrzehnte zurückhaltender Au- ren, ohne uns einzugestehen, dass wir ßenpolitik und hinterließ das nun auf sie aus einer kollektiven wirtschaftlichen „neo-konservativ“ getrimmte Land 2012 Verzweiflung heraus führen, nicht weil an seinen linken Nachfolger François Hol- wir gerade Muse dafür haben! lande, der seitdem alle Rest-Glaubwürdigkeit in einem Strudel symbolträchtiger, aber unpopulärer Maßnahmen und hilfloser Reformen sukzessive verloren hat. ber lauter solchen Facetten brütete ich, als ich am Abend des 7. Januars ennoch reagierte die Grande Nation die im Internet kursierenden Videoaufin den ersten Tagen weitgehend genahmen sah, die Anwohner von der Flucht schmackvoll – von diversen Übergriffen der Attentäter gefilmt hatten. auf dem Lande abgesehen. Die Franzosen, mit denen ich sprach, waren eher erkwürdige Fragen schossen mir massiv vor den Kopf gestoßen als von durch den Kopf: Wut oder Ohnmacht erschlagen. Ihr Land steht an der Spitze der ersten Welt und - Haben radikale Fundamentalisten jedefiniert nonstop, was „zivilisiert“ be- mals auf solch paramilitärische Weise Andeutet und was nicht. Frankreich sieht schläge verübt? sich als das Mutterland der Presse- und - Wo haben die beiden im bestüberwachMeinungsfreiheit – aber die „Revolution“ testen Land Kontinentaleuropas einen Raketenwerfer her?
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Die Tat und ihre Folgen
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- Profitiert außer der französischen Rechten sonst noch irgendwer von dieser Aktion? - Wenn die Regierung in den Wochen zuvor wirklich mehrere Anschläge verhindert hat und alle mutmaßlich Beteiligten unter Überwachung standen, wie konnte dann so ein komplexer Anschlag so gut vorbereitet sein? - Wie wahrscheinlich ist es, dass ein Attentäter seinen Führerschein im Fluchtauto liegen lässt? uf die Tat folgten anderthalb Tage A der Spekulation und der Sinnsuche. Die unfreundlichste Stadt Europas war auf einmal geeint in einer kollektiven Ernüchterung – und konfrontiert mit einem neuen Gefühl einer angstvollen Unendlichkeit an Implikationen.
olitisch gesehen schien aber alles Pvorlage klar: Dies würde eine weitere Steilfür Marine Le Pen werden, Frankreichs Wannabe-Führerin. Die Regierung Hollande hätte vom ersten Tag an bereits klare Fakten schaffen müssen, um aus diesem Fiasko noch einen Sieg herausholen zu können. All diese verrückten Sicherheitsgesetze, nach denen sich deutsche Überwacher die Finger lecken würden, existieren in Frankreich schon lang.
tattdessen peitschte sich die StimS mung an Tag zwei gefährlich hoch, die Attentäter wurden an zig Orten gleichzei-
tig gesichtet, während auf dem Land die ersten Übergriffe auf muslimische Einrichtungen hereinbrachen. Der erste der drei mutmaßlichen Komplizen, ein 18-jähriger Junge, stellte sich am Morgen den Fahndern und konnte beweisen, dass er zum fraglichen Zeitpunkt in der Schule saß und nicht in Paris Menschen ermordete.
as ich selbst nicht glauben wollte, W schien nun gewiss: Wir befinden uns wirklich alle im Krieg – und dabei kann selbst eine Redaktion zur „Front“ werden. Ich bin selbst ein Satiriker, ich bin selbst begeisterter Vertreter (und Verkünder!) meiner eigenen Meinungen, ich bin selbst Journalist – und ich weiß, ein Angriff auf einen von uns, ist ein Angriff auf alle! Ich habe gottverdammt noch mal Leute in Paris, um deren Sicherheit ich mir immense Sorgen mache! ber ich bin (a) Deutscher und (b) paA ranoid – und infolge dessen neige ich dazu, überall „Reichstagsbrände“ zu sehen, zwielichtige Ereignisse der Geschichte, die bösen Kräften zur Macht verhelfen, weil sie ungenügend hinterfragt wurden. Die gleiche Story – von Adolf Hitler bis Bin Laden.
ie Zeitgeschichte hat meine GeneraD tion an der Nase herumgeführt, seit wir Fernbedienungen benutzen können. Wir wurden von Fernsehern erzogen, weil es stillschweigend geduldet wurde. Jetzt haben wir den Salat. Ich weiß, wie ich persönlich mit diesem ganzen mora-
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politik ie EU-Außenpolitik gegenüber diesen D Regionen, dominiert von Merkel, Sarkozy und Hollande, hat sich in den letzten Jahren stetig verschlechtert.
nd nach wie vor sind die wichtigsten U Entscheidungsträger (und Konfliktsucher) die USA auf der anderen Seite der
Erdkugel. Wenn es nicht so traurig wäre, wäre es fast zum Lachen: Islamistische Rekrutierer senden frustrierte Europäer in den Bürgerkrieg nach Syrien, während normale Syrer alles auf sich nehmen würden, um nach Europa flüchten zu können.
ie „Charlie Hebdo“- Attentäter waren D gebürtige Franzosen algerischer Abstammung; sie radikalisierten sich wäh-
rend Gefängnisaufenthalten, handelten im Auftrag eines im Jemen verstorbenen, amerikanischen al-Qaida-Manns, kämpften (wie hunderte anderer Franzosen) im syrischen Bürgerkrieg und begangen dann – unter den Augen diverser Geheimdienste – einen unfassbaren Anschlag.
in einer Welt, die uns völlig egal ist, Nursollte so eine Biographie möglich sein.
lischen Dilemma umgehen kann – dem Vorstellung von Fortschritt ist ein RückGefühl der Gefährdung, dem Balance-Akt schritt in die Vormoderne. zwischen Toleranz und Sicherheitsbedenie Träume einer solchen islamisken, zwischen Vertrauen und Misstrauen, tischen Renaissance sind bereits fünfzwischen Meinung und Hetze. zig Jahre alt, aber gefruchtet haben sie nie ber nicht jeder denkt wie ich. Mei- wirklich. Einzig der Iran, der seit der Renungsfreiheit hin oder her, in vielen volution von 1979 einem solchen GottesLändern ist es mittlerweile (auch für Jour- staat entspricht, hat eine mehr schlecht nalisten) gesetzlich verboten, Sympathie als recht funktionierende pseudo-mooder Verständnis für Terroristen auszu- derne Gesellschaft geschaffen. Im Afghadrücken. Und so hat die Solidarität am nistan nach 1989 hatten die Taliban ähnEnde einen faden Beigeschmack, wenn liche Pläne – und führten, was von ihrem man erfährt, dass links und rechts Men- Land nach zehn Jahren russischer Besetschen zu Haftstrafen verurteilt werden, zung übriggeblieben war, schnurstracks weil sie eine unpopuläre oder vielleicht in die Steinzeit zurück. dumme Meinung geäußert haben. ie (Militär-)Diktaturen Ägyptens, Syriens, Libyens, des Iraks und des Jemens wurden daher nicht grundlos all ie Pariser Terroristen folgten einer diese Jahrzehnte vom Westen geduldet: simplen, aber brutalen Logik: Schuld Gängige Meinung war, dass nur sie die ist jeder, der nicht ihren hohen Standards Spannungen des Nahen Ostens eingefrogenügt. Das rechtfertigt selbst den Tod ren halten können – seien es Verschwörungen radikaler Islamisten, Konflikte von anderen Muslimen. zwischen religiösen Minderheiten oder ie Vordenker dieser Bewegung, wie die unzähligen ethnischen Konflikte, die der in den 1960er-Jahren verstorbene durch die Aufteilung der Region am Ende Ägypter Sayyid Qutb oder der immer noch der Kolonialära provoziert wurden. flüchtige Bin-Laden-Mentor Ayman aler Arabische Frühling der letzten fünf Zawahiri träumten von modernen, gebilJahre hat viele dieser Regimes beseideten Gottesstaaten, die alle Vorteile unserer westlichen Welt genießen würden, tigt – zuletzt dankte im Januar 2015 Jeohne deren angeblichen Fehler: unseren mens Präsident Hadi ab, während um ihn übersteigerten Individualismus, den wir herum Granaten explodierten. im Westen auf den Sockel setzten würass die halbe arabische Welt in Krieden, auf dem Gott zu stehen hat. gen oder Unruhen untergeht, kann nd genau hier entsteht der Konflikt: uns Europäern nicht länger egal sein. Die Den „westlichen“ Individualismus, echten Gefahren eines radikalen, aufgeden diese Hass-Prediger als Quelle al- stachelten Islams bestehen nicht für uns ler spirituellen Probleme ausgemacht in westlichen Großstädten, sondern für haben, wird man ungern wieder los. Ihre ganz normale Moslems in einem guten Dutzend Länder.
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Islamismus für alle
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„PEGIDA“ und Fifty Shades of Braun
Folge des Anschlags wurden aber Itenninder Europa nun zum x-ten Mal die gefühlGefahren der „Islamisierung“ beklagt; eine Bullshit-Debatte, könnte man meinen – Moslems machen nicht einmal 4 % der EU-Bevölkerung aus – und sind abgesehen davon, wie alle meine Nachforschungen ergeben haben, auch nur Menschen wie du und ich.
och der arabische Frühling hat auch D einen Flüchtlings-Exodus verursacht, vor dem sich Europa gerne drückt – mit einem befestigten Grenzzaun, Drohnenpatrouillen und polizeilichen Großaktionen wie nicht zuletzt „Operation Mos Maiorum“.
efühlt haben wir Deutschen den FranG zosen in Sachen Integration einiges voraus: Nicht zuletzt seit Kaya Yanar re-
politik den wir zumindest darüber. Da wir aufgrund unserer peinlichen Vergangenheit ein eher eingeschränktes Nationalgefühl spazieren tragen, scheint es vielleicht auch leichter zu sein, sich in Deutschland zu integrieren: Mach deine Schule, finde eine Arbeit, fahr ein Auto, bau ein Haus – der deutsche Traum eben. Man muss nicht gut darin werden, ein Deutscher zu sein, um von Deutschen akzeptiert – oder gar respektiert – zu werden. Man muss bloß was leisten können.
Realitäten dringend benötigte) Reform dieser Gesetze, diskutierte Deutschland den gesamten Januar über das Phantom der „Islamisierung Europas“. Herr! Lass Hirn regnen! ine gesunde, funktionierende DemoEbleme kratie müsste sich über solche Proeigentlich keine Gedanken machen
ach der „Alternative für Deutschland“ N und den „Hooligans gegen Salafisten“ waren die „Patriotischen Europäer“ erst N nur der nächste pseudo-völkische Mob, der einem Facebook-Rattenfänger auf den Leim gegangen war. Seit einem Jahr
lso, was ist das Fazit, dass wir aus dieA ser miesen Aktion ziehen können? Eigentlich ein positives: Die ganze Welt
zeigte Solidarität für Presse- und Meinungsfreiheit. Europa stand zusammen – aber nach dem ohnehin schon politisch und zum ersten Mal seit einer gefühlten schlechten Jahr 2014 werden die Argu- Ewigkeit ging so etwas wie Einsicht durch mente langsam knapp. die Reihen: Wir können diese Probleme o biedern sich Medien und Politiker nicht einfach schwellen lassen. aller Couleur diesen „Neo-Neo-Nazi“elbst Deutschland hat davon profitiert Trollen lieber an, statt deren diffuser – in einer Weise: Woche für Woche geKritik durch bessere Arbeit entgegen- hen mehr Menschen gegen „PEGIDA“ und zuwirken. Parteien, Medien, Kirchen, Un- ihre Ableger auf die Straße als sich neue ternehmen, Experten – in den sechs Jah- Sympathisanten dem Mob anschließen. ren der Weltwirtschaftskrise haben alle Politiker, Zeitungen und Talkshow-Moalten Institutionen an Glaubwürdigkeit deratoren, die sich ihnen anbiedern, wereingebüßt. den öffentlich lächerlich gemacht: Alter, icht jeder Erstbeste, der sich in die- don’t feed the trolls! sem Meinungs-Vakuum breit machen n der arabischen Welt kochten ebenkann, hat auch automatisch recht! falls die Emotionen – wenn auch aus anderen Gründen: Dort glaubt man, wir raurigerweise hat der „Charlie Hebdo“würden mit zweierlei Maß messen, etwa Vorfall solchen Gestalten in Deutschindem wir Antisemitismus anders behanland, Frankreich und auch anderswo eideln als Blasphemie. Nicht wenige musnen Aufwind gegeben, den sie nie hätten limische Geistliche plädieren nun dafür, haben dürfen. Gruppen wie „PEGIDA“ ledie Angelegenheit vor die Vereinten Natiben von dem Wir-gegen-die-Gefühl, das onen zu bringen, eine Art globalen Bann kritische Berichterstattung, wütende Gegenproteste und nicht zuletzt islamis- gegen Gottes- und Prophetenlästerung tische Gewaltdrohungen mit sich bringen. einzurichten. Die Wahrscheinlichkeit, Was unterscheidet ihre Taktik denn von dass das gelingt, ist gering. der der Fundamentalisten? Je mehr Hass is dahin werden wir Terrorismus wohl sie entfachen können, umso mehr Macht oder übel nur mit gutem Willen und erhalten sie. viel Geduld effektiv bekämpfen können. orgen wir dafür, dass das nicht geeitere Missverständnisse sind schieht. Wenn Terror die Angst zur dennoch vorprogrammiert. Waffe macht, dann ist die erste BürgerHenrie Schnee pflicht Mut und Zuversicht, nicht Wut.
o könnte man meinen – bis man über S den Wahnsinn nachdenkt, der sich un- S ter Namen wie „PEGIDA“ und „LEGIDA“ in unseren Straßen ausbreitet: die „Patriotischen Europäer (sic!) gegen die Islamisierung des Abendlandes“. Ein Irrsinn, den man sich langsam auf der Zunge zergehen lassen muss.
Gott, warum hast du uns verlassen?
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schon versuchen sich Beobachter einen Reim auf diese Bewegungen zu machen, die mal als „neu-rechts“, mal als „postdemokratisch“, aber immer als „bloß unzufrieden“ gekennzeichnet werden: Die mutmaßlichen Verlierer, Ost-algiker, Verschwörungstheoretiker, Abgeschriebenen. Und darunter gemischt alles Erdenkliche, was das braune Spektrum hergibt. Das normale politische Vokabular von „links“ und „rechts“ greift hier völlig daneben. Dies ist eine FundamentalistenGruppe des Internet-Zeitalters, die – wissentlich oder nicht – Bullshit anbetet. as besonders Traurige an ihnen und ihD rer medialen Omnipräsenz ist nämlich, dass sie die Debatte völlig auf den Kopf
stellen. Denn in Wahrheit ist es genau umgekehrt: Deutschland kümmert sich zu wenig. Wir nehmen zu wenige Flüchtlinge auf. Unsere Asylpolitik ist, bei näherer Betrachtung, eines freiheitlichen Staates absolut unwürdig. Aber statt über die seit Jahren geforderte (und in Anbetracht der Bilder: Soli-Demos in Paris
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Gegen alle Widerstände Die Renaissance der Halluzinogene in der Medizin Teil 2
Die umstrittenen Substanzen
Foto: LSD-Trips auf Löschpapier
LSD – der Klassiker:
nde der 1930er-Jahre von Albert HofEJahren mann entdeckt, hat LSD ab den 1950ereine ganze Generation von Psychotherapeuten, Intellektuellen und Erkenntnissuchenden inspiriert. Chemisch betrachtet gehört LSD in die Gruppe der Ergoline, die wiederum im Mutterkorn vorkommen. In der Natur stellt das Mutterkorn eine Verunreinigung (hauptsächlich) des Roggens dar, die in den vergangenen Jahrhunderten immer wieder zu schweren Vergiftungserscheinungen in der Bevölkerung geführt hat. Der Grund: Die Alkaliode des Mutterkorns fanden sich immer wieder in gebackenem Brot.
betrachtet dockt LSD – Pim harmakologisch wie nahezu alle Halluzinogene – an die Gehirn vorhandenen 5-HT-Rezeptoren an, die auch mit den Adrenalin-, Serotonin- und Dopamin-Rezeptoren gekoppelt sind. Die Wirksamkeit des LSD hängt vermutlich auch mit seiner hohen Bindungsfähigkeit an die entsprechenden Rezeptoren zusammen.
der Klassifizierung von LSD Eterntgegen durch die UN und ihrer Ländervertrebesitzt die Droge sehr wohl ein erhebliches medizinisches Potential – und dies gleich in mehreren Anwendungsbereichen.
ür die Psychotherapie wurde LSD beFdelsnamen reits im Jahre 1949 unter dem HanDelysid vom Schweizer
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Pharmaunternehmen Sandoz hergestellt. Anwendung fand es unter anderem in der Psychoanalyse und der Alkoholismus-Therapie. Bis in die 1960er-Jahre hinein experimentierten Psychiater und Psychologen wie Timothy Leary mit LSD und kamen zu dem Schluss, dass der Stoff nicht nur hervorragend im Rahmen einer Psychotherapie eingesetzt werden kann, um unterbewusste Prozesse beim Patienten ans Tageslicht zu bringen. Vielmehr gelangten sie – vielleicht ein wenig zu hoch gegriffenen – zu der Erkenntnis, dass LSD sogar die Gesellschaft zum Besseren verändern könne. In Deutschland wurde LSD und damit auch jegliche Forschung daran im Jahr 1971 als Folge der UN-Konvention verboten. uf den illegalen Markt gelangen LSDA Trips heute meist in Form von „Papers“. Dabei handelt es sich um mit LSD-
Lösung beträufelte Löschblattstückchen, die je nach „Hersteller“ mit unterschiedlichen Symbolen bedruckt sind. Das Problem liegt darin, dass im Einzelfall weder die genaue Zusammensetzung noch die exakte Dosierung der Trips bekannt sind. Je nach Dosierung, körperlicher Verfassung und Aktivitäten beträgt die durchschnittliche Wirkungsdauer zwischen sechs und zwölf Stunden. Auch kann ein Trip für einen unerfahrenen Konsumenten entweder bunt, soft und euphorisch ausfallen – oder er kann ihn für die nächsten Stunden sämtliche Probleme der Welt erleben lassen. Klar, dass derartig unklare
Dosierungen, eingenommen ohne therapeutische Begleitung, nur sehr bedingt zu medizinischen Erfolgen führen. Abhilfe könnte hier die kontrollierte Herstellung von LSD und dessen Abgabe zu psychotherapeutischen Zwecken an entsprechende Fachärzte bieten.
Meskalin – der Exot:
eskalin gehört zu den ältesten halM luzinogenen Wirkstoffen, die der Menschheit bekannt sind, und war die
erste psychedelische Substanz überhaupt, die aus einer natürlich vorkommenden Pflanze isoliert wurde. Dies geschah im Jahr 1897 durch den deutschen Wissenschaftler Arthur Heffter. Er verwendete für seine Extraktion PeyoteKakteen, die bis heute von Angehörigen der nordamerikanischen Native American Church legal konsumiert werden. Im Jahr 1919 gelang einem Österreicher, Ernst Späth, die Totalsynthese von Meskalin. Anders als das LSD konnte Meskalin niemals im großen Stil medizinisch auf sich aufmerksam machen, wenngleich es sich in den halluzinogenophilen 1950er- und 1960er-Jahren einer gewissen Popularität in der internationalen Forscher- und Hippiegemeinde erfreute. Bereits zu diesem Zeitpunkt gab es erste Anhaltspunkte dafür, dass Meskalin erfolgreich als Therapiemittel gegen Alkoholismus eingesetzt werden kann. Entsprechende Studien wurden unter Angehörigen der amerikanischen Ureinwohner durchge-
ethno Foto: Meskalinhaltiger Peyote-Kaktus
führt, da diese infolge der Akkulturation in die US-Gesellschaft vergleichsweise häufig unter Alkoholismus litten. Schade eigentlich, dass in Deutschland Meskalin bereits im Jahr 1967 gesetzlich verboten wurde – vier Jahre vor der alles entscheidenden UN-Konvention. Gerade die Deutschen mit ihrem weltmeisterlichen Bierkonsum und den damit allenthalben verbundenen Problemen hätten vielleicht in gesteigertem Maß von weitergehenden Forschungsergebnissen profitieren können. eskalin gehört zur Gruppe der Phenethylamine und M steht grundsätzlich in zwei Varianten zur Verfügung: zum einen in Form getrockneter Kakteen der Gattungen Lo-
phophora und Echinopsis, die als „Buttons“ verzehrt oder als Aufgüsse getrunken werden – zum anderen in Form von Salzen wie Meskalin-Hydrochlorid und Meskalin-Sulfat. Letztere besitzen eine deutlich höhere Wirksamkeit als die natürlichen Darreichungsformen, da sie raffiniert und damit um ein Vielfaches stärker konzentriert sind.
m Vergleich zum LSD mit seiner wirksamen Dosis im MiIgleich krogrammbereich benötigt man von Meskalin eine unhöhere Menge, um eine halluzinogene Wirkung zu erzielen. Umgerechnet auf einen San-Pedro-Kaktus mit durchschnittlichem Alkaloidgehalt sind rund 300 Gramm frische Kakteenmasse erforderlich, um einen Rausch auszulösen. Getrocknet sind es immer noch rund 30 Gramm. Dazu kommt häufig ein gewisses Gefühl von Übelkeit beim Konsumenten, bevor die eigentliche Wirkung einsetzt. Diese dauert dann in der Regel sechs bis acht Stunden und wird als weicher, aber bisweilen auch tiefgreifender als beim LSD beschrieben.
Psilocybin – das Vielseitige:
uch psilocybinhaltige Pilze sind der Menschheit beA reits seit Jahrtausenden bekannt und zwar fast überall auf der Welt. Zahlreiche prähistorische Hinterlassenschaf-
ten in Form von Wandritzungen und -zeichnungen sowie Skulpturen, aber auch organischen Materialien belegen dies nachdrücklich. Mögliche Anwendungsgebiete beinhalteten Initiationsriten sowie schamanistische Heilrituale. existieren mehrere hundert verschiedene Arten psiloEkungscybinhaltiger Pilze, die sich in Größe, Habitat und Wirteils deutlich voneinander unterscheiden. So gedei-
hen in Deutschland Düngerlinge (Panaeolus cinctulus) und Spitzkegeliger Kahlkopf (Psilocybe semilanceata), während in Mittelamerika der Kubanische Kahlkopf (Psilocybe cubensis) beheimatet ist. In Asien wiederum finden sich Exemplare der Gattungen Panaeolus cambodginiensis sowie Panaeolus cyanescens, deren Wirkung von Kennern als sehr stark eingestuft wird.
bwohl psychoaktive Pilze auf eine lange Geschichte der O rituellen und vermutlich auch medizinischen Verwendung zurückblicken können, spielten sie im Leben der Be-
ethno Foto: Psilocybinhaltige Pilze vom Typ Psilocybe cubensis.
kalin um eine pharmakologisch hochpotente Substanz. Verborgene Psychosen können sich durch die Einnahme des Stoffes manifestieren. m therapeutischen Bereich hingegen geIstoffes, nügen teils geringste Mengen des Wirkum die erwünschten Erfolge zu
völkerungsmehrheit keine Rolle. Lediglich einige Ethnologen beschäftigten sich mit dem Konsum der Pilze in Naturgesellschaften. Ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gelangten „Magic Mushrooms“ erst im Jahr 1957: Ein Amerikaner namens Gordon Wasson hatte gerade einen Artikel darüber in einem bekannten Magazin publiziert. 1959 gelang Albert Hofmann die Isolierung von Psilocybin und Psilocin. Wenig später folgte die synthetische Herstellung.
erzielen. Mit Dosierungen von einem halben Gramm oder weniger liegen sie häufig weit unter jeder halluzinogenen Dosis. Neueste Forschungen, die in einzelnen Ländern mithilfe von Ausnahmegenehmigungen durchgeführt werden konnten, weisen darauf hin, dass das Alkaloid Psilocybin nicht nur vergleichsweise ungefährlich für den Menschen ist, sondern dass es auch zur Therapie für eine ganze Bandbreite psychischer und physischer Erkrankungen eingesetzt werden kann – oftmals wesentlich erfolgreicher als alle marktüblichen Präparate.
MDMA und Ecstasy – die Geheimtipps?
nglücklicherweise wurde während der U folgenden 1960er-Jahre niemand so bwohl MDMA bereits Anfang des 20. recht auf das tatsächliche medizinische OJahrhunderts synthetisiert wurde, Potential von Psilocybin aufmerksam. Zwar erfreuten sich Zauberpilze schon bald einer großen Beliebtheit bei Psychonauten weltweit und auch Timothy Leary sowie seine Kollegen experimentierten ein wenig damit herum. Ernsthaft als Medikament zur therapeutisch unterstützenden Behandlung psychischer Erkrankungen wie Depressionen, posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) und Cluster-Kopfschmerzen in Erwägung gezogen wurde es zunächst jedoch nicht. Als dann zu Beginn der 1970er-Jahre die Verbreitung des Psilocybinkonsums weltweit zunahm und damit auch ein gesteigertes Verständnis dessen, was das therapeutische Potential des Stoffes betrifft, stand die UN-Konvention bereits vor der Tür und unterband sämtliche Umgangsformen mit der Substanz. Es folgte eine Zeitspanne von fast vierzig Jahren, in der Psilocybin fast ausschließlich als Freizeitdroge genutzt wurde – meist in Form selbst gesammelter oder auf dem Schwarzmarkt erworbener, getrockneter Pilze.
spielte es in der Medizin bis Anfang der 1970er-Jahre keine Rolle. Während der 1980er-Jahre setzten es nur wenige Psychotherapeuten zur Behandlung von posttraumatischen Belastungsstörungen ein – bis der Stoff in den USA 1985 verboten wurde. In Deutschland war es 1986 soweit: Besitz und Konsum wurden verboten.
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essen ungeachtet erfreute sich Ecstasy, das zu Beginn seiner Popularität tatsächlich noch mehrheitlich MDMA enthielt, während der 1980er- und 1990er-Jahre in Europa höchster Beliebtheit unter Techno-Fans. Allerdings nahm die Qualität der vermarkteten Produkte kontinuierlich ab, so dass der Inhalt der Ecstasy-Pillen häufig kaum mehr als gesundheitsfördernd bezeichnet konnte.
Serotonin- und Noradrenalin-Rezeptoren. Dort sorgt es für eine verstärkte Ausschüttung der beiden Botenstoffe, was das erhöhte Glücksgefühl und den starken Aktivitätsdrang nach dessen Einnahme verursacht. Es gehört weder zur Gruppe der Tryptamine (Meskalin) noch der Ergoline (LSD), sondern zu den Phenylethylaminen. Damit ist es unter anderem mit dem Amphetamin verwandt. In der Natur kommt MDMA nicht rein, sondern lediglich als chemische Vorstufe (dem Safrol) in einigen Pflanzen vor. Üblicherweise handelt es sich bei MDMA jedoch um ein vollsynthetisches Produkt. ei MDMA/Ecstasy besteht aus pharB makologischer Sicht – wie auch beim LSD – das Problem möglicher Verunreini-
gungen durch andere wirksame Substanzen – medizinisch betrachtet ein K.-o.-Kriterium für therapeutische Anwendungen. Ein Pilz ist ein Pilz, wenngleich die darin enthaltene Wirkstoffmenge von Exemplar zu Exemplar unterschiedlich hoch sein mag. Gleiches gilt für Meskalin„Buttons“ oder getrocknete San-PedroKakteen, deren Inhaltsstoffe vergleichsweise zuverlässig eingeschätzt werden können. Bei synthetischen Drogen sieht die Sache anders aus, denn die genauen Inhaltsstoffe sind für den Nicht-Fachmann unmöglich zu bestimmen und auf dem Schwarzmarkt besteht leider immer eine Tendenz zur Streckung der gehandelten Substanzen. uch hier könnten kontrollierte, verA lässliche Produktionsstandards und entsprechende Abgaben an Psychiater und Psychotherapeuten Abhilfe schaffen. Doch dafür fehlt der politische Wille – in Deutschland ganz besonders.
ieser Artikel dient ausschließlich der D Information. Keinesfalls soll er zu unreflektiertem Konsum von Halluzino-
genen auffordern. Eine therapeutische Anwendung entsprechender Substannders als die übrigen Halluzinogene zen sollte stets unter ärztlicher Kontrolle wirkt MDMA im Körper nicht auf die stattfinden. 5-HT-Rezeptoren, sondern direkt auf die Oliver Uhrig.
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das im Körper in Psilocin Pdersilocybin, umgewandelt wird, gehört zur Gruppe Tryptamine. Wie auch das LSD wirkt das Alkaloid im menschlichen Körper auf die 5-HT-Rezeptoren. Die genauen Wirkmechanismen liegen hingegen bis heute im Dunkeln. Dafür bedürfte es einer zielgerichteten Forschung, die jedoch in den meisten Ländern verboten bleibt.
m einen leichten Trip auszulösen, U benötigt man im Schnitt zwischen 0,7 und 1,0 Gramm getrocknete Pilze. Das entspricht in etwa der zehnfachen Frischmenge. Die psychonautischen Erfahrungen der User werden fast durchweg als emotional positiv, persönlich erhellend und spirituell introspektiv beschrieben, wobei jedoch auch schlechte Erfahrungen nicht völlig ausgeschlossen werden können. Schließlich handelt es sich wie auch beim LSD und dem Mes-
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Foto: getrocknetes Pilzmaterial
drogen basisiwissen
Phantom und Bad Drug: Crystal Meth C rystal Meth ist in aller Munde – und das leider nicht nur im übertragenden Sinn. Diese Substanz, von der die Menschen so wenig wissen, wird immer häufiger auf der Straße angeboten und dementsprechend auch immer öfter konsumiert. Zu einem erheblichen Teil mit verheerenden Folgen. Crystal Meth ist dabei auf der einen Seite ein mediales Phantom (was das bedeutet, erfahren wir im Text), auf der anderen Seite aber eben auch eine reale Gefahr für Leib und Leben der Konsumenten. Wir wollen in diesem Artikel untersuchen, was es mit dieser mysteriösen Substanz auf sich hat, was die Mainstreampresse falsch versteht und wie man sich als Konsument am besten verhält, wenn man es plötzlich mit dieser Droge zu tun bekommt.
Phantom der Medien: Was ist Crystal Meth?
unächst mal wollen wir mit den VorurZ teilen, Gerüchten und Horrorszenarien aufräumen, die vonseiten der Presse und
Regierungsvertreter flächendeckend gestreut werden. Die Medien bezeichnen das mysteriöse Crystal Meth als „die gefährlichste Droge der Welt“ (Focus) und „gefährlichste Droge der Gegenwart“ (Stern), als „Peitsche, die dich vorantreibt“ (Die Welt), als „Teufelskristalle“, „Höllenzeug“, „Killerdroge“ und „tödliches Gift“. Dabei ist die Rede von einer Substanz, die bis vor wenigen Jahren in Reinform über den Ladentisch der Apotheker ging, und die über Jahrzehnte verschrieben und angewendet wurde, ohne dass die Schauermärchen, die derzeit in Bezug auf diesen Stoff namens Crystal Meth an der Tagesordnung sind, in den Zeitungen erschienen wären. Zeit, mit dem Mythos aufzuräumen, der die Menschen erschreckt. Zeit aber auch, endlich einmal die echten Gefahren anzusprechen, die von Crystal Meth ausgehen können. Und die sind zu einem Großteil hausgemacht – von unseren Regierungen nämlich, die weiterhin an der vormittelalterlich geprägten Verbotspolitik gegenüber Drogen und deren Konsumenten festhalten.
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rystal Meth ist in unserer MedienlandC schaft ein Schlagwort, mit dem man die derzeitige Drogenpolitik der konser-
vativen Hardliner nach wie vor rechtfertigen kann. Wird es in unserer Zeit immer schwieriger, dies mit Cannabis zu begründen, bietet sich Crystal Meth geradezu dafür an. Jeder kennt die schrecklichen Fotos von angeblichen Crystal-Opfern, die von Prohibitionisten der USA mit der Kampagne „Faces of Meth“ in die Öffentlichkeit geworfen werden (siehe www. facesofmeth.us), um auch weiterhin mit aller Strenge und Unerbittlichkeit gegen Drogen-User vorgehen zu können. Die Menschen „da draußen“, die an den TVEmpfängern und Radios die Horrorszenarien mitbekommen, sind mittlerweile der Ansicht, dass Crystal Meth die schlimmste Droge sein muss, die die Welt je gesehen hat. Sektiererische Institutionen, wie zum Beispiel die „Foundation for a DrugFree World“ (ein Ableger der Scientology„Kirche“), publizieren Flyer, in denen postuliert wird, dass „Crystal Meth eine gefährliche und hochpotente chemische Substanz (ist) und – wie alle Drogen – ein Gift, das zunächst stimuliert, aber dann den Körper systematisch zerstört“. Ein Konsument berichtet angeblich: „Ich probierte Crystal Meth nur ein Mal und – peng! – gleich war ich abhängig.“ Weil
aber mit derartigen Übertreibungen, die zielgerichtet gegen „die Drogen“ eingesetzt werden, noch niemals jemand signifikant geschützt werden konnte und uns auch Verharmlosungen nicht weiterführen, ist es wichtig, sich zu vergegenwärtigen, dass die Wahrheit irgendwo in der Mitte liegen muss. röseln wir das Problem deshalb mal D von vorne auf: Crystal Meth ist eigentlich nichts anderes als ein Slangname
für N-Methylamphetamin, chemischer Name: (S)-N-Methyl-1-phenylpropan2-amin. Gemeint ist Methamphetamin. Andere Namen für die diversen Methamphetamin-Zubereitungen sind unter anderem Crank, Glass, Hard Pep, Ice, Pervitin (pharmazeutischer Handelsname), Piko, Sisa, Thaipille und Yaba. So richtig bekannt wurde die Droge „Meth“ in den letzten Jahren durch die US-amerikanische Fernsehserie „Breaking Bad“, in der ein todkranker Chemielehrer damit beginnt, Methamphetamin herzustellen und zu vertreiben, um seine Familie nach seinem Tod zumindest nicht mittellos zurückzulassen.
ie Substanz Methamphetamin wurde D 1893 vom japanischen Chemiker Nagayoshi Nagai erstmals synthetisiert. In den 1920er-Jahren stellten Pharmazeuten
drogen basisiwissen das Methamphetamin in kristalliner Form her – und zwar als Hydrochlorid. Und genau daher rührt auch der Name, der heute als vermeintliche Vokabel des Schreckens gilt, denn Crystal Meth bedeutet schlicht und ergreifend, dass das Methamphetamin (= Meth) in kristalliner Form (= Crystal) vorliegt. So weit, so gut. Methamphetamin wurde unter dem Markennamen Pervitin in der Apotheke vertrieben. Die verwandte, aber deutlich schwächer wirksame Substanz Amphetamin gab es ebenfalls in der Apotheke – beispielsweise unter der Bezeichnung Benzedrin. ieso wird nun in der Presse so getan, W als sei dieses Pharmakon der Inbegriff des Todes? Das hängt im Wesent-
lichen von zwei Faktoren ab: erstens von der gänzlich unwissenschaftlichen Drogengesetzgebung, die von wirtschaftlichen Interessen gesteuert wird und mit Fakten so überhaupt gar nichts zu tun hat, und zweitens weil aufgrund dieser fehlgeleiteten und irrsinnigen Drogenpolitik ein Schwarzmarkt möglich ist, dessen Protagonisten Substanzen wie zum Beispiel Methamphetamin in Eigenregie und damit unter Umgehung pharmazeutischer Standards herstellen. Und das in großen Mengen. Mit dieser Kellerproduktion von Methamphetamin beginnt im Grunde auch erst die reelle Gefahr, die manche Konsumenten die Gesundheit kostet: Es geht um gestreckte Stoffe, um nicht sachgemäß aufgereinigte Synthetika und damit letztlich um Drogen, die erst deshalb so exorbitant giftig sind, weil sie nicht im Labor und nicht unter Einhaltung der für Pharmazeutika notwendigen Vorschriften hergestellt werden. Genau das ist die größte Gefahr, die von Crystal Meth ausgeht.
nteressanterweise ist im Magazin „Der Irikanischen Spiegel“ ein Interview mit dem US-ameDrogenforscher Carl Hart er-
schienen. Hart ist Professor an der Columbia University in New York und befasst sich beruflich mit der Pharmakologie und Wirkweise von psychoaktiven Substanzen. Was Carl Hart zum Phänomen Crystal Meth zu sagen hat, ist von geradezu erfrischendem Wahrheitsgehalt. „Der Spiegel“ schreibt: „Derzeit erforscht der Psychopharmakologe Crystal Meth. Das Aufputschmittel aus dem Labor erlebte seit den Sechzigerjahren diverse Konjunkturen, derzeit kommt es hierzulande meist aus tschechischen Drogenküchen. (…) Doch Hart warnt vor Sensationsgier. Crystal Meth werde oft als einzigartig gefährlich hochgeschrieben. (…) Hart schätzt, dass nur etwa zehn bis zwanzig Prozent der Crystal-Nutzer süchtig werden. Selbst bei Langzeitnutzern könne er weder Hirnschäden noch Unzurechnungsfähigkeit diagnostizieren. Zumindest bei niedrigen Dosierungen schneiden Probanden oft besser in Sachen Reaktionsgeschwindigkeit und Raumwahrnehmung ab als drogenfreie Vergleichsprobanden. ,Natürlich ist Crystal ungesund und gefährlich‘, sagt Hart. ,Aber das ist Alkohol doch auch.‘ (…) Anfänglich nahm er wie viele andere an, dass fast jeder Nutzer abhängig sei. Doch je mehr er forschte, desto mehr wunderte er sich, wie schlam-
pig viele Forschungsarbeiten gemacht waren: Die Dosierung bei Tierversuchen zu hoch, die Scans scheinbar drogenzerfressener menschlicher Hirne überinterpretiert, das angeblich eingeschränkte Denkvermögen eigentlich im Normalbereich. In einem Überblicksartikel wies er etliche Fehler in mehr als 40 Arbeiten zu Crystal Meth nach. Fachlich regte sich kaum Widerspruch.“ (Quelle: „Der Spiegel“ vom 23.10.2014). ir sehen also, dass es wie immer W ist: Die Drogenprohibition macht die Probleme schlimmer als sie eigent-
lich sind – teils werden Gruselmärchen sogar einfach erfunden, um die angebliche Gefährlichkeit einer illegalen Droge zu unterstreichen und um damit den unmenschlichen „War on Drugs“ weiterhin begründen zu können. Wo wir aber gerade bei den Gefahren und Risiken der Substanz Crystal Meth sind, sollten wir über das eigentliche Risiko der Droge sprechen. So richtig gefährlich wird es nämlich erst dann, wenn die Substanz von chemischen Laien und/oder in Eigenproduktion im Keller oder in der Garage hergestellt wird. Und das führt uns direkt zum nächsten Abschnitt.
Clandestine Meth: Die Gefahr lauert im Verschnitt
as wirklich gefährliche MethamphetaD min stammt aus Küchen, Kellern oder Garagen, die meist in Osteuropa ange-
siedelt sind. Insbesondere in Tschechien wird verunreinigtes, unprofessionell hergestelltes Meth produziert und vertrieben. Die niedrigen Straßenpreise (je nach Gegend 5 bis 20 Euro pro Gramm) laden Konsumenten förmlich ein, sich mit der Substanz einzudecken. Weil der Stoff nicht nur produktionstechnisch verunreinigt ist, sondern darüber hinaus auch noch mit Streckmitteln verschnitten wird, um den Gewinn der Schwarzmarkt-Dealer zu maximieren, wird das Risiko für den User umso größer – und umso schwieriger abzuschätzen. Niemand weiß letztlich, was genau er oder sie sich da durch die Nase zieht, schluckt oder in die Venen spritzt. Clandestine Meth, das heißt: im Untergrund hergestelltes Crystal wird mit diversen hochtoxischen Stoffen gestreckt. Niemand kennt die genauen Zutaten einer solchen Rezeptur. In Frage kommen Batteriesäure, Frostschutzmittel, Rattengifte, Kerosin, Motoröl, Farbverdünner, Abflussreiniger und einige andere Stoffe mehr. Unter dem Namen „Shake’n’Bake“ ist ein Herstellungsverfahren von Meth bekannt, bei dem Ammoniumnitrat, Bleichmittel, Lithium und Lampenöl für die Synthese des Psychoaktivums verwendet werden. Ganz besonders schmutzig und vor allem billig ist eine Variation von Crystal, die bislang vornehmlich in Griechenland unter dem Namen Sisa auf den Markt kommt und das Paradebeispiel für laienhafte Badewannenchemie darstellt. Indes weiß niemand wirklich, welche Stoffe dem Homemade-Methamphetamin beigemengt werden, welche Gifte tatsächlich für die Produktion der Droge gebräuchlich sind.
drogen basisiwissen Deshalb empfiehlt es sich dringend, auf die Einnahme von jedweder Straßensubstanz zu verzichten. Das gilt insbesondere für Substanzen, die in leicht streckbarer Form angeboten werden, Pulver- und Kristallgemische etwa.
Verseucht oder rein: Finger weg von Unbekanntem!
ür den unbedarften Konsumenten ist es Freinem schwierig, die Unterschiede zwischen und gestrecktem Meth zu erken-
sollte außerdem auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten, weil die Substanz einen Flüssigkeitsverlust fördert – insbesondere, wenn der Konsument im Partysetting tanzt und sich viel bewegt. Eine große Gefahr, auch beim Konsum von reinem Meth, stellt der Drogenmischkonsum dar. Crystal oder andere Methamphetamin-Zubereitungen sollten nicht mit anderen Drogen zusammen genommen werden. Der Mischkonsum mit MDMA, Speed (Amphetamin), Methylphenidat (Ritalin, Medikinet etc.), Kokain und anderen Stimulanzien ist kontraindiziert, weil sich die Stoffe entweder untereinander potenzieren (Speed, MPH und Koks) oder sich gegenseitig aufheben (MDMA u. a.). Der gleichzeitige Konsum von Methamphetamin und Alkohol ist unvernünftig, weil erstens die Alkoholwirkung vom Meth zunächst unterdrückt wird, was schnell zu einer Alkoholvergiftung führen kann, da der Konsument aufgrund der fehlenden berauschenden Wirkung des Alkohols gar nicht bemerkt, wie viel davon er seinem Körper zuführt, und weil zweitens der Alkohol im Zusammenspiel mit dem Meth den Körper zusätzlich dehydriert, ihm also Flüssigkeit entzieht. Der Mischkonsum mit zentral dämpfenden Pharmaka wie Opiaten, Narkotika und Benzodiazepinen (Valium, Tavor, Rohypnol etc.) ist ebenfalls sehr gefährlich, weil die Gefahr eines Kreislaufzusammenbruchs gegeben ist. Immerhin kämpfen im Fall einer gleichzeitigen Einnahme von Uppern und Downern zwei in der Wirkung entgegengesetzte Medikamente im Körper um die Vormachtstellung – und das nimmt der Organismus leicht sehr übel. Weiterhin sollten Konsumenten von Stimulanzien wie Methamphetamin auf ausreichend Schlaf achten und nicht tagelang am Stück auf den Beinen sein, denn auch dies erhöht die Anfälligkeit gegenüber einem Kreislaufkollaps.
nen. Spezialisten können anhand des Geruchs, Geschmacks und zuweilen auch am Aussehen des Stoffs erkennen, ob es sich (vermutlich) um ein Produkt guter Qualität oder um einen verschnittenen und toxischen Stoff handelt. Letztendlichen Aufschluss darüber gewinnt man nur, wenn man genau weiß, aus welchem Labor und von welchem Chemiker der Stoff kommt. Laien und Personen, die sich mit psychoaktiven Substanzen nicht gut auskennen, sollten schlicht und ergreifend die Finger von jeder Art Stoff lassen, der nicht aus einer sicheren Quelle stammt. Crystal Meth von der Straße stellt also in dieser Hinsicht immer ein latentes Risiko für Leib und Leben dar. Das gilt jedoch auch für andere Drogen, deren Reinheitsgehalt nicht anhand optischer, haptischer und geruchlicher Parameter festgestellt werden kann, für Kokain zum Beispiel, für MDMA und alle anderen Substanzen, die in Form von Pillen, Pulvern und Kristallen daherkommen. Eine Substanz, von der man nicht weiß, woher sie stammt, sollte grundsätzlich gemieden werden. Aber es gibt auch nach wie vor den sauberen Stoff. Der kommt aus Ecken des Schwarzmarkts, in denen sich Fachleute aufhalten, die klinisch reine Stoffe herstellen und verbreiten. Denen es um die Versorgung der eher eingeweihten Drogenfreunde geht und nicht um eine wie auch immer geartete Gewinnmaximierung. Das ist dann ein Methamphetamin, das eben Amphetamin und Methamnicht vor Giftstoffen strotzt. Und das sind dann solche Drogen, wie sie zum Beispiel phetamin: Naturstoffe? der SPD-Politiker Michael Hartmann konls Vorletztes, vor unserem Fazit, noch sumiert – die Presse hatte über diesen ein Exkurs, der verdeutlichen soll, wie Fall berichtet. willkürlich in unserer Gesellschaft mit Fakten umgegangen wird, wenn es um das Thema Drogen geht. In aller Munde Safer Use: ist Crystal Meth nämlich auch deshalb, Crystal sicher konsumieren weil es ganz bewusst als schwarzes Schaf uch wenn der Konsument sauberes unter den Synthetika hingestellt wird. Crystal erstanden hat, ist es von be- Die Medien postulieren gerne, wie gesonderer Wichtigkeit, sich an die Spiel- fährlich ein Stoff ist, gerade weil er aus regeln eines sicheren Drogenkonsums dem Labor stammt und nicht in der Nazu halten. Safer Use ist hier das Zauber- tur zu finden ist. Das ist natürlich blanker wort und die Faustregel von Dosis, Set Unsinn. Dass derartige Vorurteile gegenund Setting von unermesslicher Bedeu- über „künstlich“ hergestellten Pharmaka tung. Zunächst einmal ist es außerdem von unbedingter Sinnlosigkeit gekrönt von Bedeutung, dass der Konsument bei sind, wird immer wieder spätestens dann guter Gesundheit ist. Psychisch labile klar, wenn ein ursprünglich „klassisches Personen oder physisch Kranke sollten Labormolekül“ plötzlich als Transmitauf den Konsum von Amphetaminderi- ter in Pflanzen, Pilzen, Tieren und auch vaten verzichten. Außerdem sollten we- im Menschen nachgewiesen wird. So der Schnupfröhrchen noch Spritzbe- geschehen zum Beispiel beim Psychestecke untereinander getauscht werden. delikum DMT (N,N-Dimethyltryptamin), Jeder Konsument sollte dringend seine ei- beim Diazepam (Valium) und vielen angenen Werkzeuge haben und benutzen. deren Substanzen. Auch die AmphetaWer Methamphetamin zu sich nimmt, mine werden irgendwo in der Natur vorkommen, nur hat der Mensch sie bislang
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dort nicht sicher nachweisen können. Bekannt ist zum Beispiel der Fall von Wissenschaftlern aus Texas, die in den dort endemischen Akazienarten Acacia berlandieri und Acacia rigidula diverse psychoaktive Moleküle gefunden haben wollen – neben DMT, Meskalin und Nikotin waren dies unter anderem auch Amphetamin und Methamphetamin. Zwar steht eine ordentliche Verifikation dieser Forschungen noch aus, wir sehen aber, wie instabil eine Argumentation sein muss, die sich auf die Herkunft eines Stoffes bezieht, zum Beispiel ob dieser aus dem Reagenzglas stammt oder aus einer natürlichen Quelle. Letztlich ist es dem Körper egal, ob ein zugeführtes Molekül aus einem Stück Rinde extrahiert wurde oder ob es zur Gänze aus der Schublade der Chemiker stammt. Im Falle der Amphetaminderivate sind es darüber hinaus ohnehin Naturstoffe, die als Synthesegrundlage dienen, es sei an dieser Stelle nur das „Natur-Amphetamin“ Ephedrin genannt. Ohne weiter auf die Fragestellung eingehen zu wollen, ob Meth und Amphetamin nun Naturstoffe sind oder nicht, können wir doch festhalten, dass dies am Ende des Tages gar nicht so wichtig ist. Wichtig ist stets nur eines: eine möglichst ausgeprägte Drogenkompetenz. Denn die schützt die Menschen noch am ehesten vor den Gefahren, die uns die Drogenpolitik immer wieder aufs Neue einbrockt.
Fazit
s ist auf jeden Fall nicht ungefährEtamin lich, Substanzen wie Methamphe– auch wenn sie sauber und von
hervorragender klinischer Qualität sind – tagtäglich oder mehrfach in der Woche einzunehmen. Die tatsächliche Gefahr, die von Clandestine Crystal ausgeht, besteht in der Verunreinigung des Stoffs. Diese ist jedoch wiederum ein Konstrukt, dass erst aus den Wirrungen der fehlgeleiteten Drogenpolitik resultiert. Es ist wie immer: Würde die Drogengesetzgebung einen anderen Kurs fahren und nicht als repressive Politik der Diktatoren daherkommen, hätte niemand ein Interesse daran, verseuchte Stoffe von der Straße zu kaufen. Infolgedessen würde ein diesbezüglicher Schwarzmarkt aufgeweicht und letzten Endes sogar vollkommen unnötig werden. Dies wäre die beste Form des Schutzes von Konsumenten, die sich auch von Verboten nicht abhalten lassen, ihre präferierte Substanz zu kaufen und einzunehmen. Markus Berger Literatur: Drug Scouts (2009), Infoblatt Crystal/Methamphetamin, Leipzig: Drug Scouts Drug Store Fester, Uncle (1998), Advanced Techniques of Clandestine Psychedelic & Amphetamine Manufacture, Loompanics Unlimited Greg (Pseudonym) (2000), Crystal Children, Drug Book Press Ledgard, Jared (2007), A Laboratory History of Narcotics, Vol. 1 Amphetamines and Derivatives, Selbstverlag Lukas, Scott E. (1985), Encyclopedia of Psychoactive Drugs: Amphetamines, Chelsea House Publishers Shulgin, Alexander (1991), PiHKAL – A Chemical Love Story, Berkeley: Transform Press Snow, Otto (1998/2002), Amphetamine Syntheses, Thoth Press Trachsel, Daniel (2012), Psychedelische Chemie, Solothurn: Nachtschatten Verlag Trachsel, Daniel, David Lehmann und Christoph Enzensperger (2013), Phenethylamine, Solothurn: Nachtschatten Verlag
safer use
Lachgas
Ein psychoaktives Molekül zwischen Zahnarztpraxis, Sahnespender und Partykultur istickstoffmonoxid, im D Volksmund als Lachgas bekannt, ist ein psy-
choaktives Inhalationsnarkotikum aus der Gruppe der Stickoxide, das sich seit über zweihundert Jahren als preisgünstiger Partyspaß großer Beliebtheit erfreut. Menschen aller Altersgruppen, die das süßlich schmeckende Gas mittels eines Ballons einatmen und sich kurz darauf grinsend und entspannt zurückfallen lassen, sieht man in der Partyszene öfter mal. Doch entgegen der weitläufig verbreiteten Meinung vieler Party- und Festivalbesucher, die denken, dass der Lachgas-Kick mit keinerlei Risiko verknüpft ist, gilt auch hier, was auf alle psychoaktiven Stoffe zutrifft: Missbrauch oder eine unsachgemäße, fehlerhafte Anwendung sind gefährlich und können dem User einen nicht unerheblichen Schaden zufügen. Erfährt dieses Molekül jedoch eine sachgemäße Anwendung, sind zumindest ernstzunehmende Nebenwirkungen tatsächlich so gut wie ausgeschlossen.
Synonyme für Lachgas
zo-Oxid, Ballon, A D i s t i c k s t o f f m onoxid, Dickstickstoffo-
xid, E 942, Lustgas, N2O, Stickoxid, Stickoxidul, Stickoxydul, Dinitrogen monoxide (engl.), Dinitrogen oxide (engl.), Hyponitrous acid anhydride (engl.), Laughing gas (engl.), Nitrogen oxide (engl.), Nitrous oxide (engl.).
heißt, dass es ihn beim Ausatmen in selber Form und Menge istickstoffmonoxid ist ein weitestge- wieder verlässt. hend atoxisches, farb- und geruchloses, leicht süßlich schmeckendes Gas mit Geschichte einer guten Ethylalkohol-, Fett-, Schwerstmalig synthetisiert wurde felsäure- und Wasserlöslichkeit. Da LachN2O im Jahr 1772 von dem gas andere Stoffe oxidiert, gilt es zwar als brandfördernd, ist aber weder selbst englischen Chemiker Joseph brennbar noch explosiv. Die Dichte liegt Priestley (1733–1804). Die Entdebei 1,97 kg/m3, was bedeutet, dass es ckung der psychoaktiven Wirkung anderthalbmal so schwer wie Luft ist und haben wir jedoch dem Engländer sich deshalb nicht homogen im Raum Humphry Davy (1778–1829) zu ververteilen kann, sondern zu Boden „fällt“. danken. Davy war ebenfalls CheWird das Gas inhaliert, hat der Körper es miker und der erste Psychonaut, nach rund einer Stunde bereits vollstän- der im Jahr 1797 begann, die psydig ausgeschieden. Denn Lachgas wird choaktiven Effekte des im Körper nicht verstoffwechselt, das Lachgases im Rahmen von Selbst-
Eigenschaften
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versuchen zu erforschen und seine Ergebnisse zu veröffentlichen. Die Wirkung schien Davy zu gefallen, denn gemeinsam mit Freunden und Kollegen feierte der Chemiker ab dem Jahre 1800 regelmäßig N2O-Partys. Der Gebrauch des Lachgases als Partydroge ist also inzwischen bereits über zweihundert Jahre alt. Seinen ersten medizinischen Einsatz erfuhr das schmerzstillende Gas, das heute übrigens den einhundert bedeutsamsten Pharmaka zugeordnet wird, im Jahr 1844 im Rahmen einer von dem englischen Zahnarzt Horace Wells durchgeführten Dentalbehandlung. Seit dem Jahr 1868 wird Lachgas als Anästheti-
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safer use kum zur Durchführung klinischer Opera- „Gott“ zu verschmelzen, losgelöst von tionen eingesetzt. Raum und Zeit zu sein oder sein Ego zu verlieren, sind mit Lachgas möglich. Es kann also auch als Entheogen wirken, vor Heutige Verwendung allem dann, wenn man es während eines n der Medizin wird N2O heute als anal- LSD- oder Psilocybin-Trips inhaliert. getisches und narkotisierendes Inhalan dieser Stelle möchte ich den erfahtionsanästhetikum verwendet, meist in renen Psychonauten D. M. Turner ziForm eines Gemisches, bestehend aus Lachgas, Sauerstoff (O2) und einem Hyp- tieren, der, nachdem er LSD und Mapronotikum, beispielsweise Halothan (C2H- tilin (Ludiomil®) eingenommen hatte, BrClF3). Eine Lachgas-Sedierung hat sich einen Ballon Lachgas inhalierte: „Ich besonders in der Zahnmedizin etabliert. kann es nur als einen äußerst genüssSie findet aber auch im Rahmen kleiner lichen Schmelzvorgang durch den Grund chirurgischer Eingriffe Verwendung. Da- des Universums beschreiben, als es neben wird Lachgas technisch einge- mich durchkreiselte. Dieses Gefühl des setzt, beispielsweise in der Nahrungsmit- Schmelzens unterschied sich vollständig teltechnik, zum Aufschäumen von Milch vom normalen Lachgasrausch.“ (TURNER und Sahne sowie in der Antriebstechnik – 2012: 77) nämlich zur Beschleunigung von Verbrenie gängigste Nebenwirkung des Lachnungsprozessen in Benzinmotoren. grasrausches ist ein Druckanstieg im Innenohr. Dieser ist durch eine StickstoffPsychoaktive Wirkung verdrängung verursacht und fühlt sich so er Rausch setzt binnen weniger Se- an, als befände man sich in einer Blase. kunden ein, erreicht schnell seinen Höhepunkt und klingt bereits nach ein Wechselwirkung mit anderen bis zwei Minuten wieder ab. Charakteri- Substanzen stisch ist eine stark analgetische sowie schwach narkotische Wirkung. Jedoch Lachgas + Cannabis = Diese beiden Psygehen die psychoaktiven Effekte sehr viel choaktiva beeinflussen sich gegenseitig. weiter – wie weit genau, ist immer abhän- Lachgas intensiviert den Cannabisrausch, gig von Dosis, Set und Setting sowie der während umgekehrt der Lachgasrausch Inhalationstechnik. So kommt es darü- durch Cannabis verlängert wird. ber hinaus sehr häufig zu einem starken Lachgas + Alkohol = Diese Kombination inneren Kribbeln, das vom kleinen Zeh ist völlig ungeeignet, denn sie mündet bis zur Schädeldecke den ganzen Körper meist in Übelkeit und Erbrechen. ausfüllt. Dieses Gefühl wird von vielen Lachgas + Psychedelika = LachPersonen als eine Art „Ganzkörgas auf LSD, Pilzen oder anperorgasmus“ erlebt. Bederen Halluzinogenen sorgt gleitet wird dieser Zustand für eine kurzzeitige, jedoch meist durch angenehme enorme Verstärkung der Gefühle von Wärme psychedelischen Efund Euphorie. Letzfekte. tere mündet nicht selten im sogeLachgas + MDMA = nannten Lachflash, Dieser Mischkonsumdaher auch der Triform gilt zwar grundvialname Lachgas. sätzlich als geeignet, Allerdings ist das allerdings besteht Lachen explizit dadas potenzielle Ridurch begründet, siko, dass die MDMAdass N2O leichte induzierte Erhöhung Krämpfe am Zwerchder Körpertemperatur fell verursacht, so(Hyperthermie) durch dass der Lachvorgang das Lachgas verstärkt eigentlich nur mechawird, was im Einzelfall genisch stimuliert wird. fährlich werden könnte. Die Euphorie trägt aber natürlich auch ihren Teil dazu Lachgas + Poppers = Hierauf bei, vor allem dann, wenn das sollte verzichtet werden, da es aufGas nicht alleine, sondern in entgrund der stark blutdrucksenkenden Wirspannter Gesellschaft inhaliert wird. kung dieser Kombination im schlimmsten Daneben sind starke Veränderungen der Falle zu einer O2-Unterversorgung im Geauditiven Wahrnehmung möglich. Diese hirn kommen kann. können sich sowohl in einer Intensivierung als auch in einer Art Dämpfung äu- Wer sollte auf Lachgas verzichßern. Laute, bassreiche Musik wird für einen kurzen Moment meist zum alles ten? – Kontraindikationen überwältigenden Hochgenuss. Manchmal rundsätzlich gilt zwar, dass Lachpassiert es auch, dass die Bässe sichtbar gas für gesunde Personen bei korwerden (Synästhesie). Alles surrt, flattert rektem Umgang keine Gefahr darstellt. und scheint zu vibrieren. Höhere Dosie- Dennoch gibt es Kontraindikationen und rungen führen nicht selten zum typischen folglich auch Personen, die aus gesundTunnelblick. Auch solche Gefühle, sich heitlichen Gründen auf Lachgas verzichnicht mehr im Körper zu befinden, mit
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ten sollten. Das gilt für schwangere und stillende Frauen sowie für Personen mit Asthma oder anderen Atemwegserkrankungen, mit Herz-Kreislaufproblemen oder einer Rippenfraktur. Ebenso sollten Menschen, die an einer Mittelohrentzündung erkrankt sind oder schon einmal einen Tauchunfall erlitten haben, von der Lachgas-Inhalation dringend absehen.
Gefahren der Lachgas-Inhalation m Umgang mit Lachgas gibt es acht Idiese potenzielle Gefahrenquellen. Werden nicht ernst genommen, kann es zu
schwerwiegenden Folgen kommen. Umgekehrt gilt: Werden die Gefahren von Beginn an durch verantwortungsbewusstes Handeln ausgeschlossen, kommt es automatisch zur Minimierung des Risikos und es besteht somit kaum eine Gefahr. Gefahr 1: Die Kontraindikationen werden nicht berücksichtigt. Gefahr 2: Es wird nicht das reine, in der Medizin und Nahrungsmitteltechnik verwendete N2O, sondern technisches Lachgas genutzt. Dieses ist aufgrund von Beimischungen allerdings verunreinigt und wirkt mitunter sogar lebensgefährlich. Gefahr 3: Die Inhalation geschieht nicht mit Hilfe eines Ballons, sondern einer Inhalationsmaske, wodurch es zu einer gefährlichen Sauerstoffunterversorgung und Ohnmacht kommen kann – zumindest dann, wenn vor der Inhalation nicht mehrmals kräftig Sauerstoff durchgeatmet wurde. Außerdem kann es passieren, dass die Maske am Ende nicht mehr vom Mund gelöst werden kann, wodurch die ernsthafte Gefahr besteht, zu ersticken. Deshalb sollten User niemals eine Inhalationsmaske anziehen, sondern ausschließlich Luftballons benutzen. Gefahr 4: Lachgas wird im Stehen inhaliert, wodurch sich durch einen möglichen Verlust der Körperkontrolle das Risiko erhöht, zu stürzen und sich schmerzhaft zu verletzen. Konsumenten sollten deshalb nur im Sitzen oder Liegen inhalieren. Gefahr 5: N2O wird mit Alkohol kombiniert. Gefahr 6: Es wird für die Inhalation kein Ballon verwendet, sondern das Gas wird direkt aus der Patrone oder dem Sahnespender inhaliert. Man bedenke, dass es sich bei dem N2O in den Sahnepatronen um Flüssiggas handelt, dass beim Ausströmen extrem kalt ist. Es kann passieren, dass der Mund am Sahnespender festfriert, aber auch, dass gravierenden Verletzungen am Kehlkopf und der Lunge entstehen. Gefahr 7: Lachgaspatronen sind kein Spielzeug. Für Kinder können sie potenziell sehr gefährlich werden, weshalb unbedingt darauf geachtet werden muss, dass die Patronen für Kinder unzugänglich aufbewahrt werden. Gefahr 8: Die letzte potenzielle Gefahrenquelle, die vom Lachgas-Konsum ausgeht, ist jene des Missbrauchs bzw. der chronischen Zufuhr. Wird Lachgas mehr-
safer use mals täglich inhaliert, kommt es zur Oxidierung von Vitamin B12, was mitunter irreversible Nervenschädigungen nach sich ziehen kann. Erste Anzeichen für eine Vitamin-B12-Störung sind taube Finger, später Koordinationsstörungen. Deshalb: längere Konsumpausen einlegen!
Korrekte Anwendung
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ür gewöhnlich wird das Lachgas in den überall erhältlichen Sahnekapseln gekauft. Eine Kapsel enthält üblicherweise acht Gramm N2O. Ein 20er-Pack kostet um die zehn Euro. Mithilfe eines Sahnespenders, den es für einen Preis zwischen 20 und 40 Euro im Internet oder jedem Haushaltsgeschäft zu kaufen gibt, wird das Gas letztlich in den Ballon befördert. Für eine Konsumeinheit, also einen Ballon, reichen ein, maximal zwei Kapseln. Dann wird, damit sich präventiv schon einmal Sauerstoff in der Lunge sowie im Blut anreichert, einige Male tief ein- und ausgeatmet – quasi hyperventiliert –, der Ballon an den Mund gehalten und langsam inhaliert. Grundsätzlich gilt, dass sich der Rausch am intensivsten ausprägt, wenn der inhalierte Inhalt kurze Zeit in der Lunge gehalten wird. Insgesamt kann das Gas vier- bis fünfmal in den Ballon zurückgeatmet und wieder neu inhaliert werden. Man darf jedoch nicht vergessen – und das ist verdammt wichtig –, zwischendurch auch norma-
len Sauerstoff einzuatmen. Bei ständiger Zufuhr reinen Lachgases und nicht eines mit Sauerstoff angereicherten Gasgemisches, kommt es unter Umständen zu einer gefährlichen Sauerstoffunterversorgung, die zu Ohnmacht oder Schlimmerem führt. Diese kann jedoch, wie gesagt, sehr leicht umgegangen werden, wenn man zwischendurch normale Umgebungsluft atmet. Bei einer versehentlichen Überdosierung muss schnell ein- und ausgeatmet werden, wodurch das Lachgas zeitnah wieder ausgeschieden wird.
seln erworben werden. Personen jedoch, die auf Partys mit Lachgas befüllte Luftballons ans Partyvolk verkaufen, verstoßen gegen die Verordnungen des Arzneimittelgesetzes und machen sich strafbar.
Rechtslage
Literaturempfehlungen:
olange das Gas nicht für psychoakS tive Zwecke, sondern beispielsweise zum Aufschäumen von Sahne bestimmt
Auch wenn LachAist,bschließend: gas nicht dem BtMG unterstellt möchte ich selbstverständ-
lich nicht zum Konsum dieses Psychoaktivums anstiften. Im Gegenteil: Erklärtes Ziel ist Aufklärung, was unter anderem eine Erläuterung potenzieller Gefahren, aber auch Strategien eines sicheren Umgangs impliziert. Das Zauberwort heißt nämlich Drogenmündigkeit, was bedeutet, dass jeder Erwachsene nach erfolgter Aufklärung dazu in der Lage ist, selbstbestimmt entscheiden zu können, welche psychoaktiven Substanzen er sich zuführen möchte und welche lieber nicht.
Moscher, Richi: Die Lachgas Fibel, Löhrbach: Grüne Kraft 2000. Turner, D. M.: Der psychedelische Reiseführer, 3.
ist, unterliegt es keiner rechtlichen Re- Auflage, Solothurn: Nachtschatten Verlag 2012. glementierung und kann legal im Super- Kevin Johann markt in Form der bekannten Sahnekap-
psychonautik lexikon
Lexikon der Psychonautik
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Die wichtigsten Begriffserklärungen zu den Themen Bewusstsein, Drogen und Rausch
Salvia Divinorum: Diese in seinem Wirkspektrum sehr häufig mit lums (Chilams) nach indischer Tradition
halluzinogene Pflanzenart der Gattung Salbei ist hierzulande auch unter den Bezeichnungen Aztekensalbei, Blätter der Hirtin, Göttersalbei, Wahrsagesalbei oder Zaubersalbei bekannt. In Spanisch sprechenden Gebieten wird diese Salbeiart unter anderem auch
Hierba de la pastora (Kraut der Hirtin) oder Hierba de la virgin (Kraut der Jungfrau) genannt. Die Pflanze zählt zu den seltensten wild wachsenden Entheogenen. Da diese Pflanze nur wenige bis keine Samen ausbildet, was auch ihr geringes natürliches Vorkommen begründet, geschieht eine gezielte Vermehrung dieser Pflanze in der Anzucht ausschließlich über Stecklinge oder sogenannte Ableger. Ein Gebiet, wo die Pflanze jedoch in einem gehäuften natürlichen Vorkommen zu finden ist, ist der mexikanische Gebirgszug Sierra Madre Oriental. Die in Smartshops angebotenen Extrakte aus Salvia Divinorum wurden jedoch allesamt aus Zuchtpflanzen hergestellt. Für die psychoaktive Wirkkomponente sind die Inhaltsstoffe Salvinorin A und ferner auch Salvinorin B verantwortlich. Die Konzentration dieser Wirkstoffe ist in den Blättern am höchsten, weshalb auch ausschließlich ebensolche konsumiert werden. Kulturhistorisch wird diese Pflanze seit vielen Jahrhunderten vom Volk der Mazateken vor allem im Kontext magisch-ritueller beziehungsweise divinatorischer Zwecke konsumiert, wie der Ethnomykologe R. Gordon Wasson in den 1960er-Jahren herausgefunden hat. Während nach entsprechender Tradition die frischen Blätter gekaut werden, wobei die Wirkstoffe über die Mundschleimhaut aufgenommen werden, ist es heute vielmehr üblich, die getrockneten oder zu Extrakten weiterverarbeiteten Blätter zu rauchen. Bei gerauchtem Konsum beginnt der Wirkungseintritt bereits nach ungefähr dreißig Sekunden, wobei die Wirkung nach maximal zehn Minuten wieder abschwächt. In Folge eines hochdosierten Konsums, beispielsweise mit einem starken Extrakt, werden sehr häufig halluzinogene, dissoziative und manchmal auch sehr bizarre Rauscherlebnisse beschrieben. In der Literatur wird Salvia Divinorum
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LSD, Psilocybin oder auch Ketamin verglichen. Aztekensalbei ist in seiner Wirkung aber derart eigen, dass er sich mit keiner anderen psychoaktiven Substanz ernsthaft vergleichen lässt. Sehr häufig werden der optische Effekt einer massiven Raumkrümmung sowie das Erleben einer außerkörperlichen Erfahrung beschrieben. Ebenfalls sehr häufig beschreiben Konsumenten eine Verwandlung in ein bestimmtes Objekt, beispielsweise in die Couch, auf der sie gerade sitzen, in die Pommes auf dem Teller oder in den Kronleuchter, der an der Zimmerdecke hängt. Seit dem Jahr 2008 unterliegt Salvia Divinorum in Deutschland der Anlage I des Betäubungsmittelgesetzes. In vielen anderen Staaten ist diese Pflanze jedoch legal erhältlich.
kann in diesem Kontext als eine ganz eigenständige und sehr spirituelle sowie mythologische Rauchkultur betrachtet werden. Die gesellschaftliche Stellung eines Sadhus ist in Indien sehr hoch. Es handelt sich um heilige und weise Männer, denen in der Regel mit höchstem Respekt begegnet wird. Wer sich eingehender mit dieser Thematik beziehungsweise dem spirituellen Leben indischer Sadhus beschäftigen möchte, dem sei das Buch „Unterwegs zu den Wurzeln yogischen Wissens“ (2008) von Baba Rampuri empfohlen.
Schlafmohn (Papaver somniferum):
Die botanische Heimat dieser alten Kulturpflanze aus der Familie der Mohngewächse (Papaveraceae) liegt nicht in Asien, wie fälschlicherweise oft beSadhu: Als Sadhus, Sannyasins oder hauptet wird. Vielmehr ist es so, dass Babas werden in Indien respektive im der Schlafmohn aus süd- und mitteleuroHinduismus bestimmte Männer – ganz selten auch Frauen – bezeichnet, die ihr Dasein in Askese verbringen und dem weltlichen Leben völlig entsagt haben. Übersetzt bedeutet der aus dem Sanskrit stammende Begriff Sadhu „guter bzw. heiliger Mann“. Nach strenger hinduistischer Tradition ist es vorgesehen, dass eine Person erst nach Vollendung seiner weltlichen Aufgaben und Pflichten, also folglich in einem höheren Lebensalter, den transzendierenden Entsagungsweg eines Sadhus gehen sollte. päischen Breitengraden stammt. Es gibt Tatsächlich gibt es aber auch sehr viele wohl keine andere Pflanze, die eine ähnjunge Menschen, die sich zu einem sol- lich bedeutsame Stellung in der Pharmachen „Pfad der Erkenntnis“ berufen füh- ziegeschichte einnimmt wie diese. Seit len. Differenzieren lassen sich Sadhus vielen Jahrtausenden gelten der Schlafprimär durch ihre jeweilige Zugehö- mohn sowie der aus den unreifen Sarigkeit zu einem bestimmten hinduis- menkapseln gewonnene und getrocktischen Orden. Die Körperbemalung, ins- nete Milchsaft (Rohopium) als eine gute besondere die Stirnzeichnung (Tilaka), Medizin gegen Schmerzen, Durchfallgibt neben anderen Merkmalen einen erkrankungen und Einschlafstörungen. Aufschluss über eine bestimmte Ordens- Vergleichbar mit dem Hanf, der nicht nur zugehörigkeit. Die bekanntesten sol- zur Haschischherstellung benötigt wird, cher Orden sind der Advaita-Orden, der lässt sich aus der Schlafmohnpflanze Shakti-Orden, der shivaitische Orden so- auch nicht nur Opium herstellen. Die gewie der vishnuitische Orden, die zudem reiften Samen sind wertvoll und können jeweils zahlreiche Untergruppierungen als Nahrungsmittel oder zur Gewinnung implizieren. Die alle drei Jahre abwech- von Speise- und Kosmetikölen eingesetzt selnd in den Städten Allahabad, Harid- werden. Personen, die sich aber einem war, Ujjain und Nashik stattfindende Drogentest unterziehen müssen, sollten Kumbh Mela, das weltweit größte ritu- auf den Konsum von Mohnsamen (Mohnell-spirituelle Ereignis, ist für indische brötchen, Mohnkuchen etc.) verzichten, Sadhus die allerhöchste Feierlichkeit. da es möglich ist, dass Drogentests nach An diesem Fest werden neue Sannyasins einem Mohnsamenkonsum auf Opiate in die jeweilige Baba-Tradition einge- anschlagen. Die Schlafmohnpflanze und weiht. Nicht alle, aber sehr viele Sadhus das aus ihr gewonnene Rohopium sind tragen eine verfilzte Haarpracht. Symbo- – außer in Indien und Pakistan – überlisch stehen die Dreadlocks meist für ein all illegal. Der Anbau von Schlafmohn ist Bündnis mit Shiva, dem Errichter, Zer- in Deutschland genehmigungspflichtig, störer und Urgrund (Urkraft) allen Seins. selbst dann, wenn die Nutzung als ZierIhm zu Ehren sowie zur Partizipation an pflanze vorgesehen ist. Liegt eine solche Shivas kosmischer Ekstase rauchen die Genehmigung nicht vor, ist es möglich, meisten Sadhus Cannabis, was auf eine wegen einem Verstoß gegen das BtMG sehr rituelle Art und Weise geschieht. in juristische Schwierigkeiten zu geraten. Das Rauchen des trichterförmigen ChilText: Kevin Johann
homestory
Homestory - Zu besuch im
Jungle-Shop fach versorgen kann? Außerdem gab es noch zwei weitere, deutlich größere Growshops in Biel, wogegen ich mit meinem kleinen 25-m²-Lädchen nicht wirklich konkurrieren konnte. Aber kurz bevor ich mit dem Growshop pleite gegangen wäre, begann die Bieler Polizei einen Coffeeshop nach dem anderen zu schließen. Und auch meine beiden Mitbewerber schlossen aus privaten Gründen ihre Shops. Und plötzlich waren alle Coffeeshops verschwunden und ich hatte den einzigen Growshop in Biel. Und so enwickelte sich alles zum Positiven – und da ich im Growshop weder Samen und Stecklinge noch Gras verkaufe, hatte ich nie Probleme mit Behörden oder der Polizei.
grow! Das war wohl noch zu Zeiten des „Schweizer Hanf-Rausches“?
en Namen Jungle-Boost bringen die meisten von uns wohl eher mit D einem organischen Dünger in Verbindung als mit einem Laden. Dabei betreibt Gründer und Inhaber Marco Oettl schon seit zehn Jahren seinen Growshop in der Uhrenstadt Biel, die etwa 30 km von der Schweizer Bundesstadt Bern entfernt liegt. Entsprechend zum Dünger heißt sein Growshop „Jungle Shop“. Dieser konnte vor kurzem neue Räume beziehen und ein neues Kapitel einleiten. Wie er zu seinem Growshop kam und was es Neues unter anderem vom Jungle-Boost-Dünger zu berichten gibt, erfahrt ihr im folgenden Interview. grow! Hallo Marco, zehn Jahre Jungle Shop, dazu können wir nur gratulieren! Wann genau war der Geburtstag? Marco: Eröffnet wurde der Laden am 1. November 2004. grow! Den Jungle-Boost-Dünger gibt es aber schon etwas länger, oder? Marco: Den Dünger gibt es jetzt seit zwölf Jahren. Erstmalig wurde er auf der Cannatrade 2003 der Öffentlichkeit vorgestellt. Es gibt ihn mittlerweile als organischen Trockendünger wie den Outdoor-Mix oder den Grow-Mix. Zudem haben wir – neben zwei Stimulatoren – auch noch organische Flüssigdünger im Sortiment. Der Trockendünger ist einer der ersten offiziell zugelassenen Dünger in der Schweiz. grow! Aber der Dünger hat nicht genug Arbeit gemacht, deshalb hast du noch einen Laden eröffnet? Marco: Na ja, an der fehlenden Arbeit lag es wohl weniger – vom Jungle-Boost-Dünger allein konnten wir nicht leben. Und so habe ich als zweites Standbein den Laden eröffnet. Anfangs war er im Zentrum von Biel, allerdings nicht besonders groß. grow! Und wie lief der Growshop? Marco: Zu Beginn war es ziemlich hart. War auch klar, denn wer baut seine Pflanzen schon selbst an, wenn es zig Coffeeshops in der Stadt gibt, wo man sich ein-
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Marco: Genau, und Biel war die Stadt in der Schweiz, wo es noch am längsten mit den Coffeeshops gut gegangen ist. Da waren schon alle Shops in Basel, Zürich oder dem Tessin geschlossen, als es hier noch gut zur Sache ging. grow! Mit deinem Großhändler hast du ja nun ein neues Projekt gestartet... Marco: Allerdings! Dank seiner Hilfe und Zusammenarbeit war ich am 1. November – genau zu unserem 10-jährigen Geburtstag – in der Lage, neue Geschäftsräume zu beziehen. Wir haben zusammen eine Halle angemietet, die für jeden von uns alleine zu groß gewesen wäre. Für uns zusammen ist sie genau richtig. Der Großhandel hat hier genug Lagerfläche und ich kann einen tollen Laden einrichten, der ganz neue Perspektiven eröffnet. Für mich ist es ein riesiger Vorteil, dass mein Großhändler im selben Gebäude sitzt. Denn so brauche ich nur kurz zu ihm herübergehen und kann auf sein großes Lager zurückgreifen. Davon profitieren auch meine Kunden, denn ich habe im Prinzip alle Produkte immer vorrätig. grow! Wie groß ist der neue Laden? Marco: Insgesamt hat er eine Fläche von über 400 m²: viel Platz für alle möglichen Produkte und Ausstellungsstücke. Wir sind permanent am verbessern und verschönern, denn mir ist es wichtig, dass ich mich hier wohl fühle – und meine Kunden natürlich auch. Wir sind erst seit wenigen Wochen hier, stehen also noch am Anfang eines Entwicklungsprozesses... grow! Du bist hier in unmittelbarer Nachbarschaft zum Uhrenhersteller Rolex. Ist das eher ein Vor- oder Nachteil? Marco: Sowohl als auch. Auf der einen Seite ist der Laden hier recht einfach zu finden. Wir liegen unmittelbar an einer Autobahnauffahrt – und wo Rolex ist, weiß hier jeder. Wir haben hier diskrete Ein- und Auslademöglichkeiten. Anderseits haben die Chefs bei Rolex ein eher „quadratisches“ Denken. Großes Außenwerbung ist für mich deshalb tabu. grow! Also kein beleuchtetes Hanfblatt auf dem Hallendach...
homestory Marco: Nein, das mit dem Hanfblatt wäre sicher keine gute Idee. Überhaupt ist die Stimmung in der Schweiz eher so, dass man als Growshop-Betreiber dezent und unauffällig agieren sollte. Dann gibt es auch keine Probleme. grow! Konzentrierst du dich auf den Growshop-Bereich oder führst du auch Headshop-Produkte? Marco: Wir sind ein reiner Growshop und führen aus dem Headshop-Bereich nur die allernötigsten Produkte wie Papers, Grinder und Vaporizer. Und Dinge, von denen ich besonders überzeugt bin, wie etwa dem „Jilter“-Eindrehfilter. Ich persönlich rauche nicht mehr ohne und empfehle ihn auch jedem meiner Kunden. Und das Feedback gibt mir Recht! grow! Ja, das stimmt, die Jilters sind nicht schlecht, ich muss mir nachher auch noch eine Box mitnehmen, bei uns bekommt man die so schlecht. Wie ist das eigentlich mit einem Onlineshop, hast du so etwas schon? Marco: Das ist unser Projekt für 2015. Ich hoffe, dass ich spätestens zum Ende des Jahres den Onlineshop in Betrieb nehmen kann. grow! Wie viele Leute arbeiten hier? Marco: Zur Zeit mache ich das zusammen mit meinem Mitarbeiter Joe. Für den Umzug und den Umbau der Halle waren natürlich mehr Leute im Einsatz. grow! Gibt es etwas Neues beim Jungle-Boost-Dünger? Den produzierst und vertreibst du doch weiterhin? Marco: Den gibt es nach wie vor, allerdings habe ich einen neuen Partner. Zur Zeit arbeiten wir an der Fertigstellung eines speziellen „Auto“-Düngers, der auf die besonderen Nährstoffanforderungen von automatisch blühenden Pflanzen abgestimmt wird. Wie du sicher weißt, brauchen diese Pflanzen von Anfang an vergleichsweise hohe Phosphor- und Kaliummengen, da sie im Prinzip keine Wachstumsphase haben und direkt die Blüte einleiten. Gleichzeitig muss man vorsichtig sein, da diese Pflanzen nicht so hohe Nährstoffkonzentrationen vertragen wie die normalen Hanfpflanzen. Wir haben auch die Verpackung des Trockendüngers verbessert: Er kommt jetzt in einem kleinen Plastikeimer, der praktisch ist und das Produkt länger haltbar macht. Außerdem wird es bald den Jungle-Roots geben, einen organischen Wurzelstimulator. grow! Interessant! Wenn die Produkte fertig sind, schick uns Infos und wir stellen sie unseren Lesern vor! Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg! Weitere Infos: Jungle Shop Solothurnstr. 154 2504 Biel/Schweiz Tel: +41/32/3229154 Öffnungszeiten: 11:00–19:00 Uhr www.jungleboost.ch
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Leserbilder Galerie
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New Zea
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Dutch Delight
aland
Bubblegum von BC ONE
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Sortenportrait Jacky White von Paradise Seeds
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ie Amsterdamer Hanfsamenbank Paradise Seeds ist seit Anfang der Neunzigerjahre am Markt und hat bereits viele hochinteressante Sorten hervorgebracht. Neben weltweit bekannten Sorten wie Sensi Star oder Wappa haben sie auch Sorten im Programm, die noch nicht so populär sind, wie es ihr Potential erwarten lassen könnte. Zu diesen „Geheimtipps“ gehört auch die Sorte Jacky White.
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seeds & genetics ei der Jacky White handelt es sich um B eine Kreuzung aus einer Jack Herer mit einer White Widow. Beides Namen, die in
weise viele Seitentriebe aus. Entsprechend hoch ist ihr Platzbedarf. An den Seitentrieben entstehen viele Blüten, der Cannabiswelt bekannt sind und ei- die zwar nicht so groß wie die Hauptniges erwarten lassen. Der daraus ent- triebe werden, aber dennoch das Ernstandene Hybrid hat zu 25 % Indica- und teergebnis merklich steigern können. zu 75 % Sativa-Eigenschaften. Es soll acky White hat auch ein paar sehr sich, so teilte uns Luc von Paradise Seeds nützliche Indica-Eigenschaften, die mit, um eine sehr stabile Sorte handeln, die nur geringe Variationen bei den ein- sie pflegeleichter und widerstandsfähiger machen und zudem die Reife bezelnen Pflanzen aufweist. schleunigen. Auch was den Ertrag aneim Wuchs zeigt sie die typischen Sa- geht, machen sich die Indica-Gene tiva-Merkmale, wird zwischen 125 cm positiv bemerkbar. und 250 cm groß und bildet vergleichs-
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ie Blütezeit von 60 Tagen ist für eine saD tiva-dominierte Sorte recht kurz. Dennoch soll sie in der Zeit viele schöne Blüten
bilden, die von Harzkristallen übersät sind – die White Widow lässt grüßen. Dabei soll sie über die gesamte Blütezeit ein intensives Grapefruit-Aroma verströmen.
nter einer 600-Watt-Lampe sollen ErU träge von 600 Gramm und mehr durchaus realisierbar sein. nd auch im Outdooranbau macht Jacky U White eine gute Figur. Stimmen die Bedingungen – sie mag am liebsten ein gemäßigtes bis sonniges Klima – lassen sich die Indoor-Erträge sogar noch übertreffen.
m die Pflanzen im Griff zu halten und U den Wuchs nicht ausufern zu lassen, können sie beschnitten oder Triebe heruntergebunden werden. Beides sollten sie ohne große Probleme wegstecken können.
ber die Wirkung berichtet uns Paradise Ü Seeds, dass sie typisch Sativa mit einen Hauch von Indica sein soll. Sie wird als klares, beflügelndes und zerebrales High beschrieben, das gute Laune macht, lange andauert und mit einem angenehmen Körpergefühl einhergeht. Die übermäßige Aktivität, die andere Sativas bei einigen Konsumenten hervorrufen, wird bei Jacky White durch den Indica-Einfluss abgemildert. Ihr fruchtig-haziger Zitrusgeschmack macht sie zudem zu einem geschmacklichen Erlebnis.
uch für den medizinischen Einsatz ist JaA cky White geeignet. Sie wird bereits erfolgreich zur Schmerzlinderung sowie bei Stress und Depressionen eingesetzt. Weitere Infos unter: www.paradise-seeds.com
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seeds & genetics
„Es ist eine Landrasse!“
Ein Interview mit Seeds of Africa
allgemein angenommen, dass die Ursprünge von Cannabis irgendwo in Zentralasien liegen und Eundseswird von dort aus mit den ersten Menschen, die den speziellen Nutzen dieser Pflanzen erkannt hatten – wenn man so will – diese in gewisser Weise als heilig erachteten, in die Welt getragen wurde. Als sich die Menschen niederließen, Siedlungen gründeten und dort ihre mitgebrachten Samen anbauten, passten sich die Pflanzen von Generation zu Generation immer mehr an die örtlichen Gegebenheiten an und entwickelten sich zu den originalen Landrassen, von denen alle modernen Cannabissorten abstammen. Ironischerweise sind es die modernen Hybridsorten, die nun zu der größten Bedrohung dieser originalen Muttersorten werden. Glücklicherweise gibt es einige engagierte Menschen, die auf der Suche nach den traditionellen Landrassen durch die Welt und in die entlegensten Gegenden reisen. Die Hanfsamenbank Seeds of Africa ist eine dieser strebsamen Firmen, die sich zur Aufgabe gestellt hat, die traditionellen afrikanischen Varietäten zu bewahren – bevor es zu spät ist.
grow! Wie und wann ist SOA gegründet worden und was hat zu dem Wunsch geführt, eure Sorten mit Menschen auf der ganzen Welt zu teilen? SOA: Auf die Idee mit einer Landrassenbasierten Hanfsamenbank kam ich, als ich mir die Frage stellte: Wo sind all die tollen Sorten hin wie Thai Stick, Acapulco Gold, Colombian Gold, Congolese und so
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weiter? Sie sind heute nur noch eine entfernte Erinnerung. Mit dem heiligen Herb wurde in den letzten Jahren so viel herumexperimentiert, dass wir fast vergessen haben, wo die Wurzeln dieser gesegneten Pflanzen liegen. Wir begannen unsere Reise, als wir vor acht Jahren nach Afrika gezogen sind. Unsere Firma Seeds Of Africa wurde vor mittlerweile vier Jahren
gegründet. Unser Wunsch, diese besonderen Sorten zu teilen, rührt daher, dass wir damit uns und andere an die besonderen Eigenschaften der Sativas erinnern und auf diese aufmerksam machen wollen. So wie wir das genetische Erbe unserer alten Nutz- und Nahrungspflanzen bewahren müssen, so müssen wir auch unsere „geistige“ Nahrung in Form der Landrassen erhalten. grow! Was genau verstehst du unter einer
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Landrasse und warum sind sie so wichtig? ler waren, die es im 12. Jahrhundert mitbrachten. Wieder andere sind der MeiSOA: Eine Landrasse ist eine spezielle nung, dass es schon viel länger eigene Sorte von Pflanzen, die sich an die Klima- Cannabissorten auf dem afrikanischen und Umgebungsbedingungen ihres Le- Kontinent gibt. Was auch immer stimbensraumes angepasst haben. Es gibt men mag, Tatsache ist, dass es viele unLeute, die behaupten, dass Cannabis sa- terschiedliche Klimazonen in Afrika gibt tiva über Indien nach Afrika gelangte. – und diese erstaunliche Pflanze hat sich Andere sagen, dass es arabische Händ-
in Form der unterschiedlichen Landrassen an alle angepasst. Durch natürliche Selektion entstanden Pflanzen, die mit lokalen Schädlingen, der Trockenheit und dem jeweiligen Klima klarkommen. Das macht sie so interessant und wichtig für uns, denn sie stellen einen variantenreichen Genpool dar.
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grow! Da der afrikanische Kontinent so zahlreiche und unterschiedliche Lebensräume für Cannabis bietet, müsste sich das auch in der Sortenauswahl bei SOA widerspiegeln, oder? SOA: Absolut! Wir haben Sorten im Programm, die sich an die sehr feuchten Bedingungen der tropischen Küstenlinie angepasst haben, während andere aus den kalten Bergregionen stammen. grow! Cannabis-Landrassen sind immer bedrohter. Welcher Art sind die Gefahren,
die ihnen das Überleben schwer machen? sprüngliche Genetik und mit ihr die vielfältigen Eigenschaften, die sich im Laufe SOA: Wir haben als Hauptbedrohung für der Zeit in den unterschiedlichen Lebensdie Landrassen die Kontamination mit Hy- räumen entwickelt haben. Ich finde, wir briden ausgemacht. Versteh mich nicht müssen die Vielfalt der Natur erhalten. falsch, ich habe nichts gegen Hybride. Es gibt eine Zeit und einen Platz für alle grow! Landrassen haben sich über eiDinge, aber wenn ich daran denke, dass nen langen Zeitraum entwickelt, in einem auf einem Feld, wo über Jahre lokale Sor- ständigen Kampf ums Überleben, bei dem ten gewachsen sind, jetzt ein Feld vol- am Ende nur die Stärksten übrig blieben. ler kommerzieller Hybridsorten angelegt Und wie du sagst, sind dabei Resistenzen wurde, dann finde ich das sehr bedenk- und Eigenschaften entstanden, die es ihlich. Auf diese Weise verschwindet die ur- nen ermöglichen, den örtlichen Widrigkeiten zu widerstehen. Habt ihr Sorten in eurem Katalog, die Trockenheit länger ertragen können oder die gegen Dinge wie Blütenfäule oder Schimmel resistent sind? Viele Züchter sind auch immer auf der Suche nach neuen Geschmäckern und Aromen... SOA: Ja, wir haben Sorten, die solche Eigenschaften besitzen. Malawi Gold zum Beispiel widersteht Schimmel und Fäulnis und kommt in einem feuchten Klima vergleichsweise gut zurecht. Es hat ein fantastisches Ananas-Zitronen-Aroma mit einem Hauch einer würzigen Note. Coffee Gold und Pondo Mystic sind beide widerstandsfähig gegen Insektenbefall. Uns liegen Berichte von einer Farm vor, wo Spinnmilben und Blattläuse diese Landrassen nicht anrührten. Es ist beeindruckend wie Jah-Nature für jedes Problem eine Lösung findet. Die Pondo Mystic hat ein sehr starkes Zitrusaroma – sehr speziell, wie ich finde. grow! Wie interessiert am Erhalten und Teilen dieser einmaligen Sorten sind die Grower, denen du bei deinen Reisen und deiner Arbeit begegnest?
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seeds & genetics SOA: Wir bekommen unterschiedliche Reaktionen von unterschiedlichen Stämmen und Generationen. Wir haben weise Stammesälteste getroffen, die über ein tiefgreifendes Wissen über das heilige Herb verfügen und die stolz auf ihre Pflanzen sind und die Samen für nichts auf der Welt hergeben würden. Wir trafen aber auch Stammesälteste, die überhaupt keine Ahnung hatten und die Samen einfach nur auf dem Feld aussäten und hofften, dadurch etwas Extrageld verdienen zu können. In der jüngeren Generation geht es den meisten nur noch um eine hohe Potenz. Sie wollen rauchen, was Stars wie Snoop Dogg rauchen. Und es ist kein Witz, aber selbst in entlegenen Bergregionen Afrikas ist dieser Trend zu spüren. Deshalb sprechen wir mit den Leuten und versuchen ihnen klarzumachen, wie wichtig die traditionellen lokalen Sorten sind und dass sie nicht durch moderne Hybride verfälscht oder gar ersetzt werden dürfen. Zum Glück sind viele der Stämme auf Tradition und Ursprünglichkeit bedacht und haben ein offenes Ohr für unsere Argumente. grow! Welche logistischen Herausforderungen bringt das Arbeiten auf dem afrikanischen Kontinent mit sich, und welches ist das verrückteste Abenteuer, dass du auf der Suche nach neuen Landrassen erlebt hast? SOA: Klar gibt es hier viele Aufgaben, die gelöst werden wollen. Doch es gibt kaum etwas, was sich nicht mit einem guten Fahrzeug, etwas Ortskenntnis, einem Paar guter Schuhe und dem nötigen Respekt vor den Menschen regeln ließe. Wir hatten einige gefährliche Situationen, als wir auf feuchten
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Sand fuhren und Flüsse durchqueren mussten. Auch zwei Flusspferde sind uns schon auf einer Straße entgegengekommen. Aber das ist alles nichts im Vergleich zu den mystischen Stammesältesten, denen wir manchmal an Orten begegnen, an denen wir das nicht für möglich gehalten hätten. Einmal tauchte ein grauhaariger Alter aus dem Nichts am Straßenrand auf, kam zu mir und zog mich fest, aber respektvoll am Arm. Er sah mir direkt in die Augen und fragte mich: „Magst du Medizin? Ich mag dich, also magst du Medizin?“. Als nächstes führte er mich zu einer unglaublichen Plantage voller Pflanzen. Und du kannst dir nicht vorstellen wie groß mein Grinsen war, als er mir einen Beutel in die Hand drückte und sagte: „Dies ist reiner Pondo...“ Wir fügten dem Namen noch das Wort Mystic hinzu, denn mystisch ist diese Sorte wirklich...
sen über die wahren Eigenschaften dieser kraftvollen Landrassen wird überall bekannt sein.
grow! SOA arbeitet hauptsächlich in Zentral- und Südafrika. Habt ihr Pläne, auch auf andere Regionen dieses Kontinents grow! Zur Zeit boomt überall auf der Welt zu expandieren, auf der Suche nach noch der Markt für medizinisches Cannabis. mehr unbekannten Landrassen? Viele Züchter arbeiten fieberhaft an der Entwicklung neuer Sorten, die bei un- SOA: Ja, natürlich! Wir starteten sozusaterschiedlichen Krankheiten Linderung gen am Fuß Afrikas und gehen nun nach bringen sollen. Habt ihr Sorten in eu- links, rechts und durch die Mitte und arrem Programm, die traditionell als Medi- beiten uns immer weiter vor. Unsere zin eingesetzt werden und die über medi- Kontakte reichen mittlerweile über den zinische Eigenschaften verfügen, die sie ganzen Kontinent, sodass wir mit der Zeit aus der Masse an Sorten die unserer Meinung nach allerbesten Sorten, die mit viel Hingabe und Liebe hervorheben? kultiviert werden, aufspüren können. Wir SOA: Die Wahrheit über haben bereits einige neue Sorten, die wir das medizinische Po- bald auf den Markt bringen werden. tential von Cannabis wurde lange versteckt grow! Ich möchte dir danken, dass du dir und unterdrückt. Doch die Zeit für dieses Gespräch genommen es ist in der Tat „the he- und unseren Lesern über deine interesaling of the nations“. sante Hanfsamenbank und eure Arbeit Und das Wissen über berichtet hast. Was ist die beste Möglichdiese wertvolle Pflanze keit, um bei weiterem Interesse mit euch muss bewahrt und ver- in Kontakt zu treten? breitet werden. Ich bin SOA: Ich bin derjenige, der sich bedanzwar kein Doktor, aber ken muss! Es ist mir eine Freude, dir und ich kenne einige Leute, den Lesern des grow!-Magazins von uns die Pondo Mystic bei erzählen zu dürfen. Dir alles Gute und ReAsthma inhalieren und spekt für deine Arbeit! Wer uns kontaktiees zur Schmerzlinde- ren möchte, erreicht uns am besten per rung verwenden. Es hat E-Mail (Adresse siehe unten). Aber bitte sativa-typische Eigen- denkt daran, dass wir nur auf E-Mails in schaften wie die an- englischer Sprache reagieren können. regende und aufmunternde Wirkung. Swazi Professor Lee Gold ist nicht ganz so en- Weitere Infos unter: ergetisch und hilft mehr bei Schlaflosigkeit und www.seeds-of-africa.com auch Schmerzen. Dur- E-Mail: landraceafrica@gmail.com ban Magic ist eine Sorte, die von den Zulu-Krieger verwendet wurde, um sich vor Kämpfen Mut zu machen. Es dauert nicht mehr lange und das Wis-
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Growing mit Mr. Jose
Kokos – Anbaumedium für jeden Grower Beim hydroponischen Anbau unter künstlichem Licht hat jeder Grower mehrere Anbaumedien zur Auswahl. Eines davon ist Kokos. Dieses Anbaumedium kann an das Züchten auf Erde erinnern. Seine Eigenschaften werden jedoch hydroponischen Anbaumedien zugeordnet. Lasst uns einen Blick darauf werfen, was Kokos eigentlich ist und was man von diesem Medium erwarten kann.
Junge Pflanzen in Kokossubstrat.
okossubstrate werden aus KokosfaK sern gewonnen, die ihrerseits aus der äußeren Umhüllung der Kokosnuss her-
gestellt werden. Dieses Material wird zerkleinert und weiter verarbeitet – etwa gewaschen, sterilisiert oder mit nützlichen Bakterien vermischt. Durch die Sterilisation werden eventuelle Krankheitserreger, Samen, Larven und Ähnliches, aber auch nützliche Bakterien, die für die Bewurzelung und das Wachstum der Pflanzen wichtig sind, getötet. Kokossubstrat wird gewöhnlich unter hohen Temperaturen sterilisiert, was einen negativen Einfluss auf die Saugfähigkeit der Fasern haben kann – mit anderen Worten: die Nährstofflösung bleibt im sterilisier-
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ten Kokos nur für kurze Zeit erhalten und wird zudem schlecht weitergeleitet. Aus den bisherigen Informationen kann man ableiten, dass es besser ist, in nicht sterilisiertem Kokos anzubauen. Denn auch dieses Medium wird sorgfältig gereinigt, in der Regel mit Dampf, behält aber alle seine Vorteile. alls ihr euch für weitere InformatiFteressiert, onen über den Cannabisanbau inkauft euch das neue Buch
„INDOOR“ Anbau. Zu erhalten ist es in guten Growshops oder unter www. pestovat.cz
Vorteile des Anbaus auf Kokos
iejenigen von euch, die bereits in RockD wool gezüchtet haben, wissen genau, dass das Entsorgen des Abfalls nicht so ein-
fach ist. Rockwool kann nicht wiederverwendet werden, auch nicht im Garten. Kokossubstrat hingegen wird man leicht wieder los: entweder im Garten in den Boden einarbeiten oder im Kompostbehälter entsorgen. Grower in Wohnungen können einen Ausflug in den Wald oder auf ein Feld nutzen, um Kokos dort zu entsorgen – denn Kokos belastet die Umwelt nicht.
ie einfache Entsorgung von Kokos ist naD türlich nicht der einzige Vorteil des Anbaumediums. Hauptvorteile bleiben die Leich-
homegrowing tigkeit, Luftigkeit, Saugfähigkeit und Durchlässigkeit. Die Pflanzenwurzeln finden ihren Weg in Kokos sehr schnell und erhalten auch genügend Sauerstoff. Die Nährstofflösung kann sich gut im ganzen Behälter verbreiten. Mit der richtigen Bewässerung werden eure Pflanzen ein gut entwickeltes Wurzelsystem bekommen und sehr schnell wachsen. in weiterer Vorteil von manchen KokosEmelpilzes sorten ist die Anwesenheit des SchimTrichoderma. Dieses Pilz-
chen lebt in absoluter Symbiose mit den Wurzeln der Pflanze und ist für sie sozusagen ein persönlicher Beschützer – Trichoderma tötet alle feindlichen Schimmelpilze ab, die versuchen die Wurzeln zu befallen. Wenn man also ein KokosAnbaumedium mit Trichoderma kauft, wird man ein Anbaumedium erhalten, das keine weitere Verarbeitung erfordert (aber auch ein Hinzufügen von Trichoderma ist möglich).
– das Ergebnis sind faulende Wurzeln und stagnierendes Wachstum, im äußersten Fall stirbt die Pflanze ab. Die Bewurzelung beeinflusst den Verlauf des Anbauzyklus und den Ertrag mehr als man denken würde.
gen. Das Züchten in Kokossubstrat bildet auch diesbezüglich keine Ausnahme. Insbesondere in der zweiten Blütephase sollte ausgiebig bewässert werden, daeim Anbau auf Kokossubstrat in Töp- mit die Pflanzen schneller wachsen und fen empfehle ich, eine dünne Schicht große, feste Blüten bilden. mit Keramsit (Liaflor) auf den Boden zu schütten. Kokos wird während des Anbauzyklus sinken und so steigt die Dichte Düngung von Kokossubstrat s werden von vielen Düngemittelherim unteren Teil der Töpfe. Infolgedessen stellern zahlreiche Dünger für Kokosfließt die Nährstofflösung langsamer ab. Keramsit kann dieses Problem be- substrate angeboten. Wenn ihr keine heben. Beim Züchten auf Kokosmatten Lieblingsmarke habt, dann zögert nicht, taucht dieses Problem nicht auf, weil Li- euch Düngemittel auszusuchen, die für bra-Blumenkästen, in die die Kokosmat- Kokossubstrate bestimmt sind. Wenn ten in der Regel reinkommen, mit Was- ihr zu Hause Universaldünger habt, dann serabfluss ausgestattet sind, die Matten fragt in eurem Growshop nach, ob dieser nicht ganzflächig im Kastenboden liegen für Kokossubstrate geeignet ist – in der und die Lösung somit leichter abfließen Regel können Universaldünger problemkann. Zudem ist die Kokosschicht dünner los verwendet werden. als beim Züchten in Töpfen. urch ihre Struktur erinnern Kokossubstrate an Erdsubstrate. Und so wird erden Stecklinge direkt in Kokos eingepflanzt, empfehle ich wenigstens oft angenommen, dass die Dosierung der die ersten 7–10 Tage per Hand zu gießen, Düngemittel für Kokossubstrate respekinsbesondere wenn man dies zum ersten tive der EC-Wert ähnlich sein sollten wie Mal macht. Durch das Gießen per Hand bei Erde. Dem ist aber nicht so. Kokoswerden die individuellen Grundbedürf- substrat kann genauso wie alle anderen nisse jeder Pflanze erfüllt: benötigen sie hydroponischen Anbaumedien gedüngt Wasser – gießen, wenn nicht – Bewässe- werden und die Düngemittel werden (im rung auslassen. Manche Grower pflanzen Gegensatz zu Erdsubstraten) jedem GießStecklinge zuerst in Rockwoolwürfeln ein. vorgang hinzugefügt. In der letzten BlüteDiese werden in eine Lösung aus Wasser phase kann der EC-Wert erhöht werden: und Wurzelstimulator eingetaucht und bis auf 2,0–2,2 mS/cm; Der Säuregehalt dann werden die Stecklinge in sie einge- wird am Anfang auf 6,3–6,5 eingestellt pflanzt. Sobald die Wurzeln entwickelt und in der Blütephase bis auf 5,7–5,8 resind, kann man deren Zustand überprü- duziert. Durch einen niedrigeren pH-Wert fen und die Stecklinge mit dem Würfel in wird die Phosphoraufnahme verbessert, ein Anbaumedium einpflanzen. So wird was sehr wichtig für die Blütenbildung ist. das Risiko einer zu starken Bewässerung eim Züchten in Kokossubstraten ist es in der Anfangsphase vermieden. zu empfehlen, während des ganzen Anbauzyklus Enzyme zu verwenden und Bewässerung nach der anschließenden Durchspülung 10–14 Tage zu widmen. Kokos nimmt gut Wasder Bewurzelung ser auf und damit auch viele Nährstoffe. ach der Bewurzelung im Substrat ist es Das Ausspülen von restlichen Nährstoffen an der Zeit, in vollen Zügen zu bewäs- dauert dann natürlich etwas länger als sern. Die richtige Bewurzelung erkennt etwa beim Züchten in Keramsit. Soll Koman daran, dass die Pflanze neue Blät- kos mehrmals verwendet werden, ist es ter bildet – die Pflanze wächst. Denkt da- nötig, die Phosphorzufuhr zu erhöhen, ran: Die Menge des Gießwassers richtet was sehr wichtig für die Blütephase ist. sich nach der Größe der einzelnen Pflanzen, der Anbaugefäße, nach der Temperatur und der Luftfeuchtigkeit im Anbau- Kokos mit raum. Das Kokossubstrat muss immer anderen Medien vermischen feucht sein, gleichzeitig aber auch nicht okossubstrate können auch mit andezu feucht, aber das ist für euch nichts ren Anbaumedien vermischt werden. Neues… Eine tolle Verbindung ist zum Beispiel Koehr wichtig ist, dass das Kokossub- kos mit Keramsit. Kokos hält die Feuchstrat nicht austrocknen darf. Wenn es tigkeit länger auf und deshalb muss eine in Töpfen austrocknet, entsteht eine Lü- Mischung aus Kokos und Keramsit nicht cke zwischen der Topfwand und dem Sub- so oft bewässert werden. Ein weiterer strat und man bekommt das Kokos nicht Vorteil ist, dass durch die Verbindung mehr in den ursprünglichen Zustand. Zu- der beiden Medien ein größeres Wurzeldem wird die Absorptionsfähigkeit deut- system gebildet wird. Beim Anbau in Kelich reduziert, genauso wie die Durch- ramsit entstehen oft die Situationen, dass lässigkeit. Sollte dennoch eine solche sich die Wurzeln am Boden des ZuchtbeSituation entstehen, füllt die Lücken mit hälters konzentrieren, durch Dränageöffweiterem Kokos und erhöht die Bewässe- nungen oder im Fall von Aquasystemen rung. So wird es zwar etwas besser, das direkt in den Nährstoffbehälter wachsen. Richtige ist es aber trotzdem nicht – Ko- Dies kann beispielsweise Probleme beim Austausch der Nährstofflösung in Aquakos darf einfach nicht austrocknen. systemen bereiten. Wenn zum Keramsit ca. 25–30 % Kokossubstrat hinzugefügt
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in sehr interessanter Vorteil von KoEdemselben kos ist die Wiederverwendung. Mit W Kokossubstrat kann man bis zu drei Anbauzyklen absolvieren, ohne neues kaufen zu müssen. Es ist aber wichtig, zwei Grundsätze zu befolgen: Kokossubstrat darf nie ganz austrocknen und zwischen zwei Anbauzyklen sollte man das Substrat mit einer Lösung aus Wasser und Enzymen ausgiebig gießen: die Enzyme 24 Stunden einwirken lassen und anschließend das Substrat mit reinem Wasser mit einem pH-Wert von 5,8–6,2 durchspülen. Bei einer wiederholten Verwendung ist es empfehlenswert, während des ganzen Anbauzyklus Enzyme hinzuzufügen. Enzyme helfen, abgestorbene Pflanzenreste (die Wurzeln vom letzten Anbauzyklus) zu zerlegen, wodurch eine mögliche Fäulnis im Substrat verhindert wird. Anzumerken wäre noch, dass nicht alle Kokossubstrate wiederverwendbar sind – also am besten im Geschäft nach wiederverwendbaren Kokossubstraten fragen.
Kokossubstrat und Bewässerung am Anfang
auf die Häufigkeit und Menge IdennderBezug Bewässerung ist das Kokossubstrat Rockwoolwürfeln sehr ähnlich. Diese
beiden Anbaumedien haben viele gleiche Eigenschaften: sie halten gut Wasser auf und haben einen hohen Anteil an Sauerstoff und Feuchtigkeit – dies sind die wichtigsten Voraussetzungen für die richtige Wurzelentwicklung und eine ausreichende Versorgung mit Nährstoffen für die ganze Pflanze.
ie bei allen Anbausystemen und AnW baumedien ist die Basis jeden Erfolgs eine gute Bewurzelung der Pflan-
zen. Bevor die Pflanzen richtig bewässert werden, müssen die Wurzeln Zeit bekommen, um sich im Anbaumedium eingewöhnen zu können. Während dieser Zeit muss man maßvoll gießen, ansonsten würde man die Pflanzen ertränken. Junge Pflanzen nehmen Wasser nicht so schnell auf und bei einer Wasserstauung kann kein Sauerstoff an die Wurzeln gelangen
eim hydroponischen Anbau wird besB ser öfter und in kleinen Mengen gegossen statt selten und in großen Men-
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wird, bleiben die Wurzeln im Zuchtbehälter. Manche Grower fügen Kokos Perlit zu. Meiner Meinung nach ist dies zwar nutzlos, aber auch nicht schädlich. Auch das Vermischen von Kokos mit Rockwool ist nicht besonders sinnvoll, weil diese beiden Anbaumedien sehr ähnlich sind, was den Anbau und die Bewässerung anbetrifft. Kokos kann auch mit Erdsubstraten vermischt werden, falls es durchlässiger gemacht werden soll. Aber in so einem Fall würde ich persönlich lieber Perlit verwenden. Jedoch sah ich schon Systeme, in denen die Kombination aus Kokos und Erdsubstrat gut funktionierte.
Welches Kokossubstrat wählen
u Zeit sind auf dem tschechischen Markt Z Kokossubstrate von drei Herstellern (Canna, Plagron und Atami) erhältlich. Ich versuche eine möglichst objektive Charakteristik dieser Substrate zu erstellen, obwohl ich einen Favoriten habe.
okossubstrat von der Firma Plagron K verfügt über alles, was ein Substrat benötigt. Ob man es im Sack (geeignet
und leichte Kokossubstrat von Canna enthält auch den Schimmelpilz Trichoderma, wurde nicht sterilisiert und besitzt das Zertifikat für Töpfe) oder als Kokosmatten (opti- RHP. Diese strengen Normen erfüllt auch das male Alternative zu Rockwoolmatten, Substrat von Atami. Canna-Substrate werden die perfekt in Libra-Blumenkästen hi- mit Sorgfalt hergestellt. neinpasst) kauft – man hat immer die ie bereits erwähnt wurde, ist Kokos in Sicherheit, dass das Kokos gut zerSäcken oder als Matte (Canna, Plagron) kleinert ist. Die Substrate enthalten erhältlich. Im Bereich der Matten findet den Schimmelpilz Trichoderma, den man auch eine Spezialität und zwar eine geich bereits erwähnte. presste Kokosmatte. Die Matten werden geokossubstrat von der Firma Atami presst, um den Transport zu erleichtern. Nach hat im Vergleich zu Kokos von dem Einweichen verdoppeln sie ihr Volumen Plagron eine etwas gleichmäßigere auf das Sechsfache und passen wieder perStruktur. Der Hersteller gibt an, dass fekt in die Libra-Blumenkästen hinein. Die es ausreichend Nährstoffe für die Firma Canna nutzt für die gepressten Matten erste Woche des Anbauzyklus ent- gröbere Fasern, die garantieren, dass das gehält. Auch Atami-Kokos enthält den presste Kokossubstrat nach dem Einweichen nützlichen Trichoderma-Schimmel- wieder seine tollen Eigenschaften analog zu pilz und jeder, der sich für Kokos ent- einem nicht gepressten Substrats erlangt. scheidet, wird damit zufrieden sein. n Zuchttöpfen wird das verwendete Kokosokos von der Firma Canna ist sehr substrat nach dem ersten Gießvorgang etausgewogen und die Fasern wur- was einsinken, deshalb am besten immer den sorgfältig zerkleinert. Das luftige etwas mehr Kokos kaufen, um in der Anfangsphase nachfüllen zu können. Diese Notwendigkeit besteht bei Kokosmatten natürlich nicht.
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dass ihr alles über Kokos erfahIbauchrenhoffe, habt. Falls ihr bis heute über den Anin Kokos nur nachgedacht habt, ist es vielleicht jetzt an der Zeit. Ich wünsche euch dabei viel Erfolg.
Rockwoolwürfel 7,5 cm x 7,5 cm, gut entwickelte Wurzeln.
Mr. Jose
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weitere Infos unter: www.mrjose.eu
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Erfahrungen eines US-amerikanischen Medical Growers
Einführung in das Indoor-Cannabis-Growing
ie Entwicklungen in US-amerikanischen Bundesstaaten wie Colorado und Washington ermöglichen es D professionellen Growern, Cannabis mit großem Aufwand bei optimalen Bedingungen und in großen Mengen anzubauen. Aber auch die kleinen Homegrower profitieren von dieser liberalen Cannabispolitik, können sie doch nun ohne Angst vor staatlicher Verfolgung ihrem Hobby nachgehen und – was vorher kaum möglich war – sich mit anderen über Erfahrungen, Methoden und Genetik austauschen. So erlebte unser Autor Steve Davis in den letzten Monaten eine regelrechte Explosion des Wissens. Allerdings sieht er auch die Gefahr, dass so mancher dabei leicht den Überblick verliert und womöglich falsche Prioritäten setzt.
abei zeigt sich in seinem Umfeld imD mer wieder, dass sich mit etwas Basiswissen, dem nötigen Equipment und
Indoorgartens notwendig ist. Darüber hinaus lässt sich ein Growraum durch eine Vielzahl an Extras (ausgeklügelte Geräte Nährstoffen durchaus gute Ergebnisse und Taktiken) verbessern, um das Ergeberzielen lassen, die auch für den medizi- nis zu maximieren. nischen Einsatz geeignet sind. Allerdings m heutigen Artikel möchte ich auf die sollte man nicht den Fehler machen und Grundausstattung und diese Extras Cannabis für ein „Unkraut“ halten, dass eingehen. ganz ohne Zuwendung und Pflege auskommt. Ich erlebe zwar auch immer wieie grundlegenden Dinge, die man zum der, dass die Pflanzen selbst unter solAnbau jeder Pflanze braucht, sind chen Umständen lieber leben als sterben Wasser, Licht, Kohlenstoffdioxid (CO2), und zu guter Letzt sogar kleine Blüten Sauerstoff, einen Platz für die Wurzeln soausbilden, aber das hat mit Indoor-Can- wie eine Temperatur und Luftfeuchtigkeit nabisanbau nichts zu tun. innerhalb eines bestimmtes Bereiches. enn sie unter den passenden Um- Um diesen Ansprüchen zu genügen, weltbedingungen angebaut und mit könnte ein Grower mit einer Hochdruckallem Notwendigen versorgt werden, lampe (bei uns in den USA verwendet steigern die Pflanzen ihre Wachstums- man in der Regel 1.000-Watt-HID), Töpraten, ihre Gesundheit und Vitalität wird fen gefüllt mit Erde und einem Ventilaverbessert und somit können sie größere tor auskommen. Die Lampe könnte einfach an der Decke befestigt oder durch und potentere Blüte produzieren. ein Gestell gehalten werden. Wichtig ist s gibt so etwas wie eine Grundausstat- nur, dass sie weit genug von den obertung, eine Mindestanforderung für die sten Spitzen der Pflanzen entfernt ist, daInfrastruktur, die für den Betrieb eines mit die jungen Pflanzentriebe und Blät-
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ter nicht verbrennen. Gleichzeit muss die Lampe aber möglichst dicht über den Pflanzen hängen, damit die Lichtintensität hoch genug ist und ausreichend Lichtteilchen auf die Oberflächen der Blätter treffen und so für eine adäquate Fotosynthese sorgen können. Es gibt zwei unterschiedliche Arten von Leuchtmitteln, die in einer Hochdruck-Lampenarmatur eingesetzt werden können. Die Metall-Halogen-Birnen werden aufgrund ihres hohen Blauanteils während der Wachstumsphase (die Entwicklungsphase vor der Blütephase von Cannabispflanzen) eingesetzt. Während der Blüte kommt eine Natriumhochdrucklampe zum Einsatz, da sie einen deutlich größeren Rotanteil in ihrem Lichtspektrum aufweist. annabispflanzen gedeihen am besten, C wenn die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit in einem bestimmten Bereich
liegen. So sollte die Temperatur zwischen 22 °C und 25 °C liegen, wobei die maximale Growraumtemperatur davon beeinflusst wird, ob der Grower CO2 zugibt
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st keine Klimaanlage vorhanden und I steigt die Luftfeuchtigkeit auf über ährend der Tagphase mit einge- 58 Prozent, empfehle ich dem Grower eiW schalteter Beleuchtung sollte die nen Luftentfeuchter einzusetzen. Diese Temperatur (ohne CO2-Zugabe) zwischen oder nicht (später mehr zu CO2).
Geräte können die Feuchtigkeit aus der 24 °C und 25 °C liegen. Wird CO2 in einer Luft entfernen, die entweder mittels Konzentrationen von 1600 ppm zugefügt, Schlauch direkt in der Kanalisation landet steigt die Maximaltemperatur auf 28 °C. oder in einem Eimer, der alle paar Stunährend des Nachtzyklus mit ausge- den geleert werden muss. Das Reduzieschalteter Beleuchtung sollte die ren der Luftfeuchtigkeit ist wichtig, denn Temperatur nicht unter 19 °C fallen. Die andernfalls kann sie zu ernsthaften ProLuftfeuchtigkeit sollte immer zwischen blemen führen. Eine zu hohe Luftfeuchtigkeit stellt die Hauptursache für das 52 und 64 Prozent betragen. Entstehen von Grauschimmel, Mehltau, m diese Werte stabil erreichen zu kön- verlangsamtem Pflanzenwachstum und nen, muss in den meisten Growräu- einer Reihe weiterer Probleme dar. men eine entsprechende Belüftung und ine weitere nützliche Art von EquipKlimatisierung eingesetzt werden. Dabei ment, das einen Growraum deutlich stehen die Grower häufiger vor der Aufgabe, hohe Temperaturen herunterzu- aufwertet und verbessert, stellen Filterkühlen als zu niedrige Temperaturen an- systeme dar. Für die Luftfiltration werzuheben. Hochdrucklampen produzieren den zwei unterschiedliche Typen von Filwährend des Betriebs viel Hitze, die mei- tern benötigt. Der eine ist ein Feinfilter, stens abgeführt werden muss, soll der der am Lufteinlass beziehungsweise vor Raum nicht überhitzen. Allerdings muss dem Ansaugventilator installiert wird. Er auch verhindert werden, dass die Tempe- hat die Aufgabe, Sporen von Schimmelratur während des Nachtzyklus zu weit ab- pilzen, Krankheitserreger und Schädsinkt, wenn die Abwärme der Lampe fehlt. linge vom Growraum fernzuhalten und Bei uns haben fast alle Grower eine porta- die angesaugte Luft entsprechend zu reible oder fest eingebaute Klimaanlage, die nigen. Der andere Filter ist ein Kohlefildie Luft auf die gewünschte Temperatur ter, der mit dem Absaugventilator, der die herunterkühlt, aber auch erwärmen kann Luft aus dem Growraum befördert, verund sie so automatisch in einem idealen bunden wird. Solche Kohlefilter können Bereich hält. Nebenbei entzieht eine Kli- je nach Bedarf recht groß sein und Ausmaanlage der Luft die Feuchtigkeit, wo- maße eines großen Wasserboilers erreidurch sich niedrige Werte um die 50 Pro- chen. Kohlefilter bestehen aus einem Zylinder, der mit „Matten“ aus reiner Kohle zent realisieren lassen. umwickelt ist. Die Kohle ist in der Lage, inige Grower kontrollieren die Tempe- Geruchsstoffe zu neutralisieren. ratur und Luftfeuchtigkeit, indem sie uch das Wasser sollte möglichst rein nur einen Absaugventilator verwenden, sein. In der Regel erreicht man das der die Luft aus dem Growraum nach draußen befördert. Der dabei entstehende Un- nur mit einer Umkehrosmoseanlage. Um terdruck saugt frische Luft in den Grow- wirklich effektiv zu sein, benötigen solraum. Je nachdem, wo diese Frischluft che Geräte mindestens zwei, wenn nicht angesaugt wurde (aus einem anderen mehr Filter. Während des Filterprozesses Raum oder von draußen), wird die Tem- produzieren sie Abwasser, je nach Qualiperatur und die Luftfeuchtigkeit nur in tät zwischen der doppelten und zehnfadem Maß gesenkt, wie es die angesaugte chen Nutzwassermenge. Und solche UmLuft erlaubt. Im Winter wird kältere Luft kehrosmoseanlagen kosten Geld. Aber als im Sommer angesaugt, sodass dass wenn ein Grower keinen Zugriff auf nachdie Bedingungen im Growraum stark weislich sauberes Wasser aus einem navon den Umweltbedingungen abhängen. türlichen See, einem intakten Bach oder
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Fluss, auf unbelastetes Grundwasser oder auf Regenwasser hat, kommt er um die Investition in eine Umkehrosmoseanlage nicht herum. Umkehrosmoseanlage entfernt Esoine alle Partikel und Verunreinigungen, auch pathogene Mikroben, die die
Wurzeln schädigen können. Das Wasser weist nach dem Reinigungsvorgang einen EC-Wert von null auf. Erst dieses Maß an Reinheit erlaubt eine genaue Dosierung der Nährstoffe.
den meisten Indoorgärten, die ich Iinnkenne, wird ein Wassertank eingesetzt, dem die Nährlösung lagert, bis sie in
regelmäßigen Abständen mittels Pumpen zu den Pflanzen befördert wird. Mir ist aufgefallen, dass Wasserbehälter, die über keine ausreichende Temperatursteuerung verfügen, oft zu warm für Cannabiswurzeln sind. Die richtige Temperatur des Gießwassers, das in Kontakt mit der Wurzelzone kommt, liegt bei 20 °C. Ist das Wasser wärmer als 20 °C, könnte das ein Milieu schaffen, in dem sich pathogene Mikroben besonders wohl fühlen und rasant vermehren. Ist das Wasser kälter als 20 °C, kann die Funktion der Wurzeln beeinträchtigt werden.
um Herunterkühlen von zu warmem Z Wasser können Kühler eingesetzt werden. Diese Geräte haben einen Einlass,
einen Auslass sowie eine Kühleinheit. Das Wasser wird hineingeschickt, abgekühlt und läuft wieder zurück in den Tank.
ei zu kaltem Wasser eignen sich AquaB rium-Heizungen, die einfach in den Behälter gehängt werden und das Wasser
erwärmen. Um den Sauerstoffgehalt im Wasser zu steigern, werden auch Sprudelsteine aus der Aquaristik verwendet. Eine Pumpe befördert Luft in den Sprudelstein, über dessen feine Poren die Luft großflächig im Wasser verteilt wird.
anderes nützliches Utensil in einem Elator.inGrowraum ist ein oszillierender VentiProfessionelle Grower benutzen pro 1.000-Watt-Lampe jeweils einen großen Ventilator. Die Verwirbelung der Luft,
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die sich regelmäßig wieder befüllen oder ersetzen lassen. In Verbindung mit einem „Regulator“ kann so die gewünschte CO2-Konzentration in der Raumluft erreicht werden.
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och eine andere Methode setzt auf die sogenannten CO2-Generatoren, die auch als „Brenner“ bekannt sind. Diese Geräte werden mit Propan- oder Erdgas gefüllt und geben CO2 ab, während sie das Gas verbrennen. Unglücklicherweise erzeugen sie dabei auch Wärme und Feuchtigkeit, die wieder aus dem Raum entfernt werden müssen.
wassergekühlte CO2-Generatoren mit einer Kühleinheit verbunden werden, um das erwärmte Wasser wieder herunterzukühlen. ID-Armaturen werden auch an sogeH nannten Light Movern befestigt. Die meisten Light Mover bestehen aus einer Schiene, in der eine Motoreinheit läuft. Die Lampe wird an dieser Motoreinheit oder an einem angehängten Zugwagen befestigt, so dass sie immer über die Pflanzenspitzen hin- und herbewegt wird.
in anderer Typ von Light Movern sieht E aus wie große Deckenventilatoren. m besten ist natürlich ein digitaler Dort sind die HID-Lampen an den „BlätACO2-Monitor, der genaue Messungen tern“ befestigt. Light Mover werden eindes CO2-Gehalts der Luft erlaubt. Damit gesetzt, um das Licht besser und gleich-
lässt sich der CO2-Gehalt so einstellen, dass dauerhaft optimale Werte erreicht werden. Der optimale Wert für CO2 in der Growraumluft liegt bei 1300 ppm. Natürlich sollten Absaugventilatoren so getaktet werden, dass sie nicht das frisch zugefügte CO2 aus dem Raum entfernen. CO2 wird von Pflanzen nur für die Photosynthese benötigt. Sind die Lampen aus, fininsbesondere an den Pflanzenspitzen, ist det keine Photosynthese statt und demvon großer Bedeutung für die Gesundheit entsprechend braucht auch kein CO2 hinzugefügt werden. und das Wachstum der Pflanzen.
m die Wachstumsrate und den Ertrag U ihrer Pflanzen zu steigern, verwenden Dtiger Anwendung lohnen kann, davon einige Grower Kohlenstoffdioxid (CO2), sind viele meiner Grower-Kollegen überass sich die Zugabe von CO2 bei rich-
um damit die Luft in ihrem Growraum an- zeugt. Die Photosynthese wird deutlich verbessert, dadurch wachsen die Pflanzen zureichern. schneller, leiten die Blüte früher ein, wers gibt eine Reihe von Methoden, um den früher reif und bilden dabei größere der Raumluft CO2 zuzufügen. Eine Me- Blüten aus. Die Kosten für die CO2-Zugabe thode ist es, fermentierendes Material sind gering im Vergleich zum Mehrerin den Growraum zu legen. Hydroponic trag durch die gesteigerte Blütenmenge. Shops in den USA verkaufen Beutel, die inige Hochdrucklampen benötigt eiein mit Mikroben geimpftes, organisches nen Reflektor, der das ausgestrahlte Material enthalten. Beim Zersetzen und Fermentieren des organischen Materials Licht möglichst effektiv und verlustfrei wird CO2 freigesetzt. Eine ungenaue und auf die Spitzen der Pflanzen lenkt. Manunprofessionelle Möglichkeit wäre es, che HID-Lampengehäuse sind so konTrockeneis in den Growraum zu stellen. struiert, dass sich ein Absaugventilator Beim Schmelzen verdampft das Trocken- anschließen lässt, der die erhitzte Luft direkt vom Lampengehäuse aus dem Groweis und setzt CO2 frei. raum befördert, um dessen Aufheizung er professionell vorgehen möchte, zu minimieren. Es gibt auch wassergebesorgt sich Gasflaschen mit CO2, kühlte Lampengehäuse, die ähnlich wie
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mäßiger über alle Pflanzen im Raum zu verteilen. Das führt dazu, dass die Pflanzen – im Vergleich zu Pflanzen unter stationärem Licht – dichter, stabiler und produktiver werden.
o wir gerade über Licht sprechen: EiW ner der einfachsten Wege die Lichtenergie in einem Growraum zu maximie-
ren, ist die Verwendung von Mylarfolie oder anderen hochreflektierenden Folien an den Wänden des Growraums. Studien belegen, dass hochreflektierendes Material, das speziell für den Einsatz in Indoorgärten entwickelt wurde, die Lichtausbeute um 15 bis 35 Prozent steigern kann. In Growräumen, wo kein reflektierendes Material zum Einsatz kommt, bleibt ein großer Teil des Lichtes ungenutzt und wird verschwendet. Das bedeutet, dass der Grower Geld für Elektrizität ausgibt, wovon aber nur ein Teil bei den Pflanzen ankommt. Die Pflanzen wachsen langsamer und bringen weniger Ertrag – und das wirkt sich negativ auf die Kosten-Nutzung-Rechnung aus.
eitere nützliche Gegenstände sind W Ranghilfen, Netze und Stangen, die den Pflanzen zusätzliche Stabilität geben und sie beim Tragen ihrer Zweige und Äste unterstützen. Wenn alle Bedingungen stimmen und die Pflanzen gut betreut werden, können Cannabispflanzen Blütenstände ausbilden, die
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zu schwer für die seitlichen Verzweigungen werden können. Um ein Abbrechen der Zweige zu verhindern, werden sie entsprechend abgestützt. Bisher haben wir über Hardware und Technologien gesprochen, die entweder wesentlich für einen Indoorgrowraum sind oder diesen wenigstens aufwerten und zu besseren und größeren Pflanzen führen. as letzte Stück Technologie, dem D ich mich in diesem Artikel widmen möchte, sind die Nährstoffe. In den mei-
sten Indoorgärten, inklusive solchen, bei denen die Pflanzen in Erde wachsen, muss der Grower dem Gießwasser Nährstoffe zugeben, um die Pflanzen adäquat zu versorgen. Beim Anbau auf Erde kann es sein, dass die verwendete Erde bereits vorgedüngt ist und genügend Nährstoffe enthält, um junge Pflanzen eine gewisse Zeit lang zu ernähren. Aber wenn die Pflanzen nicht in sehr großen Behältern stehen, werden nach ein paar Wochen auch die Nährstoffe einer vorgedüngten Erde aufgebraucht sein – und dann müssen Nährstoffe hinzugefügt werden.
hydroponischen Systemen, Izennbeireinen denen sich die Wurzeln der Pflanin einem inaktiven, sterilen Medium befinden, das völlig frei von Nährstoffen ist, muss der Grower alle Nährstoffe zugegeben, ansonsten wächst darin keine Pflanze. Wie ich bereits in früheren Artikeln im grow!-Magazin erklärt habe, ist Cannabis eine einmalige Pflanze mit ganz speziellen Nährstoffanforderungen und benötigt unterschiedliche Dosierungen von Nährstoffen in unterschiedlichen Wachstumsphasen. Vereinfacht kann man bei Cannabis von zwei Wachstumsphasen sprechen: der vegetativen Phase und der Blütephase. In der vegetativen Phase (oder auch Growphase genannt) benötigen die Pflanzen vergleichsweise viel Stickstoff. In der Blütephase sinkt der Stickstoffbedarf, dafür steigt der Bedarf an Kalium und Phosphor.
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üngeprodukte aus dem Baumarkt oder D dem normalen Gartenzubehörhandel sind höchstwahrscheinlich nicht auf
die Ansprüche von Cannabispflanzen abgestimmt. Bei uns in den USA gehen die Grower deshalb in sogenannte Hydroponic Stores, wo sie auf die Produkte von über einem Dutzend unterschiedlicher Düngerhersteller zurückgreifen können. Viele Grower glauben, dass alle Hersteller ihre Produkte speziell auf Cannabis abgestimmt haben. Doch das stimmt nicht immer, denn viele Produkte wurden nie richtig an Cannabispflanzen getestet und weisen Unzulänglichkeiten in der Nährstoffzusammensetzung auf. Beim Anbau in einem hydroponischen System muss der Grower einen sogenannten Basisdünger verwenden, der alle wesentlichen Nährstoffe enthält. Leider stelle ich immer wieder fest, dass es Produkte auf dem Markt gibt, die nicht korrekt hergestellt und verarbeitet wurden, sodass sie pH-Wert-Probleme in der Wurzelzone verursachen können. Ein falscher pH-Wert in der Wurzelzone führt dazu, dass die
Aufnahmefähigkeit von Nährstoffen verschlechtert wird und kann die Wurzelzone ernsthaft schädigen, was Auswirkungen auf die ganze Pflanze hat. Ich benutze mittlerweile nur noch hydroponische Basisdünger, die den pH-Wert automatisch ausbalancieren. Auf diese Weise kann ich Probleme mit dem pH-Wert minimieren und sicherstellen, dass die zugefügten Nährstoffe auch tatsächlich von der Pflanze aufgenommen werden können. ch werde häufig gefragt, wie hoch die Ieines Kosten für das Einrichten und Betreiben Indoor-Cannabisgartens sind. Die
einfachen Indoorgartens mit einer 1.000-Watt-Lampe, Pflanzen, die in Erde wachsen, und einem Ventilator bei rund 500 Euro. Für den Betrieb sollte man bei uns etwa 60 Euro einplanen. Darin sind die Kosten für Elektrizität, Dünger und andere wiederkehrende Ausgaben enthalten. In Europa dürften die Preise aufgrund der höheren Energiekosten etwas höher liegen. Allerdings werden in Europa dafür meistens 600-Watt-Lampen eingesetzt, die etwas effizienter arbeiten. erden CO2-Generator, CO2-Monitor, W Absaugventilator, Kohlefilter, Kühler, Umkehrosmoseanlage, Light Mover, Klimaanlage und anderes Equipment eingesetzt, klettern die monatlichen Kosten schnell auf das Zehnfache oder mehr.
ie Frage nach der Kosten-NutzungD Rechnung drängt sich da natürlich auf. Ich kann nur von meinen Erfahrungen
ausgehen, die sich auf den US-amerikanischen Growmarkt beziehen. Um bei unserem Beispiel zu bleiben: Eine 1.000-Watt-Lampe gibt genug Licht ab, um damit eine Fläche von bis zu 20 m² zu beleuchten. Darauf lassen sich mehrere Pflanzen unterbringen, die alle vier bis fünf Monate eine Menge von einem Kilo oder mehr an getrockneten Cannabisblüten abwerfen sollten. Wenn wir davon ausgehen, dass die Einrichtungskosten eines solchen Growraums bei etwa 1.250 Euro liegen und der Betrieb der Anlage pro Zyklus (5 Monate) rund 300 Euro kostet, kommen wir auf Gesamtkosten von 1.550 Euro für die erste Ernte. Bei einem Ertrag von einem Gramm pro Watt, der durchaus zu realisieren, wenn nicht gar zu übertreffen ist, wäre eine Erntemenge von einem Kilogramm zu erwarten. Derzeit wird bei uns ein Kilo gutes Cannabis zwischen 4.000 und 5.000 Euro gehandelt, in den Cannabisshops wird es dann für etwa 7 bis 9 Euro pro Gramm an die Kunden weiterverkauft. Der Investition von 1.550 Euro stehen also mögliche Erträge vom Drei- bis Fünffachen der Investitionssumme gegenüber. Und beim nächsten Durchgang sind die Einrichtungskosten bereits bezahlt, sodass nur noch die monatlichen Kosten anfallen – wodurch die Rechnung noch mal interessanter wird. Natürlich fehlt in dieser Kalkulation die Arbeit des Growers. Professionelle Grower verbringen jeden Tag mehrere Stunden in ihrem Garten. Das muss man (sich) erst mal leisten können.
er Indooranbau von Cannabis erforD dert Kapital für Vorabinvestitionen, Fachkenntnis, einen geeigneten Raum,
Equipment und Betriebsstoffe. Für die meisten Grower, die ich kenne, sind Geld und Zeit gut investiert. Fotos & Text:Steve Davis
Steve Davis ist ein in Colorado und Kalifornien beheimateter Cannabis-Grower, Fotograf und Wissenschaftler mit fast 30-jähriger Erfahrung im Cannabisanbau. Seine Artikel sind journalistische Berichte aus Orten, wo Cannabis bereits legal angebaut und besessen werden darf. Sie llgemein gesprochen liegen die Ko- sollen einen Eindruck davon vermitteln, welch sten für das Einrichten eines sehr breit gefächertes Spektrum der Anbau von Cannabis beinhalten kann. Diese Berichte sollen dazu beitragen, die Wahrheit über Cannabis zu erkennen und Vorurteile abzubauen.
Frage ist nicht ganz einfach zu beantworten, hängt sie doch stark von der Größe des Raums, seiner Lage, dem Klima und einigen anderen Faktoren ab.
A
Underground-Growing
„Es sollte nur eine Geldspritze sein“
ario, ein Mitarbeiter der Firma Grow-Bonn, ist 27 Jahre alt und war, wie er selbst sagt, ein M leidenschaftlicher Grower. Im März 2014 bekam er plötzlich Besuch von der Polizei. Die Beamten beschlagnahmten bei dieser Aktion insgesamt 3.300 Gramm Gras, fertig in Portionen
abgepackt für den Verkauf. Jetzt, nachdem die Gerichtsverhandlung vorbei ist und sich alles wieder beruhigt hat, möchte er mit uns über seinen Anbau und die damit verbundenen Erfahrungen sprechen. Also machen wir uns auf den Weg nach Bonn, wo uns Mario und sein Hund Chico herzlich empfangen.
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underground growing
Mario: Hallo. Ihr seid genau zum richtigen Zeitpunkt gekommen, der Kaffee ist gerade fertig aufgebrüht. grow! Das nennt man Timing. (Mario bringt uns Kaffee und zeigt uns Fotos von seiner Growanlage auf dem Computer.) Mario: Schaut mal, wo wir jetzt sitzen, stand früher alles voller Pflanzen. grow! Wie groß war deine Grasanlage denn? Mario: Ich hatte fünf Lampen in Betrieb. Unter jeder Lampe stand ein Growtisch von 120 mal 120 Zentimetern. Insgesamt waren das 7,2 Quadratmeter Anbaufläche. Der komplette Raum war ungefähr zwanzig Quadratmeter groß. grow! Da hattest du aber viel Platz zum Arbeiten. Mario: Ja, das braucht man auch. Der Anbau sollte ja in erster Linie Spaß machen. Ich habe mich oft und gerne zusammen mit meinen „Ladies“ in diesem Raum aufgehalten. Und ich habe versucht, sie so gut ich konnte zu verwöhnen. Nur das Beste war mir gut genug. grow! Du sagtest, dass du mit fünf Lampen gearbeitet hast. Wie viel Watt Arbeitsleistung hatten sie jeweils? Mario: Ich hatte eine 1000-WattArmatur sowie vier 600-Watt-Lampen. Alle Vorschaltgeräte waren regelbar und stammten von der Firma Gavita. Die 600-Watt-Vorschaltgeräte sind zwischen 300, 400, 600 und 660 Watt einstellbar gewesen. Besser als diese gefiel mir aber die 1000-Watt-Lampe. Ein Traum für jeden Grower. Man kann sie in fünf verschiedenen Stufen regeln. Wahlweise zwischen 600, 750, 825, 1000 und sogar 1150 Watt. Ich habe extra fünf verschiedene Leuchtmittel verwendet, um mal die Unterschiede „live“ sehen zu können. Das waren die Gavita Enhanced, Osram Plantastar, eine Osram NAV-T, eine Philips Son-T Pia Plus und eine 1000-Watt„Philips GreenPower Plus EL“. Ich habe alle fünf Lampen in den ersten Wochen auf 600 Watt eingestellt, um Unterschiede an den Pflanzen feststellen zu können, aber die sah man schon nach wenigen Tagen. Die Pflanzen unter der 1000-WattLampe entwickelten sich am besten. Das Lichtspektrum selbst sah auch ganz anders aus als das der anderen vier Lampen. Irgendwie klarer... schwer zu beschreiben.
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underground growing Obwohl, wie gesagt, alle Lampen auf 600 Watt eingestellt waren. Mein Fehler war, dass ich unter der 1000-Watt-Lampe 16 Pflanzen in 11-Liter-Töpfen angebaut habe. 10-Liter-Töpfe hätten da vollkommen gereicht. So hatten die Pflanzen etwas Platzmangel. Ich denke, statt der 120 Gramm hätte ich auch 140 Gramm pro Pflanze rausholen können. grow! Die Pflanzen sehen auf den Fotos alle kerngesund aus. Welches Medium hast du verwendet? Mario: Ausschließlich CocoSubstrat. Unter drei Lampen habe ich jeweils 6-LiterAir-Pots verwendet, unter der 1000-Watt-Lampe standen herkömmliche 11-Liter-Töpfe. Unter der fünften Lampe wuchsen die Pflanzen in 9-Liter-Töpfen. Insgesamt hatte ich ungefähr 70 Töpfe in diesem Raum in Blüte stehen. grow! Hast du Unterschiede bei der Verwendung von AirPots und den herkömmlichen Töpfen erkennen können? Mario: Ja, der Unterschied war groß. Die Air-Pots sorgten regelrecht für eine Wurzelexplosion, was natürlich super war. Im Wachstum kann man sich nichts besseres wünschen. Aber in der Blüte bekommt man dann schnell Probleme. Das Wasser verdunstete viel schneller als in den anderen Töpfen – dadurch versalzte das Medium schneller und es musste ständig gespült und gedüngt werden. Meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass die Air-Pots gut für die Wachstumsphase geeignet sind, aber nicht optimal für die Blütephase. Natürlich könnte man die Blütezeit erfolgreich mit diesen Töpfen überstehen, aber das verursacht zusätzliche Arbeit. Nicht nur die richtige Wahl der Töpfe ist wichtig, sondern auch die Qualität des Coco-Substrats. Ich bevorzuge ein Coco-Substrat mit einem niedrigen EC-Wert, mit Spurenelementen und Trichoderma. Der EC-Wert ist bei vielen Herstellern unterschiedlich und liegt zwischen 0,4 und 1,2 EC. Das ist wichtig zu wissen, um eine Überdüngung zu vermeiden. Ich habe mich damals für Coco-Substrat entschieden, weil es sich ähnlich wie Erde verhält, aber so wie Hydrosysteme einen besseren Ertrag liefert.
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underground growing grow! Hast du bei den unterschiedlichen Töpfen am Ende auch Ertragsunterschiede bemerkt? Mario: Ja, aber nur sehr geringe. Die 6-Liter-Air-Pots haben einen etwas besseren Ertrag gehabt. Ich denke aber, dass 6-Liter-Töpfe generell vollkommen ausgereicht hätten. Nur wenn die Wachstumsphase länger als drei Wochen wäre, würde ich größere nehmen. grow! Welche Düngemittel und Zusätze hast du verwendet? Mario: Ich habe hauptsächlich bloß Wurzelstimulator und einen Zwei-Komponenten-Mineraldünger verwendet – später in der Blütephase, ab der fünften Woche, einen Blütenbooster. Ach ja, der Nährlösung habe ich ab der zweiten Wachstumswoche bis zehn Tage vor der Ernte Enzyme beigegeben. Dosiert habe ich den Dünger immer anhand des Hersteller-Zuchtschemas. Das war ganz praktisch und ich musste mich so nicht mit Über- oder Unterdüngungen herumärgern. Jeder kann auf der Homepage des Herstellers so ein eigenes Düngeschema berechnen lassen. Dazu gibt man nur pH- und EC-Wert des Leitungswassers ein, entscheidet danach, ob die Pflanzen leicht oder stark gedüngt werden sollen, und schon erhält man alle nötigen Informationen. Einfach ausdrucken und danach arbeiten – fertig.
underground growing schmecken können. Gutes Gras erkenne ich auf den ersten Blick. Das Gras muss mich ansprechen, der Geruch und auch das Aussehen der Blüten muss stimmen. Sobald irgendetwas nicht so ist wie es sein sollte, gehe ich davon aus, dass es auch nach dem Rauchen nicht gefällt. grow! Hast du mit Stecklingen oder Samen gearbeitet? Mario: Ich habe ausschließlich mit feminisierten Samen gearbeitet. Mir haben Samenpflanzen schon immer besser gefallen als Stecklinge. Der Hauptbud ist da viel dicker und größer, weil die Pflanzen im Vergleich zu Stecklingen eine Pfahlwurzel haben, mit der sie viel schneller Nährstoffe aufnehmen können. Hier auf den Fotos seht ihr die Jack Herer von Vision Seeds. Diese Sorte wächst mittelgroß, ist hitze- und schimmelresistent und produziert echt fette Buds. Die Keimquote liegt bei ungefähr 95 Prozent und nur sehr selten war mal ein Krüppel dabei. Nur über die Sorte Silver Haze von derselben Samenbank habe ich schon des Öfteren gehört, dass sie stressanfällig ist und schnell zu zwittern anfängt. Was man jetzt hier auf den Fotos nicht so gut sieht, ist die Timerbox von Bio-GPower für die vielen Vorschaltgeräte. In dieser Timerbox konnte ich bis zu acht 600-Watt-Lampen gleichzeitig anschließen. Das kostet nicht viel mehr als einzelne Zeitschaltuhren, ist aber sicherer. Die Reflektoren waren von Hortiline. Ich habe sie deshalb ausgewählt, weil sie sich perfekt für quadratische Anbauflächen eignen. grow! Hast du mit einem Bewässerungssystem gearbeitet oder per Hand gegossen? Mario: Die Bewässerung habe ich von Hand gemacht. In einer Ecke befand sich ein faltbarer 100-Liter-Tank mit Nährlösung. Darin habe ich eine 5000-Litergrow! Wenn man die Fotos von den Pflanzen betrachtet, fehlt es ihnen scheinbar an nichts. Du hast wohl gewissenhaft gearbeitet? Mario: Ja, darauf habe ich großen Wert gelegt. Bevor ich mit dem Growen angefangen habe, hatte ich mich fast vier Jahre lang im Internet und in Büchern schlaugelesen. Erst als ich mir hundertprozentig sicher war, dass ich alles alleine schaffe, habe ich losgelegt. Natürlich hatte ich Freunde, die selbst angebaut haben und bei denen ich ebenfalls Erfahrungen sammeln konnte. grow! Wir haben schon öfter gehört, dass der Geschmack von Gras bei der Verwendung von Erde besser sei. Wie ist deine Meinung? Mario: Ich denke, dass ich nicht der „Gourmet“ schlechthin bin, der da Unterschiede bemerken würde. Natürlich habe ich auch schon davon gehört, aber ich selbst habe es nie wirklich heraus-
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underground growing Tauchpumpe versenkt, die mit einem Teleskop-Gießstab verbunden war. So konnte ich bequem alle Pflanzen erreichen und habe sie täglich je nach Bedarf gegossen. Wie man auf manchen Fotos gut erkennen kann, habe ich unten an den Pflanzen die Seitentriebe entfernt. Das hatte den Vorteil, dass ich mit dem Gießstab überall herankam und die Pflanzen so einen dickeren Hauptbud bildeten. Das wiederum erleichtert die Ernte und verbessert die Qualität, denn man erntet weniger Schattenblüten. Den Nährstofftank habe ich alle fünf Tage gereinigt und neu befüllt. Unter den Tischen seht ihr Plastikwannen zum Auffangen des Dränagewassers. Meiner Meinung nach muss nicht – wie manche sagen – bei jedem Gießen wieder zwanzig bis dreißig Prozent Dränagewasser aus den Töpfen fließen. Das habe ich nur im Fall von einer Über- oder Unterdüngung so gehandhabt. Ich denke, die Pflanzen haben dann einfach zu wenig Sauerstoff im Medium und zudem zieht diese Nässe nur Ungeziefer an. grow! Hattest du denn mal Probleme mit Schädlingen? Mario: Nein, zum Glück nicht, aber ich habe in der fünften Woche, hauptsächlich bei den Air-Pots, bemerkt, dass die Pflanzen eine Überdüngung anzeigten.
underground growing ich einen 2500-m³/h-Softbox-Lüfter mit einem 3100-m³/h-Kohlefilter und passendem Schalldämpfer verwendet. Für ausreichend Zuluft diente ein 1000-m³/ h-Lüfter. Die Temperatur lag nachts bei ungefähr 18 °C und tagsüber bei maximal 26 °C. Die Luftfeuchtigkeit lag bei 50, maximal 60 Prozent. Damit es von außen wie eine normale Wohnung aussah, habe ich das Fenster und die Balkontür mit einer selbst gebastelten Holzkiste verschlossen, sodass kein Lichtschein nach draußen drang, ich aber trotzdem beide Fenster auf Kipp öffnen konnte. Von draußen sah alles normal aus. Ein paar Gardinen und Bambuspflanzen zur Deko – fertig. Und niemand schöpfte Verdacht. grow! Wie viele Pflanzen hattest du insgesamt und wie hoch war deine Ernte?
Daraufhin habe ich alle Pflanzen mit einer Nährstofflösung mit einem EC-Wert von 1,4 gespült, bis ungefähr dreißig Prozent Dränage aus den Töpfen floss. Eine Woche später, in der sechsten Blütewoche, habe ich dann mit PK 13/14 (Blütebooster) angefangen. grow! Konntest du eine Veränderung nach der Gabe von PK 13/14 feststellen? Mario: Oh ja. Die Blütenproduktion hat explosionsartig angefangen. Man konnte täglich eine Veränderung der Buds feststellen, das war der Wahnsinn. Zwei Wochen vor der Ernte habe ich dann nur noch mit pH-reguliertem Wasser gegossen. Für die Abluft habe
Mario: Ich hatte insgesamt 70 bis 80 Pflanzen. Von diesen habe ich 3.800 Gramm geilstes Ganja geerntet. Ich habe die Blüten getrimmt und die komplette Pflanze dann kopfüber zum Trocknen aufgehängt. An dem Tag der Hausdurchsuchung sollte die Ernte verkauft werden. Alles war schon fertig abgepackt. Ich wollte nur nochmal eben kurz mit meinem Hund Gassi gehen. Auf dem Rückweg empfingen mich dann aber sechs Polizisten mit einem Hausdurchsuchungsbefehl vor meiner Haustür. Was dann passiert ist, kann man sich ja wohl denken. grow! Weißt du denn, wie die Polizei auf dich kam? Mario: Ja, durch einen Verräter. Wie ich später von meinem Anwalt erfahren habe, war dieser Denunziant ein derzeit guter Freund von mir, den ich schon seit sieben Jahren kannte. Wir haben viel zusammen
unternommen. Er hatte mir sogar geholfen, den Pflanzenraum einzurichten. grow! Warum hat er dich denn dann angezeigt? Mario: Wir hatten vereinbart, dass er für seine Hilfe fünfzig Gramm Gras bekommen würde. Ich gab ihm dann zunächst zwanzig Gramm Gras, allerdings mit dem Versprechen, dass die restliche Menge ein paar Tage später käme. Zwei Tage vor Silvester 2014 schickte er mir eine Nachricht mit den Worten: „Ich möchte dich am liebsten tot sehen und wünsche dir die Hölle auf Erden.“ Ich habe mir aber niemals vorstellen können, dass er so weit geht und mich verpfeift. Er dealte ja selbst viele Jahre lang. Mein Anwalt hat mir nach Akteneinsicht eine Kopie dieses anonymen Briefs gezeigt, der am 2. Januar bei der Polizei eingegangen war. Im Brief stand, dass mein Hund ein gefährlicher Kampfhund sei, der schon beinah ein Kind gebissen habe, und dass ich ihn nicht unter Kontrolle hätte, dass ich unter Drogeneinfluss Auto fahre, sehr aggressiv sei und dass ich in den letzten Monaten immer mit Säcken voll Erde, Lampenschirmen, Töpfen und vielen Kartons durch das Treppenhaus laufen würde. Er wollte, dass ich in den Knast komme, mein Hund ins Tierheim muss und ich zusätzlich noch meinen Führerschein verliere. Sogar dass ich in einem Growshop arbeite, hat er denen gesteckt. Manche Sachen in dem anonymen Brief konnte nur dieser Typ wissen. grow! Hat dein Arbeitgeber auch Probleme mit der Polizei bekommen? Mario: Nein, das habe ich anfangs auch befürchtet, aber ich wurde ja laut Akte observiert. Daher denke ich, dass die Behörden wussten, das Grow-Bonn nichts damit zu tun hatte. grow! Wie ist es dann vor Gericht für dich ausgegangen? Mario: Besser als ich dachte. Ich habe eine Haftstrafe von 22 Monaten bekommen, die auf drei Jahre Bewährung ausgesetzt wurde. Zusätzlich musste ich eine einmalige Spende von dreihundert Euro an die Gemeinde zahlen – anstatt eines Bußgelds. Und ich muss regelmäßig während der Bewährungszeit zum Bewährungshelfer und für ein Jahr regelmäßig Drogenscreenings machen. grow! Und, bist du jetzt vom „Grow-Fieber“ befreit? Mario: (lacht laut) Nein, ich habe keine weiteren Pläne in diese Richtung. Ich bin also vom „Ganja-Fieber“ geheilt. Ich wollte nur solange Gras anbauen, bis ich genug Geld für einen eigenen Shop in meiner Heimat Lettland zusammengehabt hätte. Das war mein Plan. Es sollte nur eine Geldspritze sein. Tilo Clemeur
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fragen & antworten
Fragen & Antworten mit
Professor Lee
er Anbau-Experte und Autor des Buchs „Marijuana 101: ProfesD sor Lee’s Introduction to Growing Grade A Bud“ weiß bestens Bescheid über die entscheidenden Grundlagen und Feinheiten, auf die es
bei der Pflanzenzucht ankommt. Er betreibt eine regelmäßige Kolumne im Weed World Magazine, in der er Fragen von Growern beantwortet. Dort gibt er Tipps und Ratschläge zu Anbausystemen, Aufzucht, Pflege, Genetik und vielem mehr. Ab jetzt könnt ihr die Antworten, die Professor Lee seinen gärtnernden Lesern gibt, auch in der grow! lesen.
Professor, Hallo meine Mutter benutzt Blutmehl in ihrem Gemüsegarten. Ih-
ren Pflanzen geht es richtig gut. Wäre es in Ordnung, Blutmehl auch für meine direkt in Erde gesetzten Cannabispflanzen zu nutzen? Woraus besteht Blutmehl? Ist es wirklich Blut? Wie gut ist es als Dünger? Gibt es weniger blutige Alternativen? Mark
Mark, Hallo ja, Blutmehl
“Blutmehl besteht wirklich aus Blut. Es ist eine sehr gute Nährstoffquelle für vegetatives Wachstum.”
besteht tatsächlich aus Blut – üblicherweise Rinderblut aus Schlachthäusern. Die durchschnittlichen Nährstoffwerte liegen bei 13 % Stickstoff, 1 % Phosphor und ungefähr 0,5 % Kalium, was es zu einer sehr guten Nährstoffquelle für vegetatives Wachstum macht. Ich empfehle einen Dünger mit weniger Stickstoff und mehr Kalium. Eine vegane Alternative wäre Alfalfa-Mehl: 2–3 % Stickstoff, 1 % Phosphor, 1 % Kalium. Viel Glück! Professor Lee
Professor Lee, Lieber meine Cousine erzählte mir, dass sie ihre Pflanzen über die
Blätter düngt. Das kommt mir etwas seltsam vor. Funktioniert das wirklich? Und was kann schiefgehen? Danke! Tasha
Tasha, Liebe Düngung über die Blätter gibt es wirklich und funktioniert
bei richtiger Handhabung sehr gut. Es ist eine der einfachsten Methoden zur Düngung von Pflanzen in der Wachstumsphase oder in der frühen Blüte. Wer keinen Dünger konsumieren und schimmelnde Blüten vermeiden will, sollte keine Pflanzen besprühen, die sich schon mitten in der Blüte befinden. Einmal
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“Blattdüngung funktioniert großartig, wenn es richtig gemacht wird. Man muss jedoch die Blätter jede Woche mit klarem Wasser abspülen, um Überdüngung und/oder verstopfte Stomata zu vermeiden.”
wöchentlich sollten die Blätter mit klarem Wasser gewaschen werden, um Überdüngung und/oder verstopfte Stomata zu vermeiden. Stomata sind die Poren der Blätter, die den CO2/ O2-Austausch und eine Verdunstung ermöglichen. Ich ziehe ein Kompost-Extrakt vor, das von allen Bestandteilen befreit wurde, die den Sprüher verstopfen könnten. Die Lösung sollte letztlich einen pH-Wert zwischen 6,2 und 7 haben. Manche Leute verwenden Fisch-Emulsion oder FledermausGuano, doch diese Mischungen riechen furchtbar und können unhygienisch sein. Kauf Dir einen Sprüher, der einen superfeinen Nebel erzeugt. Outdoorpflanzen besprüht man besten am frühen Morgen oder am Abend, wenn die Luft kühler ist. Die Stomata sind dann offen und empfänglich für die Nährstoffe. Während den heißeren Tageszeiten zu Sprühen, kann die Pflanzen verletzen, da die Tropfen wie Millionen kleiner Lupen wirken, die die Blätter verbrennen. Drinnen sollte man niemals in der Nähe einer heißen Lampe sprühen! Sie könnte platzen und Dich durch umherfliegendes Glas und Chemikalien verletzen. Am besten ist es, die Lampen auszuschalten und vollständig abkühlen zu lassen oder die Pflanzen herauszunehmen, zu besprühen und trocken zu lassen, bevor man sie wieder zurückstellt. Professor Lee
fragen & antworten Professor, allo Professor, Heyworaus H bestand die Genetik der guten alten Skunk? Ich erich wüsste gerinnere mich, dass es mörderisch war… es hat mich völlig weggeschossen! Ray
Ray, Heygroßartige Frage. Die ursprüngliche Skunk #1 war der erste
stabile Hybrid, der von den Niederländern produziert wurde. Ich weiß, dass Sacred Seeds in den späten Siebzigern Afghani
ne, wie viel Feuchtigkeit meine Pflanzen vertragen oder benötigen. Ich baue meinen ersten Growraum in einem Wandschrank und weiß nicht, ob ich einen Befeuchter, einen Entfeuchter oder nichts davon benötige. Jeder Ratschlag wäre toll! Mac
“Du kannst in jedem anständigen Gartenhandel ein Feuchtigkeitsmessgerät kaufen, um sicherzugehen, dass Du kein Feuchtigkeitsproblem in Deinem Growraum hast.“
Mac, Lieber unausgeglichene Feuchtigkeit ist eines der selteneren Pro-
bleme, mit denen Grower zu tun haben, doch es ist wichtig, ein Auge darauf zu haben. In neun von zehn Fällen sind Grower selbst für ihr Feuchtigkeits-Problem verantwortlich, indem sie auf viel zu engem Raum und bei hoher Hitze schwitzende Pflanzen anbauen. Du kannst in jedem anständigen Gartenhandel ein billiges Feuchtigkeitsmessgerät kaufen. Lass es für ein paar Stunden in dem zukünftigen Growraum, um einen Eindruck von der vorhandenen Feuchtigkeit zu bekommen. Diese kann durch viele Faktoren wie Jahreszeiten, Wetter und lokales Klima beeinflusst werden. Ich glaube nicht, dass Du auf dem Gebiet Probleme haben wirst, es sei denn Du lebst in einer extremen Klimazone wie der Wüste oder dem Regenwald.
“Original Skunk #1 von Sensi Seeds ist eine erstaunliche Sorte.
Indica, Acapulco Gold und Columbian Gold gekreuzt hat, um diese immer noch sehr beliebte, sativa-dominante Sorte zu produzieren.
“Skunk #1 von Homegrown Fantaseeds ist eine fantastische Sorte, die heute weltweit sehr beliebt ist.”
Ich hoffe, ich konnte Dir helfen.
Interessanter wird es, sobald Du ein paar Pflanzen und Equipment in Deiner Anlage hast. Pflanzen verdunsten natürlich Wasser, wodurch die Feuchtigkeit angehoben wird. Die Werte steigen, wenn die Pflanzen größer werden. Jegliches Equipment, das Hitze abgibt, verstärkt den Drang der Pflanzen, Wasser abzugeben – was wiederum die Luftfeuchtigkeit ansteigen lässt. Eine weitere mögliche Quelle für Feuchtigkeit könnte ein hydroponisches System sein, das in die Anlage verdunstet. Aber auch direkt nach dem Gießen von Pflanzen können besonders hohe Feuchtigkeitswerte gemes- “Gärtner mit Gewächshaus lassen sen werden. Der eine Lücke in der Spitze des Daches, beste Weg, um um einen Anstieg von Feuchtigkeit zu die Feuchtigkeit in vermeiden. Luftzirkulation ist in jeder der Anlage zu sen- Anbau-Situation entscheidend.“ ken, ist eine Kühlung des Raums mit Ventilatoren und ein ordentliches Belüftungssystem, das die heiße, feuchte Luft entfernt. Während der Wachstumsphase verträgt Cannabis eine Luftfeuchtigkeit von bis zu 90 %, bevor die meisten Probleme mit Pilzbefall auftreten. Während der Blütephase ist es eine gute Idee, die Werte unter 50 % zu halten, 30–45 % wären ideal. Danke für die Frage. Professor Lee
Professor Lee
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fragen & antworten Professor, Hallo ich bin auf der Suche nach
besseren Möglichkeiten für die Haltung meiner Mutterpflanze. Ich habe eine SourDiesel-Pflanze in einem kleinen Drei-Gallonen-Deep-
“Die Wurzeln aus einem DeepWater-Culture-System (DWC).”
Water-Culture-System (ca. 11 Liter) unter einer 160-Watt-Fluoreszenzlampe. Der Raum ist weiß gestrichen und bietet gerade genug Platz für die Pflanze und einen Kasten voll Klone, die ich alle paar Monate “Beim DWC-Anbau wachsen ansetze. Ich befürchte, sie zu die Wurzeln so lange, bis sie oft zu beschneiden, aber sie Wasser und Nährstoffe aus wächst so verdammt schnell! dem Medium beziehen.” Hin und wieder schnappe ich mir eine Baumschere, mähe die oberen paar Zentimeter einfach ab und lasse sie nachwachsen. Wie lange hält sich eine durchschnittliche Mutterpflanze unter solchen Bedingungen? Kann ich das Wachstum irgendwie verlangsamen, ohne der Pflanze zu schaden? Danke! Mommy Dearest
Mommy Dearest, Hallo Mutterpflanzen sind ein super Hilfsmittel für Grower. Man kann eine Ladung genetisch identischer Pflanzen nach der anderen großziehen. Das erspart vieles Raten, was Wachstum, Zeitraum und Ertrag angeht. Die naheliegende Kehrseite ist, dass man immer und immer wieder nur die gleiche Pflanze züchtet, was langweilig werden könnte. Um ein wenig Abwechslung zu bekommen, kann man die Mutterpflanze hin und wieder auswechseln oder sich mehr als eine Mutterpflanze halten. Man kann Mutterpflanzen zu sehr beschneiden, so dass sie recht dünn werden. Wenn sie nicht genügend Dünger bekommen und keinen fürsorglichen Betreuer haben, können sie krank werden und eingehen. Sollte Deine Pflanze ein wenig schwächeln, solltest Du sie durch einen Klon von ihr selbst oder am besten durch eine völlig neue, aus einem Samen gezogene oder aus zuverlässiger Quelle erworbene Mutterpflanze ersetzen. Die Dauer an Tageslicht zu reduzieren, ist ein alter Trick, um das Wachstum einer Pflanze zu verlangsamen. Reduziere die Dauer gerade genug, um die Blüte zu verhindern. 14 oder 15 Stunden Licht wären ein guter Anfang. Wenn Du unter derselben Lichtquelle Klone wurzeln lässt, kannst Du die Lichtdauer auf 24/7 erhöhen, bis die Klone fertig sind. Dieser Trick reduziert nicht nur Wachstumsraten, sondern auch Stromrechnungen. Ich hoffe, ich konnte helfen. Professor Lee
Lee, HeyIchProfessor muss mich um das Geruchsproblem meiner Pflanzen
kümmern. Für mich ist der Anbau zwar legal, aber ich möchte ihn dennoch unbemerkt betreiben. Meine sechs Pflanzen sind noch klein, aber den Geruch bemerkt man bereits, wenn man den Raum betritt. In einem Monat wird wahrscheinlich mein ganzes Haus stinken – von der Blütezeit mal ganz zu schweigen. Meine größte Sorge ist, dass ich eines Abends nach Hause komme und feststelle, dass eingebrochen wurde, weil ir-
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gendein Scheißkerl meine Pflanzen wollte. Ich habe mich online nach Ionisatoren und Kohlefiltern umgesehen. Was leistet die bessere Arbeit? Oder sollte ich mir beides anschaffen? Stinky aus Denver
Stinky, Hallo Du hast recht, es ist besser unauffällig zu bleiben. Diebe
gehören zu den schlimmsten Schädlingen, die man sich als Grower zuziehen kann – vor allem wenn sie von der gewalttätigen Sorte sind. Raumluft-Ionisatoren geben negativ geladene Ionen ab, die sich mit den positiv geladenen Geruchspartikel der Pflanzen verbinden. Die kombinierten Partikel sind zu schwer, um in der Luft zu schweben und fallen zu Boden oder auf jede Oberfläche in der Nähe des Geräts. Es ist immer eine gute Idee, die Wände in der Nähe abzudecken, damit man später nicht neu streichen muss. Ionisatoren sollten regelmäßig von allen Ablagerungen befreit werden, damit sie langfristig effizient arbeiten. Der einzige Nachteil an Ionisatoren ist, dass sie Elektronik wie Fluoreszenzlampen, Laptops und Computer beeinflussen können. Einige Grower berichten sogar von reduziertem Geruch ihrer Blüten. Doch in Deinem Fall könnte das ein Pluspunkt sein. Kohlefilter funktionieren, indem Aktivekohlestaub oder -pellets den Geruch absorbieren. Sie sollten in Kombination mit einem Ventilationssystem verwendet werden, damit die Abluft gereinigt wird, bevor sie abgegeben wird. Es gibt einige eigenständige Kohlefiltergeräte, die Gerüche aus der Raumluft entfernen. Diese haben üblicherweise einen Filter der dem einer Klimaanlage ähnelt. Je nach Größe, Art und Hersteller hält der durchschnittliche Filter neun bis zwölf Monate. Es schadet “Der Geruch einer Anbauanlage definitiv nicht, beides zu lässt sich mit Kohlefiltersystemen benutzen. Verdammt, Du wie diesem hier kontrollieren.” und Deine Pflanzen würden davon auch etwas haben, denn Geruchsreduktion ist nicht das einzige, was Ionisatoren und Kohlefilter leisten. Sie entfernen sowohl Pathogene wie Pilze und Viren als auch Allergene wie Pollen und Staub. Wenn Du es mit beidem versuchst und immer noch meinst, im Haus etwas riechen zu können, würde es nicht schaden, ein paar Duftspender im Haus zu verteilen. Ich hatte immer einen in der Nähe der Haustür, damit die Leute, wenn ich an die Tür ging, dachten, dass es in meinem Haus nach tropischer Brise riecht und nicht nach frischer Kush. Einfach durchatmen! Professor Lee
Professor Lees Buch „Marijuana 101: Professor Lee’s Introduction to Growing Grade A Bud“, erschienen im Green Candy Press Verlag, ist erhältlich unter der ISBN: 978-1931160773.
Achtung: Der Anbau von Cannabis ist in den meisten
Ländern verboten. Bitte beachtet die jeweiligen Gesetze...