KLASSENKAMPF 23

Page 1

Nummer 23 /September 2015

Zeitung der Gruppe Klassenkampf - für Rätemacht und Revolution

2.--

Wahlen im Burgenland, in der Steiermark:

Implosion der SPÖ Wie die Landtagswahlen im Burgenland und der Steiermark gezeigt haben, beschleunigt sichl die Krise der SPÖ. Im bundespolitischen Rahmen bedeutet das in Umfragen 23 % und somit ein Minus von satten 10 Prozentpunkten seit der Nationalratswahl 1999, nach der man den Gang in die Opposition antreten musste. Gegenüber 2005 – als die FPÖ in Umfragen bei 5 % lag und Jörg Haider das BZÖ gründete – hat diese ihre Umfragewerte mit 28 % mehr als verfünffacht. Vergessen sind offenbar die negativen Höhepunkte der FPÖ Regierungsbeteiligung wie Ambulanzgebühr, Unfallrentenbesteuerung, Eurofighterdebakel oder der größte Pensionsraub in der Geschichte der 2. Republik in Form der Pensionsreform 2004. Immer noch in den Medien präsent, aber von den WählerInnen nicht der Strache FPÖ zugeordnet, sind die Kärntner FPÖVermächtnisse wie die 19 Mrd. EUR Pleite der Hypo Alpe Adria mit ihren Mahnmalen Wörtherseestadion und Wörtherseebühne. Die Verweigerung von Ko­ alitionen mit der FPÖ gehört seit fast 30 Jahren – seit dem “Haider­Putsch” in der FPÖ 1986 – zum Selbstverständnis der SPÖ. Realpolitisch hat die SPÖ in Regierungsverantwor­ tung in dieser Zeit die Ver­ staatlichte Industrie fast vollständig privatisiert, Selb­ stbehalte im Gesundheit­ swesen und in der Bildung eingeführt bzw. massiv er­ höht, Massensteuern erhöht (z. B. „kalte“ Lohnsteuerpro­ gression, Tabaksteuer, mo­ torbezogene Versicherungs­ steuer), die Vermögenssteuer abgeschafft, das Stiftungs­

recht eingeführt oder auch den schwarzblauen Pension­ sraub von 2004 sowie die Senkung der Körper­ schaftssteuer nicht rück­ gängig gemacht. Mit dem Untergang von Konsum und BAWAG gingen zudem neben den Verankerungen in der ehemaligen Verstaatlichten Industrie zwei wichtige Grundpfeiler verloren. Bereits 1999 zeigte sich in der Operation Spring, dass auch ein sozialdemokrat­ ischer Innenminister ge­ genüber AsylwerberInnen nicht zimperlich sein muss und daher Differenzen mit

Wiener Landtagswahl im Oktober: Die reaktionären Kräfte scharen sich um FPÖ-Obmann Strache. Im Bild mit Ursula Stenzel, ehemals ÖVPBezirksvorsteherin der Inneren Stadt, jetzt auf Platz 3 der FPÖ-Landesliste der FPÖ in der Asylpolitik spätestens seitdem über­ windbar erscheinen. Aktuell ist zu sehen, dass die provis­ orische Unterbringung von Flüchtlingen in Notunterkün­ ften und die Befürwortung der Schaffung von Auffangla­ gern an den EU Grenzen durch ÖVP Innenministerin Mikl­Leitner auf wenig Wider­ stand in der SPÖ stoßen. Mangels fundamentaler realpolitischer Differenzen war eine Zusammenarbeit der SPÖ mit der FPÖ nur noch eine Frage der Zeit. Es darf nicht vergessen werden, dass die erste Regierungs­

Erklärung des CoReP: Freie Einreise für Flüchtlinge aus Ostafrika und Westasien nach Europa!

beteiligung der FPÖ auf Bundesebene im Jahr 1983 unter dem sozialdemokrat­ ischen Kanzler Fred Sinowatz über die politische Bühne ging. Trotz des scheinbaren Übergewichts des “liberalen” Flügels unter Norbert Steger konnte auch damals kein Zweifel darüber bestehen, dass die FPÖ als Nachfolge­ partei des “Verbands der Un­ abhängigen” nach wie vor die bevorzugte Heimat alter und neuer Nazis war, wenn es um ein “gemäßigtes” Auftreten nach Außen ging. Im Burgenland – der polit­ ischen Heimat von Fred

ISSN: 2220­0657


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.