GS1 info 3/2016

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Magazin für Supply Chain Management  03.16

Standards fürs Leben GS1 Standards für unsere Gesundheit: Sicherheit, Transparenz und Rückverfolgbarkeit. s08


INHALT

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Aktuell

Thema

Standards & Praxis

04 News WordRap, News, Veranstaltungen Hätten Sie’s gewusst?

08 GS1 Healthcare Day GS1 Standards für unsere Gesundheit Programmvorschau

13 Überblick Erhöhte Transparenz und Customer Experience dank QR-Codes GS1 Standards im Onlinehandel

06 ECR Kurse Aus 1 mach 3 07

Barcode im Alltag Gegenstandslose Kunst Café mit Codierung Sieh mir in die Augen

Impressum: Eigentümer, Herausgeber und Medieninhaber: GS1 Austria GmbH, 1040 Wien, Brahmsplatz 3; Telefon: +43-1-505 86 01; Fax: +43-1-505 86 01-22; E-Mail: office@gs1.at, Internet: www.gs1.at; Grundlegende Richtung: Informationsmagazin zur Unterstützung des Unternehmensgegenstandes. Chefredakteurin: Mag. Daniela Springs; Layout & Produktion: ­Starmühler Content Marketing, 1010 Wien, Schellinggasse 1, www.starmuehler.at; Erscheinungsweise: viermal jährlich; Auflage: 12.500 Exemplare; Titelfoto/Illustration: © Starmühler Content Marketing Hinweis: Aus Gründen der Lesbarkeit wird auf geschlechtsspezifische Formulierungen verzichtet.

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14 Round Table Eine Sache des Vertrauens 18 GS1 Austria Solution Provider Program 19 „Upstream“ Die Top-fünf-Erkenntnisse 20 GS1 Sync B2B rückt in den Mittelpunkt 22 Zu Gast beim … Eierring Herzogstuhl 24 Gastro–EDI Die Anforderungen der Zukunft 25 Serie: GSMP

© Foto: GS1 Austria/Gregor Schweinester

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EDITORIAL

Value unchained!

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Standards & Praxis 26 GS1 Print mit neuen Funktionen 27 Gastbeitrag Dr. Madlberger Das Marktmacht-Pendel schwingt zur Industrie zurück

So lautet das Motto des heurigen ECR Austria Info­ tages, bei dem wir die herkömmliche Lieferkette hinterfragen. Werden aus linearen Supply Chains Netzwerke? Gibt es die oft beschworene Supply C ­ hainPartnerschaft auch in Zukunft noch? Eine Entwicklung liegt diesen Fragen zugrunde, nämlich die Digitalisierung der Information entlang der Supply Chain. Selbstverständlich ist heute der strukturierte Austausch von Bewegungsdaten im Dreieck Industrie, Logistik, Handel. Niemand kann sich vorstellen, wie sonst die 250 Millionen EDI Nachrichten jährlich in Österreich ausgetauscht und verarbeitet werden könnten. Digitalisierung erfasst aber auch die Artikelstamm­ daten. So haben wir jetzt begonnen, die wichtige Lücke zu schließen und nach den B2C- nun auch die B2B-Stammdaten zu strukturieren und zu digitalisieren. Voraussetzung dafür war, dass sich die österreichische Konsumgüterbranche auf ein Datenprofil geeinigt

„Wir haben begonnen, die wichtige Lücke zu schließen und die B2B-Stammdaten zu digitalisieren.“ hat. Die händlerspezifischen Artikelpässe fallen somit künftig weg. Das bringt enorme Effizienzgewinne und ist ein wunderschönes Beispiel dafür, wie man Werte entfesselt und letztendlich die Grundlage für zeitgemäße Supply Chains schafft. Ich freue mich auf einen spannenden ECR Austria Infotag, der noch viele weitere Aspekte dieser Entfesselung beleuchten wird.

28 eGovernment Öffentliche Verwaltung und Reformen – passt das zusammen? Viel Freude beim Schmökern!

Wissen & Innovation 29 Wissenshäppchen Höhere Verfüg­bar­keit trotz geringerer ­Lagerhaltung? Google setzt auf GTIN

Ihr Gregor Herzog Geschäftsführer

30 ECR Austria Infotag mit Programmvorschau

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AKTUELL

GS1 WordRap mit Wilhelm Leithner

Standard beruhigt 1. Als Kind wollte ich werden … Baumeister – ich bin leidenschaftlicher „Häuslbauer“ und habe Spaß daran, etwas Bleibendes und Sichtbares zu errichten. 2. Das letzte Buch, das ich gelesen habe … „Das anständige Unternehmen“ von Reinhard K. Sprenger, eine Pflichtlektüre für Unternehmensführer. 3. Dafür würde ich mein letztes Geld ausgeben … für Kinder in Not. 4. Meine größte Stärke … vor scheinbar unlösbaren Problemen nicht zurückschrecken – es gibt für alles eine Lösung. 5. Meine größte Schwäche … meine Rückhand (Tennis) – die wird nie mehr besser werden. 6. Mit dieser Person würde ich ger­ ne für 24 Stunden die Rollen tauschen … mit J.C. Juncker – aber wirklich nur für 24 Stunden. 7. Standards sind … einfach beruhigend. 8. Als größte Errungenschaft in der Logistik empfinde ich … elektronischen Datenaustausch. 9. Gäbe es morgen kei­ ne Strichcodes mehr … wären übermorgen die Regale leer. 10. Für die ­Zukunft der ­ Logistik wün­ sche ich mir … offene und objektive Kalkulationen.

# No. GS1 EDI Standards

­Leithner, Geschäfts­ führer, TKL Lebensmittel Logistik GmbH

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Anwendungsempfehlung für das GS1 System

48 % aller GS1 Mitglieds­ organisationen aus

112 Ländern ^

verwenden GS1 EDI Standards.

GS1 Global User Manual V17.0 verfügbar Anwenderfreundlich Das GS1 Global User Manual (GUM) ist eine Anwendungsempfehlung für die am häufigsten genutzten GS1 Identifikations- und Strichcodestandards. Derzeit ist das GUM nur auf Englisch verfügbar. Ziel des Dokuments ist es, eine Empfehlung zur Verfügung zu stellen, die anwenderfreundliche und einfache, in das GS1 System einführende Beispiele enthält. Die Anwendungsempfehlung beschreibt die Grundzüge des GS1 Systems mit Hauptfokus auf die wichtigsten GS1 Identifikationsschlüssel. Beispiele dafür sind: Global Trade Item Number (GTIN), Serial Shipping Container Code (SSCC), Global Location Number (GLN) und die damit verbundenen GS1 Datenträger. www.gs1.at/downloads > Spezifikationen & Handbücher > GS1 Spezifikationen

100.000 Mario Sturmlechner/ADEG Unternehmen haben den GS1 Standard EANCOM® implementiert.

3

Branchen Wilhelm

Einfache

standen 2015 bei GS1 EDI Standards im Fokus: Gastronomie, Onlinehandel und Pharma­ industrie.

neu im GS1 Beirat

Neuzugang GS1 Austria freut sich, Mario Sturmlechner, Leiter Organisation der ADEG Österreich Handels AG, im GS1 Beirat begrüßen zu dürfen. Im GS1 Beirat agieren Unternehmervertreter aus den Bereichen Gewerbe, Industrie und Handel, um den Interessenausgleich zu wahren.

GS1 Austria Website ab sofort noch sicherer Datensicherheit Damit Ihre Dateneingabe auf der GS1 Austria Website, beispielsweise bei Anmeldung zum GS1 Newsletter oder einer Veranstaltung, in Zukunft noch sicherer übertragen wird, verfügt die Seite nun über eine verschlüsselte Verbindung. Erkennen lässt sich diese am Schloss-Symbol und „https“ vor der URL sowie dem Sicher­ heitszertifikat.


GS1 Austria Akademie 2. Halbjahr 2016 Weiterbildung Zum GS1 Profi kann man nun in drei Modulen, komprimiert auf jeweils 3,5 Stunden, werden. Die GS1 Austria Akademie bietet dem interessierten Logistiker die Möglichkeit, rasch die für eine globale Wertschöpfungskette wichtigen Bausteine rund um Identifikation, Kennzeichnung und Informationsfluss zu erlernen und zu erleben. Aus der Praxis für die Praxis – für Profis von Profis. Modul I: Das GS1 System, 4. Oktober 2016, Wien Modul II: Die Strichcodequalität, 11. Oktober 2016, Wien Modul III: EDI im Einsatz, 15. November 2016, Wien Des Weitern sind im Rahmen der GS1 Austria Akademie Vorträge für Schüler & Studenten, Workshops für Berufstätige, das Sondermodul „Grünes Licht an der Laderampe“ so­ wie individuelle InhouseSchul­ungen bei Unternehmen vor Ort buchbar. Details & Anmeldung unter www.gs1.at/akademie

© Fotos: TKL Lebensmittel Logistik GmbH, GS1 Austria, Fotolia

Hätten Sie’s gewusst? ... dass der GS1 DataBar mehr Information verschlüsseln und kleinere Gegen­stände kenn­ zeichnen kann als die EAN/UPC ­Symbologie? Der GS1 DataBar kann auch bei gewichts- und größenvariablen Produkten wie Fleisch, Wurst, Käse oder Convenience die Identifikationsnummer GTIN (Global Trade Item Number) verschlüsseln und daher natio­nale Nummernstrukturen wie HPID oder handels­interne Kennzeichnung ablösen. Alle FAQs zum GS1 System finden Sie unter: www.gs1.at/faqs

Veranstaltungen 12./13. September 2016, Wien _ Forum Industrie 2016 – Fachkonferenz „Zukunft Logistik“ Das Forum Industrie ist ein österreichischer Kongress rund um die rasanten Entwicklungen im Industriesektor. Experten vermitteln sofort umsetzbares Wissen für produzie­ rende Unternehmen. Die diesjährige Fach­ konferenz beleuchtet die Digitalisierung in der Logistik. www.iir.at/zukunft-logistik 15./16. September 2016, Leoben _ 14. Internationaler Leobener Logistiksommer Was bedeutet die vierte industrielle Revolution für jeden Einzelnen? Wie wirkt sich Industrie 4.0 auf den Menschen aus? Welche Lösungen prägen die Logistik in den nächs­ ten zehn Jahren? Diesen Fragen geht der zweitägige Logistikkongress, dem Motto „Dynamische Systeme in einer digitalen Welt“ folgend, in der Montanuniversität ­Leoben auf den Grund. www.logistik-sommer.at 27.–29. September 2016, Nürnberg/ Deutschland _ FachPack 2016 – Europäische Fachmesse für Verpackung, Technik, Veredelung und Logistik Von Packstoffen und Verpackungsmaschi­ nen über Verpackungsdruck/PrintPack und Veredelung bis zu Logistiksystemen und Services für die Verpackungsindustrie – die FachPack deckt alle Themen für die Verpackungsbranche ab. www.fachpack.de 28. September 2016, Wien _ GS1 Austria Healthcare Day 2016 „Identifikation als Heilmittel“ Siehe Informationen Seite 10/11. www.gs1.at/hcday2016 17. November 2016, Eventpyramide ­Vösendorf _ ECR Austria Infotag „Value unchained“ Siehe Informationen Seite 30/31. www.ecr-austria.at

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AKTUELL | ECR KURSE

Die Aufbaukurse sollen den Teilnehmern helfen Kundenbedürfnisse besser zu befriedigen.

AUS 1 MACH 3

Z

iel des bewährten „Zertifizierten ECR Manager Kur­ ses“ ist es, den Teilnehmern eine ganzheitliche Sicht auf die Wertschöpfungskette zu vermitteln. Durch die Beantwortung von zentralen Fragen wie beispielsweise: ›› Wie kann die Versorgungskette optimiert werden? Supply Side ›› Wie können die Konsumentenbedürfnisse besser befriedigt werden? Demand Side wird der Grundstein für ein erstes Wissen aus der Supply– und Demand Side gelegt.

Künftig kann dieses Know-how durch zwei neue fünftägige Aufbaukurse erweitert werden. ECR Austria hat gemeinsam mit einem hochkarätigen Expertenteam diese Erwei­ terungskurse entwickelt. Sie zeichnen sich durch einen hohen Praxisbezug aus und sind in Österreich einzigartig. Die beiden Aufbaukurse ermöglichen den Teilnehmern, tiefer in Logistik- beziehungsweise Marketing- und verkaufsrelevante Themen einzutauchen, um so konkrete Praxisprojekte aus dem eigenen Unternehmen umsetzen zu können.

Zertifizierter ECR Austria Kurs zum Supply Chain Manager ›› Ziel: Kritisches Hinterfragen von Logistikprozessen, Er­ kennen von Verbesserungspotenzialen und Erarbeitung von Optimierungsansätzen ›› Zielgruppe: Personen mit mind. drei Jahren Berufserfahrung; Verantwortliche im Logistik- und Distributionsbereich sowie im eCommerce der Konsumgüterbranche ›› Termin Pilot-Kurs: 1. Block am 10./11.11.2016; 2. Block am 24./25.11.2016 (Termine für 2017 folgen)

Zertifizierter ECR Austria Kurs zum Category & Shopper Marketing Manager ›› Ziel: Eigenständige Umsetzung von Projekten aus dem Category Management-Bereich in die Praxis ›› Zielgruppe: Personen mit mind. drei Jahren Berufserfahrung; Tätigkeit im Category Management/Sortimentsmanagement/Produktmanagement, aber auch Key Account Management, Shopper Marketing, Trade Marketing ›› Termin Pilot-Kurs: 1. Block am 6./7.9.2016; 2. Block am 27./28.9.2016 (Termine für 2017 folgen)

Ihre Ansprechpartnerin Daniela Paar, MA Academic Partnership & Training Manager paar@ecr-austria.at

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Auf den Geschmack gekommen? ECR Austria freut sich über Ihre Teilnahme bei den neuen interaktiven und praxis­ orientierten Kursformaten!

© Foto: GS1 Austria/Peter Svec, GS1

ECR Austria bietet künftig neben dem „Zertifizierten ECR Manager Kurs“ zwei weitere Aufbaukurse an.


AKTUELL | BARCODE IM ALLTAG

Links: Der Strichcode als reines Kunstobjekt – unleserlich für Maschinen Oben: Gisela Reimer bei ihrer künstlerischen Arbeit

Gegenstandslose Kunst Paradox Strichcodes bezeichnet die österreichische Künstlerin Gisela Reimer als „gegenstandslose Kunst, völlig losgelöst von der Natur und realen Gegenständen“. Aus Reimers Sicht ist es „ein besonderes Para­ doxon, dass dieses gegenstandslose Bild des Strichcodes dennoch immer eindeutig einem Objekt zugeschrieben ist“. Diese Faszination für Strichcodes wurde nun Teil ihrer künstlerischen Arbeit. GS1 Austria unterstützte die Künstlerin bei dieser außergewöhnlichen Form der Kunst und stellte ihr kostenlos insgesamt zehn „echte“ Strichcodes zur Verfügung. Ihr erstes Strichcode-Werk mit dem Titel „Von der Unmöglichkeit meiner Bestellung“ (Siebdruck auf Leinwand, 46 x 109 cm) wurde im Frühjahr dieses Jahres im Rahmen der Ausstellung „Li­ nie im Raum“ in der Kunstwerkstatt Tulln präsentiert. Weitere Objekte rund um das Thema Strichcode sind bereits in Planung. Damit sollte laut Reimer „der Begriff ,Maschinenkunst´ – der bislang fest mit den russischen Konstruktivisten, wie z. B. El Lissitzky, verbunden war – neu definiert werden, denn beim Strichcode ist der Kunstschaffende der Computer und die Maschine der Betrachter und Sammler“. www.bildhauerin.at

Kontaktlinsen, mit denen man dem Strich-

© Fotos: beigestellt, Mag. Stefan Fischer, Gisela Reimer

code stets ins Auge sehen kann.

Sieh mir in die Augen WOW-Effekt Wer den Strichcode in Zukunft stets im Auge behalten will, für den gibt es jetzt extravagante Kontaktlinsen mit Strichcode-Effekt. Die farbigen Kontakt­ linsen ohne optische Stärke gibt es beispielsweise in den Amazon-Shops von Edit oder Eye Fusion. Ein aufmerksamkeitsstarker Auftritt im nächsten Meeting ist damit jedenfalls garantiert. www.amazon.de

Café mit Codierung Urlaubsfeeling Der nächste Urlaub kommt bestimmt! Sollte dieser zufällig auf die griechische Insel Kos führen, empfiehlt sich ein Besuch im „Barcode Café Zipari“. Die moderne Café-Bar, die den Strichcode im Namen und Logo trägt, befindet sich zwischen Kos Stadt und Tigaki in der Nähe des Ornos Beach. Das Angebot reicht von herzhaften Crêpes zum Frühstück bis hin zum traditionellen Gyros, das bei den Gästen dort anscheinend besonders beliebt ist.

Stilsichere Kaffeepause im Barcode Café

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THEMA | GS1 HEALTHCARE DAY

GS1 STANDARDS FÜR UNSERE GESUNDHEIT Im Gesundheitswesen wird rasch und unter hohem Druck gearbeitet. Gleichzeitig ist der Anspruch an die Qualität besonders hoch, geht es doch am Ende immer um das Leben eines Menschen. Moderne Techno­ logien, kombiniert mit globalen Standards, garantieren mehr Sicherheit, Transparenz und Rückverfolgbarkeit im Gesundheitswesen.

Vorteile des GS1 Standards für Healthcare Vor allem für global agierende Unternehmen wie im Gesundheitswesen ist die Verwendung eines robusten, etablierten Standards unerlässlich. Einige Vorteile durch die Verwendung der GS1 Stan­ dards sind: ›› Effiziente Rückrufe im Falle von unvorher­gesehenen Ereignissen ›› Automatisierte Erfassung der Produkte mittels Barcode/RFID ›› Eindeutige Rückverfolgbarkeit ›› Geringere Administrationskosten ›› Schnellere Lieferzeit ›› etc.

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zesse essenziell, um die Patientensicherheit zu gewährleisten, während die Supply Chain-Kosten auf ein Minimum reduziert werden können“, ist Mag. Ulrike Kreysa, Vice President Healthcare vom GS1 Global Office, überzeugt. Um gegenwärtige und zukünftige Regularien aus Standardsicht zu bearbeiten, gibt es von GS1 aktive globale und nationale Arbeitsgruppen für das Gesundheitswesen. Ein Wunsch, der von den Anwendern kommt, um in diesem Bereich auf harmonisierte weltweite Systeme – wie das GS1 System – aufbauen zu können. Regulative Anforderungen für das Gesundheitswesen Das Gesundheitswesen ist oftmals durch verschiedene gesetzliche Anforderungen bestimmt. In vielen Teilen der Welt werden seitens der Behörden Gesetze ausgegeben, welche die Kenn­ zeichnung von Arzneimitteln (z. B. rezeptpflichtige Tabletten) oder Medizinprodukte (z. B. Herzschrittmacher) bestimmen, wenn sie in dem jeweiligen Land vertrieben werden sollen.

„Der GS1 Standard findet im Gesundheitswesen eine breite Anwendung und ist für viele Prozesse essenziell“ Dr. Ulrike Kreysa, Vice President Healthcare

© Fotos: shutterstock.com/THALERNGSAK MONGKOLSIN

D

as Gesundheitswesen zählt aufgrund seiner Strukturen zu den komplizier­testen Supply Chains. Von der Produktion bis zur Abgabe an den Patienten gibt es viele Schritte, die erfüllt werden müssen. Eine gemeinsame „Sprache“ hierfür ist unabdinglich, um so effizient wie möglich arbeiten zu können. Mit den GS1 Standards gibt es die Möglichkeit, diese Forderungen verlässlich zu erfüllen. Eine einheitliche Kommunikation beschleunigt die Prozesse und die Supply Chain kann optimal ablaufen. „Der GS1 Standard findet im Gesundheitswesen eine breite Anwendung und ist für viele Pro­


90 % der eingetragenen Produkte sind mittels GS1 Standards gekennzeichnet.

UDI – Zahlen & Fakten

600.000

UDIs sind bereits in der FDA-Datenbank für UDI erfasst.

70%

der erfassten UDIs sind Produkte der Klasse II, 25 % Produkte der Klasse III, 5 % Produkte der Klasse I.

2016

müssen auch Medizinprodukte der Klasse II der UDI-Richtlinie entsprechen, 2018 müssen auch jene mit Klasse I der UDIRichtlinie entsprechen.

90%

der bereits eingetragenen Produkte sind mittels GS1 Standards gekennzeichnet.

25.000

Medizinproduktunternehmen gibt es in der EU.

575.000

Menschen sind EU-weit bei Medizinproduktherstellern beschäftigt.

GS1 Sync für UDI-Daten Für UDI (Unique Device Identification) müssen die Stamm­ daten zu den Produkten auch an die US FDA Global UDI-Datenbank (GUDID) übertragen werden. Dies stellt oftmals die größte Herausforderung für Unternehmen dar. GS1 Austria bietet Ihnen mit dem Stammdatenservice GS1 Sync nun eine Lösung an, damit für diese Daten eine automati­ sierte Übertragung über das Global Data Synchronisation Network (GDSN) an die GUDID möglich ist. Als zusätzlicher Vorteil können diese Daten auch an weitere Geschäftspartner mit derselben Schnittstelle sowie zukünftig auch an andere offizielle Datenbanken übermittelt werden. www.gs1.at/gs1sync

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GS1 Healthcare 2016 Day Identifikation als Heilmittel 28. September 2016 www.gs1.at/hcday2016 Imperial Riding School Renaissance Hotel Ungargasse 60, 1030 Wien


THEMA | GS1 HEALTHCARE DAY

Programm GS1 Healthcare Day 2016 Moderation Prof. Dr. Nikolaus Hartig, Dr. N. Hartig Consulting Klaus Schober, MA, Business Development Manager Healthcare, GS1 Austria GmbH

9.00 – 9.15 Begrüßung Mag. Manfred Piller, Bereichsleiter GS1 Standards, Prokurist, GS1 Austria GmbH 9.15 – 10.00 Die Zukunft des Gesundheitswesens Dr. Stephan Sigrist, Gründer und Leiter W.I.R.E 10.00 – 10.30 Global Healthcare Standards Dr. Ulrike Kreysa, Vice-President Healthcare, GS1 Global Office 10.30 – 11.00 Kaffeepause 11.00 – 12.15 Elektronischer Datenaustausch (EDI) – die beleglose Supply Chain in der Praxis Artur Pokorny, Head of Supply Chain Processes, Herba Chemosan Apotheker-AG Mag. (FH) Markus Edelbacher, Head of Logistics, Customer Service & Trade, Pfizer Corporation Austria GmbH Mag. Christoph Stenech, Senior Sales Consultant, EDITEL Austria GmbH 12.15 – 13.45 Mittagspause 13.45 – 15.00 Identifikation als Heilmittel gegen Fälscher – die EU-Direktive 2011/62: Podiumsdiskussion und Impulsvorträge (inkl. Fragerunde vom Publikum) Dr. Jan Oliver Huber, Generalsekretär, Pharmig Mag. Bernd Grabner, Geschäftsführer, Jacoby GM Pharma GmbH Dr. Ulrike Kreysa, Vice-President Healthcare, GS1 Global Office Mag. pharm. Karin Kirchdorfer, ahPh, Apothekenleitung, Hanusch Krankenhaus Dipl. Ing. Robert Zak, CPO Quality Unity Head, Novartis Pharma GmbH (tbd) 15.00 – 15.30 Kaffeepause 15.30 – 15.45 UDI aus Sicht der Behörden Dr. Martin Renhardt, Abteilung Arzneimittel und Medizinprodukte, Blut, Gewebe und Transplantationswesen, Bundesministerium für Gesundheit

Beispiele sind Korea, Türkei oder Argentinien, welche die Serialisierung von Arzneimitteln voraussetzen, um die Gefahr von gefälschten Produkten auf ein Minimum reduzieren zu können. Weitere Umsetzungen für verschiedene Länder, vor allem in den USA und dem arabischen Raum, stehen bereits vor der Türe und werden in den nächsten Jahren schlagend. Sicherheit für Patienten in Österreich Für Februar 2019 wird auch in der Europäischen Union ein System verpflichtend, um die Echtheit der am Markt erhältlichen Produkte zu garan­ tieren. Um die Echtheit zu gewährleisten, wird ein System aufgebaut, wonach rezeptpflichtige Produkte vor Abgabe an den Patienten (in der Apotheke oder dem Krankenhaus) gescannt werden müssen. Mit Hilfe der Vollziehung dieses Checks kann nachgewiesen werden, dass es sich um ein Originalprodukt handelt. Bestens geeignet ist der GS1 DataMatrix, um die geforderten

UDI im Zusammenspiel mit GS1 Standards Anforderungen der UDI (Artikel)

Lösungen von GS1

UDI – Unique Device Identi­ fication von Medizin­ produkten

GS1 System – Produktidentifikation

DI – Device Identifier des Medizin­ produktes

GTIN – Global Trade Item Number – internationale Produktidentifikation

PI – Production Identifier (wo anwendbar)

AI – Application Identifier (Trace­ability-Daten) variieren je nach Art des Produktes und den Geschäfts­ praktiken Applikations­identifikator ›› Verfallsdatum AI(17) – YYMMDD ›› Chargennummer AI(10) – bis zu 20 Zeichen, alphanumerisch ›› Seriennummer AI(21) – bis zu 20 Zeichen, alphanumerisch

DI + PI = UDI

GTIN oder GTIN + AI(s) = UDI

15.45 – 16.15 UDI – Unique Device Identification für Medizinprodukte bei MED-EL DI (FH) Thomas Michel, Manager, Software Quality Assurance and Document Control und David Hagenhofer, BSc, Software Quality Engineer, MED-EL GesmbH 16.15 – 16.45 Die Digitalisierung im Gesundheitswesen – im Spannungsfeld zwischen Vision und Wirklichkeit Prof. Dr. Claudia Wöhler, Geschäftsführerin, dr wöhler concepts Ab 16.45 Get2gether

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THEMA | GS1 HEALTHCARE DAY

EDI im Gesundheitswesen

Prozessoptimierung mit EDI Der elektronische Austausch von Bestellungen (ORDERS) findet im österreichischen Gesundheitswesen bereits ein großes Anwendungsgebiet. Der Apotheken-Großhändler Herba Chemosan zeigt sich besonders innovativ und tauscht nun auch weitere Geschäftsdokumente wie Bestellbestätigung (ORDRSP), elektronisches Lieferavis (DESADV) und Rechnung (INVOIC) über die EDI Plattform eXite® aus. Der Vorteil der Verwendung eines einheitlichen GS1 Standards liegt in der Bedienung aller Partner mit derselben Schnittstelle. Nach erfolgreicher Anbindung von Partnern wie Roche Diagnostics, Pfizer, Lundbeck und Gebro folgen nun sukzessive weitere Unternehmen, die ihre Daten elektronisch zur Verfügung stellen. Daniel Wagner, Leitung Disposition und Logistik bei Gebro Pharma, zeigt sich als einer der angebundenen Partner erfreut über das Ergebnis: „Unser Ziel war es, mit EDI Vorteile für unsere Kunden und unser Unternehmen zu generieren. Das haben wir erreicht: Fehler wurden minimiert, die Supply Chain ist schnel­ler und auf beiden Seiten sind Kapazitäten frei geworden.“ Herba Chemosan hat damit einen wesentlichen Schritt in der Erschließung des standardisierten Informationsflusses von der Industrie zum Großhandel gesetzt. Weitere Informationen finden Sie unter: www.gs1.at/in-der-praxis/gesundheitswesen/verbesserte-logistik-dank-edi-im-gesundheitswesen.html

Ihr Ansprechpartner Klaus Schober, MA Business Development Manager Healthcare schober@gs1.at

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Oberstes Ziel ist die Patientensicherheit. EDI unterstützt Unternehmen, dieses Ziel zu erreichen.

Sicherheitsmerkmale zu Produktcode, Chargennummer, Verfallsdatum und Seriennummer im DataMatrix zu verschlüsseln, da GS1 Stan­ dards bereits heute in den meisten europäischen Ländern eingesetzt werden. Auch im Bereich der Medizinprodukte gibt es für den US-amerikanischen Raum bereits das UDI (Unique Device Identification) System, wonach die Kennzeichnung des Medizinproduktes nach Inverkehrbringen in die Supply Chain nicht mehr abgeändert werden darf. Somit ist eine durchgängige Chargenrückverfolgbarkeit möglich. GS1 ist hierfür eine akkreditierte Organisation zur Vergabe der Produktidentifikation und mittlerweile sind bereits 90 % von über 600.000 UDIs mit dem GS1 Standard gekennzeichnet. Dieses System wird auch in adaptierter Form 2019 in der EU und somit auch in Österreich eingeführt.

Sichere Arzneimittel mit GS1 Standards Anforderungen der Arzneimittelfäl­ schungsrichtlinie

Lösungen von GS1

Produktcode

GTIN (Global Trade Item Number) – weltweit eindeutige Identifikations­ nummer; AI (01)

Chargennummer

bis zu 20 Zeichen, alphanumerisch; AI (10)

Verfallsdatum

YYMMDD; AI (17)

Seriennummer

bis zu 20 Zeichen, alphanumerisch; AI (21)

© Fotos: GS1 Austria/Peter Svec, shutterstock.com/racorn

Der elektronische Datenaustausch (EDI) ermöglicht eine Effizienzsteigerung und damit ein enormes Einsparungspotenzial in der komplexen Logistik der Pharmaindustrie. Die Einhaltung der Arzneimittelsicherheit, spezielle Lieferbedingungen, Termintreue und die Koordination mit Logistikdienstleistern sind die täglichen logistischen Herausforderungen im Gesundheitswesen. Dazu kommen knapper werdende Budgets, die einen bewussten Umgang mit Arbeitszeit und Ressourcen erfordern. Innerhalb kürzester Zeit müssen Patientenbedürfnisse umgesetzt und die richtigen Produkte geliefert werden. Oberstes Ziel dabei ist die Patientensicherheit. Die dadurch steigende Komplexität erfordert immer mehr die Optimierung von Prozessen. EDI unterstützt Unternehmen, dieses Ziel zu erreichen, und ermöglicht u. a. eine papierlose Erfassung und den Austausch von Daten wie Chargennummern oder Verfallsdaten, kürzere Lieferzeiten sowie eine optimale Rückverfolgbarkeit.


STANDARDS & PRAXIS Durch den an der Maschine angebrachten QR-Code wird nicht nur die Lager­ erfassung beschleunigt. Käufer und Verkäufer können nun auch direkt vor Ort zusätzliche Informationen abfragen.

Erhöhte Transparenz und Customer Experience dank QR-Codes Lagerwirtschaft Das weitläufige Areal des oststeirischen Unterneh­ mens Stahl- und Landmaschinenhandel Grabner, das eine große Ausstellungsfläche für die umliegende Agrarökonomie bietet, machte ein mobiles System zur Lagererfassung notwendig. Durch den Einsatz von QR-Codes und robusten Erfassungsterminals im Telefonie-Style, der robusten Full-Touch-Geräte „Gladius 5“ von Barcotec, soll eine erhöhte Transparenz für die Kunden und die internen Prozesse erreicht werden, schildert das IT-Team: „Von der Verlagerung der Erfassungsprozesse ‚ins Feld‘ erhofften wir uns vor allem eine Fehlerreduktion und Zeitersparnis. Wir haben zu dieser Zeit täglich über eine Stunde alle unsere Inventarbestände in- und outdoor anhand von Listen geprüft. Durch Anbringung eines QR-Codes an jeder Landmaschine und Scan desselben zur Lagererfassung konnten wir täglich eine unglaubliche Zeitersparnis von 30 Minuten erreichen. Zudem können sowohl Verkäufer als auch Käufer nun direkt vor Ort Informationen über die Maschine wie Produktfeatures und Preise abfragen.“ www.barcotec.at

© Fotos: Barcotec, GS1 Austria

GS1 Standards im Onlinehandel Verbesserung Der Onlinehandel steht vor der Herausforderung, sensible (Kunden-)daten mit verschiedenen Partnern effizient und sicher auszutauschen. In einer Arbeitsgruppe von GS1 Austria mit Webshop-Betreibern, Logistikdienstleistern und Payment-Anbietern wurden Best-Practice-Empfehlungen zur Optimierung der Fulfillment-Basisprozesse im Onlinehandel erarbeitet. Die Interoperabilität zwischen verschiedenen Partnern kann so gewährleistet und ein durchgängiger Informationsfluss über die gesamte Wertschöpfungs­ kette geschaffen werden. Die Prozesse des Onlinehandels werden dadurch effizienter, transparenter und sicherer gemacht und durch weniger Schnittstellen Kostensenkungspotenziale realisiert. Mehr dazu in der

Kurzinformation “Online­handel” unter www.gs1.at/downloads > Broschüren, Kundenmagazin & Studien

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STANDARDS & PRAXIS | ROUND TABLE

Round Table: „Umsetzbarkeit von Rückverfolgbarkeitssystemen“

EINE SACHE DES VERTRAUENS Rückverfolgbarkeit ist das Kernthema, wenn es um Lebensmittelsicherheit geht. Wie es mit der Umsetz­ barkeit von Rückverfolgbarkeitssystemen in Österreich aussieht, wurde bei einem Round Table in Wien auf Einladung von GS1 Austria diskutiert.

A

uch wenn unsere Lebensmittel heute so sicher wie nie zuvor sind, sorgen Lebensmittelskandale immer wieder für Verunsicherung. Es ist dem Konsumenten nicht mehr egal, welche Produkte im Einkaufskorb landen. Zulieferbetriebe und Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette sind heute schon gefordert, Rückverfolgbarkeit

Was denkt der Konsument? KeyQUEST Marktforschung hat im Auftrag von GS1 Austria Anfang des Jahres eine umfassende Online-Befragung zur Rückverfolgbarkeit aus Sicht des Konsumenten durchgeführt. Detaillierte Informationen dazu unter: www.gs1.at/in-der-praxis/rueckverfolgbarkeit.html

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für ihre Produkte zu garantieren. Im Sinne von Lebensmittelsicherheit und Konsumentenschutz gibt es jedoch immer mehr Forderungen nach noch mehr Rückverfolgbarkeit und Transparenz. Was dies für Unternehmen, Produzenten und Behörden bedeutet und wo die Reise hingeht, wurde in einem Round Table von GS1 Austria in Kooperation mit der HANDELSZEITUNG diskutiert. Moderatorin Dr. Daniela Andratsch, Fachexpertin in Fragen zu Lebensmittel- und Agrarpolitik, wollte von den Teilnehmern wissen, wie es rund um die hierzulande eingesetzten Rückverfolgbarkeitssysteme aussieht. So berichtet Mag.

Florian Thoma, Department Manager Supply Chain Planning bei Metro, über „fTRACE“, ein Rückverfolgbarkeitssystem, das derzeit bei Metro für Fisch genutzt wird: „fTRACE bietet eine Rückverfolgbarkeit vom Fangschiff bis hin zum Kunden. Damit wollen wir nicht

„Unsichere Lebensmittel muss man in Österreich mit der Lupe suchen.“ DI Christian Jochum


Branchenspezifische Lösungen AMA-Systeme Das AMA-Gütesiegel ist ein behördlich genehmigtes Gütesiegel, das für alle Stufen entlang der Kette Qualitätskriterien definiert sowie Kennzeichnungsund Dokumentationsrichtlinien vorgibt. „bos“ ist ein Kennzeichnungs- und Dokumentationssystem für Rind- und Kalbfleisch. „sus” ist das Kennzeichnungs- & Dokumentationssystem für Schweinefleisch.

Rückverfolgbarkeit ist bei den Konsumenten vor allem eine

Diese Systeme der AMA regeln Maßnahmen zur Etikettierung und Registrierung sowie die Angabe von verbindlichen Inhalten auf dem Etikett für alle Stufen.

Österreichische Eierdatenbank Mit der Erzeugernummer auf dem Ei lässt sich feststellen, woher genau das Ei stammt und wie die Legehennen gehalten werden. fTRACE fTRACE ist eine Plattform, auf der Hersteller und Händler Informationen zur Herkunft, Verarbeitung und Qualität, hauptsächlich frischer Lebensmittel, bereitstellen. Damit wird den Konsumenten ein Service geboten, mit dem via Internet oder Smart­phone Produkte zurückverfolgt werden können. Aktuell kann man Fleisch, Geflügel, Fisch sowie Obst und Gemüse zurückverfolgen.

Vertrauensfrage

© Fotos: Fotolia.com/darkbird

nur die gesetzlichen Vorgaben erfüllen, sondern dem Kunden einen Mehrwert bieten.“ Einfache Rückverfolgbarkeit bei Eiern Im Eierbereich funktioniert die Rückverfolgbarkeit für den Konsumenten am einfachsten über die AMA-Eierdatenbank. Jedes Ei kann anhand seiner aufgedruckten Erzeugernummer in der Eierdatenbank abgefragt werden. „Zudem können mit Hilfe unseres betriebsinternen Rückverfolgbarkeitssys-

tems alle Warenströme vom Bauern über uns als Packstelle bis hin zum Handel abgebildet werden“, erklärt Barbara Schlögl, Geschäftsführerin von Schlögl-Ei. Anhand dieses Beispiels bezeichnet DI Martin Greßl, Obmann des Vereins Eierdatenbank und AMAs oberster Qualitätsmanager, Branchenlösungen als zielführend: „Diese haben wir neben dem AMA-Gütesiegel auch mit ‚bos‘ für Rindfleisch und ‚sus‘ für Schweinefleisch. Bei Rohwaren, die wenig bearbeitet oder unverarbeitet in den Handel kommen, ist das Interesse für die Herkunft besonders groß.“ Nicht immer einfach Etwas anders sieht es bei Maresi Austria aus, deren Produktgruppen hoch verarbeitet sind oder etwa aus dem asiatischen Raum stammen. „Je weiter Produkte verarbeitet sind, umso komplexer ist

die Rolle und Bedeutung von Rückverfolgbarkeit“, erläutert Geschäftsführerin Mag. Gertrude Suschko und ergänzt: „Der Großteil unserer Produkte wird in Österreich produziert. Ist dies nicht möglich, setzen wir spezielle Systeme für die Lieferantenauswahl und deren Auditierbarkeit ein“, so Suschko. Der Getränkehersteller Spitz setzt bereits bei der Lieferantenauswahl an, wie Günter Heimbuchner als Leiter Logistik und technischer Einkauf darlegt: „Unsere Lieferanten geben auf unserer Homepage mittels Formular zur Selbstauskunft ihre Systemzertifikate an. So stellen wir unter anderem sicher, dass unser Einkauf über

„Wir wollen dem Kunden einen Mehrwert bieten.“ Mag. Florian Thoma

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STANDARDS & PRAXIS | ROUND TABLE

Zukunftsvisionen Mag. Florian Thoma, Metro C&C Österreich „Hat der Kunde nicht immer mehr Bedarf nach Transparenz?“

Barbara Schlögl, Schlögl-Ei „Verschiedene Systeme machen keinen Sinn. Der Wunsch: ein System!“

Ing. Martin Spindler, Wiesbauer „Übertriebene Herkunftskennzeichnung kann den Kunden auch überfordern.“

DI Christian Jochum, LW-Kammer „Der strategische Schlüsselpunkt für unseren Erfolg in der Zukunft ist die Synergie der Systeme.“

Wolfgang Friedrich, HANDELSZEITUNG „Rückverfolgbarkeit ist und bleibt ein B2C-Thema.“

Günter Heimbuchner, S. Spitz „Die Zeit für händisch notierten Datenaustausch ist vorbei.“

DI Eugen Sehorz, GS1 Austria „Insellösungen werden zu branchen­ übergreifenden Lösungen.“

DI Maria Panuschka, NÖM „Ich hoffe, dass 2030 noch das Thema Regionalität diskutiert wird und nicht als Region ,Made in EU‘ auf den Produkten steht.“

Dr. Carolin Krejci, BM für Gesundheit „Es ist und bleibt eine Kostenfrage!“

DI Martin Greßl, AMA „Letztendlich geht es um Vertrauen.“

Mag. Gertrude Suschko, Maresi Austria „Der Konsument muss im Fokus unserer Aufmerksamkeit stehen.“

die Entwicklung der Lieferanten informiert ist.“ Spitz hat sich zum Ziel gesetzt, „weg von den händischen Aufzeichnungen zu kommen“ – Standards spielen dabei eine wichtige Rolle.

„Rückverfolgbarkeit dient uns Unternehmern als Sicherheit!“ Barbara Schlögl

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Zwischen Herkunft, Sicherheit und Qualität Den Wursterzeuger Wiesbauer betrifft das Thema Rückverfolgbarkeit vor allem bei den „leicht verarbeiteten“ Produkten, die Qualitätsmanager Ing. Martin Spindler bei Wurstwaren jedoch nicht wirklich als „leicht“ bezeichnen würde. „Aus meiner Sicht steht bei Rückverfolgbarkeit die Herkunft zu sehr im Vordergrund. Dabei geht es vielmehr um Produktsicherheit und Qualität – diese kann

man nicht rückverfolgen, die muss man sichern“, so Spindler. Auch DI Christian Jochum von der Landwirtschaftskammer Österreich weist auf die Vermischung der Begrifflichkeiten Rückverfolgung, Herkunft und Produktsicherheit hin: „Rückverfolgbarkeit ist die Bedingung für Rückholmöglichkeiten bei unsicheren Lebensmitteln. Diese muss man in Österreich allerdings mit der Lupe suchen.“ Dr. Carolin Krejci vom Bundesministerium für Gesundheit sieht das


1

Planen und Organisieren

Rück­verfolgbar­keit Partner

5

Informations­ verwendung

4

Rück­verfolg­ bar­keits­ anfrage

2 3

Abstimmung der Stammdaten

Aufzeichnung der Rück­ verfolgbar­ keitsdaten

© Fotos: HANDELSZEITUNG/Herwig Peuker, GS1 Austria/Katharina Schiffl, Fotolia.com/Juice Images

Möglichkeiten der Rückverfolgbarkeit mit GS1 Basis für die Rückverfolgbarkeit sind die GS1 Identifikationsnummern (GTIN, GLN, SSCC, ...). In der Wertschöpfungskette dienen sie dazu, sogenannte Ereignisdaten aufzeichnen zu können: wo (GLN), was (GTIN+Charge), wann (Zeit), warum (Geschäftskontext). Das hier zugrunde liegende Konzept heißt EPCIS. fTrace beispielsweise basiert darauf. Das EPC Information Service (EPCIS) ist ein offener Schnittstellenstandard, an den sich alle Systeme, die dieses Konzept verwenden, anschließen können. Mehr zum Thema unter: www.gs1.at/in-der-­praxis/rueckverfolgbarkeit.html

steigende Informationsbedürfnis der Konsumenten eher resultierend aus der breiten Nutzung von Social Media: „Es gibt nicht mehr Skandale, sie werden nur medial mehr aufgebauscht.“ Das System ist gut – Kontrolle besser DI Maria Panuschka, Leitung Qualitätsmanagement bei NÖM, setzt bei der Milch nicht nur auf Systeme, sondern vor allem auf Kontrolle: „Jedes System ist nur so gut, wie es in der

Praxis kontrollierbar ist. In der österreichischen Lebensmittel­ industrie funktionieren diese Systeme sehr gut, teilweise hervorragend.“ DI Eugen Sehorz von GS1 Austria sieht in den verschiedenen Rückverfolgbarkeitssystemen derzeit noch zu viele „Insellösungen“ und stellt die Frage, „ob diese Systeme nicht kompatibel und mit einem gemeinsamen Branchenstandard auch effizienter wären“. Das allgemeine Fazit der Diskussion sieht Wolfgang Friedrich,

Rückverfolgbarkeit ist die Fähigkeit, die vergangene oder ­gegenwärtige ­Lokation einer Einheit zu identifizieren und auch die ­Geschichte einer Einheit zu kennen. So hilft das GS1 ­System, dies zu ­gewährleisten. stellvertretender Chefredakteur der HANDELSZEITUNG, darin, dass Rückverfolgbarkeit bei den Konsumenten vor allem eine Vertrauensfrage bleibt. Womit sich alle Teilnehmer einig wären: „Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser.“

Ihr Ansprechpartner DI Eugen Sehorz Projektleiter GS1 System sehorz@gs1.at

3 | 2016 GS1 info  17


The Global Language of Business

SOLUTION PROVIDER

IHRE EXPERTEN FÜR GS1 STANDARDS

www.ecm.at

You Make it - we Mark it.

Ihr Ansprechpartner Alexander Peterlik Business Development Manager peterlik@gs1.at

© Fotos: shutterstock, GS1 Austria/Peter Svec

Die Partner im GS1 Solution Provider Program bieten maßgeschneiderte Lösungen: für ein bestimmtes Marktsegment, für definierte Unternehmensbereiche, für spezielle Anwendungen. Ziel ist es, den österreichischen Unternehmen verstärkt bei der Implementierung der GS1 Standards zu helfen und ihnen gute Möglichkeiten am internationalen Markt bieten zu können. GS1 Standards bringen hohe Investitionssicherheit und sind die Basis für eine globale Expansion. Mit der Verwendung des GS1 Systems und dessen Standards zeigt ein Unternehmen, dass es im internationalen Kontext operiert und einer Expansion positiv gegenübersteht. Viele Unternehmen, die schon seit Jahren die Standards von GS1 mitentwickeln, sind heute führend im Handel und in der Industrie. Die Gemeinschaft derer, die die großen Vorteile des GS1 Systems erkannt haben, wächst mit jedem Tag. War es in den frühen 80er-Jahren der Lebensmittelhandel, der die Entwicklung und Nutzung des GS1 „Es ist unser Ziel, Systems vorangetrieben hat, sind es heute vor allem der „Do it yourself“-Bereich, die Bekleidungsindustrie, die den österreichischen Abfallwirtschaft und das Gesundheitswesen. All diese Unternehmen bei der Branchen haben die GS1 Standards ausgewählt, da diese Implementierung über viele Jahrzehnte erprobt, geprüft und vor allem voll der GS1 Standards einsatzfähig sind. Sie alle profitieren vom Know-how der zu helfen.“ Solution Provider, die die Unternehmen in den unterschiedlichen Projekten begleiten.


STANDARDS & PRAXIS | UPSTREAM

„UPSTREAM“ DIE TOPFÜNF-ERKENNTNISSE Seit mehr als drei Jahren gibt es nun in Österreich die GS1 Austria-Arbeitsgruppe „Upstream“. Ziel ist es, die Vorlieferanten für Rohmaterial und Verpackung, welche die heimische Lebensmittelindustrie beliefern, mittels EDI (elektronischem Datenaustausch) und der GS1 Identifikationsstandards in die gesamte Wertschöpfungskette einzubinden. Dies brachte den Teilnehmern enorme Kosten- und Zeitersparnisse.

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© Fotos: GS1 Austria/Peter Svec, Fotolia.com/WaD

er erste Schritt seitens GS1 bestand darin, gemeinsam mit den österreichischen Lebensmittelproduzenten die richtigen Partner und Lieferanten für die ersten Tests und mögliche Pilotprojekte zu finden. Keine schwere Aufgabe, da die Priorität auf der Kennzeichnung gemäß den GS1 Standards und den vorhandenen GTINs (Global Trade Item Numbers) auf Seiten der Lieferanten lag. Nach der Auswahl und einer ersten Kontaktaufnahme der Lieferanten besuchte Alexander Peterlik, Business Development Manager bei GS1 Aus­ tria, diese Partner, um mit ihnen über die technischen und prozessrelevanten Punkte im Detail zu sprechen. Der nächste Schritt in der Arbeitsgruppe „Upstream“ war die gemeinsame Definition der Inhalte für die zukünftige Verwendung von EANCOM® Nachrichten, bevor die ersten Tests

gemeinsam mit GS1 Austria starteten. Die Ergebnisse und Erkenntnisse wurden laufend in die Nachrichten eingearbeitet und an die Teilnehmer weitergegeben. Die Definition der Nachrichtenprofile ist bereits abgeschlossen und für alle Teilnehmer verfügbar. Die letzten drei Jahre haben umfassende Erkenntnisse gebracht, die von möglichst vielen Lieferanten und Produzenten genutzt werden sollen. Die Top Fünf sind: › Mehr als 90 % aller Vorlieferanten sind Teilnehmer am GS1 System und nutzen dieses zu 100 %. › Die definierten Nachrichtenprofile im Bereich Upstream unterscheiden sich nur minimal von den üblichen Handelsprofilen. Es sind daher nur kleine Anpassungen notwendig. › Die Vorlieferanten unterstützen das Projekt und die Arbeitsgruppe sehr, da nun die Eindeutigkeit der Lie-

ferantennummer – eigene Artikel­ nummer und nicht die der Industrie – gegeben ist. › Kosten- und Zeitersparnis sind auf beiden Seiten enorm. › Die gesamten Prozesse sind rascher, übersichtlicher und die Partnerschaft ist intensiver. Die Teilnahme an dieser Arbeits­ gruppe stellt sich für alle Beteiligten als Gewinn heraus. Vorteile sind nicht nur die Erkenntnis und Verbesserung der eigenen Prozesse, sondern auch eine verbesserte Partnerschaft. Wollen auch Sie Teil dieser Arbeitsgruppe werden, wenden Sie sich an Alexander Peterlik. Download der EANCOM® Nachrichtenprofile unter www.gs1.at/downloads.

Ihr Ansprechpartner Alexander Peterlik Business Development Manager peterlik@gs1.at

Neuer GS1 Solution Provider Program-Partner: erfideo Das Softwareunternehmen ­erfideo erstellt Lösungen und Individual-Software im AutoID/RFID-Bereich. Aufbauend auf einer Integrationsplattform werden eigene und Kundenlösungen für Produktion, Lieferkette und Handel entwickelt, die auch Cloud-basiert betrieben werden können. Zu den Dienstleistungen zählen Prozess- und Technologieberatung, Projektumsetzung

in Hard- und Software, Beschaffung und Standard-konforme Initialisierung spezifischer RFID-Tags und -Hardware, Training der Mitarbeiter sowie professio­neller Support.

erfideo Software & Identifikations GmbH Nikolaiplatz 4, 8020 Graz Matthias Weitlaner, Geschäftsführer T +43 720 80 60 99 222 M +43 677 611 39 222 E matthias.weitlaner@erfideo.com www.erfideo.com

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STANDARDS & PRAXIS | GS1 SYNC

GS1 SYNC: B2B RÜCKT IN DEN MITTELPUNKT

Ihr Ansprechpartner MMag. Rene Schweinzger Produktmanager GS1 Sync schweinzger@gs1.at

B2B-Qualitätssicherung auf einen Blick ›› Am 1. September startete die Qualitätssicherung von B2B-Daten. ›› Geprüft werden alle neu angelegten Artikel sowie Änderungen bei bestehenden Artikeln. ›› Qualitätsgesichert werden die Ebene des Basis­artikels (= Konsumenteneinheit) und die erste Verpackungsebene (= Bestelleinheit). ›› Physische Bereitstellung von Basisartikel und Verpackungsartikel ›› Qualitätssicherung für Lebensmittelartikel und Artikel aus dem Bereich Non Food 1

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S1 Sync unterstützt seit September alle Informationsinhalte des traditionellen Artikelpasses. Grundlage für die B2B-Erweiterung waren die aktuellen Artikelpässe der österreichischen Händler wie REWE, SPAR, METRO, MARKANT und MPREIS, die im Rahmen der ECR Arbeitsgruppe „Stammdaten“ analysiert wurden. B2B steht als Überbegriff für die wichtigsten Grunddaten eines Artikels, die ein Händler vom Lieferanten benötigt, um eine Listung des Artikels vorzunehmen: Das sind Angaben zur Artikelnummer (GTIN), Abmessung, Gewicht sowie Paletteninformationen. Auch Angaben zur Grundpreispflicht oder Pfand- und Gefahrgut-Angaben (stark Warengruppen-spezifisch) stehen im Mittelpunkt.

Wichtige Dokumente ›› Ablauf des Qualitätsprozesses B2B ›› GS1 Sync-Kompendium ›› GDSN-Abmessungsregeln für Verpackungen Download unter www.gs1.at/downloads > Stammdatenservice GS1 Sync

Seit 1. September werden auch B2B-Daten qualitätsgeprüft.

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Qualitätssicherung als zentraler Baustein Diese Grunddaten zu einem Artikel sind für jeden Handels­ partner besonders sensibel. Durch diese Daten werden viele Nachfolgeprozesse im Einkauf, in der Regalplanung, Logistik usw. angestoßen. Daher besteht in diesem Bereich höchste Sorgfaltspflicht. Nicht bekanntgegebene Abmessungsänderungen führen beispielsweise in der Praxis immer wieder zu Problemen im Händler-Lager sowie zu

© Fotos: GS1 Austria/Peter Svec, GS1 Austria/Petra Spiola, shutterstock.com/Smart Design, Fotolia.com/juliars, GS1

Seit September werden vermehrt vertrauenswürdige Grunddaten zu Artikeln, wie z. B. Abmessungen, oder Lagerungshinweise über GS1 Sync eingefordert. Daten, die bis dato im traditionellen Artikelpass nur bei Neulistung angegeben wurden. Ziel ist es, mittelfristig den traditionellen Artikelpass in Österreich abzuschaffen und durch GS1 Sync zu ersetzen.


Nährwertangaben werden dem

Nic verge ht ssen!

Konsumenten immer wichtiger.

Non Food 1-Lieferanten im Aufkommen

Endspurt für die Nährwertkennzeichnung

Seit Ende Mai 2016 haben Non Food 1-Lieferanten (Heimtiernahrung, Kosmetik sowie Wasch-, Putz- und Reinigungsmittel) die Möglichkeit, Artikeldaten einfach und effizient auf elektronische Weise über den GS1 Sync-Artikelstammdatenpool bereitzustellen. Diese Schwerpunkte sind bei der Abbildung zu berücksichtigen: ›› Rechtliche Anforderungen ›› Futtermittelverkehrsverordnung (EU-VO 767/2009) ›› CLP-Verordnung (EU-VO 1272/2008) ›› Kosmetik-Verordnung (EU-VO 1223/2009) ›› Bereitstellung der aussagekräftigen Artikeldaten zur besseren Produktpräsentation im e-Commerce.

Die „Big 7“ bahnen sich ihren Weg auf die Produkt­ etiketten der Hersteller und Lieferanten. Ab dem 13. Dezember 2016 ist die Nährwertkennzeichnung bei allen vorverpackten Produkten verpflichtend. Spätestens ab diesem Zeitpunkt möchte der Handel diese Informationen bereits zur Verfügung haben. Stellen Sie sicher, dass Ihre Produktverpackungen und -etiketten bereits frühzeitig umgestellt werden und vollständige Nährwertdeklarationen tragen.

Gerne berät Sie GS1 Austria, um als Produzent von Non Food 1-Artikeln GS1 Sync bestmöglich zu nutzen.

Ihre Ansprechpartnerin Adriana Alina Marincas Junior Produktmanagerin GS1 Sync marincas@gs1.at

erhöhtem Abstimmungsaufwand. Im Zentrum des speziell entwickelten Qualitätsprozesses, aus der ECR AG „Stammdaten“, steht das physische Produkt, das vermessen und verwogen wird. Nicht nur Ab-

messungen und Gewichtsangaben stehen unter Kontrolle, auch Angaben aus dem Sicherheitsdatenblatt dienen besonders bei Non Food 1-Artikeln als Grundlage für die Kontrolle der Gefahrgutangaben.

3 | 2016 GS1 info  21


STANDARDS & PRAXIS | ZU GAST

KURZE WEGE, FRISCHE EIER

F

risch durch kurze Wege lautet das Motto des Eier­ rings Herzogstuhl, einer mittlerweile mehr als 25-jährigen Kooperation von vier Kärntner Eierbauern, die im Jahr 2014 mit der „Kärntner Eierpackstelle“ in Magdalensburg das erste Eierlogistikzentrum Kärntens ins Leben gerufen haben. In diesem Betrieb werden jährlich 22 Millionen Eier aus Boden-, Freiland- oder Bio-Freilandhaltung sortiert, verpackt und an die regionalen Lebensmittelhändler ausgeliefert. Täglich kümmert sich ein 14-köpfiges Team um die

Ihr Ansprechpartner Ing. Christian Lauer Projektleiter GS1 System lauer@gs1.at

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zeitgerechte Abwicklung der Bestellungen und gewährleistet den Kunden vollkommene Frische und Qualität. Die hochmodernen Maschinen der Eierpackstelle ermöglichen es, bis zu 40.000 Eier pro Stunde nach Größe und Gewicht zu sortieren und in die gewünsch­ ten Kleingebinde zu verpa­ cken. Dabei wird jedes Ei durch spezielle, hochempfindliche Detektoren auf Bruchstellen, Schmutz oder Haarrisse geprüft. In weniger als 24 Stunden finden die Kunden bereits die fertigen Eierpackungen im Regal der Supermärkte. Regionale Verpflichtung Die Kärntner Zulieferbetriebe werden vom Eierring Herzogstuhl mit größter Sorgfalt und nach strengen Kriterien ausgewählt. Aktuell liefern zusätz­lich zu den vier Gründerbetrieben noch zehn weitere Landwirte aus ganz Kärnten ihre Frischeier. Gesamt sind

das rund 110.000 Hennen, welche den Eierring täglich mit frischen Eiern versorgen. „Durch die Zertifizierung unserer Betriebe mit dem AMA-Gütesiegel, der Zugehörigkeit unserer Landwirte zu ‚Genussland Kärnten‘ und der Ver­pflichtung, ausschließlich gentechnikfreie Futtermittel und Soja aus dem Donauraum für die Fütterung der Hennen zu verwenden, garantieren wir unseren Kunden höchstmögliche Qualitätsstandards“, unter­ strei­ cht Stefan Wakonig-Felbinger, Geschäftsführer des Eierrings Herzogstuhl, die Bemühungen um die hohe Quali­ tät der Produkte. Er hat sich zum Ziel gesetzt, dass jedes in Kärnten erzeugte Ei auch in Kärnten verpackt und vermarktet wird: „Das schützt unsere Umwelt und schafft neue Arbeitsplätze in der Region.“ Lückenlose Rückverfolgbarkeit Bei landwirtschaftlichen Urpro-

© Fotos: Eierring Herzogstuhl WKKS GmbH, GS1 Austria/Peter Svec

Im Dienste der Regionalität haben sich vier Kärntner Eierbauern zusammengeschlossen und den „Eierring Herzogstuhl“ gegründet. Gemeinsam haben sie vor zwei Jahren das erste Eierlogistikzentrum Kärntens eröffnet.


Links: Ob aus Freiland- oder Bodenhaltung: Kärntner Herkunft ist garantiert. Unten: Der GS1-128 Strichcode gibt u.a. auch Auskunft über die Mindesthaltbarkeit.

dukten wie Fleisch oder Eiern hat die Rückverfolgbarkeit einen besonders hohen Stellen­ wert. Das hat auch eine von GS1 Austria durchgeführte Konsumentenbefragung Anfang dieses Jahres klar belegt. Beim Eierring Herzogstuhl funktio­ niert dies zum einen über die Nutzung der Österreichischen Eierdatenbank der AMA. Diese bietet allen an der Wertschöpfungskette und damit am Warenstrom beteiligten Marktteilnehmern – vom Landwirt über die Eipackstelle bis zu den Abnehmern – die Möglichkeit der Herkunftsabsicherung der Eier. Dabei zeigt die auf das Ei gedruckte LFBIS-Nummer, die landwirtschaftliche Betriebsnummer, woher genau das Ei stammt. Zum ande­ ren ist auch die Nutzung von GS1 Standards mit der physischen Artikelidentifikation ein wesentlicher Schlüssel der Rückverfolgbarkeit. So wird zum Beispiel beim Eierring Her-

zogstuhl bei den Überverpa­ ckungen im Cash & Carry-­ Bereich der Strichcode GS1-128 verwendet, der z. B. Daten wie Charge oder Min­desthaltbarkeit verschlüsselt. Auf der Endverbraucherverpackung ­kommt der EAN-13 Strichcode am Produktetikett zum Einsatz. Die Verwendung dieser Strichcodes ermöglicht den

­ ugriff auf das elektro­nische Z Stamm­ datenportal GS1 Sync, eine lückenlose Rückverfolgbarkeit und entspricht zudem den Vorgaben der Le­ bens­ mittelinformationsverordnung (LMIV). Die Eier des Eierrings Herzogstuhl erweisen sich somit als Vorzeigebeispiel in puncto lückenloser Rückverfolgbarkeit. www.eierring.at

Oben: Die Einzeleikennzeichnung erfolgt mit der gedruckten LFBIS-Nummer. Links: ­ Regionalität ist für Eierring-Geschäftsführer Stefan W ­ akonig-Felbinger oberstes Prinzip.

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STANDARDS & PRAXIS | GASTRO-EDI

Die Gastro-Branche ist für neue rechtliche Anforderungen bestens gerüstet.

GASTRO-EDI: JETZT AUCH MIT ALLERGENEN, NÄHRWERTEN UND GÜTESIEGELN

D

ie GS1 Austria-GASTRO-Arbeitsgruppe verabschiedete im Mai 2016 eine neue Version der Stammdatennachricht (PRICAT 3.0). Diese berücksichtigt unter anderem Änderungen für die aktuellen MajorRe­ lease-Umsetzungen im Stammdatenpool GS1 Sync. Unternehmen sind dadurch auf die neuen Anforderungen in der akkuraten Abbildung der Nährwertdeklaration mit Deadline Dezember 2016 vorbereitet. Notwendige Änderungen für die aktuelle Version waren Feldlängenänderung, geänderte Codelisten und neue Datenfelder. Zukünftig ist nun auch in der Gastro-Branche eine Vielzahl an Produktattributen in Bezug auf Allergene, Produktbeschreibungen, Nährwerte,

Ihr Ansprechpartner Mag. Karl Cegner Leitung Kompetenzzentrum eBusiness cegner@gs1.at

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Verwendungshinweise etc. sowie die Kennzeichnung von Nahrungsmitteln mit besonderer Güte (wie z. B. dem AMA-Gütesiegel) abbildbar, up to date und auch kompatibel mit der zentralen GS1 Sync-Lösung. Herausforderungen der Branche Die stärkere Vernetzung von Lieferanten mit den Gastronomie- und Hotellerieunternehmen ist eine Entwicklung, die immer schneller voranschreitet. Die Bereitschaft und die Fähigkeit, Geschäftsprozesse ohne Medienbruch zukünftig elektronisch abwickeln zu können, ist für immer mehr Unternehmen ein wichtiger Faktor zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit. Dabei müssen IT-Systeme nicht nur reibungslos miteinander kommunizieren können, sondern auch gesetzliche Anforderungen, wie z. B. die Lebensmittelinformationsverordnung (LMIV), im Datenaustausch sichergestellt werden. Elektronisch wurden in den letzten Jahren hauptsächlich Bestellungen, Lieferscheine und Artikelkataloge ausgetauscht. Seit einem Jahr wird zu-

dem vermehrt die Rechnung (INVOIC) von den Lieferanten gefordert. In diesem Zusammenhang wird aktuell auch die Umsetzung einer elektronischen Waren­eingangsmeldung intensiv diskutiert. Weiters wird die Darstellung von aktuellen Fisch-Rückverfolgungsdaten, wie z. B. Fangmethode, Fangdatum etc., sowie die Abbildung von Labelinformationen (z. B. AMA-Güte- bzw. Biosiegel), nicht nur in der ­PRICAT, sondern bereits im elektronischen ­Lieferavis (DESADV) gefordert. Die aktuelle Nachrichtenbeschreibung GASTRO-PRICAT 3.0 ist verfügbar unter: www.gs1.at/downloads > EANCOM Nachrichtenprofile.

Die Bereitschaft, Geschäfts­ prozesse ohne Medienbruch elektronisch abwickeln zu können, ist ein wichtiger Faktor zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit.

© Fotos: GS1 Austria/Peter Svec, GS1/iStockphoto

Die Gastro-Branche rüstet sich für zukünftige Anforderungen der Lebensmittelinformationsverordnung (LMIV) mit einer neuen Version der EANCOM® Nachricht PRICAT im elektronischen Stammdatenaustausch.


STANDARDS & PRAXIS | GSMP

EINFACHERE REGELN FÜR DIE GTIN VERGABE! Millionen von Produkten werden mit einer Global Trade Item Number (GTIN) identifiziert. Aber wann ist es notwendig, eine neue GTIN für ein Produkt zu vergeben?

© Fotos: Fotolia.com/david_franklin, Shutterstock.com, GS1 Austria/Katharina Schiffl

D

urch die Möglichkeit, Produkte über unterschiedliche Vertriebskanäle (Omnichannel) zu verkaufen, ist ein entsprechendes Management der GTINs unumgänglich. Klare An­ gaben und einfache Regeln helfen den Unternehmen und dem Handel nachzuvoll­ziehen, wann eine neue GTIN zu vergeben ist und wann diese weiter­verwendet werden kann. Zehn neu strukturierte Regeln geben den Unternehmen eine einfache Entscheidungshilfe zur Neuvergabe/ Weiterverwendung der Artikelidentifikation. Die Regeln sind klar um die Geschäftsabläufe strukturiert und helfen rasche Entscheidungen für die Identifikation einzelner Produkte zu treffen. Am 30. Juni ist dazu eine neu überarbeitete Webseite online gegangen. Seit Jahren verwenden Unternehmen in vielen Branchen rund um die Welt festgelegte Regeln, um Entscheidungen zur Produktidentifikation mittels GTIN treffen zu können. Die bisher unübersichtlichen Vergaberegeln haben den Unternehmen die Anwendung und Arbeit damit bis dato erschwert. Ent­ scheidungen wurden daher oft nicht in Übereinstimmung mit diesen Regeln getroffen und es entstanden zusätzliche Kosten für die an der Wertschöp­ fungskette beteiligten Unternehmen. Einfach logisch! Die bestehenden Regeln wurden überarbeitet, besser formuliert und neu strukturiert. Sie sind nun um einige klar skizzierte Geschäfts­ prozesse organisiert und in einem leicht verständlichen Format präsen­ tiert. Von

den bisher 46 Regeln sind nur noch zehn übrig geblieben. Dennoch gibt es keinerlei Bruch in der Logik der GTIN Mana­ gement-Regeln. Die Einfachheit und Klarheit der neu strukturierten Regeln unterstützt alle Unternehmen, speziell jene, die in unterschiedlichen Vertriebs­kanälen und Plattformen Produkte verkaufen. Mehr Informationen zum GTIN Management-Standard unter www.gs1.org/ gtinrules (in englischer Sprache).

Ihr Ansprechpartner DI Eugen Sehorz Projektleiter GS1 System sehorz@gs1.at

Entscheidungshilfe Wird vom Konsumenten und/oder Handelspartner erwartet, dass er ein geändertes oder neues Produkt vom vorherigen/bestehenden Produkt unterscheiden kann? Gibt es eine gesetzliche/verpflichtende Auflage zur Auskunft gegenüber Konsumenten oder Handelspartnern? Sind wesentliche Auswirkungen auf die Lieferkette zu ­erwarten, z. B. wie das Produkt versendet, gelagert, ­vereinnahmt wird?

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STANDARDS & PRAXIS | GS1 PRINT

Kostenlose Erstellung der vom Handel geforderten GS1-konformen Etiketten

NEUE FUNKTIONEN FÜR GS1 PRINT Mit der Erweiterung von GS1 Print, dem kostenlosen Online-Tool zur Erstellung von Etiketten, ist nun auch die Erstellung von Transportetiketten für nicht standardisierte Einheiten und Etiketten für Handelseinheiten möglich.

M

it dem neuen Erweiterungstool zu GS1 Print kann nun jeder sehr einfach Etiketten mit GS1 Strichcodes erzeugen. Die Etiketten werden im PDF-Format erstellt und können auf selbstklebendem Etikettenpapier von gewöhnlichen A4-Bürodruckern gedruckt werden. GS1 Print wurde speziell für Klein- und Kleinstunternehmen entwickelt. Eine einfache und fehlerfreie Bedienung für den Nutzer war die Grundvoraussetzung bei der Entwicklung. Auf die Möglichkeit einer Anbindung an eine interne Datenbank wurde bewusst verzichtet.

›› Erstellung von Transportetiketten für gemischte Handelseinheiten auf Transporteinheiten, z. B. Mischpaletten, es wird nur ein SSCC (Serial Shipping Container Code) angedruckt (GS1-128 Strichcode). ›› Erstellung von Etiketten für standardisierte logistische Handelseinheiten mit einer GTIN (EAN-13 bzw. ITF-14 Strichcode), Datum und/oder Charge (GS1-128 Strichcode).

›› Erstellung von Etiketten für standardisierte nicht-logistische Handels­ einheiten mit einer GTIN (EAN-13 Strichcode), Datum und/oder Charge (GS1-128 Strichcode oder GS1 DataBar).

Der Zugang für österreichische Anwender erfolgt über das Onlineportal myConnect (Login über www.gs1.at).

Schritt für Schritt jetzt auch Transportetiketten für nicht standardisierte

Ihr Ansprechpartner Ing. Mag. Gerald Gruber Projektleiter GS1 System, Strichcodeprüfung gruber@gs1.at

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Einheiten und Etiketten für Handelseinheiten erstellen

© Foto: GS1 Austria/Gregor Schweinester

Vier erweiterte Auszeichnungsmöglichkeiten des Online-Tools: ›› Erstellung von Transportetiketten für variable Handelseinheiten auf Transporteinheiten, z. B. Paletten, mit Nettogewicht (GS1-128 Strichcode).


KOLUMNE

„Das Marktmacht-Pendel schwingt zur Industrie zurück“ Die Markenartikler werden die Marktmacht, die sie in den vergangenen Jahrzehnten an die Big Player des stationären Einzelhandels abgeben mussten, zurückerobern, indem sie in einer Allianz mit den Online-Netzwerken den Direktkontakt zu den Konsumenten (wieder-)herstellen. Gastbeitrag von Dr. Hanspeter Madlberger, freier Wirtschaftsjournalist

© Foto: ECR Austria/Johannes Brunnbauer

Diese These verkündete Sir Martin Sorell, CEO der weltgrößten Werbeagentur WPP (mit dem Dreigestirn JWT, O&M, Y&R), beim diesjährigen Global Summit des Consumer Goods Forums in Kapstadt. Sorells Keynote, eine Frohbotschaft für seine Key Accounts und damit für die Creme der internationalen Markenartikelindustrie, die das CGF-Gipfeltreffen finanziert und folglich auch die Vortrags­ themen vorgibt. Eine These aber auch, die den Supply Chain-Partnern, den Herstellern wie den Händlern, reich­lich Stoff zum Nachdenken lie­ fert. Das gilt ganz besonders für die FMCG-Branche im deutschsprachigen Raum, wo ja Diskonter-Phalanx und Aktionitis in den letzten 15, 20 Jahren bei den Kunden die Loyalität zu Herstellermarken massiv untergraben haben. Wovon die umfangreiche GfK-Liste der Burn-out-Brands (rückläufige First Choice-Buyer-Quoten, rückläufiger Marktanteil) beredtes Zeugnis ablegt. Mit der „Digital Disruption“, der Auf­ rüstung aller Wirtschaftsprozesse mit digitalen Tools, und der damit verbundenen „Disruptive Communica­ tion“ gewinnt das Tauziehen zwischen Hersteller und Händler um Kundenkontakte, Kundenfrequenz und Kundenloyalität eine neue Quali­ tät. Über die Köpfe der Händler hinweg, so Sorells Prognose, werden künftig die Hersteller dank der neuen Tech-

nologien und im Zusammenspiel mit den Sozialen Medien die Verbraucher erreichen und betreuen. Procter (mit dem Tide-Button an der Waschmaschine), Coca-Cola, Nestlé, L’Oréal, Mars und viele andere große Hersteller sind längst dabei, ihr Marketing zu ad-App-tieren. Aber der Siegeszug des digital gepowerten Markenartikels ist kein Selbst­läufer. Schon deswegen nicht, weil die Grenzen zwischen Onlineund Offline-Distribution (Stichwort: Cross Channel), zwischen Online-Handel und Internet-Platt­ form ebenso fließend sind wie jene zwischen Herstellern und Händlern. Werfen wir einen Blick auf die Textilbranche: Gibt es einen Unterschied zwischen einem

„Der Siegeszug des digital gepowerten Markenartikels ist kein Selbstläufer.“ Dr. Hanspeter Madlberger

H&M- und einem Boss-Label? Wa­ rum boomen die Mono-BrandStores vom Typ Niketown? Die weltweit berühmteste Möbelmarke heißt „Billy“ und kommt vom Händler Ikea. Und wer wird beim Wettlauf um Lizenzrechte für Pokémon GO! das Rennen machen? Ein Getränkemulti oder die Fastfoodkette McDonalds? Der Ausgang der Retail Revolution hängt in nicht geringem Maße von der Logistik und den Logistikkosten ab. Die kostengünstigste Last Mile-Logistik-Variante ist noch immer der Kofferraum des Verbrauchers, einer der Gründe, warum hierzulande die Verbrauchermärkte im ersten Halbjahr 2016 beim Umsatz um 5,2 % zulegten. Die Kommissionierroboter von Amazon sind um nichts effizienter als jene von Metro, Rewe oder Spar. Und da ist dann noch die emotio­nale Ebene der Kommunikation. Sind die Emojis wirklich charmanter als das Lächeln einer Verkäuferin? Werbung ist die kommerzielle Variante des Partner-Marketings und auch im weiten Feld der zwischenmenschlichen Beziehungen haben nicht-­virtuelle Kommunikationstechniken ihre Vor­ züge. Trotzdem wollen wir den BWB-gestressten Markenartiklern das Smiley nicht madig machen, das ihnen Sir Martin (der übrigens den Brexit zutiefst bedauert) vom Kap der guten Hoffnung aus zuge­twittert hat. Die Chance, via Click zum Marken­glück zu gelangen, lebt.

Dieser Artikel spiegelt die persönliche Meinung des Autors wider und deckt sich nicht unbedingt mit der Meinung des Herausgebers des Magazins.

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STANDARDS & PRAXIS | EGOVERNMENT

ÖFFENTLICHE VERWALTUNG UND REFORMEN – PASST DAS ÜBERHAUPT ZUSAMMEN?! Die jährliche eGovernment-Konferenz der Arbeitsgemeinschaft Datenver­ arbeitung fand dieses Jahr unter dem Motto „idee_vision_goingLive!“ in Innsbruck statt. Fast 200 Teilnehmer sorgten für einen inspirierenden Austausch, der über die Verwaltungsgrenzen hinweg ging.

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Alle reden über Reformen ... Schon länger ist der Verwaltung bewusst, dass noch vieles an Potenzial vorhanden ist. Eine Kooperation mit der Wirtschaft, die Verbesserung von Abläufen und klare Regelung der Zuständigkeiten mit Bund/Ländern/Städten/Gemeinden sollen genauso zur Effizienzsteigerung und Kostensenkung beitragen wie ein verbesserter Informationsaustausch und die Durchführung grenz­ überschreitender Projekte. Bei der Konferenz in Tirol stand die Vernetzung mit den Teilnehmern aus Deutschland und Südtirol im Vordergrund. Gleichzeitig gab es erste Überlegungen, welche Initiativen als Nächstes gemeinsam umgesetzt werden können. Open Data ist beispielsweise ein Thema, das von der Verwaltung vielfach gefordert wird. Eine große Menge an Daten, sei es über den Baumbestand, WC-Anlagen, Radwege, Unternehmen und vieles mehr, werden vom Staat, den Ländern und den Städten zur effizienteren Verwaltung

Ihr Ansprechpartner DI Eugen Sehorz Projektleiter GS1 System sehorz@gs1.at

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Open Data – von der Verwaltung vielfach gefordert

gesammelt. Die Offenlegung dieser Daten der Verwaltung und Politik wird gesetzlich geregelt (PSI-Richtlinie, Informationsweiterverwendungsgesetz), aber auch durch die freiwillige Publikation von Datensätzen (Open Government Data, OGD) dient dies als Mittel zur Steigerung der Beteiligung in einem gemeinsamen Prozess von Politik, Verwaltung, Bürgerinnen und Bürgern und Wirtschaft. „Es wird als Service für den Bürger gesehen, das Transparenz bringen wird“, erklärt Staatssekretärin Mag. Muna Duzdar. Die Daten sind vorhanden und sollten genutzt werden. Die Erhebung zahlt der Steuerzahler Dr. Rainer Bauer vom Bayrischen Staatsministerium der Finanzen, Deutschland, sieht es ähnlich, betont jedoch, dass eine Differenzierung wichtig ist. Man muss nicht alle erhobenen, mit Steuergeldern bezahlten, Daten kostenlos zur Verfügung stellen. Bayern nimmt mit dem Verkauf genauer Geodaten zwölf Millionen Euro ein. Momentan sind mehr als 800 Datensätze veröffentlicht – darunter auch Wander- und Radwege, die auf einen Grunddatensatz der Geodaten setzen. Wie es weitergeht, werden wir bei der nächsten eGovernment-Konferenz vom 30.–31. Mai 2017 in Krems erfahren.

© Fotos: GS1 Austria/Katharina Schiffl, Fotolia.com/putilov_denis

nnsbruck als diesjähriger Veranstaltungsort der eGovernment-Konferenz der Arbeitsgemeinschaft Datenverarbeitung (ADV) war prädestiniert, um Gäste aus Südtirol und B ­ ayern einzuladen. Ziel der länderübergreifenden Einladungen war es, die bestehende Zusammenarbeit zu verbessern und einen inspirierenden Austausch über die Verwaltungsgrenzen hinweg zu erzeugen. Das Motto forderte die Teilnehmer auf, ihre Ideen, Innovationen und Umsetzungen aus dem Bereich der Verwaltung in die Konferenz einzubringen.


WISSEN & INNOVATION

© Fotos: GS1 Austria, ECR Community, Best Practice in Implementing VMI, GS1

Höhere Verfüg­bar­ keit trotz geringerer ­Lagerhaltung?

Seit Mai 2016 setzt Google bei allen Markenprodukten auf die GTIN.

Google setzt auf GTIN Regelausweitung Bereits seit 2014 ist die Angabe der GTIN (Global Trade Item Number) in Google Shopping für bestimmte Produkte verpflichtend. Bislang galt die Regelung nur für Produkte, deren Marke einem der 50 bei Google gelisteten Brands entsprach. Per 16. Mai 2016 wurde die Regelung nun auf alle Markenprodukte ausgeweitet, die eine GTIN haben. Die Nichterfüllung der Anforderungen an Produktdaten bringt Konsequenzen mit sich und kann von einer Ablehnung von Artikeln bis hin zur Kontosperrung führen. Mehr dazu auf der Hilfe-Seite von Google für Wiederverkäufer unter https://support. google.com/merchants/answer/1678274.

Handbuch Wie trotz geringerer Lagerhaltung eine höhere Verfüg­ barkeit möglich ist, zeigt das neu erschienene VMI-Handbuch der ECR Community. VMI-Prinzipien sowie Inputs zu Umsetzung, Kontrolle und Zielen gehören ebenso zum Inhalt wie Best-Practice-Beispiele. Erarbeitet wurde es unter der Leitung von GS1 Schweiz von 15 ECR-Orga­ nisationen sowie der ao. Professorin Hele Hammer von der Tallinn University of Technology – eine absolute Premiere. Valentin Wepfer, GS1 Schweiz, über die Wichtigkeit des Handbuchs: „Prozessmodelle müssen auch grenz­ überschreitend Gültigkeit haben, um nicht obsolet zu werden.“ Dieser VMI Guide ist die erste Publikation der europäischen ECR Community: ein Muss für alle, die in der Supply Chain arbeiten oder diese leiten. Kostenloser Download (in englischer Sprache) unter www.gs1.ch/vmi.

Das neue VMI-Handbuch steht kostenlos zur Verfügung.

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WISSEN & INNOVATION | ECR AUSTRIA INFOTAG

Auf dem Weg von der Wertschöpfungskette zum Value Network

ECR AUSTRIA INFOTAG 2016 VALUE UNCHAINED Der ECR Austria Infotag ist der größte jährliche Branchentreff, bei dem sich rund 500 Teilnehmer der gesamten Wertschöpfungskette zur Inspiration und zum Netzwerken treffen. Die diesjährige Konferenz findet am 17. November 2016 erstmals im Austria Trend Eventhotel Pyramide statt und steht unter dem Motto „Value unchained“.

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as diesjährige Thema steht im Zeichen der Veränderungen von einer linearen Wertschöpfungskette hin zu einem Value Network: Hier hat nicht nur der Konsument mehr denn je das Sagen, sondern alle Be-

Ihre Ansprechpartnerin Mag. Teresa Mischek-Moritz ECR Austria Manager mischek-moritz@ecr-austria.at

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teiligten sind gefordert, auf innovative Art und Weise zu kooperieren, um nachhaltig erfolgreich zu sein. Ziel dieses traditionsreichen Events ist es nicht nur, allen Teilnehmern entlang der gesamten Wertschöpfungskette die Möglichkeit zum persönlichen Austausch und Netzwerken zu geben, sondern zukünftige Trends aufzugreifen und die gesamte FMCG-Branche über den Tellerrand blicken zu lassen. Dieses Jahr werden erstklassige Sprecher aus Holland, Großbritannien, Schweden und Deutschland

auf der Bühne stehen – allesamt Personen, die sich in ihrer täglichen Arbeit schon sehr eingehend mit dem Wertschöpfungsnetzwerk der Zukunft auseinandergesetzt haben. Auch die hochkarätige Besetzung der Podiumsdiskussion unter der Leitung von Armin Wolf wird für Spannung und Abwechslung sorgen: Vertreter großer Handelsunternehmen, gewichtige Distributionsdienstleister bis hin zu Start-ups und digitalen Experten werden das Thema „Von der Kette zum Netzwerk“ beleuchten.


Keynotes Richard Cope, Senior Trends Consultant Mintel Works as a trends analyst, consultant, presenter and facilitator on bespoke client projects. As a globally recognised leading trends commentator, he is regularly called on by media worldwide to provide insight and analysis into consumer trends. Klaus-Peter Fett, Head of Innovation & Collaboration Google Seit 2010 ist der studierte Wirtschaftsinformatiker bei Google tätig, wobei sein Schwerpunkt auf der Verbindung von Unternehmenskultur und Technologie liegt. Seine professionelle Laufbahn begann er 1993 bei IBM Software, wo er im Vertrieb und Marketing von Softwarelösungen sowie im Finanzsektor tätig war.

© Fotos: ECR Austria

Programm 09:00 Begrüßung 09:20 Rethinking the Value Chain Kees Jacobs, Cap Gemini 10:00 Future FMCG Flows Richard Cope, Mintel 10:40 Kaffeepause 11:30 ECR 2020 Strategie & Umsetzung Teresa Mischek-Moritz, ECR Austria Pavel Duda, Plaut Daniela Paar, ECR Austria 12:10 Academic Partnership Awards 12:30 Mittagspause 14:00 „Von der Kette zum Netzwerk“ Podiumsdiskussion mit Armin Wolf 15:00 The Internet of Things Meets Consumer Engagement Cameron Worth, SharpEnd & Markus Wulff, Absolut Company 15:40 Kaffeepause 16:10 Click & Collect – Last Mile Logistik Michael Reichelt, open ideas 16:50 Innovationskultur & Technologie in einer vernetzten Welt Klaus Peter Fett, Google 17:30 Verabschiedung Ihr schnellster Weg zur Anmeldung: Per QR-Code mit Ihrem Smartphone www.ecr-austria.at/infotag2016

Kees Jacobs, Digital Proposition Lead Capgemini Is an overall industry thought leader within the Global Sector for Consumer Products and Retail at Capgemini, and has more than 25 years working experience in this industry. He is responsible for the strategic relationship with The Consumer Goods Forum and leads initiatives such as ‘Future Value Networks’ and ‘Consumer Engagement Principles’, involving executives of the most leading consumer goods and retail companies. Michael Reichelt, Founder der open ideas GmbH Studierte BWL in Wien und Mailand sowie Wirtschaftsingenieurwesen an der TU München. 2013 gründete er die open ideas GmbH, die emmasbox entwickelte, eine gekühlte Abholstation für online bestellte Lebensmittel. Somit wird die Verknüpfung des Onlinehandels mit der stationären Präsenz von Abhol­ stationen ermöglicht. Cameron Worth, CEO SharpEnd The founder of London-based IoT agency Sharp­ End has been involved in building some exciting tech businesses as well as helping clients in ­understanding and embracing new technology opportunities. Cameron founded SharpEnd to combine these two experience-sets to provide brands with a new type of partner. Markus Wulff, Digital Innovation Absolut Company Specialises in identifying and exploiting scalable growth opportunities. With a background in entrepreneurship and large corporation, he has gained special skills in startup discovery and emerging technologies. His current focus is on the Internet of Things and how it can be leveraged to deliver new products and end-user value.

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