Dokumentation Präparateherstellung GSH

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Schafgarbe – Achillea millefolium Herstellung des Schafgarben-Präparates Nr. 502 Welcher Pflanzenteil wird verwendet? Für das Schafgarbenpräparat werden die Blüten im Vollblütenstadium verwendet.

Wann wird geerntet? Die Schafgarben werden an sonnigen Tagen, wenn möglich an Blütentagen (Mond im Tierkreiszeichen Zwilling, Waage oder Wassermann), in den Monaten Juni bis August geerntet. Nach dem Ernten trocknen wir die Dolden auf dem Trockenblumenläubli, einem luftigen warmen Ort im Schatten.

Menge: Für eine mittlere Hirschblase wird eine Menge von 600-7000 Gramm getrockneten Blütenköpfchen benötigt. Wir füllen für den Betrieb eine-zwei Hirschblasen.

Wie wird das Präparat hergestellt? Im Winter schneiden wir die Blüten von den Dolden. Abb. 1: Abschneiden der Blüten

Hülle: Als Hülle wird die getrocknete Harnblase eines männlichen Hirsches verwendet. Füllen: Im Juni wird die Hirschblase wie folgt gefüllt: Wir feuchten die Schafgarbenblüten mit abgekühltem Schafgarbentee an. Die getrocknete Blase wird erst ca. 15 Minuten in lauwarmes Wasser oder Schafgarbentee eingelegt. Nun werden die Blüten vorsichtig aber satt in die Hirschblase gefüllt.

Abb. 2: Befeuchten der Blüten Abb. 3: Zuschnüren der Blase

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Aufhängen: Die volle Hirschblase wird gut zugebunden und an die Südwand des Hauptgebäudes der GSH über den Sommer hindurch aufgehängt. Als Schutz vor Vögeln dient eine Hülle aus Vlies oder Stoff.

Abb.4 und 5: Aufhängen und Schützen der gefüllten Hirschblase

Vergraben: Um Michaeli, (29. September) wird die Hirschblase in den Boden in ca. 50cm Tiefe vergraben. Bevor die Erdgrube zugeschüttet wird, wird ein Tontopf über die Blase gelegt. Dies schützt sie beim Ausgraben. Der Vergrabungsort wird mit einem Pfahl und einer entsprechenden Anschrift markiert. Im Frühjahr (um Ostern) wird die Hirschblase wieder ausgegraben.

Abb. 6: Präparat nach dem Ausgraben

Wirkungsweise Mit ihrem Schwefelgehalt fördert die Schafgarbe die Kaliprozesse in der Pflanze. (Quelle: Leitfaden zur biologisch – dynamischen Landwirtschaft, FiBL /demeter 2004, Seite 21). Die Schafgarbe soll den Boden beleben und erfrischen und helfen, dass zu ergänzen, was ihm die Nahrungsproduktion an Stoffen und Kräften entzieht. (W. Stappung, S. 14)

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Kamille - Chamomilla recutita Herstellung des Kamillen-Präparates Nr. 503 Welcher Pflanzenteil wird verwendet? Bei der Kamille sammeln wir die Blüten ohne Stängel. Der Ideale Zustand ist, wenn die weissen Zungenblüten waagrecht stehen oder noch leicht nach oben zeigen. Bei den gelben Röhrenblüten sind mind. 2 Kränze bis max. 2/3 der Röhrenblüten geöffnet. Als Erntehilfe kann ein Kamillenerntekamm beigezogen werden.

Wann wird geerntet? Der ideale Erntezeitpunkt sind sonnige, warme Blütentage, d.h. der Mond steht im Tierkreiszeichen Zwilling, Waage oder Wassermann. Es empfiehlt sich regelmässig (ca. 1-mal pro Woche) die Pflanzen zu beerten. Vorteilhafterweise sollte das Sammeln der Blüten bis Johanni abgeschlossen sein. Die Blüten werden anschliessend luftig und warm auf einem Gitter oder im Trocknungsoffen getrocknet und in Papiersäcken aufbewahrt.

Menge 1200 g getrocknete Blüten

Abb. 1: Befeuchten der getrockneten Kamillenblüten

Wie wird das Präparat hergestellt? Das Kamillenpräparat wird gemeinsam mit der bio-dyn. Arbeitsgruppe Bern und Emmental um Michaeli (29. September) hergestellt. (siehe DEMETER-Anbaurichtlinien, Anhang 10: Qualitätssicherungskonzept für die biologischdynamische Landwirtschaft)

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Hülle: Als Hülle wird der Dünndarm eines Rindviehs verwendet. Der Darminhalt wird herausgepresst, indem der Darm zwischen den Fingern durchgezogen wird. Der Darm wird weder gewaschen noch umgestülpt und möglichst frisch und warm verwendet wird. (Quelle: Leitfaden zur biologisch-dynamischen Landwirtschaft, FiBL/demeter 2004, Seite 23) Füllen: wir feuchten die getrockneten Blüten mit Kamillentee an. Dann werden die Kamillenblüten mit einem Trichter oder von Hand satt in den Darm gefüllt und wir Würste abgebunden. Vergraben: Das Präparat kann vor dem Vergraben in Schafswolle gehüllt werden. Vergraben wird das Präparat an einem sonnigen Ort, wo der Schnee möglichst lange liegen bleibt.Als Schutz wird ein Holzkistli in die Grube gelegt und mit einer weiteren zugedeckt. Im Frühjahr werden die Kamillenwürste ausgegraben.

Abb. 2-4: Das fertige Präparat wird aus der Hülle genommen.

Wirkungsbereich Die Kamille lässt mit ihrem Schwefelgehalt das Kalzium in der rechten Weise zur Wirkung kommen. (Quelle: Leitfaden zur biologisch-dynamischen Landwirtschaft FiBL/demeter 2004, S. 23)

Das Kamillen-Präparate soll den Dünger stickstoffbeständiger machen, Dünger und Boden beleben und die Pflanzen stärken, damit sie nicht kümmern und für Krankheiten anfällig werden. (W. Stappung, S. 14)

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Brennnessel – Urtica dioica Herstellung des Brennnessel-Präparates Nr. 504 Welcher Pflanzenteil wird verwendet? Für das Brennnesselpräparat wird die ganze Pflanze verwendet.

Wann wird geerntet? Die ganze Pflanze wird im Juni zu Beginn des Blütenstadiums am frühen Morgen direkt über dem Boden gemäht und bis zum Nachmittag zum Anwelken liegen gelassen.

Abb. 1: Geerntete Brennnesseln

Wie wird das Präparat hergestellt? Es gibt verschiedene Vergrabungsmöglichkeiten, wobei die folgenden zwei an der Gartenbauschule angewendet werden: Variante 1: Die abgewelkten Brennnesseln werden dicht in Tonröhren gepresst. Nun werden sie in eine ca. 50-100 cm tiefe Grube im tiefgründigen, humosen Acker- oder Wiesenboden eingegraben. Menge: Für den Bedarf der Gartenbauschule Hünibach werden 14 Tonröhren (ca. 50 cm lang und 15-20 cm Durchmesser) gefüllt.

Abb. 2-5: Das Füllen der Tonröhren

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Abb. 6: Vorbereitete Grube.

Abb. 7: Seitliche werden die Tonröhren mit Steinröhren verschlossen.

Abb. 8: Geschlossene und markierte Grube

Nach dem Zuschütten der Grube wird der Vergrabungsort markiert und angeschrieben. Die Nessel bleibt ein Jahr im Boden, d.h. bis zum Juni des Folgejahres.

Variante 2: Wie bei Variante 1 wird eine 50-100cm tiefe Erdgrube ausgehoben und mit Holzkistliholz ausgelegt. Die angewelkten Brennnesseln werden darauf verteilt und festgestampft. Nun kommt wieder ein Holzkistli obendrauf. Die Grube wird mit Erde zugedeckt und markiert. Das Präparat bleibt während einem Jahr in Boden und wird um Johanni wieder ausgegraben.

Wirkungsbereich Die Brennnessel harmonisiert mit ihrem Schwefel- und Eisengehalt die Stickstoffprozesse. Quelle: Leitfaden zur biologisch-dynamischen Landwirtschaft FiBL/demeter 2004, Seite 25) Das Brennnesselpräparat soll helfen, dass der Dünger weniger Stickstoff und dergleichen verliert. (W. Stappung, S. 14)

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Stieleiche – Quercus robur Herstellung des Eichenrinden-Präparates Nr. 505 Welcher Pflanzenteil wird verwendet? Die Borke älterer Stieleichen.

Abb. 1: Borke einer Stiel Eiche

Wie wird die Borke gewonnen? Um eine ausgewachsene Stieleiche wird ein Kranz mit Tüchern auf den Boden gelegt. Zuerst werden Moos und Flechten entfernt. Nun werden einzelne Rindenstücke abgenommen oder direkt mit der Feile abgeraspelt. In einer Mühle wird die Rinde zu feinem Pulver vermahlen.

Benötigte Menge 500 Gramm

Wie wird das Präparat hergestellt? Hülle: Als Hülle wird der Schädel eines Haustieres verwendet. Der Schädel bildet ein festes Kalk-Knochengefäss für das Gehirn, und auch für die kalkhaltige Eichenrinde. (W. Stappung, S. 15) Die GSH verwendet einen Pferdeschädel, da Kuhschädel wegen BSE verboten sind. (siehe auch DEMETER-Anbaurichtlinien, Anhang 10: Qualitätssicherungskonzept für die biologisch-dynamische Landwirtschaft) Füllen: Zuerst wird mit Eichenrinde ein Tee gekocht. Die gemahlene Eichenrinde wird nun mit diesem Tee gut angefeuchtet. Die feuchte Eichenrinde wird mit einem Trichter zum Hinterhauptloch in die Hirnhöhle gestampft und satt eingefüllt. Die Öffnungen werden mit Ton oder Lehm und wenn vorhanden mit kleinen Knochensplitter verkittet. Dokumentation Präparateherstellung

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Vergraben: Um Michaeli (29. September) wird das Präparat an einem feuchten Ort, wo regelmässig Regen- oder Schneewasser darüber fliessen kann. Um den Schädel kommt frisches Grünzeug, da es heisst, er soll in Pflanzenschlamm liegen  LW Kurs nachschlagen) Als Schutz vor Tieren wird es mit einem Holzkistli zugedeckt. Eine andere Möglichkeit ist das Verwenden eines Regenfasses, wie es die GSH im 2012 ausprobiert hat:

Das Regenfass steht unter der Dachrinne des Verkaufsgewächshauses. Damit der Abfluss gewährleistet ist, wird erst eine Sickerschicht aus Steinen im Fass angelegt. Nun kommt eine Schicht aus grobem Grasschnitt, anschliessend eine Lage Grünkompost. Der Schädel wird auf den Grünkompost gelegt. Eine weitere Schicht Grünkompost umhüllt den Schädel und obendrauf kommt wiederum eine Schicht groben Grasschnitts. Im Frühling wird der Schädel wieder ausgegraben. Mit einem gebogenen Draht oder Löffel wird das Präparat aus dem Schädel entfernt.

Abb. 2: Rossschädel nach dem Ausgraben

Wirkungsbereich Eichenrinde enthält viel Kalzium. Mit ihrer strukturbildenden Kraft wirkt sie vorbeugend gegen Pilzkrankheiten. (Quelle: Leitfaden zur biologisch-dynamischen Landwirtschaft FiBL/demeter 2004, S. 27) Schutz vor Pflanzenkrankheiten, die durch zu üppiges Wachstum entstehen (Kursunterlagen W. Stappung)

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Löwenzahn – Taraxacum officinalis Herstellung des Löwenzahn-Präparates Nr. 506 Welcher Pflanzenteil wird verwendet? Für das Löwenzahnpräparat verwenden wir die Blütenköpfe.

Wann wird geerntet? Ab Mitte April bis Anfang Mai (am besten an Blütentagen) werden die Blüten morgens ab 9 Uhr, wenn die Pflanze frei von Tau ist, und bevor die Sonne zu hoch steht geerntet. Die äusserten Blütenkränze müssen offen und die Mitte noch fest geschlossen sein. Ansonsten bilden sich beim Trocknen keimfähige Samen.

Abb. 1: Löwenzahnblüte mit fest geschlossener Mitte

Abb. 2: Die linke Blüte ist zu weit geöffnet, die rechte ist ideal zum Ernten.

Nach dem Ernten werden die Blüten an einem warmen und schattigen Ort getrocknet. Werden durch den Trocknungsprozess die Blüten weiss, können sie nicht verwendet werden. Die getrockneten Blüten werden bis Michaeli in Papiersäcken aufbewahrt.

Menge: 1.5 kg getrocknete Blüten

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Wie wird das Präparat hergestellt? Hülle: Als Hülle für dieses Präparat wird das Gekröse (Bauchfell) des Rindes verwendet. Man entfernt erst sachte das Fett vom Gekröse. Füllen: Um Michaeli werden die getrockneten Blüten in die Hülle eingefüllt: Erst werden die Blüten mit Löwenzahntee angefeuchtet. Das volle Gekröse wird zu einem Fladen zusammengebunden.

Abb. 3: Verpacktes Löwenzahnpräparat

Vergraben: Vergraben wird das Gekröse an einem sonnigen Ort und im Frühjahr wieder ausgegraben.

Abb.4: Löwenzahnpräparat nach dem Ausgraben.

Wirkungsweise Der Löwenzahn fördert im Boden das richtige Verhältnis zwischen dem Kalium- und dem Kieselprozess. Dieses Präparat sensibilisiert die Pflanzen für die feineren qualitätsbildenden Wirkungen des Umkreises. Es soll helfen in feinsten Mengen benötigte Stoffe und Kräfte von nahe und fern anzuziehen. (Quelle: Leitfaden zur biologisch-dynamischen Landwirtschaft, FiBL/demeter 2002, Seite 29 und W. Stappung, S. 15))

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Baldrian – Valeriana officinalis Herstellung des Baldrian-Präparates Nr. 507

Welcher Pflanzenteil wird verwendet? Für das Baldrianpräparat werden die Blütendolden bzw. die Blütenblättchen verwendet.

Wann wird geerntet? Sie werden am Morgen, idealerweise an Lichttagen gesammelt: Die Blütenblättchen werden in einen Sack / Gefäss geschüttelt. Oder aber als ganze Dolden geerntet. Wichtig dabei ist, dass die grünen Kelchblätter nicht mitgesammelt werden. Insekten sollten keine mitkommen.

Abb. 1: Blütendolde vom Baldrian

Menge: Den Dolden werden 4 Teile Wasser beigefügt. Gesamthaft wird ein Liter Baldrian Präparat hergestellt.

Abb. 2: Baldrianpflanze

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Wie wird das Präparat hergestellt? 1.Variante: Die Dolden werden in ein Glas gegeben, welches mit vier Teilen Quellwasser vom Brunnen aufgefüllt wird. Wir füllen das Gefäss so, dass keine Luft mehr im Gefäss bleibt. Nun lassen wir den Inhalt drei Wochen an einem sonnigen Ort ruhen. 2.Variante: Ein Glasgefäss wird zu ¾ mit Blütenblättchen gefüllt und anschliessend mit Quellwasser aufgefüllt. Wir verschliessen das Gefäss nicht. Es kann in einen Baum gehängt werden oder aber an einem sonnigen Ort. Bei letzterem sollte es regelmässig bewegt bzw. gerührt werden, damit die oberste Schicht nicht schlecht wird. Abb. 3: fertiges Baldrianpräparat

Nach drei Wochen wird die Flüssigkeit bei beiden Varianten mit einem feinen Tuch gefiltert. Wenn viel Satz vorhanden ist, kann zusätzlich ein Kaffeefilter verwendet werden. Baldrian präparat in eine dunkle Flasche füllen, verschliessen und dunkel lagern. Die Farbe des Präparats ist zwischen goldgelb bis dunkellila, rotbraun. Bei Variante 1 wird es eher dunkellila bis rotbraun, bei Variante 2 eher goldgelb. 3. Variante: Blüten mit dem Grünen Kelchblättern schneiden und mit einer Mostpresse einen Presssaft machen. Diesen pur in eine dunkle Flasche stellen.

Wirkungsweise Der Baldrian regt mit seinem Phosphorgehalt die Wärmekräfte an. Über den Kompost gespritzt bildet er eine Wärmehülle um den Kompost.

Literatur: Warum Dünger-Präparate, Walter Stappung, ISBN 3-9521944-2-5 Landwirtschaftlicher Kurs Demeter-Ordner: Leitfaden zur biologisch-dynamischen Landwirtschaft, FiBL/demeter 2004 Demeter-Anbaurichtlinien: Anhang 10: Qualitätssicherung in der Präparatearbeit

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