LOOKBOOK

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DESIGN | IN | VOR | ZWISCHEN | SPIEGELN





DESIGN | IN | VOR | ZWISCHEN | SPIEGELN Eine Ausstellung der Studienrichtung Produktdesign der Universit채t der K체nste im J체dischen Museum Berlin



Designer Sabina Turek, Tan Aksoy, Ying Zhang, Marc Birri, Katharina Peter, Johannes Jacobs, Can Onur Vanci, Maren Zielke und Jia Zhao Konzept und Projektleitung Prof. Inge Sommer, Konrad Süßkow Universität der Künste Berlin, Fakultät Gestaltung Institut für Produkt- und Prozessgestaltung Jörg Adam, Dominik Harborth Adam und Harborth, Berlin Ausstellungsgestaltung Isabell Fringer, Marc Birri, Tan Aksoy Grafik Dokumentation Isabell Fringer, Marc Birri, Tan Aksoy Grafik Inlay und Einladung Katharina Peter, Sabina Turek Fotografien Leo Baeck Institute New York Jüdisches Museum Berlin Andreas Velten, Benjamin Pritzkuleit Dozenten und Studenten der UdK Berlin Dank an:

Leo Baeck Institute, New York



INHALT I 04

03 I Vorwort 05 I Die Ausstellung im Jüdischen Museum Berlin 27 I Ausstellungseröffnung 45 I Installationen im Überblick 63 I Der Salonabend



DESIGN | IN | VOR | ZWISCHEN | SPIEGELN I 06 Dass es im Auge des Betrachters liegt, was ein Objekt darstellt, ist eine Binsenweisheit. Wie grundverschieden aber Archivare und Produktdesigner mit einem Objekt umgehen und wie sie es darbieten, zeigte diese Ausstellung. „Spiegeln“ als Mittel des Produktdesigns – eine Gratwanderung zwischen Sein und Schein. Auf witzige und raffinierte Weise setzten sich angehende Produktdesigner mit dem Phänomen auseinander. Inspirationsquelle waren Archivalien zur deutschjüdischen Kultur aus dem Leo Baeck Institute New York. Anlaß zu dieser Ausstellung war ein Kooperationsprojekt der Studienrichtung Produktdesign der Universität der Künste unter der Leitung von Prof. Inge Sommer mit dem Leo Baeck Institute New York. Seit 2005 veranstaltet das Leo Baeck Institute, das die weltweit größte und umfassendste Sammlung von Dokumenten und Materialien zur deutsch-jüdischen Geschichte beherbergt, eine Salonreihe in Berlin, um damit auch hier auf seine Arbeit aufmerksam zu machen. Das Kooperations-Projekt mündete in der Gestaltung eines Salonabends, der im März 2008 an der Universität der Künste in Berlin für ein exklusiv geladenes prominentes Publikum veranstaltet und dort begeistert aufgenommen wurde. Auf Initiative des Jüdischen Museums – in dessen Räumen sich seit 2001 eine Dependance des Archivs des LBI befindet – wurden die dort gezeigten Arbeiten hier einem größeren design- und kunstinteressierten Besucherkreis vorgestellt.



Die Ausstellung im J端dischen Museum Berlin



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Für 2 Monate wurde im Sommer 2008 die Ross Gallery im Jüdischen Museum Berlin zum interaktiven Ausstellungsort. Tonbänder, räumliche Irritationen, Doppeldeutigkeiten, interaktive Projektionen und ein Spiel mit Spiegelung und Reflektion animierten den Besucher an der Sonderausstellung teilzuhaben. Die internationale Gruppe von neun jungen Designerinnen und Designern durchdringt das Thema auch im übertragenen Sinne, wenn sie raffiniert das Wiederspiegeln von Gedanken, Ideen und Erinnerunge behandelt.



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Installation ‘400 Minuten mit Tante Hanna’ von Maren Zielke


15 I ‘In der Fremde’ von Jia Zhao


Sitzobjekt ‘Face to Face’ (Can Onur Vanci) vor der interaktiven Projektion ‘Letter I 16 Exchange’ von Tan Aksoy



Spiegelinstallation ‘Vierfach’ - Designerin Ying Zhang






23 I Sabina Tureks poetische Lichtinstallation ‘Verträumt’


‘Leaving Traces’ von Katharina Peter I 24


25 I In der Spiegelung zu sehen ‘Im Laufe der Zeit’ von Johannes Jacobs




In zwei Vitrinen wurde von Marc Birri die Installation ‘Looking Glass’ gezeigt



Ausstellungserรถffnung



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Am 4. Juli wurde die Ausstellung REFLEX DESIGN I IN I VOR I ZWISCHEN I SPIEGELN im J端dischen Museum dem breiten Publikum vorgestellt.



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Die Installationen im Ăœberblick


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Letter Exchange Tan Aksoy Mit bestem Gruß zurück Die interaktive Projektion von Tan Aksoy bietet dem Betrachter die Möglichkeit, über spannende Briefwechsel des Historikers George L. Mosse in die deutsch-jüdische Geschichte einzutauchen. Nähert sich der Betrachter der Installation, wirft er einen Schatten und verdeckt damit einen Teil der vorderseitig auf der Leinwand abgebildeten Briefe. Im Schattenbild erscheinen magisch die rückseitig projizierten Antwortbriefe.


Looking Glass 1

(Salonabend Hauptgebäude UdK)

Marc Birri Sehen und gesehen werden Durch ein an der Fassade installiertes Periskop können sowohl ankommende Gäste als auch Passanten von der Straße aus einen direkten Einblick in die Räumlichkeiten des Salonabends bekommen. Über zwei Spiegel, die in dem rohrförmigen Aufbau stecken, werden Blicke und Reaktionen von oben nach unten und umgekehrt transportiert. Bei fortschreitender Dunkelheit verwandelt sich die untere Öffnung in einen Leuchtkasten, als Sinnbild dafür, die Arbeit des Leo Baeck Institutes nach außen zu tragen.


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Looking Glass 2

(Vitriene Jüdisches Museum Berlin)

Marc Birri Sehen und gesehen werden Der schweizer Designer Marc Birri sucht sein Podium außerhalb der klar abgesteckten Ausstellungsräume. In zwei Vitrinen in den Achsen des Jüdischen Museums integriert er eine Spiegel-Installation, die die Blicke der ankommenden Besucher auf irritierende Art und Weise umlenkt. Über sein verzwicktes Spiegel-Periskop richten sich Blicke und Reaktionen der Betrachter gleichzeitig nach innen und nach außen.


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Im Laufe der Zeit Johannes Jacobs Eine konstruierte Erinnerung Unsere Erfahrungen bilden ein Gelände der Erinnerung auf dem wir uns bewegen. Der Designer Johannes Jacobs greift hierfür die Metapher des Hauses auf, in dem er das Abbild eines Haus-Modells in seine einzelnen Bedeutungsebenen zerlegt und in Glaswürfeln konserviert. Mit dem Verblassen der Bilder innerhalb der Glaswürfel wirft Jacobs die Frage auf, wie sich unsere Erinnerungen im Laufe der Zeit verändern und welche Färbungen sie dadurch erhalten.


Leaving Traces Katharina Peter Geschichten einer Spurensuche Eine Sammlung kleiner scheinbar wahllos zusammengestellter Objekte ist an eine Wand geheftet. Wie Fundstücke einer kriminologischen Spurensicherung sind diese Dinge eingetütete Erinnerungen, die vom Betrachter näher untersucht werden können. Mit Hilfe eines Barcode-Scanners lassen sich die hinter den einzelnen Objekten verborgenen Erlebnisse und Situationen erkunden. Die Designerin Katharina Peter gibt hier mit ihren ganz persönlichen Erinnerungen ungewohnt intime Einblicke.


Face to Face Can Onur Vanci Spiegeln ohne Spiegel Face to Face ist ein Sitzobjekt. Zwei Sitzmöglichkeiten stehen sich achsensymmetrisch gegenüber. Durch die räumliche Nähe und den Anstoß zu gespiegelten Bewegungen werden die Sitzenden mit ihrem Gegenüber konfrontiert – es gibt für sie kein Ausweichen. Mit Face to Face zwingt uns der Istanbuler Designer Can Onur Vanci zur Konversation oder gibt uns die Möglichkeit uns selbst in unserem Gegenüber zu erkennen.


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Vierfach Ying Zhang Irritationen im Raum Kleine Objekte, die wie zufällig in der Raumecke zurückgelassen wurden, scheinen auf den ersten Blick das Gewohnte widerzuspiegeln. Beim intensiven Eintauchen in die Spiegelwelt der chinesischen Designerin Ying Zhang beginnen die klaren Konturen von spiegelrichtig und spiegelverkehrt plötzlich zu verwischen.


In der Fremde Jia Zhao Außen vor und doch mittendrin Die Shanghaier Designerin Jia Zhao beschreibt in ihren fotografischen Ansichten ihre scheinbare Integration und gleichzeitige Ferne vom Alltagsleben in Berlin. Nähern wir uns ihren Bildern, spiegeln wir uns in einer Glasscheibe und werden optisch Teil der abgebildeten Szene. Es entsteht der Eindruck, Teil des Geschehens zu sein – jedoch nur eine scheinbare Zugehörigkeit, die auf der klaren Abtrennung durch die spiegelnde Glasscheibe beruht. Wie Zhao sehen wir uns als Teil des Geschehens und sind doch ausgesperrt.


Verträumt Sabina Turek Unwirkliches sichtbar machen Texte von Träumen aus Tagebüchern des Leo Baeck Archivs sind mit fluoreszierender weißer Farbe auf weiße Tafeln gedruckt. Der Betrachter kann mit verspiegelten Buchseiten einen Lichtstrahl auf die im Verborgenen liegende Schrift lenken, die so Stück für Stück zu Tage tritt. Sabina Tureks poetische Lichtinstallation lässt den Gedanken des Betrachters freien Lauf. Fragmente eines Traumes erscheinen, leuchten, flackern auf und verblassen wieder.


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400 Min. mit Tante Hanna Maren Zielke Kommen und gehen mit der Zeit Die Designerin Maren Zielke stieß auf eine bislang verborgene Sammlung von Tonbändern ihrer Tante Hanna. Diese spricht von ihrem Leben als Deutsche, die mit einem jüdischen Arzt verheiratet war und in den 30er Jahren von Berlin nach New York emigrierte. In einem Archivregal setzt sich ergänzend zum akustischen Protokoll von Hannas Tonbandaufzeichnungen ein bildhafter Ausschnitt aus ihrem Leben zusammen.


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Der Salonabend



Im Rahmen des Salonabends wurden Objekte und Installationen I 66 gezeigt, die sich mit dem Thema „Spiegeln“ in Bezug auf die Arbeit und die Geschichte des Leo Baeck Instituts auseinandersetzten. Einige Entwürfe arbeiteten sehr direkt mit den optischen Eigenschaften des Spiegels und beschäftigten sich mit Phänomenen wie wiederkehrende Abbilder, Sinnestäuschungen und Irritationen. Andere Arbeiten näherten sich dem Thema im übertragenen Sinne und widmeten sich dem Widerspiegeln von Gedanken, Ideen und Erinnerungen. Die Entwürfe waren darauf ausgelegt die Gäste mit einzubeziehen. Die Besucher wurden zu Entdeckern, Akteuren, Teilhabern und Deutern. Die einzelnen Arbeiten lieferten die Grundlage für anregende Gespräche und neue Einsichten. Die alte Bibliothek der UdK bietete dafür die passende Umgebung. Der ganz in weiß gehaltene Raum wurde durch die Abwesenheit der Bücher seiner ursprünglichen Funktion entledigt, und die leeren Regale dienten als ideale Plattform für die Entwürfe. Gleich zu Beginn erhielten alle Besucher einen kleinen Handspiegel, mit dessen Hilfe spiegelbildlich angebrachte Erläuterungstexte entschlüsselt werden konnten. Nach einer allgemeinen Einführung zum Thema wurden alle beteiligten Studierenden vorgestellt. Während des gesamten Salonabends waren sie zur Diskussion ihrer Projekte zur Verfügung.


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Designer des Salonabends v.l.n.r. Ying Zhang, Tan Aksoy, Sabina Turek, Jia Zhao, Johannes Jacobs, Alex Rivoli, Marc Birri, Can Onur Vanci, Katharina Peter , Maren Zielke,





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