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Ich sehe was, was du nicht siehst. Projektdokumentation Designforschung- und entwicklung HTWG-Konstanz Kommunikationsdesign Wintersemester 2010 / 2011 Unter der Betreuung durch: Prof. Karin Kaiser Prof. Dr. Michael Burmester In Zusammenarbeit von: Simon Cipa Harald Czogalla Andrea Dendorf Christina Gronsky Aric Merz Lisa Schwegler Danksagung: Wir bedanken uns bei Frau Ulrike Rauber (Sonderp채dagogische Beratungsstelle, Schule f체r Blinde und Sehbehinderte/Baindt) f체r ihre Einblicke.
Inhalt
Methoden
1. Ausgangslage 07
A) 635 15
1.1 Aufgabenstellung 08
B) Recherche 17
1.2 Erschließung der Thematik 12
C) Mindmap 19
1.3 Projekt Aufgabenstellung 43
D) Interview 21/129
1.4 Herangehensweise 46
E) Empathy Tools 35 F) Selbstbeobachtung 37
2. Pilottest 66
G) Fremdbeobachtung 39/131
2.1 Fragestellung 68 2.2 Entwicklung des Leitfadens 69 2.3 Personen 70 2.4 Untersuchungsaufbau 72 2.5 Interviewleitfaden Labor 74 2.6 Pilottest 78 2.7 Analyse Pilottest 133 3. Realtest 134 3.1 Evaluation des Inteviewleitfadens 136 3.2 Personen 137 3.3 Untersuchungsaufbau 138 3.4 Optimierter Interviewleitfaden 140 3.5 Realtest 144 3.6 Analyse Realtest 187 4. Analyse 188 4.1 Erste Eindrücke 190 4.2 Auswertung der soziodemografischen Daten 204 4.3 Auswertung der Untersuchungen 205 4.4 Ausblick 234 4.5 Persönliches Fazit 236
1.Ausgangs 2.Pilottest 4.Analyse
lage t 3.Realtest
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1.1
Aufgabenstellung Das Semesterprojekt Designforschung beinhaltet die Aufgabe, eine bisher unbekannte Rezipientengruppe –> ausführlich zu analysieren und dieser anhand von visuellem Kommunikationsdesign einen schwierigen Sachverhalt –> zu vermitteln. Anhand des Forschungsund Entwicklungsprojektes können somit verschiedene Erkenntnisse über die Stärken und Schwächen der entwickelten Entwurfslösungen gewonnen werden. Um genauere Hinweise über den Nutzer erhalten zu können ist hierzu eine Partizipation der Testpersonen von Nöten. Zudem muss die Situation, welche sich durch die Wahl der Zielgruppe und der erstellten Artefakte ergeben kann mitbedacht und in die Auswertungsergebnisse mit einbezogen werden. Die Problemsuche ist völlig frei und kann von jeder Gruppe nach belieben ausgewählt werden. Mittels einer Auswertung der gewonnenen Informationen sind die einzelnen Arbeitsgruppen dazu gezwungen, sich mit dem positiven, sowie negativen Potential der visuellen Darstellungs- und Vermittlungsstile im Informationsdesign auseinanderzusetzen. Ziel des Semesters ist es, die forschende Haltung der Studenten zu intensivieren und gemeinsam mit diesen die Rolle des Designs in der Forschungslandschaft zu reflektieren. Durch erste Ausritte in die Methodenlandschaft, soll sich das Methodenbewusstsein etablieren und den Studenten ermöglichen, Erfahrungen mit der Methode an sich zu machen. Zugleich können mittels einer ausführlichen Rezeptionsforschung die traditionellen Feedback- und Nutzerberührungsängste der Designer reduziert sowie die Kommunikations- und Argumentationsfähigkeit der Studenten gestärkt werden. Insofern trägt das Forschungs- und Entwicklungsprojekt dazu bei, die Arbeitsweise der Designer zu professionalisieren und zu routinierten.
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–>
–> Blinde Personen –> Verbesserung Des Alltags einer Blinden Person
–> Wir tappten im Dunkeln.
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1.2
Erschliessung der Thematik –>
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Methoden –>
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A
Methode: 6-3-5 Beschreibung* 6 Teilnehmer – 3 Ideen pro Teilnehmer – 5 Weitergaben. Die Methode 635 ist eine Weiterentwicklung des Brainstorming. Man geht davon aus, daß die Kreativität einer Gruppe steigt, wenn die Idee eines Teilnehmers aufgegriffen und verarbeitet wird. Bei dieser Methode erfolgt dies in schriftlicher, durch ein Formular geordneter Form. Sechs Teilnehmer schreiben auf ein Formular jeweils drei Lösungsvorschläge zur gestellten Aufgabe. Sie orientieren sich dabei an schon notierten Ideen oder entwickeln neue. Dafür haben sie fünf Minuten Zeit. Daher auch der Name der Methode. Dieser Arbeitsschritt wird fünfmal wiederholt, so daß jeder Teilnehmer nach fünf Minuten sein Formular an seinen Nachbarn weitergibt und mit dem selbst empfangenen Formular wieder weiterarbeitet Erfahrungsbericht Zu Beginn unserer Ideenforschung testeten wir die 6-3-5 Methode. Innerhalb kürzester Zeit konnten wir auf diese Art und Weise eine große Anzahl verschiedener Ideen generieren. Beim Betrachten der Ergebnisse wurde uns bewusst, wie unterschiedlich die Denkansätze aller Beteiligten sind. Eine Vielzahl der Ideen kreisten um den Entwurf eines neuen Produktes für unsere Zielgruppe. Da wir unsere Aufgabenstellung durch diese sehr freie Methode etwas aus den Augen verloren, mussten wir all unsere Ideen zum Schluß leider verwerfen und unsere Zielgruppe neu überdenken. Die generierten Ideen waren jedoch ein guter Einstieg in das Thema. Jeder konnte mit seinen eigenen Ideen völlig frei umgehen. Somit konnten auch ungeeignete Ansätze weiterentwickelt werden. Negativ zu bemerken war der unglaubliche Zeitdruck während der Methodenanwendung, weshalb oftmals gedankliche Blockaden in den Köpfen der Beteiligten entstanden.
* Quelle: http://imihome.imi.uni-karlsruhe.de/nmethode_635_b.html
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B
Methode: Recherche Um an interessante Informationen zu unserem Thema zu gelangen, recherchierte jeder von uns in Zeitschriften, Büchern sowie dem Internet. Dabei wurden nicht nur Texte zur Inspiration herangezogen, sondern auch bildliche Umsetzungen verschiedenster Art und Weise. Somit entstand ein immer größerer Wissenspool, aus welchem sich immer wieder neue Ideen generieren ließen. Mittels der Images bekamen wir zugleich neue Denkansätze für mögliche designtechnische Umsetzungsmöglichkeiten. Um an interessante Informationen zu unserem Thema zu gelangen, recherchierte jeder von uns in Zeitschriften, Büchern sowie dem Internet. Dabei wurden eine Bachelorarbeit zum Thema Blind, eine Dokumentation der »Süddeutschen Zeitung TV« und ein Buch für Blinde über Wahrnehmung der Farben herangezogen: »Einsicht – Leben mit Sehbehinderung und Blindheit« Valeska Landspersky »Wie junge Blinde die Welt entdecken« Dokumentation Süddeutsche Zeitung TV »Das schwarze Buch der Farben« Menena Cottin / Rosana Faria / Verlag Fischer Schatzinsel
Und weitere …
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C
Methode: Mindmap Beschreibung* Eine Mind Map ist die Visualisierung eines Strukturplans in einer Form, die dem menschlichen, assoziativen Denkprozess Rechnung zu tragen versucht. Im Zentrum der Mind Map steht der Hauptbegriff, von dem aus sich in Ästen und Zweigen angeordnet Assoziationsketten ausbreiten. Zwischen den einzelnen Zellen dieser Assoziationsketten sind wiederum Querverbindungen möglich. Vorgehensweise Um das eigentliche Thema nicht erneut aus den Augen zu verlieren, wurde an zweiter Stelle das Mindmapping angewendet. Durch die Struktur der Mindmap konnte die Hauptidee deutlich besser herausgestellt und die sich daraus generierenden Ideen besser eingeschätzt werden. Dennoch waren wir in der Lage, bei dieser kognitiven Technik unsere Gedanken völlig frei zu entfalten. Wir nahmen das Mindmapping als eine sehr kreative, offene und humorvolle Methode wahr. Jedes einzelne Wort konnte in den Mittelpunkt eines neuen Mindmaps gerückt und die Darstellung jederzeit umstrukturiert werden. Ein Nachteil dieser angewandten Methode bestand in deren Lesbarkeit. Ohne zusätzlicher Kommentare konnten die eigenen Ideen hinter den sich dargestellten Gedankengängen und Begriffen nicht sichtbar gemacht werden. Dennoch gewannen wir durch die Anwendung der Methode neue Anreize für wiederum neue Denkansätze rund um unsere Zielgruppe.
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D
Methode: Interview Beschreibung* Die wichtigste und am meisten verbreitete Erhebungsmethode der Marktforschung ist die Befragung / Interview. Befragungen können schriftlich (…) oder mündlich (…) durchgeführt werden. Vorgehensweise Für die Tiefenrecherche unseres Themas wurde ein Gespräch mit unserer Zielgruppe nötig. Hierzu formulierten wir einen Fragebogen und nahmen Kontakt mit der Blindenund Sehbehindertenschule Baindt auf. Frau Rauber, von der sonderpädagogischen Beratungsstelle für Blinde, erklärte sich freundlicherweise dazu bereit, an unserem Interview teilzunehmen und uns einige Auskünfte über die Wahrnehmung und den Alltag eines Blinden zu geben. Da wir uns die Aufgabe stellten, Personen für die Thematik der Blindheit zu sensibilisieren, interessierten wir uns insbesondere dafür, wie es sich anfühlt nichts sehen zu können. Im Laufe des Gesprächs stellte sich heraus, dass nur wenige Menschen völlig blind sind oder bereits blind geboren werden. Ist der Mensch einmal visuell vorgeprägt, so bleibt er dies sein Leben lang. Daraus lies sich folgern, dass blinde Personen ihre Umwelt durchaus visuell, jedoch auf eine andere Art und Weise wahrnehmen. Anstatt der Augen sieht dieser über seinen Tast-, Geruch- und Hörsinn und generieret sich aus diesen Eindrücken eine eigene Bildsprache. Einige Schwierigkeiten in Bezug auf die Anwendung der Methodik »Interview«, zeigten sich zum einen in der Fragebogenformulierung und zum anderen in der Kommunikation zum Experten. Es kristallisierte sich heraus, dass eine eindeutige Vermittlung von Sachverhalten oftmals nicht möglich ist, da unsere Sprache häufig von visualisierten Verbalisierungen geprägt ist. Trotz sprachlicher Barrieren wurden unser aktueller Wissensstand und vorallem unsere Sichtweise auf das Thema enorm beeinflusst. Das gesamte Interview –>
* Quelle: http://www.teialehrbuch.de/Kostenlose-Kurse/Marketing/15167-Die-Befragung.html / 09.01.11
Interview mit Ulrike Rauber, Sonderpädagogische Beratungsstelle/Schule für Blinde und Sehbehinderte/Baindt Moderator: Harald Czogalla Protokollanten: Simon Cipa, Christina Gronsky, Lisa Schwegler H. Czogalla: Was für eine Position haben Sie hier an der Schule, was ist Ihre Funktion? U. Rauber: Ich bin hier Sonderschullehrerin seit 12 Jahren und ich bin in der Beratung tätig. Bei integrierten Schülern, die heimatnah beschult werden, komme ich als Beratungslehrerin bei Fragen von blindenspezifischer Art zum Einsatz. Das heißt beispielsweise: »Wie kann etwas taktil im Schulbetrieb dargestellt werden?« »Wie macht man Naturwissenschaften?« oder »Wie lernt ein Kind überhaupt erst mal mit der Punktschrift lesen und schreiben?« Denn die Integration nimmt hier eine immer größeren Stellung ein. Und ein paar Stunden bin ich dann auch noch hier an unserer Schule und unterrichte. H. Czogalla: Werden Sie stark als betreuende Person wahrgenommen oder als Lehrerin? Wie ist das Verhältnis zu den Schülern? Ist es eher ein Miteinander oder von Ihrer Seite aus ein Weitergeben von Wissen? U. Rauber: Ich bin nicht die Lehrerin in Form einer Klassen- oder Fachlehrerin. Ich stehe ein Stück weit zwischen den Welten, gebe aber auch Wissen weiter. Zum Beispiel die blindenspezifische Techniken, das ist die Lehrtätigkeit. Auf der anderen Seite, wenn es zum Beispiel Probleme bei der Übertragung gibt oder wenn das Material von den Lehrern nicht früh genug zum Übertragen zur Verfügung gestellt wird, dann muss ich schauen, dass sich das ändert. (…) Zum Beispiel wird nächste Woche das Thema »Zellen« behandelt und da muss ich schauen, ob es eventuell ein Modell gibt. Das wäre das Einfachste, wenn der Lehrer das Modell mitbringt. Vielleicht muss aber auch eine taktile Abbildung hergestellt werden. Das müsste dann der Zivildienstleistende machen, der dabei ist. Den müsste ich dann auch einweisen. Und ich arbeite auch mit den Eltern der Schüler zusammen.
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H. Czogalla: Dann wären wir auch schon bei der nächsten Frage (lacht). Stichwort Eltern: Es kommt ja vor, dass sehende Eltern ein blindes Kind erwarten. Wo sehen Sie generell Probleme in der Kommunikation zwischen Sehenden und Blinden? U. Rauber: Also ich beschreibe jetzt einfach eine situationsbezogene Kommunikationsproblematik, die im Mathematikunterricht beim Tafelaufschrieb auftaucht: »Rechne diese Zahl und diese Zahl zusammen und erhalte dir das Ergebnis. Was sagt Ihnen das, Sie sehen es nicht? Ich hab das Ergebnis doch hier gezeigt. Das sehen Sie doch hier!« Ein andere Beispiel für die Kommunikationsproblematik ist das folgende: »Wo muss ich jetzt hinlaufen, um zum Rathaus zu gelangen?« »Da müssen Sie da drüben über die Ampel rechts gehen.« H. Czogalla: Also es geht um ein anderes Verständnis. Wir würden zu dieser Ampel gehen, weil sie uns gezeigt wurde. U. Rauber: Nein, weil Sie die Ampel sehen können. Ich weiß noch nicht mal, dass es dort eine Ampel gibt. Wenn ich Glück habe, dann höre ich vielleicht, dass es einen geregelten Verkehrsablauf gibt. Falls ich bereits weiß, dass es dort eine gibt und die Information erhalte, dass es dort rechts weg geht, dann ist das sogar noch eine präzise Auskunft. Meistens sind die Auskünfte nicht so präzise. Das sind einfach visualisierte Verbalisierungen. Es sind vom Sehenden ausgehende Beschreibungen, die mir überhaupt nichts sagen, weil ich diese gar nicht wahrnehmen kann. H. Czogalla: Werden die Eltern bei Ihnen besonders mit in die Lehre eingespannt? Haben diese auch eine wichtige Aufgabenstellung? U. Rauber: Also die Eltern sind zunächst ja einmal diejenigen, die das Kind bekommen haben und erziehen. Die müssen natürlich erst einmal eine Verbindung zum Kind aufbauen. Es ist nicht immer so, dass man gleich von Geburt an erkennt, dass es sich um ein blindes Kind oder um ein Kind mit Sehstörung handelt. Meistens fällt es den Müttern erst nach einem viertel Jahr auf. Häufig wird es nicht von den Kinderärzten, sondern eben von den Müttern entdeckt. Ein blindes Kind nimmt im Unterschied zu einem Sehenden Kind keinen Blickkontakt auf. Der Weg, den die Eltern dann gehen müssen, beginnt beim Kinderarzt. Dieser verweist die Eltern im Zweifelsfall zum Augenarzt. Und je nachdem wie feinfühlig der Augenarzt ist, werden die Eltern dann mit der direkten Tatsache konfrontiert, dass ihr Kind nicht sehen kann. Meistens fallen die Eltern dann erst mal aus allen Wolken. Wenn die Eltern Glück haben, erhalten sie vom Augenarzt noch eine Telefonnummer von uns, der Beratungsstelle. Sobald die Sehstörung eines Kindes erkannt wird, beraten wir dessen Eltern frühstmöglich.
H. Czogalla: Gibt es Lernmethoden, bei denen die Eltern besonders mit eingebunden werden? Während dem Verlauf von unserem Projekt haben wir zeitweise am Ansatz gearbeitet, Lernmethoden für Sehende zu entwicklen. Das bedeutet: wie kann ein sehender Mensch einem blinden Menschen etwas beibringen? Sie haben vorher ja die BrailleSchrift angesprochen. Das wäre doch auch sinnvoll, wenn die Eltern lernen, sie zu lesen. Oder auch nicht? (lacht) U. Rauber: Sinnvoll ist das immer. (lacht) Ich glaube es sind nur ein Viertel bis ein Drittel, die das überhaupt lernen und können. Früher war der Prozentsatz noch geringer. Da war es vielleicht ein Fünftel oder noch weniger. Diejenigen, die von ihrem Ausbildungsniveau her höher waren, haben das gleichzeitig mit den Kindern gelernt. Die meiste Zeit lernen das die Kinder eigentlich alleine. Wobei ich jetzt schon auch Eltern habe, die auch Kurzschrift lernen. Wobei, da hört es dann irgendwann auf. (lacht) Also bis jetzt ist es erst eine Person, die mithalten will. H. Czogalla: Gibt es dann spezielle Lehrmethoden? U. Rauber: Die gibt es schon. Und zwar werden diese auch an der Pädagogischen Hochschule in Heidelberg gelehrt. Dort ist ja die nächste blindenpädagogische Ausbildung. Aber das wäre zu umfangreich, um es hier in allen Details zu besprechen. (lacht) Also insgesamt gibt es vier blindenpädagogische Einrichtungen: Heidelberg, Dortmund, Berlin und Hamburg. H. Czogalla: Wie würden Sie einem Sehenden Ihre Welt beschreiben, wie Sie sie nicht sehen können? U. Rauber: Boah! (lacht) (Alle Beteiligten lachen)
Soll ich mir da jetzt die Mühe machen? (lacht) Also ich denke, für diejenigen, die es interessiert, kann man sich auch die Mühe machen. (lacht) Stellen Sie mir einfach Fragen, die vielleicht für Sehende wichtig sind. Zum Beispiel Aussehen, also einfach visuelle Sachen. Ich achte darauf schon und ich bin auch neugierig zu erfahren, wie sehende Menschen das mitbekommen. Manchmal interessiert es mich aber nicht wirklich. Und manchmal ist es mir aber auch zu mühsam, das kommt auch vor. Es geht viel über das Hören. Zum Beispiel registriere ich jetzt ohne Weiteres, wer wann was mitschreibt. (Alle Beteiligten lachen)
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Also ich weiß natürlich nicht, was mitgeschrieben wird. (lacht) Ansonsten höre ich die Uhr, die nebenher tickt und die Türe, die draußen im Flur zu gegangen ist. Das sind wahrscheinlich alles Sachen, die ihr gar nicht mitbekommt. Ich höre auch, dass mein Hund hinter mir rechts liegt. Das kann ich alles beschreiben. Vieles, was Sie mit den Augen nebenher wahrnehmen können, nehme ich nebenher mit den Ohren wahr. Mit dem Tasten ist es jetzt ein bischen schwierig, weil wir ja grade nur am Tisch sitzen. H. Czogalla: Halten Sie es überhaupt für möglich, dass man die Welt eines Blinden einem Sehenden näherbringen kann? Das ist jetzt vielleicht eine komische Frage, aber muss man blind sein, um es selber erfahren zu können? U. Rauber: Nein. Um den Alltag zu erfahren, wie hart es tatsächlich ist oder was es positives bringt – das kann man von außen so nicht registrieren. Natürlich gibt es immer und überall Simulation. Zum Beispiel lassen wir unsere neuen Mitarbeiter auch ganz vieles selber mit aufgezogener Augenbinde machen, damit sie überhaupt wissen, wie man einer blinden Person etwas beibringen kann. H. Czogalla: Frau Hieber (erste Kontaktperson der Blindenschule) hat mir per e-mail geschrieben, dass Sie selber erblindet sind. Daher bin ich davon ausgegangen, dass Sie mal sehen konnten. Ist das richtig? U. Rauber: Ich war mal das, was man hochgradig sehbehindert nennt. Mein Sehvermögen hat nie mehr als 5% betragen. Als Kind interessiert das einen jedoch nicht. (lacht) Da sieht man halt was – oder man sieht nichts. Die anderen hatten es vielleicht einfacher mit dem Fahrrad fahren. Als ich dann aber die ersten Leute umgefahren hab, hab ich das dann mal sein gelassen. Ja, ich habe eine degenerative Augenerkrankung. H. Czogalla: Haben Sie mal Farben wahrgenommen? U. Rauber: Ja. H. Czogalla: Wissen Sie, wie Farben aussehen? U. Rauber: Ja. H. Czogalla: Denken Sie noch in Farben? U. Rauber: Ja! (lacht)
H. Czogalla: Was ist Ihre Lieblingsfarbe? U. Rauber: Inzwischen Blau. Ich glaube, früher war es eher Gelb und Rot. Es gibt doch transparente Farben. Also, durch die kann ich am Besten durchschauen. Rot hingegen nimmt mir alles Licht. Gelb bezeichnet ihr ja auch als »hell«, für mich ist Gelb aber auch dunkel. Blau ist für mich die hellste Farbe. Ansonsten gibt es für mich jetzt im aktuellen Sehvermögen keine Farben mehr. H. Czogalla: Aber die genannten Farben können Sie sozusagen auseinanderhalten? U. Rauber: Also ich kann sie jetzt nicht mehr auseinander halten, aber in meinem Erinnerungsvermögen. Es sei denn, es sind unklar definierte Farben. Zum Beispiel der Unterschied zwischen Pink und Fliederfarben. Sogar meine Familie streitet darüber, was nun Pink oder Rosa ist. (Alle lachen) Oh, da würden Sie bei uns im Studiengang ziemlich durchdrehen, denn da geht es öfters um solche Fragen. (Alle lachen) Männer sind ja sowieso farbenblind! (lacht) (Alle lachen) Nein, aber die haben wohl mehr Probleme, Farben zu sehen. Es gibt so viele farbschwache Männer. Aber das merkt man erst, wenn man mit ihnen einkaufen gehen muss. Das soll jetzt nichts gegen Männer sein. Die können gut einkaufen, das ist nicht das Problem. H. Czogalla: Spielt für Sie Schönheit und Ästhetik eine Rolle? Und was ist für Sie schön? U. Rauber: Jetzt bringen Sie mich in Verlegenheit. Ich bin nicht gestylt! (lacht) Ja, gewissermaßen spielt Schönheit eine Rolle. Jedoch mehr die taktile Ästhetik. Ich erkläre das auch wieder anhand einem Beispiel: Meine Schwiegermutter hat ihre Küche neu gestrichen und das mag wunderschön gewesen sein. Aber sie hatte versehentlich
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an zwei Spülenunterschränken verschiedene Texturen angebracht. Man hat es kaum gesehen, aber man hat es gefühlt. Für mich war das dermaßen störend und da habe ich bemerkt habe, dass es tatsächlich eine taktile Ästhetik gibt. Staub ist zum Beispiel ein Ästhetik-Hammer. (Alle Beteiligten lachen)
Ich glaube, das geht uns aber auch so. In eine verstaubte Wohnung zu kommen ist nicht so schön. Oftmals bekommt man es ja gar nicht weg. Aber es ist trotzdem nicht schön. Da stören mich Hundehaare fast weniger als Staub. H. Czogalla: Bezüglich unserem Projekt möchten ich jetzt ein ganz wichtige Frage stellen. Wir möcthen versuchen, Sehenden die Blindheit anhand visueller Darstellungen näher zu bringen. Kennen Sie das schwarze Buch der Farben? U. Rauber: Ja, das kenne ich. In einer ähnlichen Art und Weise möchten wir vorgehen. Oh, mein Handy klingelt... (…) Das Tonband läuft wieder. Keine Sorge, wir haben Ihr Privatgespräch jetzt nicht mit aufgenommen. (lacht) H. Czogalla: Eine Kollegin von uns, die auch innerhalb der Gruppe am Projekt mitarbeitet, hat uns auf dieses Buch aufmerksam gemacht. Sie ist begeistert vom Buch und hat uns damit angesteckt. Wir wollen nun ähnlich vorgehen und möchten Sehenden anhand visueller Gestaltungsmittel die Blindheit näher bringen. Das hört sich jetzt ein bischen komisch an, aber die Herausforderung besteht darin, die Haptik, die Akustik und eben alles, was die Blindheit am nächsten Näher bringen würde, auSSen vor zu lassen und rein visuell zu arbeiten. Wie würden Sie dabei vorgehen – geht das überhaupt? Mit einer verneinenden Antwort würden Sie unser ganzes Projekt quasi zu Nichte machen. (lacht)
U. Rauber: Oh Gott... (Pause)
Also ich wüsste nicht, wie ihr das gestalten könntet! Ich habe das schwarze Buch der Farben mal angeschaut, aber dann relativ zügig beiseite gelegt. Das Buch war für mich relativ nichtssagend, obwohl ich ja mal Farben wahrgenommen habe. Aber das ist einfach nicht das Optimale. Es sind immer irgendwelche anderen Mittel, die das Ganze aber nicht wirklich realitätsnah machen. Ich finde es schwierig, ganz ohne Haptik, ohne Akustik – also rein visuell – zu arbeiten. H. Czogalla: Ja Sie drücken gerade das aus, wie es uns damit gerade geht! (lacht) Das trifft es ziemlich gut. Also es ist, wie gesagt auch für uns die Herausforderung, mal einen anderen Weg zu gehen. Was hat Sie jetzt ganz besonders am Schwarzen Buch der Farben gestört? Haben Sie ein Beispiel? Denn Sie sagen ja, dass es realitätsfern war. U. Rauber: Das waren doch auch noch Gerüche beschrieben oder? C. Gronsky: Die Farben werden anhand des Geruchs und wie sie sich anfühlen, beschrieben. Damit man sich das besser vorstellen kann. U. Rauber: Ja und jeder hat eine andere Erfahrung. Und Rot ist nicht gleich Erdbeere. Und wenn jemand keine Erdbeeren mag, dann hat er Pech gehabt. (lacht) (Alle Beteiligten lachen)
H. Czogalla: Also im Prinzip waren das auch schon unsere Fragen. Ich hätte jetzt noch eine persönliche Frage: Wir hatten ja e-mail Kontakt miteinander. Wie ist meine e-mail bei Ihnen angekommen? Also wie schreiben Sie mir zurück und wie lesen Sie meine email und wie antworten Sie mir? U. Rauber: Dazu müssten wir jetzt den Raum wechseln. H. Czogalla: Ah, okay, gibt es dafür eine besondere Apperatur? U. Rauber: Ja genau. Es gibt Zusatzgeräte/Peripherie-Geräte, die mir die Kommunikation mit dem PC ermöglichen. Dem PC ist es egal, wie was codiert ist. Buchstaben haben immer die acht Bits. Der Buchstabe »A« hat immer die gleiche Bit-Belegung. Die normale Braille-Schrift (Buch-Braille) wird mit sechs Punkten geschrieben. Die Computer-Braille wird mit acht Punkten geschrieben, weil der Computer dumm ist. Der Computer versteht die verschiedenen Doppelbelegungen/Sinnbelegungen von nur 64 Möglichkeiten nicht. Das funktioniert nicht. Deswegen musste der Zeichensatz auf 8 Punkte erweitert werden. Das sind dann 256 Möglichkeiten, da gibt es dann schon mal eine ganze Menge
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mehr an Möglichkeiten. Was ich trotzdem nicht wirklich gut darstellen kann, sind Grafiken. Ich kann lediglich Strichlinien darstellen. Dazu gibt es dann noch mal ein besonderes Gerät. Das ist aber inzwischen im Auslauf und wird nicht mehr produziert, weil es zu teuer ist und weil es sich nicht lohnt. Neben der taktilen Übersetzung gibt es natürlich noch die Sprache und den Braille-Drucker. Das sind also die drei Peripherie-Geräte: Ein spezieller Drucker, die Sprachausgabe und die Braille-Zeile. Die Braille-Zeile ist ein Zusatzgerät, welches 20, 40 oder 80 Zeichen für mögliche Buchstaben hat. H. Czogalla: Mir kam die Frage in den Kopf, weil Sie vorher bei der BegrüSSung zu mir gesagt haben, dass Sie jetzt endlich wissen, wie man meinen Namen ausspricht. (lacht) Und das ist nicht nur bei Ihnen so, mein Nachname stellt für die Menschen generell ein Problem dar. U. Rauber: Nein, ich habe mir das schon gedacht, wie man ihn ausspricht. H. Czogalla: Es hat mich halt interessiert, ob die Sprachausgabe jetzt etwas gesagt hat, was vielleicht falsch wäre. U. Rauber: Nein, er spricht das genau so aus, wie es da steht. (lacht) H. Czogalla: Und wie sagt er das dann? U. Rauber: »Czogalla« (Betonung liegt auf dem Buchstaben »z«). (Alle Beteiligten lachen)
Ich könnte natürlich auch eine andere Sprache einstellen, dann würden Sie nochmal anders heißen. Englisch zum Beispiel. Da würde Ihr Name dann anders klingen. (lacht) Spanisch habe ich auch, das habe ich auch noch nie ausprobiert. Da fällt mir ein, dass ich vergessen habe, die Software zu erwähnen. Natürlich braucht man die auch, damit man die ganzen Peripherie-Geräte nutzen kann. Das sind dann die Screenreader, die lesen mir den Bildschirm aus und fokusieren das, was ich brauche. Super, mit den wichtigsten Fragen sind wir jetzt durch. Wir hätten noch weitere Fragen übrig. Wenn Sie noch Zeit hätten, (…) Wenn Sie aber denken, dass es jetzt ausreichend ist, dann ist es für uns auch in Ordnung. Also, wenn es nicht mehr allzu lange geht, dann ist es für mich in Ordnung. 20 Minuten bis eine halbe Stunde sind für mich in Ordnung.
H. Czogalla: Haben Sie einen besondereN Gegenstand in Ihrem Alltag, auf den Sie auf keinen Fall verzichten möchten? Also ein Gegenstand, der Ihnen durch den Alltag hilft? U. Rauber: Naja ein Gegenstand ist mein Hund ja nicht. (lacht) (Alle Beteiligten lachen)
Aber er hilft mir durch den Alltag. Das wäre der erste Gegenstand. H. Czogalla: Das ist wahrscheinlich auch der wichtigste Gegenstand oder? U. Rauber: Ja, das ist richtig! Ich könnte auch den Stock nehmen, aber der steht bei mir seit 20 Jahren in der Ecke. Das wäre sehr schwierig, mich da wieder umzustellen. H. Czogalla: Wieso steht er in der Ecke? U. Rauber: Weil ich mit dem Hund keinen Stock brauche. H. Czogalla: Aber war das eine bewusste Entscheidung, den Stock in der Ecke stehen zu lassen und lieber einen Hund zur Hilfe zu ziehen? U. Rauber: Ja, weil man schneller gehen kann. Man wird um die Hindernisse herum geführt und hängt nicht immer überall drin. Man kann dadurch auch weitere Strecken mit weniger Konzentrationsaufwand bewältigen. H. Czogalla: Eine andere Frage: Wo sehen Sie einen Unterschied bei der Konversation zwischen einem Sehenden und einem Blinden und der Konversation zwischen zwei blinden Personen? Verändert sich da was in der Sprache? Sie haben vorher die Visualisierung in der Sprache angesprochen. Ist die Sprache bei den Blinden ausgeprägter oder ist es genau anders herum? U. Rauber: Dadurch, dass die Visualisierung wegfällt, findet auch eine andere Konversation statt. Also was ein Sehender häufiger sagt als ein Blinder ist zum Beispiel »kuck mal!« Solche Worte verwenden wir zwar genau so, aber unüberlegt und nicht so häufig. Bei sowas ist der Jargon zwischen Sehenden und Sehenden eigentlich gleich wie der von Blinden zu Blinden. Anders ist es zum Beispiel aber bei Wegbeschreibungen. Und vielleicht unterhalten wir uns weniger darüber, wie eine Person aussieht und mehr darüber, wie eine Person riecht. (lacht) Bei blinden Schülern ist es auffällig, dass Sie ihre Lehrer weniger in den Bewegungen nachahmen, sondern mehr in der Stimme. (lacht)
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(Alle Beteiligten lachen) Und ich kringel mich immer wieder vor lachen. Oft ist es reif fürs Kabarett. (lacht) H. Czogalla: Gibt es irgendwas, was Sie gerne sehen wollen würden? Etwas, was sie vielleicht durch die Beschreibung von anderen Menschen kennen oder von dem Sie die Informationen über die Beschreibung irgendwo anders erhalten haben? Gibt es irgendwas, was Sie gerne sehen möchten, wenn es möglich wäre? U. Rauber: Ja, Landschaftsbilder würde ich gerne sehen wollen. H. Czogalla: Wie stellen Sie sich so eine Landschaft vor? U. Rauber: Da gibt es ja ganz verschiedene. Ich war noch nie in den Tropen und auch noch nie im hohen Norden. Im hohen Norden ist wohl kalt! (lacht) (Alle Beteiligten lachen)
Aber im hohen Norden gibt es angeblich unglaublich viele schöne Farben. Und ich stelle es mir spannend vor, diese sehen zu können. Aber das sind einfach Dinge, die ich mir nicht vorstellen kann. Zum Beispiel habe ich den Mond ja schon mal gesehen und ich weiß auch, wie das Licht dann nachts ist. Aber das hat bestimmt was ganz Besonderes, die Farben im Norden wahrnehmen zu können. Und in den Tropen hingegen gibt es bestimmt eine Menge Blumen, die ich riechen kann. Und dort ist es schön warm. Aber in den Tropen würde ich es nicht unbedingt vermissen, dass ich die Umgebung nicht sehen kann. Ich könnte mir vorstellen, dass ich dort genug mitbekomme, ohne dass ich es sehe. Die tropische Umgebung ist näher dran, ich kann sie besser wahrnehmen als den Norden. Um die Tropen wahrnehmen zu können, muss ich jetzt nicht jeden Stachel anfassen. Also vor Spinnen habe ich jetzt keine Angst. (lacht) Ich schon! (lacht) Also gut, wenn sie mich stechen, dann vielleicht schon. Bei giftigen Stechviehern ist es mir dann schon unwohl. Aber ich finde es jetzt nicht so schlimm, wenn mir meine Kinder ekliges Zeug in die Hand geben. Ich vermute, das ist dann eher spannend und nicht schlimm oder? Also ich würde es jetzt eher spannend als schlimm einschätzen, weil man ja nicht weiß, was da jetzt kommt.
Es kommt darauf an, wo sich das eklige Zeug befindet! Es widert mich echt an, wenn ich in meiner Mehl-Packung irgendwelche Würmer finde. Da gehe ich auf die Barrikaden! Da bekommt mich dann keiner mehr dorthin zurück. Aber wenn ich die gleichen Würmer oder Käfer von meinen Kindern in die Hand gedrückt bekomme, dann ekelt mich das nicht an. Die sind dann ja draußen und ich begehe mich nicht in die Gefahr, dass ich sie essen muss. Jetzt sind wir aber vom Thema abgekommen. (lacht) Jetzt haben wir insgesamt einen recht guten Einblick bekommen! Gibt es sonst noch Fragen von unserer Seite? C. Gronsky: Wie ist das, wenn Sie einen Raum betreten, in dem Sie vorher noch nicht gewesen sind? Versuchen Sie dann, sich diesen vorzustellen? Machen Sie sich dann ein Bild davon im Kopf, wie der Raum aussehen könnten? Wie ist das für Sie? U. Rauber: Es gibt verschiedene Möglichkeiten, einen fremden Raum wahrzunehmen. Niemand, der noch irgendeinen Lichtschein hat, nützt den nicht auch noch aus. Der visuelle Eindruck ist immer da. Es ist ein Ausschnitt dessen, wie ihr das wahrnehmt. Aber ein Raum besteht ja aus Akustik, aus Geruch, aus Wärme, Helligkeit und dem Zusammenwirken von allen Faktoren. Für mich selbst spielt die Helligkeit in der Wahrnehmung eine große Rolle. Je weniger ich sehe, desto mehr wünsche ich mir eine helle Wohnung. Und das hat nichts damit zu tun. Mich blendet die Helligkeit eigentlich furchtbar. Das ist oftmals körperlich schmerzhaft und ich mache dann auch die Augen zu. Deswegen habe ich mich auch gleich so hingesetzt. Aber für mich ist es aber einfach wichtig, einen sonnigen Raum zu haben. Und das wirkt schon alles zusammen. Ihr legt ja ziemlich viel Wert auf das Sehen. Das ist bei euch Priorität. Aber der Rest wird nie ausgeklammert und das ist unbewusst immer mit drin. In einem Krankenhaus riecht es ja beispielsweise immer nach Krankenhaus, egal wie schön es aussieht. (lacht) Man spürt sofort die weißen Betten und weißen Wände, obwohl das vielleicht ja auch gar nicht stimmen müsste. Und man riecht den Desinfektionsgeruch. H. Czogalla: Das ist quasi so eine Stimmung, die vermittelt wird und nicht die Räumlichkeiten an sich. Es ist eine Art Wirkung? U. Rauber: Ja genau. Eine Kirche riecht auch immer nach Kirche. Und in Baindt ist sie auch noch ziemlich kalt, das wirkt dann zusätzlich auch noch. Dort überwiegen dann die Farben.
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C. Gronsky: Ihr Auge reagiert praktisch auf das Licht? Sehen Sie immer gleich hell oder dunkel? U. Rauber: Ja, es reagiert auf Licht. Und es gibt wirklich wenig blinde Menschen, die von Anfang an gar nichts gesehen haben. H. Czogalla: Also ich geh jetzt mal von mir aus, aber als wir mit diesem Projekt angefangen haben, gab es für mich Sehende und Blinde. Ich habe nur in schwarz oder weiSS eingeteilt, aber keine Graustufen dazwischen gesehen. U. Rauber: Vorallem gibt es auch Blinde, die überhaupt fast nichts sehen, aber Farben wahrnehmen können. H. Czogalla: Ja, genau. Wir hatten ja bei Projektbeginn ja auch einen RechercheTeil und da ist uns klar geworden, dass es dieses »schwarz-weiSSe« Sehen oder NichtSehen gar nicht gibt. Stattdessen beinhaltet es so viele Zwischenstufen, die man gar nicht richtig kategorisieren kann. U. Rauber: Richtig. Und dann gibt es ja auch noch Augenerkrankungen, bei denen das zentrale Sehen nicht mehr vorhanden ist. Das kommt häufiger bei älteren Menschen vor. Die sehen dann zwar die Sprudelflasche vor sich nicht, können aber auf kilometerweite Entfernung sehen, dass dort ein Hund läuft. Und das kann man zum Beispiel auch nicht simulieren. Wir haben in der Schule auch Brillen, mit denen wir die Leute auch immer wieder konfrontieren. Einen Katarakt, auch »Grauen Star« genannt, kann man zum Beispiel recht leicht darstellen, indem man eine Folie über die Brille klebt. Aber eine »Makuladegeneration«, die viele alte Menschen betrifft, die kann man nicht simulieren. Sehende Leute schauen dann einfach durch und kompensieren das dann. Christina, du schaust so, als möchtest unbedingt noch was loswerden?! H. Czogalla: Vielen Dank für das Gespräch und dass Sie sich die Zeit genommen haben!
Baindt, 17. November 2010
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E
Methode: Empathy Tools Beschreibung* Unter Empathy Tools verstehen Service Designer jegliche Arten von Hilfsmitteln, die es erlauben, sich in besonderer Weise in den Kunden oder Nutzer hinein versetzen zu können. Soll beispielsweise ein Service speziell für ältere Menschen entwickelt werden, so können Brillen, welche die Sicht behindern, oder Handschuhe, welche die Sensibilität der Hände einschränken, als Empathy Tool bezeichnet werden. Durch diese Methode erhält der Service Designer einen realistischen Einblick in die Bedürfnisse und speziellen Anforderungen, die ein Nutzer an den Service hat. Vorgehensweise In einem Selbstforschungsversuch sollte herausgefunden werden, inwiefern die Optik unseren Geschmack beeinflusst. Mit Hilfe eines Gummibärchen Geschmackstest wurde dieser Sachverhalt von uns auf die Probe gestellt. Jedem von uns wurden hierzu die Augen verbunden und jeweils fünf Gummibärchen vorgelegt. In unserem Test konnte festgestellt werden, dass vier von sechs Personen jeweils nur zwei der Gummibärchen erschmecken konnten. Eine Testperson definierte keines der Geschmäcker zutreffend und wiederum eine Testperson war in der Lage, jeden Geschmack den einzelnen Testobjekten richtig zuzuordnen. Zusammenfassend lässt sich somit behaupten, dass ein Großteil von uns nicht in der Lage ist, ohne optische Hilfsmittel, den richtigen Geschmack eines Testobjektes zuzuordnen. Interessant ist jedoch, dass jeder der Probanten die eigentliche Geschmacksfrage mit einer Farbe beantwortete. Aufgrund dieser Tatsache muss unsere Schlußfolgerung überdacht werden. Wir fanden heraus, dass nahezu keine der Testpersonen in der Lage war, den Geschmack einer Farbe zuzuordnen, jedoch unterschiedliche Geschmäcker voneinander unterschieden werden konnten. Der Test macht deutlich, wie optisch fixiert wir sind und wie sehr visuelle Eindrücke unser Denken beeinflussen.
* Quelle: http://service-works.de/service-design-works/service-design-methoden/empathy-tools / 09.01.11
37
F
Methode: Selbstbeobachtung Beschreibung* Selbstbeobachtung ist eine wichtige Methode der Selbstkontrolltechniken. Selbstbeobachtung beinhaltet das Beobachten und Registrieren von eigenen, offen sichtbaren oder verdeckten Verhaltensweisen. (…) Damit werden jedoch auch die methodischen Probleme dieses Verfahrens deutlich: geringe Reliabilität und Objektivität sowie verringerte Validität der Beobachtungsdaten. Vorgehensweise Um einen persönlichen Einblick in die Wahrnehmung eines Blinden zu erhalten, beobachteten wir uns inmitten eines Referats im dunklen Raum und versuchten dabei, unsere eigenen Erlebnisse sowie Denkprozesse zu erkunden. Da es sich bei der Selbstbeobachtung um eine subjektive Instanz handelt, welche sich nur schwer kontrollieren lässt, wurde die Situation eines jeden Teilnehmers auf eine völlig andere Art und Weise empfunden. Beobachtungsergebnis – Christina Gronsky Während der Selbstbeobachtung fiel mir auf, dass sich meine übrigen Sinne schärften und Geräusche sowie Gerüche in den Vordergrund traten. Dennoch versuchten meine Augen während des Vortrags permanent einen visuellen Gegenstand oder gar einen Lichtpunkt zu erhaschen, weshalb ich mich nach kurzer Zeit dazu entschlossen habe, diese völlig zu schließen. Im Laufe des Sprechens bemerkte ich, wie sehr das eigene Handeln in den Fokus rückte. Ich nahm meine eigene Person intensiver wahr und konnte zudem die ganze Konzentration auf das so eben Gesagte lenken. Meine Vortragsangst verflog und der Sprachfluss wurde flüssiger. Somit nahm ich diese einmalige Erfahrung als eine sehr positive wahr. Zwar empfand ich es zu Beginn als sehr eigenartig, während des Referats keinen Blickkontakt zu den Zuhörern aufbauen zu können und zudem als beängstigend, keine Kontrolle über das Gesagte zu haben. Nach kürzester Zeit legte sich diese Unsicherheit und mein Körper schien sich relativ zügig an die Situation zu gewöhnen.
* Quelle: Selbstbeobachtung / M. Hautzinger / 2005, III, 249-252, DOI: 10.1007/3-540-26425-6_48
39
G
Methode: Fremdbeobachtung Beschreibung* Es wird zwischen der teilnehmenden und der nicht teilnehmenden Fremdbeobachtung unterschieden: Bei der teilnehmenden Fremdbeobachtung ist die Beobachterin aktiv am Geschehen beteiligt. Die beobachtete Person ist sich der Beobachtungssituation bewusst. Bei der nicht teilnehmenden Fremdbeobachtung findet die Beobachtung versteckt statt, so dass sich die beobachtete Person unbeobachtet fühlt. Die Fremdbeobachtung kann systematisch oder unsystematisch erfolgen. Der systematischen Fremdbeobachtung liegt eine vorab festgelegte Fragestellung zugrunde. Die Antworten der Fragestellung werden gezielt analysiert. Bei der unsystematischen Fremdbeobachtung werden eine oder mehrere Personen ohne ein bestimmtes Ziel beobachtet. Beobachtungsergebnis der zwischenpräsentation Während unserer Beobachtung wurden sowohl die anwesenden Studenten, als auch die Professorin in unseren Test mit einbezogen. Die Verhaltensbeobachtung der Gruppe konnte durch den geplanten Sprecherwechsel gut durchgeführt werden und kollidierte somit nicht mit der Spektion unserer eigenen Person. Innerhalb der Fremdbeobachtung registrierten wir die volle Aufmerksamkeit des Zuhörers. Sobald das Licht wieder anging, stieg der Geräuschpegel jedoch. Anhand einer anschließenden Befragung einzelner Personen wurde uns mitgeteilt, dass ein Großteil der Zuhörer das Szenario als sehr angenehm empfand und sich zudem besser konzentrieren und dadurch auch mehr aus dem Vortrag mitnehmen konnte. Dies lässt sich wohl dadurch erklären, dass die anwesenden Personen nicht durch visuelle Reize abgelenkt werden und uns dadurch mehr Gehör schenken konnten. Fällt der Kommunikationskanal über die Augen weg, so ist unser Körper für Geräusche, Gerüche und Ertastetes empfindsamer und richtet seine volle Aufmerksamkeit auf Dinge, welche mittels der restlichen Sinne wahrgenommen werden können. * www.altenpflegeschueler.de/psychologie-soziologie/methoden-der-psychologie.php / 08.01.11 / 19:14 Uhr
1.2.1 Zielsetzung 1 Bei der Auswertung der Ergebnisse der Methode 6-3-5 wurde festgestellt, dass sowohl das Medium (Usabiltiy-Produkt) als auch die Zielgruppe (Blinde) im Hinblick auf die Aufgabenstellung falsch gewählt wurden. Aus diesem Grund wurde der Fokus unseres Projekts auf das visuelle Informationsdesign gelegt und als Hauptziel die Verbesserung der Kommunikation zwischen Sehenden und Sehbehinderten definiert. Ziel ist es, sehenden Personen zu helfen, um Blinden eine Stütze im Alltag sein zu können. Somit sollen Methoden für Sehende entwickelt werden, um Blinden einen Sachverhalt zu erklären bzw. näher bringen zu können. Auf diese Weise soll die Kommunikation zwischen den Betroffenen erleichtert werden. Ein Beispiel hierfür stellt die Entwicklung einer geeigneten Methode für Sehende dar, um die Braille-Schrift einfach, schnell sowie effektiv zu erlernen. Der Angehörige kann die gewonnenen Kenntnisse mittels dieser Lernhilfe sodann optimal weitergeben und bekommt zugleich ein Gespür für die Problematiken, mit denen ein Blinder tagtäglich zu kämpfen hat.
1.2.2 Zielsetzung 2 Eine weiterführende Recherche hat ergeben, dass zunächst einmal verschiedene Vorraussetzungen erfüllt werden müssen, um die Kommunikation zwischen Blinden und Sehenden verbessern zu können. So ist es beispielsweise notwendig, einen visuell geprägten Menschen für die Thematik »Blindheit« im Vorfeld zu sensibilisieren, um im Anschluss daran tiefer in diese Problematik einsteigen zu können. Daraus folgte die Erkenntnis, dass die Entwicklung einer Lernmethode für Sehende zu weit vorausgegriffen wurde und dadurch Änderungen an der Zielsetzung vorgenommen werden müssen. Die Sensibilisierung des Sehenden für die Thematik Blindheit wurde somit als neues Hauptziel definiert.
41
1.2.3 Erkenntnis: »Blinde sehen doch« Während der Anwendung der Methode »Recherche« wurde relativ bald eine wichtige Erkenntnis gewonnen. Allen Projektteilnehmern war bis zu diesem Zeitpunkt nicht klar, dass erblindete Personen trotzdem fähig sind, visuelle Reize der Umwelt wahrnehmen zu können. In vielen Köpfen ist jedoch das Bild verankert, dass erblindete Personen nur »schwarz« sehen. Aus verschiedenen Dokumentationen des Süddeutschen Zeitung TV wurde entnommen, dass blinde Menschen in vielen verschiedenen Abstufungen und Formen visuell wahrnehmen können. Dies wird von verschiedenen Krankheitsbildern unterstützt, welche wiederum unterschiedliche visuelle Beeinträchtigungen hervorrufen. Diese Erkenntnis wurde während dem Interview mit Frau Rauber verstärkt. Sie machte deutlich, dass sie das einfallenede Licht durch das Fenster warhnehmen kann und davon furchtbar geblendet wird. –>
–> Glühbirne
43
1.3
Projekt Aufgabenstellung 1.3.1 Problemstellung Die Welt eines sehbehinderten Menschen ist für einen Sehenden schwer zu begreifen. Eine Auseinandersetzung mit der Thematik findet in der Regel kaum statt. Verschiedene Formen der Sehbehinderung erfordern zudem unterschiedliche Differenzierungsmaßnahmen, um der Individualität eines jeden Blinden gerecht werden zu können. Ziel ist es, bei Sehenden eine Sensibilisierung für die Thematik »Blind« zu erreichen.
1.3.2 Aufgabenstellung Im Hinblick auf die Erkenntnis, dass Blinde doch visuelle Reize wahrnehmen können, wollen wir Sehenden einen Einblick in die Wahrnehmung eines Sehbehinderten gewähren. Dabei werden drei Kategorien behandelt: Raum, Gegenstand und Lebewesen. Die Kategorie Raum behandelt die Orientierung eines Blinden in seinem Wirkungsfeld, wie zum Beispiel in der freien Umgebung oder in geschlossenen Räumen. Die Kategorie Gegenstand soll hingegen einen Einblick in die Wahrnehmung eines Blinden im Umgang mit Objekten geben. Zuletzt möchte die Kategorie Lebewesen veranschaulichen, auf welche Art und Weise sehbehinderte Personen Mittmenschen, Tiere oder Pflanzen erfassen und sich einen Eindruck von diesen bilden. Für die Erstellung der Artefakte innerhalb des Forschungsprojektes haben wir uns dafür entschieden, die Wahrnehmung eines Blinden im Raum herauszugreifen und diese anhand einer Labor- sowie einer Realuntersuchung zu testen. Da die Wahrnehmung des Raumes für eine sehbehinderte Person eine der größten Herausforderungen darstellt, wurde diese Thematik herausgegriffen und genauer analysiert. Auf Grundlage der Wahrnehmungen und Emotionen eines Blinden, die sich aus der Recherche ergaben, wurden mehrere Artefakte in verschiedenen Stilen visualisiert, um diese im Anschluss daran auf ihre Wirksamkeit überprüfen zu können.
1.3.3 Zielgruppe Wie bereits in 1.1.2 erwähnt, können sehende Personen im Allgemeinen als primäre Zielgruppe angesehen werden. Da analysiert werden muss, welchen genauen Nutzerkreis das Endprodukt letzten Endes ansprechen soll, werden im Voraus zwei bis drei Personas bestimmt. Diese sollen als Prototypen für die Testpersonen in der Labor- und Realuntersuchung herangezogen werden und stellvertretend für den größten Teil der späteren tatsächlichen Anwender stehen. Die Auswahl der Prototypen muss nach soziodemografischen Gesichtspunkten erstellt werden, da sich die Bedürfnisse sowie die Wahrnehmungskraft eines Menschen von Person zu Person unterscheiden. Die Bedürfnisse der fiktiven Personen müssen sodann aufgegriffen und in der Darstellung bzw. Ausarbeitung des Endproduktes widergespiegelt werden. Für die Laborsituation wurden daher drei bis sechs Erwachsene ohne schwerwiegende Sehbehinderung und mit unterschiedlichen soziodemografischen Eigenschaften benötigt. Dabei wurden die Probanden nach Alter, Geschlecht und Beruf unterteilt, um somit einen Querschnitt über die gesamte Bevölkerung erhalten und das Endprodukt auf die Ideale Zielgruppe abstimmen zu können. 1. Personagruppe 22 Jahre alt, Fachhochschulreife, BWL-Studentin an der FH Mainz 19 Jahre alt, Realschulabschluss, Ausbildung zum Industriekaufmann in Göppingen bei Schlag Metall 2. Personagruppe 35 Jahre alt, Allgemeine Hochschulreife, Doktor-Ingenieur, Siemens AG 32 Jahre alt, Hauptschulabschluss, Schichtarbeiter bei Krokum AG 3. Personagruppe 40 Jahre alt, Ausbildung als Erzieher in Duisburg bei Caritas 37 Jahre alt, Hauptschulabschluss, Einzelhandelskaufmann bei Edeka
45
1.3.4 Medium: Die gewonnenen Erkenntnissen, welche sich aus der Recherche sowie der Forschungsuntersuchungen ergeben, bilden die perfekte Basis, um eine Wirksamkeit des Endproduktes garantieren zu können. Anhand der evaluierten Artefakte soll ein Buch erstellt werden, welches sehenden Personen einen Einblick in die Wahrnehmung eines Blinden gewährt. Die detaillierte Gestaltung des Buches kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht genau definiert und erläutert werden, da alle Ergebnisse zuerst ausgewertet und zusammengetragen werden müssen. Die Aufgabenstellung des studentischen Projektes schreibt jedoch eine rein visuelle Gestaltungsweise des Buches vor, weshalb auf haptische sowie akustische Elemente verzichtet werden muss. Die Entwicklung des Buches stellt uns somit vor eine enorme Herausforderung, da sich die Darstellung der Wahrnehmung eines Blinden auf einen Sinn reduziert, welcher doch scheinbar in den Hintergrund dieser sekundären Zielgruppe zu rücken scheint. Die Erkenntnisse unserer Recherchen haben jedoch ergeben, dass selbst blinde Personen visuelle Reize wahrnehmen können. In unserem Endprodukt Buch geht es nun darum, diese Erkenntnis in die Öffentlichkeit zu tragen und verständlich nach außen zu kommunizieren.
1.3.5 Nutzungskontext: »Licht ins Dunkle bringen« – es gibt mehrere Gründe, weshalb die Thematik und Problematik »Blind« als Überthema ausgewählt wurde. Zum einen gibt es bisher nur wenige Arbeiten, die sich mit dieser »undurchsichtigen« Problematik auseinander gesetzt haben. Zum anderen gibt es keinerlei Erkenntnisse und Beweise zur Orientierung, wie blinde Menschen wahrnehmen können. Diese Problematik wird jedoch als Anreiz gesehen, das Thema zu bearbeiten. Generell herrscht zur Thematik »Blind« eine große Unwissenheit. Wer nicht selbst von einer Sehschwäche oder Erblindung betroffen ist, kann sich kaum in die Wahrnehmung von blinden Personen hineinversetzen. Designer erhalten nicht selten die Aufgabe, Objekte, Abläufe o. ä. zu visualisieren. Die Wahrnehmung eines Blinden zu visualisieren und für Sehende zugänglich zu machen wird somit als Herausforderung angesehen und soll »Licht ins Dunkle« bringen.
1.4
Herangehensweise 1.4.1 Artefakte – Versuch 1 Aus dem Interview mit Frau Rauber heraus wurden innerhalb unserer Gruppe die Parameter »Stile«, »Format« und »Inhalt« für die Erstellung von Artefakten festgelegt. Inhaltlich wurde in den Artefakten auf die Symptome eines oder mehreren Krankheitsbilder eingegangen. Als konkretes Krankheitsbild bzw. Symptom legten wir uns auf die Schmerzempfindlichkeit der Befragten fest. Um eine Vielfalt an diversen Stilen zu erhalten, widmete sich jedes Gruppenmitglied einer Stilvorgabe. Das Format legten wir, im Hinblick auf die Befragung im Labor, auf ein neutrales Format fest (20cm x 20cm). Zudem ließ uns dieses Format den Freiraum, noch keine endgültige Entscheidung für das Format des Endproduktes Buch auszugeben.
1.4.2 Resultat Die gestalteten Artefakte wurden von jedem Gruppenmitglied anhand ein oder zwei Testpersonen vorab getestet. Die Erkentnisse, in Bezug auf Funktion und Verständis des Artefakts, wurden festgehalten. Im Anschluss daran mussten diese Informationen zu jedem Artefakt innerhalb einer Gruppenbesprechung präsentiert und besprochen werden. Währenddessen wurden die Artefakte gegenübergestellt und miteinander verglichen. Auch Frau Prof. Karin Kaiser wurde in die Besprechung mit einbezogen. Das Ergebnis der Artefakt-Analyse zeigt, dass die Artefakte in diesem Stadium nicht vergleichbar sind. Es gibt zwei Ebenen welche innerhalb der einzelnen Artefakte auftreten. Die erste Ebene zeigt den Schmerz auf (Szenario und 3D-Visualisierung) und die zweite Ebene (Farbe) löst Schmerz aus. Aufgrund dieser Tatsache musste für uns nochmals definiert werden, mit welchem Inhalt sich unsere Artefakte beschäftigen wollen.
47
Einzelne Artefakte –>
Piktografische Umsetzung
49
Illustrative Umsetzung
Typografie / Farbe
51
3D-Simulation
Fotografische Umsetzung
53
Grafische Umsetzung
1.4.3 Die Vergleichsebenen Um für die bevorstehende Laborsituation die passenden Fragestellungen zu finden, wurden die erstellten Artefakte in vier Vergleichsebenen unterteilt. Strategie (Vergleich) –> : Es sind zwei verschiedene Strategien möglich. Zum einen können Artefakte, die die Wahrnehmung eines Sehenden und die Wahrnehmung eines Blinden zeigen, miteinander verglichen werden. Zum anderen wird nur die Wahrnehmung eines Blinden auf einem Artefakt gezeigt. Substrategie –> : Die Substrategie besteht aus der inneren und der äußeren Wahrnehmung. Die innere Wahrnehmung stellt die gefühlte Wahrnehmung eines Blinden dar. Die äußere Wahrnehmung beschreibt die Systematik eines Blinden. Varianten »a« (Artefakte untereinander) –> : Verschiedene Darstellungsarten wie beispielsweise Fotos, Illustrationen, Grafiken und Piktogramme werden miteinander verglichen. Gestaltungselemente »E« –> : Einzelne Gestaltungselemente der Artefakte wie Farben, Formen und Typografie werden auf ihre Wirkung überprüft.
55
Vergleich
ohne Vergleich
Innen
A
E
Aussen
A
E
E
A
E
E
Innen
A
E
E
A
E
E
Aussen
A
E
E
A
E
E
A
E
E
E
1.4.4 Artefakte – Versuch 2 Gruppenintern wurde uns klar, dass dieses aufkommende Problem nur durch eine für uns festgelegte inhaltliche Struktur für unser Endprodukt Buch gelöst werden kann. Aus diesem Grund definierten wir die Inhalte und Themengebiete, welche in dem Endprodukt visualisiert werden sollten. Des Weiteren wurde ein Thema ausgewählt, welches für unseren Labortest und die Artefakte verwendet werden kann. Um einen Sehenden einen Rundumblick der Wahrnehmung eines Blinden zu vermitteln, wurden drei Kategorien festgelegt: Raum, Gegenstand und Lebewesen. Zu jeder Kategorie werden in dem Endprodukt Buch verschiedene reale Situation von einem Blinden untersucht und visualisiert. Für den Labortest wählten wir die Kategorie Raum aus. Die räumliche Wahrnehmung wurde wiederum mittels verschiedener Gestaltungsstile von jedem einzelnen in der Gruppe visualisiert.
1.4.5 Vergleichsebene Für das Endprodukt Buch wurde von uns angedacht, jedem visualisierten Thema eine Darstellung der realen Situation als Auflösung anzuhängen. Die Vergleichsebenen wurden von uns auf eine textliche und eine bildliche Variante eingeschränkt. Im Labor soll die Frage geklärt werden, ob diese Vergleichsebene benötigt wird, um den Betrachter für die Thematik zu sensibilisieren.
57
Artefakte und Vergleich –>
Artefakt 1: Aufrasterung visualisiert Sehschw채che
59
Artefakt 2: Visualiesierung der Vorgehensweise einer blinden Person
61
Artefakt 3: Visualiesierung einer Sehschw채che
63
Artefakt 4: Visualiesierung der Sinne
65
1.Ausgangs 2.Pilottest 4.Analyse
67
lage 3.Realtest
2.1
Fragestellung Einen kleinen, aber wichtigen Teil in unserem Projekt stellen die Labortage in Stuttgart an der Hochschule der Medien (HdM) dar, bei denen die von uns gestalteten Artefakte in Probandentests analysiert und untersucht werden sollen. Nach einer Einführungsveranstaltung in Konstanz durch Prof. Dr. Michael Burmester, der Spezialist auf dem Gebiet der Wahrnemungsforschung ist, startete am 20. und 21. Dezember der Labortest. Um einen reibungslosen Ablauf der »Interviews« zu gewährleisten, wurde zuvor ein detaillierter Fragenkatalog und eine Art Leitfaden erstellt, mit deren Hilfe wir die Interviews bei den Probanden durchführten. Eine grundsätzliche Frage bei den Labortests war, was wir durch den Probanden über das Artefakt erfahren wollen. Zunächst definierten wir für uns, den Probanden über das Artefakt ohne Vorwissen bezüglich der Thematik zu befragen. Danach folgten verschiedene Stufen, der »Informationszugabe«, bei denen wir die Probanden Stück für Stück mit Informationen bez. der Thematik des Projektes »fütterten«. Zusammengefasst zielten die Fragen auf die Verständlichkeit der Artefakte im allgemeinen ab, ob das Thema an sich erkannt wird und welches der vorgezeigten Artefakt am besten funktioniert.
69
2.2
Entwicklung des Leitfadens Anhand der Fragestellungen erstellten wir einen ersten Leitfaden, der Thematisch angelegt und eingeteilt wurde um eine Art Spannungsbogen zu generieren, der dem Probanden langsam Wissen vermittelt und mit Haupt- und möglichen Detailfragen versucht, in die Tiefe zu gehen, um für uns relevante Fragen zu stellen.
2.2.1 Evaluation des Leitfadens Nachdem wir den Fragenkatalog erstellt hatten, starteten wir Testläufe, bei denen wir zum einen erstmals den Fragenkatalog live an Probanden testeten und die Artefakte auf mögliche Fehler analysierten. Diese Evaluationsrunde brachte bezüglich des Leitfadens und der Artefaktanalyse wichtige und hilfreiche Erkenntnisse. So veränderten wir den Leitfaden, indem wir diesen strukturell überarbeiteten und ein wenig kürzten. Die Artefakte wurden minimal verändert, um innerhalb des Artefaktes eine korrekte Übersicht zu erhalten, die den Probanden nicht zusätzlich verwirren soll.
2.3
Personen 2.3.1 gruppe und probanden Aus den vorherigen Tests in Konstanz kristalisierten sich verschiedene Aufgaben heraus. Diese wurden vorab innerhalb unserer Gruppe verteilt: 1. Harald Czogalla: Interviewer / Moderator 2. Andrea Dendorf: Co-Moderatorin / In-Ear-Stimme / Beobachterin 3. Lisa Schwegler: Fotografin / Überwachungsraum 4. Christina Gronsky: Überwachungspult / Kameraeinstellung 5. Simon Cipa: Überwachungspult / Kameraeinstellung 6. Aric Merz: Blindenführer zu Beginn / Kartenleger
2.3.2 Probanden Als wir unsere Zielgruppe innerhalb des Projektes definierten, kamen wir auf drei umfassende Personas, die wir auch im Rahmen des Labors testen wollten. In Absprache mit Professor Dr. Burmester wurden zwei weibliche Probanden organisiert, welche wir in den Test-Tagen in Stuttgart befragten.
71
5
1
2
4
6
3
2.4
Untersuchungsaufbau Der Labortest wurde in einem sehr professionellen Rahmen an der Hochschule der Medien, Zweigstelle Wolframstraße 32 in Stuttgart, durchgeführt. Das Wahrnehmungslabor bestand aus zwei Räumen, einem Befragungsraum und einem Beobachtungsraum. Der Befragungsraum war mit Kameras ausgestattet, die von allen Seiten Einsicht in den Raum gewährten. Diese Kameras konnten von einem Kontrollpult im Beobachtungsraum gesteuert werden. Auf großen Monitoren, die unter anderem auch Bild-in-Bild-Modi unterstützen, konnten alle Bilder aus dem Probandenraum eingefangen und aufgezeichnet werden. Richtmikrofone fingen zusätzlich das Gesprochene im Befragungsraum auf und isolierten störende Außengeräusche. Der Interviewer konnte zudem über ein »Earpiece« aus dem Beobachtungsraum mit Informationen versorgt werden.
73
Befragungsraum
Proband
Blind -Grupp
Proband Blind -Gruppe
Beobachtungsraum
Kamera Artefakt
Proband
Blind -Grupp
2.5
Interviewleitfaden Labor Begrüssung
Die Begrüßung des Probanden findet am Anfang
Vorab haben wir noch ein paar Informationen
des Ganges statt, welcher zum Labor führt. Un-
für Sie. Bei Ihren ÄuSSerungen gibt es kein
sere Gruppe wird durch die Interviewer Harald
Richtig oder Falsch; also keine Wertung. Wenn
Czogalla wie folgt vorgestellt:
Sie auf eine Frage keine Antwort haben, sind Sie
»Hallo »XY«, wir freuen uns sehr, dass sie sich
was unklar sein sollte, dürfen Sie gerne nach-
nicht gezwungen zu antworten. Falls Ihnen etfür uns Zeit nehmen und unsere Forschung
fragen. Wir bitten Sie darum, uns Ihre Meinung
unterstützen. Mein Name ist »Harald« (Jedes
mitzuteilen und frei heraus zu sprechen
Gruppenmitglied stellt sich namentlich vor und schildert kurz seine Aufgabe innerhalb der
Wir verbinden Ihnen die Augen und führen Sie in
Gruppe). Wie Sie wissen, sind wir Studenten der
einen anderen Raum. Es wird Ihnen nichts pas-
HTWG-Konstanz aus dem ersten Mastersemester
sieren. Es geht nur darum, wie Sie sich selbst
Kommunikationsdesign. Wir haben uns dieses
dabei wahrnehmen. Im anderen Raum werden wir
Semester mit einem Design-Forschungsprojekt
Ihnen dazu Fragen stellen und danach wird Ih-
beschäftigt. Wir wollen nicht zu viel vorweg
nen die Augenbinde sofort wieder abgenommen.
nehmen, aber kurz zum Ablauf: Während dem Test
Falls es für Sie in Ordnung ist, würden wir Ih-
werden wir 5 Stufen durchlaufen, welche sich
nen die Augen für eine Zeit von circa 2 Minuten
in einem zeitlichen Rahmen von circa 30 Minu-
verbinden. Dies dient einer Selbstbeobachtung,
ten bewegen. Während des Tests werden Bild-
welche später in unser Forschungergebnis ein-
und Tonaufnahmen gemacht. Die persönlichen
flieSSt. Während der Selbstbeobachtung müs-
Antworten von Ihnen werden vertraulich und
sen Sie keine Fragen beantworten. Wir werden
anonym für unsere Semesterdokumentation ver-
Sie nun zum Labor führen, in dem der weitere
wendet.
Testverlauf stattfindet.«
75
Allgemein
Teststufe 01 – Labor
In Teststufe 02 sowie Teststufe 03 werden die
Proband wird zu seinem Stuhl geführt und er
Artefakte in einer vorgegebenen Reihenfolge ge-
wird gebeten Platz zu nehmen. Der Proband hat
zeigt. Alle vier Bilder werden nacheinander auf
weiterhing verbundene Augen. Diesbezüglich
den Tisch gelegt und dem Probanden zur Ansicht
wird folgende Frage gestellt:
freigegeben. Frage 1. Beschreiben Sie, wie Sie die Situation Abfolge:
jetzt erlebt haben.
Artefakt 1: Visualiesierung einer Sehschwäche Artefakt 2: Visualiesierung einer Vorgehensweise
Nach der Befragung wird die Augenbinde abge-
Artefakt 3: Visualiesierung einer Sehschwäche
nommen und erläutert, dass wir zur nächsten
Artefakt 4: Visualiesierung der Sinne
Stufe übergehen.
Teststufe 02 – Artefakte
Teststufe 03 – Erste Informationsvermittlung
Hier bekommt der Proband die Information, die
Dem Probanden werden Zusatzinformationen
vorgelegten Bilder in die Hand nehmen zu dür-
gegeben:
fen und in Ruhe alles betrachten zu können. Moderator: »Die Bilder sollen darstellen, wie Moderator: »Im Folgenden werden wir Ihnen ins-
ein Raum wahrgenommen wird. Es ist nicht
gesamt vier Bilder vorlegen, zu denen wir Ihnen
weiter wichtig, aber die Bilder zeigen unter-
jeweils drei Fragen stellen. Sie dürfen diese
schiedliche Räume.
anschauen und auch gerne in die Hand nehmen, um diese näher betrachten zu können.«
Alle vier Bilder werden in genannter Reihenfolge nacheinander auf den Tisch gelegt. Und
Alle vier Bilder werden in genannter Reihenfolge
dem Probanden zur Ansicht freigegeben. Die
nacheinander auf den Tisch gelegt und dem Pro-
folgenden allgemeinen Fragen werden nachein-
banden zur Ansicht freigegeben. Die folgenden
ander zum jeweiligen Bild gestellt:
allgemeinen Fragen werden nacheinander zum jeweiligen Bild gestellt:
3. Frage: Ergeben sich für Sie neue Erkenntnisse durch die zusätzliche Information? Sehen Sie
1. Frage: Was sehen Sie auf dem Bild?
jetzt etwas anderes?
Mögliche Detailfragen: 1.1 Welche Elemente sehen Sie?
4. Frage: Beschreiben Sie die Gefühle, die das
1.2 Was fällt Ihnen besonders auf?
Bild in Ihnen auslöst, jetzt da Sie wissen, dass es um Wahrnehmung im Raum geht.
2. Frage: Was will das Bild darstellen / vermitteln? Mögliche Detailfragen: 2.1 Warum sieht das Bild so aus? 2.2 Wie kommen sie auf diese Interpretation? 2.3 Gibt es weitere Interpretationsmöglichkeiten?
5. Frage: Was in dem Bild löst dieses Gefühl aus?
77
Teststufe 04 – Auflösung
Teststufe 05 – Vergleich / Verabschiedung
Es folgt eine weitere Informationsvermittlung.
Die Vergleichsebenen (bildlich / textlich) bilden
Wir lösen die Situation auf und erläutern die vor-
eine weitere Informationsvermittlung. Beide Ver-
gesehene Aufgabe der Artefakte
gleiche werden zu dem ausgewählten Bild nacheinander gezeigt.
Moderator: »Diese Bilder sind Bestandteil eines Buches, in dem die Wahrnehmung von blin-
Moderator: »Sie erhalten nun eine Zusatzinfor-
den Personen dargestellt werden soll. Es ist
mation zu Ihrem ausgewählten Bild. Wir bitten Sie
bekannt, dass Blinde nicht nur schwarz sehen
darum, den vorliegenden Text für sich selbst
sondern unter anderem auch verschiedene Kon-
in Ruhe zu lesen. Danach würden wir Ihnen zwei
traste und Farbabstufungen wahrnehmen kön-
kurze Fragen stellen.«
nen. Durch den Umstand, dass man nicht so gut sieht, werden jedoch auch die anderen Sinne
9. Ist das Bild dadurch für Sie verständlicher?
geschärft.«
10. Ist dieser Vergleich nötig?
Alle vier Bilder werden auf einmal ausgebreitet
Moderator: »Als nächstes wird das ausgewählte
und dem Probanden vorgelegt:
Bild mit der bildlichen Variante gegenübergestellt. Hierzu werden die Fragen gestellt. Wir
7. Bei welchem Bild gewinnen Sie einen Einblick
bitten Sie darum, das vorliegende Bild in Ruhe
in die Wahrnehmung eines Blinden?
zu betrachten. Danach werden wir Ihnen nochmals zwei Fragen stellen.«
8. Können Sie uns beschreiben, warum hier der Einblick in die Wahrnehmung eines Blinden
9. Ist das Bild dadurch für Sie verständlicher?
für Sie funktioniert?
10. Ist dieser Vergleich nötig?
Der Proband soll sich für ein Bild entscheiden.
Jetzt werden beide Varianten zu dem ausgewählten Bild gleichzeitig gezeigt. 11. Nachdem Sie nun beide Varianten kennen, welchen Weg würden Sie bevorzugen? Moderator: »Wir bedanken uns vielmals bei Ihnen für ihre Unterstützung!
79
2.6
PilottesT
81
Proband 1 –>
2.6.1 Untersuchungsverlauf 1
Nr.
Frage
Anwort (Zusammenfassung)
01
Wie hast du die Situation jetzt eben
Naja, ich habe nichts gesehen und daher auch
erlebt?
nicht gewusst, wo ich lang laufe und nicht gewusst, wann ich wohin muss. Deshalb musste ich mich auf dich verlassen.
Und wie war das für dich?
Ja, es war ok. Es war ja nur für kurze Zeit und ich kenne zudem den Raum. Es war jetzt nicht so, als würde ich durch die Innenstadt laufen und dass ich dabei alleine bin. Das war jetzt nicht so schlimm. Ich denke, das Ganze ist situationsbedingt.
02
So, das war´s jetzt. Du darfst jetzt
Ich sehe einen Tresen mit Stühlen. Also viel-
auch wieder die Augenbinde abneh-
leicht ein Café oder so. Und ich glaube ich sehe
men. Super, Dankeschön, OK. Ich
Lampen über Tischen und evtl. ein Sofa unten
beschreibe dir ganz kurz was passiert.
rechts. Und im Hintergrund ist vielleicht ein
Aric wird dir nacheinander Bilder vor-
Fenster oder sowas, weil es da so hell ist.
legen, zu denen ich dir Fragen stellen werde. Keine Sorge, du kannst einfach drauf los reden. Du darfst sie auch gerne in die Hand nehmen und näher betrachten. Also da bist du völlig frei. Dann könnten wir auch schon mit dem Ersten anfangen. Was siehst du auf dem Bild?
83
Artefakt
Thema
Erkenntnis
–
Persönliche Wahrnehmung
Da die Probandin die Räumlichkeiten kannte, war die Naherfahrung »Blind« für sie ein Stück weit angenehmer.
–
Persönliche Wahrnehmung
1
Objektive Betrachtung
Probandin kann trotz Rasterung des Bildes die meisten Inhalte des Artefakts gut erkennen. Evtl. ist daher eine stärkere Abstraktion nötig.
Nr.
Frage
Anwort (Zusammenfassung)
03
Und was soll das Bild darstellen? Also,
Ähm, keine Ahnung. Ich könnte mir vorstellen,
was soll das Bild vermitteln?
dass es irgendwo als Kunst hängt. Also, das es einfach ein schönes Bild sein soll, so mit diesem Effekt, also mit diesen kleinen Karos.
02
Das gleich passiert jetzt auch mit den
Ich sehe geometrisch angeordnete Bildchen, die
nächsten Bildern. Ich kann die Frage
anscheinend auch ne Reihenfolge haben, wenn
auch gerne nochmals wiederholen.
man sich das so anschaut.
Also: Was siehst du auf dem Bild?
(Person zeichnet mit Fingern die grobe Reihenfolge nach) Und wahrscheinlich auch einen Ablauf. Weil da glaub ich erst jemand den Türgriff greift und dann über den Holzboden läuft, an der Wand vorbei zum Schrank, in dem Bücher stehen und Ordner. Und dann kommt noch der Tisch und auf dem Tisch steht ein Computer. Und dann hat er den ganzen Raum begriffen. Das find ich ganz lustig. Ja, am Anfang habe nur Wörter gesehen. Aber
Lustig?
wenn man das eben so durchgeht, dann sieht man eben mehr.
03
Was soll das Bild vermitteln?
Ja, so ne kleine lustige Geschichte.
85
Artefakt
Thema
Erkenntnis
1
Interpretation
Es konnte kein Bezug zum Thema »Wahrnehmung eines Blinden im Raum« hergestellt werden. Evtl. ist das Bild zu clean und sieht zu schön bzw. zu künstlerisch aus.
2
Objektive Betrachtung mit
Proband kann eine Reihenfolge und einen Ablauf
interpretativen Elementen
in den Bildern erkennen. Sie scheint das Artefakt sehr gut zu begreifen, benötigt dazu jedoch eine gewisse Zeit. Das Artefakt besteht aus einer Vielzahl an Elementen, bzw. Bildern. Dadurch wird es dem Betrachter erschwert, den Inhalt auf den ersten Blick verstehen zu können.
2
Interpretation
2
Interpretation
Probandin zieht aus ihrer objektiven Beobachtung klare Entschlüsse. Aufgrund der Reihenfolge meint sie, eine Geschichte erkennen zu können. Sie findet den Aha-Effekt besonders lustig.
Nr.
Frage
Anwort (Zusammenfassung)
02
Super. Dann hier auch wieder die Fra-
Ähm, also ich sehe nur so ne Atmosphäre. Ich
ge: Was siehst du auf dem Bild?
glaube das soll jetzt nichts darstellen, sondern soll eher.... Oder sie redet von irgendeinem Licht da unten.
Du darfst auch gerne lesen. Ja, also es soll wohl schon das darstellen, was diese Felicias sagt, nämlich dass sie ein Licht sieht. (deutet auf Bild mit Text) Aber ich glaube das Bild ist eher so ein Stimmungsgeber und es geht dann wohl eher um den Text. Ähm, aber was sie da sagt? (Lacht)
03
Was soll dann mit dem Bild vermittelt
Hmmm, ich glaube schon, ja. Also das könnte
werden? Das was du gerade eben ge-
jetzt wie in einer Zeitschrift sein, da sieht man
sagt hast? Eine Atmosphäre?
das glaub ich öfter, dass man da ein Zitat von irgend jemandem hat und das wird dann in einem Bild verdeutlicht. Und das Bild soll irgendeine Geschichte einleiten. Und wenn´s jetzt darum geht, ähm, dass sie vielleicht irgendwas erlebt hat, dann könnte das halt so begonnen haben. (Zeigt erneut auf das Bild))
Wie kommst du auf den Begriff Atmo-
Ich habe gerade eben einen Begriff gesucht,
sphäre?
also ich habe eigentlich nach einem anderem Wort gesucht, sowas wie Stimmungsgeber. Ich weis nicht, da ist mir halt gerade Atmosphäre eingefallen. Das hat also keinen speziellen Hintergrund.
87
Artefakt
Thema
Erkenntnis
3
Objektive Betrachtung
Probantin ist mit den zwei Ebenen (Text und Bild) kurzzeitig 체berfordert und kann den kompletten Inhalt des Artefakts nicht gleich aufnehmen. Testperson hat Schwierigkeiten, einen klaren Zusammenhang zwischen der textlichen und der bildlichen Ebene zu erkennen. Das Bild wird als eine Art Stimmungsgeber gesehen, welches eine bestimmte Atmosph채re schaffen soll.
3
Interpretation
Probantin versucht eine Verbindung zwischen dem Gesehenem und bereits Erlebtem herzustellen. Das Bild wird als eine Art Stimmungsgeber gesehen, welches eine Geschichte einleiten soll.
3
Interpretation
Nr.
Frage
Anwort (Zusammenfassung)
02
Ok, gut. So das nächste Bild. Das
Hmm, da sind bestimmte Wahrnehmungen vi-
darfst du auch genau betrachten,
sualisiert. Also, dass da eben warmer Luftzug
wenn du möchtest. Und dann halt
kommt. Den würde man ja normalerweise nicht
wieder die gleiche Frage: Was siehst
sehen, aber hier ist er in so ner Wellenlinie dar-
du auf dem Bild?
gestellt. Und hier riecht sie was (Deutet auf Detail im Bild). Und naja, ziemlich viel Luft - also Wärme, warme Luft und warmer Luftzug eigentlich. Ah, vielleicht sind das so die Unterschiede. Einmal nur Wärme, einmal ein warmer Luftzug und einmal die warme Luft an sich. Einfach verschiedene Möglichkeiten um das darzustellen.
03
Kannst du das vielleicht genauer fas-
Ähm, ja, eigentlich nur das was ich gerade eben
sen, worum es in dem Bild gehen
gesagt habe. Das was man eben so wahrnimmt
soll?
als Mensch. Dass das eben visualisiert wird…. mit verschiedenen Sinnen vielleicht.
Siehst du noch andere verschiedene
Naja, die Frau sieht so aus, als würde sie gera-
Elemente?
de bewusst fühlen oder riechen oder was auch immer und das alles gleichzeitig, weil sie auch die Hand so hebt und die Augen zu hat. (Hebt die Hand). Achso, da gibt es noch so Icons (Deutet auf Icons im Bild), die das wohl nochmals verdeutlichen, aber nur bei drei von fünf. Also ich hätte jetzt erwartet, dass das bei allen fünf gleich aufgebaut ist – diese Sprechblasen.
89
Artefakt
Thema
Erkenntnis
4
Objektive Betrachtung
Probandin kann nahezu alle Elemente auf dem Artefakt erkennen und Verbindungen zwischen den Grafiken sowie dem Text herstellen. Die Probandin sieht das Artefakt als eine Darstellung an, welche versucht, die Beschaffenheit der Luft auf verschiedene Art und WeiĂ&#x;e zu visualisieren.
4
Interpretation
Proband kann eine Verbindung zwischen dem Artefakt und dem eigentlichen Thema herstellen. Es wird erkannt, dass es um die Wahrnehmung eines Menschen, sowie dessen Sinne geht.
4
Interpretation
Die Testperson kann aufgrund der Art und Weise, wie die Person dargestellt ist deutlich erkennen, dass diese ihre Umgebung bewusst wahrnimmt. Die vorhandenen Icons auf dem Artefakt werden erst im Nachhinein wahrgenommen. Der Probant findet es irritierend, dass nicht zu jedem Begriff ein Icon existiert und merkt dies als Verbesserungsvorschlag an.
Nr.
Frage
Anwort (Zusammenfassung)
Welche Icons erkennst du? Kannst du
Ja, also der Föhn und das Thermometer. Und
die vielleicht benennen?
das ist wohl ein Lagerfeuer. Also die zwei (deutet auf Thermometer und Föhn-Icons) find ich deutlicher als das hier. Obwohl da noch Zeder mit drinsteht. Aha, ...weil Zedernholz halt besonders toll duftet. (Probantin lacht)
04
Dann ist sozusagen der erste Teil von
Ähm, hm, bei dem jetzt nicht. Vielleicht dass
unserem Test erledigt. Wir würden
es hier um Licht geht – eventuell. Aber warum
jetzt zum zweiten Teil übergehen,
das jetzt hier durch Karos, also mit diesem Filter
indem wir dir nochmal die Bilder zei-
dargestellt wird, das ist mir jetzt noch nicht er-
gen, die wir dir gerade eben vorgelegt
sichtlich. Aber ich denke mal, dass es hier wahr-
haben. Ich gebe dir aber dazu noch
scheinlich um Licht und Schatten, oder um Licht
eine kleine Information. Und zwar
und Farben geht. Also keine Farben meine ich.
handelt es sich bei diesen Bildern um
(Person lacht). Irgendwie sowas in der Art.
die Wahrnehmung in einem Raum. Ergeben sich durch diese Zusatzinformationen neue Erkenntnisse aus dem Bild?
05
Kannst du mir die Gefühle beschrei-
Äh, ich glaube das löst keine Gefühle in mir aus.
ben, die das Bild in dir auslöst?
Ich weiß nicht. Nee. Also ich find´s ganz schön gemacht. Ich kann mir auch vorstellen, dass das als Bild in einem Café an der Wand hängt, oder so. Aber mehr sagt mir das eigentlich nicht.
Warum nicht? Kannst du mir eine Be-
Ähmmm. (Probandin überlegt lange und ange-
gründung geben?
strengt). Ne, dazu fällt mir jetzt nichts ein.
91
Artefakt
Thema
Erkenntnis
4
Interpretation
Zwei der drei Icons werden richtig identifiziert. Die bildliche Darstellung scheint dabei besser zu funktionieren, als das geschriebene Wort.
1
Objektive Betrachtung nach
Proband kann aus den gewonnenen Zusatzin-
Informationsvermittlung
formationen keine neuen Schlüsse ziehen. Die Testperson ist der Meinung, dass es in dem Artefakt um Licht und Schatten bzw. um Licht und das Spiel mit unbunten Farben geht.
1
Subjektives Empfinden
Das Artefakt löst beim Probanten keine Gefühle aus. Er ist der Ansicht, dass sich das Artefakt als Gemälde gut machen würde.
1
Subjektives Empfinden
Nr.
Frage
Anwort (Zusammenfassung)
04
Kein Ding. Gar kein Problem. Ok.
Das ist ja ziemlich rudimentär irgendwie. Weil
Dann machen wir mit dem nächsten
der Raum ist ja nicht wirklich existent. Der wird
weiter.
ja eher durch die Wörter dargestellt. Aber wie
Was sind da jetzt deine Erkenntnisse,
genau das jetzt gedacht ist, also ob sich das ein
mit dieser Zusatzinformation, dass es
Blinder jetzt beispielsweise so vorstellt…. Ne,
um die Wahrnehmung in einem Raum
keine Ahnung. Also weiß ich jetzt auch nicht,
geht?
aus welcher Intention heraus das so gemacht wurde.
Wie kommst du darauf, dass es sich
Ja, eigentlich hab ich das grad bloß kurz überlegt
hier evtl. um eine blinde Person han-
und ich glaub das stimmt auch nicht. Nur, weil
delt?
da oben alles so schwarz ist und dann immer nur einzelne Begriffe kommen. Wenn man jetzt tatsächlich in dem Raum wäre, dann würde man ja viel mehr sehen. Dann wäre das ja bunt und dann würde hier tatsächlich ein Tisch stehen. Und so kann man sich den halt nur vorstellen, weil man halt weiß: Tisch, vier Beine, Platte. Deswegen habe ich gerade überlegt, ob hier irgendwas visualisiert werden soll, dass ein bestimmter Mensch nicht sehen kann und sich das deswegen dann so vorstellt.
05
Kannst du mir da ein Gefühl beschrei-
Also ich finde es recht düster und irgendwie
ben, dass dieses Bild in dir auslöst?
sehr technisch. Es spricht mich jetzt nicht so recht an…. Es ist nicht freundlich. Irgendwie recht sachlich. Aber was das jetzt für ein Gefühl dann ist? (Probanden überlegt intensiv)
93
Artefakt
Thema
Erkenntnis
2
Objektive Betrachtung nach
Der Proband versucht eine Verbindung zwischen
Informationsvermittlung
den schwarz dargestellten Flächen und der Wahrnehmung eines Menschen im Raum zu ziehen. Die Testperson kommt auf die Idee, dass es sich evtl. um die Wahrnehmung eines Blinden handeln könnte, verwirft diesen Gedanken jedoch wieder.
2
Objektive Betrachtung nach
Die Reduzierte und dunkle Raumwirkung mit
Informationsvermittlung mit
nicht existentiellen Objekten, welche als Wörter
interpretativen Elementen
dargestellt werden, lässt scheinbar die Wahrnehmung eines Blinden gut erahnen.
2
Subjektives Empfinden
Die Probandin empfindet die dunklen Farben und die technische , sowie sachliche Art und Weise, in welcher das Artefakt umgesetzt wurde als unangenehm und unansprechend.
Nr.
Frage
Anwort (Zusammenfassung)
Wo kommt dieses Düstere her?
Ja, weil es halt so schwarz ist. Und es gibt halt überhaupt keine Farben, nur halt dann noch Weiß oder Grau dazu. Und ja. Das löst dies dann eigentlich aus.
04
Hier geht es wie gesagt immer noch
Naja, wahrscheinlich geht es darum, wie diese
um
einem
Felicias diesen Raum wahrnimmt. Und sie sieht
Raum. Schließen sich daraus wieder
irgendwie recht verschwommen und eigentlich
Erkenntnisse durch diese Zusatzinfor-
nur Licht. Vielleicht… Also so spontan würde ich
mation?
jetzt sagen, dass sie gerade im Krankenzimmer
die
Wahrnehmung
in
aufgewacht ist das erste was sie sieht ist Licht und verschwommene Gestalten. Keine Ahnung. Also sowas in der Art könnte das sein. Wobei ich den Text dann noch nicht ganz zuordnen kann. Weil hier steht, dass sie sich an einem heiligen Ort befindet und so Sachen. Ähmmm. (Probandin überlegt lange und angestrengt). Ne, dazu fällt mir jetzt nichts ein.
Wieso kommst du gerade auf Kran-
Hmmm, ja wahrscheinlich weil ich vorhin so
kenhaus?
gedacht habe: Das Licht am Ende des Tunnels. Und das kennt man ja von Patienten, die dann irgendwie nur Licht sehen und dann eigentlich nicht mehr aufwachen. Aber in dem Fall dann vielleicht schon. Aber das war jetzt nur so…..
95
Artefakt
Thema
Erkenntnis
2
Subjektives Empfinden
Die reine Schwarz-Weiß-Darstellung des Artefakts scheint nicht sehr ansprechend zu sein und löst eher negative Gefühle aus.
3
Objektive Betrachtung nach
Die Reduzierte Darstellungsweise des Bildes
Informationsvermittlung
verleitet den Betrachter dazu, von der objektiven Betrachtung in die Interpretation über zu gehen. Da das Licht als einziges eindeutig zu identifizieren ist, nimmt dieser in der Interpretation der Probandin einen hohen Stellenwert ein. Aus der Zusatzinformation wird geschlossen, dass sich die beschriebene Person in einem Krankenhaus befindet. Die Art und Weiße der Gestaltung sowie die verwendeten Begriffe leiten die Probandin fehl. Die Testperson kann keine Verbindung zwischen
3
Subjektives Empfinden
dem Dargestellten und der Wahrnehmung eines Blinden ziehen.
Nr.
Frage
Anwort (Zusammenfassung)
05
Kannst du hier auch ein Gefühl be-
Hmmm, ...hmmm. (Lacht) Das finde ich irgend-
schreiben?
wie schwierig mit diesen Gefühlen. Also, das finde ich jetzt irgendwie freundlicher, als jetzt vorhin diese Schwarz-Weiß- Variante. Das Blau ist irgendwie ganz schön. Sieht aus wie so Kerzenschein, oder sowas. Aber… ja. Also ich könnte jetzt nicht sagen, was das für ein Gefühl in mir auslöst.
04
So und dann das nächste. Jetzt noch-
Hmmm, ne. Eigentlich nicht, weil das habe ich
mal die gleichen Fragen zum letzten
ja vorhin schon angenommen, dass es da um
Bild: Ähm, wie gesagt mit dieser
Wahrnehmung geht.
Zusatzinformation: Ergeben sich dadurch für dich neue Erkenntnisse aus diesem Bild?
05
Und gefühlsmäßig? Ist da irgendwie
Ja schon, glaube ich. Ich finde die Person auf
mehr herauszuholen mit dieser Infor-
dem Bild, also die Frau, die sieht irgendwie so
mation? Zusatzinformation: Ergeben
aus, als würde sie gerade aktiv fühlen. Und da-
sich dadurch für dich neue Erkennt-
durch… . Ja, bei den anderen Bildern musste
nisse aus diesem Bild?
man sozusagen selber fühlen und in dem Bild fühlt jetzt sie.
06
Ok, gut. Woran machst du das fest,
Wie jetzt, also wie fühle ich? Dass ich das so
dass du so fühlst?
sehe, dass dieses Bild anders ist?
97
Artefakt
Thema
Erkenntnis
3
Subjektives Empfinden
Die farbliche Variante hat eine freundliche Wirkung auf den Probanden. Das Artefakt allerdings löst keine Gefühle bei dem diesem aus.
4
Objektive Betrachtung nach Informationsvermittlung
4
Subjektives Empfinden
Die Probandin kann einen Unterschied zwischen der Wahrnehmung von außen und der Wahrnehmung von innen beobachten.
4
Subjektives Empfinden
Nr.
Frage
Anwort (Zusammenfassung)
Genau richtig. Warum denkst du, dass
Ja, also wie gesagt, auf dem anderen Bildern
das so ist?
das waren halt nur Bilder auf denen man was sieht und das auch Gefühle auslösen kann und auf dem Bild sehe ich jetzt eine Person, die selber gerade Gefühle hat. Also, so sieht sie jedenfalls aus.
Woran machst du das fest, dass die
Ja, eben das was ich gerade vorhin schon gesagt
Frau gerade eben fühlt?
habe. Dass die Frau die Hand so hebt, als würde sie irgendwas fühlen… ja, so in der Luft. Und sie hat auch die Augen geschlossen und sieht recht ruhig aus. Sie sitzt ja auch auf einem Stuhl und sie macht nichts anderes in diesem Moment .
07
So, puh. Das ist jetzt Testphase drei
Also ich glaube auf jeden Fall bei dem (deutet
gewesen. Ich hoffe, du hälst noch
auf Artefakt Nummer zwei). Aber da stelle ich
durch! Dann würden wir jetzt zur
mir vor, dass er wirklich nichts sieht und sich das
nächsten Testphase gehen. Und zwar
halt nur vorstellt, wie das aussehen könnte.
legt der Aric alle vier Bilder nebeneinander. Und dazu bekommst du
Ähm, (deutet auf Artefakt Nummer Eins) da gar
jetzt wiederum eine Information von
nicht, weil ich sehe da halt ein Bild, bei dem
jedem. Und darauf folgen dann auch
einfach am Kontrast gedreht wurde – wie auch
wieder zwei kurze Fragen. (Proband
immer. Und dann wurde halt noch so ein Filter
bekommt Zusatzinfos mitgeteilt)
draufgelegt. Also ich kann mir nicht vorstellen,
Jetzt meine Frage dazu: Bei welchen
dass ein Blinder so sieht.
dieser vier Bilder gewinnst du einen Einblick in die Wahrnehmung eines Blinden?
99
Artefakt
Thema
Erkenntnis
4
Subjektives Empfinden
Sie kann eine Person erkennen, die selbst Gefühle haben zu scheint. Dies wird an den geschlossenen Augen, der ruhenden Haltung, sowie den tastenden Händen erkannt. Die Probandin fühlt sich daher eher in die Rolle eines Beobachters hineinversetzt.
4
Subjektives Empfinden
2
Auswahl
Die Probandin fühlt sich bei Artefakt Nummer zwei in die Wahrnehmung eines vollständig erblindeten Menschen hineinversetzt.
1
Auswahl
Bei Artefakt Nummer eins kann die Probandin keinen Bezug zu der Wahrnehmung eines Blinden herstellen. Die Testperson registriert, dass auf dem Bild ein spezieller Filter angewandt wurde.
Nr.
Frage
Anwort (Zusammenfassung)
Und bei dem (zeigt auf Artefakt Nummer drei) - da sind ja schon richtige Farben. Ja, das vielleicht noch eher. Also diese zwei (deutet auf Artefakt Nummer zwei und drei).
Und bei dem (zeigt auf Artefakt Nummer vier), ja des auch eigentlich. Also wenn sie jetzt blind wäre, dann würde sie in diesem Fall intensiver riechen und fühlen und hören. Von daher… Ja, aber ich finde es einfach schwierig, weil man sich auf diesem Artefakt selber sieht. Also weil ich mich nicht als Blinden selbst betrachte, sondern jemanden Blinden von außen sehe.
08
Ok, super. Hm. Kannst du mir nochmal
Ich finde die unterschiedlich. Also weil ich wie
kurz beschreiben… Du hast jetzt die
gesagt bei dem (deutet auf Artefakt zwei) nicht
zwei genannt. Also welches von den
glaube… Also das hier stellt er sich vor und (deu-
beiden würdest du jetzt dann doch
tet auf Artefakt drei) das hier sieht sie wirklich.
eher favorisieren, bzw. bei welchem
Das ist was ganz anderes finde ich.
der Bilder kommt die Wahrnehmung
Bei Artefakt Nummer zwei denke ich, er sieht
eines Blinden am besten rüber?
das (zeigt auf schwarzes Feld), stellt sich aber dann diesen dargestellten Ablauf vor. Und bei ihr (zeigt auf Artefakt Nr. drei) würde ich denken, dass sie das wirklich alles sieht. Das sie nur Licht und blau und rot, also schon Farben, aber keine Formen sehen kann.
101
Artefakt
Thema
Erkenntnis
3
Auswahl
Die Probandin f체hlt sich bei Artefakt Nummer drei in die Wahrnehmung eines sehbehinderten Menschen hineinversetzt. Da das Bild aus Farben aufgebaut ist, geht die Testperson davon aus, dass es sich nicht um die Wahrnehmung einer vollst채ndig erblindeten Person handeln kann.
4
Auswahl Die Probandin empfindet die Darstellungsweise der Wahrnehmung von Innen als effektiver, da sie sich auf diese Weise direkt in die Lage eines Blinden hineinversetzten kann.
2
Auswahlkriterium
Der Probandin f채llt die Auswahl schwer, da sich ihrer Meinung nach die Artefakte nicht wirklich miteinander vergleichen lassen.
3
Auswahlkriterium
Nr.
Frage
Anwort (Zusammenfassung)
07
Wo würdest du sagen, dass würdest
Ja, also… Ich finde immer noch, dass man das
du eher sehen wollen, in so einem
nicht vergleichen kann. Also irgendwie er ist halt
Buch, in welchem es um die Wahr-
ganz blind (zeigt auf Artefakt zwei) und sie halt
nehmung einer blinden Person geht?
nicht (zeigt auf Artefakt drei). Und das müsste man dann beides in´s Buch einbeziehen, weil dass ja zwei verschiedene Dinge sind.
09
Ok, gut. Dann würde ich trotzdem
Ähm, ich habe gerade den Text hier nochmals
mal eines auswählen. Du sagtest, du
gelesen (zeigt auf den Text auf dem Artefakt)
kannst dich nicht entscheiden und
- ich verstehe jetzt das. (Lacht) Also ich denke
das ist ja auch völlig ok. Ich würde
mal Sie… Moment, ich muss noch mal lesen.
jetzt mal sagen, wir wählen dieses
Ja, also sie (zeigt auf das Vergleichsartefakt mit
hier aus, (Interviewer schiebt Artefakt
Text) sieht den Raum und sie (zeigt auf das Ar-
Nummer drei aus der Reihe).
tefakt) fühlt ihn nur, oder nimmt ihn halt anders wahr. Die sehende Person kann halt sagen, dass
Dazu gibt es noch Zusatzinformatio-
da oben ne Kuppel ist- wahrscheinlich die (deu-
nen, die dir der Aric mal kurz hinlegt
tet auf den hellen Lichtpunkt auf Artefakt Nr.
und die du dir auch in Ruhe durch-
drei) welche dann die Wandkeramik beleuchtet.
lesen kannst. Wenn du soweit bist,
Und sie (deutet erneut auf Artefakt Nr. drei)sie
dann gib mir einfach Bescheid
kann halt nur fühlen, dass der Raum hoch ist,
(Probanden ließt sich die Zusatzinfor-
weil es eben so hallt und wie es riecht… Wahr-
mationen des ersten Vergleichs / Text
scheinlich ist es eine Kirche…
durch). Ok, jetzt hast du dir ja den Text durchgelesen. Und, dass ist ja quasi eine Zusatzinformation zu dem anderen Bild, das wir vorhin schon hatten. Wird das Bild für dich dadurch verständlicher?
103
Artefakt
Thema
Erkenntnis
2
Auswahl
Es werden verschiedene Krankheitsstadien der
3
Auswahl
Erblindung gegenübergestellt. Das stellt bei der Entscheidung der Probandin große Probleme dar, da sie hierfür keine Entscheidung fällen kann.
3 + Text
Zusatznutzen des Vergleichs
Nr.
Frage
Anwort (Zusammenfassung)
Warum hast du das vorhin nicht ver-
Also erstmal hab ich das vorhin nur überflogen
standen?
und zweitens war ich ja noch so in diesem Krankenhaus, weil ich halt irgendwie dachte, sie sieht jetzt ein Licht, weil sie die Augen aufmacht. Keine Ahnung. Ich habe es eben jetzt nochmals genauer gelesen. Aber es kann schon irgendwie sein, dass jetzt wo ich irgendwie wusste, dass es um eine Kirche oder um irgendein Gebäude geht, dass ich jetzt dann die erste Textinformation anders gelesen habe.
11
Ist der Vergleich für dich notwendig?
Ja, find ich glaube ich gut, weil: Also ich würde
Brauchst du das, um das erste Bild
ja das sehen (zeigt auf das Vergleichsbild) und
besser verstehen zu können?
jetzt weiß ich auch, wie das jemand anderes das sieht. Und wenn ich nicht weiß, wie das jemand anderes sieht, dann kann ich das auch nicht mit meiner eigenen Wahrnehmung vergleichen.
12
Ok, gut. Dann gibt es noch ein Weite-
(Probanden nickt und lacht.) Jaja, schon. Jaja.
res. Wie ist es da für dich? (Legt das
Bei diesem hier (zeigt auf schwarzen Fleck in Ar-
zweite Vergleichsbild neben das Ar-
tefakt Nummer drei) habe ich das immer so als
tefakt Nr. drei) Wird das Bild für dich
Hinterkopf interpretiert. Deswegen ja.
verständlicher?
105
Artefakt
Thema
Erkenntnis
3 + Text
Zusatznutzen des Vergleichs
Textlänge eventuell zu lang. Probandin überflog den Text anfangs nur kurz und hatte dadurch wichtige Informationen nicht verinnerlichen können.
3 + Bild
Zusatznutzen des Vergleichs
Der Vergleich mit dem Vergleichsbild bringt der Probandin einen Mehrwert, der ihr Aufschluß darüber gibt, wie der Raum wirklich aussieht.
3 + Bild
Notwendigkeit des Vergleichs
Erste Eindrücke können von der Probandin berichtigt werden. Falsche Interpretationen werden dadurch berichtigt.
Nr.
Frage
Anwort (Zusammenfassung)
13
Und wenn du jetzt das hier mitein-
Ich glaube die textliche Vergleichsebene. Weil
ander vergleichst? (Interviewer holt
da muss man sich halt nochmal selbst was über-
das erste Vergleichsbild zum dritten
legen. Und bei der bildlichen Vergleichsebene
Artefakt hinzu, sodass alle drei Bilder
weiß man sofort: Aha, so würde ich es sehen
nebeneinander liegen) Du hast ja ein-
und so sieht es sie. Andererseits ist es natür-
mal diese textliche Information und
lich auch interessant zu sehen. Weil ich würde
dann noch diese bildliche Information.
es ja wahrnehmen. Und bei der textlichen Ebene
Welche von den beiden würdest du
weiß ich ja nur, dass es sich um irgendeine Kup-
bevorzugen?
pel handelt und um irgendwelche blaue Keramik. Aber ich glaube, das hier finde ich trotzdem interessanter (zeigt auf textliche Vergleichsebene). Macht ihr das Buch wirklich, oder ist das jetzt nur ein Ausschnitt daraus?
01
Das ist jetzt nur ein Ausschnitt und
Nee. Das ging schon.
wie´s dann im weiteren Verlauf weiter geht, das sehen wir dann. Du warst uns auf jeden Fall eine sehr große Hilfe. Vielen Dank dafür! War das eigentlich unangenehm mit dem Augen verbinden?
Du hast dich da jetzt auch nicht irgendwie bedrängt gefühlt?
Ne, ne. Also Tschüß.
107
Artefakt
Thema
Erkenntnis
3+
Auswahl des Vergleichs
Der textliche Vergleich ist spannender, da die
Text / Bild
Fantasie angeregt wird. Bildlicher Vegleich funktioniert schneller ist aber auch langweiliger.
–
Persönliche Wahrnehmung
–
Persönliche Wahrnehmung
109
Proband 2 –>
2.6.2 Untersuchungsverlauf 2
Nr.
Frage
AnTwort (Zusammenfassung)
01
Kannst du beschreiben, wie du die Si-
Sehr hilflos, stressig, nervös und definitiv unge-
tuation mit verbundenen Augen erlebt
wohnt.
hast? Warum?
[Proband lacht] Ich sehe nichts, was ich normalerweise tue. Dass man sich die Augen verbindet und durch die Gegend tappt oder geführt wird macht man auch nicht einfach mal so jeden Tag.
02
Was siehst du auf dem Bild?
[Proband ratlos, lacht] Einen Tisch, eine Lampe, einen Raum mit Stühlen. Vielleicht eine Bar? Keine Ahnung. Es könnten aber auch zwei Hände sein.
Wie kommst du auf Hände?
[Proband deutet auf den Bereich rechts unten (Stuhl) und links unten (entlang des Tresens) im Bild] Ich weiß nicht, hier und hier könnten auch irgendwie …, aber … ja … [Proband deutet aud die weiße Fläche links im Bild] Hier würde ich sagen sind Fenster.
03
Was will das Bild darstellen/vermitteln?
[Proband ratlos, lacht] Irgendwie eine Verfremdung, etwas Diffuses.
Woran machst du das fest?
Es ist nicht klar und eindeutig. Die Objekte sind nicht klar umrissen.
111
Artefakt
Thema
Erkenntnis
–
Persönliche Wahrnehmung
Unangenehme, stressige Situation für den Probanden, da er nichts sieht und den Moderator nicht kennt.
1
Objektive Betrachtung
Proband ist mit dem Inhalt des Artefaktes überfordert. Ein Raum und einzelne Elemente im Bild werden jedoch trotz grober Aufrasterung erkannt. Proband erkennt im Artefakt Hände
1
Interpretation
Proband ist mit dem Sinn des Artefaktes überfordert und erkennt/versteht die Thematik „Blind“ nicht.
Nr.
Frage
AnTwort (Zusammenfassung)
02
Was siehst du auf dem Bild?
Es erinnert mich irgendwie an Synästhetiker – Leute, die visuell ein Bild im Kopf haben, wenn sie Geräusche hören, sowas in der Art … Und irgendwie erinnert es mich daran, weil hier Gerüche oder Wahrnehmung im Raum visuell dargestellt wird, mit diesen Linien usw. Es ist ziemlich viel los auf dem Bild.
Siehst du noch andere Elemente?
[Proband deutet auf Rechteck rechts oben im
Kannst du mir Elemente genauer be-
Bild] Informationsboxen mit Icons/Symbolen
schreiben?
drin.
Was sollen diese Icons darstellen?
[Proband deutet auf Icon oben mittig im Bild] Das da oben ist ein Thermometer. [Proband deutet auf Icon links oben im Bild] Das würde ich sagen ist ein Feuer oder so. [Proband deutet auf Icon links unten im Bild] Das da unten ist ein Fön, aber es könnte auch irgend eine Verbindung sein.
03
Was will das Bild darstellen/vermitteln?
Was die Frau sinnlich in dem Moment wahrnimmt.
113
Artefakt
Thema
Erkenntnis
4
Objektive Betrachtung
Proband erkennt die Icons/Symbole im Bild und die Thematik „Wahrnehmung im Raum“ durch die Linien etc. Artefakt missverständlich, da es den Probanden an Synästhetiker erinnert und nicht an Blinde. Er erkennt jedoch die sinnliche Komponente im Artefakt.
4
Interpretation
Proband erkennt im Artefakt die sinnliche Wahrnehmung, jedoch nicht die Thematik „Blind“. Proband vermittelt nach dieser Fragestellung indirekt, dass Untersuchungssitzung zu lang ist.
Nr.
Frage
AnTwort (Zusammenfassung)
04
Ergeben sich für dich neue Erkennt-
Nein, nicht wirklich. Es ist immer noch ein Raum,
nisse durch die neue Information?
wobei es sich jetzt immer mehr verstärkt, dass
Siehst du jetzt etwas anderes?
es ein Raum ist. [Proband deutet auf den Bereich rechts unten (Stuhl) im Bild] Ich bin aber noch nach wie vor der Überzeugung, dass hier vielleicht Hände sind. Es sieht zumindest so aus. Aber es ist nach wie vor ziemlich diffus und bearbeitet. Für mich sieht es nach einem bearbeiteten Bild aus.
05
Beschreibe die Gefühle, die das Bild
Diffus, nicht greifbar, schwierig.
in dir auslöst, jetzt wo du weißt, dass es um Wahrnehmung im Raum geht.
04
05
Ergeben sich für dich neue Erkennt-
Nein. Na ja, vielleicht was man in einem Raum
nisse durch die neue Information?
entdecken kann … was so da ist. Aber ohne
Siehst du jetzt etwas anderes?
dass man die Objekte sieht.
Beschreibe die Gefühle, die das Bild
Das finde ich ganz intressant, weil Schrift/textli-
in dir auslöst, jetzt wo du weißt, dass
che Informationen mit einem Objekt kombiniert
es um Wahrnehmung im Raum geht.
wird und dass das Objekt so gebaut wird. Ich finde es einfach interessant.
115
Artefakt
Thema
Erkenntnis
1
Objektive Betrachtung nach
Für Proband ergeben sich keine neuen Erkenntnisse
Informationsvermittlung Proband erkennt im Artefakt immer noch Hände => Bild missverständlich, Abstraktionsgrad oder Kontrast ändern Bild sieht bearbeitet aus
1
Subjektives Empfinden
Bild löst beim Probanden keine spezifischen Gefühle aus
2
Objektive Betrachtung nach
Proband erkennt/versteht den Sinn des Artefak-
Informationsvermittlung
tes (nahe dran am Verständnis der die Thematik „Blind“)
2
Subjektives Empfinden
Bild weckt beim Probanden Interesse
Nr.
Frage
AnTwort (Zusammenfassung)
04
Ergeben sich für dich neue Erkennt-
Bei dem kann man sich gut hineinversetzen, was
nisse durch die neue Information?
Felicitas Neumann, wahrscheinlich 18 Jahre, in
Siehst du jetzt etwas anderes?
irgend einem Raum, der einen Holzfußboden hat, so spürt. Aber es ist für mich irgendwie immer noch ein Auge. Da steht ja auch drin „vor meinem inneren Auge“, also könnte das auch wirklich ein Auge sein.
Was macht das Bild für dich zum
Dieser Schein hier, also dieses Glänzende, mit
Auge?
diesem Ring. Das sieht so aus wie eine Pupille mit der Iris außen herum und der Glanz im Auge, wenn Licht drauffällt. Aber es steht ja auch irgendwie da.
05
04
Beschreibe die Gefühle, die das Bild
Ich finde es ganz angenehm. Recht ruhig und
in dir auslöst, jetzt wo du weißt, dass
nicht gestresst, wie ich es vorhin mit verbunde-
es um Wahrnehmung im Raum geht.
nen Augen war.
Ergeben sich für dich neue Erkennt-
Ich finde es ziemlich informativ … nach wie vor
nisse durch die neue Information?
recht viel los … die ganzen Angaben, die man
Siehst du jetzt etwas anderes?
sieht … da ist irgendwie warme Luft, Holzrauch, Wärme, Geräusche usw.
05
Beschreibe die Gefühle, die das Bild
Es ist auch interessant. Ich finde es recht harmo-
in dir auslöst, jetzt wo du weißt, dass
nisch, wegen der Farben. Das passt irgendwie
es um Wahrnehmung im Raum geht.
alles ganz gut. Aber in erster Linie finde ich es informativ.
117
Artefakt
Thema
Erkenntnis
3
Objektive Betrachtung nach
Zusatzinformation hat nichts gebracht, da der
Informationsvermittlung
Proband im Artefakt noch immer ein Auge/eine Pupille und keinen Raum erkennt, wobei dieser Eindruck durch eine textliche Information gestärkt wird („vor meinem inneren Auge“).
3
Subjektives Empfinden
Proband empfindet Artefakt als angenehm und ruhig durch Farben/Farbverläufe/Unschärfe, es löst aber keine spezifischen Gefühle aus.
4
Objektive Betrachtung nach
Proband nimmt im Artefakt viele Informationen
Informationsvermittlung
wahr, hat jedoch keine neuen Erkenntnisse durch die Zusatzinformnationen.
4
Subjektives Empfinden
Proband empfindet Artefakt als informativ, interessant und harmonisch aufgrund der Farben, es löst aber keine spezifischen Gefühle aus.
Nr.
Frage
AnTwort (Zusammenfassung)
07
Bei welchem Bild gewinnst du einen
Das ist schwer. Also muss ich mich jetzt ent-
Einblick in die Wahrnehmung eines
scheiden?
Blinden? Was macht es dir denn so schwer?
Ich finde alle haben irgendwie etwas, wo man sagen könnte „ja“ und alle haben irgendwie etwas, wo man sagen könnte „nein“.
08
Kannst du beschreiben, warum hier
Beim ersten Bild stört mich einfach die Art, wie
der Einblick in die Wahrnehmung ei-
es dargestellt wird – die Art, wie es dargestellt
nes Blinden für dich funktioniert oder
ist, finde ich nicht richtig. Es erinnert mich an Fo-
nicht?
tografie, die bearbeitet wurde. Auf der anderen Seite: dieses Grau-Schwarz-Weiß-Schwummrige gibt es auch wieder. Aber wie gesagt, ja und nein. Das zweite Bild finde ich interessant, weil man das Gefühl hat, man geht in den Raum hinein. Man sieht den Ablauf, wie jemand einen Raum entdeckt, der vielleicht blind ist. Wobei hier ist – wie ich finde – wieder zu viel visuell, weil ich den Raum sehen kann. Ich sehe Wände, und einen – wenn auch aus Buchstaben gebauten – Tisch. Das finde ich irgendwie auch nicht richtig, weil er ja eigentlich nicht da ist. Und die textliche Information können Blinde auch nicht lesen, deswegen finde ich das auch nicht richtig. Dafür finde ich hier diesen Weg ganz interessant. Vielleicht kann man dieses Bild mit dem ersten Bild kombinieren? Das wär auch mal interessant.
119
Artefakt
Thema
Erkenntnis
Alle
Auswahl
Proband kann sich nicht entscheiden, da alle Artefakte Elemente beinhalten, die sowohl als passend als auch als unpassend erachtet werden.
Alle
Auswahlkriterium
Artefakt 1: positiv: Farbigkeit (Grau, Schwarz, Weiß), verschwommene und diffuse Darstellung des Raumes negativ: Assoziation mit einem bearbeiteten Foto
Artefakt 2: positiv: vermittelt Gefühl einer Räumlichkeit, durch die sich ein Blinder bewegt, Visualisierung eines Weges/Ablaufs/einer Reihenfolge (vgl. Bildergeschichte/Kopfkino) negativ: zu viel Visuelles/Textliches (Objekte, die aus Buchstaben/Schrift aufgebaut sind)
Nr.
Frage
08
AnTwort (Zusammenfassung)
Beim dritten Bild: Wenn man weiß, worum es in dem Buch geht, finde ich es ganz gut, weil hier der Text zusammen mit dem Abstrakten ist. Ich finde, dass das für mich als Sehender treffend ist. Aber ich kann es nicht beurteilen, da ich ja etwas sehe. Aber ich würde sagen, so fühlt sich das an – das, was ich da sehe, fühlt sich so an. Aber es dauert auch sehr lange und ich glaube, man muss sich auch erst mal darauf einlassen und das alles lesen. Das vierte Bild finde ich auch ganz interessant, aber es erinnert mich wie gesagt an Synästhetiker, und das ist ja etwas anderes. Ich bin insgesamt zwiegespalten. Wenn ich mich wirklich für eines entscheiden müsste, würde ich eher das dritte Bild nehmen. Das zeigt aber nicht, wie ich einen Raum erfahre, sondern beschreibt ihn eher. Also das, was ich gerade eben mitgemacht habe ist schon anders als das hier. Das Bild ist ruhig und angenehm, aber war ich eben gestresst. Jetzt ist die Frage, ob Blinde gestresst sind? Sie sind vielleicht getresst, wenn sie blind werden und dann irgendwann nicht mehr … ich weiß es nicht … Darf ich daraus schließen, dass du
Es kommt darauf. Wenn das ganze Buch so wäre
dich eher für das dritte Bild entschei-
wie das dritte Bild, dann fände ich es langweilig,
den würdest?
weil hier die Spannung fehlt, was andere Bilder wieder haben.
121
Artefakt
Thema
Erkenntnis
Alle
Auswahlkriterium
Artefakt 3: positiv: ruhig und angenehm, Kombination aus Text und abstraktem Bild vermittelt Atmosphäre/ Stimmung und wird als treffende Visualisierung erachtet negativ: beschreibt einen Raum und zeigt nicht, wie man ihn erfährt; lange Betrachtungszeit notwendig, um den Text zu erfassen und den Inhalt zu verstehen
Artefakt 4: positiv: Kombination aus Text und abtraktem Bild negativ: weniger spannend, erinnert eher an Synästhetiker, nicht an Blinde
Alle
Ein ganzes Buch im Stil von Artefakt Nr. 3 wäre dem Probanden zu langweilig, eine Kombination der einzelnen Stile wird jedoch als spannender erachtet.
Nr.
Frage
08
AnTwort (Zusammenfassung)
Es ist ruhig, angenehm und vermittelt es ganz gut, aber ein ganzes Buch in diesem Stil kann ich mir nicht vorstellen. Ich habe herausgehört, dass dir das dritte Bild den Einblick in die Wahrnehmung eines Blinden näher bringt, weswegen wir es jetzt einfach mal nehmen. Zu diesem Bild erhältst du jetzt eine Zusatzinformation, die du dir in Ruhe durchlesen kannst.
09
Ist das Bild mit dieser Zusatzinfor-
Proband lacht] Was? Hä?
mation für dich verständlicher? Ist etwas unklar?
Ich versuche nur gerade den Text zu verstehen …
Was macht ihn für dich so unver-
Die Sätze sind ziemlich lang und recht kompli-
ständlich?
ziert. Ich würde sagen, dass Helga etwas sieht, da sie sehr gut beschreiben kann, was in dem Raum ist – wenn das ein Raum sein soll, wo ich aber immer noch nicht annehme, dass es ein Raum ist, da es für mich nach wie vor ein Auge oder ein Blick durch ein Auge ist, aber definitiv kein Raum … Wenn das der Raum sein soll, den Helga sehen kann, Felicitas aber nicht, dann muss das klarer herauskommen. Sonst kommt das nicht rüber. Man könnte sich das vorstellen, aber …
123
Artefakt
Thema
Alle
Auswahlkriterium
3
Zusatznutzen des Vergleichs
Erkenntnis
Text zu lang und kompliziert. Vergleichstext im Gesamtkontext mit Artefakt Nr. 3 zu unklar und missverst채ndlich. Zusatzinformation bringt zwar neue Erkenntnisse, hilft dem Probanden jedoch nicht dabei, einen Raum anstelle eines Auges zu erkennen.
Nr.
Frage
AnTwort (Zusammenfassung)
11
Ist es mit diesem Vergleich für dich
[Proband lacht] Ah! Tatsächlich, wow! Ja, jetzt
verständlicher?
schon.
(Mehrwert für den Betrachter)
12
Ist dieser Vergleich nötig oder könnte
Was ich jetzt schön finde, ist, wenn man den Text
man ein Vergleichsbild oder auch bei-
auf dem Bild liest und das reale Bild daneben
de weglassen?
liegt, was die blinde Felicitas noch von diesem Raum mitnimmt, ohne ihn eigentlich wirklich zu sehen, und was das mit ihr macht. Das finde ich ganz interessant. Ich weiß nicht, ob ich das Bild/ Artefakt mit dem Text unbedingt brauche.
13
Nach dem Sie nun beide Varianten
Ich finde die andere Kombination spannender
kennen, welche Weg würden Sie be-
[Bild Nr. 3 und reales Bild], weil das, was Helga
vorzugen und warum?
beschreibt, kann ich ja im Realbild sehen. Außderdem fände ich es auch ganz interessant, wenn man neben Sehenswürdigkeiten versuchen würde, den Alltag eines Blinden darzustellen, da das ein Thema ist, das Blinde am meisten betrifft.
So, du hast es geschafft. Vielen Dank,
[Proband lacht und klatscht] Gut. Wo ist mein
dass du dir die Zeit genommen hast.
Incentive?
125
Artefakt
Thema
Erkenntnis
3
Zusatznutzen des Vergleichs
Abstraktes Bild im Artefakt wird vom Probanden erst durch den Vergleich mit dem Realbild erkannt. Kein Missverst채ndnis mehr (Auge).
3
Notwendigkeit des Vergleichs
Proband empfindet die Kombination von Artefakt (Text und abstraktes Bild) mit dem Realbild passend. Vergleich mit Text ist laut Proband nicht notwendig.
3
Auswahl des Vergleichs
Proband empfindet Kombination aus Artefakt (Text und abstraktes Bild) mit dem Realbild spannender als mit dem Textvergleich. Proband empfindet die Visualisierung des Alltag eines Blinden interessanter als die Visualisierung einer Kirche/von Sehensw체rdigkeiten.
127
Methoden –>
129
D
Methode: Befragung / Interview Beschreibung Wie bereits beschrieben, ergaben sich im ersten Interview mit Frau Rauber ein paar Anfangsschwierigkeiten. In den folgenden Interviews, die im Usability Labor in Stuttgart stattgefunden haben, konnten wesentliche Verbesserung dieser Probleme verzeichnet werden: der Interviewleitfaden wurde strukturierter, die Fragen zielgerichteter und der Interviewstil sicherer.
131
G
Methode: Fremdbeobachtung Beobachtungsergebnis der untersuchungen Wie dem Leitfaden entnommen werden kann, wird zu Beginn der Untersuchung in Stuttgart eine Fremdbeobachtung der Probanden durchgeführt, bei welcher die Testpersonen die Augen verbunden bekamen. Aufgrund dessen gewannen wir den Eindruck bzw. die Vermutung, dass sich beide Personen während der Befragung auf ihre eigenen Erfahrungen beziehen konnten, wodurch die Untersuchung unterbewusst in die richtige Richtung gelenkt wurde.
Proband 1: »Kannst du beschreiben, wie du die Situation mit verbundenen Augen erlebt hast?« »Sehr hilflos, stressig, nervös und definitiv ungewohnt.« »Warum?« »[Proband lacht] Ich sehe nichts, was ich normalerweise tue. Dass man sich die Augen verbindet und durch die Gegend tappt oder geführt wird macht man auch nicht einfach mal so jeden Tag.«
Proband 2: »Wie hast du die Situation jetzt eben erlebt?« »Naja, ich habe nichts gesehen und daher auch nicht gewusst, wo ich lang laufe und nicht gewusst, wann ich wohin muss. Deshalb musste ich mich auf dich verlassen.« »Und wie war das für dich?« »Ja, es war ok. Es war ja nur für kurze Zeit und ich kenne zudem den Raum. Es war jetzt nicht so, als würde ich durch die Innenstadt laufen und dass ich dabei alleine bin. Das war jetzt nicht so schlimm. Ich denke, das Ganze ist situationsbedingt.«
Stuttgart –>
Konstanz
133
2.7
Analyse Pilottest Als Kurzanalyse kann man anführen, dass wir das erste mal einen Wahrnehmungstest durchgeführt haben und allesamt unerfahren im Umgang mit der Thematik waren. Die professionelle Umgebung mit dem High-Tech-Equipment war eine gute Ausgangssituation, die einen reibungslosen Ablauf beinahe garantierte. Zu den Probanden kann man sagen, dass sie durch ihre Arbeit an der Hochschule für Medien/Stuttgart (Usebility-Labor) in Bezug auf Befragungen sehr gute Vorkenntnisse hatten. Der zu lange Leitfaden, welcher stellenweise zu kompliziert war, wurde anschließend analysiert und überarbeitet.
1.Ausgangs 2.Pilottest 4.Analyse
135
lage 3.Realtest
3.1
Evaluation des InterviewLEitfadens Nach dem Pilottest in Stuttgart an der Hochschule der Medien wurde die Planung für den Realtest in Konstanz begonnen. Hierfür galt es vier bis fünf Probanden zu akquirieren, die sich zu der Befragung bereit erklären. Aus der Analyse des Pilottests wurde der Interviewleitfaden für den Realtest in Konstanz nochmals überarbeitet und optimiert. Schlussendlich wurde der Leitfaden von fünf auf drei Testphasen gekürzt. Die Selbstbeobachtung des Probanden am Anfang der Testphase wurde zusätzlich gestrichen.
137
3.2
Personen 3.2.1 Gruppe Die Rollen wurden wie in Stuttgart beibehalten, jedoch aufgrund der beschriebenen Umgebungssituation leicht modifiziert. Somit war Harald Czogalla als Moderator zuständig, um das Interview mit der jeweiligen Testpersonen zu führen. Andrea Dendorf nahm zunächst den Part der stillen Beobachterin ein (In-Ear), um eventuell zusätzliche Fragen an die Testperson zu stellen und den Moderator zu unterstützen. Aric Merz war dafür zuständig, dem Probanden die Artefakte zum richtigen Zeitpunkt und in der richtigen Reihenfolge vorzulegen. Auch die Video- und Tonaufnahme über den Laptop wurde durch ihn koordiniert. Lisa Schwegler, Christina Gronsky sowie Simon Cipa waren als Protokollanten eingeteilt. 1. Harald Czogalla: Interviewer / Moderator 2. Andrea Dendorf: Co-Moderatorin 3. Lisa Schwegler: Protokollantin 4. Christina Gronsky: Protokollantin 5. Simon Cipa: Protokollantin 6. Aric Merz: Kartenleger
3.2.2 Probanden Es wurden fünf Personen von unserer Gruppe für den Realtest ausgewählt. Alle Testpersonen waren unserer Gruppe persönlich bekannt. Vier der fünf Probanden studieren Kommunikationsdesign in Konstanz, die fünfte Person ist Studiengangsreferentin der Studiengänge Kommunikationsdesign an der HTWG Konstanz. Die Auswahl brachte eine große Designaffinität der Testpersonen mit sich.
3.3
Untersuchungsaufbau Der Untersuchungsaufbau für den Realtest in Konstanz unterschied sich generell stark vom Pilottest in Stuttgart. Die Befragung der Testpersonen wurde im M-Gebäude der HTWG Konstanz im Vorlesungsraum M102 durchgeführt. Im Gegensatz zur Laborsituation in Stuttgart befanden sich alle beteiligten Personen im selben Raum. Der Proband wurde somit mit allen beteiligten Personen der Gruppe konfrontiert. Im vorderen Teil des Raumes wurde ein Tisch bereitgestellt, an dem Moderator Harald Czogalla, Co-Moderatorin Andrea Dendorf, Aric Merz und die Testperson ihren Platz fanden. Die Protokollanten waren an extra Tischen platziert. Das Technik war sehr eingeschränkt und wurde mit einfachsten Mitteln gelöst. Die Video- und Tonaufnahmen wurden mittels eines Laptops aufgezeichnet, der sich auf dem Tisch unmittelbar vor dem Probanden befand. Die Protokolle wurden handschriftlich und digital verfasst. Der Fokus der Videoaufnahme wurde nicht auf die Testperson gelegt, sondern auf das Artefakt, um Rückschlüsse auf die Aussagen des Probanden zum jeweiligen Artefakt schließen zu können.
139
Proband
Blind -Grupp
Proband Blind -Gruppe Kamera Artefakt
Proband
Blind -Grupp
3.4
Optimierter Interviewleitfaden Begrüssung
Die Begrüßung des Probanden findet im Unter-
Vorab haben wir noch ein paar Informationen
suchungsraum statt. Unsere Gruppe wird durch
für Sie. Bei Ihren ÄuSSerungen gibt es kein
den Moderator Harald Czogalla wie folgt vorge-
Richtig oder Falsch, also keine Wertung. Wenn
stellt:
Sie auf eine Frage keine Antwort haben, müssen sie nicht antworten. Falls Ihnen etwas unklar
»Hallo Herr/Frau XY, wir freuen uns sehr, dass
sein sollte, dürfen Sie gerne nachfragen. Wir
sie sich für uns Zeit nehmen und unsere For-
bitten Sie darum, uns Ihre Meinung mitzuteilen
schung unterstützen. Mein Name ist Harald (Je-
und frei heraus zu sprechen
des Gruppenmitglied stellt sich namentlich vor und schildert kurz seine Aufgabe innerhalb der Gruppe). Wir sind Studenten der HTWG Konstanz aus dem ersten Mastersemester Kommunikationsdesign. Wir haben uns dieses Semester mit einem Design-Forschungsprojekt beschäftigt. Wir wollen nicht zu viel vorweg nehmen, aber kurz zum Ablauf: Während dem Test werden wir 3 Stufen durchlaufen, welche sich in einem zeitlichen Rahmen von circa 15 Minuten bewegen. Während des Tests werden Bild- und Tonaufnahmen gemacht. Die persönlichen Antworten von Ihnen werden vertraulich und anonym für unsere Semesterdokumentation verwendet. Sie können jederzeit Fragen stellen, welche wir Situationsabhängig beantworten werden. Wir beginnen nun mit der ersten Stufe.
Proband wird gebeten Platz zu nehmen.
141
Allgemein
Teststufe 01
In Teststufe 01 sowie Teststufe 02 werden die
Moderator: »Im Folgenden werden wir Ihnen
Artefakte in einer vorgegebenen Reihenfolge ge-
insgesamt 4 Bilder vorlegen, zu denen wir Ih-
zeigt. Alle vier Bilder werden nacheinander auf
nen jeweils 3 Fragen stellen. Sie dürfen diese
den Tisch gelegt und dem Probanden zur Ansicht
anschauen und auch gerne in die Hand nehmen,
freigegeben.
um diese näher betrachten zu können.
Abfolge:
Die folgenden allgemeinen Fragen werden nach-
Artefakt 1: Visualiesierung einer Sehschwäche
einander zum jeweiligen Bild gestellt:
Artefakt 2: Visualiesierung einer Vorgehensweise Artefakt 3: Visualiesierung einer Sehschwäche
1. Frage: Was sehen Sie auf dem Bild?
Artefakt 4: Visualiesierung der Sinne
(KEINE INTERPRETATION) Mögliche Detailfragen: 1.1 Welche Elemente sehen Sie? 1.2 Was fällt Ihnen besonders auf? 2. Frage: Was will das Bild darstellen/vermitteln? Mögliche Detailfragen: 2.1 Warum sieht das Bild so aus? 2.2 Wie kommen sie auf diese Interpretation? 2.3 Gibt es weitere Interpretationsmöglichkeiten?
Teststufe 02
Es folgt eine erste Informationsvermittlung. Wir
Alle 4 Bilder werden gleichzeitig auf den Tisch
lösen die Situation auf und erläutern die vorge-
gelegt. Und dem Probanden zur Ansicht freige-
sehene Aufgabe der Artefakte
geben. Die folgenden allgemeinen Fragen werden zu den Bildern gestellt:
Moderator: »Diese Bilder sind Bestandteil eines Buches, in dem die Wahrnehmung von blinden
3. Frage: Ergeben sich für Sie neue Erkenntnisse
Personen dargestellt wird. Die Bilder sollen
durch die neue Information?
darstellen, wie ein Blinder einen Raum wahrnimmt. Es ist nicht weiter wichtig, die Bilder
4. Frage: Beschreiben Sie die Gefühle, die das
zeigen unterschiedliche Räume. Es ist bekannt,
Bild in Ihnen ausgelöst hat, jetzt wo Sie wissen,
dass Blinde nicht nur schwarz sehen sondern
dass es um Wahrnehmung eines blinden im
unter anderem auch verschiedene Kontraste und
Raum geht.
Farbabstufungen wahrnehmen können. Durch den Umstand, dass man nicht so gut sieht, wer-
5. Frage: Was in dem Bild löst das Gefühl aus?
den jedoch auch die anderen Sinne geschärft.« 6. Bei welchem Bild gewinnen Sie einen Einblick in die Wahrnehmung eines Blinden? 7. Können Sie uns beschreiben, warum hier der Einblick in die Wahrnehmung eines Blinden für Sie funktioniert? Der Proband soll sich für ein Bild entscheiden.
143
Teststufe 03
Verabschiedung
Die Vergleichsebenen (bildlich / textlich) bilden
Moderator: »Wir bedanken uns vielmals bei
eine weitere Informationsvermittlung. Beide Ver-
Ihnen für ihre Unterstützung! Haben Sie noch
gleiche werden zu dem ausgewählten Bild gleich-
fragen an uns?«
zeitig gezeigt. Falls keine Fragen seitens des Probanden zu beModerartor: »Sie erhalten nun eine Zusatzin-
antworten sind verabschiedet sich der Modera-
formation zu Ihrem ausgewählten Bild. Wir bit-
tor im Namen der gesamten Gruppe.
ten Sie darum, den vorliegenden Text und das Bild für sich selbst in Ruhe zu lesen. Danach würden wir Ihnen drei kurze Fragen stellen.« 9. Ist das Bild dadurch für Sie verständlicher? (Mehrwert für den Betrachter) 10. Ist dieser Vergleich nötig? 11. Könnte man einen der beiden Vergleichsvarianten weglassen und warum?
3.5
Realtest
145
Proband 3 –>
3.5.1 Untersuchungsverlauf 1
Nr.
Frage
AnTwort (Zusammenfassung)
02
Was siehst du auf diesem Bild?
Eine Bar mit Stühlen, Tresen, Barhockern, und einem Tisch.
03
Was will das Bild darstellen/vermitteln?
Eine Bar?!?
Gibt es eine Interpretation im Bild,
Nein.
außer das objektive „die Bar?“
02
Nein?
Nein.
Was siehst auf auf diesem Bild?
Dreidimensionale Räume mit Typo.
Noch besondere Elemente?
Ein Tisch. Ein vermeindlicher Tisch oder ein vermeindlicher Schrank mit Büchern und Ordnern.
03
Was will das Bild darstellen/vermitteln?
Objekte, durch Typo gelöst. Gegenstände in einem Raum durch Typo gelöst.
02
Was siehst du auf diesem Bild?
Einen verschwommen hellen Punkt und eine verschwommene, dunklere Form.
147
Artefakt
Thema
Erkenntnis
1
Objektive Betrachtung
Die Abbildung wird von der Probandin erkannt.
1
Interpretation
Probandin ist verwirrt und weiß nicht, was sie sonst noch antworten soll.
2
Objektive Betrachtung
Die Probanding erkennt auf der Abbildung dreidimensionale Räume und Objekte in den Räumen, die typografisch dargestellt wurden.
2
Interpretation
Die Probandin erkennt, dass der Raum und Objekte durch Typografie dargestellt werden. Sie schließt jedoch nichts Weitere daraus.
3
Objektive Betrachtung
Die Probandin erkennt den Lichteinfall und eine dunklere Form.
Nr.
Frage
AnTwort (Zusammenfassung)
03
Was will das Bild darstellen/vermitteln?
Aufgrund des Textes hat es einen spirituellen Anschein. Wahrscheinlich Licht, Sonne. Es will etwas spirituelles vermitteln.
02
Was siehst auf auf diesem Bild?
Eine Frau und Sprechblasen mit Elementen. Zum Beispiel einmal ein Thermostat oder Feuer oder ein Fön. Und grafische Objekte.
03
Woran machst du das fest?
Es soll die thermischen Luftströme vermitteln, die an der Person vorbeigehen. Die Schwingungen und Objekte enden bei ihr oder berühren sie. Und sie stehen mit den Elementen in Verbindung, bei denen „Wärme im Raum“ oder „warmer Luftzug“ steht.
04
Verändert sich durch die Zusatz-In-
Bei Artefakt 1 und 4 ja, da verändert sich was.
formation jetzt was bei den Bildern?
Bei Artefakt 3 bleibt es gleich, dass es etwas
Siehst du jetzt was anderes?
Spirituelles darstellt. Diese typografischen Lösungen (Artefakt 2) kann ich grade überhaupt nicht in Verbindung mit Blinden bringen. Das Rasterbild (Artefakt 1) zeigt, dass man nicht die volle Sehkraft hätte, weil irgendwas gestört ist. Das Bild mit der Frau (Artefakt 4) zeigt, dass die anderen Sinne (fühlen, Wärme usw.) im Vordergrund stehen.
149
Artefakt
Thema
Erkenntnis
3
Interpretation
Probandin interpretiert anhand dem Text, dass das Artefakt etwas Spirituelles vermitteln will.
4
Objektive Betrachtung
Die Abbildung und die Grafiken werden von der Probandin erkannt.
Interpretation
Die Probandin interpretiert die grafischen Elemente als Luftströme bzw. Wärme im Raum. Sie geht aber nicht auf die anderen Sinne (riechen, hören,...) ein. Dass der Sehsinn ausgeklammert wurde, bemerkt sie nicht oder geht nicht darauf ein.
alle
Objektive Betrachtung nach
Die Zusatzinformation hilft der Probandin nur bei
Informationsvermittlung
Artefakt 1 und 4 weiter. Die Rasterung wird von ihr deutlich als Sehschwäche bzw. Beeinträchtigung in der Wahrnehmung erkannt. Bei Artefakt 4 erkennt sie nun, dass die anderen Sinne im Vordergrund stehen sollen. Artefakt 2 kann von der Probandin nicht mit Blinden in Verbindung gebracht werden. Die Zusatzinformation hilft ihr nicht weiter. Auch bei Artefakt 3 verändert sich ihre Interpretation durch die Zusatzinformation nicht.
Nr.
Frage
AnTwort (Zusammenfassung)
04
Wieso sagt dir das Bild mit der dreidi-
Weil Blinde können ja nichts sehen. Und wenn ich
mensionalen Darstellung (2) nichts?
dann aber dieses Bild hier habe, dann verstehe ich es nicht so ganz. Denn er muss ja irgendwas fühlen können oder die anderen Sinne benutzen können. Nur rein vom Bild verstehe ich es nicht.
Woran liegt das? Liegt es an der Typo-
Bei mir ist keine Beziehung zu einem Blinden da.
grafie, oder wie mit dem Raum umge-
Es ist für ein wirklich optisches Bild. Wie gesagt,
gangen wird oder liegt es an der Farbe?
Blinde sehen nichts. Ich weiß nicht, wo da dann der Zusammenhang ist. Bei den anderen drei ist es entweder die halbe Wahrnehmung oder nicht die volle Sehkraft oder das Fühlen. Aber hier ist bei mir kein Zusammenhang.
05
Vermitteln dir die Bilder Gefühle?
Ja, Artefakt 3 vermittelt eben ein spirituelles Ge-
Wenn ja, was für welche? Kannst du es
fühl. Bei den anderen (Artefakt 1 und 4) ist es
beschreiben?
dann schon auch etwas Visuelles. Man hat da einen anderen Hintergedanken. Eben dass ich etwas nicht korrekt sehe (Probandin zeigt auf Artefakt 1) oder auf die Gefühle eingehe (Probanding zeigt auf Artefakt 4).
Und beim letzten Bild (Artefakt 2)? Vermittelt es Gefühle?
Nein, weil es eben sehr sachlich und klar ist.
151
Artefakt
Thema
Erkenntnis
2
Objektive Betrachtung nach
Die Probandin hat trotz Informationsvermittlung
Informationsvermittlung
vergessen, dass Blinde trotzdem in verschiedenen Abstufungen „wahrnehmen“ können. Sie vermisst die anderen Sinne in der Darstellung, da ein Blinder ja trotzdem etwas fühlen/wahrnehmen muss.
2
Objektive Betrachtung nach
Die Probandin kann keinen Bezug zwischen Arte-
Informationsvermittlung
fakt 2 und einem Blinden finden. Artefakt 2 zeigt nicht auf, dass die Wahrnehmung in irgeneinder Weise eingeschränkt ist oder dass die anderen Sinne verstärkt dargestellt werden, wie es bei Artefakt 1, 2 und 3 der Fall ist. Bei Artefakt 2 fehlt diese Information, um den Zusammenhang zum Thema „Blind“ verstehen zu können.
alle
Subjektives Empfinden
Artefakt 3 vermittelt der Probandin ein spirituelles Gefühl. Obwohl wir das Thema bereits erläutert haben, lässt sie sich nicht mehr von diesem Empfinden abbringen und hält daran fest. Artefakt 1 und 4 vermitteln ein visuelles Gefühl und verdeutlichen, dass etwas nicht korrekt gesehen wird bzw. andere Sinne verstärkt berücksichtigt werden.
2
Artefakt 2 vermittelt keinerlei Gefühl bei der Probandin. Sie findet nach wie vor keinen Zusammenhang bei diesem Artefakt und der Thematik.
Nr.
Frage
AnTwort (Zusammenfassung)
07
Bei welchem von den Bildern würdest
Bei Artefakt 4. Weil es eben darauf anspielt,
du den Einblick in die Wahrnehmung
dass man eben andere Sinne benutzen muss.
eines Blinden am ehesten sehen?
09
Wird das Bild jetzt durch diese zwei
Nein, ich finde, es war davor schon klar. Ich habe
zusätzliche Informationen für dich
es auch so verstanden.
klarer?
10
Du bist also der Meinung, dass solch
Nein.
eine zusätzliche Information gar nicht nötig wäre, um das obere Bild zu erklären.
Nehmen wir mal an, wir würden aber
Ich finde, den Text könnte man auf jeden Fall
so eine zusätzliche Information in das
weg lassen. Und der bildliche Vergleich wäre
Buch mit reinbringen. Würdest du sa-
eher eine Serie, aber es hilft dem oberen Bild
gen, dass man beide komplett weg
nicht, dass dieses noch mehr erklärt.
lassen kann oder würdest du eins dennoch da lassen? Warum würdest du den Text weg las-
Weil das, was hier geschrieben wird (schweben
sen?
durch den Raum, wame Luft,...) durch diese grafischen Objekte schon klar wird.
153
Artefakt
Thema
Erkenntnis
4
Auswahl
Artefakt 4 funktioniert bei der Probandin am Besten, weil es verdeutlicht, dass man als betroffene Person seine anderen Sinne verstärkt einsetzen muss.
4
Zusatznutzen des Vergleichs
Die Probanding benötigt keinen Vergleich, um das Artefakt zu verstehen.
4
Thema: Notwendigkeit des
Generell ist die zusätzliche Information für die
Vergleichs
Probandin nicht notwendig, um das Artefakt zu erklären. Sie würde vorallem auf den Text verzeichten können, um es zu verstehen. Der Vergleich durch das Bild lässt es eher wie eine Serie wirken, es unterstützt das Artefakt aber nicht in seiner Wirkung. Die Probandin empfindet den Text als unnötig, da dessen Inhalte durch grafischen Objekte auf dem Artefakt bereits klar wird.
155
Proband 4 –>
3.5.2 Untersuchungsverlauf 2
Nr.
Frage
AnTwort (Zusammenfassung)
02
Was sehen Sie auf dem Bild?
Barhocker und Bar, deswegen gehe ich davon aus, dass es eine Bar ist!
03
Was soll Dir das Bild generell vermit-
Eine abstrakte Darstellung, dass mach ich an
teln?
dem verpixelten / undeutlichen fest. Bild ist irgendwie surrealistisch.
02
Was sehen Sie auf dem Bild?
Aufteilung in 9 Kästchen, jedes verändert sich ... Begriffe wie zum Beispiel Türgriff stehen in den Kästchen. Es ist aufjedenfall ein Ablauf.
03
Was soll Dir das Bild generell vermit-
Was auf dem Bild ist wird nur beschrieben und
teln?
ist nicht wirklich da. Es ist nicht wirklich so. Es steht nur die Schrift da.
Kannst du das kurz in einem Satz zu-
Durch Typografie wird gesagt was für ein Gegen-
sammenfassen?
stand abgebildet wird, ohne das der Gegenstand wirklich da ist! Wenn auf einem Tisch das Wort Tisch steht ist das ja auch einer! (Lacht und gibt seine sichtliche Verwirrung zu)
157
Artefakt
Thema
Erkenntnis
1
Objektive Betrachtung
Proband hat Raum erkannt.
1
Interpretation
Bezug zum Studium, Surrealismus
2
Objektive Betrachtung
Versteht die Abfolge / Anordnung der Bilderreihe (wie es gelesen werden muss)
2
Interpretation
Versteht selber nicht so ganz was auf dem Bild passiert bzw. wie er es ausdr端cken soll. Im grundegenommen hat er verstanden wie das Bild aufgebaut ist.
Nr.
Frage
AnTwort (Zusammenfassung)
02
Was sehen Sie auf dem Bild?
Abgedeckte Lichtquelle, weil dunkle Schatten entstehen.
Warum Lichtquelle, wie kommst
Weil da Weiß ist! Oder es ist eine Farbfläche.
Du darauf?
Eine Taschenlampe? aber ich kann das nicht sicher behaupten, da ich es ja nicht sicher weiss. Vielleicht ist es auch nur ein Mittel um den Text auszudrücken. Wobei Text und Bild nur im ersten Teil übereinstimmen!
Was ist mit dem anderen Teil?
Die höhe des Raums kommt mir da nicht rüber, die sehe ich nicht! Oder auch die Stimmen ... die sind da nicht visualisiert! Duft geht ja auch nicht!
03
Was soll Dir das Bild generell vermit-
Das Bild soll eine gewisse Stimmung zum Text
teln?
vermitteln! Aber ich finde das nicht ganz treffend! Viel mit dem Licht aber der Rest fehlt halt! Der Text ist hier visualisiert worden.
02
Was sehen Sie auf dem Bild?
Ich sehe eine Frau, die ihre Augen zu hat und schnell gesagt würde ich sagen, dass es um die Wahrnehmung der Sinne geht! Geruch geht zur Nase und Schall geht zum Ohr, Wärme, Tastsinn? Ne, auch Luftzug!
Du hast gerade sehr schnell gesagt,
Durch das riechen und die anderen dinger! (zeigt
dass es um die Sinne geht, wie kamst
auf die Elemente) Sie hat die Augen zu, darum
du denn da so schnell drauf?
wird sie sich wohl auf die Sinne konzentrieren
159
Artefakt
Thema
Erkenntnis
3
Objektive Betrachtung
Er weicht stark von der objektiven Betrachtung ab und Interpretiert sehr viel!
3
Interpretation
Er geht gedanklich in die richtige Richtung , bekommt aber nicht den Bogen den Text in Verbindung zum Bild zu setzten.
4
Objektive Betrachtung
Das Bild wird sehr schnell richtig beurteilt und fast alle Elemente werden inhaltlich korrekt Gedeutet. Der Erkenntnis-Gewinn zu Beginn der Antwort, dass die Frau auf dem Bild die Augen zu hat, weist ihm die richtige Richtung!
Nr.
Frage
AnTwort (Zusammenfassung)
03
Was soll Dir das Bild generell vermit-
Das der Mensch fünf, sechs Sinne hat und damit
teln?
wahrnimmt!
Ergeben sich für Sie neue Erkenntnis-
Ja klar, wenn man den Background weiss, ist es
se durch die neue Information?
schonmal einfacher! Ich kann es jetzt nachvoll-
Sehen Sie jetzt etwas anderes?
ziehen was ihr da umgesetzt habt!
Wo kannst du das nachvollziehen?
(4) Am eindeutigsten natürlich an dem hier
04
(3) Das ist viel zu abstrakt, oder ich finde es (1-3) schwierig vorgeschrieben zu bekommen, wie ein Blinder sehen könnte. (2) So wie das umgesetzt ist wäre ich nicht darauf gekommen Was macht die Thematik für dich
Das hab ich in der ersten Runde schon nicht Ver-
beie Artefakt 2 verwirrend?
standen.
An was kannst du das festmachen
(Überlegt sehr lange) Der Sprung oder die Ver-
warum du das nicht verstehst?
bindung der einzelnen Bilder, so sieht ein Blinder nicht. Oder wenn es eine Umschreibung ist wie er es empfinden könnte, finde ich es bildlich nicht richtig umgesetzt. Hier ist es ganz deutlich (Zeigt auf Artefakt 4), zack, auf die Sinne! Und mit dem Background, dass es um die Sinne geht, ist das unmissverständlich! Es geht um die Sinne die die Umwelt wahrnehmen! Blinde haben ausgeprägtere Sinne! Das ist mir viel zu abstrakt! (Zeigt auf Artefakt 2
161
Artefakt
Thema
Erkenntnis
4
Interpretation
Er f채llt ziemlich sicher und schnell sein Urteil, bei dem er sich auf die Aussagen zuvor analytisch und klar bezieht
alle
Objektive Betrachtung nach
Er kann gut beschreiben warum er das zweite
Informationsvermittlung
Artefakt nicht versteht, bzw. kann es in einer argumentativen Kette f체r sich belegen.
Nr.
Frage
AnTwort (Zusammenfassung)
05
Beschreiben Sie die Gefühle, die das
(Zeigt auf Artefakt 1 und 3) Da finde ich wieder-
Bild in Ihnen ausgelöst hat, jetzt wo
rum die beiden Interessant aber nur mit dem
Sie wissen, dass es um Wahrneh-
Background dass ich das mit dem Blinden weiss,
mung im Raum geht.
da ich selber zum denken komme, wie wohl ein Blinder sieht! Das ist ja nur eine Möglichkeit, aber ich frage mich dann wie könnte der wohl wirklich sehen! Wie empfindet er dass wohl! (Zeigt auf Artefakt 3) Das könnte schon fast ein Gefühlszustand von einem Blinden sein, dass der Blinde traurig ist seil er nichts sieht!
07
10
Woran machst du das fest, dass er
Farbfläche, drückt Gefühle aus… bei mir traurig-
traurig ist?
keit!
Bei welchem Bild gewinnen Sie einen
Definitiv das hier (Zeigt auf Artefakt 4),
Einblick in die Wahrnehmung eins
weil den Einblick kann keiner ... das Sehen kann
Blinden?
keiner nachempfinden.
Wird dieses Bild (Artefakt 4) durch
Jein... der Text erzeugt halt Kopfkino, muss aber
diese Zusätze verständlicher?
ja nix mit Blind zu tun haben!
Und wenn man eines in Kombination
Um so mehr Info um so deutlicher wird es!
mit dem Bild (4) sieht? Da könnte man ja noch was mit der Haptik machen. Braucht man den vergleich?
Ne, eigentlich nicht! Durch den Vergleich entsteht eigentlich
keine große Steigerzng eher
eine Doppelung ... die braucht es nicht!
163
Artefakt
Thema
Erkenntnis
alle
Objektive Betrachtung nach
Er lehnt die anderen Artefakte (1 und 3) nicht ab,
Informationsvermittlung
sondern findet sie unter einem anderen Blickwinkel interesant und bringt sie mit Gefühlsbedeutung in Verbindung.
alle +
Auswahl
Vergleich
Er bevorzugt klar die außenansicht, da ihm die Innenansicht zu wenig Interpretationsspielraum lässt, bzw. für ihn das sehen eines blinden so nicht aufgezeigt werden kann!
4
Notwendigkeit des Vergleichs
Versteht den Vergleich nicht so ganz und schlußfolgert desshalb falsch. Versucht Tipps zu geben, da er aus der Gestaltersicht argumentiert!
165
Proband 5 –>
3.5.3 Untersuchungsverlauf 3
Nr.
Frage
Antwort (Zusammenfassung)
02
Was sehen Sie auf dem Bild?
Eine Kneipensituation, Barhocker, Tisch Lampe, vorne bisschen Sessel, Stühle und Fenster.
Wo ist das Fenster?
Sie zeigt auf das Bild, wo sich ihrer Meinung nach das Fenster befindet.
Woran machst du das fest, das das
An dem Rahmen.
ein Fenster ist?
03
Was will das Bild darstellen/vermitteln?
Nix! Keine Gäste – Leere Kneipe.
02
Was sehen Sie auf dem Bild?
Wörter, keine Wörter, Wörter die sich zu einem Objekt zusammensetzen. Pfeile die die Reihenfolge vorgeben. Ein Büro wird mit Wortbildern dargestellt.
Woran siehst du, dass es ein Büro ist?
An der Bedeutung der Wörter. Ein Wohnzimmer sieht anders aus.
167
Artefakt
Thema
Erkenntnis
1
Objektive Betrachtung
Fast alle Elemente auf dem Bild werden erkannt und genannt. Eventuell ist der Abstraktionsgrad zu gering, um von dem Artefakt auf die Wahrnehmung eines Blinden schließen zu können.
1
Interpretation
Es wird eher der Inhalt interpretiert, als die Tatsache, wie die Wahrnehmung des Raumes aussieht.
2
Objektive Betrachtung
Die Begrifflichkeiten lassen Rückschlüsse auf die Art des Raumes zu. Die Probandin findet, dass der Text auch im Vordergrund stehen kann und auch ohne einem Bild
Objektive Betrachtung
funktioniert.
Nr.
Frage
Antwort (Zusammenfassung)
03
Was will das Bild darstellen/vermitteln?
O-Ton: »Es muss doch nicht jedes Bild etwas vermitteln.« – Eine Bildergeschichte ohne Bilder erzählen.
Woran machst du das wiederum fest?
Bilder werden suggeriert ohne das mit Bildern gearbeitet wird, sondern ausschließlich mit Wörtern.
02
Was sehen Sie auf dem Bild?
Heller Fleck, wirkt wie Licht. Keine klare Abgrenzung. Es strahlt sehr stark.
03
Was will das Bild darstellen/vermit-
Ohne den Text, könnte keine Aussage gemacht
teln?
werden (Text wurde gelesen). Bild und Text stehen in Zusammenhang, ergänzend zum Bild. Textlicher Inhalt findet sich im Bild wieder.
02
Was sehen Sie auf dem Bild?
Eine Art der Visualisierung der 5 Sinne.
Wie kommst du auf die Sinne?
Durch die Bedeutung der Wörter. Verknüpfung von Begriffen und Person. Wärmeluftzug wird mit der Hand in Verbindung gebracht. Holz und Rauch führt zur Nase.
Sonst irgendwelche Elemente zu
Der Sehsinn fehlt, Augen der Frau auf dem Bild
erkennen?
sind geschlossen. Bild ist so gestaltet, dass man den Eindruck hat, dass mit allen anderen Sinnen etwas wahrgenommen wird.
169
Artefakt
Thema
Erkenntnis
2
Interpretation
3
Objektive Betrachtung
Der Lichteinfall in dem Bild wird erkannt.
3
Interpretation
Text wird benötigt, um eine Aussage zu tätigen. Text wird bildlich umgesetzt.
4
Objektive Betrachtung
Der Inhalt wurde verstanden. Piktogramme und die Wörter lassen Rückschlüsse auf die Darstellung der Sinne zu.
Der Bezug zur Wahrnehmung einer Person mit fehlendem Sehsinn wurde erkannt.
Nr.
Frage
Antwort (Zusammenfassung)
02
Warum gerade nicht mit dem Seh-
Die Frau hat die Augen geschlossen und kein
sinn?
Wort weist darauf hin.
Was will das Bild darstellen/vermit-
Darstellung wurde schon erläutert.
teln?
O-Ton: »Die Frage würde ich mir nie stellen, was
03
das Bild mir vermitteln soll.«. Bild hat etwas mit Feuer zu tun.
04
Ergeben sich für Sie neue Erkenntnis-
Es kann nachvollzogen werden, dass ein Blinder
se durch die neue Information? Sehen
so schemenhaft und grob gepixelt sieht.
Sie jetzt etwas anderes? Woran machst du das schemenhafte
Es ist nicht zu übersehen, wenn man sehen
fest?
kann, dass es schemenhaft ist. Kein Objekt ist scharf, keine klaren Konturen zu erkennen, geschweige denn Farben.
04
Ergeben sich für Sie neue Erkenntnis-
Einrichtung von einer Person, die noch nie einen
se durch die neue Information? Sehen
Tisch gesehen, sondern diesen nur ertastet hat.
Sie jetzt etwas anderes?
Die Semantik der Begriffe spielen eine große Rolle.
04
Ergeben sich für Sie neue Erkenntnis-
Text möchte außen vor gelassen werden.
se durch die neue Information? Sehen Sie jetzt etwas anderes? Wieso? Ist Bestandteil des Bildes?
Felizitas Neumann, 18 Jahre nimmt ihre Umwelt noch so wahr, während sie das denkt.
Verknüpfung von Text und Bild?
Ja!
171
Artefakt
Thema
Erkenntnis
4
Objektive Betrachtung
Unterstützung durch das aufzeigen der geschlossenen Augen dient zum besseren Verständnis.
4
Interpretation
Unverständnis für die Fragestellung. Probandin zieht von der Darstellung des Artefakts auf logische Entschlüsse. Die Wahrnehmung im Raum wird jedoch nicht erkannt.
1
2
Objektive Betrachtung nach
Zusatzinformation lässt das Bild
Informationsvermittlung
verständlicher werden.
Objektive Betrachtung nach
Die enorm reduzierte Darstellungsform
Informationsvermittlung
des Artefakts führt dazu, dass sich die Probandin gut in die Wahrnehmung eines Blinden hineinversetzt fühlt.
3
Objektive Betrachtung nach
Testperson kann einen Bezug zwischen
Informationsvermittlung
Text und Bild erkennen.
Nr.
Frage
Antwort (Zusammenfassung)
04
Ergeben sich für Sie neue Erkenntnis-
Jetzt ist klar, warum der Sehsinn fehlt und alle
se durch die neue Information? Sehen
anderen Sinne hervorgehoben werden. Blinden
Sie jetzt etwas anderes?
wird nachgesagt, dass alle anderen Sinne besser ausgeprägt sind.
05
Beschreiben Sie die Gefühle, die das
Es gibt einem die Möglichkeit nachzuvollziehen,
Bild in Ihnen ausgelöst hat, jetzt wo
wie jemand, der fast nichts mehr sieht, seine
Sie wissen, dass es um Wahrneh-
Umwelt optisch wahrnimmt.
mung im Raum geht.
05
Beschreiben Sie die Gefühle, die das
Gesamte Emotion steckt im Text.
Bild in Ihnen ausgelöst hat, jetzt wo Sie wissen, dass es um Wahrnehmung im Raum geht.
05
Beschreiben Sie die Gefühle, die das
Wird als spannend empfunden. Das scheinbar
Bild in Ihnen ausgelöst hat, jetzt wo
Nüchterne wird mit minimalen
Sie wissen, dass es um Wahrneh-
Mitteln erzählt.
mung im Raum geht.
05
Beschreiben Sie die Gefühle, die das
Blinde Menschen haben unglaublich viele
Bild in Ihnen ausgelöst hat, jetzt wo
Informationsquellen. Das Bild löst jedoch keine
Sie wissen, dass es um Wahrneh-
emotionale innere Reaktion aus!
mung im Raum geht.
07
Bei welchem Bild gewinnen Sie einen Einblick in die Wahrnehmung eines Blinden?
Bild 1.
173
Artefakt
Thema
Erkenntnis
4
Objektive Betrachtung nach
Es wird jetzt sehr stark klar, warum genau der
Informationsvermittlung
Sehsinn nicht visualisiert wurde.
Subjektives Empfinden
Bild kann gut nachempfunden werden und
1
scheint der Probandin einen Einblick in die Wahrnehmung eines Blinden geben zu kĂśnnen.
3
Subjektives Empfinden
Emotion wird durch den Text und nicht durch das Bild erzeugt.
2
Subjektives Empfinden
Erzählerischer Ansatz wird als spannend empfunden.
4
Subjektives Empfinden
Sachliche Darstellung erweckt keinerlei inneren Emotionen.
alle
Auswahl
Nr.
Frage
Antwort (Zusammenfassung)
08
Können Sie uns beschreiben warum
In der inneren Ansicht wird aufgezeigt, was bio-
hier der Einblick in die Wahrnehmung
logisch mit der Sehfähigkeit möglich ist. Ohne
eines Blinden für Sie funktioniert?
das schon etwas interpretiert wird.
Eine 1:1 Übersetzung?
Ja. Hab das Gefühl das es eine Form der Degradierung aufzeigt, – man wird quasi der Sehfähigkeit beraubt.
09
Ist das Bild dadurch verständlicher?
Ja. Zuerst wurde ein Fenster interpretiert. Das Ergebnis auf dem Bild ist jedoch eine beleuchtete Glasfront.
10
Ist dieser Vergleich nötig?
Nein.
Warum nicht?
Es kommt darauf an, was erfasst werden soll! Wenn es um Farbspiele geht, ist die Zusatzinformation wesentlich. Aber um zu verstehen, um welche Situation es sich handelt, reicht das aus.
Die Zusatzinfo ist aber nötig?
Ja. Da ich schon wissen möchte, warum Dinge verfremdet oder verändert sind.
Benötigt man eine Erläuterung?
Man ist immer der, der man ist, wenn ein Bild nicht ein Foto ist, sondern verfremdet ist.
Also Grundwissen?
Verständnis. Ich möchte keine Druckwerke, die ich nicht verstehe.
Wenn die grundlegenden Informationen gegeben sind, kann der Vergleich weglassen werden?
Ja.
175
Artefakt
Thema
Erkenntnis
1
Auswahlkriterium
Die Visualisierung in Bild 1 wird am nächsten zu der wirklichen Realität gesehen.
1:1 Übersetzung hilft zur besseren Verständnis.
1 + Vergleich
1 + Vergleich
Zusatznutzen des Vergleichs
Es wird der Interpretationsspielraum eingeschränkt – lässt keine eigenen Gedanken bzw. Interpretationen zu. Es muss klar abgegrenzt werden, was genau im Fokus des Bildes stehen soll.
Artefakt soll verständlich sein.
177
Proband 6 –>
3.5.4 Untersuchungsverlauf 4
Nr.
Frage
Antwort (Zusammenfassung)
02
Was sehen Sie auf dem Bild?
Die Abbildung eines Raumes wurde anhand eines Stuhls und einer Fensterfront erkannt.
03
Was will das Bild vermitteln?
Keine Antwort
02
Was sehen Sie auf dem Bild?
Assoziation eines Leitsystems anhand der beschrifteten Wände und Gegenstände
03
Was will das Bild vermitteln?
Objekte können durch Worte ersetzt werden.
02
Was sehen Sie auf dem Bild?
Es wird eine Reflexion und / oder Spiegelung angenommen. Der helle Punkt wird als verzerrte Sonne beschrieben. In einem weiteren Durchgang wird das Bild als Aufnahme mit einer defekten Kamera bezeichnet.
03
Was will das Bild vermitteln?
Das Zusammenspiel der verzerrten Abbildung (angebliche Himmel-Sonne-Situation) und dem Text, wird eine romantische Stimmung hineininterpretiert. Eine hohe Emotionalität wird vom Probanden dem Bild zugeschrieben.
179
Artefakt
Thema
Erkenntnis
1
Objektive Betrachtung
Partielle Erkennung der abgebildeten Raumsituation
1
Interpretation
2
Objektive Betrachtung
2
Interpretation
3
Objektive Betrachtung
Wird als sachliche Information beurteilt.
Abstrakte Darstellung lässt großen Interpretationsspielraum zu.
3
Interpretation
Durch den o.g. Interpretationsspielraum kann ein höherer Grad der Emotionalität erreicht werden.
Nr.
Frage
Antwort (Zusammenfassung)
02
Was sehen Sie auf dem Bild?
Die Visualisierung der Sinne wird sofort vom Probanden erkannt. Allerdings wird der Sehsinn vom Probanden durch sein eigenes Betrachten des Bildes hineininterpretiert. Die geschlossenen Augen der abgebildeten Frau, werden als Konzentration auf die Sinne bezeichnet.
03
Was will das Bild vermitteln?
Das Bild wird als Aufforderung verstanden. Dem Betrachter soll eine Achtsamkeit gegenüber der menschlichen Sinne vermittelt werden.
04
Ergeben sich für Sie neue Erkenntnis-
Durch die Zusatzinformation wird das Artefakt 1
se durch die neue Information? Sehen
als Abbildung einer Sehstörung beschrieben da
Sie jetzt etwas anderes?
die Raumabbildung nicht der Realität entspricht. Somit wird die Verknüpfung zur Wahrnehmung einer blinden Person geschaffen. Die Farbgebung (Schwarz / Weiß) sowie die Kontraststärke erhöhen diese Verbindung.
04
Das Artefakt 2 wird als Verwirrung / Orientierungslosigkeit einer blinden Person in einem Raum beschrieben. Allerdings wird die Darstellungsweise als bezugsfern zum Thema bezeichnet. »Es macht einen Unterschied, ob ich meine Hände über ein Wort (Computer) lege, oder über einen viereckigen Kasten, der einen Ton von sich gibt«.
181
Artefakt
Thema
Erkenntnis
4
Objektive Betrachtung
Darstellung der Sinne ist eindeutig, jedoch f체hrt das Fehlen des Seh- und Geruchssinnes zur Verwirrung des Betrachters.
4
Interpretation
Dem Artefakt wird eine andere Botschaft zugewiesen.
1
2
Objektive Betrachtung nach
Verkn체pfung zur Thematik findet auf anhieb
Informationsvermittlung
statt. Darstellung verst채rkt diese Verbindung.
Objektive Betrachtung nach
Darstellung ist nicht eindeutig.
Informationsvermittlung
Nr.
Frage
Antwort (Zusammenfassung)
04
Ergeben sich für Sie neue Erkenntnis-
Dem Artefakt 3 wird ebenfalls die Visualisie-
se durch die neue Information? Sehen
rung einer Sehschwäche zugeschrieben. (»Es
Sie jetzt etwas anderes?
ist wie, als würdest du ohne Brille weggehen«). Durch die unkonkrete Darstellung wird dem Bild durch den Probanden ein »Freiraum für Interpretationen« zugewiesen. Die vorangegangene Beschreibung (Emotionalität) bleibt weiter bestehen. Durch die Information wird im Artefakt 4 die abgebildete Person als »blind« wahrgenommen. Allerdings wird die Frau als nicht blind bezeichnet, da sie dem Probanden eine eher konzentrierte Haltung vermittelt. (»Man kann sich auch bewusst dafür entscheiden nichts zu sehen (…) blind ist ja eigentlich ziemlich alternativlos«.)
05
Beschreiben Sie die Gefühle, welche
Artefakt 3 wird wegen der Farbigkeit (»…,alle
die Bilder in Ihnen ausgelöst haben,
anderen sind eher unbunt.«) als emotionalstes
jetzt wo Sie wissen, dass es um
Bild beschrieben. Dadurch konzentriert sich der
Wahrnehmung im Raum geht.
Proband ausschließlich auf dieses Artefakt. Das ausgelöste Gefühl wird von der Testperson als warm, traurig aber dennoch positiv und angenehm bezeichnet.
07
Bei welchem Bild gewinnen Sie einen
Der Proband wählt Artefakt 1 und 3 aus, da dem
Einblick in die Wahrnehmung eins
Betrachter die Sichtweise einer blinden Person
Blinden?
näher gebracht wird. (»So könnte ein Blinder das sehen«). Im nächsten Schritt werden die beiden Bilder durch den Probanden bewertet, was dazu führt, dass Artefakt 3 als positiver gedeutet wird.
183
Artefakt
Thema
Erkenntnis
3
Objektive Betrachtung nach
Verknüpfung zur Thematik ist wie bei Artefakt
Informationsvermittlung
1 gegeben. Die Darstellungsweise ist nicht eindeutig, wirkt dadurch aber emotionaler bzw. lässt mehr Deutungen zu.
Abbildung der Person wird in Bezug auf die Thematik anders interpretiert.
Alle
Subjektives Empfinden
Durch die abstrakte und die Farbigkeit der Darstellung, wird der Grad der Emotionalität gesteigert.
Alle
Auswahl
Außenbeobachtung und (mögliche) Sichtweise einer blinden Person in Bezug auf die Thematik wird erkannt. Die (eventuelle) Empfindung einer sehbehinderten Person wird bevorzugt.
Nr.
Frage
07
Antwort (Zusammenfassung)
Artefakt 2 ist für den Probanden bezugsfern (»Ich glaube nicht, dass so einer denkt«) Bei Artefakt 4 wird nach Aussage der Testperson die Beobachtung eines Blinden visualisiert.
09
Ist das Bild dadurch für Sie verständ-
Durch die visuelle Auflösung wird dem Proban-
licher?
den der Sachverhalt des ausgewählten Artefakts klar erkennbar. (Der Proband schiebt den bildlichen Vergleich neben das ausgewählte Artefakt)
Ist der textliche Vergleich für sie not-
Der Proband verweist darauf, dass der Text et-
wendig um eine Verbindung zu dem
was beschreibt, was auf dem Artefakt nicht zu
Artefakt knüpfen zu können?
sehen ist. Der visuelle Vergleich ist einfacher. Allerdings wird darauf hingewiesen, dass der textliche Vergleich Fantasiespielraum zulässt.
10
Nach dem Sie nun beide Varianten
Der Proband sieht im textlichen Vergleich mehr
kennen, welche Weg würden Sie be-
Interpretationsspielraum, daher wird diese von
vorzugen? Und Warum?
ihm bevorzugt. Der visuelle Vergleich dagegen ist dem Betrachter klarer, wird dadurch aber als uninteressant bezeichnet.
185
Artefakt
Thema
Alle
Auswahl
3 + Vergleich
Zusatznutzen des Vergleichs
Erkenntnis
Durch den Vergleich wird das Artefakt deutlicher. Die Aussage wird dadurch schneller vermittelt.
3 + Vergleich
Auswahl
Die Textvariante des Vergleichs gibt dem Betrachter nichts vor, sondern l채sst ihn Raum f체r eigenen (Bild-) Interpretationen.
Konstanz –>
187
3.6
Analyse Realtest Die Erkenntnisse aus dem Realtest sind in zwei Ebenen eingeteilt. Die erste Ebene bezieht sich auf die Auswahl der Testpersonen. Es wurden ausschließlich Probanden ausgewählt, die aus dem näheren Bekanntenkreis unserer Gruppe kamen. Dies wirkte sich negativ auf die Seriosität und Konzentration des Testdurchlaufes aus. Zudem wurde unwissend eine Testperson mit einer Vorbelastung durch Augen-Migräne befragt. Die zweite Erkenntnissebene bezieht sich auf die Untersuchung selbst. Die Untersuchung konnte durch die räumlichen Umstände und Möglichkeiten in Konstanz nicht gleichwertig mit Stuttgart aufgebaut werden. Es war nicht optimal, dass alle Beteiligten der Gruppe in einem Raum mit der zu testenden Person saßen. Co-Moderatorin Andrea Dendorf konnte durch die räumlichen Bedindungen nicht im Hintergrund agieren und musste direkt in den Verlauf des Interviews eingreifen. Dadurch waren zwei Ansprechpartner / Moderatoren für den Probanten zuständig.
1.Ausgangs 2.Pilottest 4.Analyse
lage t 3.Realtest
189
4.1
Erste Eindrücke 4.1.1 Harald Czogalla Testphase 1 (Labor / HDM Stuttgart) – die Laborsituation in der Hochschule der Medien war sehr konzentriert und strukturiert. Auch die technische Ausstattung vermittelte ein professionelles Umfeld. Dies beeinflusste demnach die insgesamt zwei Testphasen enorm. Der im voraus erstellte Test-Leitfaden wurde strikt eingehalten, was aber wiederum zu keiner verkrampften Atmosphäre führte. Das Gegenteilige war der Fall. Die Probanden waren offen gegenüber den Fragen und den Beteiligten. Durch den konzentrierten Arbeitsablauf, konnten wichtige Erkenntnisse sofort und präzise herausgefiltert werden. Annahmen haben sich bestätigt, aber auch neue Feststellungen konnten aus dem Test gewonnen werden. Demnach wird diese Testphase als grundlegend positiv eingestuft. Testphase 2 (Hochschule Konstanz) – mit dem überarbeiteten Leitfaden wurden vier weitere Personen getestet. Die Befragung fand in einem Lehrsaal der HTWG-Konstanz statt. Die vorangegangene Laboratmosphäre inklusive. technischer Ausstattung der HDM-Stuttgart konnte daher nicht übertragen werden. Dies hatte wiederum Auswirkungen auf den Testverlauf. Die Tatsache, dass die Probanden einer Mehrheit der Projektteilnehmer persönlich bekannt waren, führte ebenfalls zu abweichenden Testergebnissen. Der Versuch, eine konzentrierte Atmosphäre zu schaffen, wurde dadurch enorm erschwert. Im Vergleich zur ersten Testphase wurden daher auch weniger überraschende Erkenntnisse gewonnen.
191
4.1.2 Simon Cipa Eindruck Labor Stuttgart – mein persönlicher Eindruck fällt im Großen und Ganzen positiv aus. Ich empfand die gegebene Situation für die Untersuchungsdurchführung sehr professionell und hilfreich. Jedoch machte sich die Unerfahrenheit mit dem gesamten Prozedere der Befragung und das Zusammenspiel der Technik bei der ersten ProbandenBefragung bemerkbar. Als Problem stand ganz klar die Unerfahrenheit und Unsicherheit alle Beteiligten im Vordergrund. Im Bezug auf die erste befragte Person hatte ich zuerst die Vermutung, diese mit unserem erarbeiteten Interview-Leitfaden zu überfordern. Es stellte sich jedoch heraus, dass die immer wieder kehrenden gleichen Fragen als störend empfunden wurden. Vielleicht lag das auch an der Tatsache, dass die Probandin hausintern beschäftigt war und teilweise Vorwissen besaß, wie solch eine Befragung abläuft. Bei der zweiten Probandin merkte man schnell, dass zuvor quasi ein »Probelauf« durchgeführt wurde. Es wurde viel selbstsicherer nachgefragt, das Interview verlief viel flüssiger und ein Aufwärtstrend erkennbar. Bei dieser Befragung wurde im Detail verstärkt nachgefragt. Dies half dem Interview-Moderator, die benötigten Informationen zu erhalten. Mein Eindruck bei den Befragungen in Konstanz fällt ganz anders aus. Es war uns bewusst, dass die Umgebung nicht so optimal sein konnte, wie es in Stuttgart der Fall war. In Konstanz konnte keine räumliche Trennung zwischen Probanden, InterviewModerator und Protokollanten geschaffen werden, was ich als großes Manko gesehen habe. Alle beteiligten saßen in einem Raum. Ich vermute, das dies schon fast etwas bedrohliches für den Befragten ausstrahlte. Auch war die gesamte Situation meist etwas zu locker, was eventuell damit zusammenhängen könnte, dass wir alle Probanden persönlich kannten. Es war definitiv alles mit mehr Stress verbunden als in Stuttgart. Des Weiteren hatten wir mit der Auswahl der Probanden einen gewissen Fokus auf Gestalter gesetzt, was oftmals zu nicht objektiven Beurteilungen führte. Es wurden mehr Verbesserungsvorschläge ausgegeben. Mir ist auch sehr stark aufgefallen, dass die von uns gegebene Zusatzinformation meist nicht richtig verstanden oder überhört wurde. Ich bin mir sicher, dass eine einheitlichere Ausgangssituation für die Analyse vorhanden wäre, wenn alle Befragungen in Stuttgart stattgefunden hätten.
193
4.1.3 Andrea Dendorf Die Bedingungen der ersten beiden Untersuchungssitzungen in Stuttgart waren im Vergleich zu den nachfolgenden Untersuchungssitzungen in Konstanz wesentlich günstiger, da diese im Labor stattgefunden haben. Demnach habe ich den Verlauf der Laborsituation in Stuttgart als professioneller, aufschlussreicher und zum Teil auch als überraschender empfunden. So konnte beispielsweise keiner der beiden Probanden, die zu Beginn des Laborversuches mit verbundenen Augen in den Raum geführt wurden, einen Zusammenhang zwischen dem Erlebnis „Blind“ und der Artefakte, die ebenfalls die Thematik „Blind“ behandeln, herstellen. Darüber hinaus haben die Probanden in manchen Artefakten etwas ganz anders gesehen, was mir bis dahin noch nicht aufgefallen war. In Stuttgart war vor allem die technische Ausstattung des Labors beeindruckend (Anzahl der Kameras, Knopf im Ohr des Moderators etc.), deren Handhabung mich zu Beginn jedoch etwas überfordert hat. Während der Untersuchungssitzungen habe ich festgestellt, dass unser analytisch aufgebauter Interviewleitfaden für die praktische Umsetzung noch zu komplex ist. Außerdem hätte man bei manchen Fragen mehr in die Tiefe gehen können, um weitere Informationen von den Probanden zu erhalten. Die Untersuchungssitzungen in Konstanz waren hingegen unprofessioneller und ungezwungener, da die Simulation einer Laborsituation nur sehr bedingt in einem zeitlich knappen Rahmen möglich war und wir die Probanden persönlich kannten. Bei den Untersuchungssitzungen hat sich wiederum die Komplexität des Themas „Wahrnehmung eines Blinden“ klar gezeigt. Weder in Stuttgart noch in Konstanz hat sich ein klarer Trend herauskristallisiert, da die Auswahl der Artefakte von vielen verschiedenen Faktoren abhängig ist, wie beispielsweise Alter, schulische Vorbildung, oder der jeweiligen Einstellung der Probanden zum Thema „Wahrnehmung eines Blinden“.
195
4.1.4 Christina Gronsky Während der Untersuchungssitzung in Stuttgart hatte ich das Gefühl, dass die Probanden, aufgrund ihrer Erfahrung im Labor das Thema „Wahrnehmung eines Blinden im Raum“ schneller begreifen konnten. Zwar konnte keiner der Personen sofort den jeweiligen Inhalt des Artefaktes erkennen, jedoch wurde insgesamt sehr ausführlich untersucht sowie interpretiert. Die Probanden nahmen sich mehr Zeit zur Analyse und gaben ausführliche Antworten. Die Untersuchungssituation war weder angespannt, noch zu locker, blieb jedoch sachlich. Mittels der uns gegebenen Hilfsmittel, wie beispielsweise der Camera, sowie der zusätzlichen Sprechanlage etc. konnte die Untersuchung auf einem nahezu professionellem Niveau gehalten werden. Die Probanden fühlten sich nicht durch die Anwesenheit der restlichen Gruppenmitglieder gestört und waren in der Lage, sich direkt auf die Befragung zu konzentrieren. Zu Beginn der Untersuchung wurde mit den Probanden eine Art Selbstforschung betrieben, bei welcher die Probanden die Augen verbunden bekamen. Aufgrund dessen gewann ich den Eindruck, dass sich beide Personen während der Befragung auf ihre eigenen Erfahrungen beziehen konnten, wodurch die Untersuchung unterbewusst in die richtige Richtung gelenkt wurde. Teilweise kamen interessante Interpretationen zum Vorschein, bei welchen sich Verbindungen zu unserem Thema herstellen ließen. Obwohl sich die Untersuchung sehr in die Länge zog, bemühten sich beide Probanden um eine fortwährende Aufmerksamkeit. Je mehr bildliche Informationen das Artefakt enthielt, desto häufiger traten jedoch Fehlinterpretationen und allgemeine Verwirrung auf. Auch die textliche Ebene in den Artefakten stellte sich als schwierig heraus, da sich jeder der Testpersonen vorab eine Erlaubnis einholte, diesen durchlesen zu können. Allerdings konnten beide Probanden im Nachhinein mittels dieser Zusatzinformation eindeutigere Aussagen treffen. Der zuletzt abgefragte Vergleich in bildlicher sowie schriftlicher Form wurde beiderseits unterschiedlich bewertet, jedoch als nötig empfunden. Daraus lässt sich schließen, dass zum besseren Verständnis ein Vergleich zwischen der Ansicht eines Blinden zu der eines Sehenden gezogen werden sollte. Es lässt sich vermuten, dass sogar beide Ebenen zum Vergleich herangezogen werden können, um ein schnelleres Erfassen des Inhalts von Seiten des Probanden zu ermöglichen. –>
197
Die Untersuchungssituation in den Räumlichkeiten der HTWG Konstanz konnte meines Erachtens keine guten Ergebnisse erzielen. Da einige von uns mit den Probanden vertraut waren und jedes Gruppenmitglied zur Befragung räumlich anwesend war, herrschte eine persönliche und private Atmosphäre, welche es uns nahezu unmöglich machte, die Situation optimal für unsere Forschungszwecke zu nutzen. Die Probanden nahmen sich im Allgemeinen unzureichend Zeit zur Analyse der Artefakte und versuchten die Untersuchungssitzung so schnell wie möglich hinter sich zu bringen. Insgesamt ergaben sich aus der Untersuchung sehr unterschiedliche Ergebnisse, da fast jeder Proband zuletzt ein anderes Artefakt auswählte und somit als geeignet empfand, um die Wahrnehmung eines Blinden im Raum zu begreifen. Selbst nach der Informationsvermittlung bzw. der Auflösung unseres Themas gewann ich jedoch den Eindruck, dass sich für einige der Probanden unser Sachverhalt immer noch nicht erschließen lies. Vermutlich konnten die Testpersonen dem Interviewer nicht folgen, oder hatten nicht die nötige Motivation, um die Untersuchung ernsthaft durchführen zu wollen. Im Hinblick auf beide Untersuchungen lässt sich sagen, dass je nach Beruf und Geschlecht des Probanden unterschiedliche Ergebnisse erzielt werden konnten. Der individuelle Eindruck sowie erste Vermutungen ließen sich durch die Zweituntersuchung außerhalb des Labors leider nicht mehr bestätigen und führten ehr zu Verwirrung meinerseits.
199
4.1.5 Aric merz Allgemein würde ich sagen, dass das Projekt bei der Befragung in Stuttgart ein Erfolg war und sehr gut funktioniert hat! Die Artefakte wurden von den Probanden in einem sehr professionellen Rahmen getestet, welcher uns die Arbeit erleichterte. Durch die verschiedene Aufnahmemöglichkeiten, die sehr beeindruckend waren (bewegte Kameras und Tonaufnahmen) und einem »Earpiece« konnte dem Moderator verdeckt Informationen zugeteilt werden. Da der Rahmen eine gewisse Seriosität und Professionalität widerspiegelte, waren die Probanden am Anfang zwar etwas nervös, jedoch sehr konzentriert, was man in ihrer Beobachtung und Interpretation der Bilder sehen konnte. Bei der weiteren Befragung in Konstanz waren die Rahmenbedingungen verhältnismäßig schlechter, was an Beobachtungen oder am Erkennen oder nicht Erkennen von Details der Probanden gesehen wurde. Das Ergebnis war von Befragung zu Befragung unterschiedlich, jedoch bei den einzelnen Befragungen fast gleich. So waren alle designaffinen Probanden (KD-Studenten) auf das vierte Bild gepolt. Die Stuttgarter Probanden hatte alle Erfahrung mit Wahrnehmungs-Untersuchungen und favorisierten das dritte Bild.
201
4.1.6 Lisa Schwegler Die ersten beiden Untersuchungen wurden deutlich von der räumlichen Laborsituation in Stuttgart begünstigt. Die Befragungen konnten besser kontrolliert werden und wir haben trotz dem komplizierten Aufbau von unserem Leitfaden mehr in die Tiefe fragen können. Dass die Probanden in Stuttgart zu Beginn die Augen verbunden hatten, hat sie weder beeinflusst, noch hat es uns weiter gebracht. Unser Leitfaden in Stuttgart war in zu viele Stufen aufgeteilt, was zum Teil zur Folge hatte, dass man nicht an jeder Stelle jede beliebige Frage stellen konnte. Insgesamt hätten wir vermutlich mehr Erkenntnisse gewonnen, wenn die Probanden unterschiedlich alt gewesen wären. Eine wichtige Erkenntnis war, dass unser gewähltes Thema durch die Untersuchung lediglich „einkreisbar“ ist, es gibt aber keine wirkliche „Lösung“, sondern nur unglaublich viele verschiedene Sichtweisen. Diese Erkenntnis konnten wir nur gewinnen, da wir in Konstanz noch weitere vier Personen befragt haben und dabei die unterschiedlichen Sichtweisen der Probanden klar wurden. Ich hatte das Gefühl, dass wir kurzzeitig frustriert waren, dass unsere Untersuchung kein „klares Ergebnis“ aufgezeigt hat. Es wurde aber sofort klar, dass es einfach zu viele verschiedene Faktoren gibt, die dazu führen, dass es kein klares Ergebnis gibt. Die unterschiedlichen Sichtweisen der Probanden sind teilweise beeinflusst von Vorwissen, vom Beruf, vom Alter und vermutlich noch von vielen anderen Faktoren. Für die Befragung in Konstanz wurde die Laborsituation nur »gefaket« und die Probanden hatten nicht viel Zeit. Ich hatte das Gefühl, dass sie sich auch nicht wirklich auf die Befragung eingelassen haben, was sicherlich auch an den nicht vorhandenen LaborRäumlichkeiten lag.
203
4.2
Auswertung der soziodemografischen Daten Im Vorfeld wurden anhand drei Personas (siehe Seite 44) Zielgruppen definiert. Sie beschreiben unterschiedliche Personen, die symbolisch für eine Untergruppe der Fokusgruppen stehen. Hierbei wurde auch eine Altersdifferenzierung festgelegt, welche in den beiden Testphasen nicht eingehalten werden konnte. Fünf von sechs Personen waren durchschnittlich im selben Alter (20-30 Jahre). Lediglich eine Person vertrat die Altersstufe 40+. Hinzu kam, dass diese genannte Person in Bezug auf die Thematik vorbelastet war. Dies wurde in der Zielgruppendefinition nicht beachtet, was dazu führte, dass die Person den Test mit einer geprägten Meinung betrachtet hatte. Somit können die Ergebnisse nur partiell gewertet werden. Wie im Vorfeld beschlossen wurde, waren Vertreter beider Geschlechter vorhanden. Allerdings konnte kein ausgeglichenes Verhältnis geschaffen werden. In Bezug auf die soziale Stellung der Probanden wurde ebenfalls sehr einseitig ausgewählt. Alle Befragten kamen aus einem akademischen Umfeld. Dies darf jedoch nicht überbewertet werden. Der berufliche Werdegang der Personen wirkte wiederum stark auf die Testergebnisse. Die Hälfte der Personen ist in einem gestalterischen Bereich tätig. Dies beeinflusste den Testverlauf in Bezug auf die Erkenntnisgewinn, da ihrerseits gestalterische Verbesserungsvorschläge geäußert wurden, welche allerdings erst in einer weiteren Testphase zum tragen kommen würden.
205
4.3
Auswertung der Untersuchungen
–>
(–)
(+)
(0)
(–)
(+)
4.3.1 Auswertung Stuttgart Artefakt 1
Nr.
Frage
02
Was siehst du auf dem Bild? (Objektive Betrachtung)
03
Was will das Bild darstellen/vermitteln? (Interpretation)
04
Ergeben sich für dich neue Erkenntnisse durch die neue Information? Siehst du jetzt etwas anderes? (Objektive Betrachtung nach Informationsvermittlung)
05
Beschreibe die Gefühle, die das Bild in dir ausgelöst hat, jetzt wo du weißt, dass es um Wahrnehmung im Raum geht. (Subjektives Empfinden)
207
Beobachtung
Schlussfolgerung
- Die einzelnen Elemente des Artefakts wurden
- Die einzelnen Elemente des Artefakts müssen
zum Großteil erkannt
nicht vollständig erkannt werden
- Der Raum wurde identifiziert
- Durch die Abstraktion gewinnt der Proband
- Andere Elemente wie beispielsweise Hände
einen schnelleren Einblick in die Thematik
wurden dazu interpretiert
» Blind«
- Inhalt des Bildes / Bedeutung wurde ansatz-
- Abstraktionsgrad muss verstärkt werden
weise richtig- oder fehlinterpretiert
- Artefakt darf aufgrund der Konnotation mit der Thematik Blind nicht zu makellos wirken
- Wahrnehmung des Raumes wird deutlicher /
- Bildbearbeitung des Artefakts ist für den Pro-
intensiviert
banden deutlich nachvollziehbar
- Es ergeben sich keine neuen Erkenntnisse
- Es muss ein höherer Abstraktionsgrad gewählt
durch die zusätzliche Informationsvermittlung
werden
- Das Artefakt löst keine Gefühle beim Pro banden aus
4.3.1 Auswertung Stuttgart Artefakt 2
Nr.
Frage
02
Was siehst du auf dem Bild? (Objektive Betrachtung)
03
Was will das Bild darstellen/vermitteln? (Interpretation)
04
Ergeben sich für dich neue Erkenntnisse durch die neue Information? Siehst du jetzt etwas anderes? (Objektive Betrachtung nach Informationsvermittlung)
05
Beschreibe die Gefühle, die das Bild in dir ausgelöst hat, jetzt wo du weißt, dass es um Wahrnehmung im Raum geht. (Subjektives Empfinden)
209
Beobachtung
Schlussfolgerung
- Proband kann eine Reihenfolge und einen
- Pfeile können zur Orientierung beibehalten
Ablauf im Artefakt erkennen
werden
- Der Raum wurde als solcher identifiziert
- bildliche Elemente müssen reduziert werden, da der Proband mit der Anzahl der Informationen überfordert ist
- Aufgrund der erkannten Abfolge wird das Artefakt als Geschichte interpretiert
- Zusatzinfo lässt die Probandin das Artefakt
- Abstraktion im Artefakt und vorgeschaltete
besser verstehen
Informationsvermittlung lassen Thematik des Artefakts erkennen - gegenstandslose Gestaltung des Artefakts soll beibehalten werden
- Artefakt löst keine / negative Emotionen aus
- Gefühle können durch Verwendung von Farben gesteuert werden - Ein positives Gefühl in Verbindung mit dem Ge sehen führt zu besserer Informationsaufnahme
4.3.1 Auswertung Stuttgart Artefakt 3
Nr.
Frage
02
Was siehst du auf dem Bild? (Objektive Betrachtung)
03
Was will das Bild darstellen/vermitteln? (Interpretation)
04
Ergeben sich für dich neue Erkenntnisse durch die neue Information? Siehst du jetzt etwas anderes? (Objektive Betrachtung nach Informations-vermittlung)
05
Beschreibe die Gefühle, die das Bild in dir ausgelöst hat, jetzt wo du weißt, dass es um Wahrnehmung im Raum geht. (Subjektives Empfinden)
211
Beobachtung
Schlussfolgerung
- Proband kann aufgrund des Abstraktionsgrades
- Ausgeprägte Abstraktion lässt keine objektive
keinen Raum wahrnehmen
Beschreibung des Bildes zu
- Proband meint ein Auge bzw. eine Pupille im Dargestellten erkennen zu können
- Das Bild wird als Stimmungsgeber gesehen
- Die Kombination aus Text, Bild und Farben
- Artefakt erzeugt eine Atmosphäre
erzeugt Stimmung / positive Atmosphäre - Je nach Einsatz der genannten Stilmittel kann eine positive, negative oder neutrale Atmos phäre erzeugt werden - Hoher Abstraktionsgrad lässt mehr Interpre tationsspielraum zu
- Zusätzliche Information wird fehlinterpretiert
- Abstraktionsgrad des Bildes darf weder zu ge-
- Raum wurde erkannt, jedoch fehlinterpretiert
ring, noch zu exzessiv ausfallen / Mittelmaß muss gefunden werden
- Artefakt hat eine angenehme und ruhige
- Unschärfe und Farbklima tragen zu einer ange
Wirkung auf die Probanden
nehmen Wahrnehmung des Bildes bei
- Die Zusatzinformation löst jedoch keine kon kreten Gefühle aus
4.3.1 Auswertung Stuttgart Artefakt 4
Nr.
Frage
02
Was siehst du auf dem Bild? (Objektive Betrachtung)
03
Was will das Bild darstellen/vermitteln? (Interpretation)
04
Ergeben sich für dich neue Erkenntnisse durch die neue Information? Siehst du jetzt etwas anderes? (Objektive Betrachtung nach Informations-vermittlung)
05
Beschreibe die Gefühle, die das Bild in dir ausgelöst hat, jetzt wo du weißt, dass es um Wahrnehmung im Raum geht. (Subjektives Empfinden)
213
Beobachtung
Schlussfolgerung
- Bildliche Information wurde fälschlicherweise
- Zu viel Information auf dem Artefakt lässt
mit Synästhesie gleichgesetzt
falsche Interpretation zu
- Thema Wahrnehmung wurde erkannt - Informationsüberfluss (z.B. Icons) führt zu Fehlinterpretation
- Der Proband erkennt, dass es um Wahrnehmung - Vereinheitlichung der Piktogramme oder diese der Sinne geht
weglassen
- Proband erkennt nicht, dass es um die Thematik
- Darstellungsform der Thematik funktioniert
Blind geht
- Direkte 1:1-Übersetzung des Themas verringert das Risiko einer Fehlinterpretation
- Zusatzinformation hat keinen weiteren Nutzen
- Artefakt funktioniert ohne Zusatzinformation
- Es kann ein Unterschied zwischen der Wahr-
- Durch die Wahrnehmung von außen können
nehmung von innen und außen erkannt werden
kaum Gefühle entwickelt werden (trifft nur auf dieses Artefakt bei dieser Befragung zu) - Durch die Darstellung der Wahrnehmung eines Blinden von außen können mehr Informationen vermittelt werden
4.3.1 Auswertung Stuttgart Artefakt 3 / Vergleich
Nr.
Situation
07/08
Auswahl des Artefakts (Warum wurden Artefakt 3 ausgew채hl?)
09
Artefakt + textlicher Vergleich
11
Artefakt + bildlicher Vergleich
12
Notwendigkeit eines Vergleichs
215
Beobachtung
Schlussfolgerung
- Kombination aus Text und Bild erzeugt Stimmung
- Im Endprodukt sollte vorrangig mit Innen-Dar
und Atmosphäre
stellungen der Wahrnehmung gearbeitet werden
- Bild wirkt ruhig und angenehm
- Innen-Darstellung führt dazu, dass sich der
- Treffende Visualisierung
Proband automatisch in die Wahrnehmung
- Innen-Darstellung wird als effektiver angesehen
eines Blinden hineinversetzt
- Probanden können sich durch Innen-Darstellung
- Abstraktion erzeugt Atmosphäre / Kopfkino
in die Wahrnehmung eines Blinden hineindenken - Ein ganzes Buch mit Artefakten wie in diesem Beispiel wäre zu unspannend -> gemischte Stile notwendig /spannend - Das Buch alltägliche Situationen behandeln
- Zusatztext sorgt für neues Verständnis
- Eine zu lange / ausführliche, textliche Information
- Proband kommt ansatzweise zur Auflösung
führt dazu, dass wichtige Informationen nicht verinnerlicht werden können
- Durch den bildlichen Vergleich wird das Arte-
- Vergleich ist für die exakte Themenvermittlung
fakt eindeutig erkannt
notwendig
- Vergleich wird benötigt - Der textliche Vergleich regt die Fantasie des Probanden an und wirkt spannender - Bildlicher Vergleich funktioniert schneller, ist aber auch langweiliger
4.3.2 Elementare Ergebnisse Nr.
Erkenntnis
01
Abstraktionsgrad muss verändert werden
02
Abstraktion erzeugt Atmosphäre
03
Abstraktion unterstützt Verständlichkeit /Thema
04
Innendarstellung lässt Thematik nachvollziehen
05
Nachvollziehbarkeit des Themas durch Farben
06
Farben erzeugen Atmosphäre
07
Textliche Ebene ist von Vorteil
08
Infos zum Thema müssen gegeben werden
09
Vergleich ist für Themenvermittlung notwendig
Elementare Erkenntnis Übereistimmung zweier Probanden
Artefakt 1
Artefakt 2
(hรถher)
Artefakt 3
(niedriger)
(positiv)
(neutral)
(negativ)
(positiv)
Artefakt 4
4.3.3
Auswertung der untersuchung: Stuttgart (ausformuliert) Erkenntnisse durch Übereinstimmung beider Probanden: Um die Thematik eindeutig begreifen zu können, ist ein Einleitungstext mit Informationen zu dieser notwenig. Dies trifft auf alle getestete Artefakte im Labor zu. Desweiteren muss der Abstraktionsgrad bei zwei von vier Artefakten verändert werden. Bei Artefakt 1 lässt sich feststellen, dass der Abstraktionsgrad des Bildes verstärkt werden muss, um auf die Thematik schließen zu können. Die einzelnen Objekte können alle identifiziert werden, weshalb es den Probanden schwer fällt, eine Verbindung zur Wahrnehmung eines Blinden herzustellen. Bei Artefakt 3 hingegen kann festgehalten werden, dass eine Verringerung des Abstraktionsgrad nötig ist. Aufgrund der verschwommenen Darstellung des Raumes, kann dieser nicht mehr als solcher identifiziert werden, weshalb es den Probanden schwer fällt, einen Zugang zur Thematik zu finden. Zudem führt dieser Sachverhalt zu einem enormen Interpretationsspielraum, welcher die Testpersonen dazu verleitet, falsche Schlussfolgerungen zu ziehen. Allerdings muss angemerkt werden, dass der starke Abstraktionsgrad für eine angenehme Atmosphäre sorgt (Artefakt 3). Die Verwendung einer textlichen Ebene ist nicht immer von Vorteil, hat jedoch bei den Artefakten 2 und 4 eine positive Auswirkung auf das Verständnis der Thematik. Auch das Spiel mit Farbe erzeugt eine enorme Auswirkung auf die Atmosphäre des Bildes. Insgesamt kann festgehalten werden, dass die unbunte Farbwirkung zumeist negative Empfindungen bei den Probanden auslöst. Bei Artefakt 1 führt die bildliche Darstellung in schwarz-weiß jedoch zu einer neutralen Wirkung. Die verwendeten Farben in Artefakt 3 hingegen werden allgemein als positiv empfunden und schaffen eine angenehme Atmosphäre. Da die Darstellung in Artefakt 3 relativ abstrakt gewählt wurden, führte der Vergleich zu einem »Aha-Effekt« und ist somit für die Themenvermittlung essentiell. Die vorangegangene Tabelle zeigt, dass mehrere Erkenntnisse von niedriger Wichtigkeit existieren, bei denen keine Übereinstimmungen beider Probanden besteht. Aus diesem Grund werde diese im Folgenden nicht weiter ausgeführt.
219
Wichtige Erkenntnisse ohne Übereinstimmung beider Probanden: Das Endprodukt (Buch) sollte eine Kombination aus verschiedenen Stilen enthalten, um den Betrachter nicht zu langweilen. Zusätzlich sollten Räume visualisiert werden,die in Verbindung mit dem Alltag von erblindeten Personen stehen. Die Analyse der Untersuchung hat ergeben, dass eine Aufsplittung der Zielgruppe notwenig gewesen wäre. Die Interpretation sowie die Wahrnehmung der design-affinen Testpersonen unterschied sich deutlich von den restlichen Probanden, da Erstere ihren Schwerpunkt auf eine ästhetische Gestaltung legten. Insgesamt dürfen die Visualisierungen nicht zu schön und klinisch umgesetzt werden, da sonst kein Bezug zum eigentlich eher negativ behafteten Thema gefunden werden kann. Die Artefakte dürfen außerdem nicht zu viele Elemente und Ebenen enthalten, damit der Betrachter den kompletten Inhalt der Bilder aufnehmen kann und nicht durch die Informationsflut überfordert wird. Eine reduzierte Darstellung und eine dunkle Raumwirkung mit nicht existentiellen Objekten lässt die Wahrnehmung eines Blinden scheinbar gut erahnen. Zugleich kann festgehalten werden, dass die Wahrnehmung von innen für effektiver empfunden wird, da sich die Probandin auf diese Weise direkt in die Lage eines Blinden hineinversetzen kann. Der zusätzliche Vergleich mittels der textlichen Darstellung eines Sehenden wirkt spannender und regt die Fantasie des Probanden an. Der bildliche Vergleich kann schneller erfasst werden, wirkt jedoch langweiliger.
4.3.4 Auswertung Konstanz Artefakt 1
Nr.
Frage
02
Was siehst du auf dem Bild? (Objektive Betrachtung)
03
Was will das Bild darstellen/vermitteln? (Interpretation)
04
Ergeben sich für dich neue Erkenntnisse durch die neue Information? Siehst du jetzt etwas anderes? (Objektive Betrachtung nach Informationsvermittlung)
05
Beschreibe die Gefühle, die das Bild in dir ausgelöst hat, jetzt wo du weißt, dass es um Wahrnehmung im Raum geht. (Subjektives Empfinden)
09
Frage Ist das Bild dadurch verständlicher? (Zusatznutzen des Vergleichs)
10
Ist dieser Vergleich nötig? (Notwendigkeit des Vergleichs)
221
Beobachtung
- Raum wird erkannt
Schlussfolgerung
- Abstraktionsgrad soll erhöht werden, damit der Bezug zum Thema »Blind« erkannt wird
- Artefakt vermittelt nichts
- Zu konkrete Darstellungsweise - Kein Abstraktionsgrad - Keine Interpretation möglich
- Zusatzinformation lässt den Probanden das Bild
- Einführung in die Thematik ist notwendig; ohne
inhaltlich und visuell verstehen
diese Zusatzinformation kann nichts vermittelt
- Zusatzinformation hilft dem Probanden, die
oder verstanden werden
Wahrnehmung eines Blinden im Raum nach-
- Trotz Erkennung der Objekte gibt es keinen
zuempfinden
Aufschluss über die Thematik
- Löst verschiedene Gefühle aus
- Weckt großes Repertoire an Gefühlen
- Artefakt regt zum Nachdenken an - Artefakt kann nachvollzogen werden - Proband kann sich in die Wahrnehmung eines Blinden hineindenken - Löst zum Teil keine Gefühle aus, da unbunt
- Probanden korrigieren die vorherige Interpre tation des Bildes
- Vergleich ist eventuell nötig - Vergleich ist von Informationsvermittlung abhängig
4.3.4 Auswertung Konstanz Artefakt 2
Nr.
Frage
02
Was siehst du auf dem Bild? (Objektive Betrachtung)
03
Was will das Bild darstellen/vermitteln? (Interpretation)
04
Ergeben sich für dich neue Erkenntnisse durch die neue Information? Siehst du jetzt etwas anderes? (Objektive Betrachtung nach Informationsvermittlung)
05
Beschreibe die Gefühle, die das Bild in dir ausgelöst hat, jetzt wo du weißt, dass es um Wahrnehmung im Raum geht. (Subjektives Empfinden)
223
Beobachtung
Schlussfolgerung
- Für den Probanden wird eine Reihenfolge oder
- Pfeile zur Orientierung beibehalten
Ablauf ersichtlich
- Inhaltliche Elemente reduzieren, da diese eine
- Es wird eine Raumsituation erkannt
Informationsüberflutung verursacht
- Artefakt vermittelt nichts, aufgrund der zu
- Die sachliche Darstellungsweise ist zu komplex
sachlichen Darstellungsweise
und wird nicht korrekt verstanden - Die Abfolge muss klarer getrennt werden, damit der Verlauf besser verständlich ist
- Zusatzinformation lässt den Probanden das Bild
- Einführung in die Thematik ist notwendig; ohne
inhaltlich und visuell verstehen
diese Zusatzinformationen kann nichts vermittelt
- Zusatzinformation hilft dem Probanden nachzu
oder verstanden werden
empfinden, wie ein Blinder den Raum wahrnimmt
- Trotz Erkennung der Objekte gibt es keinen Aufschluss über die Thematik
- Artefakt wird als spannend empfunden
- Verwendung von Farben kann eventuell mehr
- Artefakt wird als unbunt kritisiert
Gefühle hervorrufen
- Artefakt löst keine Gefühle aus
- Farbe kann positiven Eindruck erwecken - Die sachliche Darstellung ruft keine Gefühle hervor
4.3.4 Auswertung Konstanz Artefakt 3
Nr.
Frage
02
Was siehst du auf dem Bild? (Objektive Betrachtung)
03
Was will das Bild darstellen/vermitteln? (Interpretation)
04
Ergeben sich für dich neue Erkenntnisse durch die neue Information? Siehst du jetzt etwas anderes? (Objektive Betrachtung nach Informations-vermittlung)
05
Beschreibe die Gefühle, die das Bild in dir ausgelöst hat, jetzt wo du weißt, dass es um Wahrnehmung im Raum geht. (Subjektives Empfinden)
09
Ist das Bild dadurch verständlicher? (Zusatznutzen des Vergleichs)
10
Ist dieser Vergleich nötig? ( Notwendigkeit des Vergleichs)
225
Beobachtung
Schlussfolgerung
- Teile der Artefakte werden richtig erkannt
- Abstraktionsgrad muss verringert werden
- Zu hohe Abstraktion; daher zu hoher Interpre-
- Zu hoher Abstraktionsgrad führt zu Fehlinter-
tationsspielraum
pretationen - Eventuell ein anderes, klareres Bildmotiv wählen
- Bild kann in Verbindung mit Text gebracht werden
- Abstrakte Darstellung & Text erhöhen die Emo-
- Bild vermittelt Romantik, Atmosphäre & Stim-
tionalität
mung durch die abstrakte Darstellung
- Zusatzinformation lässt den Probanden das Bild
- Einführung in die Thematik ist notwendig; ohne
inhaltlich und visuell verstehen
diese Zusatzinformationen kann nichts vermittelt
- Zusatzinformation hilft dem Probanden nachzu-
oder verstanden werden
empfinden, wie ein Blinder den Raum wahrnimmt
- Trotz Erkennung der Objekte gibt es keinen Aufschluss über die Thematik
- Artefakte vermittelt traurige, aber dennoch
- Textliche Zusatzinformation und Farbflächen
(positive) angenehme Stimmung
können je nach Einsatz einer Information beim
- Vermittlung eines spirituellen Gefühls
Probanden Gefühle bewirken
- Text- und Farbflächen sind sehr emotionslastig
- Durch Vergleich wird Artefakt deutlicher - Aussage wird dadurch schneller vermittelt
- Textlicher Vergleich gibt Interpretationsspielraum
4.3.4 Auswertung Konstanz Artefakt 4
Nr.
Frage
02
Was siehst du auf dem Bild? (Objektive Betrachtung)
03
Was will das Bild darstellen/vermitteln? (Interpretation)
04
Ergeben sich für dich neue Erkenntnisse durch die neue Information? Siehst du jetzt etwas anderes? (Objektive Betrachtung nach Informations-vermittlung)
05
Beschreibe die Gefühle, die das Bild in dir ausgelöst hat, jetzt wo du weißt, dass es um Wahrnehmung im Raum geht. (Subjektives Empfinden)
227
Beobachtung
Schlussfolgerung
- Proband erkennt das Thema, die Wahrnehmung
- Darstellungsweise beibehalten
und die aufgezeigten Sinne - Durch den maximalen Informationsgrad wird das Thema sehr schnell erfasst
- Der Proband erkennt die Raumsituation nicht
- Raum muss mehr in den Vordergrund des Arte-
- Bild wird aufgrund der vielen gegebenen Infor-
fakts gerückt werden
mationen fehlinterpretiert - Proband erkennt, dass es um die Wahrnehmung der Sinne geht
- Zusatzinformation lässt den Probanden das Bild
- Einführung in die Thematik ist notwendig; ohne
inhaltlich und visuell verstehen
diese Zusatzinformationen kann nichts vermittelt
- Zusatzinformation hilft dem Proband nachzu-
oder verstanden werden
empfinden, wie ein Blinder den Raum wahrnimmt
- Trotz Erkennung der Objekte gibt es keinen Aufschluss über die Thematik
- Das Artefakt löst keine Gefühle aus
- Zu informativ und zu sachlich - Wahrnehmung von innen könnte helfen Gefühle bei dem Probanden auszulösen.
4.3.4 Auswertung Konstanz Artefakt 4 / Auswahl
Nr.
Situation/Frage
07/08
Auswahl des Artefakts (Warum wurden Artefakt 3 ausgewähl?)
09
Ist das Bild dadurch verständlicher? (Zusatznutzen des Vergleichs)
10
Ist dieser Vergleich nötig? (Notwendigkeit des Vergleichs)
229
Beobachtung
Schlussfolgerung
- Zwei von vier Probanden wählen das Artefakt 4
- Artefakt 4 gewinnt
- Artefakt 2 fällt aus dem Rahmen
- Gestalter scheinen einen anderen Geschmack
- Insgesamt sehr gemischte Auswahl
zu haben; Entscheidung fällt nach Gefallen und Affinität aus
- Das 4. Artefakt spielt darauf an, dass andere Sinne benutzt werden können / müssen - Außenansicht wir bevorzugt, da Wahrnehmung eines Blinden via Innenansicht so nicht aufge zeigt werden kann - Das 1. Artefakt beraubt dem Probanden tat sächlich seiner Sehfähigkeit - Proband kann sich die Wahrnehmung eines Blinden tatsächlich vorstellen - Eigene Erfahrungswerte spielen eine erhebliche Rolle - Das 3. Artefakt bringt die Sichtweise einer Blinden Person näher
- Zusatzvergleich spielt keine Rolle - Das Bild wurde von der Probandin davor schon verstanden
- Nein, Vergleich ist nicht nötig!
4.3.5 Elementare Ergebnisse Nr.
Erkenntnis
01
Abstraktionsgrad
02
Vergleich ist notwendig
03
Infos zum Thema m체ssen gegeben werden
04
Innenansicht transportiert Emotionen
05
Textliche Vergleich ist von Vorteil
06
Farben erzeugen Atmosph채re
231
Artefakt 1
Artefakt 2
(Frage 02)
Artefakt 3
Artefakt 4
(Frage 02)
(Frage 10)
(Frage 10)
(Frage 10)
(Frage 10)
(Frage 04)
(Frage 04)
(Frage 04)
(Frage 04)
(Frage 02)
(Frage 02)
(Frage 02)
(Frage 09)
(Frage 09)
(Frage 10)
(Frage 05)
4.3.6
Auswertung der untersuchung: Konstanz (ausformuliert) Erkenntnisse durch Übereinstimmung beider Probanden: Wie im Labor bereits erkannt, ist ein Einleitungstext mit Informationen notwendig, um dem Probanden die Thematik eindeutig vermitteln zu können. Der Abstraktionsgrad muss ebenfalls bei zwei von vier Artefakten verändert werden, um auf den Inhalt des Themas schließen und eine Verbindung zur Wahrnehmung eines Blinden herstellen zu können. Eine übersteigerte Abstraktion der Darstellung führt zu einer Verfälschung des Inhalts und lässt den Probanden falsche Schlüsse ziehen. Trotz Innen-Ansicht der dargestellten Wahrnehmung eines Blinden konnten die Bilder, ausgenommen Artefakt 3, den Probanden keine Gefühle vermitteln. Die textliche Ebene konnte den Probanden eine Hilfestellung zur Deutung des Inhaltes bieten. Zuvor getätigte Interpretationen konnte somit anhand der textlichen Ebene korrigiert werden. Bei Artefakt 3 kann vermerkt werden, dass der textliche Vergleich gegenüber dem bildlichen den Vorteil mit sich bringt, einen größeren Interpreationsspielraum zu schaffen. Die Verwendung von Farben lies bei keinem der Artefakte Rückschlüsse auf das Thema zu. Allerdings konnten mittels der farblichen Gestaltung eine Atmosphäre erzeugt und Gefühle transportiert werden. Somit vermitteln die verwendeten Farben bei Artefakt 3 eine traurige, aber dennoch angenehme Stimmung. Das Artefakt löst bei den Probanden ein spirituelles Gefühl aus. Dabei spielt die Größe der Farbflächen eine wichtige Rolle und ist besonders emotionslastig. Der allgemeine Vergleich half allen Probanden, die Thematik zu begreifen und führte zu einem »Aha-Effekt«. Daher ist dieser in unserem späteren Endprodukt notwendig.
233
in die Zukunft sehen –>
4.4
Ausblick Aus der Recherche sowie der Forschungsuntersuchung werden Erkenntnisse gewonnen, welche aufgegriffen und analysiert werden müssen, um eine Wirksamkeit des Endproduktes garantieren zu können. Anhand der evaluierten Artefakte soll ein Buch erstellt werden, welches sehenden Personen einen Einblick in die Wahrnehmung eines Blinden gewährt. Die Einleitung des Buches soll dem Leser verhelfen, einen Einstieg in die Thematik »Blind« zu finden und den nachfolgenden Inhalt in bildlicher sowie schriftlicher Form besser verstehen zu können. Um einen direkten Bezug zur Problematik herstellen zu können, wird die Thematik des Buches in einer Geschichte wiedergegeben, welche einen Spannungsbogen beinhaltet. Auf diese Weise wird verhindert, dass der Leser das Interesse an der Handlung verliert. Damit sich dieser ideal in die Thematik einer sehbehinderten Person hineinversetzen kann, soll der Alltag eines Blinden 1:1 wiedergegeben werden. Zur besseren Aufnahme der Information sind somit alle Voraussetzungen gegeben. Der Betrachter hat Spaß an der Handlung und erlangt auf spielerischer Art und Weise Verständnis für das Thema. Dies kann durch eine Vergleichsebene zwischen der Wahrnehmung eines Blinden und der eines Sehenden optimiert werden. Zudem besteht die Möglichkeit, in einer zusätzlichen Ebene die jeweiligen Alltagsgegenstände beider Personengruppen abzubilden. Mittels einer Zeitleiste soll der Vergleich zwischen dem Alltag beider Sektionen zusätzlich intensiviert werden.
235
Aus den Ergebnissen der Designforschung kann entnommen werden, dass die Wahrnehmung von innen für effektiver empfunden wird, da sich die Probanden direkt in die Lage eines Blinden hineinversetzen können. Dieser positive Effekt soll auf das Endprodukt übertragen werden. Da die Wahrnehmung eines Blinden für einen Sehenden nur zu erahnen ist, haben wir uns dafür entschieden, den Inhalt des Buch überwiegend in einer abstrakten Darstellung zu vermitteln. Somit können »Übersetzungsfehler« vermieden werden. Der Betrachter wird aufgefordert, den Inhalt selbst zu interpretieren und erhält die Möglichkeit, eigene Schlussfolgerungen zu ziehen. Neben dem bildlichen soll zusätzlich ein textlicher Vergleich in das Endprodukt integriert werden, welcher Spannung erzeugt und die Fantasie des Lesers anregt. Der bildliche Vergleich kann, wie bereits erwähnt, schneller erfasst werden, wirkt jedoch langweiliger. In Folge dieser Kombination wird eine ideale Informationsaufnahme des Interessenten garantiert. Auch die farbliche Gestaltung des Endproduktes spielt in Hinblick auf die vermittelten Gefühle sowie die Verständlichkeit eine wichtige Rolle und muss zielgerichtet angewandt werden. Je nach Einsatz der Farben können diese beiden Aspekte gezielt beeinflusst werden. Auf diese Art wird ein Endprodukt geschaffen, welches ideal auf die Bedürfnisse des Nutzers abgestimmt ist.
4.5
Persönliches Fazit Die von uns gewählte Problemstellung, Sehenden einen Einblick in die Wahrnehmung eines Sehbehinderten zu geben, war zum einen sehr interessant, zum anderen aber auch eine sehr groSSe Herausforderung. Nach vielen aufschlussreichen und intensiven Gesprächen innerhalb der Gruppe haben wir im Laufe des Semesters einen guten Weg gefunden, für uns »Licht ins Dunkle« dieser Thematik zu bringen. Da wir bisher noch keine Erfahrungswerte mit Usability-Laboren hatten, konnten wir an diesen zwei Tagen viele neue und interessante Eindrücke sammeln. Dabei war der Ablauf eines Labortests nicht so einfach, wie wir anfangs gedacht hatten. Um bei einer Probandenbefragung ein verwertbares Ergebnis zu erhalten, ist neben einer sorgfältig durchdachten Vorbereitung auch ein guter Interviewleitfaden notwendig. Während der Untersuchungssitzung ist es wichtig, dass sich der Proband von Anfang an wohl fühlt und weder Angst, Hemmungen noch Stress hat. Darüber hinaus muss er vom Moderator dazu ermutigt werden, Kritik nicht zurückzuhalten, sondern offen und ehrlich zu äußern, da sie der Gruppe neue Erkenntnisse liefert und somit bei der Entwicklung des Endproduktes hilft. Wie ein Proband letztendlich ein Artefakt versteht, interpretiert, empfindet und bewertet ist nicht voraussehbar. Gerade bei unserer komplexen Thematik haben wir festgestellt, dass sich bei der Entscheidung der Probanden für ein bestimmtes Artefakt kein klarer Trend erkennen lässt, da die Entscheidungen von sehr vielen verschiedenen Faktoren abhängig sind. Darüber hinaus haben wir erfahren, wie schwierig es für den Moderator ist, in einem engen Zeitrahmen alle festgelegten Fragen zu stellen, auf die Antworten des Probanden angemessen zu reagieren und daraufhin eventuelle Gegenfragen zu stellen, um daraus neue Erkenntnisse zu ziehen.
237
Obwohl Gespräche und Diskussionen im Designprozess zur Entwurfsphase dazu gehören, haben wir uns mit der methodischen Vorgehensweise auf Neuland begeben. Wir sind jedoch zu der Erkenntnis gekommen, dass uns diese Untersuchungsmethoden eine gute Möglichkeit bieten, um herauszufinden, ob ein Entwurf funktioniert oder nicht. Insgesamt waren die beiden Tage im Labor eine sehr gute und lehrreiche Erfahrung, die uns die Vorteile des interdisziplinären Arbeitens und der Einbindung von Rezipienten in den Entwicklungsprozess aufgezeigt hat. Darüber hinaus wurden wir zu mehr Offenheit gegenüber Kritik von außenstehenden Personen ermutigt. Obwohl man sich intensiv mit der Thematik auseinander setzt und sehr lange an den Artefakten arbeitet, kann man sich ihrer tatsächlichen Wirkung auf den Rezipienten nie wirklich sicher sein. Deswegen war es sehr interessant zu sehen, wie die Artefakte beim Probanden angekommen sind. Anhand der gewonnenen Erkenntnisse und der geäußerten Kritik sind wir in der Lage, im nächsten Schritt die Artefakte im Hinblick auf unser geplantes Endprodukt (Buch) zu optimieren. Das Buch soll Sehenden einen Einblick in die Wahrnehmung eines Blinden ermöglichen.