retail | Q4 2020

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AKTUELL

DOPPELT SICHER – AUCH ETWAS KOMPLIZIERTER PSD2, die EU-Richtlinie für Onlinezahlungen, hätte bereits im Vorjahr in Kraft treten sollen, die Frist ist aber bis 31. 12. dieses Jahres verlängert worden. Denn die technische Umsetzung der zweifachen Kundenidentifizierung (2FA) ist gar nicht so einfach. Text / Harald Sager

ei allem Schlechten, was die Krise, deren Namen wir aus Überdruss schon gar nicht mehr aussprechen wollen, mit sich bringt – das eine oder andere Gute hat sie doch. So haben sich, einer aktuellen Studie der KMU Forschung Austria im Auftrag des Handelsverbands zufolge, die Umsätze im heimischen Onlinehandel auf 8,7 Milliarden Euro erhöht. Der Wermutstropfen dabei ist, dass weniger als die Hälfte davon hier verbleibt; der Rest fließt ins Ausland ab. Aber immerhin zeigt der Anstieg, dass sich Online als zweite Stütze des Handels etabliert hat – und dass das von den Konsumenten auch angenommen wird. In einer Zeit der Corona-bedingten Umsatzrückgänge im stationären Handel kommt das gerade recht. So weit, so schön. Aber man hört immer wieder, dass der Onlinehandel auf einer anderen Front zu kämpfen hat: nämlich bei der technischen Umsetzung von PSD2, der mit Jahresfrist einzuführenden EUZahlungsdiensterichtlinie. Jene Händler, die ihre elektronischen Bezahlvorgänge selbst programmieren und abwickeln, sind dadurch tatsächlich vor Herausforderungen gestellt. Aber in der Regel ist das nicht der Fall, denn die überwiegende Mehrheit nutzt Zahlungsdienstleister wie Klarna, PayPal Plus, Heidelpay, Concardis, BS Payone, Payolution, Unzer, QENTA, Saferpay, PayUnity oder VIVEUM, um ihren Shop technisch anzuschließen. Die Umsetzung von PSD2 liegt in deren Hand sowie überwiegend in jener der „Acquiring-Banken“

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DOPPELCHECK PSD2 bringt mehr Sicherheit im Zahlungsverkehr.

Die EU-Zahlungsdiensterichtlinie PSD2 hätte bereits mit 14. September 2019 implementiert werden sollen, die Frist ist aber bis 31. Dezember 2020 verlängert worden. PSD2 ersetzt die einfache Sicherheitsabfrage durch die sogenannte Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA). Der „Doppelcheck“ soll für mehr Sicherheit im Zahlungsverkehr sorgen und das gilt gleichermaßen für Überweisungen, Kartenzahlung und mobiles Bezahlen. Um eine Transaktion – sei es online, sei es am Bezahlterminal – zustande kommen zu lassen, ist aus drei möglichen Kategorien zu wählen: Wissen: etwas, das der Bezahler weiß, zum Beispiel seine PIN oder sein Passwort; Besitz: etwas, das er hat, etwa seine Kreditkarte oder sein Smartphone; Inhärenz: etwas, das er ist, also Authentifizierung durch Fingerabdruck oder Gesichtserkennung.

wie Card Complete, Six/Worldline oder Hobex, über welche die Händler die Zahlungen via Karten-Netzwerke abwickeln. Die Händler sind jedoch gut beraten, sich mit ihren Partnern in Verbindung zu setzen, um die Integration zu unterstützen und die entsprechenden Daten zur Verfügung zu stellen. Die in der EU-Zahlungsdiensterichtlinie vorgesehene Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA) soll für mehr Sicherheit im Zahlungsverkehr sorgen – die aber unter Umständen durch einen höheren Aufwand beim Online-Bezahlvorgang erkauft wird. Konkret ist aus zwei von drei Kategorien von Sicherheitsmerkmalen zu wählen: Wissen, Besitz und Inhärenz (Fingerabdruck oder Gesichtserkennung). Das wiederum sei, so hört man, manchen Kunden zu viel des Guten und sie steigen aus dem Kaufprozess aus. Messbar ist das anhand der Conversion-Rate, also des Verhältnisses zwischen Besuch der Website und Kauf, die dadurch nach unten gehe.

CONVERSION-RATE NICHT BEEINFLUSST Ist das so? Was sagt Harald Gutschi dazu? Er ist Vizepräsident des Handelsverbands und Geschäftsführer der UNITO-Gruppe, zu der Universal und Otto gehören. Die beiden sind die umsatzstärksten Onlineshops des Landes. Dadurch, dass sie sich schon vor Jahren vom Katalogversender zum Onlinespezialisten gewandelt haben, ist es ihnen leichter gefallen, auch diese technische Umstellung zu vollziehen, als anderen Unternehmen, die vor allem stationär und bloß als Zubrot auch online arbeiten. Harald Gutschi: „Wir waren mit der Implementierung vor der Zeit fertig. Wir hatten auch vor PSD2 schon das / Q4/2020

Foto / www.bigshot.at | Christian Jungwirth

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PSD2-UMSETZUNG


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