retail | Q4 2020

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AKTUELL

RUNDE SACHE

Kreislaufwirtschaft bietet eine Lösung für drängende Umweltprobleme. Damit das Konzept aufgeht, müssen Wiederverwendung, Reparatur und Recycling bereits im Design- und Herstellungsprozess von Produkten mitgedacht werden. Text Sabina König

fiel er auf den 4. November. 2000 auf den 23. Sep­ tember. Und 2020 auf den 22. August. Der World Overshoot Day markiert jenen Tag, an dem die Menschheit alle natürlichen Rohstoffe aufgebraucht hat, die unsere Erde innerhalb eines Jahres wiederherstel­ len kann. Der Aktionstag rückt Jahr für Jahr im Kalender weiter vor und zeigt auf, dass sich am Umgang mit unseren Ressour­ cen etwas ändern muss.

RESSOURCEN IM UMLAUF HALTEN Die Wegwerfgesellschaft, in der wir heute leben, ist maßgeblich für diesen hohen Ressourcenverbrauch verantwortlich. Was früher ein Leben lang halten musste, wird heute immer wieder neu gekauft und weg­ geworfen, sobald es kaputtgeht. Oft ist die Neuproduktion billiger als Recycling – ver­ bunden mit einer hohen Umweltbelastung. Im Vergleich zum linearen Wirtschafts­ system bleiben Rohstoffe in einer Kreis­ laufwirtschaft so lange wie möglich im Umlauf, bevor sie auf der Deponie enden. Maßnahmen dafür wurden von der EU

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CIRCULARITY GAP

DIE LÜCKE IM KREISLAUF

Wie steht es um die Kreislaufwirtschaft in Österreich? Die Weltwirtschaft ist nur zu 9,1 Prozent, Österreichs Wirtschaft zu 9,7 Prozent zirkular. Zu diesem Ergebnis kam der erste Circularity Gap Report im Jahr 2018. Um die Lücke zu schließen, fordert die Altstoff Recycling Austria AG (ARA) einen Ausstieg aus fossilen Energieträgern, Design for Recycling auch für Gebäude und langlebige Produkte, den Ausbau von Recycling und Forschung sowie internationale Technologiepartnerschaften mit den „CO2-Importländern“. Nähere Infos: www.ara.at

WIEDERVERWENDEN BESSER ALS RECYCLING Im Wiederverwenden sieht auch Lisa Pan­ huber, Consumer Campaigner bei Green­ peace Österreich, einen Schlüsselfaktor. „Das Vermeiden von Neuanschaffungen und das Wiederverwenden von Produkten sind zentrale Elemente der Kreislaufwirt­ schaft. Recycling ist die letzte Wahl, denn sie motiviert die Wirtschaft dazu, immer mehr zu produzieren“, meint Panhuber. „Meist handelt es sich außerdem um Downcycling, bei dem die Stoffe nur eine niedrigere Qualitätsebene erzielen und Ma­ terial verloren geht“, erklärt die Expertin. Erst im Abfallmanagement macht Recy­ cling Sinn, und hier rangiert Österreich im EU­Spitzenfeld: Papier wird zu 85 Prozent recycelt, Glas zu 86 Prozent und Metall zu 87 Prozent. Warum gelingt die Verwertung hier so gut? Weil es sich um Monomaterial­ Verpackungen handelt. Der gut funktionie­ rende Getränkeflaschenkreislauf ist dafür ein Best­Practice­Beispiel.

PET-RECYCLING ALS ERFOLGSMODELL Einige Getränkehersteller verwenden bereits Flaschen aus 100 Prozent Recy­ clingmaterial von PET to PET Recycling / Q4/2020

Fotos / Pixabay, Unsplash

1980

bereits 2015 im Kreislaufwirtschaftspaket zusammengefasst. Derzeit ist ein zweites Paket in Arbeit, das stark auf Wiederver­ wendung abzielt.


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