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DER KRISENMODUS BLEIBT Die eine Krise ist noch nicht vorbei, da kommt schon die nächste: Der Ukrainekrieg hat nahtlos an die Pandemie angeschlossen. Im Konsum werden die Teuerungen empfindlich spürbar, was wiederum den Handel belastet. Zu alldem kommen krisenbedingte Lieferschwierigkeiten. Text / Harald Sager
er Himmel bewahre uns vor interessanten Zeiten“, lautet ein bekanntes Sprichwort aus dem Land, von dem aus das Coronavirus sich über die Welt ausbreitete. Noch während darüber diskutiert wurde, ob die Pandemie nun bald überwunden sein könnte, brach im Februar mit dem Ukrainekrieg schon die nächste Krise aus. Ob wir es wollen oder nicht, wir befinden uns in interessanten Zeiten. Pandemie und Krieg wirken sich nicht nur auf globaler Ebene vielfältig negativ aus, sondern auch auf persönlicher: Wann gab es zuletzt eine Teuerung von acht Prozent wie im Mai 2022? Im Jahr 1975. Aufs Jahr bezogen werden 5,8 Prozent prognostiziert. Inflationstreiber sind in erster Linie die erhöhten Ölund Gaspreise, dazu kommen jene für das Wohnen (annähernd zehn Prozent).
» Wir sehen eine große Verunsicherung unter den Konsument:innen. Viele überlegen bei jedem Produkt zweimal, ob sie es wirklich kaufen wollen. « Werner Schickmayr Marketingleiter Unimarkt
Tank voll, Brieftasche leer. Die stark gestiegenen Energiepreise machen Autofahren spürbar teurer.
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dürften aber weniger die Hintergründe der Teuerung das Entscheidende sein, als die Frage, wie sie mit dieser zurechtkommen. Einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Ipsos zufolge spüren neun von zehn Befragten die Teuerung in ihrem täglichen Leben, insbesondere beim Einkaufen (81 Prozent) und an der Tankstelle (80) sowie beim Heizen (63) und Wohnen (46). Sie reagieren darauf zu 58 Prozent mit dem Vorsatz, auf nicht notwendige Anschaffungen zu verzichten und generell mehr zu sparen (knapp die Hälfte). Am direktesten von den steigenden
Lebenshaltungskosten betroffen sind armutsgefährdete Personen. Für diese 1,22 Millionen Menschen in Österreich (13,9 Prozent der Bevölkerung) stellen die Kosten für Wohnen und Wohnenergie die größten Ausgabenposten dar. Die Bundesregierung versucht mit den beschlossenen Sofortmaßnahmen gegenzusteuern – das sind ein in zwei Tranchen ausbezahlter Teuerungsausgleich in der Höhe von je 150 Euro an „besonders vulnerable“ Gruppen wie Arbeitssuchende und Mindestsicherungsbezieher:innen sowie ein Energiekostenausgleich in Form eines 150-Euro-Gutscheins. Die soziale Treffsicherheit des Letzteren lässt aber zu wünschen übrig, weil jeder Haushalt mit einem Jahreseinkommen von unter 55.000 Euro (eine Person) beziehunsgweise 110.000 Euro (mehre/ Q2/2022
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Gas hat sich schon im Vorjahr, also noch vor der Unsicherheit durch den Ukrainekrieg, deutlich verteuert. Tatsächlich sind die entsprechenden Preise in erster Linie als Folge der Erholung der Weltwirtschaft von den pandemiebedingten Einschränkungen gestiegen. Die Wirtschaft zog überall, aber vor allem in Asien wieder kräftig an – und damit auch die Nachfrage nach Gas, das sowohl zum Heizen als auch zur Stromerzeugung genutzt wird. Für die meisten Konsument:innen