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unabhängig, überparteilich, legal HanfJournal.de / Ausgabe 05.09 4

Zwar ist Cannabis als Medizin immernoch (fast) illegal. Dr. Franjo Grotenhermen klärt seit Jahren darüber auf, warum das geändert werden sollte. Dieses mal beschreibt er die Schutzfunktion des Cannbinoidsystems. Auf Seite vier.

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Die Prohibitionslogik ist gescheitert- meint auch die drogenpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE, Monika Knoche. Wie sich ihre Partei eine „rationale und humane Drogenpolitik“ vorstellt, könnt Ihr auf Seite acht lesen.

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Traumjob zu vergeben!!! Ihr wollt ein Praktikum bei den grossstadtsurvivorn machen? Dann seid ihr auf Seite 16 richtig, dort gibt es den Bewerbungsbogen.

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4/20 Day Mit Hanf aus der Krise? Ein Tag der Freiheit Noch besser als die Abwrackprämie

Noch in diesem Jahr, genauer gesagt am 27. September, haben wir die Wahl. Die Krise wird uns bis dahin schon kräftig durchgeschüttelt haben. Warum in Deutschland in diesem Zusammenhang noch niemand laut über die Kosten des „War on Cannabis“ spricht, ist ein wenig rätselhaft.

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n den USA haben große Teile der Zivilgesellschaft bereits erkannt, dass Hanf eine Alternative darstellen kann, nicht nur als Energieträger und Medizin, sondern auch als legales Genussmittel (siehe Kasten), mit fast dem gleichen steuerlichen Potential wie Alkohol, allerdings mit weniger gefährlichen, sozial schädlichen und gesundheitlichen Nebenwirkungen. Auch wir brauchen einen Wechsel. Nebenbei wäre die Diskussion um Cannabis als Medizin und damit auch das Leid von den zahllosen CannabispatientInnen auf einen Schlag gelöst bzw. gelindert. Dies würde eine zusätzliche Kostenersparnis in nicht unerheblichem Umfang mit sich bringen. Einst wurden uns blühende Landschaften versprochen, die wurden in den Jahren 1998-2004, als die Zeit dafür reif war, rechts liegen gelassen. Unzeitgemäße Drogenpolitik als Bauernopfer für die Sozialdemokratie. Mittlerweile hat sich diese lasche Haltung in Sachen Hanf auch in Teilen der BündnisGrünen Partei breit geraucht gemacht. Zwar hat die Bundestagsfraktion im Februar einen Antrag zur Entkriminalisierung des Eigenanbaus eingebracht, doch besonders auf lokaler Ebene fallen immer wieder Grüne Politiker auf, die eine sehr uninformierte und mancher Orts sogar repressive Hanfpolitik unterstützen, so jüngst geschehen im Kreis Kleve. Oder gar zwischen „guten“ (für medizinische oder landwirtschaftliche Zwecke) und bösem (= Rausch) Hanf unterscheiden. Auch der Vorsitzende Cem Özdemir tat sich auf Anfrage sehr schwer zur im Parteiprogramm geforderten Legalisierung zu stehen und meinte, Entkriminalisierung und Legalisierung seien fast das gleiche und eine genaue Unterscheidung ein Streit um Kaisers Bart. Falsch: Eine Entkriminalsierung wäre ein rechtlich unhaltbarer weil unsicherer Zustand, würde die Staatskasse kaum entlasten, den Jugendschutz nur unzureichend gewährleisten und neue Gesetzeslücken entstehen lassen. Nur eine Legalisierung unter strengsten Jugendschutzauflagen könnte mehrere ungelöste Probleme auf einmal bewältigen und zudem Arbeitsplätze schaffen, sowie Steuern in die mehr

Text: Michael Knodt

als leere Staatskasse spülen. Dazu müssen sich wenigstens die Kräfte einig sein, die es mit einer neuen politischen Ethik in Deutschland ernst meinen. Es ist auch wenig hilfreich, wenn Frau Kersten Naumann aus der LINKEN Bundestagsfraktion Positionen vertritt, die man eigentlich von Maria Eichhorn, CSU, kennt. Den drogenpolitischen Programmen der Nachwuchsorganisationen der im Bundestag vertreten Parteien, mit Ausnahme des Union- Nachwuchses, gebührt in Sachen Hanfpolitik Respekt. Alle Bemühungen bleiben jedoch Makulatur, weil Jusos und Julis es seit 20 Jahren nicht schaffen, ihren Positionen in der Mutterpartei ausreichend Gehör zu verschaffen. Und ist ein Juli oder Juso erstmal über 35, also in der Partei „angekommen“, verschwindet das Thema. Die Amerikaner machen es zur Zeit vor, dort weht nach acht Jahren Bush und rechtsbeugender Repression ein neuer Wind. Immer mehr Prominente, Wirtschaftsexperten, Polizisten, Staatsanwälte, Ärzte und Personen des öffentlichen Lebens nennen die Legalisierung von Hanf als einen der Hauptansätze zur Krisenbewältigung. Die Legalisierungsbewegung in den USA hat die Schmuddelecke verlassen, innerhalb der letzten zwei Jahre eine Menge lokaler Teilerfolge verbucht und enorm an Zulauf gewonnen. Das bedeutet einen großen Schritt in Richtung Legalisierung unter strengsten Jugendschutzauflagen. Um Ähnliches auch für die nächste Legislaturperiode in Deutschland zu erreichen, bedarf es einer Kooperation aller Kräfte, über Parteigrenzen hinweg. Ähnlich wie in der Schweiz. Das dort agierende Komitee „Pro Jugendschutz“ vereint Mediziner, Psychologen, Prominente, Künstler und Politiker unabhängig ihrer Parteizugehörigkeit sowie natürliche und juristische Personen, welche sich alle für eine mutige und sachliche Cannabis–Politik einsetzen.

Die Zahl der Drogentoten ist auf dem höchsten Stand seit 2004, es werden immer weniger Händler, jedoch immer mehr Konsumenten verurteilt und kaum einer nimmt das zum Anlass, die bisherige Politik zu überdenken. Auch IHR könnt das ändern. Check: www.elf-online.eu

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eit den 70er Jahren feiern die Studenten der Universität von Santa Cruz (Kalifornien, USA) eine Art KifferFeiertag – den „National Pot Smoking Day“. Sie versammeln sich am 20. April an der Statue des französischen Mikrobiologen Louis Pasteur, um gemeinschaftlich zu kiffen. Auch die Geschichte ihrer Herkunft ist etwas bewölkt. Eine von vielen Legenden besagt, dass im Jahre 1971 an einer kalifornischen High-School ein paar Kiffer-Kumpels (die „Waldos“) fraternisierten, die „4/20“ als Codewort für ihr Hobby ausgemacht hatten. In anderen Versionen heisst es, dass der polizeiliche Versandcode 420 GrasRaucher identifiziert oder dass im Gras 420 chemische Verbindungen gefunden wurden. Doch was auch immer die wahre Bedeutung ist, der „4/20 Day“ hat sich fest in der Marihuana-Subkultur etabliert und steht vor allem für die Freiheit bzw. deren Fehlen. Das wohl größte „PotPicknick“ der Welt findet am 20.4. statt, die ersten Joints dürfen auch erst um 4:20 Uhr entzündet werden. Dann aber legt sich binnen weniger Minuten ein dichter Nebel süßlichen Geruchs über das in diesem Jahr von mehr als 10.000 Studenten und Hippies bevölkerte Uni-Gelände. Inzwischen hat sich der „4/20 Day“ zu einem weltweiten Phänomen gemausert, wie unzählige Videos und Bilder im Internet beweisen. So hat beispielsweise Warren G. gemeinsam mit dem Schlagzeuger von Blink182, Travis Barker, für diesen Tag eine Hymne namens „Let’s get high“ (420 Anthem) produziert. Vor kurzem legte San Franciscos Gesetzgeber Tom Ammiano einen Entwurf vor, der Marihuana wie Alkohol besteuert und reguliert. Inmitten einer historischen Wirtschaftskrise sei diese Regulierung und Besteuerung gesunder Menschenverstand, sagte Ammiano den Reportern. Dieses Gesetz würde die dringend benötigten Einnahmen für den Staat erbringen, und Kalifornien hätte die Möglichkeit, der erste Staat der USA zu sein, der eine intelligente öffentliche Ordnung für die Kontrolle und Regulierung von Marihuana erlässt. Die Befürworter weisen darauf hin, dass bereits dreizehn Staaten medizinisches Marihuana verordnen dürfen.


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