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unabhängig, überparteilich, legal hanfjournal.de / Sonderausgabe Hanftag #117 / 05.10

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ie Prohibition treibt immer skurrilere Blüten, nicht nur in Bayern werden die Rechte von Hanfpatienten und -liebhabern mit Füßen getreten: Medizinisches Cannabis ist immer noch keine zugelassene Arznei, obwohl es mittlerweile so viele Patienten gibt, dass die Bundesopiumstelle mit der Bearbeitung der Neuanträge gar nicht hinterherkommt und für die Patienten lange Wartezeiten entstehen, die sie ohne Medikament überstehen müssen. Bei einer Unverträglichkeit von Dronabinol ist es immer noch nicht möglich, sich die Medizin selbst zu züchten, so wie es in anderen Ländern mit einer Regelung von Cannabis als Medizin üblich ist. Obwohl es für alle Seiten die kostengünstigste Lösung wäre, müssen Patienten, die auf natürliches Cannabiskraut angewiesen sind, die Hanfblüten teuer aus den Niederlanden importieren, so dass die Apotheken selbst an der in Deutschland nicht zugelassenen Medzin noch verdienen. Teile von Nordrhein-Westfalen haben die Geringe Menge de facto abgeschafft, Führerscheine von Gelegenheitskonsumenten werden bundesweit einkassiert, obwohl die Fahrer nie bekifft gefahren sind und selbst Fußgänger oder Zugreisende werden einfach mal durchsucht, weil sie äußerlich ins Beuteschema „Drogenkonsument“ passen. Kleine Hanfbauern werden weiterhin zu Bewährungs- oder Gefängnisstrafen verurteilt, weil ein veraltetes Urteil seit nunmehr 24 Jahren dafür sorgt, dass die Geringe Menge selbst beim Anbau einer Hanfpflanze überschritten wird. Das Schlimmste daran: Wir Deutschen lassen uns, im Gegensatz zu unseren Nachbarn in Tschechien, Polen, Belgien, Österreich oder der Schweiz, alles gefallen. In Deutschland lässt man sich auf offener Strasse aufgrund der Frisur einfach ausziehen, anstatt auf seine Bürgerrechte zu bestehen oder man gibt die Urin-Probe wider besserem Wissen ab, anstatt die obligatorische Blutprobe gleich einzufordern. Der Polizist könnte ja denken ... tut er aber nicht, er handelt stur nach Vorschrift. Selbst der mögliche Blick eines Beamten in den Rucksack oder gar nur die Videokamera der Polizei hält so manchen vom Besuch einer Hanfdemo ab. Einmal auf der Hanfdemo angekommen, lassen sich die Teilnehmer aufgrund des Drohszenarios einschüchtern, kiffen gar

nicht oder ängstlich und versteckt - undenkbar in Wien, Prag, Zürich oder Brüssel. In diesen Ländern werden kleinere Verstöße gegen das BtmG auch nicht härter bestraft als in Frankfurt oder Berlin, in den USA sogar viel härter. Trotzdem sind die Teilnehmerzahlen auf den Legalisierungsveranstaltungen in diesen Ländern stabil oder gar im Steigen begriffen, während die traditionelle Hanfparade, ehemals Europas größte Hanfdemo mit fast 100.000 Menschen auf Achse, um 1000 Teilnehmer kämpfen muss. Deutsche Tradition: Wenn‘ s wirklich um was geht, sind wir in Europa wie immer bei den Letzten. Wenn wir nicht wieder lernen, unsere Rechte als Hanfpatienten, -konsumenten, -bauern oder -verkäufer selbstbewusst, offen und ohne Angst vor möglicher Schikane einzufordern, wird die Stigmatisierung von über vier Millionen Menschen Formen annehmen, die eines Rechtsstaates nicht würdig sind. Bayern ist da schon heute Trendsetter. In anderen Ländern riskiert man sein Leben, wenn man gegen unbezahlbare Brotpreise demonstriert, während bei uns eine schlappe Körperkontrolle als Abschreckung zur freien Meinungsaüßerung dienen kann. Andere machen sich einen Spaß daraus, unbeholfene Beamte beim Fingern zu provozieren, der deutsche Kiffermichel macht sich ins Hemd.

Deutsche Tradition: Wenn‘ s wirklich um was geht, sind wir in Europa wie immer bei den Letzten. Hanf wird weiterhin, jedoch anders als oft behauptet, mißbraucht, indem die Prohibition als beste Geldwaschanlage und Motor vieler verborgener Geschäfte dient. Denkt man als Politiker laut über deren Abschaffung nach, hat man schnell mächtige Feinde, die nicht aus dem drogen- oder gesundheitspolitischen Lager kommen. Das sollte zu denken geben und muss sich schnellstens ändern.

Deshalb: Verstecken ist nicht mehr - auf zum Hanftag 2010.


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Von mze

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er auf eine Hanfdemo geht, der erlebt einen Tag im Sonnenschein mitten in Berlin. Hoffentlich. Da wir das Wetter nicht beeinflussen können, aber dennoch etwas neben unseren Forderungen zur Schau stellen wollen, freuen wir uns sehr über jeden bunten und spaßigen Auftritt, der durch einen kleinen Schauer nicht gleich an Farbe verlieren soll. Was geht und was ihr lieber lassen solltet, verraten wir euch auf dieser Seite. Transparente und Schilder sind ein gutes Mittel, um seine Meinung unaufdringlich in die Öffentlichkeit zu tragen. Ein gutes Transparent ersetzt dazu ein Dutzend herkömmliche Teilnehmer – mindestens! Produziert daher eure eigenen Werbetafeln mit individuellen Slogans. Was sollen Leute unbedingt einmal gelesen haben, wenn sie euch auf einer Hanfdemo antreffen? Es muss ja nicht kompliziert sein. Schon ein einfaches Hanf-Blatt ist ein Hingucker. Oder schnappt euch einen alten Karton, einen Besenstiel dran genagelt und nur noch eure Botschaft aufpinseln – fertig! Wer es lieber etwas größer mag, muss auch nicht verzweifeln. Schnapp dir ein Bettlaken und besticke es mit aufwenigen Mosaikmustern oder 3D-Bildern. Denk bei großen Transparenten daran, Luftlöcher reinzuschneiden, da du sonst vom Winde verweht werden könntest. Falls du an Übergrößen denkst, aber keine 4 Meter Spannweite zwischen den Armen aufweisen kannst, wirst du sicherlich jemanden finden, der dich beim Demonstrieren unterstützen wird. Musik und Gesang sind eine Möglichkeit den Anwesenden und beteiligten Passanten den friedlichen Auftrag der Demonstration zu verdeutlichen. Musik und laute Engelschöre sind dazu immer ein praktischer Begleiter einer auffälligen Demonstration. Wer musikalisch ist oder einfach auf Krach steht, sollte sich auch auf einer Hanfdemo nicht unnötig bremsen. Wer Trillerpfeife, Maultrommel oder die Triangel spielt, sollte sein Instrument mitbringen und sein Können auf dieser Veranstaltung unter Beweis stellen. Der Musikalienhandel auf Berlins Straßen ist aber leider untersagt. Auch solltet ihr euch nicht in die unmittelbare Nachbarschaft eines Paradewagens stellen, da diese einfach mehr Dezibel raushauen als eure Triangel das vermag.

Sprechchöre und Slogans verdeutlichen den Auftrag und Grund der Demonstration und sorgen für ein feines Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen fremden Freunden. “Steuergelder generieren - Hanf für Rausch legalisieren” So oder ähnlich könnten die Sprechchöre klingen, die auf einer Hanfdemo eine große Wirkung entfachen. Außerdem muss man dafür nichts mitbringen. Einfach ein, zwei Sätze ausgedacht und ausprobiert. Wenn nach dem dritten Versuch noch keiner mitgrölt, war es wohl nix, hat dafür aber auch nix gekostet. Richtig gut sind Slogans, bei denen die Demo einem Anstifter antworten kann. Also etwas in Richtung „Was wollen wir? – Legalisierung! Wann wollen wir sie? – Jetzt!“ Bitte denkt bei der Wahl der Worte daran, dass euer Slogan eventuell um die Welt geht. Mangelhafte Grammatik und schlechte Reime à la „Kein Kampf ohne Hanf“ sind so eine Sache. Faschistische, schwulenfeindliche, sexistische oder beleidigende Parolen haben auf der Hanfdemonstrationen definitiv nix verloren! Kostüme und Verkleidungen sorgen für ’ne Menge Spaß. – Sich zu verkleiden macht aber nicht nur Laune, es zeigt auch allen, dass ihr euch Gedanken gemacht habt. Dabei muss es nicht immer gleich ein Ganzkörperkondom sein, auch ein orangefarbener Hut sorgt für Aufregung und nette Bilder. Bitte denkt beim Verkleiden daran, dass ihr etwas mehr Zeit in der Öffentlichkeit verbringen werdet. Achtet also auf die Belüftung und einen Notdurftschacht, sonst endet der Berlin-Besuch noch mit einem Kreislaufkollaps im Krankenhaus oder in den eigenen Exkrementen. Sucht euch einen Freund oder eine Freundin, die euch behilflich sein kann. Dann könnt ihr immer mal die Plätze tauschen und seht die Demo dazu noch aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Bitte achtet darauf, dass man auch mit Kostüm euer Gesicht erkennen kann bzw. verkleidet euch so, dass ihr wenn nötig die Kopfbedeckung abnehmen könnt. In Deutschland gibt es nämlich ein Vermummungsverbot! Dieses gilt auch für Batman und andere anwesende Superhelden! Kostüme sind nix für Medien- und Menschenscheue! Wer also lieber kein Bild von sich in der Tageszeitung vom nächsten Tag finden will, sollte sich das mit dem Verkleiden noch mal überlegen. Aktionen sind aufwendig, aufsehenerregend, müssen aber nicht immer von vielen geplant werden. Auf die Hanfparade 2002 brachte z. B. einfach jemand eine Kiste voller Sträflingskleidung mit. Freiwillige, die sich die Kostüme überzogen, waren schnell gefunden. Kaum einer, der an der Sträflingsaktion Beteiligten hatte damit gerechnet, dass sein Besuch der Demo

as Verbot psychoaktiver Substanzen ist Scheinheiligkeit in Reinkultur. Während seit mehr als 40 Jahren der Krieg gegen die Drogen verzweifelt geführt wird, gehören Drogen seit Gedenken zum Leben der Menschen dazu. Die Kultur des Menschen hat ihren Ursprung den Veränderungen im Bewusstsein zu verdanken, die unsere Vorfahren dazu gebracht haben, Dinge anders zu betrachten und sie nutzbar machen. Neugier gehörte zu den Tugenden des Homo Sapiens Sapiens, die ihn durch vorsichtige Herangehensweise zu neuen Erkenntnissen führte, anstatt ihm zu schaden. Denn der Überlebenstrieb ist seit der Entstehung des Lebens unverändert. Der Trieb nach Forschung und Entwicklung ist dazu ein notwendiger Motor der menschlichen Entstehungsgeschichte. Die Beschäftigung mit der äußeren Welt führt zu der Beschäftigung mit einer inneren Welt, die sich im Individuum findet. Der Dialog beider führt zu Fortschritten, die wir in unserer Kultur festigen und in denen wir Kunst erkennen können.

einen bleibenden Eindruck hinterlassen würde. Dennoch waren die Zeitungen am nächsten Tag voller grinsender Sträflinge und die Hanfparade um einen unvergessenen Moment reicher. Wirkung haben schon kleine Aktionen. Was bringen dann erst die Großen? Statt im Kostüm lieber gleich nackt auf die Demo? Oder einfach mal den Rucksack voller Joints packen und sie „verteilen“? Moment! Allen jenen, den gerade ähnliche Gedanken durch den Kopf gehen, ein paar Hinweise: Bei aller Freude am kreativen Demonstrieren solltet ihr nicht vergessen, dass jede eurer Aktionen auch Auswirkungen auf alle anderen hat. Wer die Todesstrafe für alle Drogenjäger fordert, muss sich nicht wundern, wenn die damit Angesprochenen bei ihm etwas weniger zimperlich sind. Denkt bitte auch daran, dass wir euch nicht vor Strafverfolgung schützen können. Also friedlich und freundlich demonstrieren, sein Recht einfordern ohne unverschämt zu werden und niemanden einen Grund geben geltende Vorurteile bestätigt zu sehen. Dann erleben wir gemeinsam einen schönen GMM in Berlin am 08.05.2010 auf dem Hanftag vor dem Brandenburger Tor, um Hanf Dampf zu machen.

impressum Herausgeber: Agentur Sowjet GmbH Dunckerstraße 70 10437 Berlin Tel.: 030/44 79 32 84 Fax.: 030/44 79 32 86 Email: redaktion@hanfjournal.de Geschäftsführer: Emanuel Kotzian (V.i.s.d.P.) Sitz der Gesellschaft: Berlin AG Charlottenburg, HRB Nr. 89200 Steuer-Nr. 37 220 20818 Michael Knodt (CvD), Roland Grieshammer, Matthias Meyer, Mark Meritan.

Mitarbeiter dieser Ausgabe: Werner Graf, Martin Schwarzbeck, mze, Johanna Marienwald, Ingrid Wunn, Steffen Geyer, David Rosse.

Layout: mark marker, (Lukas Tkotz). mark marker, Lukas Tkotz.

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mit besonderem Gespür für natürliche Wirkstoffe in Erinnerung behalten. Einen Louis “Sachmo” Armstrong als kiffenden Trompeten-Neger zu betiteln, dürfte auf dem Niveau eines unterbelichteten Klu-Klux-Klan Mitglieds aus den 50er Jahren liegen. Ihn als charmante Jazz-Legende in Gedenken zu halten ist dagegen selbstverständlich. Den US-Präsidenten und Friedensnobelpreisträger Barack Obama als verstörten Killerkrautkonsumenten nur mit der Kneifzange zu behandeln, würde wohl selbst dem konservativsten Politiker nicht im Traum einfallen. Diese drei Beispiele sind bloß eine klitzekleine Spitze des Eisbergs der oberen Zehntausend, die sich ebenso wie die restliche Bevölkerung eher zwischen der bestehenden Gesetzeslage windet, als sich von ihr verstanden fühlt. Dennoch gelingt es diesen Personen tausende und abertausende Mitmenschen zu begeistern, sie für sich schwärmen und ihnen nacheifern zu lassen. Wir schätzen die ehrlichen Werke, Stücke und Aussagen eines emotionell aufrichtigen Menschen um ein vielfaches mehr, als die Versuche eines Mitläufers mit aufgestellten Regeln konform

Erstma‘ einen drehen - Illu: Archiv

Doch warum schätzen wir diese Kulturen mit ihrer Kunst? Ist es der einfache Genuss an Sinnesstimulanz, das Bewusstsein eine universelle Sprache zu verstehen oder die Freiheit unsere physikalischen und psychologischen Grenzen durchbrechen zu können, sei es nur für einen Augenblick? In Hochkulturen werden Künstler und kreative Köpfe geschätzt wie keine anderen. Dies wird der Allgemeinheit regelmäßig durch die verschieden Gehaltsklassen sowie pompös inszenierte Preisverleihungen bestätigt. Die vergangenen Helden und Weltbeweger unserer Erde sind in Bibliotheken und Galerien beheimatet und werden noch Jahrhunderte nach ihrem Dasein bewundert. Meist stehen die Werke, Aussagen, Stücke und Handlungen dieser Persönlichkeiten im Vordergrund, jedoch gestalten sich die Biografien dieser Menschen oft als erklärende Wegweiser zu deren vollbrachten Taten. Wie viele dieser Menschen das BtmG in ihrem Werdegang gebrochen hätten oder sogar haben, stellt sich hier als kulturelles Erbe unserer Dichter, Denker und Idole dar.

dieser „jungen“ Regeln zeigt nur die Machtlosigkeit unserer kurzzeitig gewählten Vertreter des Volkes. Denn während auf der einen Seite versucht wird Konsum zu unterbinden, sogar einfache Pflanzen verboten werden und eine Diabolisierung vorangetrieben wird, werden den Konsumenten, die sich durch besondere Taten beweisen durften, die Gehälter erhöht, ihr Wert auf dem Markt verbessert oder man ehrt sie mit einem Preis und baut ihnen ein Denkmal.

Drogen gehören zum Leben.

Wenn man sich in den letzten einhundert Jahren die Gesichter unserer Geschichte näher ansieht, muss man feststellen, dass kaum einer ein abstinentes Leben führen konnte, wollte oder führt. Bevor die heutigen Gesetze in Kraft traten, waren Anwender der alten Medizinschule wohl besuchte Heiler. Eine Hildegard von Bingen als Dealerin zu beschreiben würde wohl keinem noch so prohibitionistischem Vertreter unserer Gattung einfallen. Stattdessen haben wir sie als fortschrittliche Medizinerin

zu werden, während er dabei seine Persönlichkeit entstellt. Kunstwerke und große Taten werden nicht verstanden, da sie sich an Regeln halten, sondern weil sie über ihnen stehen und sie definieren. Eine Sprache, die durch all unsere Sinne verstanden wird. So etwas kann nicht überwacht und durch den Gesetzgeber beliebig angepasst werden. Was dem einen dabei sein Feierabendbier, ist dem anderen nur ein unangenehmer Geschmack im Mund. Variationen zu unterbinden war schon immer nur ein trügerischer Versuch die Kontrolle zu wahren und eigene Interessen zu priorisieren. Eine Methode, nach der unsere Welt nicht funktioniert. Der Artenreichtum und die Vielfalt auf unsere Erde spricht nicht die Sprache der Monotonie und der Einhaltung von Grenzwerten. Die Durchmischung ist die Grundlage für neue Substanz. Dieses haben die meisten Persönlichkeiten, bekannt oder unbekannt, verstanden. Daher nutzen sie das Potential, das ihnen innerlich wie eben auch äußerlich gegeben wird.

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Redaktion:

Illustrationen:

Fast jede Berühmtheit hatte Kontakt mit Substanzen, die laut Betäubungsmittelgesetz verboten sind, oder sie waren während ihres Lebensweges regelmäßig betrunken. Heiler und Medizinmänner der Vergangenheit konnten mit gewissen Kräutern und Herstellungsverfahren teilweise ähnliche Ergebnisse erzielen, wie sie die heutige Pharmaindustrie durch chemisch aufwendige Verfahren erwirkt. Diesen derzeit legalen Produkten sind heutige Prominente ebenso oft zu getan wie ihre Kollegen, die zu allen Zeiten auf alternative Medizin zurückgriffen. Eindeutig bleibt nur, dass der Mensch zu gerne etwas mit seinem Geist anstellt, wovon er ohne äußerlichen Einfluss nur wage Vorstellungen besitzt. Der Mensch und seine Kultur sind mit den Ausflügen in erweiterte Sphären durch Substanzgebrauch seit Jahrtausenden verbunden. Die Verbote der letzten 40 Jahre stehen in diesem Kontext nur als alberne Straßenbegrenzungen auf unserem Weg des Begreifens. Das Beibehalten und versteifte Anwenden

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>>> Fortsetzung von Seite 3:

„Kannabis...“ Lecker - Foto: Archiv

Sich von starren Reglements die Freiheit der eigenen Wahl nehmen zu lassen, ist für Freidenker, Steuermänner und schaffende Kreative einfach keine Möglichkeit ihr Dasein zu fristen und Unentdecktes unentdeckt zu lassen. Ein Pablo Picasso hat seine eigenen Grenzen mit Haschisch auf einem schlechten Rausch erkennen und wohl erst dadurch die Sprengung der möglichen Wahrnehmung vorantreiben können. Der Kubismus entstand. Einem Bill Gates eine Verhaftung, wahrscheinlich wegen geringer Mengen Cannabis, vorzuwerfen, würde keinem amerikanischen Sheriff - und sei er noch so texanisch - in den Sinn kommen. Der gestandene LSD Konsum des Microsoft Bosses sollte der Karriere des vielleicht einflussreichsten Mannes unserer Erde ebenso wenig geschadet haben. MS-DOS Anyone? Menschen, die unsere Welt durch ihren Einfallsreichtum und ihr Abstraktionsvermögen formen, sind den Gesetzen des Zeitgeists eher verbunden als den Gesetzen der Politik. Wir sollten uns fragen, wo unsere Welt stünde, wenn wir Regeln nicht ändern würden und Menschen nur nach deren Konformität mit dem Gesetz beurteilen würden? Was macht wohl ein Paolo Pinkel am heutigen Tag? Darf jemand mit einem solchen Hintergrund überhaupt erneut öffentlich die Moralkeule schwingen? Er tut es jedenfalls und es schadet nicht. Hier sieht man eindeutig die Scheinheiligkeit unserer Kultur und unseren Kulturschaffenden. Es ist nicht von Bedeutung, ob der Mensch seinen Geist mit Hilfsmitteln stimuliert, solange er dabei den Kern und eigentlichen Grund nicht aus dem Auge verliert Entwicklung der Kultur und ihr Fortschritt. Oder Einsicht und Reue wie im Falle von Herrn Pinkel, die dann aber letztendlich zum erstgenannten Ergebnis führen sollte. Wenn ein Jimi Hendrix “Purple Haze” spielt, die Beatles im gelben Unterseeboot tauchen gehen, während Alice im Wunderland einer rauchenden Raupe lauscht, Hanfsegel Amerika entdecken, und ein Ötzi in Hanf gehüllt einen Gletscher erklimmt,

dann scheinen einem die Artikel des Betäubungsmittelgesetzes, die den Anbau, Besitz und Handel von Hanf verbieten als eine amüsante Idee eines Stoner Heads, der ausgerechnet seine Unsinnigste in die Wirklichkeit umgesetzt hat. Hier liegt der Handlungsbedarf der Regierenden. Realistische Gesetze, die keinen Versuch darstellen, Menschen an ihrer Entfaltung zu hindern und sie im friedlichen Verhalten zu begrenzen, müssen entwickelt und umgesetzt werden. Das Bekenntnis eines Menschen zu seinem Hanfkonsum ist einfach kein Grund, ihn schlechter zu behandeln oder ihm weniger zuzutrauen. Hanfkonsum gehört zur Kultur, Hanfkonsum ist Kultur und Hanfkonsum besitzt Kultur. Nur der illegale Schwarzmarkt stellt unsere Dichter, Denker und Idole sowie uns selbst vor Schwierigkeiten und Gefahren, die uns mehr als einmal stark an dem kulturellen Verständnis der staatseignen Wagenlenker zweifeln lassen. Die Kulturpflanze Hanf ist mehr als ein verbotenes Gewächs. Sie ist ein nicht zu verachtender Bestandteil unseres Lebens und ein vielseitig einsetzbarer Rohstoff dazu. Diesen zu verdammen heisst unsere Kultur zu verdammen. “Und wenn ihr denkt, Drogen hätten uns nichts Gutes gebracht, dann nehmt all eure LP´s, Kassetten & CD´s und verbrennt sie!” Bill Hicks (US-Komiker)

Weitere bekennende Hanfkonsumenten unserer Geschichte:

Stephen King (erfolgreicher Autor): „Hanf sollte nicht nur legal sein, er müsste die Baumwollindustrie ersetzen. Ausserdem könnte man Gras unter legalen Anbaubedingungen sicherlich noch verbessern.“ Arnold Schwarzenegger (Schauspieler / Gouverneur Kalifornien): „Hanf ist keine Droge, es ist ein Blatt.“ / „Cheech Marin und ich wussten, wie man es sich gut gehen lassen kann.“

Jack Nicholson (Schauspieler): „Meine unpopuläre Meinung: Drogen zerstören das legale System und korrumpieren die Polizei. Das liegt aber eindeutig an der repressiven Gesetzeslage.“ Robert Altman (Regisseur): „Ich war starker Alkoholiker, was mein Herz wie mein Leber angriff. Nun rauche ich Marihuana und sage das jedem. Es sollte legal sein und es ist lächerlich, dass es das derzeit nicht ist.“ Norman Mailer (Schriftsteller / Pulitzer Preis): „Der Zustand auf Marihuana ist immer existentiell. Man fühlt die Prägnanz eines Momentes und wie er alles verändert. Du fühlst dein Sein, den enormen Apparat der Nichthaftigkeit - das Summern eines Hi-Fi Sets, die Leere einer unwichtigen Unterbrechung, man wird sich bewusst über den Kampf zwischen allen, wie das Nichtsagende in jedem von uns versucht das Sein im anderen anzugreifen, wie unser Sein im Gegenzug von der Nichthaftigkeit anderer angegriffen wird.“ Sir Paul Mccartney (Beatle): „Valium ist gut! Librium ist gut! Cannabis ist schlecht!” Ohhh, ich hasse diese unbegründete Aussage!“ William f. Buckley (Ex-CIA-Mitarbeiter/konservativer Autor): „Die Anti-Marihuana-Kampagne ist ein geschwürartiges Gedeck von Lügen, welche die Justiz untergräbt, die Drogenproblematik verstärkt, Kranken Medizin verwehrt und nur die Angst von konservativen Gutmenschen und zahllosen ängstlichen Eltern schürt. Bill Clinton (ehem.US-Präsident): „Unsere Eindämmungspolitik ist kontraproduktiv.“ http://coedmagazine.com/2009/02/06/the-10-most-successfulpotheads-on-the-planet-cool-enough-to-admit-it/ http://www.veryimportantpotheads.com/ http://frankdiscussion.netfirms.com/who_celebtokers.html

Johannes Honecker Rechtsanwalt und Fachanwalt für Strafrecht Badensche Straße 33 D-10715 Berlin TEL (030) - 86 20 17 87 FAX (030) - 86 20 17 86 e-mail: anwalt.honecker@t-online.de

n dem Park bei mir um die Ecke stehen überall Dealer herum. Die Polizei, von der es nie genug geben wird, um alle hochzunehmen, kommt immer mal vorbei und nimmt einen oder zwei mit. Kommen die Grünen, kommen die Fernsehkameras, sind alle schnell weg. Es reicht für das Gefühl, nie sicher zu sein, doch die Geschäfte laufen. Das Gras ist teuer, für den Bürger je nach Verhandlungsgeschick zwischen acht und zwölf Euro pro Gramm. Industriegras mit großer Gewinnmarge. Gras mit vielen Stengeln und Blättern. Ein Produkt, das durch viele Hände geht, und das, irgendwo und irgendwie, nur zu einem Bruchteil des Endpreises hergestellt wird. Drogenhandel in der Öffentlichkeit? – Ein Zeichen des Wachstums in einem mehr oder weniger kontrollierten Milieu, etwas umso Auffälligeres in Zeiten der Krise. Die Dealer geben Geld in den umliegenden Geschäften aus. Für Trinken, Essen, Klamotten, Technik und auch Schmuck. Bei nicht wenigen warten zu Hause Kinder und Frau. Ein jüngerer Ticker kauft in einem kargen Kiosk für 4 Cent ein einzelnes langes Blättchen. Ein älterer holt sich im nächsten Elektromammut den Flatscreen für zweitausend Euro. Was beim Dealer kriminelle Energie genannt wird, heißt beim legalen Händler gesteigerter Umsatz, Erfolg, so soll es immer sein. Wer sein Gras illegal kauft, macht sich nicht bloß strafbar, sondern stiftet auch wirksame, integrationsfördernde Abgaben zugunsten geschäftstüchtiger Segmente sozial ausgegrenzter Schichten. Abgaben, die, ohne dass eine Legalisierung dazu nötig wäre, den Konsum bereits antreiben! Denn wenn man bei Menschen, die aus armen Verhältnissen stammen, die woanders gar keine oder nur schlecht bezahlte Arbeit bekämen, zu überteuerten Preisen billig produziertes Hoch-Thc-Standartgras kauft, kommt das jetzt schon der Wirtschaft und dem Konsum, dem Wohlstand und der schnelllebigen Freizeitindustrie zu Gute. Wozu noch legalisieren, wo der Kern doch schon gesichert ist? Die ökonomischen, ökologischen und legalen Dimensionen der „neuen Probleme“ haben ihren festen Platz im medialen Bewusstsein, nicht aber der Boden der Auswüchse: die sozialen Beziehungen, Strukturen, Identitäten, Bedürfnisse; die Ordnungen und Ketten um die einzelnen Seelen. Die Bild-Zeitung registriert fleißig die Blüten offener Schwarzmärkte in den Parks, auf den Straßen und den Plätzen der deutschen Großstädte. Sie nimmt diese Entäußerung eines Notstandes nicht bloß in seiner reinen Tatsächlichkeit wahr. Sie nimmt sie, zuletzt für das Beispiel Hamburg, zum Anlass, über die Wirklichkeit hinauszugehen und märchenartige Gebilde zu verbreiten: „Inzwischen ist der Wirkstoffgehalt des Krauts viel höher als vor wenigen Jahren – Marihuana ist eine gefährliche Droge!“. Tagsüber seien es „Südländer“, abends die „Schwarzafrikaner“. Kein Wort steht da über die Kunden, nichts ist über die Gründe zu erfahren. Das Gefährliche aber liegt weniger in der Substanz und den Psychen der Händler, als vielmehr in der Mutlosigkeit

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der Kiffenden und der gleichzeitig hohen Nachfrage nach Haschisch und Gras. Das Gefährliche liegt im Schweigen und in den Strukturen, die THC künstlich verteuern und auf allen Seiten nur den gewinnorientierten Teil des Potenzials der Pflanzen verwirklichen lassen: leidiger Schwarzmarkt, schnellblühende Pflanzen, üble Schlagzeilen, epochale Rekorde. Das Gefährliche liegt dabei darin, Zahlen und unbeweisbare Sicherheiten gegen das tägliche Leben von Millionen auszuspielen. Immer mehr Leute sind geneigt, in dem jetzigen, bereits traditionsreichen, Zustand plötzlich ein verschärftes Problem zu sehen: Anwohner, Polizisten, Politiker, Eltern. Aber es wächst auch die Zahl jener, die sich nur teilweise und meist falsch informiert finden. Zwischen den verschiedenen Parteien, die das Thema betrifft, kann auf diese Weise keine angemessene Kommunikation, keine gemeinsame Grundlage im Bewusstsein entstehen. Die einzelnen Perspektiven ändern sich nicht und reden weiterhin stoisch aneinander vorbei, wenn sie reden. Für sich allein kann auch jeder leicht Recht behalten. Wer versteht nicht die Ängste der Eltern Heranwachsender, in deren Wohngebiet zu viele Dealer an Minderjährige verkaufen? Wer versteht nicht aufstrebende Politiker und Verwaltungsbeamte, die sich in klassischen Problemfeldern das Image eines Machers verleihen wollen? Wer versteht nicht die Befremdung und die Teilnahmslosigkeit, die selbstgerechten Vorbehalte der ausführenden Gewalt, der Polizisten, die sich beruflich zur Durchsetzung der Rechtslage gezwungen sehen? Wer versteht nicht Verkäufer, die Umsatz machen wollen? Wer versteht nicht Menschen, die zum Ausgleich der alltäglichen Entbehrungen und der Bemühungen um Produktivität eine reiche Auswahl geprüfter Genussmittel zu besseren Preisen verlangen? Wer versteht nicht, dass mehr am Kiffen dran sein könnte, als man von außen sehen kann? Macht unsere bestehende Kultur da nicht mehr kaputt, als sie entstehen lässt, auf Kosten von Leuten und Interessen, die man eigentlich kennt, denen man sich doch wenigstens öffnen könnte? Im demokratischen Staat sind an der Auslegung der freiheitlichen Grundrechte alle beteiligt. Die verantwortlichen Bürger aber geben, was die Frage der Legalisierung betrifft, gemeinsam ein Schauspiel passiver Aktivität zum Besten, in dem sich scheinbar sehr Verschiedenes zu einem eigentlich sehr festen Muster geringster Verantwortlichkeit verschränkt. Einzeln erzeugen alle Beteiligten von sich her die herrschenden Widersprüche, die Starrheit und Ohnmacht selbst. Die Mehrheit zusammen erzeugt ein Wirklichkeitskonzept in Sprache und Schweigen, in Lassen und Begehen, und jeder ist verantwortlich für den Umstand, dass junge Männer für einen lächerlichen Rausch vor Fremden auf den Boden schauen, bevor sie für sich selbst stehen lernen; dass ein weiter Teil der Bevölkerung unter hohem Aufwand Ungewisses raucht und finanziert; und dass der Mensch von seinem Gegenüber abgeschnitten ist, das vielleicht schwarz ist oder bunte Klamotten trägt und Gras raucht, oder das nur wohnen will und Steuern zahlt.

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Wie viele Menschen aber sind das, die unter ständiger Bedrohung in einem Rechtsstaat leben müssen, weil sie sich ihre Vorliebe zu leben trauen. In einem Staat, den sie ausmachen und der eigentlich ihrem Schutz dienen sollte, der ein Mittel für gemeinsame Zwecke und nicht ein von wenigen beherrschter Selbstzweck sein sollte? Und wie viele haben sich insgeheim schon mal gewünscht, vor dem Richter zu stehen und sich mal richtig über den hohen Preis der Gewissens-, Seelen- und Sinnenmarter zu beschweren, um freigesprochen zu werden? Die dann aber schweigen und lieber genügsam das Indiskutable leben, bis vielleicht andere etwas machen? Nur eines ist sicher: es läuft, wie es ist. Ungewiss ist dagegen, was passiert, wenn man Cannabis wirklich erlaubte, Produktion und Verkauf legislativ geregelt wären. Nur Vorsicht: Eine Legalisierung ist nicht von sich selbst aus gerecht, sie ist ein Projekt von vielen, die die ganze zunehmend bewegte Welt betreffen. Dass bei der aktuellen Faktenlage zugleich so viel unnötiger Schrecken herrscht; dass die tatsächliche Einsicht in den großen Nutzen und die reale Möglichkeit einer Legalisierung so schwach bleibt; dass der Gebrauch von Rauschhanf privat und öffentlich ein so langwieriges und dabei unverändertes „Problem“ sein kann; dass das Potenzial eines der beliebtesten Rausch- und Genussmittel auf dem Niveau von drittklassigem, nicht selten kontaminiertem Gemüse verkommt - das muss doch einen, der an die menschliche Kultur glaubt und hinschaut, bis an die Grenze des Erträglichen bedrücken. Nicht, weil nicht legal gekifft werden kann, sondern der vielen Ängstlichkeit und Unüberlegtheit wegen, der freiwilligen Abhängigkeit von egal was und bis zum Letzten, der Kleinlichkeit und Selbstsucht, des vorwegeilenden Gehorsams und der Scham, des Schweigens und Versagens vor sich und den andern. Daher: Nieder mit dem Irrtum, man könne eine freie Meinung sich nicht wandeln lassen und wäre mehr in seiner ganzen Existenz von Wahr- oder Unwahrheiten der Welt abhängig, als durch sie zum selbständigen Denken und Handeln verpflichtet. Ein besseres Leben fängt bei dem Begehren nach und dem Erringen von Selbstverantwortung gegenüber dem Rest der Gesellschaft an, und zwar auch noch in dem Fall, in dem Cannabis längst legal wäre.

Verstecken ist nicht mehr! Nimmermehr!


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prohibition

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gss demotipps

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Von Michael Knodt

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iele unserer Leser wissen, dass Hanf nicht aus gesundheitspolitischen Gründen illegalisiert ist. Die vergangenen 30 Jahre Forschung haben eindeutig bewiesen, dass Hanf ein geringeres Gefährdungspotential aufweist als legale Drogen wie Appetitzügler, Schlafmittel, Alkohol oder Nikotin. Der wahre Grund für die Hanfprohition sind wirtschaftliche Interessen(gruppen), die bei einer Legalisierung von Hanf ökonomische Nachteile in Kauf zu nehmen hätten. In Kalifornien und Colorado wird das gerade besonders offensichtlich, mittlerweile stellt sich dort die Frage, ob die Lobby der „Green“(Marihuana-Industrie) oder „Rep“-(Repressions-Industrie) Jobs auf lange Sicht die Oberhand behalten. Es geht dort weder um gesundheits- oder gesellschaftspolitische Aspekte, wer in Kalifornien oder Colorado kiffen möchte, kann das problemlos tun, ohne eine Strafe zu riskieren. Es geht einzig und allein um eine Neuverteilung der vorhandenen Ressourcen und um die Frage, ob so illustre Vereine wie die DEA, Mexikanische Drogenkartelle, die FARQ, die CIA, die National Association of Narcotics Officers (um nur einige zu nennen) weiterhin Geld bekommen, um ihr tödliches, seit über 30 Jahren andauerndes Kriegspiel fortzusetzen. Oder ob sie sich schlichtweg aufgrund neuer Lösungswege neue Jobs suchen müssen. Seit man unter Obama wieder frei und laut denken kann, werden die wahren Hintergründe der Hanfprohibition Schritt für Schritt offenbar, die Diskussion um eine Legaliserung ist entstigmatisiert und wird selbst in den Massenmedien ansatzweise fair und unter Einbeziehung wissenschaftlicher Erkenntnisse geführt. Viele Amerikaner fragen sich, wie man seit den 1970er Jahren 70 Milliarden US Dollar für einen Krieg gegen Drogen ausgeben konnte, ohne einen nennenswerten Effekt beim Angebot, bei der Nachfrage oder der „Suchtbekämpfung“ zu erzielen. In Deutschland hingegen muss man immer noch gegen Vorurteile argumentieren, deren sich in den USA selbst Konservative nicht mehr bedienen, weil sie eindeutig widerlegt sind. Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb fällt es vielen schwer, im Job, in der Schule, bei Eltern Lehren oder gar beim Drogenberater die richtigen Worte zu finden, wenn‘s darum geht, Lügen über Hanf zu entlarven und richtigzustellen. Wir helfen anlässlich des Hanftags 2010 gerne aus:

Cannabis ist keine Einstiegsdroge

Das älteste Argument der Prohibitionsten wird selbst von der Deutschen Haupstelle für Suchtfragen widerlegt. Unter zwei Prozent aller Konsumenten entwickeln ein problematisches Konsummuster, werden also dem Volksmund nach „süchtig“. Im Gegenteil: Die Prohibition ist die Einstiegsdroge, da beim Kauf zwangsläufig Kontakt zu einem Klientel entsteht, in dem andere Drogen angeboten werden. Ein Satz wie „Nee, Gras hab‘ ich grad nicht da, aber willste nicht mal ... probieren“ wäre in einem niederländischen Coffeeshop undenkbar, beim Straßendealer hingegen nicht.

Cannabis macht per se nicht schizophren

Das zur Zeit beliebtese Argunment gegen eine Freigabe: Auch hier zitieren die meisten Medien nur Passagen aus Studien und geben so den aktuellen Stand der Forschung nur unzureichend wider. Einerseits haben Studien in England und Neuseeland darauf hingedeutet, dass regelmäßiger Cannabiskonsum den Ausbruch einer Psychose bei Personen, die dazu veranlagt sind, begünstigen kann. Andereseits gibt es Ärzte aus den USA, die Cannabis kontrolliert zur erfolgreichen Behand-

lung von Schizophrenie einsetzten. Auch beim Hanf macht die Dosis das Gift.

Cannabis ist unschädlicher als Zigaretten

Der neueste Stand der Forschung sagt genau das Gegenteil. THC und CBN sind Krebshemmer, es gibt keinen Hinweis auf einen kausalen Zusammenhang zwischen Cannabisrauch und Krebs. Zahlreiche Studien aus unterschiedlichen Ländern bestätigen das mittlerweile. Selbst führende Lungenspezialisten, die 30 Jahre lang anderer Meinung waren, teilen mittlerweile

Cannabis ist nicht genmanipuliert

Es gibt kein genmanipuliertes Cannabis. Der höhere Wirkstoffgehalt ist ausschließlich auf natürliche Selektion wie beim Obst- oder Gemüseanbau zurückzuführen. Selbst wenn sie wollten, hätten Hanfbauern unter den gegebenen Umständen gar nicht die logistischen Möglichkeiten, Hanf genetisch zu verändern. Italienische Forscher haben zudem 2002 versucht, genmanipulierte Hanfpflanzen zu erzeugen und sind kläglich gescheitert (siehe Hanf Journal 01/06: Gen-Gras. Ein modernes Weihnachtsmärchen und sein Hintergrund).

Halt! Sofort mit dem Denken aufhören! - Foto: Archiv

E

s gibt nicht viele lohnenswerte Gelegenheiten, als Kiffer die heimische Couch zu verlassen. Aber wenn es darum geht, in der Zukunft noch komfortabler und entspannter zu kiffen, kann die Playstation durchaus mal einen Tag ausbleiben. Sie verkraftet das sicher! Der 8.5. 2010 würde sich anbieten, um tatsächlich mal das Haus zu verlassen, denn da heißt es: Präsenz zeigen für die Legalisierung. Millionen Kiffer weltweit bringen an diesem Tag ein schweres Opfer, lassen ihre Bong ganz allein zuhause stehen und machen sich auf den langen und beschwerlichen Weg ans Tageslicht.

Draussen ist schlimmer als gedacht

diese Sichtweise. Michael Phelps wohl auch ;-). Anders sieht das natürlich beim Mischkonsum mit Tabak aus. Besonders die Studien aus den 1980er und 1990er Jahren, die einen kausalen Zusammenhang zwischen Cannabis und Krebs festgestellt hatten, haben Cannabis mit Tabak vermischt sowie oft Tabakraucher als Probanden herangezogen, um zu ihren Ergebnissen zu erlangen und sind deshalb wenig aussagekräftig.

Cannabisprodukte von heute sind nicht stärker und somit gefährlicher als früher

„Früher“, also in den 1960er, 70er und 80er Jahren, wurde fast ausschließlich Haschisch geraucht. Damals noch von viel besserer Qualität als heute, war es stärker als ein durchschnittliches Indoor Gras von heute. Das bestätigen auch die Statistiken der Funde vom BKA seit 1970. Außerdem hat der Wirkstoffgehalt an sich nichts mit einem erhöhten Gefährdungspotential zu tun, er birgt nur dann Gefahr, wenn der Konsument nicht weiß, wie stark das Hasch oder das Gras ist. Dann besteht die Gefahr der Überdosierung und somit ungewünschter und unangenehmer Nebenwirkungen. Kennt ein Konsument den Wirkstoffgehalt, kann die Dosis genau bestimmt und nicht überdosiert werden. Hochwirksames Cannabis hat sogar den Vorteil, dass weniger Pflanzenanteile mitkonsumiert werden müssen. Wein ist auch nicht gefährlicher als Bier.

Schützt das Verbot unsere Kinder?

Es ist ein berechtigtes Anliegen, die Jugend vor möglichen negativen Auswirkungen des Cannabiskonsums zu schützen. Das Verbot hat sein wichtigstes Ziel, Verringerung von Angebot und Nachfrage, jedoch nicht erreicht. Drogen, insbesondere Cannabis, sind in unserer Gesellschaft präsenter denn je und problemlos zu beschaffen. Die mindestens vier Millionen deutschen Cannabiskonsumenten belegen deutlich, dass sich die Nachfrage vom Verbot unbeeindruckt zeigt. Dafür leidet der Jugendschutz durch das Verbot erheblich. Unter den Bedingungen des Schwarzmarkts scheren sich viele Händler nicht um die Qualität des Cannabis, noch interessieren sie sich für das Alter des Käufers oder dessen Konsumgewohnheiten. Abstinenzorientiert gehen alle Präventionsbemühungen an den Bedürfnissen und Lebensrealitäten von Jugendlichen und jungen Erwachsenen vorbei. Konsum wird immer mit problematischem Konsum (Missbrauch) gleichgesetzt. Das macht diese Art der Prävention unglaubwürdig. Ziel sollte vielmehr die Erziehung zur Drogenmündigkeit sein, die den Menschen befähigt, bewusst und selbstbestimmt mit Cannabis umzugehen.

Doch Vorsicht! Nicht nur zu schnelles Aufstehen, auch unbedachtes Hausverlassen kann gefährliche Nebenwirkungen entfalten. Das Tages- und Nachtlicht lässt sich nicht so einfach ein- und ausschalten wie das Licht im Kühlschrank. Und auch der Regen ist etwas schwerer einzustellen als die Dusche. Darum raten wir dir, immer einen Generator mitzuschleppen, an dem du dein Kühlschranklicht und eine portable Brause mit Warmwasser anschliesst. Sollte es draußen mal zu regnen beginnen, kannst du wenigstens noch die Temperatur bestimmen. Doch nicht nur solch unerwartete Ereignisse wie Regen und Sonne können euch „draussen“ an den Rand des Wahnsinns treiben! Was ist, wenn ihr nüchtern werdet? Sichere Folge: Tod! (Der so genannte Nicht-Drogen-Tod) Und damit das nicht passiert, immer schön den Bonghelm und ein Stabfeuerzeug mitführen. Nicht dass wir wieder was vom Tod durch Nüchternheit lesen müssen! Der Spiegel wartet ja nur auf seine nächste reißerische Story!

Ach ja und es ist immer gut, in fremden Gefilden, also „draussen“, seine Großmutter als Anstandswauwau für die moralische Integrität mitzunehmen. Besonders praktisch in der Ausführung mit Augenklappe, für Momente mangelnder Selbstbeherrschung. Draussen sein ist wirklich nichts für regelmäßig! Daher sollte es wohl dosiert genossen werden. Anlässe wie der Hanftag, der MMM (beide am 8.5.) oder die Hanfparade (7.8.) stellen solche Ausnahmen dar. Das Problem des kollektiven Stadtrundganges, auch Demo genannt, ist die Tatsache, dass er meistens nicht da entlanggeht, wo man eigentlich hinmüsste. Man muss nicht sofort mit dem Leiter vom Ordnungsamt ins Bett gehen, wenn die Demoroute nicht passt, es geht auch einfacher. In diesem Fall setzt man sich an die Spitze des Zuges, stimmt Kriegsgeheul an, stürmt auf die Polizeikette zu und hofft, dass jemand ausweicht. Alternativ legt man sich auf einer Kreuzung einfach vor den ersten Wagen. Ambitioniertere versuchen es mit Sprengfallen oder Stapeln aus brennenden Autos. Kommt man der Staatsgewalt etwas entgegen, lässt sich die Demo am leichtesten umleiten: Mit einer Möhre an einer Angel, lässt sich der vorderste Polizist prima dirigieren, mit ein wenig Geschick lässt er sich sogar zureiten. Die Demoroute zu ändern ist allerdings nur erlaubt, mit einer der folgenden Ausreden: „Ich muss mal aufs Klo“ / „Meine Mama hat angerufen, ich soll nach Hause kommen“ / „Da vorne wohnt die Erika“ / „Da drüben gibts Süßigkeiten“ / „Mein Dealer wohnt aber hier rechts“. Und nach dem ausserplanmäßigen Halt geht ihr rum und sammelt Geld für …

eure grossstadtsurvivor(.de)




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GMM österreich

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hanf nutzen

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Der Hanfwandertag: Samstag 8. Mai 13:00 uhr Auftakt Kundgebung vor der U.N.O City U1 Kaisermühlen/Vienna International Center 14:00h Abmarsch der Demonstration 15:30h Kundgebung vor dem Gesundheitsministerium 18:00h Abschluss Kundgebung mit Hanfbuffet und Konzert vor dem Parlament!

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enn diese genutzt werden, können die meisten Probleme in der Energieversorgung, in der Umwelt, in der Natur, im Gesundheitswesen und in vielen anderen Bereichen umweltfreundlich und dauerhaft gelöst werden. Die Desinformation der Vergangenheit ist mindestens genauso so groß wie der unermessliche Nutzen der Hanfpflanze! Daher demonstriert eine weltweite Gemeinschaft aus über 300 Städten für Aufklärung und Bewegung in der Drogenpolitik. Am Samstag, dem 8.Mai 2010, wird deshalb in Wien der Hanf Wandertag unter dem Motto: „Wir lassen uns nicht länger pflanzen!“ stattfinden. Als Teil der traditionsreichen internationalen Großdemonstration (Global Marijuana March) wollen wir auch in Österreich das Wissen um die Kulturpflanze Hanf und ihre Nutzung als Rohstoff, Genussmittel und Medizin wieder in den Mittelpunkt der politischen Diskussion stellen. Noch vor 100 Jahren war Hanf ein unersetzlicher Rohstoff für die kulturelle Entwicklung der gesamten Menschheit. Nachweisbar findet Hanf schon seit Jahrtausenden in unzähligen Bereichen Anwendung. Historische Funde aus der Frühphase der Menschheit zeigen die wichtige kulturelle Funktion dieser universellen Nutzpflanze bei fast allen Völkern der Erde.

Wichtige Errungenschaften der westlichen Zivilisationen waren Jahrtausende lang von der Nutzung der Hanfpflanze abhängig. Hanf war bis in die Mitte des 20 Jh. weltweit der ultimative Rohstoff für Textilien, Papier, Seile, Medizin und Öle. Die damit verbundene Infrastruktur zum Anbau und zur Verwertung des Hanfes war für die kulturelle Entwicklung unserer zivilisierten Welt verbindlich. Erklärender Weise kann man heute Zusammenhänge zwischen wirtschaftlichen Interessen der Faser und Öl-Industrie zur Mitte des letzten Jahrhunderts und strategisch eingesetzter Anti-Hanf-Propaganda durch die weltweite Drogenpolitik erkennen. Wir fordern, dass die gesamte Hanfkultur, also sowohl die Kunst Hanf als Rohstoff, als Lebensmittel, als Genussmittel und als Medizin zu nutzen, dem immateriellen Weltkulturerbe der UNESCO zuzuordnen und den bisherigen, ausschliesslich auf Strafverfolgung ausgerichteten, Behörden zu entziehen ist. Des weiteren sind die Samen der verschiedenen Hanfsorten respektive Hanfzüchtungen aus Gründen der Biodiversität (biologische Vielfalt) zu schützen und dem materiellen Weltkulturerbe der UNESCO zu unterstellen.

Das Rahmenprogramm Donnerstag 6.Mai - Podiums Diskussion Cannabis im Aufbruch 19:00h Cafe Landtmann Dr. Karl Lueger-Ring 4 A-1010 Wien mit: Dr. Kurt Blaas www.blowdoc.at Dr.Gebhard Heinzle www.legalisieren.at Mag. Peter Rausch www.nektar.at DI. Christian Frenkenberger www.hanfmilch.at Norbert Schmid www.hempstone.at Freitag 7.Mai - Pressekonferenz 10:00h Cafe Landtmann Dr. Karl Lueger-Ring 4 A-1010 Wien Peter Rausch Cannabis im Vergleich Die tatsächlichen Wirkungen und Auswirkungen von legalen und illegalen Drogen Bernhard Amann Cannabis & Recht - www.legalisieren.at

Live on Stage: Macka B. & The Royal Roots Band Uwe Banton & Deliman backed by the House of Riddim Band Online live stream worldwide on www.rastamusic.com World Wide Live-Stream of the Full Concert: visit www.rastamusic.com www.hanfwandertag.at

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ls Reaktion auf die Weltwirtschaftskrise der späten 20er Jahre des letzten Jahrhunderts erfand der damalige USPräsident Franklin D. Roosevelt 1933 den „New Deal“. Mit massiven staatlichen Investitionen kämpfte die Rooseveltregierung in den folgenden zehn Jahren gegen Massenarbeitslosigkeit und die Verarmung weiter Bevölkerungsschichten. 80 Jahre später erinnerte sich die Welt angesichts einer neuen tiefgreifenden Krise der Finanz- und Arbeitsmärkte an das erfolgreiche Konzept. Thomas L. Friedman, ein angesehener USamerikanischer Wirtschaftsjournalist erfand 2007 den „Green New Deal“ und forderte in der Zeitung „New York Times“ dazu auf, steigenden Ölpreisen, wachsenden Umweltproblemen und dem Kollaps des Kreditmarktes zu begegnen, indem die Regierungen mittels staatlicher Investitionsprogramme die Entwicklung nachwachsender Rohstoffe und erneuerbarer Energiequellen forcieren. Der dem zugrundeliegende Gedanke ist, dass die Regierungen angesichts der aktuellen Finanzmarktprobleme ein Eingreifen ohnehin nicht verhindern können und nur die Konzentration staatlicher Mittel auf „grüne“ Industrien in der Lage ist, die Wirtschaft anzukurbeln und gleichzeitig den Klimawandel zu bremsen. Besonders in den USA fiel die Idee auf fruchtbaren Boden. Noch immer gelten die Jahre vor dem Eintritt der USA in den zweiten Weltkrieg vielen Amerikanern als das „goldene Zeitalter“ ihrer Nation. So verwundert es kaum, dass es nur wenige Monate dauerte, bis die Idee „Green New Deal“ von der UNO aufgegriffen wurde. Am 22. Oktober 2008 kündigte der Direktor des UNEP (United Nations Environment Programme, UN-Umweltbehörde) Achim Steiner die Initiative „Global Green New Deal“ an.

„eine genauere Betrachtung der ökologischen Möglichkeiten der Pflanze lohnt sich aber allemal“

Hilary Benn, damals Staatssekretär im britischen Umweltministerium sagte anlässlich der UNEP-Initiative: „Die Revolution der Grünen Technologie muss an Fahrt gewinnen, da zukünftig ein wachsender Teil der Jobs auf der Welt in der Umweltindustrie entstehen wird. Großbritannien hat sich dem Aufbau einer grünen Ökonomie verschrieben – Zuhause wie im Ausland: Sie wird gut für die Geschäfte sein, gut für die Umwelt und gut für das Wachstum. Die UNEP-Initiative wird helfen, den Wechsel zu meistern, insbesondere weil sie zu verstehen hilft, wie sehr unsere Existenz von der Umwelt abhängt – von Boden, Luft, Wasser und Biodiversität.“ Diese „schönen Worte“, so der US-Hanfpionier Jack Herer, hatten für ihn (und weite Teile der Ökobewegung) nur einen Makel – Die für die Erneuerung des Planeten potentiell wichtigste Pflanze kommt in den Plänen der UNEP gar nicht vor. „Dabei hat nur die uralte Nutzpflanze Hanf, Cannabis sativa L., das Potential zum Weltenretter. Nach ihrer Re-Legalisierung könnte sie die stetig wachsende Weltbevölkerung kostengünstig und CO2-neutral mit Kleidung, Nahrung und Treibstoff versorgen.“ so Herer in der New York Times. Herer mag es mit dem „Weltenretter Hanf“ klassisch amerikanisch übertreiben, eine genauere Betrachtung der ökologischen Möglichkeiten der Pflanze lohnt sich aber allemal. Immerhin war Cannabis schon einmal Motor und Schmiermittel der Weltwirtschaft. Bis in die 30er Jahre des vergangenen Jahrhundert war Hanf die weitverbreiteste und für die Menschheit wichtigste Nutzpflanze. Das Öl seiner Samen erleuchtetet die Nächte, Kleidung aus Cannabisfasern hielt die Menschen warm, Hanfsegel und -seile machten den Transport über Kontinente hinweg überhaupt erst möglich. Dem machte ein kleiner Kreis US-Großindustrieller und ihre zum Drogenzar gehypte Marionette ein radikales Ende. Die erdölsüchtige Welt, in der wir aufwachsen, und die verheerenden Auswirkungen des Welthungers nach fossilen Brennstoffen hätten wir ohne das 1937 in den USA „erfundene“ und nach dem zweiten Weltkrieg weltweit exportierte Hanfverbot nie erlebt. Ohne Mellon, Hearst, Dupont und ihren „Vollstrecker“ Harry J. Anslinger sähe unser Planet heute anders aus! Wenn wir wollen und unsere politischen „Führer“ an der Wahlurne in Briefen und Emails dazu zwingen, kann Hanf DIE

Pflanze des 21. Jahrhunderts werden. Der explodierende Energiebedarf der Menschheit könnte dabei ein wichtiger Verbündeter sein. Eine Hanfpflanze ist ja im Prinzip nichts anderes als gespeicherte Sonnenenergie. Biomasse aus Licht zu erzeugen, dass schaffen alle grünen Pflanzen, doch nur wenige tun dies so effektiv wie Cannabis. Wusstet ihr, dass Hanf auf der gleichen Fläche viermal so viel Biomasse erzeugt wie die Fichte, die in unserem Land verbreitetste Energiepflanze? Wusstet ihr, dass für seinen Anbau im Gegensatz zum heute in Deutschland massenhaft als Ölsaat kultivierten Raps kaum Düngemittel, Pestizide und Fungizide benötigt werden? Wusstet ihr, dass die stinknormalen LKWs auf unseren Straßen ohne Umbau ab morgen CO2-neutral mit Hanf-Biodiesel fahren könnten? Ich bin mir sicher, dass beinahe alle PolitikerInnen im Deutschen Bundestag bei einer oder allen dieser Fragen „Nein“ antworten würden. Es liegt an uns ihnen die Möglichkeiten der Nutzpflanze Hanf als Energieträger, als Treibstoff der Zukunft, als CO2-neutralen Jobmotor - kurz als wichtigsten Verbündeten des „Green New Deals“ schmackhaft zu machen. Demonstrationen wie der Hanftag sind dafür ein wichtiges Werkzeug. “Der Klimawandel ist nicht nur ein Problem, er ist auch eine Chance (um Hanf zu legalisieren a.d.A.). Er bietet uns die Gelegenheit, überall im Land neue Arbeitsplätze zu schaffen, indem wir unsere Energieversorgung umstellen. Das stärkt unsere Wirtschaft, erhöht unsere Sicherheit, verringert unsere Abhängigkeit von ausländischem Öl und stellt sicher, dass wir in den kommenden Jahrzehnten wettbewerbsfähig sind. Und all das, während wir den Planeten retten. Wir werden diese Gelegenheit nicht verpassen.“ Barack Obama Der ökologisch nachhaltige Umbau der Weltwirtschaft bleibt ohne Cannabis Illusion! Kein Green New Deal ohne Hanf! Mehr zum Thema: unep.org/documents.multilingual/default.asp?documentid=548& articleid=5957&l=en unep.org/greeneconomy/ hanfplantage.de/kein-new-green-deal-ohne-hanf-05-06-2009

Jamaika - Foto: Kasha, siehe Hanf Journal #118, 05.10, parallel in diesem Monat erschienen


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um 1. Januar 2010 hat sich die tschechische Republik ein neues Drogengesetz gegönnt. Die Neuregelungen riefen im Nachbarland Deutschland zum Teil heftige Medienreaktionen hervor. Manch einer sah gar die „Erfolge deutscher Repressionsbemühungen sabotiert“ und warnte vor einem „neuen Drogenparadies“. Dabei war Tschechien schon in der Zeit des kalten Krieges eines der liberaleren Länder. Während Drogen und ihre Konsumenten in der DDR, Polen oder den Sowjetstaaten weitgehend ausgeblendet und allenfalls als Propagandawerkzeug missbraucht wurden, gab es in Prag sogar unter der Herrschaft der Kommunisten staatliche „Suchtkliniken“. Auch nach der Wende im Jahr 1989 blieb das Land freizügiger als viele Nachbarn. Jeder Prager wusste, dass man rund um den Wenzelsplatz problemlos verschiedenste Rauschmittel kaufen konnte. Die von einem Aufschrei deutscher Sittenwächter begleitete Neuregelung setzte denn auch nur das in Gesetzesform um, was an tschechischen Gerichten schon Jahre gängige Praxis war. Wie der Ministerpräsident des Landes Jan Fischer der Zeitung Welt im Januar erklärte, sollte das neue Drogenrecht nicht mehr erreichen, als eine lange schwelende Debatte über die Frage „Wie groß muss eine Menge sein, damit sie nicht mehr klein ist?“ zu beenden. Drogenbesitz ist nach wie vor rechtswidrig, wer aber Rauschmittel lediglich zum Eigenverbrauch und in geringen Mengen besitzt, muss nur noch wegen einer Ordnungswidrigkeit mit einer Geldbuße von bis zu 600 Euro rechnen. „Geschäfte mit Drogen duldet das neue Gesetz nicht, völlig unabhängig von der Menge“, erläutert Jakub Frydrych, der Chef der tschechischen Anti-Drogen-Behörde bei der Vorstellung der Gesetzesinitiative im vergangenen Herbst. „Das gesamte Gesetz lehnt sich an die derzeitige Praxis bei Gericht an“ fügte die tschechische Justizministerin Daniela Kovarova hinzu. Obschon sich die wichtigsten Repräsentanten des tschechischen Repressionsaparates bemühten, den Journalisten zu vermitteln, dass auch mit dem neuen Drogenrecht alles beim alten bleiben würde, ließen wutschäumende Reaktionen über die vermeintliche „Drogenlegalisierung“ nicht lange auf sich warten.

hanf anderswo

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann warnte im Januar vor „negativen Auswirkungen und einem Überschwappen des tschechischen Drogenproblems nach Deutschland“. Ohne sich um lästige Zuständigkeitsfragen oder EU-Freizügigkeitsregeln zu scheren kündigte er „massive Kontrollen durch Zoll und Landespolizei“ an. „Die Grenze wird dichtgemacht!“ tönte er in jedes der bereitwillig gereichten Mikrofone. Die Realität sieht freilich anders aus, als die Herrmanschen Alpträume. Der überwiegende Teil der Drogenfunde in Bayern wird an der Grenze zu Österreich gemacht. Die sogenannte Balkanroute ist der wichtigste Verkehrsweg für afghanisches Heroin und südamerikanisches Kokain, dass seinen Weg über Afrika und die Türkei nach Deutschland findet. Dazu kommt: In den ersten Monaten des Jahres 2010 blieb die Situation an der deutsch-tschechischen Grenze ruhig. „Bisher hat die Polizei in Ostbayern noch keine Auffälligkeiten festgestellt“ so Michael Rebele der Pressesprecher des Regensburger Polizeipräsidenten. Die Befürchtungen „in Massen strömender“ Drogentouristen bleiben aus. Bleibt zu hoffen, dass sich die bayrischen Stammtischphilosophen alsbald eine neue Sau suchen, die sie durchs Dorf treiben können. Den zaghaften Reformen des tschechischen Drogenrechts täten ein-zwei Jahre Ruhe gut. An ihrem Durchhaltevermögen zweifelnden tschechischen Politikern empfehle ich ein Gespräch mit ihren polnischen Kollegen. Die können sich sicher noch gut daran erinnern, wie bayrische Volksverdummer Volksvertreter gegen den EU-Beitritt der Polen wetterten. Inzwischen machen auch jene fleißig deutsch-polnische Geschäfte, die 2004 noch vor „dem Volk der Diebe und Gewalttäter“ warnten. Mehr zum Thema: usualredant.de/tagesrausch/2009-04-03-konoptikum-cannabisin-tschechien.html welt.de/politik/ausland/article5784717/Tschechien-wird-zu-Europas-Drogenparadies.html hanfjournal.de/hajo-website/artikel/2010/04april/s01_0410_titel.php

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GMM deutschland

Es gibt viele Arten zu töten. Man kann einem ein Messer in den Bauch stechen, einem das Brot entziehen, einen von einer Krankheit nicht heilen, einen in eine schlechte Wohnung stecken, einen zum Selbstmord treiben, durch Arbeit zu Tode schinden, einen in den Krieg führen usw. Nur weniges davon ist in unserem Staat verboten. Bertolt Brecht

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rogenprohibition tötet auch – Cannabisprohibition ist zumindest gesundheitsschädlich! Das ist nicht nur die Meinung der Mitglieder der Hanf-Initiative Frankfurt „HaI am Main“. In den vergangenen Jahren mussten sich viele Kiffer in ärztliche Behandlung begeben, denn ihr Lieblingskraut war vergiftet. Skrupellose DealerInnen strecken zur Profitmaximierung das Marihuana mit Quarzsand, Fischfutter, Haarspray, Brix (Flüssigplastik), Zucker, … - und dann gibt es das berüchtigte „Bleigras“, dessen Konsum schwerste Gesundheitsschäden verursacht. Um dies zu ändern, fordert die Hanf-Initiative die sofortige Legalisierung des Anbaus von bis zu fünf weiblichen Hanfpflanzen zur Deckung des Eigenbedarfs! Hobbygärtner leben gesünder und sind unabhängig vom Schwarzmarkt. Am 8. Mai 2010 werden wir ab 15 Uhr an der Hauptwache - im „Platanenwäldchen“ eine bunte Kundgebung abhalten. Redner von der Linken Hessen, der Grünen Jugend Hessen, der Piraten, der Grünen Hilfe und J.E.S. Frankfurt werden von ihren Erfahrungen mit der aktuellen Drogenpolitik berichten und ihre Forderungen an eine zukünftige Drogenpolitik formulieren. Musik wird es leider nur aus der Konserve geben - es sei denn, eine Band kommt spontan vorbei und überrascht die Anwesenden mit einem Spontanauftritt. Nach den Infos werden wir

Stellenanzeige Erfahrene Verkäufer für Berlin & Umgebung, das Ruhrgebiet sowie das Rhein/Main/Neckar Gebiet zur Shop- und Kundenakquise im Umkreis von jeweils 100km gesucht. Kommissionsbasierende Bezahlung, Führerschein sowie eigenes Kfz notwendig. Bewerbungen mit schriftlichem Lebenslauf bitte an: ad@advancednutrients.eu

gemeinsam zum Main spazieren und dort den Tag entspannt ausklingen lassen. Vor dem Römer werden wir eine Zwischenkundgebung („Offenes Mikro“) einlegen. Da kann dann jedeR, der will, seine Meinung laut sagen – außer RechtspopulistInnen. Die wollen und brauchen wir nämlich nicht!

www.hanf-initiative.de - mail: info@hanf-initiative.de

Zwar nicht in Frankfurt, aber auch schön - Foto: Hanfparade 2009 - Archiv


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GMM Polen & Tschechische Republik

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hanf rebellen

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Von Steffen Geyer

Von Michael Knodt

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n Tschechien gilt zwar seit dem 1.1.2010 ein relativ liberales Drogengesetz, legal ist dort der Hanf aber noch lange nicht. Deshalb wird am 9. Mai um 13.00 Uhr in Prag im Rahmen des Global Marihuana Marchs für die Legaliserung von Hanf unter strengen Jugenschutzauflagen demonstriert. Los geht es am berühmten Karlsplatz, wo die Veranstalter, ähnlich wie im vergangen Jahr, mit fast 10.000 Teilnehmern rechnen. Der Demonstrationszug wird dann durch die historische Innenstadt

hinein in den Parukarka-Park führen. Hier gibt es dann eine hanfige Abschlussveranstaltung mit Live-Acts, Ständen und jede Menge Hanfkultur. Ein paar hundert Kilometer nördlich, genauer gesagt in Warschau, findet am 29.Mai, ebenfalls im Rahmen des MMM, der Marsz Wyzwolenia Konopi, seines Zeichens die größte HanfDemo des Landes, statt. Auch in Polen waren die vergangenen Auflagen seit 2005 ein voller Erfolg und mit jeweil knapp 10.000

Menschen stark frequentiert, vielleicht weil in Polen die Gesetze gegen Hanfkonsumenten geradezu archaisch anmuten. Um 15.00 Uhr geht es am Kultur-und Wissenschaftspalast los, von dort aus wird sich der Demonstrationszug durch die Warschauer Innenstadt bewegen. Abends gibt es dann noch eine fette Afterparty im m25, einem Club direkt gegeüber des Hauptquartiers der polnischen Drogenfahndung ;-), mit fetten Bass-Beats und kulturellen Highlights für die Legalisierung.

Brothers and Sisters, the Time has come, For each and everyone of you to decide, Whether you are gonna be the problem Or whether you are gonna be the solution! (Motor City Five, 1964)

D MMM Warschau • • • •

Samstag 29.5.2010 Start: 15.00 Uhr am PKIN (Palast der Kultur) Abschlussveranstaltung: .... Mehr unter: www.spliff.pl http://m25.waw.pl http://www.wolnekonopie.pl/

MMM Prag • Samstag 8.5.2010 • Start 13.00 Uhr Karlsplatz • Abschlussveranstaltung: Ab ca. 16.00 im Parukarka-Park • mehr unter: konoptikum.cz www.legalizace.cz

ie späten 60er Jahre waren eine wilde Zeit. Spätestens nach dem Tod Benno Ohnesorgs 1967 und dem Attentat auf Rudi Dutschke 1968 war eine ganze Generation zum Aufstand bereit. Doch bevor die Frage, wie die Revolution zu führen sei, entschieden war, zerfiel 1970 der Sozialistische Deutsche Studentenbund (SDS), der die Studentenbewegung bis dahin ideologisch und logistisch angeführt hatte. Anders als die Mehrheit der bundesrepublikanischen APOVertreter, die den Konsum von Drogen mit Lenin als „reaktionär und volksschädlich“ ablehnten, gab es in Berlin rund um die Kommune 1 einen „revolutionären Zirkel“, der ganz auf „Befreiung durch Berauschung“ setzte. Irgendwann entstand als Verballhornung der Sprache kommunistischer Gruppen die Bezeichnung „Zentralrat der herumschweifenden Haschrebellen“ und die Bundesrepublik Deutschland hatte ihre erste Legalisierungsorganisation. Na gut... Eine echte „Organisation“ waren die Haschrebellen nie. Der Zentralrat tagte, wo immer sich zwei, drei „Rebellen“ zum „Rauchen, Saufen und Trippen“ trafen und Entscheidungen trafen die, „die gerade ansprechbar waren“. In Flugblättern forderten die Haschrebellen, die sich selbst als den „militanten Kern der Berliner Subkultur“ bezeichneten unter anderem „Werdet wild und tut schöne Sachen“ und argumentierten „Gegen das moderne Sklavenhaltertum des Spätkapitalismus - Für eigene Entscheidung über Körper und Lebensform“. Ihre Aktionen und Gerichtsverfahren finanzierten die Haschrebellen durch schwunghaften Handel mit marrokanischen und libanesischen Spezialitäten :) Und Geld war bitter nötig, seit sich die Bananenrepublik Deutschland 1970 ein Betäubungsmittelgesetz amerikanischen Vorbilds gegeben hatte und sich Berliner Behörden daran machten, den „kommunistischen Drogensumpf in der Vier-Mächte-Stadt“ trocken zu legen. Die Haschrebellen hatten kein geschlossenes Weltbild und erst recht keine geordnete Programatik. Sie äußerte sich spontan und situationsbezogen - Meist in Flugblättern oder „ihrer“ Un-

tergrundzeitung 889, gerne aber auch mit Smoke-Ins oder Farbund Rauchbombenattacken auf die gehobene Gesellschaft. „Die Möglichkeiten in unseren Köpfen sind >super<. Die Möglichkeiten unsere >Supergedanken< mitzuteilen, sind hingegen noch äußerst begrenzt.“ gaben die Haschrebellen offen zu. Daran sollte sich bis zur „Selbstauflösung“ des Zentralrats in den Wochen nach dem gewaltsamen Tod Georg von Rauchs am 4. Dezember 1971 durch eine Kugel aus der Pistole eines Berliner Polizisten nichts ändern. Die Haschrebellen waren Kinder ihrer Zeit. Keiner der Damals Mitte-20-Jährigen wollte ernsthaft „die Welt retten“. Den eigenen Rausch zu befreien, das Recht auf Substanz-Selbstbestimmung und das Image Berlins als Drogenhauptstadt Deutschlands verdanken wir ihnen dennoch! Die erneute Radikalisierung der Studentenbewegung und den „deutschen Herbst“ 1977 erlebten die ehemaligen Haschrebellen sehr unterschiedlich. Viele saßen in Gefängnissen oder waren nach Indien und Afghanistan geflüchtet. Mancher spielte beim Amoklauf der RAF sogar mit. In den 80er Jahren war Berlin „drogenpolitisch tot“, wie es der Kabarettist Wolfgang Neuß resignierend formulierte. Allenfalls die „Kinder vom Bahnhof Zoo“ machten noch Schlagzeilen. Fast schien es, als würde Berlin auf ewig „im Würgegriff des Heroin“ bleiben. Einziger Lichtblick war eine Talkshow am 5. Dezember 1983. Dabei verlas Neuss ein angeblich vom damaligen Regierenden Bürgermeister Richard von Weizsäcker an ihn gerichtetes Glückwunschtelegramm mit dem Satz: „Auf deutschem Boden darf nie mehr ein Joint ausgehen!“ Eine „Wiedergeburt“ erlebten die Ideale der Haschrebellen erst in den Neunziger Jahren. Berlin machte sich daran erneut zur Hanfhauptstadt zu werden... Wegbereiter und Steigbügel der neuen Bewegung war der H.A.N.F. e.V., der sich bei seiner Gründung im Jahr 1993 auf die Fahnen schrieb, „der Nutzpflanze Hanf zum Sieg zu verhelfen“. Um diesem mutigen Ziel näher zu kommen, eröffnete der Verein am 6. Dezember 1994 das Hanf Museum Berlin, dass er bis heute betreibt.

Das Museum informiert Berliner und Berlinbesucher seither über nahezu alle Aspekte der Pflanze Cannabis und ist Heimat zahlreicher Hanfinitiativen und -aktivisten. Die Grüne Hilfe hat hier ihr Büro und auch die Hanfparade ist eine „Erfindung“ von Mitgliedern des dienstältesten deutschen Hanfvereins. Seit 1997 findet die größte deutsche Demonstration für die Legalisierung von Hanf als Rohstoff, Medizin und Genussmittel in Berlin statt. Besonders in den Jahren bis 2003 gelang es den Organisatoren regelmäßig zehntausende Legalisierungsbefürworter zu vereinen. Fortwährender Kampf mit Berliner Behörden, Gerichtsverfahren und fehlendes wirtschaftliches Geschick führten 2006 zur Zahlungsunfähigkeit des Bündnis Hanfparade. Angesichts dieses traurigen Höhepunkts einer tiefgreifenden Hanfkrise, in den Jahren 2004-06 hatten mehrere Hanfdemos, -vereine und -messen die Arbeit eingestellt, sah es so aus, als würde die „Legalisierungsszene“ erneut und schlimmstenfalls auf Jahre in Dornröschenschlaf versinken. Zum Glück irrten sich Schwarzmaler und die „Kiffer kriegen halt nix gebacken“-Fraktion! Anders als in den 70er Jahren war die „Bewegung“ diesmal auf Rückschläge vorbereitet und gab nicht klein bei. Inzwischen wachsen neue Organisationen und Veranstaltungen heran, die ihre geistige Heimat oft in den Redaktionsräumen des Hanf Journals haben. Der Deutsche Hanf Verband und nicht zuletzt der Hanftag sind der sichtbare Beweis dafür, dass Berlin mehr zu bieten hat als Legalisierungsstrohfeuer. Der Kampf um Hanf mag schon ein Menschenleben dauern, in Berlin wird er dennoch weiter geführt werden. Hier ist man sicher ihn zu gewinnen! Wie lange er noch dauert, hängt von den Kiffern ab. Mit deiner Hilfe könnte es Übermorgen soweit sein... Oder hättest du am Neujahrstag 1989 gewettet, dass der 40. Geburtstag der DDR ihr letzter sein würde? „High sein! Frei sein! Terror muss dabei sein!“


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