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unabhängig, überparteilich, legal hanfjournal.de / Ausgabe #119 / 06.10 4 clubmed

5 guerilla growing 8 wirtschaft 9 cooltour 16 fun&action 22 news In dieser Ausgabe:

ELEKTRO SMOKE 5 Billigverdampfer im Test SIEBLOS GLÜCKLICH 6

Wieso Henk seine Bubble Bags verschenkt...

Kiffen statt Gelaber!

„O

bwohl die Ursprungsidee ausdrücklich unpolitisch war, gibt es mittlerweile auch „Flashmobs“ mit politischem oder wirtschaftlichem Hintergrund. Diese müssten auf Grund ihres Sinns und ihrer Zielrichtung Smart Mob heißen. Der Begriff Smart Mob geht auf einen Bestseller des US-amerikanischen Psychologen Howard Rheingold aus dem Jahr 2003 zurück.“ (Wikipedia) Nachdem bei der Berliner GMM-Demonstration „Hanftag“ am 8.Mai die Polizei wieder einmal für Unmut sorgte, rief Steffen Geyer (www.usualredant.de) am Samstag, dem 22.Mai, als Revanche zum ersten FlashSmoke Berlins auf. Pünktlich zum Marc-Emery-Action-Day sollten sich vor der kanadischen Botschaft am Leipziger Platz 17 um 16:20 Uhr (4/20) Demoverweigerer und Hobbyradikale auf das Signal „Free Marc Emery“ eine Tüte oder Pfeife anzünden. Drei bis vier Minuten sollte die politische Veranstaltung dauern, doch soweit kam es natürlich nicht.

Durban Poison ist kein Getränk

Hanf gehört im WM-Land zum Alltag

S

chade, dass das Geruchsfernsehen noch nicht erfunden wurde. Gäbe es diese TV-Applikation bereits, so würde die gute Stube eines deutschen Fans zur Fussball-WM nicht nur nach Blut, Schweiß und Kunstfaser riechen, jeder Fussballzuschauer hätte über 90 Minuten den süßlichen Duft brennender Hanfblüten in der Nase. Denn dieser Geruch liegt über jedem Stadion in Südafrika, neben den Nachbarstaaten Swaziland und Lesotho, dem größten Hanfproduzenten der ganzen Region. Seit dem Alkoholverbot wird in den Stadien noch mehr gekifft als vorher, und das nicht unbedingt zum Missfallen der Verantwortlichen. Denn auch in Südafrika hat man ähnliche Erfahrungen wie in Portugal gemacht: Bekiffte Fans sind friedlicher als besoffene, in Portugal gab es 2004 sogar eine Anweisung an die Polizei, kiffende Fans nicht zu belästigen, das Alkoholverbot hingegen wurde strengstens überwacht. Bei dieser EM gab es dann auch so gut wie keine Ausschreitungen. Erste positive Erfahrungen hatten schon die Niederländer bei ihrer EM 2000 gemacht, weil die britischen Hooligans einfach nach dem Coffeeshopbesuch zu stoned waren, sich zu prügeln. In Südafrika gehört der gepflegte Joint genauso zur Fußballkultur wie die Vuvuzela, dauerhaftes Ausatmen unter Vollast erfordert nun mal zuvor kräftiges Inhalieren. Hanf ist in Südafrika zwar illegal, das stört dort aber wenige, denn die rassistischen Buren waren 1923 die treibende Kraft beim weltweiten Cannabisverbot: So gab es immer einen Vorwand, Schwarze zu diskriminieren, da die Völker in dieser Gegend Afrikas seit Menschengedenken Hanf rauchten. Die Vertreibung der Rassisten aus der Regierung wirkte dann auch wie eine Befreiung für Südafrikas Kiffer: Auf den Straßen von Durban, Kapstadt oder Johannsburg wird „Dagga“ halb-offen verkauft und gebaut. Geraucht wird, so lange kein Polizist zu sehen ist, vor allen Dingen in den ärmeren Vierten, offen. Cannabiskonsum ist so verbreitet wie der Konsum von Zigaretten, der Preis fürs Weed ist niedrig, die Qualität der Strassenware ob vieler Samen und Blätter meist auch. Trotzdem hat sich Südafrika auch zum

Text: KIMO

Geheimtip von Hanfliebhaber/innen entwickelt, das bestätigt sogar eine Studie der israelischen Ben-Gurion-Universität des Negev in der weltweit ersten Studie über den Zusammenhang zwischen Drogenkonsum und Tourismus. Ein Gramm Straßenweed kostet umgerechnet 30 Cent, wobei es sich um schlecht beschnittenes Gras mit Samen handelt, das an sich jedoch nicht von schlechter Qualität ist. Samenfreies, mit europäischen Standards vergleichbares Weed bekommt man nur über eine private Connection, die sich nach Aussagen vieler Hanf-Reisender jedoch nach ein paar Tagen Aufenthalt fast wie von selbst auftut, weil Cannabis so verbreitet ist wie in keinem europäischen Land. Gutes Weed wie wir es von europäischen Growern kennen, kann bis zu sechs Euro kosten, ist aber bei einem seriösen Hanffachverkäufer meist für weniger (2-4 Euro/Gramm) zu haben. Beliebte Reiseziele von Hanftouristen sind die Küstenregion von KwaZulu-Natal (von hier stammt das berühmte Durban Poison) oder auch Nachbarstaat Swaziland, das für „Swazi Gold“ bekannt ist. Ein guter Teil des Weeds des südafrikanischen Schwarzmarkts wird jedoch in Swaziland und Lesotho angebaut. Was die wenigsten wissen: Die Stämme in der seit 1966 unabhängigen Enklave Lesotho, die von allen Seiten an Südafrika grenzt, bauen seit mindestens 600 Jahren Hanf an und nutzen diesen medizinisch und kulturell. Zwar war der Hanfanbau Weiter auf Seite 23 >>>

Steffen Geyer während der „vorläufigen Festnahme“ - Foto: Katrin G.

Schon beim Betreten des Leipziger Platzes wurde Steffen Geyer „vorläufig festgenommen“ und durchsucht, da die Cops bereits vor 16:00 den Platz abgeriegelt hatten. Dazu kommt eventuell noch eine Anzeige wegen Verstoss gegen das Versammlungsgesetz und dem Aufruf zu Straftaten. Währenddessen und in der folgenden Stunde kontrollierte die Polizei jeden, der nach „Zielgruppe“ aussah. Alle Gruppen auf dem Platz und alle, die auf den Platz wollten und ins Raster passten, wurden untersucht. Wegen des martialischen Auftretens der Beamten konnte der FlashSmoke nicht wie geplant friedlich und schnell über die Bühne gehen. Stattdessen sind zwei Anzeigen wegen Verstoß gegen das BtMG zu beklagen. Nach dem Hanftag stellte die Polizei so bereits zum zweiten Mal klar, dass sie von der von Gesundheitssenatorin Lompscher angestrebten Entkriminalisierung harmloser Cannabiskonsumenten nicht viel hält. Bleibt abzuwarten, ob die Herren und Damen in Grün bei kommenden Legalizeereignissen wie der Hanfparade am 07.August ebenso massiv auftreten.

Text: R. Grieshammer, S. Geyer


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