unabhängig, überparteilich, legal hanfjournal.de / Ausgabe #126 / Januar 2011 4 clubmed
COMIC Seite 13
6 guerilla growing
10 wirtschaft
13 cooltour
16 fun&action 25 news
Cannabis und HIV 4 Franjo Grotenhermen klärt auf
WASSER, Luft und Liebe 8 Teil eins der großen Hydroponik Serie
Hanf Times Episode 4
LETZTE ABFAHRT Amsterdam? 21 Coffeeshops revisited und letzte Meldung
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Neues von und mit Marion
s
ie ist unter anderem Mitglied der IG Bergbau, Chemie, Energie, des BUND e. V., des Deutschen Roten Kreuzes und der Naturfreunde Lörrach sowie Präsidentin beim Kneippverein Lörrach. Von 2002 bis 2005 war sie Parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesministerin für Gesundheit und Soziale Sicherung und anschließend von 2005 bis 2009 Parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesministerin für Gesundheit. In den Jahren 2001 bis 2005 trat sie außerdem als Drogenbeauftragte der Bundesregierung in Erscheinung und erfreute in Cousto’s legendärem Dossier „Feuer auf …“ die Herzen unserer Leserschaft. Die Rede ist natürlich von Marion. Frau Caspers-Merk (SPD) stand einem Kurswechsel in der Cannabispolitik immer schon ablehnend gegenüber, weil sie bei einer Legalisierung eine Verharmlosung von Cannabis und einen Anstieg des Konsums bei Jugendlichen befürchtete. Man könne nicht gleichzeitig im Umgang mit Tabak und Alkohol auf die Bremse treten und bei Cannabis auf’s Gas, so lautete eine ihrer Lieblingsmetaphern. Dass die bisherige Politik die Verbreitung des Cannabiskonsums mitnichten gebremst hat, nahm sie nie wahr. Das Pendant zu Sucht und exzessivem Konsum ist nicht Abstinenz, sondern Drogenmündigkeit. Oder verfallen wir in Hysterie, wenn Frau Caspers-Merk mal wieder an einer Weinprobe teilnimmt? Ach nee, Wein ist ja ein „Kulturgut“, ganz vergessen. Ausgerüstet mit ihrer ganzen Erfahrung und Kompetenz startet Frau Caspers-Merk nun wieder voll durch und ist gemeinsam mit der ehemaligen Schweizer Gesundheitsministerin Ruth Dreifuss in die „Global Commission on Drug Policy“ berufen worden, die vom ehemaligen brasilianischen Präsidenten Fernando Cardoso gegründet wurde. Dazu gesellen sich auch die ehemaligen Präsidenten Mexikos und Kolumbien, Ernesto Zedillo und César Gaviria, sowie der mexikanische Schriftsteller Carlos Fuentes. Ziel der Kommission ist es, für einen Strategiewechsel in der internationalen Drogenpolitik zu werben und neue Ansätze vornehmlich für Südamerika zu entwickeln, damit dort die Verbindung zwischen Drogenhandel, Gewalt und Korruption nicht eskaliert wie in Mexiko, wo der Krieg der Drogenmafia und die organisierte Kriminalität die Autorität des Staates zunehmend untergraben haben und in den letzten vier Jahren 30 000 Tote gezählt wurden. So will die Kommission weg von der rein restriktiven Politik und mehr auf Aufklärung und Hilfen bauen. Wir fragen uns, inwieweit Frau Caspers-Merk in ihrer neuen Rolle als Beraterin lernfähig geworden ist und ihre fundamentalistischen Parolen von früher, oft mit diversen abenteuerlichen Behauptungen garniert, im Griff hat. Schließlich argumentierte sie nie sachlich, sondern dramatisierte immer nur den Konsum von Drogen. Und mit ihrer Dauerhysterie wird sie bei der brisanten Lage Südamerikas keine große Hilfe sein. Text: Roland Grieshammer
Das 60 Milliarden Euro Potential
Schätzung der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA) zur Cannabisregulierung
Text: Michael Knodt
Da steckt einiges drin, man muß es nur erkennen - Foto: Archiv
„Die Europäische Union wird Initiativen, die die (staatliche) Regulierung von Cannabis und anderen, derzeit illegalen Drogen vorsehen, nicht behindern“.
d
as wiederholte die neue Vorsitzende des Anti-Drogen Koordinationsausschusses der Europäischen Kommission Dana Spinant anlässlich einer öffentlichen Anhörung zur Europäischen Drogenpolitik im EU-Parlament mehrfach. Die vom EU-Abgeordneten Michael Tremopoulos (Die Grünen/Griechenland) und ENCOD (European Coalition for Just and Effective Drug Policies) organisierte Anhörung versuchte die Auswirkungen einer Regulierung des Cannabismarktes einzuschätzen. Einem Bericht der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA) zu Folge würde eine solche Maßnahme jährlich zwischen 35 und 60 Milliarden Euro in die Kassen der EU-Mitgliedsländer spülen. Zu Wort kamen der portugiesische Vertreter der Linken (GUE/NGL), Rui Tavares, und sein niederländischer Fraktionskollege Dennis de Jong, Martin Barriuso als Vertreter der spanischen Cannabis Social Clubs, der Sprecher der niederländischen Coffeeshopbesitzer-Vereinigung Marc Josemans sowie der ehemalige Direktor von NORML (National Organization for the Reform of Marijuana Laws) Richard Cowan. Anlass der Anhörung war der bereits im März 2009 von der Europäischen Kommission veröffentliche Reuter-Trautman Bericht, der die Ergebnisse der derzeitigen Drogenpolitik vernichtend beurteilt: Sie verfehle ihr Ziel, den Konsum oder das Angebot zu reduzieren. Die Bundesdrogenbeauftragte hat auf Anfrage der Hanfplantage zugegeben, sich bisher nicht weiter mit dem Bericht beschäftigt zu haben. In Brüssel hingegen nimmt man die alarmierenden Erkenntnisse ernst: „Drogenverbote sind ein Segen für die Organisierte Kriminalität“, so Dennis de Jong. „Leider ist unsere eige-
ne Regierung gerade dabei, die Repressionen gegen Coffeeshops zu intensivieren. Anstatt die Regulierung endlich mal vernunftbasiert anzugehen, will die Regierung jetzt ausländische Besucher aus den Coffeeshops verbannen, indem sie den Besuchern Mitgliedsausweise vorschreibt. Das wird den Schwarzmarkt anheizen.“ Spanien, Portugal und die Niederlande verfügen bereits über Gesetze, die Cannabiskonsumenten auch im Alltag entkriminalisieren und so konnten die Teilnehmer aus diesen drei Ländern von den Erfolgen berichten, die die jeweiligen Modelle in ihrem Land aufweisen können. In den Niederlanden oder Portugal führt die Straffreiheit nicht weiter auf Seite 27 ›››