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unabhängig, überparteilich, legal hanfjournal.de / Ausgabe #127 / Februar 2011 4 clubmed

Wer bringt uns den Schwarzen?

6 guerilla growing

10 wirtschaft

12 cooltour

16 fun&action 23 news

für Cannabisblüten? 4 Kostenübernahme Patient klagt

Howard Marks ist‘s sicher nicht mehr Früher waren es europäische und amerikanische Hippies oder auch Geschäftsleute, die den Drogenschmuggel aus Afghanistan organisiert haben. Touristen oder Hippies gibt es dort schon lange nicht mehr und Geschäfte kann man im vom Krieg geplagten Land auch keine erwähnenswerten mehr machen, weil es selbst für Ausländer im von NATOTruppen kontrollierten Kabul als Europäer lebensgefährlich ist, alleine auf die Straße zu gehen. Regelmäßige Linienflüge nach und von der Hauptstadt sind an einer Hand abzuzählen. Nichtsdestotrotz ist die Versorgungslage mit afghanischen Drogen in den USA und Europa bestens. Die angeblichen Drahtzieher, die Taliban, haben jedoch kaum Connections zu europäischen und US-Großdealern oder die Möglichkeit, ein weltweites Verteilungssystem aufzubauen.

Wie also kommen die Drogen aus Afghanistan zu den Konsumenten?

So genannte Hintergrundberichte von Journalisten vor Ort klären zwar oft die Frage, wie, von wem und mit wessen Hilfe Opium angebaut und innerhalb des Landes gehandelt wird: Geht es um den Export, ist immer nur von „international agierenden Drogenbanden“ zu lesen oder man zeigt einen armseligen Kurier, der durch die Berge mit einem Rucksack voller Rohopium Richtung Grenze verschwindet. Doch so viel Heroin wie im Westen ankommt, passt nicht in alle Rucksäcke des Landes zusammen. Der Weg zu den Usern bleibt immer im Dunkeln. Ein bekanntes, kanadisches Internetportal behauptet nun, sogar Beweise dafür zu haben, was viele bereits vermuten: Das US-Militär bringe fast alles aus Afghanistan, was dort angebaut wird und törnt. Genauer gesagt soll es für 85 Prozent der Drogen-Exporte verantwortlich sein. Nach Angaben von presscore.ca haben hohe, ausländische Diplomaten dieses Vorgehen bestätigt. Präsident Karzei sei demnach von der CIA eingesetzt worden, damit die Geheimdienstler wie einst in Vietnam ungehindert mit seinen als Drogenbaronen bekannten Brüdern Geschäfte machen konnten. Ein Blick auf die Statistiken der afghanischen Heroin-Exportzahlen von 2001 bis 2009 widerspricht dieser Theorie nicht unbedingt. Seit die USA in Afghanistan sind, steigen die HeroinExporte kontinuierlich. Blieben immerhin noch 15 Prozent übrig, vorausgesetzt man traut den Zahlen der kanadischen Journalisten. Auch die werden wohl kaum von Privatleuten außer Landes gebracht. Wer, außer den Organisationen und Firmen, die die Kriegslogistik im Lande organisieren, hätte überhaupt die Möglichkeit, solch immense Mengen an Drogen außer Landes zu bringen? Vergangenes Jahr erließ das Hamburger Landgericht eine einstweilige Verfügung gegen den NDR: Der Sender hatte kritisch über eventuelle Verstrickungen einer deutsch-mazedonischen Logistikfirma und den Heroinschmuggel mit Bundeswehrmaschinen berichtet, konnte die Anschuldigungen jedoch nicht belegen. Stellt sich immer noch die Frage: Wer bringt uns denn nun den Schwarzen, den es seit ein paar Jahren auf einmal wieder beim Dealer des Vertrauens gibt? Dazu die vielen Tonnen Heroin, die jedes Jahr aus Afghanistan nach Deutschland gelangen? Das geht nur mit Hilfe von Menschen, die sich in Afghanistan so frei bewegen können, um mit den örtlichen Händlern zu ins Geschäft zu gelangen und zudem über die entsprechende Logistik im Hintergrund verfügen. Wer immer das auch sei. Text: KIMO

Leser sind dran 5 Die Prohibition im Alltag mit Hasch... 19 Zahlt Unser Beitrag zur Finanzkrise

Coffeeclubs statt Coffeeshops?

Niederländische Strassendealer jubeln: „Endlich wieder Kundschaft“

Text: Michael Knodt

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achdem der Europäische Gerichtshof (EuGH) in Luxemburg kurz vor Weihnachten entschieden hatte, dass das geplante „Pass-System“ für Coffeeshopkunden nicht gegen das Gleichbehandlungsprinzip aller EU-Bürger/innen verstoße, rauschte es gewaltig im Blätterwald. Der EuGH war vom Staatsrat der Niederlande, dem höchsten niederländischen Gericht, um eine Stellungnahme ersucht worden, weil dieser eine entsprechende Berufungsklage behandeln muss. Nach dem Luxemburger Entscheid rechnet man damit, dass das niederländische Gericht binnen der ersten Jahreshälfte 2011 eine mögliche Einführung des so genannten „Pass-Systems“ beschließen wird. „Kein Hasch mehr für Ausländer“ meldeten viele Zeitungen, doch wer sich das Urteil genauer anschaut, sieht, dass es nicht um die Staatsbürgerschaft potentieller Graskäufer, sondern um deren Wohnort geht. Ein Ausländer, der in den Niederlanden gemeldet ist, darf auch in Gemeinden, in denen das Pass-System zukünftig gelten wird, sehr wohl Gras kaufen. Nach wie vor nur fünf Gramm am Tag, und die auch nur toleriert, nicht legalisiert. Denn die neue Regierung unter Duldung von Rassisten (sparen wir uns die Verharmlosung „Populisten“ einmal) kommt den Coffeeshopbesitzern natürlich keineswegs entgegen, indem sie den Status für die verbliebenen Shops im Gegenzug verbessert. Bereits während der vergangenen Legislaturperiode wurde die Zahl der Shops unter Ministerpräsident Balkenende fast halbiert: Es gab keine neue Lizenzen und viele Shops, die neue Auflagen der Gemeinden nicht erfüllen konnten, mussten schon vor Einführung des Pass-Systems schließen. Die restlichen Läden bleiben weiterhin nur geduldet, während der niederländische Fiskus auf die Steuereinnahmen aus den Verkäufen besteht. Wir wissen aus Insiderkreisen, dass Grasgeld mit dem Finanzamt als „Kaffee, der nicht getrunken wurde“ abgerechnet wird. Scheinheiliger geht es kaum.

Foto: Archiv

Was genau hat es mit dem Pass-System auf sich? Die neue Regierung möchte durchsetzen, dass in Zukunft alle Verkaufsvorgänge registriert werden. Zu diesem Zwecke sollen sich alle Kiffer/innen in den Niederlanden zukünftig einen Kiffer-Pass zulegen. Ein Coffeeshop wäre dann eine Art privater Club, zu dem nur Mitglieder mit entsprechendem Ausweis Zutritt hätten. So könnten staatliche Organe auch einschreiten, wenn jemand „Coffeeshop-Hopping“ betreibt, um die fünf Gramm Grenze zu umgehen, wenn ein Shop mehr verkauft als er darf oder angibt oder eben nicht in den Niederlanden gemeldete Personen bedient. Den Pass gibt es natürlich nur für in den Niederlanden gemeldete Personen. Aber: Da die Coffeeshops nur geduldet sind, gibt es bisher keine einheitlichen „Coffeeshop-Gesetze“, nur „Regelungen“. Die Shops wurden bislang von den Gemeinden lizensiert, die im Prinzip auch die angesprochenen weiter auf Seite 24 ›››


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