unabhängig, überparteilich, legal hanfjournal.de | Ausgabe #130 | April 2011 4 clubmed
Schöne Neue Welt - Stromzähler 2.0
Energiesparen klein geschrieben
D
erzeit denkt wohl jeder über seine Stromquelle nach und fragt sich, wo er mögliche Einsparungen vornehmen könnte. Stromversorger modernisieren aus dem selben Grunde ihre Stromzähler von altbekannten Drehradzählern zu technisch weitaus höher entwickelten digitalen Zählgeräten. Mittlerweile sind sie sogar zur Pflichteinrichtung in Neubauten geworden, die mit sekundengenauen Messungen über den Stromverbrauch der Bewohner informieren und Stromfresser im System sofort entlarven. Die Übermittlung der Daten soll Stromspitzenlasten vermeiden und die Netze besser steuerbar machen, stellt aber einen tieferen Eingriff in die Privatsphäre der Nutzer dar, als es vorerst den Anschein macht. Schließlich lassen sich direkte Rückschlüsse auf die Lebensgewohnheiten der Kundschaft anstellen und deren Tagesabläufe ließen sich widerspiegeln. Das sagen zumindest einige Experten wie auch Juristen, denen ein solch immenser Eingriff in die Privatsphäre des Eigenheimes recht unheimlich erscheint. So wäre es möglich mit entsprechender Software das Verhalten in der Privatwohnung in ungeahntem Maße nachzuvollziehen und auszuwerten, sagt Patrick Breyer, Jurist aus dem hessischen Wald-Michelbach. Daher habe er eine Petition ins Leben gerufen, die sich gegen ein Gesetz von 2008 wendet, dass die Pflicht vom Einbau digitaler Stromzähler in Neubauten bestimmt. Seit Januar 2010 fallen auch sanierte Altbauten unter das Gesetz. In Breyer´s Petition wird gefordert, dass Kunden sich frei entscheiden dürfen, auf welche Art sie ihren Strom gezählt bekommen. Schließlich bestehe die Gefahr des Missbrauchs empfindlicher Daten, die zum Beispiel auch über Reisetätigkeit und Abwesenheit der Kundenschaft Auskunft geben würden. Polizei und Kriminelle hätten ein gleichwertiges Interesse an den sensiblen Persönlichkeitsmerkmalen, die durch den Stromverbrauch ermittelt werden könnten. Es ließe sich anhand der gesammelten Daten problemlos feststellen, bei welchem Bürger immer um die gleiche Zeit der Stromverbauch einige Stunden lang „verräterisch“ ansteigt. Laut einer repräsentativen Umfrage vom Mai letzten Jahres hätten fast zwei Drittel der Bürger Bedenken gegen die digitale Datenerfassungen, da eine Kontrolle über die eigenen Daten nicht möglich sei. Da es mittlerweile verschiedene Modelle auf dem Markt gibt, hat sich die Bundesregierung dazu entschlossen, für einen einheitlichen Standard in Sachen Sicherheit und Datenschutz Sorge zu tragen. Das Bundesamt für Sicherheit und Informationstechnik(BSI) soll nun, neun Monate nach dem Inkrafttreten des Gesetzes, das den Einbau vorschreibt, ein einheitliches Schutzprofil für diese Geräte entwickeln. Ende Januar wurde der Entwurf eines solchen Schutzprofils vorgestellt. Es gehe dabei vorrangig um eine Bedrohungsanalyse und die Beschreibung von Anforderungen, welche die Geräte erfüllen müssten. Ende diesen Jahres sollten diese fertig gestellt sein und den Anbietern die Möglichkeit zur Zertifizierung ihrer Geräte ermöglicht werden. Wer dagegen ist klickt dahin Direktlink https://epetitionen.bundestag.de/index.php?action=petition;sa=de tails;petition=16519 Text: mze
5 guerilla growing
10 wirtschaft
12 cooltour
16 fun&action
24 news
7 HYDROPONIK Letzter Teil der großen Serie 12 ASSASSIN Interview auf Jamaika MARIHUANA MARCH 23 GLOBAL Berlin und Wien am 07. Mai
Text: Michael Knodt
Ein leuchtendes Beispiel: Cannabis - Foto: Peter Marks
Nicht nur den vier bis sechs Millionen Kiffern hilft Hanf mehr oder weniger regelmäßig beim Abschalten vom Alltagsstress, auch bei der Energiewende könnte Cannabis Sativa mithelfen, ein paar Atommeiler stillzulegen.
I
n den vergangenen Jahren ist es vergleichsweise ruhig um Hanf als Energieträger geworden, obwohl Matthias Bröckers und Jack Herer bereits 1994 in ihrem Bestseller „Hanf“ auf die Vorteile der Energiegewinnung aus Hanf-Biomasse hingewiesen haben. Der auf das Buch folgende „Hanf-Boom“ der späten 1990er Jahre hat beim Thema Energiegewinnung erst einmal nicht gehalten, was viele erwarteten. Zwar gibt es einige Hanfbauern und Faserverwertungsbetriebe, die Verstromung von Hanf hat, anders als Rohstoff für die Bau- oder Textilindustrie, jedoch noch keinen nennenswerten Umfang erreicht, obwohl die Abfälle bei der Hanfproduktion meistens heute schon CO2 neutral in Strom umgewandelt werden. Um seine Vorteile voll zu nutzen, müsste Hanf, ähnlich wie Raps oder Mais, großflächiger zur Energiegewinnung angebaut werden. Aber Biomasse wird zur Zeit aus zwei nachvollziehbaren Gründen unpopulär: Es entsteht eine Konkurrenz zur Lebensmittelproduktion und treibt so die Nahrungs- und Futtermittelpreise in die Höhe. In vielen Schwellen- und Entwicklungsländern haben Monokulturen, die zur Energiegewinnung großflächig angelegt wurden, verheerende ökologische Auswirkungen. Hanf jedoch ist anders: Sein Hauptvorteil ist, dass er mehr Biomasse als jede andere heimische Nutzpflanze erzeugt. Mit Ausnahme der Samen ist er im Gegensatz zu Mais oder Raps auch kein Lebens- oder Futtermittel und stünde so nicht in direkter Konkurrenz zu diesen. Hanf braucht auch als einzige Nutzpflanze keine Pesti- oder Insektizide und wäre selbst beim großflächigen Anbau umweltverträglich, wobei hier von Anfang das Entstehen riesiger Monokulturen verhindert werden muss, denn diese sind immer ein ökologisches Desaster. An stillgelegten Ackerflächen mangelt es in der EU auch nicht, was fehlt, ist wie so oft das Geld für die Forschung und Entwick-
lung entsprechender Techniken. Vielversprechende Versuche des Leibniz-Institut für Agrartechnik in Potsdam* belegen, dass Hanf bei der Umwandlung zu Methangas Feldpflanzen wie Mais oder Raps weit überlegen ist, nur Topinambur, eine essbare Knolle, schlägt die Hanfpflanze in dieser Hinsicht knapp. Leider wurde seit Jahren versäumt, in die Forschung zur Umwandlung von Hanf-Biomasse in Methan zu intensivieren. Selbstredend kann Cannabis Sativa alleine nicht die energiepolitische Wende bringen, ist aber als eine der wichtigsten Pflanzen des so genannten „New Green Deals“ aufgrund seiner stigmatisierten Stellung immer noch nicht da angekommen, wo er hingehört: Auf den Feldern vieler Bauern. Denn sowohl die Beschaffung des Saatguts als auch die Weiterverarbeitung ist weiter auf Seite 26 ›››