unabhängig, überparteilich, legal hanfjournal.de | Ausgabe #134 | Juli 2011
Mexikanische
ÄMTERFOLTER
Wochen
Die gesundheitsschädigende Wirkung von Amtsschimmel
5
BUD SPENCERS RETURN und wie er fast gefloppt wäre
7
DANA BEAL Teil 2 des Gesprächs mit Michael Řehák
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BÜRGERKRIEG IN MEXIKO? Das Nachrichtenmagazin Focus meldet, dass in Mexiko wieder ein „Drogenboss“ gefasst worden sei. Die Meldung stammt eigentlich von der Mexikanischen Regierung und enthält die üblichen Floskeln, allen voran die des „schweren Schlages gegen die Kartelle“. Um aufzuzeigen, wie der Alltag in Mexiko aussieht und wie sich die zahlreichen, harten Schläge gegen die Kartelle auf den Alltag der Mexikaner/innen auswirken, haben wir eine WochenChronik des Drogenkriegs in Mexiko der Wochen vom 9.21. Juni diesen Jahres, erstellt von stopthedrugwar.org, in Auszügen übersetzt:
9. Juni In Morelia, Michoacan, finden Behörden 21 Leichen neben der Hauptstraße. Einige weisen Spuren von Folter auf. In Hidalgo County, Texas, werden drei mutmaßliche Drogenschmuggler bei einem Feuergefecht mit US-Polizisten schwer verletzt. In Ciudad Juarez erreicht ein Friedensmarsch die Hauptstadt, der von Präsident Calderon das Ende der Gewalt fordert. Er wird von dem Schriftsteller und Dichter Javier Sicilia angeführt, dessen Sohn Ende März zusammen mit Freunden erschossen worden war. Ebenfalls in Ciudad Juarez wurden neun Menschen bei verschiedenen Vorfällen getötet, was den bisher gewalttätigsten Tag im Juni darstellt.
gut sichtbar für alle Autofahrer und Fußgänger stundenlang an einer Autobahnbrücke.
14. Juni In Tijuana wird der ehemalige Bürgermeister Jorge Hank Rhon von der Anklage wegen Verstosses gegen das Waffengesetz freigesprochen, um kurz darauf als Mordverdächtiger wieder festgenommen zu werden.
15. Juni In den USA teilt eine bisher nicht benannte Behörde mit, dass unter den 193 Toten aus einem Massengrab, das im April in San Fernando gefunden wurde, mindestens ein US-Bürger gewesen sei. In Nuevo Leon werden 33 Leute an einem Tag ermordet. Unter den Toten sind zwei Leibwächter des Staatsgouverneurs Rodrigo Medina, die entführt, ermordet und verstümmelt wurden, 14 davon wurden in einer Gefängnisschießerei vorsätzlich getötet.
17. Juni Nochmal Nuevo Leon: 26 Polizisten werden inhaftiert, weil sie in den Mord an den zwei Leibwächtern verwickelt waren. In Matamoros wird der Anführer der Los Zeta, Heriberto Lazcano nach einem grausamen Gewehrgefecht, getötet. Mexikanische und Amerikanische Behörden haben den Tot nicht bestätigt, da der Getötete vermutlich am selben Tag in eine Schießerei nahe der amerikanischen Grenze verwickelt war.
11. Juni In der Kleinstadt El Terrero, Chihuahua, werden fünf Mitglieder einer Großfamilie erschossen. Zeugen sagen aus, die Mörder hätten nach jemand anderem gesucht. Die Familie wurde getötet, weil sie nicht wusste, wo sich die Person befand. Unter den Opfern ist ein drei- sowie ein vierjähriges Kind.
19. Juni
Im Stadtgebiet von General Teran, Nuevo Leon, werden drei verstümmelte und zerstückelte Leichen gefunden, die vermutlich Angehörige rivalisierender Kartelle waren.
Mindestens 23 Menschen werden während des Wochenendes von den „Knights Templar“, einer Untergruppe der La Familia Michoacana, ermordet. Diese Morde wurden bereits Freitag angekündigt. Die LFM hat bereits Rache geschworen. Im selben Ort werden sieben kommunale Polizeikräfte verhaftet, da sie in Verbindung mit dem Mord an einem mexikanischen Marinesoldaten, der am 11. Juni tot aufgefunden wurde, stehen. Er war einer der drei Marinesoldaten, die entführt und ermordet wurden.
13. Juni
20. Juni
In Chihuahua wird ein Polizist erschossen, als er ein Hospital verlässt, nachdem er am Vormittag desselben Tages bei einem Attentat angeschossen worden war. In Monterrey hängt eine brennende, männliche Leiche
Der Journalist Miguel Ángel López Velasco wird mitsamt seiner Frau und seinem Sohn erschossen. Er schrieb unter eine landesweit bekannte Kolumne über die Missstände und die Korruption im Lande.
12. Juni
Weiter geht‘s auf Seite 20
Frieden in Sicht … und keiner merkt‘s
Über das Schweigen deutscher Medien im „War on Drugs“ von Michael Knodt
Afghanistan: Was nicht im Fernsehen kommt Am Hindukusch spielt Heroin eine Rolle, die von unserer Regierung und großen Teilen der Opposition falsch dargestellt wird: Die Opiumproduktion ist seit der NATOPräsenz stetig am Steigen und es mehren sich Hinweise, dass es nicht die Taliban sind, die den Großteil der Gewinne abschöpfen. Die USA arbeiten vor Ort mit dem größten Dealer im sensiblen Grenzgebiet zu Pakistan zusammen (siehe News auf Seite 20: „Die Nato und Herr Razziq“), weil er gegen die Taliban kämpft. Gleichfalls in Süd(!)-Afghanistan wurde eine Firma mit Münchner Sitz, die ein Brunnenbauprojekt betreibt, vom US-Finanzministerium auf eine Schwarze Liste gesetzt. Auf dieser „SpeANZEIGEN
Sind viele, sehen‘s aber trotzdem nicht, Vogelbeobachter in New York - Foto: Ralph Hockens cc-by-sa 2.0
cially Designated Nationals (SDN)“-Liste aufgeführte Personen oder Firmen dürfen mit den USA keine Geschäfte mehr machen, weil sie in den internationalen Drogen- oder Waffenhandel verstrickt sein sollen. Im konkreten Fall wirft die US-Regierung der Intercontinental Baumaschinen und Nutzfahrzeuge Handels GmbH vor, sie sei am Handel von Heroin im Wert von 70 Millionen US-Dollar beteiligt. Einige US-Blogger ziehen ihre eigenen Schlüsse und spekulieren, die CIA habe Angst um die eigenen Gewinne vor Ort, bleiben allerdings konkrete Beweise schuldig. Doch allein durch die bewiesene Zusammenarbeit mit den Druglords, die mit Hilfe der lokalen Drogenfahnder sogar unliebsame Konkurrenten ausschalten können, während
ihre eigenen Felder von Soldaten geschützt werden, unterstützen die USA und andere NATO-Mitglieder die größten Heroinproduzenten der Welt aktiv. Vor der NATO-Präsenz gab es fast keine Heroinlabore in den südlichen Provinzen, mittlerweile gibt es sie in unüberschaubarer Anzahl. Zeitgleich hat sich der Schmuggel von Essigsäureanhydrid, das zur Heroinverarbeitung benötigt wird, zu einem lukrativen Nebenerwerbszweig entwickelt. Der Anbau von Weizen lohnt sich kaum, da der Weizenpreis aufgrund der billigen Hilfslieferungen der USA sowie der EU und des niedrigen Weltmarktpreises keinem Bauern das Überleben sichert. Heroin hingegen sichert den Ärmsten der Armen zumindest ein Auskommen.
Die Transportwege sind nicht nachvollziehbar, jeder behauptet von der Gegenseite, verantwortlich für das Business mit dem ehemals deutschen Patent zu sein. Fakt ist, dass ein Großteil der Ernte als Heroin in den USA oder Europa landet, wobei die Transportwege nicht von den Taliban, sondern der NATO oder ihren Verbündeten vor Ort kontrolliert werden. Das sind alles keine Beweise für eine direkte Verstrickung, allerdings auch viel zu viele offene Fragen, die erst beantwortet werden sollten, bevor der Einsatz erneut verlängert wird.
Mexiko: Der Staat gegen alle In Mexiko hingegen freut sich Präsident Calderon über eine weitere Festnahme, die „einen harten Schlag gegen die Weiter geht‘s auf Seite 20