#155 Hanf Journal

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unabhängig, überparteilich, legal hanfjournal.de | Ausgabe #155 | Februar 2013

Mal wieder zu spät ...

Gleichheit der Waffen

Ohne Lobbyverbände geht gar nichts

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uch wenn es viele nicht immer wahr haben wollen, Lobbyverbände haben einen großen Einfluss auf die Politik, je größer solch ein Verband, desto einflussreicher ist er natürlich. Doch auch kleinere Interessensvertretungen können hinter den Kulissen so Manches bewegen, die Hauptsache ist, sie verfügen über einen gewissen Organisationsgrad und, das Wichtigste, ein paar finanzielle Mittel. Bis vor wenigen Jahren hatten Hanftreibende sowie die Freundinnen und Freunde der verbotenen Pflanze nicht einmal ansatzweise so etwas wie einen Lobbyverband. Die Erfolgsgeschichte des Deutschen Hanfverbands (DHV) hat das besonders in den letzten zwei Jahren geändert. Der DHV ist in den Medien und der Politik omnipräsent und kann mittlerweile auf zahlreiche Firmen- und Privatsponsoren bauen, die den Fortbestand und sogar den Ausbau des erfolgreichen Modells „DHV“ garantieren. So war unsere Redaktion auf der letztjährigen Hanfmesse in Wien, der Cultiva, freudig überrascht, dass sich auch in Österreich eine Interessenvertretung für die Hanfbranche und alle privaten Hanffreundinnen und -freunde formiert hatte: Der Österreichische Hanfverband, kurz ÖHV, wird ab dem 1.März 2013 sein Büro am Neubaugürtel Nr. 22/3 in 1070 Wien beziehen, um von dort aus Lobbyarbeit für die auch in der Alpenrepublik immer noch tabuisierte Pflanze zu betreiben. Der neue Lobbyverband stellt dabei alle Facetten der uralten Kulturpflanze in den Mittelpunkt

seiner Arbeit. Hanf ist Rohstoff, Medizin und Genussmittel, denn sein größter Vorteil ist ja gerade die Vielseitigkeit. In Österreich gibt es aufgrund der im Vergleich zu Deutschland relativ liberalen Gesetzeslage viele Growshops, Samenhändler und auch der Nutzhanfbereich und die Forschung im Bereich „Cannabis als Medizin“ ist viel weiter fortgeschritten als hierzulande. Dies stellt für den bis jetzt noch „kleinen“ Bruder des Deutschen Hanfverbandes eine gute Basis, aber auch eine große Verpflichtung dar. Mit Bushplanet, Growcity, Indras Planet und Hanf&Hanf hat der ÖHV auch schon vier alteingesessene und über die Grenzen Wiens hinaus bekannte Unterstützer gefunden, die hoffentlich nur den Anfang bilden. Gerade die Profis aus der Hanfbranche in unserem Nachbarland sollten jetzt verstehen, dass man die internationale Aufbruchsstimmung auch für nationale Belange nutzen kann und die Legalisierungsanstrengungen professionalisieren muss um etwas zu erreichen. Dazu bietet der ÖHV den zahlreichen Shops, Organisationen und Privatpersonen in Österreich, die eine Re-Legalisierung unterstützen wollen oder gar von einem solchen Schritt profitieren würden, ab sofort die Möglichkeit. Lasst sie nicht ungenutzt verstreichen und tretet dem ÖHV bei, der Beitrag für Privatsponsoren beträgt schlappe 12€ pro Jahr.

Unsere Redaktion wünscht dem ÖHV für die zukünftige Arbeit viel Erfolg, blühende Landschaften im (Süd)-Osten, natürlich einen Haufen Sponsoren und somit das notwendige Kleingeld, das so eine Legalisierung nun mal kostet. So ist das eben.

Du findest den ÖHV auf www.hanfverband.at

Johannes Honecker

Rechtsanwalt und Fachanwalt für Strafrecht

Badensche Straße 33 D-10715 Berlin TEL (030) - 86 20 17 87 FAX (030) - 86 20 17 86 anwalt.honecker@t-online.de

Cannabis Social Clubs sind keine Kindergärten

Totaler Luxus!

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Ganjaman - Jetzt

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Unsere Beleuchtungsserie, Teil 3

Das Interview zum Album

von Michael Knodt

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eutschland ist mal wieder dabei, den Anschluss zu verlieren. Nachdem uns der Aufbruch ins Digitale Zeitalter erst mit reichlich Verspätung gelungen ist, sind wir gerade dabei, in einer drogenpolitischen Steinzeit zu verharren, während rund um uns herum neue, Konsum akzeptierende Ansätze sowie Gesetze zur Verwendung natürlicher Cannabismedizin entstehen. Genau wie beim Thema Internet scheint ein Großteil der Verantwortlichen immer noch nicht begriffen zu haben, dass eine rigide Verbotspolitik wenig Einfluss auf

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Foto: Archiv

die Konsumenten (-Zahlen) hat. Der Unterschied besteht allerdings darin, dass es bei den immer mal wieder diskutierten Zugangsbeschränkungen zu bestimmten Seiten, um echt starken Tobak wie Kinderpornografie oder Mord und Totschlag geht. In der Drogenpolitik ist das Maß des Erträglichen bei den der Realität entrückten Volksvertreter/innen von CDU, FDP und SPD schon viel früher erreicht. Selbst eine sachliche Debatte im Bundestag zum Thema „Cannabis Social Clubs“ wird von den drei Fraktionen dazu missbraucht, die gängigen

Cannabis-Klischees über kiffende Kinder oder durchgeknallte Konsumenten gebetsmühlenartig zu wiederholen, ohne mit einem Wort auf die große Zahl derer einzugehen, um die es im Antrag eigentlich geht: Die vier bis sechs Millionen Bürger/innen, die Cannabis nutzen, ohne dabei ein problematisches Konsummuster zu entwickeln und anderen zu schaden. CDU und FDP handeln, wie man es von einer Mitte-rechts-Regierungskoalition erwartet. Weshalb die SPD im Jahr 2013 einer evidenzbasierten, sachlichen Diskussion

zum Thema ausweicht, könnte man von einem Sozialdemokraten wohl nur von hinter vorgehaltener Hand erfahren, rationale Erklärungen sucht man vergeblich. Die Landtagswahlen des vergangen Jahres haben bewiesen, dass auch Rot-Grüne oder Grün-Rote Regierungen das heiße Eisen sehr ungern anfassen, obwohl die Bündnis-Grünen regelmäßig im Wahlprogramm versprechen, sich für eine progressive Drogenpolitik einzusetzen. Das jüngste Beispiel ist Schleswig-Holstein, wo die eigentFortsetzung auf Seite 2


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