unabhängig, überparteilich, legal hanfjournal.de | Ausgabe #156 | März 2013
Der Fisch stinkt vom Kopf her
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Interessantes zum Beweismittelverwertungsverbot
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Sadhu van Hemp nimmt Euch dahin mit, wo‘s weh tut
Liebe FDP,
ass Millionen Hanf konsumierende und potentielle Wähler/innen rein gar nix mehr von Euch erwarten, ist spätestens nach vier Jahren Dyckmanschen Nichtstun ein unumstößlicher Fakt. Ihr habt den Kredit verspielt, als Junior-Partner einer Koalition mal ein eigenes, drogenpolitisches Profil zu entwickeln, für das Euer Jugendverband seit einer gefühlten Ewigkeit eine punktgenaue Steilvorlage bereitet, die Ihr mit schöner Regelmäßigkeit vergeigt. Selbst Wahlniederlagen en masse und mieseste Wahlprognosen nehmen Euch nicht die Angst, eigene Positionen zu entwickeln, die mit dem liberalen Grundgedanken wenigstens ansatzweise vereinbar sind. Ihr seid wie eine CDU light für Überkonfessionelle, die lediglich das C der Christ-Demokraten stört. Euer Erzfeind CSU hingegen kann die Republik immer wieder auf‘s Neue mit radikalen Positionen schockieren, Ihr seid einfach zu feige, der Mutti mal richtig auf die Füße zu treten, weichgespülte Pantoffelhelden mit Bammel vor Verlust von Macht und Einfluss. Solche Liberale braucht die junge Generation nicht mehr, Liberale, die mit einer kurzen Unterbrechung, seit fast 50 Jahren die Republik regieren und so Teil vom Bonner-Berliner Filzes sind und deren Verständnis für die alltäglichen Probleme mittlerweile genau so falsch wie das Plastik-Lächeln ihres in die Jahre gekommenen Vizekanzlers ist. Wer lediglich Gesichter austauscht, ohne die Positionen der Zeit anzupassen, wird an der Wahlurne überflüssig. FDP 2013 heißt, sich so wenig von der CDU abzuheben, dass man auf deren Leihstimmen bauen kann, damit am Wahlsonntag nicht das eigene Programm, sondern die Angst vor der bösen Linken der FDP das Überleben sichert. Verhinderungstaktik oder
Speichelleckerei beim CDU-Klientel kann sich wohl punktuell wie jüngst in Niedersachsen als strategisch günstig erweisen, als Handlungsmaxime wird sie die FDP langfristig jedoch aus allen Parlamenten katapultieren, nicht nur weil die CDU aus ihren Fehlern in Sachen Leihstimmen lernt. Noch unglaubwürdiger wird die „neue“ FDP, wenn eine ganze Führungsriege, die sich als Junge Liberale offen für eine liberale Hanfpolitik eingesetzt haben, das Gesabbel von Dyckmans & Co kritiklos übernehmen, sobald ihnen ihr Pöstchen in Berlin sicher ist. Die Liberalen in Großbritannien zum Beispiel haben verstanden, wie wichtig das Thema auch für ihre eigene Glaubwürdigkeit ist. Als kleiner Koalitionspartner haben sie jüngst einen kleinen Streit vom Zaun gebrochen und die derzeitige Drogenpolitik der Torys scharf kritisiert. Der britische Vize-Premier Clegg rief seinen Chef, Premierminister David Cameron, auf, den Drogenkrieg zu beenden, weil er verloren sei. Natürlich haben Großbritanniens Liberale nicht gleich die Regierung platzen lassen, weil Cameron die Forderung ablehnt, Clegg hat jedoch gezeigt, dass eine eigene Position innerhalb einer Koalition durchaus vertretbar ist, beim Wähler Sympathie bringt und der Partei das Profil verschafft, dass der FDP spätestens seit 1982 fehlt. Damit die FDP so weit kommt, wie ihre Kollegen von der Insel es bereits sind, muss sie eine Weile aus den Parlamenten und Regierungen verschwinden. Dazu befindet sie sich auf dem besten Wege, wir werden sie nicht vermissen.
Die Redaktion
Johannes Honecker
Rechtsanwalt und Fachanwalt für Strafrecht
Badensche Straße 33 D-10715 Berlin TEL (030) - 86 20 17 87 FAX (030) - 86 20 17 86 anwalt.honecker@t-online.de
Illegale hausdurchsuchung? Ab in die Hauptstadt
Trollt Euch vom Sofa Gesicht zeigen - nicht nur mit Facebook Montage: marker - Strains (v.u.n.o. Black Domina, Jack Flash, Jack Herer, Northern Lights): sensiseeds.com
von Michael Knodt
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irgendwo ist die Hanfgemeinde so stark wie im World Wide Web. Egal, ob bei Facebook, Youtube, Twitter oder auf kleineren Plattformen, in der online-Welt könnte man meinen, Hanf sei schon längst legal oder die Legalisierung stehe kurz vor der Umsetzung. Kein Poll, keine Umfrage, wo die Hanffrage werbung
nicht einen der ersten drei Plätze einnimmt, der Hanfverband darf aufgrund von 150.000 Unterstützer/innen ins Kanzleramt zu Merkel, die vorher öffentlich zu Cannabis Stellung nehmen musste, weil es die online-Gemeinde so wollte. Das Thema wird dank dem www zweifelsohne auch in den Mainstream-Medien wieder
häufiger wirklich ernsthaft aufgegriffen, die allgemeine Stimmung wandelt sich seit zwei Jahren ganz langsam in Richtung Hanf-Akzeptanz, aber schaut man mal über die eigenen Landesgrenzen hinweg, befinden wir uns noch in einer cannabinoiden Steinzeit. Das Internet spiegelt jedoch nur die Meinung des
Teils der Bevölkerung wider, der es auch nutzt, das sind in Deutschland zur Zeit 75 Prozent. Da fehlt ein ganzes Viertel, rechnet man dann noch jene hinzu, die das Netz lediglich als digitale Spielwiese, anstatt auch ab und an als unerschöpfliche Wissens- und Informationsquelle nutzen, Fortsetzung auf Seite 3