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Ausgabe Mai 2003

Wann werden sie es kapieren?

news wirtschaft

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Ein Bericht über die Ergebnisse des UN-Dorgengipfels in Wien

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guerilla growing Jeder wusste es eigentlich schon! Und dennoch keimte bei vielen Menschen ein Funke Hoffnung. Hoffnung, dass die UNO sich doch einmal aufrafft und über die Folgen von Repression nachdenkt. Hoffnung, dass über den Sinn und Zweck von Prohibition diskutiert wird. Hoffnung, dass die UNO endlich eine humane Drogenpolitik propagiert. Doch all diese Hoffnungen wurden enttäuscht. Die UNO bleibt weiter stur. Wie schon des Öfteren berichtet, fand im April die UN-Drogenkonferenz in Wien statt. Unter dem Motto „Eine drogenfreie Welt – wir können es schaffen“ hatte ein UNGASS-Gipfel im Jahre 1998 für 2008 eine Welt ohne Cannabis, Koka und Opium in Aussicht gestellt. Die 46. Sitzung der Commission on Narcotic Drugs der UN mit einer Ministerkonferenz am 16. und 17. April, die eigentlich überprüfen sollte, wie nahe die Welt jenem Ziel nur fünf Jahre vor dem Ablauf des Ultimatums ist, ging so zu Ende, wie es schon im Voraus zu vermuten gewesen war. Eine Überprüfung fand nicht statt, zumindest nicht von den Offiziellen. Die Gegenveranstaltungen und NGOs glänzten durch ihre – um Welten – sachlichere Diskussion. Doch an die Ohren der Verantwortlichen gelangte dieses wieder einmal nicht. Da es bei der UNO üblich ist, alle Resolutionen einstimmig zu beschließen, gab es auch keinen großen Handlungsspielraum. Kontroverses wurde einfach übergangen, ausgeklammert und nicht behandelt. Dennoch gab es interessante Bewegungen. So verdeutlicht die Pressemitteilung der deutschen Drogenbeauftragten Caspers-Merk (Bericht dazu auf Seite 3), wie groß

die Spannungen wirklich sind. Auf der einen Seite stehen hier die Vertreter der orthodoxen Verbotspolitik (UN-Suchtstoffkontrollbehörden, USA, Frankreich, Schweden) und auf der anderen Seite die zaghaften Reformer (Niederlande, Schweiz, Großbritannien, Deutschland, Kanada, Portugal, Spanien, Australien). Die Beiträge waren auch dementsprechend zu erwarten. Länder um die USA herum klopften sich auf die Schulter und freuten sich schon auf die Zeit in 60 Monaten, in der es dann keine Drogen mehr geben wird! Die „drogenfreie Welt“ sei möglich, zumindest sagen sie es. Großbritannien, Deutschland und andere Länder, die versuchen, mit pragmatischen Mitteln wie Drogensubstitution, Spritzentausch, Konsumräumen, staatlich kontrollierter Abgabe und Schritten zur Entkriminalisierung Schäden für den Einzelnen und die Gesellschaft zu minimieren, betonen den Spielraum, den sie brauchen, um bessere Alternativen zu erfolglosen Verboten zu entwickeln. Auf dem ersten Blick hat es mal wieder nichts gebracht und wir sind so weit wie vor Jahrzehnten. Wer aber genauer hinsieht, kann erkennen, dass es bei vielen Ländern ein Umdenken gibt. Die Front wackelt gewaltig und die Vereine und Verbände, die sich für eine Legalisierung von Drogen einsetzen, werden immer größer. Wer dies berücksichtigt, kann dem ganzen Spektakel etwas Gutes abgewinnen: Noch haben wir nicht gewonnen, aber wir sind stärker geworden, erheblich sogar.

Werner Graf

Kranke werden im Regen stehen gelassen In einem Brief an die Bundesdrogenbeauftragte fragt der VfD nach der Entwicklung des Zulassungsverfahrens von Cannabisarznei. Die Antwort ist enttäuschend. Der Verein für Drogenpolitik e. V. (VfD) fragte in einem Brief an die Bundesdrogenbeauftragte, Marion Caspers-Merk, wann Hanf wieder als Medikament zugelassen wird, und berief sich dabei auf einen Text des Bundesgesundheitsministeriums von 2001: „Natürliche Gemische von Cannabis werden derzeit als Ausgangsstoff für die Arzneimittelherstellung in der Apotheke noch nicht angeboten. Die Bereitstellung von standardisiertem Cannabisextrakt wird jedoch von verschiedenen Firmen in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Arzneimittelkodex vorbereitet und dürfte in absehbarer Zeit zur Verfügung stehen.“ Das klingt ja nicht schlecht, diese Erklärung lässt Hoffnung wachsen. Doch das Antwortschreiben des Bundesgesundheitsministeriums holt einen schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Denn der Zulassungsprozess ist immer noch nicht abgeschlossen. Grund dafür sei eine Studie, die natürliche Cannabisextrakte mit synthetischem THC und einem Placebo bei Krebspatienten mit Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust verglich. Die Untersuchungen wurden seit 1999 in Deutschland, der Schweiz und den Niederlanden durchgeführt und waren letztes Jahr im September nach einer Zwischenbilanz überraschend abgebrochen worden. Die in der Studie verwendete orale Dosierung von 5 mg THC in Tablettenform zeigte nämlich keinerlei erkennbare Wirkung. In ähnlichen Versuchen wurde den Patienten täglich 20 oder mehr mg THC verabreicht. Laut dem Bundesgesundheitsministerium soll nun ein neuer Studienplan erarbeitet werden, der eine höhere Dosierung sowie andere Verbesserungen vorsieht. Das Bundesgesundheitsministerium vertröstet weiter viele Kranke, die darauf hoffen, Cannabis endlich legal zu therapeutischen Zwecken verwenden zu dürfen. Bisher ist in Deutschland nur synthetische THC-Arznei verfügbar. Doch die Preise dafür sind ungeheuer hoch: Das Arzneimittel Marinol kostet circa 3.000 Euro pro Gramm THC, andere bewegen sich zwischen 600 und 800 Euro pro Gramm THC. Wenn die Krankenkassen sich dann weigern, für den Patienten die Kosten zu übernehmen, muss dieser auf billigeres, also illegales Cannabis zurückgreifen. Das Bundesgesundheitsministerium setzt mit dem verzögerten Verfahren bewusst Cannabispatienten dem Risiko der Strafverfolgung und gesundheitlicher Schäden aus.

Cannabis wird nach historischen Schätzungen schon seit ca. 4.000 Jahren zu medizinischen Zwecken verwendet. Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts war es eines der meist eingesetzten Medikamente, bis es dann weltweit fast ganz verboten wurde. Inzwischen ist es in vielen Ländern wie England oder den Niederlanden, ja sogar einigen amerikanischen Bundesstaaten wieder als Arznei legal erhältlich. Tja, in Deutschland werden wir wohl weiter auf Cannabis als Medizin warten müssen. Katrin Schmidberger

anderswo cool-tour fun + action

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>> In dieser Ausgabe Ab sofort in jeden zweiten Monat, die super fette Plakataktion im Hanf Journal. In den Mittenseite des Journals findet ihr ab sofort auf einem hochwertigerem Papier zwei Plakat, rund ums kiffen. In jeder zweiten Ausgabe des Hanf Journals werdet ihr ab sofort solch eine Plakatseite finden. Sollten Hanf Journale irgendwo liegen bleiben, dann könnt ihr ja die Plakate herausnehmen und aufhängen.

Hanf Journal get´s global Nach dem wir schon mit der Berlinbeilage die erste Region im deutschsprachigem Raum erobert haben folgt nun die nächste: Österreich! Damit auch unsere Nachbarn etwas über ihre Drogenpolitik im Lande mitbekommen. Für den Rest der Nation gibt es ab sofort eine Zusammenstellung aller Regionalteile! Damit auch jeder mitbekommt, was wo wie kifft!


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