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Ausgabe Juni 2003

news

Same shit – different year

wirtschaft

Die Bundesregierung und ihr Jahresbericht zu Drogen- und Sucht Auch dieses Jahr erschien wieder der neue Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung. Wirklich viel verändert hat sich im Vergleich zum letzten Jahr nicht. In der Öffentlichkeit kommen am Ende nur die schlagkräftigen Zahlen an. Die Auswirkungen der derzeitigen Drogenpolitik werden jedoch nicht dokumentiert. Zwar behauptet das Gesundheitsministerium in einer Pressemitteilung vom 29.04.2003 folgendes: „Angebotsreduzierung und repressive Maßnahmen bilden deshalb eine unverzichtbare Säule einer ausgewogenen Drogen- und Suchtpolitik“. Auch stellt das Ministerium in seinem Papier fest, dass „Ohne chemische Vorläufersubstanzen (so genannte Grundstoffe) können Drogen nicht hergestellt werden.“ Auf Anfrage des Hanf Journals, ob es denn jemals im letzten Jahr eine Angebotsmangel auf dem deutschen Drogenmarkt gegeben hätte, konnte, selbst nach langer Recherche zweier Ministerien, keine Antwort gegeben werden. Und dabei wurde beispielsweise die beschlagnahmte Menge von Marihuana (Cannabiskraut) um 195% vergrößert, da 4.170 kg Marihuana in Bremerhaven/HB in einem Container aus Jamaika entdeckt wurden. So lange der Drogen- und Suchtbericht, das Innen- und das Gesundheitsministerium diese Frage nicht beantworten können, erscheint der Sinn und Zweck der Verfolgung und der Beschlagnahmungen immer noch dubios. Denn die Frage, die sich immer wieder aufdrängt ist, was all die teueren Polizeieinsätze, die Kosten der Gerichte und die Freiheitsberaubung einzelner Menschen überhaupt bewirken, oder ob es nur ein kleines Spielchen des Staates ist. Die weiteren Zahlen des Berichts waren fast zu erwarten. „Im Zusammenhang mit CANNABISHARZ (Haschisch) gingen im Vergleich zum Vorjahr die Anzahl der Fälle (-16%) und die

Sicherstellungsmenge (-17%) erneut deutlich zurück. Die Ursache hierfür ist in einer anders ausgerichteten polizeilichen Schwerpunktsetzung zu vermuten, nicht in einer vermeintlich nachlassenden Attraktivität von Cannabis für potenzielle Konsumenten.“ So der Drogen- und Suchtbericht 2003 zu den restlichen Bereichen der Hanfkriminalisierung. Wirklich erfreulich ist die Abnahme der Zahl der Drogentoten bei illegalen Drogen. 2002 erlagen 1.513 Menschen den Folgen eines falschen Drogengebrauchs bzw. den Folgen schlechter Qualität Ihrer Drogen. Natürlich waren auch weitere Drogen mit aufgelistet und so erfährt man durch den Drogenund Suchtbericht 2003, dass die beschlagnahmte Ecstasymenge zum Vorjahr um 30% zurück ging. Bei Heroin ging die Menge um 38% zurück, dies bedeutet, dass rund 520 kg Heroin beschlagnahmt wurde. Die Beschlagnahmung von Amphetaminen stieg um 38%, die von Kokain sogar um 66%. Der höchste Anstieg von sichergestellten illegalen Drogen verzeichnete 2002 Crack. Mit 7 beschlagnahmten Kilogramm verdreifachte sich die sichergestellte Menge. Dass die beschlagnahmten Drogen, nichts mit der wirklich vorhanden Menge zu tun haben und auch Anstiege bei den Beschlagnahmungen nicht mit mehr oder weniger Konsum dieser Droge einhergehen, bestreiten selbst die konservativsten Experten nicht. Das Verbot der Drogen und die polizeiliche Repression bleiben aber weiterhin bestehen. Den Sinn und Zweck konnte auch dieser Drogenbericht nicht liefern. Ist halt wie immer. Und wir vergessen mal wieder, wie böse die Drogen wirklich sind. Werner Graf

Was für die einen ein Traum ist, ist den anderen ein Dorn im Auge

Nun droht diesem weltweit einmaligen Wohn- und Lebensexperiment das Aus. Die rechtsgerichtete Regierung Dänemarks hat beschlossen, dass Christiania "normalisiert" werden soll. Als Erstes wurde bereits die so genannte Pusher-Street geräumt. Dabei ist gerade die Pusher-Street das Herz des Freistaates. An circa 25 bis 30 offenen Ständen wurden Haschisch und Cannabisprodukte in jeder Form und Farbe angeboten. Und das, obwohl Haschkonsum und Haschhandel in Dänemark genauso verboten sind wie in Deutschland. Alle Verkaufsstellen wurden nun geschlossen. Der Regierung reicht das aber nicht. Justizministerin Lene Espersen: "Es ist logisch, dass man die Situation nicht einfach stillschweigend akzeptieren kann. Christiania ist eine Stadt in der Stadt. Dort herrscht Gesetzlosigkeit. Weder die Bewohner noch die Haschhändler folgen den Gesetzen dieses Landes." Es sollen viele Gebäude abgerissen werden und neue Wohnungen für zahlungskräftige Käufer entstehen. So will man dann Christiania endgültig zum Erliegen bringen. Es begann 1971, als eine Gruppe von Hippies und Alternativen, nachdem das Militär die Jahrhunderte alte Stadtwallanlage verließ, die riesigen Kasernengebäude mit 34 Hektar großen Wiesen und Wäldern besetzte. Sie wollten einen Spielplatz für ihre Kinder im Viertel und ein bisschen Natur haben. Zudem erschien in der gleichen Zeit ein Artikel in der alternativen Zeitung „Hauptblatt“, der Vorschläge machte, was mit den Kasernen passieren soll. Diese Vorschläge mobilisierten Tausende aus Nah und Fern, die sich ein anderes Leben auf Basis von Gemeinschaft und Freiheit schaffen wollten. Hier sollten andere Regeln gelten als im restlichen Land. Hasch- und Steuerfreiheit genauso wie ein Verbot von Autos und Gewalt. Die Klassengesellschaft sollte ausgesperrt werden. Die Geschichte von Christiania ist bunt und lang - mit Massen von gerichtlichen und gesellschaftlichen Kämpfen hat Christiania sich bis heute gegen die Regierung durch setzen

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guerilla growing

Rettet Christiania Nach 32 Jahren will die dänische Regierung den Freistaat nun endgültig dicht machen. Seit 1971 scheiden sich in Dänemark die Geister, wenn es um den Freistaat Christiania geht.

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können. Die Christianiten, die Bewohner des Freistaates kontern nun mit Aktionen, Flugblättern und Unterschriftenaktionen. Lasst uns hoffen, dass sie es schaffen werden und der basisdemokratische Freistaat überlebt! Mehr Infos über Christiania gibt es auf www.christiania.org. Katrin Schmidberger

anderswo cool-tour regional fun + action

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>> In dieser Ausgabe Amtsrichter Andreas Müller im Interview Bernau wird zum Mecka der Cannabisfreunde. Der Amtsrichter Andreas Müller hält das Cannabisverbot für verfassungswidrig. Warum? Wieso? Weshalb? Das erfahrt ihr auf Seite 5

Grow on Katrin entdeckt neue Welten und ist dieses Mal nicht mal alleine. In dieser Ausgabe erwarten euch zwei Seiten growing (Seite 8). Erst wird Katrin von Dieben, Insekten und anderen Schädlingen besucht und dann besucht Katrin Grower aus der Kleinstadt, um ihre Sorgen und Probleme kennen zu lernen (Seite9).

Der Sommer naht – die Festivals schießen aus dem Boden Kaum kommt die Sonne raus, hat man schon wieder Lust auf Zelten, Musik, Gras und Faulenzen. Kurz gesagt, ein Festival ist angesagt. Wir stellen euch die coolsten Events in diesem Jahr schon mal vor. Alles auf Seite 12


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