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#22

Ausgabe Hanfparade 2003

AUSGABE 09/03

Kaum Glut im Nieselregen Gott ist ein Prohibitionist! Wie ist es sonst zu erklären, das inmitten eines wunderschönen Sommers genau ein Tag komplett von Nieselregen begleitet wird:. der 23. August, der Tag der Hanfparade. Deshalb und wahrscheinlich auch aufgrund der überpräsenten Polizei war die Stimmung zu Beginn der Hanfparade 2003 eher gedrückt. Anfangs war es nur sehr schwer möglich zurückgezogen eine Tüte oder Bong zu rauchen, da Polizisten und Zivilstreifen regelmäßig Patrouille liefen. 37 Festnahmen und 63 Anzeigen waren die Bilanz. Somit ging, glaubt man den Zahlen der Polizei, jeder 50. Teilnehmer mit einer Strafanzeige nach Hause. Ob mehr Suchbild: Wer ist hier zuviel? Repression nun eine rot-rote Taktik oder doch nur Folge der Karrierefixiertheit übereifriger Jungbeamter ist, wird sich wohl spätestens bei der Frage nach einem Abgabemodell von Cannabis in Berlin zeigen. Kontrolle gab es bisher immer. Doch es machte den Anschein, als seien sie dieses Jahr intensiver geworden. Vielleicht liegt es ja an der besseren Übersichtlichkeit der relativ wenigen Teilnehmer, aber es ist schon verwunderlich, dass sich die Zahl der verhängten Anzeigen im Vergleich zum letzten Jahr mehr als versiebenfacht hat. Auch die Polizei hat keine andere Erklärung dafür, denn ihr Aufgebot sei nicht vergrößert worden. Eine Aufhellung gab es dann doch noch, denn zumindest die Nutzhanfpflanzen von Bauer Nowotny gingen dieses Jahr straffrei aus. Eine Stellungnahme der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Frau Caspers-Merk, zum Verlauf der Hanfparade war leider nicht zu erhalten. Eine Stellungnahme wäre nach Meinung ihres Büros „dem Anlass nicht so angemessen“. Da hat sie Recht. Die Hanfparade hat wirklich nur ganz peripher mit Drogen zu tun. Die Stellungnahme der CDU zur Hanfparade kann auch nicht wirklich ernst genommen werden. Aussagen wie: „Die Hanfparaden sind nichts anderes als eine Werbeveranstaltung für ein gefährliches Produkt!“ zeugen eindeutig

Alles Knast(er) Das Drama um die Räuchermischung Knaster geht in eine weitere Runde

Schien es am Anfang nur eine bayrische Schnapsidee Knasterverkauf zu verbieten, so scheint sich diese nun über BadenWürttemberg auch in Berlin auszubreiten. Mehr als 20 Polizisten durchsuchten die Räume von „Grow In“ Berlin um dort Waren zu finden, die dieser offiziell handelt und für welche auch eine Verkehrsfähigkeitsbescheinigung vorliegt. Über 20 Beamte waren einen ganzen Arbeitstag im Einsatz und durchsuchten Büros, Großhandelslager und Privaträume der Geschäftsführer von „Grow In“. Und das nur, weil sie auf der Jagd nach „Knaster-Hanf“ – eine beliebte Räuchermischung von Zentauri – sind. Warum die Polizei wirklich gegen dieses Produkt vorgeht, ist derzeit noch fraglich, denn um es zu einem Rausch zu (miss-)brauchen, müssten drei Packungen der Räuchermischung innerhalb von drei Minuten geraucht werden. Ein wirklich unrealistisches Unterfangen. Für die Berliner Polizisten anscheinend nicht, Großstadtlungen scheinen wohl aufnahmefähiger zu sein. Den Unsinn der ganzen Aktion erkannten sogar eingesetzte Polizisten. „20 Beamte einen ganzen Tag einzusetzen, da hätten wir wirklich wichtigeres zu tun!“, so ein Beamter, „Das muss ein junger unerfahrener Staatsanwalt sein.“ Wie Recht er wohl hat. Denn aus dem Bundesland Saarland liegt schon des längeren eine Verkehrsfähigkeitsbescheinigung vor. In vielen Bundesländern wird seit Jahren „Knaster-Hanf“ verkauft und wurde bisher nur in Bayern (unter anderem bei „Rumpelstilzchen“ – „Hanf Journal“ berichtete) geahndet. Eine Begründung, wieso gleich zu einem solch abartigen Vorgehen wie einer Hausdurchsuchung gegriffen wurde, konnte uns von offizieller Seite bisher keiner wirklich beantworten. Bei Straftaten müsse die Staatsanwaltschaft halt einschreiten. Nur das es bisher keine Straftat war, berücksichtigen sie nicht. Knaster-Hanf wird auch in Zukunft noch viel Berichtsstoff bieten. Auch der Fall mit den 68 Hanfstauden des Deutschen Hanf Verbandes, der inhaltlich das selbe betrifft, ist noch lange nicht ausgestanden. Wir werden für euch weiter am Ball bleiben. Werner Graf

davon, dass man sich mit den Forderungen und Zielen der Hanfparade und mit den Folgen der Prohibition noch nie beschäftigt hat. Über die Teilnehmerzahlen kann man wohl wie jedes Jahr streiten. So war am Tag der Veranstaltung von offiziellen Seiten die Zahl 2.000 zu hören – es war jedoch klar, dass wohl selbst die Verkünder der Polizei an diese Zahl nicht glaubten. Die „Morgenpost“ druckte Sonntagmorgen die Zahl 5.000 ab. Die meisten anderen Schätzungen, die auch den Eindrükken des „Hanf Journal“ auf der Parade glichen, waren 10.000 Demonstranten. Der Verlauf der Parade war mal wieder sehr geschickt gewählt. Die bunten Paradewagen zogen über den Potsdamer bis zum Breitscheidplatz. Naturgemäß säumten deshalb auch wieder zahlreiche Passanten und Touristen die Straßenränder. So konnten wir unser Anliegen (und unser „Hanf Journal“) mal wieder zu denen bringen, die normalerweise eher weniger mit Drogen zu tun haben. Die trübe Stimmung wich, just als die Parade auf den Breitscheidplatz zumarschierte, die Sonne zu den Legalisierern durchbrach und die Polizei doch ein bisschen müder und frustrierter wurde. Dort angekommen wurde eine chillige Legalisierungsparty gefeiert. Gute Bands, skurrile Auftritte und viele witzige Aktionen versüßten das Rumhängen. Doch nicht nur Party, auch Politik war angesagt. Dutzende Redner, unter ihnen auch Hans-Christian Ströbele, MdB, Marco Kuhn (CannaTade.ch) und Georg Wurth (DHV), waren anwesend. Tibor Harrach von der LAG Drogen bei Bündnis 90/Die Grünen machte deutlich, wo es in Berlin hingehen soll: „Wir wollen, dass man in Zukunft Cannabisprodukte in Coffeeshops legal erwerben kann – und zwar bei qualifizierten Fachverkäufern – und die Heraufsetzung der Grenze für den Eigenbedarf auf 30 Gramm.“ Es hat mal wieder sehr viel Spaß gemacht auf der Hanfparade 2003. Bunte, kritische, lustige, ideenreiche, frustrierte, hochmotivierte und einfach nette Leute kämpften für ihr Recht auf Rausch und mehr Freiheit der eigenen Person. Ein volles Lob an die Veranstalter, die auch diese Hanfparade wieder einmal hervorragend gemeistert haben. Ach, übrigens: Klassische Hanfparaden-Fotomotive findet ihr dieses Jahr bei uns nicht, dafür aber unsere exklusive FotoKiff-Story mit dem kleinen Joint. Die gibt’s auf Seite 11. Martin Schwarzbeck / Werner Graf

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In dieser Ausgabe news

s.02

wirtschaft

s.08

guerilla growing

s.09

cool-tour

s.11

regional*

s.15

anderswo

s.18

fun+action

s.19

Prävention Fast jeder Kiffer bekommt einen Schrecken, wenn ihn jemand „präventieren“ will. Frederik Luhmer stellt auf den Seiten 6 und 7 sinnvolle Wege der Drogenprävention vor. Denn Prävention muss auch von unserer Seite betrieben werden. Die Freiheit ist ein junger Mann Endlich ist es soweit. Das „Hanf Journal“ schickt seine eigene Korrespondentin auf Reisen. Na gut, fast, Claudia Greslehner wollte ja so oder so reisen, jetzt wird sie uns aber immer davon berichten. Beginnen tut all dies natürlich mit der Vorfreude auf Seite 18. Mud-Brains Endlich ist es soweit, das „Hanf Journal“-Comic ist da. Auf der letzten Seite findet ihr ab sofort immer ein cooles KifferComic. Und das auch noch bunt und in Farbe. Dieter Beck wird euch ab sofort jedes Mal mit seinen drei Kiffern überraschen. Auf dass das „Hanf Journal“ noch breiter wird. Seite 22 *Unter der Rubrik „regional“ ab Seite 13 befinden sich, je nach Region, die Ausgaben "Austria", "Berlin", "Pot" und "Überregional"

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