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Gen-Gras für alle! Cannabisgegner zeigen Kreativität Hin und wieder erreichen unsere Redaktion echt skurrile Meldungen. Die schrägste aus diesem Monat: „Kiffernews: Gen-Gras der Renner“. So titelte die „taz“ am 11.03.2004 auf Seite zwei. Und da uns das einfach keine Ruhe gelassen hat, dass wir derart wichtige Entwicklungen verpennt haben (und außerdem dieses phänomenale GenGras unbedingt mal probieren wollten), haben wir gleich mal weiterrecherchiert.
Ausgabe Hanfparade 2003
AUSGABE 04/04
habe. Das erscheint uns etwas fragwürdig, denn schließlich sind wir bisher davon ausgegangen, dass echtes Cannabis circa 100 Prozent Cannabis enthält. Logisch, oder? Und selbst wenn wir so nachgiebig sind und diesen kleine Versprecher verzeihen, den übrigens selbst die „taz“ ungehemmt nachgeplappert hat, bleiben noch einige Fragen offen. Gemeint war vermutlich der THC-Gehalt. Und die Steigerung ebendieses von circa sechs auf circa 20 Prozent ist das Ergebnis jahrelanger selektiver Züchtungen. Ein THC Gehalt von sechs Prozent war vielleicht in den Siebzigern noch aktuell, lockt jedoch heute keine Sau mehr hinter dem Ofen hervor. Das gibt auch ebendiese Agenturmeldung zu, indem sie einräumt, dass der hohe THC-Wert seit einigen Jahren durch spezielle Züchtungen entstanden sei, ob dabei nun wirklich Gentechnik im Spiel ist, bliebe offen.
Und siehe da, die „taz“ war nicht die einzige die von dieser Entwicklung Wind gekriegt hat. Yahoo, die Rheinische Post und selbst der österreichische Standart titelten verblüffend ähnlich. Anlass war wohl eine Pressekonferenz des Zolls, bei der ein größerer Fund vorgestellt wurde, der wohl angeblich aus diesem mysteriösen Gen-Gras bestand. Diese Meldung wurde dann von den Presseagenturen weiterverbreitet und von so manchem Medium gewohnt unkritisch übernommen. Aber was hat es denn nun wirklich auf sich mit diesem GenGras, von dem derzeit alle Welt redet? Also: Grundsätzlich unterscheidet es sich, zumindest laut dem Zolloberamtsrat, der die Funde vorstellte, von normalem Marihuana dadurch, dass es einen Cannabis-Gehalt von 20 statt bisher sechs Prozent
Regierung bestellt kein Gras mehr! Geringe Nachfrage für medizinisches Cannabis in den Niederlanden Noch vor kurzen haben wir berichtet, dass die Niederlande nun als erstes Land überhaupt Cannabis als Medizin anerkannt hat. Nun scheint es aber so, dass die geringe Nachfrage von Konsumenten das Projekt gefährdet. Hersteller und Händler scheinen gerade in den billigeren Coffee Shops eine unschlagbare Konkurrenz zu finden. Tausende von Patienten, die unter Multipler Sklerose, Krebs, Morbus Crohn oder Aids leiden, sollte geholfen werden. Zumindest war das der Plan der holländischen Regierung und deshalb erlaubten sie erstmalig Cannabis in der Apotheke anzubieten. Deshalb bekamen auch zwei Betreiber im vergangenen September eine Lizenz Cannabis auch in größeren Mengen anzubauen. Nun, rund ein halbes Jahr später sieht die erste Zwischenbilanz sehr mager aus. Bas Kuik vom Gesundheitsministerium in Den Haag räumt sogar ein, dass die „Nachfrage die Erwartungen bisher nicht erfüllt“ hat. Die Regierung hat noch im September mit rund 8.000 Patienten gerechnet, die auf das legale Gras zugreifen würden. Bisher sind aber nur rund 1.000 Personen mit Cannabis-Rezepten in die Apotheken gekommen. Für die beiden Produzenten ist dies existenzgefährdend. „Uns steht das Wasser bis zum Hals. Wir halten so nicht mehr lange durch“ berichtete Tjalling Erkelens. Sein Betrieb im nordniederländischen Veendam hat bisher etwa 100 Kilogramm Cannabis geliefert. Rentieren würde sich der Anbau aber erst ab Mengen von mindestens drei Mal so viel. Und seit über zwei Monaten hat der Staat nun schon keinen Nachschub mehr geordert. Die größte Konkurrenz des medizinischen Hanfes liegt einerseits in den Coffee Shops, die Cannabis zu weit geringeren Preisen verkaufen. Fünf Gramm des medizinischen Cannabis kosten in der Apotheke 44 bis 50 Euro, im Shop nur zehn. Und dann wird auch nicht von allen Krankenkassen das Weed erstattet, was noch mehr Menschen in die Coffee Shops treibt. Die holländische Regierung denkt aber derzeit nicht daran an der Preispolitik etwas zu ändern. Sie wirbt wie viele Mediziner lieber weiter für die Qualität des Apotheken-Grases, denn nur die staatlichen Kontrollen garantieren, dass das Cannabis frei von Schimmel, Bakterien, Schwermetallen und Pestiziden ist und einen konstanten Wirkstoffgehalt aufweise. Wie es nun in den Niederlande weitergeht ist derzeit noch offen. Die Hersteller hoffen, dass die Patienten bald erkennen, welch qualitativer Vorteil im Apotheken-Gras liegt und die Konsumenten hoffen, dass dieses bald billiger wird. Wir bleiben für euch also am Ball. Werner Graf
Na und warum d a n n t ro t z d e m diese reißerischen Überschriften? Hier hat wohl die Gier nach Aufmerksamkeit den Fight gegen die Objektivität ganz klar gewonnen. Das wird umso eindeutiger wenn man Sätze liest wie: „Viele Heroin-Dealer würden mittlerweile auf den Vertrieb der neuen Züchtungen setzen.“ Das sieht doch ganz klar mal nach einer superplumpen Hetzkampagne aus, denn dieser Satz legt doch nahe, dass das neue Killergras ähnlich stark wie Heroin ist – so ein Schwachsinn! Und dieser neue Versuch unser Lieblingskraut zu verteufeln (der übrigens unter ähnlichem Wortlaut als „heutiges Gras 20mal stärker als früher“ erst vor kurzer Zeit durch die Medien geisterte), hat auch schon prominente Unterstützer gefunden: Marion Caspers-Merk, die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, warnt davor das Thema zu verharmlosen, denn: „Der Stoff selbst ist härter, die Konsummuster der Jugendlichen werden es auch.“ Als Konsument sollte man sich von so einem Kram nicht beeindrucken lassen. Denn selbst wenn das Gras plötzlich einer wahren Wirkstoffexplosion unterlegen wäre, könnten wir uns doch nur drüber freuen. Wir wollen doch gutes Gras! Und gesünder ist es zudem auch noch, mit weniger Rauch die gleiche Menge Wirkstoff aufnehmen zu können. Aber wie gesagt, wir haben von dieser Qualitätsverbesserung noch nichts mitgekriegt. Und glaubt uns, wir wären die ersten . . . Martin Schwarzbeck
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>> In dieser Ausgabe . . . treffen wir Körmit Ihr liebt ihn, ihr wählt ihn, ihr wollt ihn als Bundeskanzler. Und wir, ja wir haben uns mit ihm getroffen und über seine Ziele, Ideen und Visionen geredet. Ja, Körmit der Frosch gab uns ein Interview und ihr glaubt nicht wie liberal so ein Frosch sein kann.
05 . . . war Werner wieder unterwegs Die Messen überschlagen sich und Werner ist mal wieder mittendrin statt nur dabei. Auf der CannaTrade.ch in Bern hat unser Chefredakteur mal wieder viel gekifft, gefressen und gelabert. Dies alles und noch viel viel mehr erzählt er aber am besten gleich selbst.
07 . . . werden wir klüger
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Zwar war das Hanf Journal schon immer ein Garant dafür nicht dumm zu sterben, jetzt wird es aber auch noch wissenschaftlich. Endlich haben auch wir einen Doktor, der für uns schreibt. Und dann ist es auch noch so ein bekannter. Dr. med. Franjo Grothenhermen schreibt ab sofort alles wissenswerte über Cannabis. Dieses mal zu der Frage: Warum träumen Kiffer so wenig?
*Unter der Rubrik „regional“ ab Seite 15 befinden sich, je nach Region, die Ausgaben "Austria", "Berlin", "Pot", "SeedWest"und "Überregional"
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