39-0412hajo

Page 1

Hanf Journal unabhängig, überparteilich, legal

#39 06

AUSGABE 12/04

Julia Bonk im Interview Die neue, junge und hübsche PDS-Landtagsabgeordnete Julia Bonk (18 Jahre) ist nicht nur für „schöner leben ohne Nazis“ sondern auch für ein schöneres Leben mit Drogen. Im Interview erklärt sie uns warum sie für eine Legalisierung von allen Drogen ist. Seite 06

news s.02

guerilla growing s.07

anderswo s.10

10

wirtschaft s.11

Kostenlos

Repressives Schweden Das die nordischen Länder Europas eine sehr ineffektive Drogenpolitik praktizieren ist den meisten Hanf Journal Lesern bereits bewusst. Wie verheerend die Auswirkungen wirklich sind dagegen nur den wenigsten. Kevin Zaar, schwedischer Exil-Legalisierer schreibt über die bittere Wahrheit auf . . . Seite 10 cool-tour s.12

fun+action s.14

DopePolution Neben den ökonomischen Verlusten konnte Georg Wurth auch von den ökologischen Schäden durch die Drogenprohibition berichten. So fallen beispielsweise „bei der Produktion von einen Kilo Ecstasy mehrere Liter Lösungsmittel, mehrere Liter stark ätzende Säuren und Laugen und einige Gramm Quecksilberchlorid an“. Diese Stoffe sind zum Teil stark giftig, brennbar, ätzend, wassergefährdend, krebserregend und

www.hanfjournal.de

In Belgien ist ab sofort wieder der Besitz egal welcher Menge Cannabis illegal. Die Annullierung des noch nicht einmal zwei Jahre alten Cannabis-Reformgesetzes wirft Belgien drogenpolitisch auf den Stand von 1921 zurück. Die gefährlichste Nebenwirkung bleibt das Verbot

Die von den Organisationen akzept e.V., Republikanische Anwältinnen und Anwälte e.V. (RAV), den Akzeptierenden Eltern und der Deutschen Gesellschaft für Suchtmedizin (DGS) durchgeführte Veranstaltung machte eines deutlich: Wenn es um Drogen geht, wird meist die schlimmste Nebenwirkung vergessen. Oder vielleicht müsste auch „verschwiegen“ gesagt werden, denn nicht nur, dass keine Befürworter eines Drogenverbotes gewonnen werden konnten, nein, auch das Willy-Brandt-Haus stellte zwei Stunden nach einer einladenden Presseerklärung von akzept fest, dass der Raum aus technischen Gründen leider nicht benutzt werden könne. Zwar betonte ein Sprecher der SPD-Parteizentrale, dass es keinen Zusammenhang zwischen der Ausladung und der Presseerklärung gegeben hätte, jedoch konnte dies nur bedingt überzeugen. Viele Teilnehmer waren und sind nach wie vor der Ansicht, dass die SPD ganz bewusst eine solche Diskussion nicht wollte und deshalb technische Gründe vorgeschoben hat.

Der Berliner Rechtsanwalt Hannes Honecker brachte die Drogenlogik vieler Menschen auf den Punkt: „Drogen sind verboten, weil sie gefährlich sind. Drogen sind gefährlich, weil sie verboten sind.“ Ein Teufelskreislauf, da die meisten diese Logik als gottgegeben ansehen und nicht weiter nachfragen.

Götz Widmann, der bekannte Liedermacher aus Bonn erklärt in dieser Ausgabe warum er sich immer gerne mal wieder abschießt und bezieht einmal Stellung zur Legalisierungsbewegung. Und ob er wirklich auch schon mal tagelang nüchtern war erfahrt ihr auf . . . Seite 13

Belgien annulliert Cannabis-Reformgesetz

Tödliche Prohibition

Schiefer Turm von Pisa Prof. Scheerer verglich das Verbot von Drogen mit dem Schiefen Turm von Pisa. Würde dieser Turm wieder gerade stehen, würden keine Touristen mehr kommen, würde er komplett umfallen, auch. Beim Drogenverbot ist es dasselbe, würde es funktionieren (also den Konsum verhindern) würden Tausende von Forschern, Polizisten und Lobbyisten ihren Job verlieren, würde es wegfallen (also würde es eine Legalisierung geben), auch. In seinem Vortrag verglich er Drogenkonsum mit Extremsportarten, die meist gefährlicher, jedoch nicht verboten sind. Alle drei Referenten wiesen in ihrem Vortrag auf weitere „Kollateralschäden“, wie das fehlende DrugChecking, die gesteigerte Hepatitis C-Infektionsrate bei Drogen-Usern, die soziale Ausgrenzung von Konsumenten oder den fatalen Glauben an den frühen Tod durch Drogen, hin.

Schieß mich ab

Schritt zurück

Immer häufiger melden sich derzeit Stimmen zu Wort, die vor allen die negativen Auswirkungen des Drogenverbots betonen. Auf der Fachtagung „Drogenprohibition: unwirksam, teuer und schädlich?“ von verschiedenen Veranstaltern nahmen renommierte Wissenschaftler, Ärzte, Rechtsanwälte und Lobbyisten dazu Stellung und skizzierten ein schockierendes Bild.

Die Schäden überwiegen Bei der Diskussion selbst waren sich alle Experten einig, dass das Verbot mehr schadet als nutzt. Prof. Quensel führte in seinem Vortrag aus, dass alleine wegen Cannabis über 150.000 Personen angezeigt wurden. 150.000 Personen, die wegen dem Besitz geringer Mengen vielleicht ihren Arbeitsplatz oder den Führerschein verloren haben. In vergleichenden Studien zwischen den Städten Amsterdam, Los Angeles und Bremen konnte er herausfinden, dass die Verfolgung und der Repressionsdruck keinen Einfluss auf die Konsumgewohnheiten der Bevölkerung hatten. Vielmehr hängt der Konsum von Drogen von allgemeinen gesellschaftlichen Faktoren ab, die sich nicht durch das Gesetz beeinflussen lassen. Georg Wurth, der Vertreter des Deutschen Hanf Verbandes (DHV) machte in seinem Vortrag erneut auf die hohen ökonomischen Verluste durch das Drogenverbot aufmerksam. (Hanf Journal berichtete) Zwar sind diese, wie Prof. Scheerer zu bedenken gab, kein Grund für eine Legalisierung, da sie, wenn die Prohibition funktionieren würde vielleicht gerechtfertigt wären. Wenn man jedoch erkennt, wie sinnlos und schädlich das Drogenverbot wirklich ist, stellt man sich schon die Frage, ob man dafür wirklich Milliarden von Euros ausgeben will.

13

Am 27.3.2003 beschloss der belgische Senat, nach über zwei Jahren Vorbereitungszeit ein wegweisendes Cannabis-Reformgesetz. Der Besitz von fünf Gramm oder einer Hanfpflanze wurde straffrei gestellt und kam nach Vorgabe dieses Gesetzes nicht einmal mehr zur Anzeige. Ausnahmen waren nur legitim, wenn die mit dem Weed oder der Pflanze angetroffene Person in der Öffentlichkeit oder vor Minderjährigen konsumiert hat oder einen problematischen Konsum betreibt (sich sozusagen nicht mehr im Griff hat). Bereits im Januar 2001 hatte die belgische Regierung ein königliches Dekret erlassen, dass den Staatsanwälten vorschrieb, Menschen nicht wegen Besitzes einer Eigenbedarfsmenge von Cannabis zu verfolgen. Allerdings enthielt dieses Dekret keine Angabe, wie viel Cannabis als Eigenbedarf angesehen wird.

mutagen und gelangen meistens in die Umwelt, also Atmosphäre, Kanalisation oder Boden, da sie nicht öffentlich entsorgt werden können, da die Produktion und damit auch die Entsorgung des Mülls geheim verlaufen muss. Die Veranstaltung war ein großer Erfolg und machte eines deutlich: Es gibt keine Rechtfertigung mehr für die derzeitige Drogenpolitik. Sie setzt alle Konsumenten einem hohen Risiko aus, ohne auch nur eine Person damit zu schützen. Werner Graf

Das belgische Cannbis-Reformgesetz, welches für seine Fortschrittlichkeit gerade in Bezug auf den Anbau international Anerkennung fand, wurde jetzt vom belgischen Staatsrat annulliert. Damit gilt wieder die alte Gesetzgebung von 1921, nach der der Besitz in jedem Fall eine Straftat darstellt. Der Staatsrat begründete seine Entscheidung mit der Ungenauigkeit der in dem Gesetz enthaltenen Formulierungen. Wann Konsum und Besitz für die Öffentlichkeit schädlich oder für den Konsumenten problematisch seien, könne nicht genau gesagt werden. Das ergebe eine unzulässige Rechtsunsicherheit. Bleibt nur zu hoffen, dass das Gesetz möglichst bald in überarbeiteter Fassung wieder in Kraft tritt. Martin Schwarzbeck mehr zum Thema: Werner schreibt über das Cannabis-Reformgesetz von 2003 http://www.hanfjournal.de/news/artikel-maerz-03-s4-a2.php


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.
39-0412hajo by Hanf Journal - Issuu