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unabhängig, überparteilich, legal

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Ausgabe 06/06

Am 5. August ist es wieder soweit. Die 10. Hanfparade steht unter dem Motto „Legalisierung Jetzt! Umdenken statt Milliarden verschenken!“ und wird nach einer Auftaktveranstaltung auf dem Alexanderplatz zum Brandenburger Tor führen. Mehr Seite 8 news s. 02

guerilla growing s. 04

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wirtschaft s. 07

Abgefahren: Immer mehr BürgerInnen haben aufgrund ihres gelegentlichen Hanfkonsums Probleme mit der Führerscheinstelle. Uns haben im Laufe der letzten Monate viele verzweifelte Hilferufe erreicht. Aber auch einige Ideen zum Umgang mit Drogentests, über die wir Euch im Eckthema informieren wollen. Ist natürlich rein hypothetisch und nicht immer ganz ernst gemeint, selbstverständlich wollen wir niemanden dazu aufrufen, beim Drugscreening zu schummeln.

Wird in geschlossenen Räumen mit Entladungslampen gegrowed, so ist eine Abluftanlage zusätzlich zu den Ventilatoren in den meisten Fällen unverzichtbar.Die Ventilatoren mischen die vorhandene Luft zwar, aber sie tauschen die Luft nicht aus... Mehr Seite 5 cool-tour s. 08

www.hanfjournal.de

fun+action s. 10

Drogensuchtbericht 2006 veröffentlichtEin Rechen(bei)spiel

von Michael Knodt

Michael Knodt

Vielleicht ist die Ursache des leicht gesunkenen Einstiegsalters gar nicht das Teufelskraut Hanf, sondern nur ein Teil einer schleichenden Veränderung in unserer Gesellschaft, die die Regierenden einfach nicht wahr haben wollen. Denn, werden die Zahlen auch gerne anders interpretiert, nicht die Jugend kifft immer mehr, sondern die Generation der 20- bis 50-Jährigen. Genau hier findet der signifikante Anstieg der Konsumentenzahlen statt. Nur redet darüber keiner laut. Und wenn immer mehr Mütter und Väter Hanf konsumieren, ist es nicht verwunderlich, dass deren Kinder schon etwas früher als vor 20 Jahren erste Erfahrungen mit der Droge machen. Damals lag das durchschnittliche Erstkonsumalter mit 17 Jahren nur unwesentlich höher, bei Alkohol, der Volksdroge Nummer eins, ändert sich seit 20 Jahren nix. Aber anscheinend ist das mit den zwölf Jahren gar nicht so dramatisch, ansonsten hätte Frau Bätzing hier den gleichen Handlungsbedarf einfordern müssen wie bei Hanf-Produkten. Hat sie aber nicht. Wird einmal ein 13-Jähriger mit einem Joint erwischt, ist das immer eine Meldung wert. Ich hätte mich übrigens gefreut, wenn mich mein Vater im Alter von 16,4 Jahren über den Umgang mit Hanf aufgeklärt hätte. Meine ersten Erfahrungen mit 17,5 Jahren

beim lokalen Dorfdealer hatten damals schlimme Folgen, die den Rahmen dieses Kommentars sprengen würden. Die Zahlen sprechen für sich, die notwendigen Konsequenzen, nämlich die Millionen mündiger Cannabis-KonsumentInnen aus der Illegalität zu holen und die Grasdealer das ohnehin leere Steuersäckel füllen zu lassen, wird nicht gezogen, lieber werden Zahlenspielereien betrieben, deren Höhepunkt noch auf uns zukommt: die Veröffentlichung einer Oktoberfest 17.09.2005, 8 Uhr 38, Schlange stehen vor dem Anstichzelt (Schottenhamel). neuen Studie unseres Millenium- Münchener Die Zapfhähne sind zwar noch fest verschlossen, jedoch sind die ausgetrockneten Kehlen hunderter Anslingers, Prof. Thomasius, Jugendlicher zwischen 16 und 30 Jahren in froher Erwartung weit aufgerissen.... deren Vergabe alleine schon so bild der Verantwortlichen passen, deshalb skandalös war, dass selbst die Fraktion der musste eine her, die passt. Grünen im Bundestag dagegen protestierte. In dieser Studie wird wohl wieder all das Einen Ansatz zum Dialog seitens des Staastehen, was zur Fortführung der momentes zeigt sich beim Umgang mit Herointanen Drogenpolitik beiträgt, inklusive der Abhängigen, das „Kölner Modell“ (HeroLügen über angeblich hochprozentiges inabgabe an Schwerstabhängige) soll fortGen-Gras und eines hohen Gefährdungsgesetzt werden, hier würde es unsere Dropotenzials der Jugend bei einer kontrolliergenbeauftragte sogar auf einen Dissens mit ten Abgabe. der CDU ankommen lassen. Das ist löblich, wir Hanf-KonsumentInnen Ergo dient der Drogensuchtbericht 2006 würden uns auch endlich eine so sachliche wieder mal denjenigen Institutionen und Argumentationsebene für das Anliegen Verbänden, die ein Umdenken in der Drovon Millionen BürgerInnen wünschen. genpolitik kategorisch ablehnen. Und sogar Danach sieht es in dem von der Bundesrewie im oben erwähnten Fall Geld mit der gierung vorgestellten Papier (wieder mal) Erhaltung des Status quo verdienen, indem nicht aus, deshalb wird auch dieser Drosie teure, in Fachkreisen sehr umstrittene gensuchtbericht als Staubfänger neben all wissenschaftliche Studien erstellen, deren den anderen in unseren Regalen enden. Ergebnis von vorneherein festzustehen scheint. Mehr zum Thema: Übrigens wurde genau zu dem von Thowww.bmg.bund.de/cln_041/nn_604240/Shar masius bearbeiteten Thema zum Ende der edDocs/Publikationen/Drogen-undÄra Kohl schon mal eine Studie in Auftrag Sucht/dsb2006.html, gegeben, durchgeführt von Prof. Dieter http://ipg.psychologie.fuKleiber. Deren Ergebnisse wollten damals berlin.de/projekte/cannabis.html und wollen heute so gar nicht ins das Welt-

Schweiz:

Coffeeshops in der Hauptstadt? Michael Knodt Das Berner Stadtparlament hat ein Pilotprojekt zum kontrollierten Hanfverkauf unter strengen Jugendschutzauflagen beschlossen. Gegen den Willen der konservativen Opposition wollen die Stadtmütter- und Väter der Bundeshauptstadt die Kriminalisierung der Konsumenten nicht länger dulden. Dieser Vorstoß auf kommunaler Ebene widerspricht (leider noch) den Bundesgesetzen, wonach der Handel mit Hanf unter das Betäubungsmittelgesetz fällt. Die Stadt muss nun juristisch prüfen lassen, wie sich die Stadt Bern an einem Pilotversuch zum kontrollierten Verkauf von Cannabis beteiligen kann. „Der Gemeinderat muss nun in diesem Gesetz ein Schlupfloch suchen, damit es möglich wird, ein solches Pilotprojekt zu starten“, so die Grünen Abgeordnete Karin Gasser, die zusammen mit zwei anderen Fraktionsmitgliedern die Initiative einreichte. Eine Ausnahmeregelung der Schweizer Gesundheitsbehörden wäre der einfachste Weg, eine legale Grundlage zu schaffen, die Chancen hierfür stehen jedoch schlecht. Auf Vorwürfe, der Vorstoß sei eine Einmischung in die eidgenössische Bundespolitik, entgegnete die zuständige Gemeinderätin Olibet „Die Städte sind vom Drogenproblem direkt betroffen.... Viele Angebote der aktuellen Drogenpolitik sind dank der Initiative der Städte entstanden.“ Wahrscheinlich wäre es den ProhibitionistInnen in unserem Nachbarland lieber, die Kommunen würden sich darauf beschränken, die fatalen Auswirkungen einer repressiven Drogenpolitik zu entschärfen.

foto: marker06

Die Zahl der erwachsenen KifferInnen steigt und steigt. Andere Drogen, mit Ausnahme von Speed, sind nicht mehr so angesagt. Ob das durchschnittliche Erstkonsumalteralter bei CannabisProdukten von 16,4 Jahren wirklich so dramatisch zu bewerten ist, wie das unsere Drogenbeauftragte Sabine Bätzing (SPD) tut, sei dahingestellt, nur so viel: Den ersten Schluck der Droge Alkohol gibt es durchschnittlich mit zwölf Jahren, die erste Zigarette mit 14, der erste Vollrausch ist mit 15 an der Reihe.

Mal was Nettes am Rande ... Fast täglich erreichen uns aus dem tiefen Süden unseres Landes schlechte Nachrichten, deshalb haben wir uns am 16. Mai die Augen reiben müssen, als wir folgende Meldung erhielten: „Aids-Kranker darf Haschisch besitzen“ Zwar wusste unsere Redaktion von der anberaumten Verhandlung gegen den Familienvater aus Bayern, das Urteil überraschte jedoch nicht nur uns. Der Hintergrund: Der HIV-positive Robert G. (45, Name von der Redaktion geändert) wurde vor einem Jahr in erster Instanz vom Amtsgericht Wolfratshauen zu einer Geldstrafe von 1.350 Euro verurteilt, nachdem die Polizei bei ihm im Rahmen einer Hausdurchsuchung zehn Gramm Hanfblüten, fünfeinhalb Gramm Blütenharz und acht psilocybinhaltige Pilze gefunden hatte. G. hatte damals schon angegeben, die Hanf-Produkte zur Linderung seiner Krankheitssymptome zu benötigen. In der Berufungsverhandlung konnte der Richter der Argumentation der Verteidigung folgen, das Verfahren wurde mit Zustimmung der Staatsanwaltschaft eingestellt. Der Angeklagte wurde lediglich aufgrund des Besitzes der Pilze zu einer Geldstrafe in Höhe von 600 Euro verurteilt, für den Besitz von Hasch und Gras wurde er nicht bestraft. Das Urteil ist seit dem 22.05.2006 rechtskräftig. „Damit hat erstmals in Bayern ein Gericht anerkannt, dass jemand Cannabis aus medizinischen Gründen braucht“ so der 45-Jährige. Seine Anwältin wertet das Urteil als Erfolg: „In Bayern ist es schon etwas Besonderes, wenn ein Gericht bei solchen Mengen Haschisch und Marihuana sagt, wir stellen das Verfahren ein.", sie warnt aber davor, von einem Präzedenzfall zu sprechen, es handele sich hierbei um eine Einzelfallentscheidung. Jetzt plant Robert G. eine Klage gegen die Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, deren Praxis, alle Anträge kategorisch abzulehnen, erst kürzlich vom Bundeserwaltungsgericht in Leipzig gerügt wurde. Die Richter forderten die Behörde auf, im Falle einer Ablehnung diese genau zu begründen und stellten fest, dass die Erteilung einer Ausnahmegenehmigung im Einzelfall im öffentlichen Interesse liegen könne. Die Chancen, Cannabis als Medizin zu legalisieren waren noch nie so gut wie nach dem Leipziger Richterspruch im letzten Jahr und steigen (hoffentlich stetig) mit der Zahl der Antragsteller. Es wird bei begründeten Fällen sehr schwierig sein, einen Bedarf zu leugnen, denn auch Dronabinol kommt laut der Bundesrichter als Alternative nicht ohne weiteres in Betracht, da die Verfügbarkeit nicht immer gewährleist sei. Außerdem sei „das individuelle Empfinden“ bei der Symptomlinderung ausschlaggebend. Wie aus Erfahrungsberichten bekannt wirkt Dronabinol oft nicht so gut wie natürliche Hanf-Blüten. Zwar sei der Weg bis zur Einstellung des Verfahrens sehr anstrengend und nervenzehrend gewesen, aber nun die fühlt sich Robert G. in seinen Bemühungen bestärkt, irgendwann einmal Hanf-Blüten besitzen zu dürfen, die ihm niemand mehr mit staatlicher Einwilligung klauen darf. Denn das kann ihm trotz der positiven Zeichen von Justitia immer noch jeden Tag passieren. Nicht nur in Bayern. Mehr zum Thema: www.cannabis-med.org/german/ w w w. c a n n a b i s - m e d . o r g / g e r m a n / b v e r w g . p d f


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