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unabhängig, überparteilich, legal

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Ausgabe 07/06

Wie und warum Cannabis nach schweren Operationen helfen sein kann, die Nach- und Nebenwirkungen einer Vollnarkose zu lindern könnt Ihr aus Seite 3 lesen. news s. 02

guerilla growing s. 04

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Der Sommer ist endlich da, und Roly liefert euch dazu den passenden Soundtrack. Fachkompetenz und Humor – immer wieder eine gefährliche Kombination, die dieses Mal mit einem gepflegten Sonnenstich auf den Seiten 8 und 9 gemeistert wurde.

wirtschaft s. 07

cool-tour s. 08

fun+action s. 10

GEKAUFT, VERRATEN UND VERFOLGT - Jagdsaison auf Klein(st)gärtner eröffnet

KIMO In den letzten Monaten haben wir mehrmals über Hausdurchsuchungen in verschienen Teilen unseres Landes aufgrund von Hanf-Samen-Bestellungen aus Österreich berichtet. Mittlerweile hat das Ganze leider bedenkliche, fast schon groteske Ausmaße angenommen. Alleine in Mecklenburg-Vorpommern verweist die Polizei stolz auf 34 Hausdurchsuchungen (Stand: Juni 2006) mit einer Gesamtausbeute von 50 Pflanzen (macht die beachtliche Menge von 1,3 Pflanzen pro Hausdurchsuchung) in diesen Zusammenhang. Da dies das einzige Bundesland ohne definierte geringe Menge ist und die dortigen Behörden in Sachen Strafverfolgung von Hanf-KonsumentInnen den Bayern um nichts nachstehen, illu: marker sprechen wir den Betroffen unser herzliches Beileid aus. Auch die Seite der „seed.firma.cc“ ist momentan stillgelegt. Offiziell ist nichts zu erfahren, wie wir aus gut unterrichteten Kreisen erfahren haben, gibt es auch hier Ärger mit der Polizei. Ob auch hier Kundendaten beschlagnahmt wurden, war nicht in Erfahrung zu bringen. Trotzdem würden wir, wären wir Kunden dieses Versenders, uns genau an die der Bestellung vorausgegangene Unterlassungserklärung halten oder gegebenenfalls andere Konsequenzen ziehen. Tatsächlich werden hier mit großem Ermittlungsaufwand ausschließlich kleine Grower und Growerinnen kriminalisiert, das beweisen die Mengen der beschlagnahmten Hanfpflanzen und -produkte bei den Durchsuchungen. Auch bestellen Professionelle Züchter mit Sicherheit keine Samen über das Internet. Der Vorwand, die ganze Aktion diene der Bekämpfung der organisierten Rauschgiftkriminalität , entpuppt sich bei genauem Hinsehen als Farce, der eigentliche Beweggrund ist offensichtlich: Die Szene soll aufgeschreckt werden, anscheinend hat unsere Staatsmacht Angst davor, dass mafiöse Strukturen auf dem Schwarzmarkt aufgebrochen werden, indem sich immer mehr Menschen ihr Gras zum Eigenbedarf zu Hause züchten. „Schon bei Anhaltspunkten auf kleine Mengen werden die Ermittlungen greifen. Drogendelikte jeglicher Art sind kein Kavaliersdelikt!“, so der Direktor des Landeskriminalamtes Mecklenburg–Vorp o m m e r n , I n g m a r We i t e m e i e r. Zwar sieht das höchste deutsche Gericht die Sache ein bisschen anders, der Besitz kleinerer Mengen zum Eigenbedarf sollte nämlich genau das sein, ein

„Kavaliersdelikt“. Und nicht, wie Herr Weitenmeier meint, Anlass zur Strafverfolgung geben. Dass das Karlsruher Urteil von vielen Bundesländern gar nicht oder nur unzureichend umgesetzt wird, ist nicht erst seit der Veröffentlichung der Max-PlanckStudie bekannt (Hanf Journal 04/2006), stört aber wohl keinen. Wohl auch deshalb hat unsere Staatsgewalt kein Problem damit, die Hatz auf die KonsumentInnen fortzusetzen und dies auch noch öffentlich anzukündigen. Ist es nicht eigentlich unglaublich, dass ein Naturprodukt, das in vielen EUNachbarländern legal gehandelt werden darf und bei uns bis 1997 komplett legal war, noch nicht einmal zehn Jahre später Anlass gibt, BürgerInnen auszuforschen, ihre Kontobewegungen zu verfolgen und ihre Post zu kontrollieren? Wo bitte schön sind die Opfer, die all das notwendig machen? Ihr Ziel, die Kleinstgärtner zu verunsichern und in den einschlägigen Foren Paranoia zu verbreiten, haben die Drogenermittler bereits erreicht, fragt sich nur, was sie sich weiterhin davon verspre-

chen. Vielleicht blicken sie neidisch auf ihre niederländischen Kollegen und hoffen still, dass sich bei uns ähnliche Strukturen etablieren wie dort: In unserem westlichen Nachbarland wird der Schwarzmarkt großteils aus riesengroßen, professionellen Anlagen bedient. Da ein solches Tun dort in der Zwischenzeit schwerlich geheim gehalten werden kann, verdient die Polizei kräftig mit, sei es am Verkauf beschlagnahmter Anlagen oder wenn wieder einmal nur die Hälfte der eingesackten Menge im Protokoll auftaucht. Auch die Betreiber haben sich damit arrangiert, schließlich lässt sich ja alles über Geldstrafen regeln. Dieses Modell würde jedoch nur bedingt funktionieren, falls die Zahl der SelbstversorgerInnen stetig steigt. Selbstverständlich wollen wir unseren Staatsangestellten hier nicht den Hang zur Bestechlichkeit unterstellen. Ein rational denkender Mensch hat jedoch ernsthafte Probleme damit, vernünftige Gründe für die derzeit stattfindende Jagd auf HanfKosumentInnen und kleine Selbstversorger zu finden. KIMO

Aus dem Nähkästchen: Eckthema Was muss ein Hobbygärtner tun, damit auf jeden Fall der Freund und Helfer anklopft? zehn einhalb (leider wahre) Beispiele, die wir in den letzten Jahren für Euch gesammelt haben

www.hanfjournal.de

Fußball WM 2006 Kein Herz für Kiffer

von KIMO

Das Schengener Abkommen ist für die Zeit der FußballWeltmeisterschaft außer Kraft gesetzt. Viele unserer Gäste, die unterwegs mal kurz eine Pinkelpause auf der Autobahnraststätte einlegen wollten, sahen sich plötzlich mit einer Fahrzeug- und Leibesvisitation durch Zolloder Zivilbeamte konfrontiert. Das Alkoholverbot in und um die Stadien wurde teilweise aufgehoben, dafür ist von einer liberalen Handhabung des Cannabis-Konsums, obwohl in Deutschland kein Strafbestand, nichts zu spüren. Liest man aufmerksam die Meldungen der lokalen Presse rund um die WM, fällt auf, dass auf vielen Großveranstaltungen im Rahmen des kollektiven Fußballwahns, Kiffer nicht geduldet werden, egal ob Gäste oder Eingeborene. Es wird fleißig festgenommen, beschlagnahmt und angezeigt. Das war zur Euro 2004 in Portugal noch ganz anders, damals gab es eine Direktive der portugiesischen Regierung, den Cannabis-Konsum zu dulden, da man die Hoffnung hatte, bekiffte Fans hätten keine Lust, sich zu prügeln. Außerdem wurde an Spieltagen landesweit kein Alkohol ausgeschenkt, weder in Kneipen noch in den Stadien. Das Konzept ging auf, es war die friedlichste EM der letzten Jahrzehnte. Die positiven Erfahrungen hatten jedoch nicht zur Folge, dass es auf zukünftigen Welt- und Europameisterschaften genauso zugeht. In deutschen Stadien und Fanmeilen herrscht absolutes Kiff-Verbot, Sicherheitsdienste und Polizei sind angehalten, dies so weit sie können durchzusetzen, im Süden unseres Landes wieder mal vehementer als anderswo. Dafür werden die gewalttätigen Alkohol-Exzesse als unabänderliche Randerscheinung fast schon als normal betrachtet, Spieler wie Prominente werben für Brauereien, um den Bier-Konsum anzukurbeln. Die positiven Erfahrungen der Euro 2004 fallen Sponsoreninteressen zum Opfer, Sicherheit hin oder her. Für fußballverrückte Kiffer kommt der ganze öffentliche und Deutschland- und Bierfahnenzwang sowieso ein bisschen plötzlich, hat ja keiner mit gerechnet. Und wenn man dann noch nicht einmal ein Tütchen vor der Großbildleinwand drehen kann, ist es doch gar nicht so schlimm, sich die ganze Sache in Ruhe vorm Fernseher anzuschauen. Alleine oder mit Gleichgesinnten, aus sicherer Distanz, ohne unqualifizierte Kommentare oder Uniformen jedweder Coleur, selbstverständlich mit Tüte.


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