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Ausgabe 06/07

Rauchen sucks. Die gesündere Alternative heißt verdampfen, die Anschaffung eines so genannten Vaporizers ist meist mit hohen Kosten verbunden. Wir stellen Euch in dieser Ausgabe eine (willkürliche) Auswahl der bekanntesten Geräte vor, mit kurzer Bewertung. Als Grundlage für die Bewertung diente das subjektive Empfinden unserer Redakteure beim Testen- bitte nicht allzu ernst nehmen. Als A&O bei der Funktionsprüfung hat sich die genaue Einstellbarkeit und das Halten der Temperatur während des Inhaltionsvorgangs erwiesen. Und da lagen die teuren Geräte weit vorne.

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news

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guerilla growing

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wirtschaft

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cooltour

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fun+action

In der Höhle des Löwen

Text: KIMO

Politiker, Hanfverband und das Hanf Journal diskutieren im Growshop

Am 25. April 2007 veranstaltete das Hanf Journal im Anschluss an eine Signierstunde von Mr. Nice aka Howard Marks, eine Podiumsdiskussion zum Thema „Fünf Pflanzen für alle - Heimanbau entkriminalisieren“. Ort der Veranstaltung war der Greenlight Shop in Berlin-Treptow. Der Kern des Anliegens: ähnlich wie in Belgien fordern wir eine Regelung, bei der der Cannabisanbau zum persönlichen Gebrauch dem Besitz einer geringen Menge zum persönlichen Gebrauch gleichgestellt wird. Wir wünschen uns ein wissenschaftlich begleitetes „Modellprojekt“ vom rot/roten Senat in Berlin, das in diese Richtung geht. Außerdem im Programm: Ein spontaner Live- Auftritt der Band „Mamasweed“.

Das Hanf Journal hatte Vertreter aller Parteien des Berliner Abgeordnetenhauses, einen Vertreter der Polizei sowie den Deutschen Hanf Verband (DHV), vertreten durch Georg Wurth, geladen. Die CDU und die PDS konnten aus „terminlichen“ Gründen niemanden vorbeischicken, der Polizeipräsident „habe keinen Ermessensbereich, der durch seine Behörde zu diskutieren wäre“ und könne deshalb niemanden entsenden. Die Bündnisgrünen schickten einen Abgeordneten des Landesparlaments, den drogenpolitischen Sprecher Benedikt Lux, vorbei. Für die SPD nahm der Marzahner Kreisvorsitzende und BVV Abgeordnete Sven Kohlmeier an der Veranstaltung teil. Die Diskussionsleitung oblag dem Hanf Journal in Person von Michael Knodt. Unser Ziel war und ist es, die öffentliche Diskussion in Hinblick auf eigenverantwortlichen Hanfkonsum mündiger BürgerInnen, die nicht beim Dealer kaufen wollen, ins Rollen zu bringen. Selbstverständlich sind wir uns als SzeneZeitschrift klar darüber, dass eine solche Regelung nicht einfach mal schnell eingeführt werden kann, weil wir Bock darauf haben. Hierfür wäre wohl eine grundlegende Reform des Betäubungsmittelgesetzes auf Bundesebene notwendig, wonach es derzeit nicht aussieht. Auf der anderen Seite kann es nicht sein, das kleine HeimgärtnerInnen zwölf Jahre nach dem Karlsruher Urteil zur Entkriminalisierung von CannabiskonsumentInnen immer öfter ins Visier der Ermittler geraten. Und dass sogar Schmerzpatienten wegen Besitzes nicht geringer Mengen verurteilt werden, da es keine Regelung zur Vorratshaltung gibt. Im Gegenteil: Menschen, die Hanf als Medizin benötigen, können sich legal weder selbst versorgen noch übernimmt eine Krankenkasse die Kosten für eine Altrernativbehandlung mit Dronabinol. Denn: ist der Eigenanbau entkriminalisiert muss der/dem EndkosumentIn, egal ob SchmerzpatientIn oder GelegensheitskifferIn, auch die Möglichkeit gegeben werden, einen gewissen Vorrat zu lagern. Nach einführenden Worten der Teilnehmer wurde schnell klar, dass die Meinung aller Anwesenden und auch der Zuschauer gar nicht so weit auseinander lagen. Bene Lux von den Bündnisgrünen forderte eine generelle Entkriminalisierung aller Cannabisprodukte sowie des Eigenanbaus. Sven Kohlmeier (SPD) gab zu erkennen, dass er unter be-

stimmten Voraussetzungen, wie strengen Jugendschutzauflagen und Werbeverbot, einer Entkriminalisierung des Hanf Marktes sowie des Anbaus für den eigenen Bedarf persönlich nicht ablehnend gegenüber stünde. Momentan sei es aber noch verboten und Mehrheiten für eine Änderung der BtmG seien gerade innerhalb seiner Partei schwer bis unmöglich zu finden. Jeder Bürger, der Gesetze unseres Staates übertrete, müsse sich der Konsequenzen bewusst sein. Deshalb gehe die Strafverfolgung, auch die von KleinstgärtnerInnen, so lange in Ordnung, wie Hanf illegal sei. Georg Wurth (DHV), dessen Standpunkt hier nicht näher erläutert werden muss, kritisierte den offenkundigen Widerspruch zwischen Partei- und privater Meinung des SPD Vertreters. Herr Kohlmeier bekam auch als einziger die Unzufriedenheit einiger anwesender Zuschauer bezüglich der Drogenpolitik der großen Koalition zu spüren. Er verwies darauf, dass es immerhin seine Partei gewesen sei, die in Berlin die 15 Gramm „Toleranzgrenze“ eingeführt habe und er als Landespolitiker keine Bundes-, geschweige denn Drogenpolitik, mache. Was gab es da noch groß zu diskutieren? Die CDU als einzige wirklich prohibitionistische Kraft in der Hauptstadt konnte (oder wollte?) nicht kommen, die FDP hatte noch nicht einmal abgesagt. Die Vertreter von Bündnisgrünen, DHV und Hanf Journal sowie das Publikum waren sich weitgehend einig. Bei der SPD gibt es zum Thema Hanf anscheinend sehr viele Standpunkte, den offiziellen vertritt die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Frau Bätzing. Die redet trotz vieler Versuche nicht mit uns. Zum Schluss wollen wir noch allen Teilnehmern, insbesondere dem Vertreter der SPD als Berliner Regierungspartei, danken, unsere Einladung in die „Höhle des Löwen“angenommen und die Diskussion belebt zu haben.

Nicht nur für GrowerInnen: Tips für die automatische Bewässerung während der Urlaubszeit gibt es in dieser Ausgabe von MaxAir. Mehr hierzu lest Ihr auf Seite fünf.

www.hanfjournal.de

Gestrecktes Gras im Fernsehen Wenn die Bundesregierung im Frühjahr ihren jährlichen Bericht veröffentlicht, widmen sich die Talkshows immer gerne dem Thema Sucht und Drogen. So kam es kürzlich bei dem Sendeformat „Menschen bei Maischberger“ zum Thema „Jedem seine Droge: Sind wir eine gedopte Gesellschaft?“, wobei der Titel der Sendung eine ziemliche Mogelpackung war, da es eher nebenbei abgehandelt wurde. Stattdessen griff die Moderatorin immer wieder die Frage nach der Cannabislegalisierung auf, was natürlich kontrovers diskutiert wurde. Doch glücklicherweise war Steffen Geyer vom Deutschen Hanf Verband einer der geladenen Diskussionsteilnehmer. Und er argumentierte differenziert, schlüssig und medienkompetent für eine kontrollierte Legalisierung von Cannabis bei gleichzeitiger Aufklärung über Wirkung und Risiken. Eine tablettenabhängige Bürokauffrau, die gerade einen Entzug beendet hat, berichtete anschaulich von ihrem Weg in die Sucht, der mit einem ärztlich verordneten Medikament gegen ihre Migräne und dem Gefühl, in ihrem Alltag um jeden Preis funktionieren zu müssen, angefangen hatte. Ihr behandelnder Arzt, der Suchtmediziner Dr. Rüdiger Holzbach, lieferte Hintergrundinformationen über diese in der gesellschaftlichen Wahrnehmung völlig unterschätze Sucht, über die Naivität von Ärzten, die Signalwirkung von Medikamentenwerbung, die Schwierigkeiten von Angehörigen und Betroffenen die Symptome richtig zu deuten und die Gefahren von nicht verschreibungspflichtigen Medikamenten. Durch einen ehemalig kokain- und crackabhängigen WerbeManager gewann der Zuschauer neben der Erkenntnis, dass häufiger Drogenkonsum in der Werbebranche wohl doch kein Klischee ist, auch die Information, dass sich ein CrackRausch wie sexuelle Stimulation anfühlt und höchstens zehn Minuten dauert. Die Mutter eines ehemals drogensüchtigen Sohnes und seit drei Jahrzehnten in der Elternselbsthilfe tätig, redete über die Gefahr von Abhängigkeitsentwicklung gerade bei Jugendlichen, die schnelle, einfache Lösungen für die Probleme des Erwachsenwerdens suchen. Und am Ende gab’s noch ein separat aufgezeichnetes Interview mit Christiane F., dem Mädchen vom Bahnhof Zoo, dass zum Thema nicht viel zu sagen wusste und doch so viel davon verkörpert. Die mittlerweile 44-Jährige, nervös und unsicher wirkende, noch mit Methadon substituierte, arbeitslose Frau vor die Kamera zu holen, war nicht die stärkste Idee. Und so wurde auch wieder deutlich, dass bei allem Bemühen um Seriosität eine Fernsehtalkshow wohl nicht das beste Medium für eine fundierte, differenzierte Diskussion ist.

R. Grieshammer


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