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unabhängig, überparteilich, legal Ausgabe In Deutschland war es vor zweieinhalb Jahren schon so weit, jetzt sollen Magic Mushrooms sogar in den Niederlanden verboten werden. Wir finden das sehr uncool, deshalb stellen wir diesen Monat ein paar Vertreter dieser bald europaweit verfolgten Lebewesen vor.

2 news

6 guerilla growing

Die Abbildungen und Texte der vorgestellten Pilze dienen ausschließlich der Information. Wir wollen dadurch niemanden auffordern, die Pilze zu sammeln, zu bestimmen, zu kaufen oder zu konsumieren. Das Sammeln, der Handel und der Besitz solcher Pilze ist in Deutschland aufgrund ihres Gehalts an verbotenen Inhaltsstoffen verboten und steht unter Strafe.

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wirtschaft

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fun+action

Red de paddo

Text: Roland Grieshammer

doch verbieten. „Es ist unmöglich einzuschätzen, welche Menge welche Wirkung hat.“ erklärte Ministeriumssprecher Wim van der Weegen. Ja glaubt der gute Mann denn wirklich, dass nach einem Verbot niemand mehr Pilze konsumieren wird und sich das „Problem“ der komplizierten Dosierbarkeit dann in Wohlgefallen auflöst?! Eher wird es jetzt mehr Kleingrower und Dealer geben, die die Nachfrage decken werden. Im Grunde schneidet sich die Regierung damit wieder nur ins eigene Fleisch. Nach Monaten der Debatte fiel die Entscheidung, dass sowohl der Verkauf als auch das Züchten halluzinogener Pilze unter Strafe gestellt werden soll. Damit werden Magic Mushrooms in die Liste der „Harten Drogen“ aufgenommen und somit verboten, und die Minister kündigten bereits an, dass die Polizei hart gegen Verkäufer und Pilzzüchter vorgehen werde. Die Smartshop-Betreiber hofften bis zuletzt, dass die Regierung dem Vorschlag des Amsterdamer Oberbürgermeisters Job Cohen zugestimmt hätte, wonach ein legaler Kauf von Zauberpilzen nach einer dreitägigen Verkaufsfrist möglich gewesen wäre.

Seit 1971 gibt es bereits ein internationales Verbot für den in den Zauberpilzen enthaltenen psychoaktiven Stoff Psilocybin, allerdings variiert die in den Pilzen enthalte Wirkstoffmenge sehr stark. Auf Grund dieser hohen Schwankungen wurden psilocybinhaltige Pilze bislang nicht verboten. Nun aber wollen die Minister genau auf Grund dieses Umstandes die Pilze

Johannes Honecker Rechtsanwalt und Fachanwalt für Strafrecht Badensche Straße 33 D-10715 Berlin TEL (030) - 86 20 17 87 FAX (030) - 86 20 17 86

e-mail: anwalt.honecker@t-online.de

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Vertracktes Extrakt

Die letzten Stunden der Magic Mushrooms

Es war ein dunkler Tag in der Geschichte der Psychonauten. Wie die niederländische Presse am 12.10.2007 berichtete, einigten sich der niederländische Gesundheitsminister Ab Klink und Justizminister Hirsch Balling auf eine Änderung des Drogengesetzes, die das Verbot der berühmten „Magic Mushrooms“ zur Folge hat – von den Parteien CDA, VVD und Christien Union unterstützt, den Vorschlägen des Amsterdamer Bürgermeister und der Nationalen Organisation von Smartshops zum Trotz. Leider gibt es zu viele, die durch unsachgemäßen Umgang mit psychoaktiven Substanzen den Betonköpfen in den Regierungen in die Hände spielen. Doch dieser Umgang kommt meist von der mangelnden Aufklärung, welche wiederum aus der Illegalität entstanden ist. Die Leute, die in Holland Pilze gekauft haben, kamen aus Ländern, in denen diese Pilze ein absolutes Tabuthema sind. Wären die Waldgeister überall legal, würden alle Menschen mehr darüber erfahren und lernen damit umzugehen. Dann gäbe es keine ahnungslosen Feierwütigen, die dadurch der Regierung noch mehr Gründe für ihre Verbote geben würden. Ein Teufelskreis, welcher mit dem Verbot begann.

11/07

Ein neues Kommittée von Experten hat mittlerweile einen Bericht vorgelegt (den das Gesundheitsministerium sogar angefordert hatte!), in dem die Risiken der Pilze auf jeder Ebene als sehr gering bis nicht vorhanden klassifiziert werden und das Verbot für unklug und nicht notwendig erachtet. Doch Schritt für Schritt werden die Rechte und Freiheiten der niederländischen Nation abgeschafft. Aber bevor das Parlament dem Verbot zustimmt, kann man ja schnell noch einen Sporenabdruck machen und die Zucht einleiten. Der Weinanbau ist doch schließlich auch ein Kulturgut, aber diese Doppelmoral kennt man ja. Zur Feier auf dieses Verbot werden bestimmt ein paar Gläser Alkohol gekippt. Frei nach dem Motto: „Ich trinke Jägermeister, weil mein Dealer im Knast sitzt!“ In Südamerika haben die Spanier vor 400 Jahren alle Pilzliebhaber niedergemetzelt, weil diese mit dem Teufel sprachen. Im letzten Jahr ist die Ambulanz 140 mal wegen vermutetem Pilzkonsum und über 1400 wegen Alkohol alarmiert worden. Bleibt nur zu hoffen, dass Sporen und Mycelien legal bleiben oder zumindest für Forschungszwecke gekauft werden dürfen. Am 27. Oktober wird in Amsterdam gegen das Verbot demonstriert. Die psychedelische Revolution hingegen lässt noch auf sich warten. Ihr solltet allerdings die Online-Petition „Red de paddo“ (Rettet den Pilz) unterschreiben, um Einspruch gegen ein endgültiges Verbot der Pilze in Holland deutlich zu erheben. Bisher wurden auch etwa 35000 Protestmails verschickt, und täglich werden es mehr. Die englische Regierung hat eine Warnung an die holländische Regierung ausgesprochen, Pilze nicht zu verbieten, da es in England seit dem Verbot mehr Zwischenfälle gegeben hat als davor. Es wird auf jeden Fall eine Sammelklage vor Gericht eingereicht, falls das Verbot durchgedrückt wird, da alle Fakten dagegen sprechen. Der heilige Pilz wird einen Weg finden, um sich auch weiterhin mitzuteilen. Er wurde schließlich nicht gefragt, was er von einem Verbot hält ... Weitere Informationen (sowie Petition und Bericht) unter: www.reddepaddo.nl www.minvws.nl www.savetheshrooms.com www.encod.org

Genehmigtes Cannabisextrakt bei PatientInnen umstritten Wir haben es schon vorher gewusst und gewarnt (Hanf Journal 09/2007)- trotzdem lässt das Bundesinstitut für Arznei- und Medizinalprodukte (BfArM) erst einmal Versuche an PatientInnen zu, um dann festzustellen, dass ein nicht genehmigtes, noch nicht erprobtes Medikament vielleicht doch nicht den gewünschten Effekt hat. Die Fakten: Von drei PatientInnen, die bisher vom BfArM Genehmigungen zur Behandlung mit einem aus den Niederlanden importierten Cannabisextrakt erhalten haben, ist sich eine noch nicht sicher, ob die Tropfen auf lange Sicht den gleichen Effekt haben wie pflanzliches Cannabis. Bisher sei die Symptomlinderung jedoch viel schlechter als bei der Anwendung von pflanzlichem Cannabis. Der zweite, Lars Scheimann, ein an Tourette leidender Patient, hat in einem Selbstversuch mit letztendlicher Höchst-Dosis die absolute Wirkungslosigkeit des Extraktes bezogen auf seine Symptomatiken festgestellt und lehnt das Extrakt ab. Hier Auszüge seines offenen Briefes an verschiedene Institutionen und Politiker, darunter auch die Bundesopiumstelle (BfArM). Der Brief liegt dem Hanf Journal in ganzer Länge vor : „....Mittlerweile habe ich das Cannabisextrakt gegen Vorlage eines von meiner behandelnden Ärztin ausgestellten Btm-Rezeptes abholen können. Ich war voller Hoffnung über diesen Erfolg und musste dann leider feststellen, dass das Cannabisextrakt nach der Umwandlung in die ölige Tropflösung keinerlei Wirkung zeigte. Nach Rücksprache mit der THC- Pharm habe ich dann noch erfahren müssen, dass die Wirksamkeit der zubereiteten Lösung noch gar nicht bewiesen sei, da die Umwandlung der Pflanzenteile sich als sehr schwierig darstellt. Genau die selbe Erfahrung machte auch die MS Patientin. Jetzt stehe ich quasi wieder ohne ein Medikament da. Die restlichen Tropfen gab ich dann unter Berücksichtigung der ordnungsgemäßen Austragung als Btm zurück an die Apotheke. In meiner Hilflosigkeit wendete ich mich dann heute an Dr. Schinkel (Bundesopiumstelle),sowie an verschiedene politische Einrichtungen, um meine Situation zu schildern und vor allen Dingen Rat zu bekommen. Was ich bekam, war Verständnis und teilweise auch Mitgefühl. Einen Rat wie meine weitere Vorgehensweise sinnvoll sein würde, um die Möglichkeit zu erhalten das Cannabis in seiner ursprünglichen und so auch garantiert wirkungsvollen Weise auf legalem Wege zu erhalten, konnte man mir leidernicht geben. Der dritte, ein MS Patient, kann nicht nachvollziehen, dass ihm pflanzliches Cannabis, das die Symptome seiner Krankheit bestmöglich lindert, vorenthalten wird und lehnt einen Extrakt Selbstversuch von vorne herein ab.

Fortsetzung Seite 3


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