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unabhängig, überparteilich, legal Ausgabe 02/08 Franjo erklärt Euch in dieser Ausgabe auf Seite 4 die Zusammensetzung von Cannabisrauch im Vergleich zu Tabakrauch.

2 news

5 guerilla growing

Hinsichtlich des Kultursubstrates und der Pflanzenrestentsorgung erfahrt Ihr dank KIMO alles auf den Seiten 5 und 6.

7 wirtschaft

8 cooltour

11 fun+action

Überall Hanf Europaweite Durchsuchungen bei Growshop Kunden - „Aktion Sativa“ schockiert Hanf Szene

Johannes Honecker Rechtsanwalt und Fachanwalt für Strafrecht Badensche Straße 33 D-10715 Berlin TEL (030) - 86 20 17 87 FAX (030) - 86 20 17 86

e-mail: anwalt.honecker@t-online.de

www.hanfjournal.de

Mitten ins Gesicht Text: Michael Knodt

Am 28. Januar diesen Jahres durchsuchten 1600 Polizeibeamte 235 Wohnungen in ganz Deutschland. Der Grund: Deren Bewohner hatten bei einem Aachener Growshop über‘s Internet Gartenzubehör bestellt. Selbst Kunden, die nur Blumentöpfe gekauft hatten, wurden morgens um sechs von den Beamten aus dem Schlaf gerissen.

Verdächtig gemacht habe sich der Aachener Shop nach Polizeiangaben durch „die Konstellation des Angebotes“, der wohl eigentliche Hintergrund sieht ein wenig komplexer aus: Einer der Betreiber des Ladens hatte über Jahre hinweg nachweislich Geschäfte mit Hanf und dessen Kultivierung im großen Stil getätigt. Er wurde vergangenes Jahr zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt. Im Rahmen der Ermittlungen gegen ihn fing die Polizei an, den Shop zu überwachen. Ab dem 12.09.2007 wurden e-mails abgephisht, seit dem 24.10.2007 wurden alle Telefonanschlüsse angezapft. Der Einsatz beschränkte sich nicht nur auf Deutschland. Auch in fünf anderen europäischen Ländern wurden der Polizei zu Folge Durchsuchungen durchgeführt, sogar in Griechenland. Alle Ermittlungen beziehen sich auf Daten, die in diesem Zeitraum gesammelt wurden. Im Rahmen der „Akion Sativa“ wurden alle Kundenadressen durchsucht, das die im Überwachungszeitraum „verdächtige“ Bestellungen versendet wurden. Ob und in wie weit diese Durchsuchungen der Kunden legal waren, müssen die Gerichte in den nächsten Monaten klären, der deutsche Hanfverband (DHV) und die „Grüne Hilfe“ halten sie für illegal, da die Beschuldigten ausschließlich legale Produkte erworben hatten. Allen Betroffenen wird geraten, die Hilfe eines Anwalts in Anspruch zu nehmen. Des Weiteren beschlagnahmte die Polizei am 28.1. sämtliche Geschäftsunterlagen des Aachener Growshops zur weiteren Auswertung. Deshalb rechnet der DHV einer Meldung zufolge mit weiteren Aktionen, nachdem die Daten ausgewertet wurden. In zwei Dritteln der Fälle verliefen die Durchsuchungen ohne Ergebnis, in 75 Haushalten wurden die Beamten fündig: Dabei wurden zwei „Profiplantagen“ mit über 1000 Pflanzen (eine in Rheinland-Pfalz, eine in Baden-Württemberg), neun Groß-

Gute Tips zu interessanten Kulturveranstaltungen haben wir für Euch auf Seite 8 zusammengestellt.

Lösung für Selbstversorger ist überfällig Text: KIMO Die jüngsten Ereignisse haben die Szene aufgeschreckt. Die „Aktion Sativa“ war nicht nur völlig überzogen und rechtlich zumindest bedenklich, sie hat auch das Defizit an Wissen seitens Polizei und Medien gezeigt. So genannte „Groß-, Klein-“ oder „mittlere Anlagen“ sind in deren Augen von der Anzahl der Pflanzen abhängig. Würden die Ermittler eines der beschlagnahmten Bücher lesen, wüssten sie, dass dem nicht so ist. Auch vor Gericht zählt nach wie vor die gefundene Gesamt THC- Menge. Viele Lokalzeitungen berichten über Grower, bei denen eine Lampe mit ein paar Pflanzen gefunden wurde, als „Profis“ mit gewerbsmäßigem Hintergrund. Um den Eigenbedarf ordentlich und sicher großziehen zu wollen, ohne Wasserschäden oder einen Kurzschluss zu verursachen, bedarf es nun mal einer professionellen Ausrüstung. Auch beim kleinsten Kämmerchen mit zwei Pflanzen. Besitzt ein Kleinstgärtner keine Profi- Ausrüstung wird im Polizeibericht über „abenteuerliche Installationen, die die Bausubstanz gefährden“ berichtet. Was denn nu? Die beiden gefundene „Großanlagen“ mit über 1000 Pflanzen waren noch nicht einmal richtige, alleine in NordrheinWestfalen wurden im Dezember mehr Pflanzen gefunden - durch normale Ermittlungen. Schon manche enttarnte „Großanlage“ hat mehr Pflanzen beherbergt, als 1600 Beamte Ende Januar in 235 Objekten zusammen gefunden haben. Wer geglaubt hat, der Staat sähe einfach zu, wie sich der Indoor Anbau von Hanf seuchenartig ausbreitet, weiß spätestens seit dem „Schwarzen Montag“, dass dem nicht so ist. Natürlich wird auch immer mehr im großen Stil angebaut, das können solche Aktionen auch nicht verhindern. Aber wirkliche Großbauern bestellen wohl kaum ihre Lampen im Netz oder fahren mit dem eigenen PKW in einen deutschen Growshop. Auch das zeigt, dass hier ein Exempel statuiert werden sollte, nicht gegen den betroffenen Shop, hier sind Ermittlungen gegen einen Mitbesitzer der Auslöser des massiven Einschreitens, sondern gegen die wachsende Zahl der Selbstversorger. Sogar Lüfter, die gar nicht in Betrieb waren, Schnittlauch und Basilikumpflanzen sowie leere Blumentoepfe waren vor den Beamten nicht sicher, selbst wenn ansonsten keinerlei illegale Substanzen gefunden wurden.

Fortsetzung auf Seite 2 plantagen (zwischen 100 und 1000 Pflanzen, davon acht in NRW und eine in Niedersachsen) sowie bundesweit 66 Kleinplantagen (unter 100 Pflanzen) entdeckt. Bundesweit wurden mehr als 5.500 Pflanzen gefunden. Die Palette der Beschuldigten reicht vom Richter (!) über einen Justizbeamten bis hin zum Cannabispatienten, der ein paar Pflanzen zur Schmerzlinderung angebaut hatte, nachdem sich das genehmigte Cannabisextrakt als wirkungslos herausgestellt hatte. Was die Polizei als großen Erfolg feiert, zeigt lediglich, wie weit das Phänomen der Cannabis-Selbstversorgung schon in alle Kreise unserer Gesellschaft vorgedrungen ist. Ob es verhältnismäßig ist, wegen zweier „Großplantagen“ und einem Haufen Selbstversorger offensiver zu agieren, als es bei den meisten Kapitalverbrechen der Fall ist, sei dahingestellt. Leider können seine Kunden nicht wissen, dass einer der beiden Betreiber eines der größten Growläden in Deutschland versucht hat, auch noch im Big CannaBuisiness mitzuspielen.

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