hanfjournal218web

Page 1

#218 KOSTENLOS

UNABHÄNGIG | ÜBERPARTEILICH | LEGAL

02

Hirn-Doping mit Cannabis von Dr. Franjo Grotenhermen

05

CBD in der Medizin Cannabidiol Spezial

06

Kirminalbeamte gegen Prohibition André Schulz im Interview

HANFJOURNAL.DE | AUSGABE #218 | MÄRZ 2018

10

DMT als Heilmittel Ayahuasca vs. Changa

14

GrowIn Power Special

A

nno 2015 konsumierten laut Drogenbericht der Vereinten Nationen rund 183 Millionen Menschen weltweit Cannabis. In Deutschland dürfte nach neuesten Schätzungen jeder Dritte mindestens einmal in seinem Leben an einem Joint gezogen haben – Tendenz steigend. Immer mehr Menschen ignorieren das aus dem Jahr 1929 stammende Cannabisverbot in Deutschland, und auch der medizinische Nutzen der Hanfblüten feiert längst seine Renaissance. Die Wiederentdeckung des Hanfes gleicht der Erfindung des Rades. Plötzlich ist das Undenkbare denkbar – vor allem für die Leute, die ihr Lebensglück in Zahlen bemessen und alles dafür tun, dass sich dieses Glück auch in ihrem Portemonnaie widerspiegelt. Die Legalisierung von Cannabis verspricht goldgrüne Zeiten für den Kapitalmarkt und deren Protagonisten. Wie Pilze schießen neugegründete Cannabis-Unternehmen aus dem (legalen) Boden, und statt des Anti-Drogen-Krieges tobt nun ein Wirtschaftskrieg um das Heilige Kraut. Ob in Kanada oder den USA, ob in Israel, den Niederlanden oder in Dänemark, überall auf der Welt grübeln die Ökonomen, wie sie das Beste aus der nicht mehr aufzuhaltenden Cannabis-Legalisierung herausholen können – und zwar für sich, nur für sich.

C

annabis ist in Deutschland als Medikament zwar nun endlich zugelassen, doch unvorhergesehene Hürden machen es manchem neuen Patienten schwer, sich an der verbesserten Gesundheitssituation tatsächlich zu erfreuen. Zum zweiten Mal ist einem Jäger trotz ärztlichen Vertrauens das Recht auf Ausübung des Berufes seitens offizieller Stellen beschnitten worden, weil man dem genesenden Cannabispatienten die Vertrauenswürdigkeit absprach, nun noch verantwortungsvoll mit einer im Arbeitseinsatz benötigten Waffe umgehen zu können. Das gerichtlich gesprochene Urteil empfiehlt somit im Umkehrschluss, dass entweder krank zur Arbeit erschienen werden sollte, oder die Arbeit in gewissen Einsatzfeldern von Medizinalhanfpatienten nicht mehr länger ausgeführt werden kann. In anderen Worten: Refermadness in Germany. Während trotz des Wissens, welche Folgen Alkohol auf die Gewaltbereitschaft ausübt, auf jedem noch so kleinen Dorfschützenfest ein umso größeres Saufgelage unbedingt dazugehört, ist ein einzelner ausge-

21

Wohlstand für alle! Sadhus Glosse

den Großen schafft neue Ungerechtigkeiten – vor allem in Hinblick auf die Kultivierung der Hanfpflanze in den klassischen Anbauländern im Orient. Haschisch aus Nepal oder Kaschmir sind nicht erwünscht auf dem neuen legalen Cannabismarkt, und die Politik unternimmt in enger Absprache mit den Lobbyisten der begünstigten Kapitalgesellschaften alles, damit das auch so bleibt. Kurz gesagt, die Ärmsten der Ärmsten dürfen am Hanfboom nicht teilhaben und werden sich weiterhin von kriminellen Drogenkartellen ausbeuten lassen.

Bild: public domain

Cannabis - Business as usual Das Prinzip ist immer dasselbe: Alle Bestrebungen zielen darauf ab, den Gesetzmäßigkeiten der sozialen Marktwirtschaft (sic) gerecht zur werden und das grüne Gold in die Taschen der Reichen fließen zu lassen. Das heißt, die Großen fressen die Kleinen. Hand in Hand mit den großen Kapitalgesellschaften dreht die Politik den großen „Coup“ so, dass nur die üblichen Verdächti-

gen profitieren – also die, die andere für sich arbeiten lassen und dafür Dividenden kassieren. Ungeachtet der Tatsache, dass der Hanf ein Allerweltskraut ist, das wie Schnittlauch und Petersilie in jedem Balkonkasten von alleine wächst, wird von der Politik alles versucht, das Recht auf legalen Hanfanbau so zu gestalten, dass Selbstversorger und kleinere gewerbliche Grower

außen vor bleiben und weiterhin kriminalisiert werden. In den USA beispielsweise werden die Anforderungen für eine Anbaulizenz an Auflagen geknüpft, die kaum ein Kleingärtner erfüllen kann, weil die Kosten dafür das Budget sprengen. Zudem fluten die großen Cannabiszüchter den legalen Markt regelrecht mit preiswertem industriell hergestelltem Marihuana. Kaum ein

bildeter Waidmann mit Waffenschein fortan eine Gefahr für die Allgemeinheit, sollte er seine gesundheitlichen Leiden legal mit Marihuana zu lindern versuchen. Ähnlich wie im Straßenverkehrsrecht wird

lich anstehende Legalisierung von Cannabis hätte in dieser Wahrnehmung sogleich verheerende Folgen. Sollten Kiffer – aus Genuss- oder Krankheitsgründen sei einmal dahingestellt – tatsächlich nicht in der

wohlverdienten Rente behalten. Bauarbeiter, Busfahrer, Lehrer – allesamt stellen sie eine Gefahr für Leib und Leben dar, wenn in den späten Abendstunden nach getaner Arbeit eine konische Kippe gezündet werden sollte, die die benötigte Entspannung für den kommenden Werktag verspricht. Da neuste Überprüfungen menschlicher Gehirne wieder einmal keine sichtbaren Veränderungen der grauen und weißen Substanz bei Cannabiskonsum verrieten - jedoch bei Alkohol unwiderrufliche Verringerung des Volumens erneut markant ins Auge fiel – sollten naheliegende Erklärungen für derartig kurzsichtige Gerichtsentscheidungen wie Prohibitionsgedanken recht schnell zu finden sein. Betrunken zu arbeiten, ist in gewissen Gefilden und Kreisen schließlich überhaupt kein Problem...

Refermadness in Germany Krank arbeiten oder gesund arbeitslos. bei krankheitsbedingtem Marihuanagebrauch den Nutzern eine Unzurechnungsfähigkeit unterstellt, der weder wissenschaftliche Erkenntnisse noch Fallbeispiele zugrunde liegen. Anscheinend nur zur schnellen Beruhigung gewisser konservativer Kreise lässt man die Wahrheit erneut außer Acht, ohne die folgenschweren Entwicklungen für die Zukunft zu erkennen. Sollte schließlich ein Fachmann aufgrund des ärztlich verschriebenen Marihuanakonsums nicht mehr geeignet sein, seiner Profession nachzugehen, übt diese Auffassung in vielen Bereichen des Alltags Wirkung aus. Die unausweich-

Lage sein, im Beruf geforderten Verhaltensweisen verantwortungsvoll zu entsprechen, sähe es zukünftig rosig auf dem Arbeitsmarkt für Abstinenzler aus. Polizei, Bahn, Feuerwehr, Krankenhäuser und auch Kindergärten müssten einen Austausch der bisher gut funktionierenden Belegschaft vornehmen, sollten sich Konsumenten der zeitweise berauschenden Hanfsubstanzen unter ihnen befinden. Auch in der Schwerindustrie dürfte dann kein Cannabispatient seine dort zugezogenen Leiden auch nur einen Tag länger mit Weed behandeln, will er den Job an der Maschine noch bis zur angestrebten und

Prost Mahlzeit! Wünscht, sich leicht diskriminiert vorkommend,

Eure Redaktion

Kleingärtner, der schon jetzt an der Grenze zur Selbstausbeutung arbeitet, kommt gegen das Preisdumping der Cannabis-Aktiengesellschaften an und wird indirekt dazu gezwungen, am Fiskus vorbei weiterhin den Schwarzmarkt zu bedienen, um wirtschaftlich klarzukommen. So schön die weltweit voranschreitende Hanflegalisierung auch ist, letztlich bringt sie nicht nur Segen über die Menschen, wenn nur die Monopolisten von legalem Indoor-Cannabis profitieren. Die rasante Aufteilung des Marktes unter

Der Hanf ist erst frei, wenn jeder Bürger frei entscheiden kann, ob er Hanfblüten aus industrieller oder eigener Herstellung genießen möchte. Erst wenn es flächendeckend in der westlichen Welt Fachgeschäfte gibt, die exklusive, legal importierte Haschischsorten aus den Ursprungsländern anbieten, kann von einem Frieden die Rede sein. In diesem Sinne es dringend vonnöten, dass die Hanffreunde wach bleiben und sich nicht mit einer staatlich kontrollierten Freigabe abspeisen lassen, die der Hanfpflanze und deren Nutzern nur neue Fesseln anlegt.

Beitrag von Sadhu von Hemp


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.
hanfjournal218web by Hanf Journal - Issuu