#220 kostenlos
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Cannabis und geistige Leistungsfähigkeit von Dr. Franjo Grotenhermen
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Neues von der Lückenpresse Hans Cousto analysiert
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Sommer zum Anpflanzen Der Budler draußen
HANFJOURNAL.DE | AUSGABE #220 | MAI 2018
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Richtig Vorkeimen lassen Terence C. Hill zeigts
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50 Jahre '68 Deutsche Geschichte
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Hanfberatung Kascha hilft
Medizinalhanfanbau in Deutschland auf Eis A
ls das Cannabis-als-Medizin-Gesetz in Kraft trat, konnten viele Menschen aufatmen. Es klang gut, dass Marihuana künftig als reguläres Medikament von Ärzten verschrieben werden könnte, keine Ausnahmegenehmigungen mehr vonnöten seien und Krankenkassen in Regelfällen die Kosten übernehmen müssten. Doch nach einem Jahr mit dem Wege ebnenden Gesetz hat sich nicht nur in den stark angewachsenen Patientenkreisen Ernüchterung breitgemacht, auch die sich selbst als mögliche Versorger betrachtenden Produktionsunternehmen aus Deutschland hatten von der Wirkung des Gesetzeswandels mehr erhofft. Da nahezu unüberwindliche Hürden für den Erhalt von Anbaulizenzen seitens der Canna-
D
ie zunehmende gesellschaftliche Akzeptanz von Cannabis ist Fluch und Segen zugleich. Zum einen werden die Hanffreunde vom Stigma des Aussätzigen befreit, zum anderen steigen Nachfrage und Preis. Immer mehr Menschen werden neu-
Oberlandesgericht stoppt Lizenzvergabeverfahren der Cannabisagentur. bisagentur aufgestellt worden waren, klagten vier Unternehmen und verzögerten damit bereits ein Ende des Ausschreibungsverfahrens. Nun wurde am 28. März im Oberlandesgericht Düsseldorf durch den Vergabesenat entschieden, dass nicht die eigentlich beklagten Bestimmungen unverhältnismäßig hoch gesetzt wurden, jedoch ein nachträgliches Erhöhen dieser Anforderungen mehr Planungszeit für die Bewerber hätte mitbringen müssen und somit kein Zu-
schlag erteilt werden darf. Jetzt liegt der Medizinalhanfanbau in Deutschland auf Eis – das Oberlandesgericht stoppt das Lizenzvergabeverfahren der Cannabisagentur. Wirklich schlechte Nachrichten für deutsche Cannabispatienten, bedauerliche Nachrichten für manchen Investor, der sich schon mit ausländischen Partnern im Boot medizinisches Cannabis anbauen sah, und besonders peinliche News für die vom BfArM ins Leben gerufene Cannabisagentur,
Touristen überlaufenden Coffeeshops in Amsterdam, die qualitativ hochwertiges Gras und Haschisch zu Kursen anbieten, als handle es sich um Goldstaub. Insbesondere die Preise für Edelhasch aus dem Orient klettern in die Höhe, und manch Kunde fühlt sich
rade verfügbar ist. Und das kann schon mal „Deutsche Hecke“ sein, die auch gerne dafür verwendet wird, potenteres Indoor-Gras zu strecken. Sollte beim Hausdealer mal wieder Ebbe herrschen, wird’s mitunter richtig frustrierend, wenn für denselben Preis ein
Illegaler Cannabismarkt vor dem Kollaps? gierig und scheuen den Gedanken nicht, bei nächster Gelegenheit am Joint zu ziehen. Die voranschreitende Re-Legalisierung in Nordamerika und die Zulassung von Cannabis als erstattungsfähiges Medikament in Deutschland ist Werbung pur für den Hanf – und kaum jemand kann sich dem entziehen. Bei aller Freude über den sich anbahnenden Paradigmenwechsel in den Köpfen der Menschen – einen Nachteil hat der Cannabis-Boom. Die hohe Nachfrage nach illegaler Rauchware kann kaum noch gedeckt werden. Zwar geben die Importeure und Homegrower alles, um die Kundschaft zu bedienen, doch der Mangel an Ware treibt die Preise in die Höhe und lässt die Qualität sinken. Und das nicht nur hierzulande, sondern europaweit. Ein gutes Barometer für diese Entwicklung sind die von
regelrecht veräppelt, wenn für ein Gramm Standardpolle schon mal 15 Euro hingeblättert werden müssen.
Zehn-Gramm-Bobel von der marokkanischen Punkerplatte abgemeißelt wird, deren THC-Gehalt gen Null tendiert.
Auch Berlin, wo verfolgungstechnisch nicht so viel Druck im Kessel ist, stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis schon lange nicht mehr. Gelegenheitskiffer, die die Not haben, sich auf der Straße versorgen zu müssen, werden geradezu ausgepresst. Wer zwanzig Euro investiert, kann sich glücklich schätzen, dafür knapp zwei Gramm minderwertiges Gras und ein Druckschlusstütchen zu erhalten. Selbst der Dealer des Vertrauens kann keine Rundum-Zufriedenheit mehr garantieren. Die zuverlässige und preisgünstige Versorgung mit Marihuana klappt nicht immer. Bei einer Mindestabnahmemenge von zehn Gramm muss der Hanffreund für hundert Euro das nehmen, was ge-
Immer mehr Hanffreunde leiden unter der Preisexplosion und dem damit einhergehenden Qualitätsverlust. Deutschland ist noch immer ein Billiglohnland, in dem die ärmere Bevölkerung von den Reichen und Schönen ausgeblutet wird. Die Lebenshaltungskosten sprengen schon jetzt das Budget der Geringverdiener und in Armut getriebenen Rentner. Da fällt es manchem Hanffreund schwer, sich den Luxus eines GuteNacht-Joints mit Haschisch aus x-ter Siebung zu leisten. Wieder einmal bleiben die auf der Strecke, die ohnehin sozial abgehängt und von der gesellschaftlichen Teilhabe ausgeschlossen sind. Wer genießen will, muss tüchtig blechen in dieser unseren feinen Gesell-
Bild: Su
welche für das weitere Verzögern des heimischen Medizinalhanfanbaus verantwortlich gemacht wurde, stellt die m 28. gefällte Entscheidung dar. Der Ende März in den Ruhestand gehende Richter Dicks vom Oberlandesgericht Düsseldorf rügte die Herangehensweise schaft. Des armen Menschen Gaumenfreude begnügt sich mit Billig-Lebensmitteln vom Discounter, während die Elite ihren Kindern Kaviarstullen mit in die Privatschule gibt. Dass die Spaltung der Gesellschaft in Arm und Reich an der Hanf-Community nicht vorbeigeht, zeigt sich auch im legalen Markt für Medizinalhanf. Patienten ohne Kostenübernahme durch die Krankenkassen sind die gelackmeierten, sofern sie über kein Einkommen verfügen, aus dem sich der Bedarf an Apothekengras finanzieren lässt. Wer Geld hat, ist klar im Vorteil. Der arme Schlucker kann zusehen, wo er bleibt. Wie sich die Zukunft des unentbehrlichen Schwarzmarktes gestalten wird, bleibt eine spannende Sache. Vielleicht animiert ja der Boom den einen oder anderen, in das illegale Gewerbe einzusteigen, so dass Angebot und Nachfrage wieder ins Gleichgewicht kommen. Wenn nicht, dann bleibt nur die Hoffnung, dass Kirchen und Sozialverbände ihrer karikativen Pflicht nachkommen und „Tafeln“ für verarmte Kiffer einrichten.
Beitrag von Sadhu van Hemp
der Bundesagentur deutlich, da man bei der Planung Cannabis anzubauen, eigentlich doch den sichersten Weg hätte einschlagen müssen. Der Vergabesenat des Gerichtes entschied trotz der mit Bedauern behafteten Warnung der Anwältin des Bundesinstitutes im Sinne eines Klägers, womit die Befürchtungen der Juristin über zunehmende Lieferengpässe und eine ausfallende erste Medizinalhanfernte im Jahr 2019 wohl bittere Realität werden. Man wolle das Ausschreibungsverfahren aber nun schnellstmöglich erneut initiieren und bedauere die Versorgung für Schwerkranke nicht mit Cannabis aus deutschem Anbau ab 2019 garantieren zu können, ließ das BfArM
nach der Entscheidung verlauten. Ob die Cannabisagentur bis zur Neuausschreibung nun realistische Produktionszahlen in ihr Aufbauprogramm einfließen lässt, oder weiterhin die von DHV-Geschäftsführer Georg Wurth benannten Verbrauchsmengen des letzten halben Jahres ab 2021 hier dann wirklich ein ganzes Jahr lang reichen sollen, bleibt daher mit Spannung abzuwarten. Im Alkoholhochkonsumland Deutschland könnte auch nach neueren wissenschaftlichen Erkenntnissen etwas mehr Cannabis in jedem Fall nicht schaden. Importeure lachen.
Beitrag von mze