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#220 kostenlos

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Cannabis und geistige Leistungsfähigkeit von Dr. Franjo Grotenhermen

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Neues von der Lückenpresse Hans Cousto analysiert

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Sommer zum Anpflanzen Der Budler draußen

HANFJOURNAL.DE | AUSGABE #220 | MAI 2018

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Richtig Vorkeimen lassen Terence C. Hill zeigts

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50 Jahre '68 Deutsche Geschichte

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Hanfberatung Kascha hilft

Medizinalhanfanbau in Deutschland auf Eis A

ls das Cannabis-als-Medizin-Gesetz in Kraft trat, konnten viele Menschen aufatmen. Es klang gut, dass Marihuana künftig als reguläres Medikament von Ärzten verschrieben werden könnte, keine Ausnahmegenehmigungen mehr vonnöten seien und Krankenkassen in Regelfällen die Kosten übernehmen müssten. Doch nach einem Jahr mit dem Wege ebnenden Gesetz hat sich nicht nur in den stark angewachsenen Patientenkreisen Ernüchterung breitgemacht, auch die sich selbst als mögliche Versorger betrachtenden Produktionsunternehmen aus Deutschland hatten von der Wirkung des Gesetzeswandels mehr erhofft. Da nahezu unüberwindliche Hürden für den Erhalt von Anbaulizenzen seitens der Canna-

D

ie zunehmende gesellschaftliche Akzeptanz von Cannabis ist Fluch und Segen zugleich. Zum einen werden die Hanffreunde vom Stigma des Aussätzigen befreit, zum anderen steigen Nachfrage und Preis. Immer mehr Menschen werden neu-

Oberlandesgericht stoppt Lizenzvergabeverfahren der Cannabisagentur. bisagentur aufgestellt worden waren, klagten vier Unternehmen und verzögerten damit bereits ein Ende des Ausschreibungsverfahrens. Nun wurde am 28. März im Oberlandesgericht Düsseldorf durch den Vergabesenat entschieden, dass nicht die eigentlich beklagten Bestimmungen unverhältnismäßig hoch gesetzt wurden, jedoch ein nachträgliches Erhöhen dieser Anforderungen mehr Planungszeit für die Bewerber hätte mitbringen müssen und somit kein Zu-

schlag erteilt werden darf. Jetzt liegt der Medizinalhanfanbau in Deutschland auf Eis – das Oberlandesgericht stoppt das Lizenzvergabeverfahren der Cannabisagentur. Wirklich schlechte Nachrichten für deutsche Cannabispatienten, bedauerliche Nachrichten für manchen Investor, der sich schon mit ausländischen Partnern im Boot medizinisches Cannabis anbauen sah, und besonders peinliche News für die vom BfArM ins Leben gerufene Cannabisagentur,

Touristen überlaufenden Coffeeshops in Amsterdam, die qualitativ hochwertiges Gras und Haschisch zu Kursen anbieten, als handle es sich um Goldstaub. Insbesondere die Preise für Edelhasch aus dem Orient klettern in die Höhe, und manch Kunde fühlt sich

rade verfügbar ist. Und das kann schon mal „Deutsche Hecke“ sein, die auch gerne dafür verwendet wird, potenteres Indoor-Gras zu strecken. Sollte beim Hausdealer mal wieder Ebbe herrschen, wird’s mitunter richtig frustrierend, wenn für denselben Preis ein

Illegaler Cannabismarkt vor dem Kollaps? gierig und scheuen den Gedanken nicht, bei nächster Gelegenheit am Joint zu ziehen. Die voranschreitende Re-Legalisierung in Nordamerika und die Zulassung von Cannabis als erstattungsfähiges Medikament in Deutschland ist Werbung pur für den Hanf – und kaum jemand kann sich dem entziehen. Bei aller Freude über den sich anbahnenden Paradigmenwechsel in den Köpfen der Menschen – einen Nachteil hat der Cannabis-Boom. Die hohe Nachfrage nach illegaler Rauchware kann kaum noch gedeckt werden. Zwar geben die Importeure und Homegrower alles, um die Kundschaft zu bedienen, doch der Mangel an Ware treibt die Preise in die Höhe und lässt die Qualität sinken. Und das nicht nur hierzulande, sondern europaweit. Ein gutes Barometer für diese Entwicklung sind die von

regelrecht veräppelt, wenn für ein Gramm Standardpolle schon mal 15 Euro hingeblättert werden müssen.

Zehn-Gramm-Bobel von der marokkanischen Punkerplatte abgemeißelt wird, deren THC-Gehalt gen Null tendiert.

Auch Berlin, wo verfolgungstechnisch nicht so viel Druck im Kessel ist, stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis schon lange nicht mehr. Gelegenheitskiffer, die die Not haben, sich auf der Straße versorgen zu müssen, werden geradezu ausgepresst. Wer zwanzig Euro investiert, kann sich glücklich schätzen, dafür knapp zwei Gramm minderwertiges Gras und ein Druckschlusstütchen zu erhalten. Selbst der Dealer des Vertrauens kann keine Rundum-Zufriedenheit mehr garantieren. Die zuverlässige und preisgünstige Versorgung mit Marihuana klappt nicht immer. Bei einer Mindestabnahmemenge von zehn Gramm muss der Hanffreund für hundert Euro das nehmen, was ge-

Immer mehr Hanffreunde leiden unter der Preisexplosion und dem damit einhergehenden Qualitätsverlust. Deutschland ist noch immer ein Billiglohnland, in dem die ärmere Bevölkerung von den Reichen und Schönen ausgeblutet wird. Die Lebenshaltungskosten sprengen schon jetzt das Budget der Geringverdiener und in Armut getriebenen Rentner. Da fällt es manchem Hanffreund schwer, sich den Luxus eines GuteNacht-Joints mit Haschisch aus x-ter Siebung zu leisten. Wieder einmal bleiben die auf der Strecke, die ohnehin sozial abgehängt und von der gesellschaftlichen Teilhabe ausgeschlossen sind. Wer genießen will, muss tüchtig blechen in dieser unseren feinen Gesell-

Bild: Su

welche für das weitere Verzögern des heimischen Medizinalhanfanbaus verantwortlich gemacht wurde, stellt die m 28. gefällte Entscheidung dar. Der Ende März in den Ruhestand gehende Richter Dicks vom Oberlandesgericht Düsseldorf rügte die Herangehensweise schaft. Des armen Menschen Gaumenfreude begnügt sich mit Billig-Lebensmitteln vom Discounter, während die Elite ihren Kindern Kaviarstullen mit in die Privatschule gibt. Dass die Spaltung der Gesellschaft in Arm und Reich an der Hanf-Community nicht vorbeigeht, zeigt sich auch im legalen Markt für Medizinalhanf. Patienten ohne Kostenübernahme durch die Krankenkassen sind die gelackmeierten, sofern sie über kein Einkommen verfügen, aus dem sich der Bedarf an Apothekengras finanzieren lässt. Wer Geld hat, ist klar im Vorteil. Der arme Schlucker kann zusehen, wo er bleibt. Wie sich die Zukunft des unentbehrlichen Schwarzmarktes gestalten wird, bleibt eine spannende Sache. Vielleicht animiert ja der Boom den einen oder anderen, in das illegale Gewerbe einzusteigen, so dass Angebot und Nachfrage wieder ins Gleichgewicht kommen. Wenn nicht, dann bleibt nur die Hoffnung, dass Kirchen und Sozialverbände ihrer karikativen Pflicht nachkommen und „Tafeln“ für verarmte Kiffer einrichten.

Beitrag von Sadhu van Hemp

der Bundesagentur deutlich, da man bei der Planung Cannabis anzubauen, eigentlich doch den sichersten Weg hätte einschlagen müssen. Der Vergabesenat des Gerichtes entschied trotz der mit Bedauern behafteten Warnung der Anwältin des Bundesinstitutes im Sinne eines Klägers, womit die Befürchtungen der Juristin über zunehmende Lieferengpässe und eine ausfallende erste Medizinalhanfernte im Jahr 2019 wohl bittere Realität werden. Man wolle das Ausschreibungsverfahren aber nun schnellstmöglich erneut initiieren und bedauere die Versorgung für Schwerkranke nicht mit Cannabis aus deutschem Anbau ab 2019 garantieren zu können, ließ das BfArM

nach der Entscheidung verlauten. Ob die Cannabisagentur bis zur Neuausschreibung nun realistische Produktionszahlen in ihr Aufbauprogramm einfließen lässt, oder weiterhin die von DHV-Geschäftsführer Georg Wurth benannten Verbrauchsmengen des letzten halben Jahres ab 2021 hier dann wirklich ein ganzes Jahr lang reichen sollen, bleibt daher mit Spannung abzuwarten. Im Alkoholhochkonsumland Deutschland könnte auch nach neueren wissenschaftlichen Erkenntnissen etwas mehr Cannabis in jedem Fall nicht schaden. Importeure lachen.

Beitrag von mze


02 CLUB.MED

D

ie medizinische Verwendung von Cannabis verbesserte in einer Studie aus den USA die geistige Leistungsfähigkeit. Die aufwändige Untersuchung mit 22 Patienten wurde in den USA durchgeführt. Die Wissenschaftler verwendeten einen Test – den sogenannten MSIT-Test – der bestimmte Aspekte der geistigen Leistungsfähigkeit misst. Während des Tests wurde eine funktionelle Magnetresonanztomografie durchgeführt, um die Gehirnaktivität während des Tests zu messen. Die Teilnehmer wurden vor Beginn der Cannabistherapie und 3 Monate später untersucht. Nach 3-monatiger Behandlung mit Cannabis zeigten die Patienten eine verbesserte Leistungsfähigkeit im MSIT, begleitet von Veränderungen der Gehirnaktivität innerhalb bestimmter Hirnregionen. Cannabis verbesserte sowohl die Reaktionszeiten im Test als auch die Genauigkeit der Reaktionen. Die Autoren schrieben, dass nach der Cannabisbehandlung „die Muster der Gehirnaktivierung eher denen gesunder Kontrollen aus früheren Studien als denen vor der Behandlung glichen, was eine mögliche Normalisierung der Gehirnfunktion im Vergleich zur Ausgangssituation nahelegt“. Die Studienteilnehmer gaben zudem gesundheitliche Verbesserungen an, mit einer Verbesserung von Schmerzen, der Stimmung, der Lebensqualität und des Schlafes. An der Untersuchung durften nur Personen teilnehmen, die bisher noch nie Cannabis konsumiert oder mindestens zwei Jahre lang kein Cannabis verwendet hatten. Sie waren im Durchschnitt 51 Jahre alt und litten an Schmerzen (13 Teilnehmer), Angst oder posttraumatischer Belastungsstörung (10), Schlafstörungen (10) und anderen Symptomen. Die Wissenschaftler wiesen darauf hin, dass Verbes-

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serungen der Krankheitssymptome durch Cannabis unmittelbar für die beobachteten Verbesserungen der geistigen Leistungsfähigkeit und Veränderungen der Gehirnaktivierung verantwortlich seien könnten. So ist es bekannt, dass Schmerzen und Angst mit einer reduzierten geistigen Leistungsfähigkeit verbunden sind. Daher

Cannabis sein, darunter Opiate, Schlafmittel und Antidepressiva. Die Wissenschaftler schrieben in ihrem Artikel, dass die verminderte Einnahme oder das vollständige Absetzen konventioneller Medikamente die Veränderungen der Gehirnaktivierung verursacht haben könnte. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass Benzodiazepine, Antide-

hanfjournal.de

Dr. med. Franjo Grotenhermen

Mitarbeiter des nova Institutes in Hürth bei Köln und Geschäftsführender Vorstand der Internationalen Arbeitsgemeinschaft für Cannabinoidmedikamente (IACM) Droge. Dabei wurden im Allgemeinen eine Reduzierung der geistigen Leistungsfähigkeit und eine atypische Hirnaktivität festgestellt. Eine

Bild: Archiv

Wie Cannabiskonsum die geistige Leistungsfähigkeit von Patienten verbessert könnte eine Reduzierung solcher Symptome direkt zu kognitiven Verbesserungen mit positiven Auswirkungen auf die Gehirnaktivität geführt haben. Ein weiterer Grund könnte die Reduzierung üblicher Medikamente während der 3-monatigen Therapie mit

pressiva und andere Psychopharmaka die Gehirnaktivität reduzieren können. Bisherige Studien, die den Zusammenhang zwischen einer Cannabisanwendung und der geistigen Leistungsfähigkeit untersucht hatten, konzentrierten sich ausnahmslos auf den Freizeitkonsum der

Anzahl von Faktoren könnte für den Unterschied zwischen den Ergebnissen der aktuellen Studie mit Patienten und den früheren Ergebnissen bei Freizeitkonsumenten verantwortlich sein. So wurde die Mehrzahl der Studien zum Cannabis-Freizeitkonsum mit Jugendlichen und jungen Er-

wachsenen durchgeführt. Da die Teilnehmer in der aktuellen Studie zwischen 28 und 74 Jahre alt waren, war ihre Gehirnentwicklung seit langem abgeschlossen, und sie waren weniger empfindlich hinsichtlich möglicher Schäden durch THC als Jugendliche. Zudem wurde 2017 eine Studie mit Mäusen aus dem Institut für molekulare Psychiatrie der Universität Bonn veröffentlicht, nach der THC bei älteren Tieren das Potenzial besitzen könnte, die geistige Leistungsfähigkeit zu verbessern. Die älteren Mäuse zeigten nach der Verabreichung von niedrigen THC-Dosen eine Umkehr des altersbedingten geistigen Abbaus. Die Bonner Wissenschaftler vermuteten, dass dies auf einer Aktivierung des alternden Endocannabinoidsystems in der Folge der THC-Gabe beruhen könnte. Die gleiche THC-Exposition führte bei jungen Mäusen zu einer Abnahme der kognitiven Leistungsfähigkeit. Ein weiterer Unterschied zu bisherigen Studien ist die Stärke des Cannabiskonsums. In der neuen Studie verwendeten die Patienten Cannabis durchschnittlich an 5 Tagen in der Woche und ein bis zweimal täglich. Traditionell haben Studien mit Freizeitkonsumenten einen chronischen, starken Konsum untersucht. Der Zusammenhang zwischen einer Cannabisverwendung und der geistigen Leistungsfähigkeit muss differenziert betrachtet werden. Der Grund für die Verwendung, das Alter der Nutzer und die Stärke der Cannabis-Einnahme sind wichtige Faktoren, die die Auswirkungen auf die Gehirnfunktion modulieren. Pauschale Behauptungen, nach denen Cannabis sich grundsätzlich negativ auf die geistige Leistungsfähigkeit auswirkt, lassen sich nicht mehr aufrechterhalten.

Beitrag von Franjo Grotenhermen

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REDAKTION Matthias ‘mze’ Meyer (Chefredakteur)

MITARBEITER DIESER AUSGABE Hans Cousto, Markus Berger, derBudler, Franjo Grotenhermen, Kascha, Christian Rausch, Sadhu van Hemp

LAYOUT Lippe ILLUS Lukas BILDER derBudler,Terence C. Hill, Archiv, Ludwig Binder

ANZEIGEN Emanuel Kotzian +49 (0)30/12074969 info@sowjet.de VERTRIEB Das Hanf Journal wird im gesamten deutschsprachigen Raum verteilt. Gegen einen Betrag von 50 Euro (Inland) oder 100 Euro (Ausland) jährlich, kann das Hanf Journal als Premium-Abo bezogen werden. (Abo unter www.hanfjournal.de)

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#220 . Mai . 2018

I

n der Februarausgabe des Hanf Journals wurde berichtet, dass am 14. Dezember 2017 der jährlich erscheinende „Bericht zur Drogensituation in Deutschland“ der Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD) mit den Daten für das Jahr 2016 veröffentlicht wurde. Das

Standardwerk zur Situation illegaler Drogen in Deutschland liefert in acht thematisch in sich geschlossenen Kapiteln umfangreiche Informationen zu den verschiedenen Aspekten des Phänomens illegale Drogen in Deutschland. In dem Kapitel „Drogenmärkte und Kriminalität“ sind unter an-

hanfjournal.de

Pressemitteilung heraus, die unter dem Titel „Drogenpolitik bleibt zentrale Aufgabe für Bund und Länder – Vorstellung des Jahresberichts zur Situation illegaler Drogen in Deutschland 2017“. In dieser Pressemitteilung ging die Drogenbeauftragte auch auf die Reinheits- respektive Wirk-

bericht (der Zusammenfassung) der DBDD zu den acht Kapiteln des gesamten Jahresberichtes. Verantwortlich hierfür zeichnen: Tim Pfeiffer-Gerschel, Esther Dammer, Daniela Piontek und Loretta Schulte (IFT Institut für Therapieforschung); Maria Friedrich (Bundeszentrale für gesund-

Feuer auf Marlene Mortler derem die durchschnittlichen Preise und Reinheitsgehalte der gängigen Drogen, die auf dem Schwarzmarkt erhältlich sind, aufgelistet. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, d Marlene Mortler M (CSU), gab am ( selben Tag zu s diesem And eine llass

stoffgehalte ein. So heißt es wörtlich in dieser Pressemitteilung: „Der markanteste Anstieg von Wirkstoffgehalten ist in diesem Jahr aber bei den Amphetaminen zu verzeichnen: von 2015 auf 2016 hat er sich vervierfacht. Für MDMA lässt sich eine Verdopplung des Wirkstoffgehaltes verzeichnen.“ Diesen Satz entnahm die Drogenbeauftragte dem Kurz-

heitliche Aufklärung) und Gabriele Bartsch (Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen). Die Drogenbeauftragte hat offensichtlich nur den Kurzbericht gelesen und nicht den ausführlichen Bericht. Hätte sie den ganzen Bericht gelesen, hätte sie gemerkt, dass diese Angaben falsch sind. In dem Kapitel „Drogenmärkte und Kriminalität“ steht,

SEINE MEINUNG 05 Polizeipräsidenten und Regierungsvertretern behauptet, die bösen Drogenhersteller würden den Ecstasytabletten Heroin zufügen um die Konsumenten süchtig zu machen. Dann startete im Februar 1995 das Drug-Checking-Programm von Eve & Rave Berlin. Das Programm lief bis September1996. In keiner der untersuchten Pillen wurde Heroin gefunden. Die Behauptung der von den Polizeipräsidenten und Regierungsvertretern kolportierte erwies sich als Mythos respektive als reine Propagandalüge. Zur Love Parade im Juli 2001 wurde von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) die Website www. drugcom.de freigeschaltet. Die Tatsache, dass „drugcom“ vor allem verunsichern und überhaupt nicht aufklären wollte, konnte man deutlich am Beispiel der gegebenen Informationen betreffend Streckmitteln in Ecstasypillen sehen. Unter dem Zwischentitel „Zusammensetzung der Pille“ konnte man folgendes lesen: „Analysen haben gezeigt, dass

Hintergründe zu Mortlers Fake News dass im Vergleich zum Vorjahr der Wirkstoffgehalt von Amphetamin gesunken ist, von 14,6 % auf 13,8 %. Die hier zitierten Angaben aus der Pressemitteilung der Drogenbeauftragten wie im Kurzbericht sind sachlich falsch und irreführend. Solche Falschmeldungen nennt man heute Fake News. Auch die Behauptung, dass sich der Wirkstoffgehalt in Ecstasytabletten von 2015 auf 2016 verdoppelt habe, muss als Fake News klassifiziert werden. Der durchschnittliche Wirkstoffgehalt von Ecstasytabletten ist zwar gestiegen, jedoch nur um 23,4 % und nicht um 100 %, wie die Drogenbeauftragte in der Pressemitteilung und die DBDD in ihrem Kurzbericht ihren Leserinnen und Lesern suggerieren. Im Jahr 2016 enthielten Ecstasytabletten in Deutschland durchschnittlich 137 Milligramm MDMA-Hydrochlorid, im Jahr davor waren es nur n 111 Milligramm. Zu Beginn der Z 90er Jahre des 9 letz l ten Jahrhunderts wurde imw mer wieder von

die Pillen praktisch nie reines MDMA enthalten. Im günstigsten Fall sind noch andere entaktogen wirkende Substanzen enthalten, oft aber auch Speed, meistens noch andere Verschnittstoffe.“ Das BKA meldete demgegenüber im Rauschgiftjahresbericht 2000 auf Seite 91 folgende

Amtliche Fake News zum Thema Drogen und deren Wirkstoffgehalte haben in Deutschland eine lange Tradition. Zahlen betreffend Reinheitsgehalte von Ecstasypillen und Kapseln: „Für insgesamt 935.186 Tabletten und Kapseln – im Folgenden als Konsumeinheiten (KE) bezeichnet – wurden die Wirkstoffgehalte mitgeteilt. 92,7 % der Konsumeinheiten enthielten einen psychotropen Wirkstoff (Monopräparate), während bei 7,3 % zwei und drei Suchtstoffe festgestellt wurden (Kombinationspräparate). Von den 852.736 Monopräparaten enthielten 98,4 % 3,4-Methylendioxy-methamphetamin (MDMA), 1,2 % Amphetamin und die verbleibenden 0,4 % Methamphetamin, 3,4-Methylendioxy-N-ethylamphetamin (MDE), 4-Brom-2,5-dimethoxy-amphetamin (DOB), 4-propylthio-2,5-dimethoxyphenethylamin (2C-T-7) und 3,4-methylendioxyamphetamin (MDA).“ 98,4 Prozent aller Monopräparate respektive 91,2 Prozent aller untersuchten Proben aus dem Jahr 2000 enthielten gemäß BKA ausschließlich den Wirkstoff MDMA. Demzufolge war die Angabe bei „drug-

com“, dass Analysen gezeigt hätten, dass die Pillen „praktisch nie“ reines MDMA enthalten, falsch. Auch die Formulierung „Im günstigsten Fall sind noch andere entaktogen wirkende Substanzen enthalten, oft aber auch Speed, meistens noch andere Verschnittstoffe.“ bei „drugcom“ waren genauso wirklichkeitsfremd. Bei „drugcom“ waren 91,2 Prozent „praktisch nie“, 1,2 Prozent „oft“ und 0,4 Prozent „meistens“ (die 7,3 Prozent der Kombinationspräparate sind in den letztgenannten Zahlen nicht berücksichtigt, wobei der gewichtigste Anteil bei diesen Zubereitungen die Kombinationen verschiedener entaktogener Wirkstoffe darstellte). Die Analyse der Angaben bei „drugcom“ offenbarte, dass dieses Projekt der BzgA sich auf dem Niveau der übelsten polemischen Artikel der Boulevardpresse bewegte. Als Aufklärung kann man das beim besten Willen wirklich nicht bezeichnen. Ja, falsche Angaben zu den Wirkstoffgehalten in auf dem Schwarzmarkt erhältlichen Drogen seitens regierungsamtlicher Quellen haben in Deutschland eine lange Tradition. Drug-Checking-Programme schaffen Klarheit über die Zusammensetzung der Drogen, die auf dem Schwarzmarkt erhältlich sind. Doch davon will die Drogenbeauftragte nach wie vor nichts wissen, damit sie weiter Fake News verbreiten kann. Auf ihrer Website www.drogenbeauftragte.de findet man keine Hinweise und Informationen zum Thema Drug-Checking. Gleiches gilt für den redaktionellen Teil von „drugcom“. Der Begriff Drug-Checking erscheint auf der Website von „drugcom“ nur in einem Leserkommentar sowie in einer Zusammenfassung der Diskussion der Arbeitsgruppe „Szeneinitiativen als integraler Bestandteil des regionalen Drogenhilfesystems“ (verfasst von Markus Hückelheim und Rüdiger Schmolke für eclipse e.V.). Das Thema Drug-Checking wurde und wird sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene in den Parlamenten und Ausschüssen immer wieder diskutiert. Doch die Drogenbeauftragte wie auch „drugcom“ vermitteln hierzu keine Informationen. Das nennt man Informationsunterdrückung – im Volksmund „Lückenpresse“ genannt. Um die Glaubwürdigkeit staatlicher Informationsquellen wieder herzustellen, ist für die Drogenbeauftragte Marlene Mortler akuter Handlungsbedarf angezeigt. Sie muss dafür sorgen, dass staatliche respektive amtliche Informationsquellen keine Fake News mehr verbreiten und dass nicht bestimmte relevante Informationen ausgeblendet werden. Drug-Checking-Angebote gibt es inzwischen in 20 Ländern – die Drogenbeauftragte meidet jedoch das Thema wie der Teufel das Weihwasser und verbreitet lieber Fake News.

Beitrag von Hans Cousto


06 PSYCHONAUTIK

E

s gibt ein paar ethnobotanische Connections, die die Potenz von Cannabispflanzen um ein Vielfaches bereichern. Wenn man sie nur richtig anwendet und das Wissen um sinnvolle Synergien parat hat. Denn meistens verstärken die im Nachfolgenden gezeigten Kombinationen nicht nur den Hanfrausch, sondern auch die Gefahren, die mit den diversen psychoaktiven Gewächsen einhergehen können. Die Nachtschattengewächse, allen voran der Stechapfel, die Tollkirsche, das Bilsenkraut und vor allem der Tabak, sind seit Urzeiten als Rauchkräuter auch mit dem Hanf assoziiert. Die in den Nachtschattenpflanzen anwesenden Tropanalkaloide und anderen Wirkstoffe, zum Beispiel Nikotin, bewirken im Zusammenspiel mit Hanf einen Synergismus, der zuweilen unberechenbar sein kann. So wird unter Umständen und je nach Dosierung eine Welt aus Halluzinationen erlebt, die deutlich realer und stärker präsent zu sein scheint als unter der Einzelanwendung der jeweiligen Pflanzen. Und genau hier liegt die Gefahr, die manche User nicht richtig einzuschätzen vermögen: Die Tropanalkaloide stellen vor allem bei unsachgemäßer Benutzung eine tatsächliche Gefahr für Leib und Leben dar. Starke Überdosierungen mit Nachtschattendrogen, die bei den unberechenbaren Pflanzen niemals per Faustregel ermittelt werden können, können leicht im Koma, in psychotischen Zuständen und nicht selten sogar mit dem Tod enden. Vor allem die halluzinatorische Komponente dieser Pflanzen kann durch die zusätzliche psychoaktive Wirkung des Hanfs enorm verstärkt werden. Nachtschatten-Halluzinationen muten überdies häufig genug allzu realistisch an – die Kombination mit Cannabispräparaten kann einen möglichen Horrortrip aufs schärfste verstärken, obwohl mancher Psychonaut auch schon über gegenteilige Synergismen berichtete, nämlich dass vorzüglich Indicasorten den derben Nachtschattenrausch ein wenig abzumildern vermögen. Trotzdem gilt für uns per se und immer: Finger weg von Nachtschattendrogen! Im Zweifel sind die einfach zu gefährlich. Eine ganz besondere Beziehung – und ähnlich wie schon die Nachtschatten-Hanf-Connection – ist die Kombination von Cannabis mit Mohngewächsen, insbesondere mit dem Schlafmohn Papaver somniferum bzw. dessen Produkt, dem Opium. Ein Kombinationsrausch aus Hanf und Opium beschert dem Psychonauten eine wohlig warme Welt der Träume. Mit ausgedehnten Flügen durch flauschige Gefilde und in Dimensionen, die weitab von unserem Alltagsbewusstsein ihren Raum finden. Und genau hier liegt die hauptsächliche Gefahr: Man neigt möglicherweise dazu, das Rauscherlebnis als zu schön zu beurteilen, sprich: der Kick und Trip sind so geil, dass man sich immer

und immer wieder wünscht, ihn zu erleben. Dabei kann Cannabis einen Opium- oder Mohnrausch bereichern, wie ein pompöser Rahmen ein gelungenes Kunstwerk in Öl

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menden Effekte des Opiums können bei manchen durch die Kombination mit dem Hanf aufgehoben oder zumindest verbessert werden.

hanfjournal.de

einen. Dem Autor sind keine Personen bekannt, die nach dem Rauchen von Fliegenpilzhuthaut exorbitante psychoaktive Erfahrungen gemacht hätten. Die orale Einnahme

pilz-Cannabis seinen Körper nicht mehr wahrnimmt und sich für ein Geistwesen hält. Auch im Fall des Fliegenpilzes ist es jedoch so, dass einige über einen abmildernden Ef-

Hanf und ethnobotanische Connections oder Acryl aufzuwerten vermag. Interessant: Viele Opiumkonsumenten berichten von einer üblen Darmverstopfung

ge haben. Einige der im psychonautischen Untergrund beliebten oder berüchtigten Combos haben wir oben bereits besprochen. Schauen wir uns zum Schluss noch einige Pflanzen an, die in Zeiten der Not als Ersatz für Cannabis herhalten müssen und die ebenso eine reichhaltige Palette an synergistischen Wirkungen bereithalten. Weil die im Nachfolgenden gelisteten Gewächse jedoch keine vergleichsweise harmlosen Cannabinoide enthalten, sondern zuweilen nur wenig oder gar nicht erforschte oder aber er-

Cannabis-Synergien mit anderen Pflanzen? forschte und möglicherweise in der Anwendung riskante Inhaltsstoffe beherbergen, sei dem geneigten Leser ans Herz gelegt, auf Experimente im Alleingang zu verzichten. Als erstes wäre da das Löwenohr zu nennen. Leonotis leonurus heißt die Pflanze botanisch und wird in Afrika Wild Dagga, also wilder Hanf genannt (Dagga = Cannabis) und als Cannabisersatz geraucht. Auch der Stachelmohn und der Kalifornische Goldmohn aus der Familie der Mohngewächse sind beliebte, aber bei weitem deutlich mildere Hanfersatzpflanzen.

Bild: Archiv

am Tag nach dem Rausch – ein bekanntes Phänomen, das für viele Opiate gilt. Cannabis kann dieses Symptom abmildern oder sogar aufheben. Einige User kommen darin überein, dass Opium und Cannabis den Darm positiv beeinflussen, sprich: Die Peristaltik-hem-

Der Fliegenpilz ist ein wirksamer Zusatz, wenn es darum geht, den Hanfrausch enorm zu potenzieren. Dabei bewirkt das Rauchen der getrockneten Huthaut des Pilzes allerdings nicht den Effekt, der häufig in der Literatur angegeben wird – nämlich überhaupt irgend

der getrockneten Fruchtkörper des Amanita muscaria jedoch, verstärkt einen Hanfrausch in aller Regel um ein Vielfaches und bereichert diesen um zusätzliche, vornehmlich halluzinatorische Komponenten. So kann es passieren, dass der User nach der Combo Fliegen-

fekt berichten, dass also der Hanf dem (häufig hoch dosierten) Pilz die Heftigkeit nimmt. Es gibt eine stattliche Anzahl weiterer Pflanzen bzw. Pilze, die im Zusammenspiel mit Cannabis beträchtliche Rauschmaximierung zur Fol-

Der auch in den deutschsprachigen Gebieten vielerorts wild wachsende Giftlattich Lactuca virosa wird zuweilen als Cannabis-Substitut gebraucht, genauso wie das Habichtskraut Hieracium pilosella, das vor allem in Dänemark von Kiffern genutzt wird, die gerade an kein Cannabis gelangen. Sagen wie jene von der Petersilie, dem Dill und diversen Pfefferarten als Hanfersatz können wir getrost vergessen. Zwar enthalten diese Pflanzen psychoaktive Wirkstoffe. Jedoch in nur so geringer Konzentration, dass die Einnahme solcher Gewächse sinnlos bleiben wird. Auch die Katzenminze und Damiana sind zwar eindeutig psychotrope Pflanzen. Sie eignen sich jedoch eher als Hanfzusätze, denn als vollwertiger Ersatz. Wir haben gesehen: Die Kombination von psychoaktiven Gewächsen mit Hanf kann viele Vorteile, aber auch eine Menge Gefahren bereithalten. Es ist immer von besonderer Essenz, sich auszukennen und möglichst viel Wissen anzusammeln. Nur dann können wir zu mündigen Konsumenten werden und unseren Regierungen zeigen, dass wir keine staatlichen Aufpasser benötigen. Durch die unreflektierte Einnahme irgendwelcher unbekannter Drogen setzen wir uns nicht nur einer akuten Lebensgefahr aus. Wir strafen auch alle Bemühungen der diversen Legalisierungsbewegungen Lügen, die da ganz zu Recht das Modell des mündigen Bürgers postulieren. Blasen wir nicht ins selbe Horn wie all die Schwätzer. Es geht auch anders.

Beitrag von Markus Berger


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08 GUERILLA GROWING

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er kalte und raue Winter hat sich so langsam verabschiedet und macht allmählich Platz für den Frühling. Und auch Mutter Natur beginnt durch die ersten Sonnenstrahlen, neue Blüten zu bilden. Genau zu dieser Zeit beginnt für viele ambitionierte Guerillagrower die Arbeit für die kommende Saison. Denn auch wenn Indoorgrowing zu Recht sehr beliebt und weitverbreitet ist, gibt es diverse Gründe, die den Anbau unter freien Himmel durchaus einleuchten lassen. Zum einen sind Pflanzen, die inmitten der Natur stehen, nur schwer mit einem Besitzer in Verbindung zu bringen. Des Weiteren sind Cannabispflanzen, die draußen gewachsen sind, viel schonender für die Umwelt und auch für den Gärtner wesentlich günstiger, weil lästige Stromkosten wegfallen. Allerdings gibt es natürlich auch bei dem Anbau von Out-

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hanfjournal.de

einige Meter zu robben oder zu kriechen, bevor man zu einem Platz mit völligem Frieden gelangt. Dann braucht man an diesem Ort noch viel Sonne und einen feuchten nährstoffreichen Boden. Solche Plätze sind nicht an jeder Ecke zu finden und ich habe nicht selten gehört, dass je nach Wohnort ein einfacher Weg von bis zu einer Stunde in Kauf genommen werden muss und dass dies keineswegs ungewöhnlich ist. Solche Spots findet man oftmals bei ausgedehnten Wanderungen im ländlichen Bereich. Meistens hat man das Problem, dass selten alle drei Faktoren „Sicherheit, Sonne und Boden“ erfüllt sind. Vor allem, wie weiß man, ob ein Platz genug Sonne abbekommt, oder ob der Boden genug Nährstoffe beinhaltet. Hierfür gibt es verschiedene Möglichkeiten. Eine wäre ein Kompass, der einem sagt, ob

tember oder in seltenen Fällen sogar noch später der Fall sein. Deswegen ist bei Indoor-Samen etwas Vorsicht geboten, obwohl es auch sehr gut geeignete Indoor-Sorten gibt, die ideal outdoor wachsen und auch fertig werden.

Bild: Junge Auto Pflanze aufgrund ihrer Art nur unter bestimmten Umständen wachsen können. So gibt es Pflanzen, die nur auf einem sehr trockenen oder stickstoffreichen Boden wachsen. Brennnesseln

beobachten, um die Beschaffenheit des Standortes besser einzuordnen. Falls der Boden des Platzes nicht optimal ist, kann man diesen mit wenigen Mitteln

auch nicht zu unterschätzen, denn je besser der Platz desto mehr Freude und umso weniger Arbeit wird man mit seinen Früchten haben. Daher haben die Gärtner, die ich getroffen habe, versucht ihren Platz möglichst gut zu präparieren. Doch die Wahl des Platzes ist erst der Anfang. Als Nächstes geht es um die Frage der Genetik.

Outdoor und so Wie man den Sommer zum Anpflanzen nutzt.

Seit einiger Zeit sehe ich auch immer öfter Autoflowering-Genetiken, die gerade hierzulande beliebt sind. Autoflowering-Genetiken haben den Vorteil, dass sie innerhalb von 3 Monaten fertig werden. Dadurch kann man auch Cannabis in der Sommersonne ausblühen lassen und bekommt qualitativ sehr hochwertiges Gras. Der Ertrag ist jedoch kleiner als bei gewöhnlichen Pflanzen, aber dafür kann man auch andere Plätze für diese Pflanzen suchen, da Autoflowering-Pflanzen in der Regel nicht so groß werden. Selbstverständlich habe ich mir mal ein paar Sorten ans Herz legen lassen. Die Firma Sensi Seeds und deren Tochter Firma

door einiges zu beachten. Was es zu bedenken gilt, habe ich mir von ein paar freundlichen Herren aus den vorigen Ausgaben berichten lassen. Im Wesentlichen geht es um den Platz dessen Vorbereitung/Aufbearbeitung und die Genetik. Aber wie findet man den idealen Platz und welche Genetik eignet sich für den Outdoor Anbau in unseren Breitengraden am besten?

Der Platz: „besser ist besser“ Die Wahl für den richtigen Spot ist mindestens genauso schwer, wie die Wahl der passenden Genetiken. Solche Orte sollten in der Regel fern ab von der Zivilisation sein und nicht all zu leicht zugänglich. Denn niemand möchte, dass dieser Platz entdeckt wird. Die meisten Grower achten hierbei auch auf Hecken und Dornenbüsche, um ihre kleinen Pflänzchen geschützt auszusetzen. Ich habe selbst auch schon mal so ein Plätzchen gezeigt bekommen und kann sagen, dass man sich nicht zu schade sein sollte

Bild: Auto Setzling der Platz im Süden oder im Osten liegt. Optimal sind Plätze, die im Flachen liegen und so je nach Lage den ganzen Tag Sonne abkriegen. Falls das nicht möglich ist, sollte die Lage Süd oder Südwestlich sein. Eine weitere Möglichkeit die Qualität des Platzes zu beurteilen, sind Zeigerpflanzen. Zeigerpflanzen sind Pflanzen, die

wachsen zum Beispiel nur in sehr stickstoffhaltigen Umgebungen. Während Pflanzen wie Wermut und die gemeine Grasnelke nur in sehr sonnenreichen Ecken zu finden sind. Aber auch Pflanzen wie der Holunder brauchen viel Sonne. Von daher ist es nicht schlecht bei der Suche nach einem Platz die umliegenden Pflanzen zu

Bild: Auto Setzling

gut aufpäppeln. Hierfür wurden mir Seramis Guano und Blumenerde empfohlen. Das Seramis hilft die Feuchtigkeit im Boden zu halten und Guano dient dazu den Boden mit organischen Nährstoffen anzureichern und die Erde kann optional verwendet werden, um den Boden insgesamt etwas zu verbessern. Am besten einfach ein Loch buddeln und alles gut vermischen. Durch die Erde haben die Pflänzchen auch gleich eine nährstoffreiche Umgebung, die sie verwenden können, bis die Nährstoffe des Guano freigesetzt werden. Denn organische Nährstoffe brauchen je nach Nährstoff immer ein bis acht Wochen, bis sie freigesetzt werden. Bei manchen Düngemitteln wie Hornspänen kann es noch länger gehen. Zwischendurch kann man auch etwas Wasser mit Nährstoffen gießen. Wobei die meisten Gärtner versuchen die Besuche bei ihren Damen auf ein Minimum zu reduzieren. Aber das ist von Jahr zu Jahr und von Gärtner zu Gärtner ganz verschieden. Deshalb ist die Wahl des Platzes und die Beschaffenheit des Bodens

Wer die Wahl hat, hat die Qual Im Laufe der Zeit kommen immer mehr neue Strains und Samenfirmen auf den Markt. Doch die Wahl der Genetik wird durch diesen Umstand nicht gerade erleichtert. Da mittlerweile überwiegend Sorten für den Indoor-Gebrauch gezüchtet werden, ist es nicht immer ganz so leicht die passende Genetik zu finden. Aber ich habe mich auch hier etwas umgehört und ein paar Strains gefunden, die für dieses Klima gut geeignet sind. Im Allgemeinen sollte man darauf achten, dass die Pflanzen am besten, laut Hersteller von Anfang bis Mitte Oktober erntereif werden. Des Weiteren kann es von Vorteil sein, explizit nach Outdoor Strains zu suchen. Man könnte zwar auch Indoor-Seeds verwenden, aber Indoor-Samen gehen öfter erst in die Blüte, wenn Tag und Nacht nahezu gleichlang sind. Also bei 12 Stunden Licht und 12 Stunden Dunkelheit. In der Realität gehen Indoor-Samen bei etwa 13 bis 15 Stunden Helligkeit in die Blüte, aber das kann manchmal erst im Sep-

White Label bieten beispielsweise saftige Strains für Skunk Liebhaber, wie die Early Skunk (Sensi Seeds) oder die auch White Skunk (White Label) an. Aber auch Sorten wie Guerillas Gusto wurden mir wärmstens empfohlen. Die White Skunk durfte ich selbst schon einmal in Aktion betrachten (Hajo 2/2017). Natürlich gibt es auch andere Firmen, wie Dutch Passion, die ebenfalls sehr empfehlenswerte Outdoor-Sorten in ihrem Katalog haben. Wie die Shaman - eine Purple Skunk - oder die Frisian Dew, die ebenfalls eine feine Skunk-Sorte sein soll. Dann hätten wir da noch die Sorte Aurora Indica von der Firma Nirvana Seeds. Alle Sorten haben diverse Damen und Herren im Laufe der Zeit näher kennenlernen dürfen und schätzen gelernt. Dieser Artikel dient lediglich zu Aufklärung und Information Zwecken, Cannabis ist in manchen Ländern verboten. Alles Gute

Beitrag und Bilder der Budler


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GUERILLA GROWING 09

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Vorkeimen und Anwachsen lassen

M

it dem Mai beginnt die Outdoorsaison – endlich. Nach über einem halben Jahr kalter Temperaturen und dunkler Tage erstrahlt die Sonne wieder in voller Kraft und bietet Menschen mit grünem Daumen Optionen zum Aussäen und Aussetzen von Nutzpflanzen und Zuchtgewächsen in Mutter Natur. Auch der Hanf gedeiht hervorragend unter natürlichen Bedingungen, wenn die Gesetzeslage keinen Strich durch die Rechnung macht. Wenn dem nicht so ist, nutzen Grower in der Regel alle zur Verfügung stehenden Sonnenstellflächen, um in den warmen Sommermonaten möglichst viel Gras für den Winter anzuhäufen. Damit dieser Plan logistisch durchdacht sowie erfolgreich in die Tat umgesetzt werden kann, bedarf es etwas Überlegung, Vorsorge und natürlich etwas Geduld, bevor die Attacke auf die Außenwelt in Angriff genommen werden kann. Vorkeimen und Anwachsen lassen gehören beispielsweise zu den ersten Schritten des gemeinen Outdoor-Einmaleins geübter Guerillagrower. Ebenso einfach, wie diese Prozesse scheinen, gestalten sie sich glücklicherweise, weshalb das dafür benötigte Wissen in

wenigen Sätzen auch an unerfahrene Beginner vermittelt werden kann: Cannabissamen werden zum Start des Growing-Vorhabens in einem Glas mit Leitungswasser versenkt, und beim ersten Anzeichen einer stattfindenden Öffnung der Nuss in das dafür vorgesehene Anzuchtmedium gepflanzt. Landen die Samen im Wasser, benötigen sie in der Regel ein bis zwei Tage, um auf den Boden des Glases zu sinken, was aber direkt Auskunft über die Keimqualität gibt. Bleiben einzelne Hanfsamen auch nach Tagen noch an der Oberfläche des Wassers schwimmen, können diese getrost aussortiert werden, da keine Chancen auf Keimung bestehen. Am Boden des Glases werden die Samen sich dagegen leicht öffnen und erste Ansätze von Wurzelspitzen offenbaren.

Spätestens jetzt muss mit Fingergefühl die Umsiedlung in Erde, Kokosmatten oder Steinwolle vonstattengehen, wobei die Samen weder gequetscht noch unachtsam auf unreinen Oberflächen abgelegt werden sollten. Ein kleiner mit Erde gefüllter Topf erhält ungefähr einen circa zwei Zentimeter tiefen Saatschacht - in welchen ein Cannabissamen vorsichtig verfrachtet wird - der anschließend

same Gang in die Natur gestartet werden und das Aussetzen am ausgewählten Wuchsort beginnen. In gesunder Verfassung, in gewisser Größe und mit gewünschten Formvorteilen versehen, besitzen die vorge-

Vorteile der Fensterbank für Outdoorgrower im Frühling.

Bild: Fensterbank samt Pflanzen mit lockerer Erde gefüllt gehört. Eine sonnendurchflutete Fensterbank bietet dann den idealen Stellplatz für die kleinen grünen Bewohner. Weder zu tief, noch zu fest, sollten Hanfsamen jedoch vom künstlich

Bild: Samentrunk - zwei Samen in Wasser

geschaffenen Erdreich eingeschlossen werden, sodass eine stattfindende Keimung innerhalb kürzester Zeit beobachtet werden kann. Während Wurzeln nach unten wachsen, stößt die Spitze der Pflanze aus der Oberfläche heraus und begrüßt den Grower mit zwei winzigen Blättchen, die erste Sonnenstrahlen in nutzbare Energie umwandeln. Weil die Tage nun länger und nicht kürzer werden, beginnt der kleine Keimling mit Wachstumsprozessen, welche die gezüchtete Hanfvarietät in der Größe zunehmen und die auch bekannten Blattformen erscheinen lassen. Da Pflanzen in der jungen Lebensphase leichter angreifbar für Krankheiten sind und auch durch Überdüngung schneller Auswirkungen erleiden, empfiehlt sich mit Flüssigkeiten jedweder Form sparsam umzugehen und auf starke chemische Düngesubstrate komplett zu verzichten. Wurzelstimulanzen und spezielle Mittelchen für Keimlinge sollten auf Empfeh-

lung erst ausprobiert werden, sobald die ersten vier Wochen nach Keimung gesunde Pflänzchen entstanden sind. Selbst Gießwasser darf nicht im Überschuss verfüttert werden, um Pilzen keinen Nährboden zu schaffen. Stehen die Pflänzchen in ganzer Pracht und wollen langsam hoch hinaus, überlegt sich der Outdoorgrower schnell, ob breite oder hohe Gewächse für die Umsetzung seiner Pläne sinnvoll erscheinen. Mit dem Kappen (Toppen) der Pflanzenspitze forciert der Versorger zum Beispiel eine stärkere Ausprägung von Seitentrieben, welche kerzengerade wachsende Gewächse zu einem buschigen und niedrigeren Wuchs animieren. Auch Abbindemethoden (Training) und ein leichtes Drücken des Stammes (Bruise) sind bei jungen Pflänzchen schon möglich, wenn mit genügend Liebe gearbeitet wird. Wenn innerhalb von vier bis acht Wochen daraufhin stabile Cannabispflänzchen entstanden sind, sollte der gemein-

keimten und vorgewurzelten Cannabispflanzen größere Chancen auf ein sorgenfreies und erfülltes Leben im belebten Garten von Mutter Natur. Allein die Ersparnis der ersten Wachstumswochen im Freien verkürzt die Gefahr der Minipflanzen unvorhergesehenem Katastrophenwetter zum Opfer zu fallen sowie auch unerwünschten Fressfeinden und Blicken festgewurzelt ausgeliefert zu sein. Vorteile der Fensterbank für Outdoorgrower im Frühling. In Deutschland ist der Hanfanbau genehmigungspflichtig, ansonsten aber streng verboten. Deshalb weisen wir unsere Leser darauf hin, dass sie das Beschriebene auf keinen Fall nachahmen dürfen. Dieser Artikel soll informieren, nicht anstiften.

Beitrag: mze Bilder: Terence C. Hill

Gemeinsam sind wir stark! hanfverband.de


10 NEWS

#220 . Mai . 2018

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Cannabis-Verbot Tod durch bereinigt Thüringer synthetisches Kriminalstatistik Cannabis Polizei ermittelte vergangenes Jahr im Freistaat Thüringen deutlich mehr Drogendelikte. Der Beruf des Polizisten kann auch Freude bereiten, wenn man diejenigen jagt, die sich am leichtesten einfangen lassen. Und dazu zählen vor allem Haschgiftverbrecher, die in ihrer Unbekümmertheit gar nicht auf die Idee kommen, ihr illegales Treiben wie ein Betrüger, Dieb oder Räuber zu verbergen. Was dabei herauskommt, wenn Polizisten spazieren gehen und Ausschau nach leichten Opfern halten, zeigt die Kriminalstatistik 2017 der Thüringer Polizei. Die Aufklärungsquote aller Straftaten liegt im Freistaat Thüringen bei 64,5 Prozent und hat sich gegenüber den Vorjahren erneut verbessert. Zum Vergleich: Der Bundesdurchschnitt bei der Aufklärungsquote lag 2016 bei 56,2 Prozent. Dass Thüringen einen Spitzenplatz in der Aufklärung von Straftaten einnimmt, ist vor allem den Drogenkonsumenten zu verdanken. Im Bereich der Rauschgiftkriminalität konnte der Freistaat nämlich eine Erhöhung der Fallzahlen auf über 12.000 Delikte verzeichnen – ein neuer Rekord im Fünf-Jahres-Vergleich. Das heißt im Klartext, dass die Polizei Thüringens besonders

gerne das Deliktfeld der „Kontrollkriminalität“ beackert. So wird im Handumdrehen aus einem unbescholtenen Bürger, der auf einer Parkbank beim Kiffen erwischt wird, eine Vorgangsnummer, die in die Kriminalstatistik einfließt. Und da ertappte Cannabis-Verbrecher nicht unbedingt die Angewohnheit haben, bei der Amtshandlung Sperenzien zu machen, kann von einer nahezu hundertprozentigen Aufklärungsquote ausgegangen werden. Somit hat der erhöhte Kontrolldruck auf Cannabisund Drogenkonsumenten einen erheblichen Einfluss auf die schönen Zahlen der Polizeistatistik. Für Innenminister Georg Maier (SPD) ist die Zunahme der Drogendelikte natürlich besorgniserregend. Zumal die Statistik Spielraum für die Spekulation lässt, dass die Zahl der Drogenkonsumenten zunimmt. Wie es auch sei, für den sozialdemokratischen Innenminister gehört die Rauschgiftkriminalität zu den Feldern, „die wir künftig bei der polizeilichen Arbeit verstärkt in den Blick nehmen werden“. Die Kampfansage des Ministers freut die Polizei, die auch künftig den bequemen und

risikolosen Job der fröhlichen Kifferjagd nachgehen kann. Zumal sich die Zuwachsrate an sichergestellten Mengen von Betäubungsmitteln sehen lassen kann. 2017 wurden insgesamt 156 Kilogramm Cannabis und Haschisch beschlagnahmt, im Vorjahr waren es nur 43 Kilogramm. Bei Amphetaminen verdoppelte sich die Menge auf mehr als 16 Kilogramm. Der Treibjagd der Strafverfolgungsbehörden auf Drogenkonsumenten und Genusskiffer wird sich in Thüringen weiter verschärfen. Zwar beteuert Innenminister Maier, dass es bei Cannabis keine Null-Toleranz-Politik geben wird, um „nicht all jene zu kriminalisieren (sic), die verantwortungsbewusst damit umgehen“. Aber was ist das Wort eines Politikers schon wert, der im gleichen Atemzug von der „Einstiegsdroge Cannabis“ spricht?

auf hanfjournal.de Dienstag, 10. April 2018

Cannabisshops in Oregon halten sich strikt an den Jugendschutz 100 Prozent haben Test mit jungen Einkäufern bestanden. Schon häufig wurden die Vorteile einer Cannabislegalisierung durch Studienergebnisse aus den fortschrittlicheren USA bekräftigt. Auch wenn Prohibitionsbefürworter die steigende Gefahr von Konsummissbrauch unter Minderjährigen hysterisch prognostizieren, stellen sich diese Folgen derzeit weitaus spürbarer in der verfehlten Verfolgungspolitik ein. In einem US-Bundesstaat, der Cannabis zu Genusszwecken für Erwachsene erlaubte, haben Jugendliche keine Chance mehr, über öffentliche Quellen an Marihuana zu gelangen, wie ein Kontrolltest offenbarte. Die Cannabisshops in Oregon halten sich strikt an den Jugendschutz, seitdem einige Regeln sowie Bußgeld-

beträge angezogen wurden. 100 Prozent der 25 von der Oregon Liquor Control Commission mit jugendlichen Testeinkäufern geprüften Cannabisdispensaries in Oregon hielten sich in einer heimlich überwachten Verkaufssituation an die ausgemachten Regeln des Bundesstaates und verhinderten die Aushändigung von Marihuana an alle Personen unter 21 Jahren. Alle existierenden Abgabestellen in Oregon haben somit regelkonforme Arbeitsweisen. Nachdem im Dezember und Januar noch einige schwarze Schafe nicht richtig bei den Personalienchecks auf das Geburtsdatum achteten, hatte man die zu zahlenden Bußgeldbeträge

stark angehoben sowie den Zeitraum verlängert, den ein Cannabisshop nach einem derartigen Vergehen geschlossen halten muss. So müsste sich ein Betreiber nun zwischen der Zahlung von 4,950 Dollar oder dem Schließen seines Shops für 30 Tage entscheiden, sollte ein Angestellter erstmalig Cannabis an erwachsen ausschauende Kids abgeben. Im Folgefall steigen die Strafen. Über ein Dutzend unaufmerksame Verkaufsangestellte waren noch im vergangenen Testdurchlauf im Januar durchgefallen, von denen dann sicherlich einige aufgrund des unverantwortlichen Handelns ihren Job verloren. Beim Alkoholverkauf, der im Gegensatz zu den 25 Cannabisverkaufs-

Rattengift in K2 nachgewiesen. Schon oft wurden merkwürdige Verhaltensweisen kleinerer Menschenmengen der Wirkung synthetischer Cannabinoide zugeschrieben, die dank Laborkreation einen vervielfachten Rauscheffekt natürlicher Hanfgewächse imitieren. K2, Spice und andere Kräutermischungen, welche wohl auch mit dem von Pfizer hergestellten AMB-Fubinaca behandelt wurden, sorgten bei Konsumenten schon häufig für ungewollte Ausfälle und dann oft anschließend zu einem dem gemeinem Hanf zugeschriebenen Krankenhausaufenthalt. In den USA hat der Konsum von synthetischem Cannabis wohl nun zwei Menschen das Leben gekostet, da noch weitere unerwünschte Stoffe in dem „Legal-High“ vorhanden waren: Tod durch synthetisches Cannabis – Rattengift in K2 nachgewiesen. In Illinois wurden über fünfzig Personen mit schweren körperlichen Leiden in Hospitale eingeliefert, nachdem sie die dubiosen Kräutermischungen konsumierten. Alle Patienten litten laut Gesundheitsbehörde unter den gleichen Symptomen, die sich in schrecklichen Auswirkungen zeigten. Blut aus Nase, Mund, Ohren, den Atemwegen und im Urin stellen nicht in der gesamten Kapazität überprüft werden konnte, wurden bei 78 Prozent der überprüften Händler keine Komplikationen mit den bestehenden Jugendschutzgesetzen festgestellt. In Deutschland sagt dagegen die Zahl aus dem Jahr 2016 von 22.309 Alkoholmissbrauchspatienten im Alter zwischen zehn und zwanzig Jahren viel über das hierzulande geltende Jugendschutzverständnis von Spirituosenhändlern und Supermarktketten aus. „Im Vergleich zur Behandlungszahl des Jahres 2000 (ca. 9.500 Behandlungsfälle) entspricht dies einer Steigerung von 134,5 %“, verrät das DHS Jahrbuch Sucht 2018 über den Umgang mit unseren „traditionsreichen“ Rauschgetränken. In Oregon ist die Zahl von jugendlichen Cannabiskonsumenten seit der Legalisierung von Cannabis zu Vergnügungszwecken am 01. Oktober 2015 zumindest ziemlich stabil geblieben – ohne vergleichbare Quersummen aus der Krankenhausnotaufnahme.

auf hanfjournal.de Samstag, 31. März 2018

soll bei den Betroffenen geflossen sein, von denen nachträglich neun Personen positiv auf das Rattengift Brodifacoum getestet wurden. Ein 22-Jähriger verstarb, nachdem er K2 zu sich genommen hatte und unter inneren Blutungen litt, doch ein Test muss erst noch vollständige Gewissheit erbringen – in 20 bis 30 Tage wisse man mehr. Ein weiterer Mann in den Zwanzigern verstarb ebenso während des Ausbruchs der sich häufenden Symptome, doch es gibt noch keine genauen Aussagen über dessen Verscheiden. Aufnahmehemmungen des Vitamins K, die durch Brodifacoum hervorgerufen werden, ließen sich aber nach dem Konsum der kontaminierten Räuchermischungen nicht durch regulär erhältliche Vitamin-K-Quellen beheben, sondern benötigten teils Monate fachmännischer Behandlung, teilt man zu Sicherheit mit. Die Behörden in Illinois warnen daher auch die Öffentlichkeit via Mitteilungen vor dem Konsum der synthetischen Substanzen und suchen weiterhin nach Händlern, die das kontaminierte Rauschmittel verkaufen. Drei Beteiligte sind bisher von der alarmierten Polizei festgenommen wor-

den, von denen neben Geldmengen in Höhe von 280000 Dollar auch gleich knapp fünf Kilogramm der besagten Kräutermischungen beschlagnahmt werden konnten. In angrenzenden Bundesstaaten, die wie Illinois auch keinen legalen Zugang zu Marihuana gewähren, wartet man daher bereits geduldig auf ähnliche Fälle, von denen auch schon zwei in Indiana gemeldet worden sind. Da erste wissenschaftliche Studien an synthetischen Cannabinoiden eigentlich keine großen gesundheitlichen Risiken implizierten, zeigt auch der schamlose Schwarzmarkthandel in Übersee beeindruckend, was man sich mit dem sinnfreien Festhalten an prohibitionistischen Zuständen alles zusätzlich ins Haus holt. Natürliches Cannabis aus volksgesundheitlichen Gründen zu legalisieren, würde für viele angesehene Berufsgruppen wohl aber einfach viel zu langweilig … … bis hin zum Totengräber.

auf hanfjournal.de Mittwoch, 4. April 2018


#220 . Mai . 2018

NBA-Champion Lamar Odom spielt jetzt im Marihuana Business mit Weil Cannabis gegen die Crack- und Kokainsucht geholfen hat. Je weiter die Legalisierung von Cannabis in den Vereinigten Staaten von Amerika rückt, desto mehr bekannte Persönlichkeiten aus Medien, Wirtschaft und Sport gesellen sich zu den aufstrebenden Geschäftsleuten, die in der steil wachsenden Branche ihr Glück versuchen. Der wohl bekanntestes NFL-Quaterback der frühen neunziger Jahre Joe Montana machte Mitte letzten Jahres seinen Sprung in das große Cannabisgeschäft, der wohl bekannteste Boxer der frühen neunziger Jahre Mike Tyson machte Ende 2017 einen riesigen Satz hinterher. Jetzt kommt ein hochgelobter Basketballspieler auf das geschäftliche Cannabisfeld, der neben wirtschaftlichen Zielen auch persönliche Gründe für seinen Eintritt in den keimenden Sektor besitzt. Der NBA-Champion Lamar Odom spielt jetzt im Marihuana Business mit, auch da ihm die Heilkräfte gewisser Hanfvarietäten beim Bekämpfen seiner Crack- und Kokainabhängigkeit geholfen haben sollen.

14 Saisons spielte Lamar Odom in der US-amerikanischen Basketballliga NBA, wovon die längste Zeit beim bekannten Meisterverein der L.A. Lakers verbracht wurde. Nach 2013 war jedoch Schluss mit dem Leistungssport und eine Modefirma brachte dem Starplayer die nötigen Dollars ins Haus. Nach einem Zusammenbruch in einem Bordell im Jahr 2015 und anschließendem Drogenentzug 2016 eröffnete der Ex-Basketballer der Welt vergangenen Sommer seine schwierige Vergangenheit, von der er sich nun auch aufgrund von medizinischem Marihuanaeinsatz vollständig zu lösen vermochte. Weil ihm während des Aufenthalts in der Rehabilitation einige spezielle Marihuanasorten als besonders hilfreich auffielen – und seiner Meinung nach den Gesundheitszustand in dieser speziellen Situation deutlich verbesserten – möchte Lamar Odom nun mit dem Eintritt in die florierende Branche auch anderen Menschen helfen, welche ähnliche Bedürfnisse besäßen. Aus dieser Motivati-

NEWS 11

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on heraus habe er sich mit der organisch und ohne Pestizide Cannabis anbauenden Camp Green Company zusammengetan, um unter dem Label Rich Soil Organics verschiedene Produkte aus dem mannigfaltigen Angebot der Natur zu verkaufen: Blüten, Konzentrate und Extrakte. Jetzt sei der perfekte Zeitpunkt gekommen, um der Öffentlichkeit und allen Menschen diese aus potentem Hanf gewonnenen Waren feilzubieten, welche sich mit denselben körperlichen Leiden wie er herumplagten. Marihuana bei Entzug – von drogenfreien Profisportlern empfohlen!

auf hanfjournal.de Samstag, 7. April 2018

Verkauf von Cannabis in Kalifornien durch Hürden gehemmt Hochrechnungen lassen Prognosen weiten Vorsprung. In regelmäßigen Abständen erscheinen auf Finanznachrichtenportalen beste News über die stattfindende Legalisierung von Cannabis in den Vereinigten Staaten von Amerika. Der Rubel rollt, Unmengen an Steuergeldern werden geschaufelt sowie dringend benötigte Jobs geschaffen und eine riesige Industrie wächst unter Obhut des Gesetzes heran. Nun wird man jedoch erstmals von einem Wirtschaftsanalyseunternehmen durch Hochrechnungen über die wirklichkeitsnahen Geldeinnahmen informiert, die durch legalen Handel mit Cannabis von Anfang Januar bis Ende Februar in einem Bundesstaat gemacht wurden, der Marihuana für Genusszwecke zum 01.01.2018 erlaubte. Da der Verkauf von Cannabis in Kalifornien durch Hürden gehemmt würde, enttäuschten die nun erwarteten Zahlen etwas, wären aber unter den bestehenden Umständen dennoch als recht positiv zu werten. Offizielle Schätzungen sprachen in der Vergangenheit von ungefähr 283 Millionen Dollar monatlich, die mit legalem Cannabis in Kalifornien verdient werden müssten. Das

Marktforschungsunternehmen BDS Analytics will nun jedoch anhand der ihnen zur Verfügung liegenden Daten hochgerechnet haben, dass seit dem Vorhandensein eines legalen Cannabismarktes nur 339 Millionen Dollar innerhalb der ersten beiden Monate gemacht worden wären. Somit wäre es schwierig die prognostizierte Summe von 3,4 Milliarden Dollar im ersten Jahr des legalen Handels zu generieren. Gründe hierfür seien in der bürokratischen Bewältigung der Lizenzverteilung gegeben – die schlicht viel zu langsam vonstattenginge – sowie in den hohen Steuersätzen, mit denen die berauschenden Naturgüter belegt wurden. Mit fortschreitender Legalisierung und dem nun anstehenden Sommer gäbe es laut Analytiker Greg Shoenfeld jedoch keinen Grund zur Sorge, weil weitere Abgabestellen für mehr Verkäufe sorgten und in anderen Bundesstaaten wärmere Temperaturen bisher immer für ein Ansteigen der Nachfrage gesorgt hätten. Auch diskutierte man bereits in Kalifornien über die zu hohen Steuersätze, welche somit dem Schwarzmarkthandel in die Hände spielen würden. Offizielle Zahlen über den

wirklichen Absatz von legalem Cannabis wird von offizieller Seite erst Mitte Mai erwartet, doch da von circa 6000 agierenden Marihuanahändlern bis Februar 2018 nur 580 Unternehmer vom Staat eine Lizenz erhielten, dürfte der Verlust an legal eingenommenen Dollar immens werden. Vor diesem Hintergrund wirkten die von BDS Analytics hochgerechneten Zahlen daher dennoch positiv, weil trotz der angesprochenen Hürden im legalen Marihuanabusiness in Kalifornien ein beachtlicher Betrag in die langsam zählende Staatskasse geflossen wäre. Wie der amerikanische, kanadische, israelische, deutsche und restliche Cannabismarkt besser zusammenarbeiten kann, um in Zukunft bei ähnlichen Weichenumstellungen gesetzlich gesetzte Hürden mit mehr Leichtigkeit zu überwinden, berieten viele Teilnehmer des grasgrünen Geschäftsfeldes unter anderem auf der ICBC 2018 in Berlin. Prognosen umsetzen lernen.

auf hanfjournal.de Mittwoch, 11. April 2018

Cannabis schlägt Softdrinks bis 2030 Eine 75 Milliarden Dollar Umsatz schwere Industrie wächst heran. Dass sich in einigen US-Bundesstaaten mit legalem Cannabis gutes Geld verdienen lässt, wissen selbst autodidaktisch ausgebildete Musiker aus eigens gewonnenen Erfahrungen zu berichten. Dass mit der Wiederkehr des Hanfanbaus und der Freigabe zu Rauschzwecken ein bedeutender Wirtschaftszweig erschlossen wurde, teilen dagegen an Finanzen interessierte Analytiker auf Bestellung immer öfter mit. Solche Spezialisten machten nun erneut einige Hochrechnungen für die keimende Cannabisbranche und kamen anschließend zu dem Schluss, dass in den nächsten zwölf Jahren eine 75 Milliarden Dollar Umsatz schwere Industrie in Nordamerika heranwachsen wird, die es mit anderen Riesen auf dem Glo-

bus aufnehmen kann. Cannabis schlägt Softdrinks bis 2030. Das Marktforschung betreibende Investmentunternehmen Cowen & Co hat neue Hochrechnungen für den nordamerikanischen Cannabissektor herausgegeben, die von weiterem Wachstum auf dem neu erschlossenen Marktplatz Marihuana sprechen. Die bisherigen Annahmen des beratenden Unternehmens, eine landesweite Hanffreigabe in den USA könne bis 2026 ganze 50 Milliarden Dollar Umsatz pro Jahr generieren, wären nach Aussagen der Analytikerin Vivien Azer wohl aktuell schon Realität. Daher rechnet man nun eher mit 75 Milliarden Dollar, die im Jahr 2030 durch die Umsätze mit legalen Cannabisprodukten zusammenkommen könnten.

Damit steige das natürliche Rauschmittel und die medizinisch einsetzbare Pflanze vom wirtschaftlichen Faktor in Bereiche, in denen bisher der gesamte nordamerikanische Markt für kohlensäurehaltige Erfrischungsgetränke lag. Mit neun Bundesstaaten – plus Washington D.C. – in denen Cannabis legal verfügbar ist, wären bereits für jeden fünften US-Amerikaner die Optionen geschaffen, sich ungezwungen zwischen Vaporisation, Rauchvergnügen und Verzehr zu entscheiden. Die nun auch hierzulande unter starker Kritik stehenden Zuckerwasserbomben aus dem Kühlregal fänden hingegen aufgrund des wachsenden Gesundheitsempfindens in der US-Bevölkerung mittlerweile schon entschieden weniger Sympathie bei der

durstigen Kundschaft, weshalb die Umsätze mit Softdrinks bis 2030 von Cannabisverkäufen überholt werden könnten. Sorgen machen müssten sich jedoch nach weiterer Datenüberprüfung der Cowen-&-Co-Analytiker aber eher die Hersteller von alkoholischen Getränken, da schließlich nicht nur nach subjektiver Wahrnehmung von lokalen Pot-Shop-Betreibern bekannter Skiorte ein Nutzen von Cannabis den Wunsch nach Volltrunkenheit spürbar eindämmt.

auf hanfjournal.de Donnerstag, 5. April 2018


12 WISSEN UND VERSTEHEN

D

as Jahr 1968 hat sich unweigerlich in den Geschichtsbüchern und in unserem kollektiven kulturellen Gedächtnis einen festen Platz erobert. Dieses spezielle Jahr ist also auch aus dem globalen, kollektiven Bewusstsein nicht mehr wegzudenken. Im Gegensatz zu Jahren wie 1967, 1989 oder 2017. Warum ist das eigentlich so? Und was macht 1968 so besonders? Da gibt es etliche Gründe aufzuzählen. 1968 steht exemplarisch wie kein anderes Jahr für den Aufstand der jungen Generation gegen die Alten. Es war ein Jahr voller friedvoller aber eben auch gewalttätiger Proteste. Besonders in Erinnerung geblieben sind aber Stichworte wie (freie) Liebe, Hippie-Kultur und Kiffen geblieben. Im

als reine Fassade und Unterdrückungselement gesehen wurde. Aber auch in den ehemaligen kommunistischen Ländern des Warschauer Pakts gab es zahlreiche Unruhen und gravierende politische

#220 . Mai . 2018

Berlin kam es zu heftigen Protesten und Unruhen gegen den offiziellen Staatsbesuch des Schahs und seiner sagenumwobenen Gattin Farah Diba. In der Folge der eskalierenden Proteste (die von der Poli-

hanfjournal.de

Universitäten geändert werden. „Unter den Talaren - Muff von 1000 Jahren!“ wurde zum geflügelten Sprichwort und wies auf die Kontinuität der Geschichte von Universitäten im 3. Reich bis zur Bundesre-

Bild: Ludwig Binder - Studentenrevolte 1967/68, West-Berlin - CC-BY 2.0

50 Jahre 1968

Sommer der Liebe wurde Cannabis in Deutschland und anderswo auf der Welt salonfähig. Es wurde gekifft, was das Zeug hielt. Über die Studentenbewegung hinaus erreichte die bis dato eher unbekannte, grüne, euphorisierende Substanz die Mitte der Gesellschaft. Viele Bundesbürger kamen damals (und in den Folgejahren) zum ersten Mal in ihrem Leben mit der Pflanze der grünen Götter in Kontakt. Diese Berührung konnte eigentlich nur in einem ganz besonderen gesellschaftspolitischen Klima passieren. Grund genug, dies nach 50 Jahren noch einmal in Erinnerung zu rufen. Das, was heute als 68-er-Bewegung firmiert, ist der Höhepunkt der linksgerichteten Studenten- und Bürgerrechtsbewegungen. In den Vereinigten Staaten von Amerika stand die kommende intellektuelle Führungsschicht gegen den immer brutaler werdenden Vietnamkrieg auf. Ebenso kämpften die immer noch nicht gleichberechtigten afroamerikanischen Bürger (2. Klasse) für ihre Bürgerrechte – unterstützt von weißen linksliberalen Intellektuellen und Studierenden. Als Martin Luther King, der Anführer der afroamerikanischen Freiheitsbewegung im April 1968 erschossen wurde, kam es zu heftigen Rassenunruhen, die nicht friedvoll blieben, sondern ganze Wohnviertel dem Erdboden gleichmachten. Fokus Europa: Im zu Deutschland benachbarten Frankreich gab es die berühmt-berüchtigten Mai-Unruhen. Die linksgerichtete Revolution schien Paris erreicht zu haben, und der Fall der französischen Hauptstadt schien beinahe erreicht. Aber auch in der Bundesrepublik Deutschland tat sich so einiges. Die Studentenbewegung machte massiv gegen die Notstandsverfassung mobil. Es bildete sich außerdem eine außerparlamentarische Opposition (APO), die versuchte, (direkt-) demokratische Strukturen zu etablieren und eine politische Gegenmacht zum Parlament (Deutscher Bundestag) zu entwickeln, das

Beim heimischen Kiffen kamen abenteuerlich lange Pfeifen, Chillums, Joints und anderes Rauchwerkzeug zum Einsatz. Auch wenn die Bilder aus der Retrospektive etwas „gestaged“ wirken, so vermitteln

sie dennoch nach wie vor auch viel spontane Lebensfreude, positive Vibes und Aufbruchsstimmung. Und ganz egal wie Mann oder Frau politisch zur 68er-Bewegung steht, es dürfte wenig Zweifel daran geben,

als Cannabis in Deutschland gesellschaftsfähig wurde Querelen. In der CSSR fand ein Aufstand der Tschechoslowaken gegen den Kreml statt. Studierende und Bürger gingen auf die Straße, um gegen Kommunismus und für

zei brutal niedergeknüppelt wurden) wurde der friedliche Student Benno Ohnesorg von einem Westberliner Zivilpolizisten nach Zeugenberichten mehr oder weniger offen

publik Deutschland (BRD) hin. Gefordert wurden mehr studentische Mitbestimmung, die Verbannung von Ordinarien, die bereits unter Hitler das Sagen hatten und demokratische-

Ein Rückblick auf das Jahr, das als Sommer der Liebe in die Annalen einging – das aber in Wirklichkeit vielschichtiger war mehr bürgerliche Freiheiten zu kämpfen. Der Prager Frühling wurde aber brutal von sowjetischen Panzern beendet. Eine mögliche Annäherung der westlichen und östlichen Protestkulturen wurde somit im Keim erstickt. Was macht denn heute immer noch die Faszination der 68er-Bewegung aus? Was war sie überhaupt? Insgesamt können als 68-er-Bewegung linksgerichtete, soziale Bewegungen zusammengefasst werden. Einen ihrer bundesdeutschen Ursprünge hatte die Bewegung in West-Berlin. Die Kommune I um die Protagonisten wie Dieter Kunzelmann und Rainer Langhans sorgte dort schon seit längerem mit aufsehenerregenden, medienwirksam in Szene gesetzten Aktionen für reichlich Furore. Am 2. Juni 1967 mobilisierte die Kommune I wie andere Teile der Berliner Studentenschaft auch gegen den Besuch des persischen (iranischen) Schahs, der als brutaler Unterdrücker, Vasall des westlich-imperialistischen Staatensystems (insbesondere der USA) und Personifizierung persönlicher Habgier galt. In

hingerichtet. Später wurde bekannt, dass ausgerechnet dieser Polizist informeller Mitarbeiter der Staatssicherheit (Stasi) war – alles weitere dürfte Spekulation bleiben (zum Beispiel die Frage, ob bzw. welche Instruktionen er von der Stasi für seinen Einsatz gegen die Studierenden erhalten hat). 1968, ein Jahr später, schien sich die Gewalttätigkeit vorerst in Luft aufgelöst zu haben. Es herrschten zwar nicht Friede, Freude, Eierkuchen, aber die Protestkultur hatte vorläufig andere, weniger gewalttätige Formen angenommen. 1968 kann als gleichbedeutend mit einer kulturellen Überformung des westlichen Lebensstils gedeutet werden, bei gleichzeitigem Protest gegen den globalen Kapitalismus. Denn die 68er-Bewegung richtete sich auch in erster Linie gegen kapitalistischen Konsumterror, Polizeiherrschaft und institutionelle Unterdrückung. Letzteres wurde besonders am Beispiel der Universitäten deutlich. Die Studierenden forderten, dass die stark hierarchischen, überkommenen Strukturen an den

re Strukturen. Ob der Versuch erfolgreich war, bleibe bei der heutigen universitären Hochschullandschaft einmal bis auf weiteres dahingestellt. Wer die frühen Comics von Gerhard Seyfried kennt, dem stechen die gesellschaftspolitischen und antikapitalistischen Komponenten dieser Frühwerke ins Auge. In „Wo soll das alles enden?“ wird deutlich: die deutsche alternative Gesellschaft spielt nicht nur gerne der Ordnungsmacht Streiche, indem sie Polizeisterne sammelt, sondern sie kifft auch für ihr Leben gerne. Hier wird einer nach dem anderen gedreht, geraucht und danach wird sich an Pudding oder anderen Süßigkeiten gütlich getan (heute scheint die kapitalistische Snack-Vielfalt deutlich vielfältiger geworden zu sein). Auch auf YouTube und anderswo einsehbares Filmmaterial vermittelt teilweise einen guten Überblick über die damalige Lebensweise in deutschen Wohngemeinschaften. Beinahe feierlich wurde das Kiffen hier zelebriert – so wie der Sonntagsbraten bei der Elterngeneration.

dass Cannabis in erster Linie durch die links-alternative politische Bewegung in Deutschland massenwirksam Einzug erhalten hat – ein Trend der bis heute anhält. Doch noch einmal zurück zur weltpolitischen Bühne von 1968. Hier manifestierte sich eine transnationale Bewegung, die existenziell gegen das Establishment aufbegehrte. Es war ein Protest der Kinder- gegen die Elterngeneration. Ein Protest der Kleinen gegen die Großen. Sowohl in Prag als auch in Paris gingen jung und klein gegen groß und alt auf die Straße. Sowohl im Kommunismus als auch im Kapitalismus wurden diese Protestbewegungen durch repressive Staatsgewalt unterdrückt, klein gehalten und falls anders nicht möglich, gewaltsam zerstört. Aber der Protest hatte ein starkes antiimperialistisches Element, das für die Dekolonialisierung und die Freiheit vor allem der afrikanischen und asiatischen Kolonien eintrat. Hier trafen sich auch die großen Theoretiker der 68er-Bewegung: Che Guevara und Frantz Fanon seien an dieser Stelle stellvertretend genannt. Für Deutschland forderte der Soziologe und Philosoph Herbert Marcuse den Ausstieg aus dem kapitalistischen System und, sich insgesamt nicht mehr systemopportunistisch zu verhalten. Die Marcuse-Rezipienten und -Adressaten stammten weniger aus der Unter- und Oberschicht. Vielmehr ging die deutsche 68er-Bewegung von der Mittelschicht aus. Der Protest gegen die Gesellschaft wurde von der Mitte der Gesellschaft getragen – und genauso auch abgelehnt, wobei die Unterschicht (die Werktätigen) sich weitgehend neutral verhielt und die Oberschicht alles dafür tat, die Pro-

testbewegung unterdrücken zu lassen. Für die Mittelschicht hingegen waren die Protestformen eine Frage des Alters und der Perspektive. Ziel war es, die gesellschaftlichen Mechanismen der Beherrschung und Unterdrückung offenzulegen und zu beseitigen. Dabei hat sicherlich auch Cannabis einen wichtigen Dienst geleistet. Münden sollte das Projekt in der Errichtung einer vernünftigen Gesellschaft mündiger Bürger. Was bleibt? Die gesellschaftlichen Probleme heute sind andere als die von 1968. Heute finden geschichtsrevisionistische Ansätze statt, die 1968 zu einer Bewegung der Rechten umdichten wollen. Demnach wäre der gesellschaftspolitische damalige Diskurs in Wahrheit von Rechten dominiert gewesen und Rechtspopulisten à la Identitäre Bewegung (IB) hätten damals ihre geistige Patenschaft erhalten. Dies mag ein Teilausschnitt der gesellschaftspolitischen Wahrheit sein, aber genauso zutreffend ist, dass die 68er-Bewegung von linksalternativen Diskursmustern, Gedankengut und Einstellungen geprägt wurde. Und dazu gehörte auch der Einsatz von bewusstseinserweiternden Substanzen wie Cannabis. Und von diesem Verdienst profitieren Cannabis-Konsumenten heute noch. Denn ohne 68er-Bewegung hätte sich die grüne Pflanze niemals derartig flächendeckend und nachhaltig in unserer Gesellschaft etablieren können. Heute ist Kiffen kein durchgehend politisches Statement mehr – im Gegensatz zu 1968. Damals war es das in gewisser Weise schon noch. Denn wer damals kiffte, der lehnte sich automatisch gegen die ältere Generation und die herrschenden Gesellschaftsstrukturen auf. Das kann heute jeder für sich selbst entscheiden. Aber viel wichtiger ist, dass Cannabis 50 Jahre nach 1968 so weit in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist, dass hiervon keine systembedrohende oder –negierende Gefahr mehr ausgeht. Und das haben die Politiker und Herrschenden meines Erachtens 2018 immer noch nicht verstanden. Für sie ist nach wie vor Cannabis mit Rebellion, Aufstand und Bedrohung des Status Quo verbunden. Deshalb wird unter dem Deckmantel der Fürsorge für die Gesellschaft und das Individuum Cannabis weiterhin verboten. Erst wenn dieser Mythos entglorifiziert wird und den Herrschenden klar wird, dass von Cannabis keine gesellschaftsumstürzlerische Gefahr mehr ausgeht, erst dann kann von einer umfassenden Aufhebung des Cannabis-Verbots in Deutschland die Rede sein. Und so ist die 68er-Generation Segen und Fluch zugleich. Sie hat Cannabis in Deutschland gesellschaftsfähig gemacht, verhindert heute aber immer noch die vollkommene Legalisierung.

Beitrag von Christian Rausch


#220 . Mai . 2018

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um zweiten Mal lud der Amerikaner Alex Rogers 2018 die gesamte Hanfbranche nach Berlin zur International Cannabis Business Conference ins Maritim Pro Arte Hotel. Nachdem 2017 eine großartige Premiere stattgefunden hatte, waren die Erwartungen bei Teilnehmern der ersten Show natürlich groß. So sammelten sich erneut viele Hundert Menschen in den Konferenzräumen des besagten Kunsthotels und hofften auf eine vergleichbare Stimmungsbombe, die zeitgleich den Weg zum legalen Gras in Deutschland ebnen helfen soll.

einsteigen wollen, oder aber schon längerfristig mit den geschäftlichen Gepflogenheiten in Berührung sind. CBD ist dabei ganz klar das eindeutige High-

hanfjournal.de

den selben Fragen wie im letzten Jahr und sahen sich ihrem Ziel keinen einzigen Schritt nähergekommen, woran auch keine noch so passende Bu-

siness-Konferenz etwas hätte ändern können. Die Afterparty der ICBC 2018 stand unter vergleichbarer

WIRTSCHAFT 13 Stimmung, da es der extra aus den USA angereiste Produzent der Hip-Hop-Combo Cypress Hill – DJ Mugs – leider nicht schaffte eine KRS-One ähnliche

Gras und Präsidenten light, das überall ein riesiges Interesse hervorruft und vielleicht ein noch größeres Marktpotenzial als Cannabis selbst besitzt. In allen Formen und

ICBC 2018 im lockeren Rückblick man jedoch unter Frischluft dem gemeinen Cannabisgenuss frönen durfte.

Mit der ICBC 2018 gelang dies auf der einen Seite hervorragend, auf der anderen Seite konnte das hohe Niveau des ersten Auftritts nur bedingt gehalten werden, was an der gelungenen Veranstaltung aber nur marginal kratz. Das Hanf Journal war mit der gesamten Sowjet Gruppe erneut in den ausladenden Räumlichkeiten der Präsidentensuite versammelt, wo sich nach den langen Arbeitsstunden auf den Ausstellungsräumen im ersten Stock jeden Abend eine kleine Party entwickelte - frisch gezapftes Bier aus Franken und Medizinalhanf aus der Apotheke inklusive. Gras und Präsidenten auf der ICBC 2018 könnte man meinen. Schon am Mittwoch den 11.04. begann die Business-Veranstaltung am Abend, wo jedoch bloß kleine Abendsnacks und erstes Händeschütteln geboten wurden. Ab dem 12.04. starte die ICBC jedoch schon in den frühsten Morgenstunden mit der Eröffnung des Ausstellerbereiches, worauf ab 10:00 Uhr die Keynote-Speach von Henry Rollins den Beginn des Konferenzprogramms einläutete. Ab diesem Moment fanden zu jeder Stunde themenspezifische Diskussionsrunden und Vorträge statt, die sich einzig der Thematik des legalen Marihuanas widmeten. Georg Wurth und Emanuel Kotzian gaben so beispielsweise ihr Wissen über den Markt in Europa wieder; Dr. Franjo Grotenhermen erhielt dagegen einen Ehrenpreis für sein unermüdliches Engagement im Bereich der medizinischen Verwendung von Cannabis. Gut besucht, aber nicht übervoll, gestaltete sich das Areal der Aussteller, die zum Knüpfen von Geschäftskontakten das Maritim Pro Arte Hotel besuchten. Aus aller Herren Länder erschienen so unzählige Personen, die in das grüne Geschäft noch pünktlich

Der dritte Tag bot dann neben den üblichen Geschäftsgesprächen einige Wiederholungen, da zum Ende der ICBC 2018 das Wichtigste wohl schon untereinander besprochen werden konnte. 2019 dürfte es somit wieder spannender werden – BfArM-Ausschreibungsverfahren abgeschlossen vorausgesetzt. Wir freuen uns in jedem Fall erneut auf drei spezielle Tage im besonderen Geschäftsfeld „Cannabis-Professionell“ und erinnern jeden Teilnehmer und Ferngebliebenen an die wichtigen Worte des Keynote-Speakers Henry Rollins: „Die Euroscheine kommen von ganz alleine – vergesst bitte nicht gut zu bleiben und damit etwas Gutes zu tun!“ Bild: Archiv

Aggregatzuständen scheint der entzündungshemmende Wirkstoff der Hanfpflanze momentan aufzutauchen und generiert sofort ein riesiges Interesse. So wunderte es auch nicht, dass ein angereister Mitarbeiter des polnischen CBD Herstellers Cannabigold kaum Zeit zum Atmen fand, da sich potenzielle Geschäftskontakte förmlich in der Reihe aufstellten, um in ein zukunftsweisendes Gespräch verwickelt zu werden. Merklich war dagegen auch, dass die Unfähigkeit der Bundesregierung in der Medizinalhanfversorgung zu großen Fragezeichen im Ausland geführt hat und viele übereuphorische Besucher aus dem letzten Jahr kein zweites Mal die deutsche Hauptstadt aufsuchten. Die große Goldgräberstimmung ist aktuell nur noch bei Importeuren spürbar, die sich aufgrund der Fehlleistung des BfArM nun wesentlich länger mit Krankenkassengeldern die Nase pudern können. Alle Produzenten von medizinischem Marihuana standen dafür vor

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Stimmung zu produzieren. Während 2017 noch Shuttlebusse zum exklusiven Konzert im Kreuzberger Club Gretchen tingelten, war für ein bisschen Plattendrehen die Fahrt mit der U-Bahn zwingend. Aufgrund des hervorragenden Wetters verlagerte sich die gute Laune auch schnell auf den Outdoorbereich, wo die Musik von Scheibe noch gut zu hören war,

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14 WIRTSCHAFT

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#220 . Mai . 2018

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16 NEWS

#220 . Mai . 2018

Effekte von Marihuana auf jugendliche Gehirne überschätzt Metaanalyse aus Pennsylvania stützt sich auf 69 Studienergebnisse. Prohibitionsbefürworter sind sich einig, dass Cannabis eine gefährliche Substanz darstellt, welche unter anderem Verboten gehört, um Kinder und Jugendliche vor den Auswirkungen des Konsums zu schützen. Kinder- und Jugendärzte warnen hierzulande vor den schädlichen Folgen des Cannabiskonsums, da dieser auf die Entwicklung des Denkapparates von Jugendlichen starken Einfluss nehme. Fatale Beeinträchtigungen auf Gehirnstrukturen würden die neurokognitive Leistungsfähigkeit beeinflussen und eine ernste Gesundheitsgefahr bedeuten, ließ man kürzlich noch von offizieller Seite des betreffenden Bundesverbandes im Bezug zur angeheizten Legalisierungsdebatte verlauten. Doch, dass die negativen Effekte von Marihuana auf jugendliche Gehirne überschätzt werden, beweist nun erneut eine Metaanalyse aus den Vereinigten Staaten pünktlich vor dem anstehenden Cannabisfeiertag am 20. April. Erst vor wenigen Monaten wurden Ergebnisse einer Vergleichsuntersuchung herausgegeben, die eindeutige Fakten über die Auswirkungen von Marihuana auf die Gehirne

von heranwachsenden Jugendlichen beinhaltet. Dabei zeigte sich schon, dass – besonders im Vergleich zu Alkoholkonsum – kaum negative Auswirkungen bei Cannabiskonsum feststellbar wären. Nun hat eine Metaanalyse der Universität von Pennsylvania die Studienergebnisse von 69 diesbezüglichen Forschungsprojekten auf den Kern gebracht und erneut herausgefunden, dass die durch Cannabis hervorgerufenen Effekte entweder minimale oder überhaupt keine Langzeitschäden bei Jugendlichen und Heranwachsenden hinterließen. Die Autoren des im Jama Psychology Magazin veröffentlichten Berichtes kommen daher zu dem Schluss, dass die bisherigen Annahmen über mögliche Auswirkungen groß aufgeblasen worden seien. Fast 8000 Teilnehmer – darunter 2000 regelmäßig konsumierende Jugendliche – wurden in den Studien auf ihre kognitiven Eigenschaften bezüglich Denkgeschwindigkeit, Gedächtnis, Sprachgewandtheit, motorische Qualität und Lernfähigkeit gecheckt und miteinander verglichen. Eine minimale aber feststellbare Einschränkung unter starken Konsumenten

sei zwar auffällig gewesen, doch nach einer 72-stündigen Abstinenz stünden auch diese Testpersonen nicht mehr unter irgendwelchen messbaren Einschränkungen und entsprächen in ihren Denkleistungen der Allgemeinheit. Somit reiht sich diese Metaanalyse der Universität von Pennsylvania zu vergangenen Forschungen, welche den Konsum von Cannabis auf jugendliche Gehirne untersuchten und durch allgemeingültige Wissenschaft zu dem Ergebnis kamen, dass eines der wichtigsten Argumente der verbleibenden Prohibitionsbefürworter gewissenhaft ad acta gelegt werden kann. Der für Kinder und Jugendliche stets geöffnete Schwarzmarkt stellt merklich messbar eine wesentlich größere Gefahr für ein sorgenfreies Heranwachsen dar, als Nachbars wilde Hanfpflanzen auf einem begrünten Großstadthinterhof im Spätsommer. Wissenschaftlich festgehalten – mittlerweile über 69-mal!

hanfjournal.de

Öffentliches Kiffen in der Innenstadt Den Haags nun verboten Beschwerden über Marihuanakonsum in Teilen Hollands stark angestiegen. Auch wenn Holland immer wieder gerne als das Mekka für Liebhaber von Cannabis in Gesprächen genannt wird, ist in den Niederlanden nicht nur aufgrund der dubiosen Coffeeshopversorgungslage einiges zu sehr im Ungleichgewicht, um dieser Beschreibung tatsächlich zu entsprechen. Selbst wenn die dortige Politik nach Jahren nun endlich etwas gegen die bisher zwingend erforderlichen Geschäfte mit unbekannten Guerillagrowern unternehmen möchte und legale Bezugsquellen für die Zukunft errichten will, sind bereits genügend Maßnahmen in Kraft, welche es erwachsenen Menschen mit einer Leidenschaft für Cannabis erschweren das Leben im liberal geglaubten Land ungezwungen zu genießen. Da die offiziell eingehenden Beschwerden über Marihuanakonsum in einigen Teilen Hollands stark angestiegen sind, wurde öffentliches Kiffen in der Innenstadt Den Haags nun verboten. Meldungen zufolge haben der verursachte Lärm und der dauerhaft produzierte Geruch

von Marihuanakonsumenten für zahlreiche Beschwerden in Den Haag gesorgt, sodass sich die Stadtverwaltung gezwungen sah, eine neue Verordnung zu verfassen. Laut Informationen gelte fortan an 13 verschiedenen Orten in der Innenstadt Den Haags ein Verbot, welches sich auf das öffentliche Konsumieren von Marihuana bezieht. Bis Ende April sollen öffentlich kiffende Personen, die noch nicht via Flugblattaktion oder Internetkampagne auf die Veränderung der Situation aufmerksam gemacht wurden, auf ihr Fehlverhalten hingewiesen werden. Doch ab Anfang Mai sollen Geldstrafen fällig werden, achte man die neue Regelung zum Schutze des Seelenfriedens der Anwohner nicht sachgemäß. Damit auch alle Touristen über die veränderten Gepflogenheiten in Den Haag Bescheid wissen, sind auch dort beheimatete Jugendherbergen und Hotels mit englischsprachigen Fassungen der Stadtverwaltungsentscheidung bedacht worden, um Missverständnisse zu vermeiden.

Mittwoch, 18. April 2018

Donnerstag, 19. April 2018

Coffeeshops werden zum Experimentierfeld für Staatshanf-Legalisierung. ausgesuchte Cannabiszüchter zu begünstigen, die unter strengen Auflagen Hanf anbauen und die geernteten Blüten an Coffeeshops ausliefern dürfen. Die industrielle Produktion soll ein zuverlässiges Produkt garantieren, dessen Qualität und Zusammensetzung klar bestimmt ist. „Unter den spezifischeren Anforderungen unterliegen auch die Verpackung und der Transport des Hanfes“, heißt es in dem nun vorgestellten Konzept, das Polizei und Justizbehörden, sowie dem Gesundheits- und Jugendinspektorat und dem Verband der niederländischen Gemeinden zur Prüfung vorgelegt wurde. Oberstes Gebot wird sein, das „wertvolle Produkt“ unter keinen Umständen in den Schwarzmarkt gelangen zu

auf hanfjournal.de

auf hanfjournal.de

Niederländische Regierung legt Konzept zurCannabisFreigabe vor Im Herbst hatten sich VVD, CDA, D66 und ChristenUnie in der Koalitionsvereinbarung darauf geeinigt, ein Experiment zum Verkauf von legal angebautem Cannabis zu initiieren. Nun soll endlich Butter bei die Fische gelegt und ein sogenanntes Versuchgesetz in die Wege geleitet werden, das eine Laufzeit von fünf Jahren und zwei Monaten hat, um die Machbarkeit der Cannabis-Freigabe zu evaluieren. Was die Herrschaften der Tweeden Kamer nun umsetzen wollen, ist allerdings in Fach- und Konsumentenkreisen höchst umstritten. Insbesondere die Coffeeshopbetreiber zweifeln daran, dass aufgezwungenes Staatsgras der Weisheit letzter Schluss ist. Das Experiment sieht vor, über ein Ausschreibungsverfahren

Als erste Stadt der Niederlande erlässt Den Haag somit ein Konsumverbot für Cannabisprodukte zur Sicherung des friedlichen Zusammenlebens, was mit einem von Zeitungen als Aprilscherz missbrauchten Alkoholverbot für Berlin Prenzlauer Berg zu vergleichen ist. Dass eine Cannabisforschungsergebnisse manipulierende Politik in den Niederlanden bei unveränderten Belästigungspegeln somit folgend bereit sein müsste den Ausschank von flüssigen Rauschmitteln in Den Haags Innenstadt zu verbieten, bleibt daher trotz logischer Schlussfolgerung wohl leider ein naiver Gedankengang. Komisch…

lassen. Die Coffeeshops werden die Staatsware auch nicht aus Tupperdosen heraus verkaufen, sondern Originalverpackungen der Hersteller über den Verkaufstresen schieben. Die Verpackung des Produktes wird die genaue Zusammensetzung der Blüten und die Menge des Wirkstoffs ausweisen und vor allem auf die Gesundheitsrisiken hinweisen. Überdies soll eine nationale Informationskampagne über die Risiken des Cannabiskonsums aufklären, um zu verhindern, dass das Experiment der legalen Abgabe über Coffeeshops den „Cannabiskonsum normalisiert“ (sic). Die Preisgestaltung obliegt in letzter Instanz dem Kabinett in Den Haag, das von einem externen Ausschuss beraten wird.

Das Versuchsgesetz wird nach der Annahme durch das Parlament wahrscheinlich aber erst Ende 2019 bzw. Anfang 2020 umgesetzt werden können. Denn nach der Verabschiedung beginnt erst einmal die Vorbereitungsphase, die allen Beteiligten die Möglichkeit geben soll, sich auf die Teilnahme am Experiment vorzubereiten. Plan ist es, in sechs bis zehn regional verteilten Gemeinden das Verkaufsexperiment von qualitätskontrolliertem Staatsgras über Coffeeshops zu starten. Glückt die Vorbereitungsphase, folgt ein Zeitraum von vier Jahren, in dem das Staatsgras angebaut und an die Coffeeshops ausgeliefert werden darf. Nach vier Jahren endet die Experimentierphase und die „Reduzierungsphase“ von

maximal sechs Monaten beginnt. Das bedeutet, dass die Situation wieder so hergestellt wird, wie sie vor dem Experiment war. Danach folgt die Evaluationsphase und der Fachausschuss hat vier Mo-

nate Zeit, einen Abschlussbericht über das Experiment zu erstellen. Die letzte Etappe des Legalisierungsmarathons findet dann voraussichtlich 2026 in der Tweeden Kamer statt, sofern bis dahin überhaupt noch der politische Wille an einer Cannabis-Freigabe in dieser Form besteht. Vielleicht wählen die Niederländer bis dahin ja eine hanffreundlichere Koalition wie 1976 ins Amt, die kurzen Prozess macht und den Hanf einfach so aus Spaß freigibt.

auf hanfjournal.de Dienstag, 3. April 2018


#220 . Mai . 2018

NEWS 17

hanfjournal.de

Neun Kilogramm Cannabis zur Hochzeit von Prince Harry Cannabis per Taxi aus Holland Shaggy sagt: „Es gibt keine gute Party ohne gutes Gras!“ (Terrorismus könne man mit Weed aber auch gut bekämpfen.)

Nur Frau Antje hätte Käse mitgebracht. Cannabis ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen, obwohl eine bestehende Verbotspolitik seit vielen Jahrzehnten mit Steuergeldern aufwendige Verfolgungsstrategien betreibt. Da der wachsende Verbrauch von Weed für klingende Kassen in der Unterwelt sorgt, ist auch Schmuggel ein täglich stattfindendes Geschäft, für das alle zur Verfügung stehenden Mittel genutzt werden. Der öffentliche Reiseverkehr bietet pünktliche Transportmöglichkeiten, die nicht nur preislich zum Einsteigen einladen. Neben Reisebussen, die sich für den Transport von Marihuana anbieten, stellt auch die Bahn ein häufig genutztes Verkehrsmittel dar, welches von mutigen Cannabisschmugglern für das Bewegen größter Mengen Kräuterware eingesetzt wird. Auf eine innovative Idee kam nun ein 21-jähriger Albaner, der sich in den Niederlanden ganz einfach ein Taxi

schnappte, um voll beladen mit Marihuana problemlos über die Grenze zu huschen. Neun Kilogramm Cannabis per Taxi aus Holland klang wohl im ersten Gedankengang einfach nach einem Erfolg versprechenden Plan. Auf der A3 bei Emmerich im Kreis Kleve hätten Ermittler jedoch direkt nach der Überfahrt der deutschen Grenze das niederländische Taxi bei einem Rastplatz kontrollieren können, in welchem sich besagter Cannabisschmuggler mit einem vollgestopften Reisekoffer befunden haben soll. Ganze neun Kilogramm Marihuana aus Holland wären dabei in dem Gepäckstück aufgefunden worden, die anschließend auf einen Marktwert von 36000 Euro geschätzt wurden. Zusätzliches Pech für den nun in Untersuchungshaft befindlichen jungen Mann aus Albanien soll die Tatsache darstellen, dass dieser sich den

Eintritt in die Bundesrepublik unerlaubt selbst gestattete. In jener werden sich daraufhin nun sicherlich einige wenige Dealer kurzfristig nach alternativen Bezugsquellen umschauen müssen, welche dank ständig stattfindendem Schmuggel aus aller Herren Länder nicht allzu schwer aufzuspüren sein dürften. Die unbeantwortete Frage, ob der niederländische Taxifahrer für seine erbrachte Dienstleistung angemessen entlohnt wurde, oder ob dieser nun ähnlich der Düsseldorfer Stadtwerke seinen durch die Prohibition verursachten Kollateralschaden vor Gerichten beklagen muss, erscheint in diesem Schmuggelabenteuer somit hingegen fast schon etwas spannender.

auf hanfjournal.de Freitag, 6. April 2018

Während Otto-Normalbürger sich im wahrsten Sinne des Wortes eine Schlinge um Hals und Kragen ziehen müssen, um gesellschaftliche Aufmerksamkeit auf ihre mit Cannabis in Verbindung stehenden Forderungen lenken zu können, genügt es Persönlichkeiten aus der Medienlandschaft sich in diesem Bezug ansatzweise ähnlich zu äußern, um ein großes Echo in der Öffentlichkeit hervorzurufen. Da der bekannte jamaikanische Reggaekünstler Shaggy im April zum Geburtstag von Queen Elizabeth II auf dem Commonwealthkonzert ein Ständchen singen wird, sprach sich der Musiker gegenüber dem Daily Star für den Einsatz von Marihuana auf königlichen Partys aus. Er wolle Cannabis zur Hochzeit von Prince Harry und Meghan Markel mitbringen, falls er noch eine Einladung bekommen sollte, worauf er insgeheim stark hoffe. Eigentlich ist der mit „Oh Carolina“, „Boombastic“, „It wasn’t me“ und auch mit „Gebt das Hanf frei!“ einige Megahits vorweisen könnende

Star aus Jamaika schon fest davon überzeugt, dass ihn das junge Königspaar unbedingt auf der anstehenden Vermählungsveranstaltung dabei haben möchte, da auf jeder guten Party auch gutes Gras konsumiert gehört werden will. Er, als waschechter Jamaikaner, wäre in den blaublütigen englischen Kreisen nach eigener Sichtweise die erste Wahl, um die Beschaffung des natürlichen Rauschmittels sicherzustellen. „Jemand muss das Zeug ja mitbringen“, wird er auf verschiedenen Portalen zitiert. Dort wird auch darauf hingewiesen, dass sich Shaggy kürzlich in der New York Times dahin gehend äußerte, welche Kraft in Marihuana schlummert, wenn die Pflanzenkraft sinngemäß eingesetzt würde. So ist sich der sympathische 49-Jährige sicher, dass man die geistig besonders stark verwirrten Glaubenskrieger sowie Köpfe abtrennenden Terroristen dieser Welt von ihrem schändlichen Handeln abbringen könnte, wenn nur genügend Reggae und Gras bei diesem derzeit verlorenen

Personenkreis wieder ehrliche Emotionen erweckten. Anstatt unmenschliche Gräueltaten begehen zu wollen, stünde einem nach dem Genuss von jamaikanischer Reggaemusik eher der Sinn nach produktivem Geschlechtsverkehr, oder einfach nur das hedonistische Verlangen möglichst effektiv high zu werden zu befriedigen. Menschen, die high wären, würden niemanden töten wollen, sondern viel lieber Liebe machen. Man solle daher große Pakete voller Weed zusammenschüren und diese über dem Gebiet von selbst ernannten Gotteskriegern abwerfen, während Bob Marley durch Lautsprecher das Land beschallt – der Frieden wäre garantiert.

auf hanfjournal.de Dienstag, 27. März 2018


18 COOLTOUR

#220 . Mai . 2018

hanfjournal.de

MUSIKTIPP

The Bennies – Natural Born Chillers on Tour Ein Interview mit Schlagzeuger Dave „Bowie“ Beaumont T

HE BENNIES sind eine der angesagtesten PunkSka-Bands aus Down Under. Ihr neues Album mit dem klingenden Namen „Natural Born Chillers“ ist im Februar 2018 erschienen. Ende April kommt die Band nun für eine vierwöchige Tour nach Europa. Grund genug für unsere Redaktion den Jungs mal ein paar Fragen zu stellen. Schlagzeuger Dave „Bowie“ Beaumont stand uns - typisch für die Band - mit ordentlichem Augenzwinkern Rede und Antwort zum Thema Weed. In wieweit hat Weed einen Einfluss auf Euch, als Band betrachtet, und welchen Raum nimmt es im täglichen Leben ein?

Weed ist für uns wie die Luft zum Atmen. Wir inhalieren es wie Kinder Frischluft. In dieser wilden Realität - die das Leben darstellt – angemessen bekifft zu sein, ist der Zustand, den wir anstreben, um lustige Situationen noch lustiger zu machen und schlechte Momente weniger schlimm zu erleben. Unser Respekt für „Mother Ganja“ darf nicht unterbewertet werden. Wir respektieren den Lifestyle, den Weed uns in Australien gewährt zutiefst. Jeden Tag rauchen wir die feinsten Blüten, die Australiens Klima hervorzubringen vermag. Dermaßen bekifft gelingt es uns, unser akustisches Potenzial als musikalische Hexenmeister vollkommen auszuschöpfen.

Was hat es mit dem Social-Media-Phänomen Photobong/Photobonging auf sich? Ich bin mir ziemlich sicher, das kennt hierzulande noch keiner, ha ha.

erfunden. Es benötigte die neuesten Technologien gepaart mit unserer Stonergenialität, um das etwas lahme Konzept des Photobombings in eine poetische Form des stummen Protests zu verwandeln, indem wir eine Bong wirkungsvoll in die Bilder einschmuggeln. Dies offenbart einen ehrlichen Blick auf ein Element des täglichen Lebens - das Bongrauchen - in einer Gesellschaft, in

wollt ihr in einer Welt ohne Photobonging leben? Wollt ihr hinter verschlossenen Türen sitzen und über eure Lebensentscheidungen lamentieren, oder wollt ihr euer euch zustehendes Recht zum „Blazen“ zelebrieren?

Inwieweit hat Weed einen Einfluss auf Euch, wenn ihr eure Songs schreibt, zum Beispiel „Legalise (But Don’t Tax)“ auf Eurem letzten Album? Wir hatten da nie so bewusst drüber nachgedacht, wir haben daher erst kürzlich einen superkomplexen Algorithmus entwickelt, um den Einfluss von Weed auf unsere Kunst zu beziffern. Wie eine Lasagne, so hat auch unsere Kunst offensichtlich viele verschiedene Schichten. Die Basisschicht, wie jede auf Pot basierende Architektur, muss natürlich aus Weed gemacht sein - fluffiges Gras bietet die stabilste Basis. Der Titelsong unseres brandneuen Albums „Natural Born Chillers“ entstand während einer Smokingsession, in der wir eine unglaubliche Menge AK-47 weg geraucht haben. Dazu haben wir dann noch genug Gras gegessen, um auch die Gehirne in unseren Mägen zu befriedigen. Das führte zu

der bahnbrechenden Erkenntnis, dass wir als Natural Born Chillers auf die Welt gekommen sind; diese musikalische Idee entströmte uns. Man kann unserer Band das Weed wegnehmen, aber das Weed in unserem Inneren - an das kommt keiner ran! Wie sieht es mit dem Weed auf euren Touren aus, im Vergleich Australien - Europa beziehungsweise Deutschland? Australien macht kleine Schritte hin zu einer offeneren Gesellschaft, aber Weed ist hier eigentlich immer noch illegal. Aber trotz dieser Limitierungen schaffen wir es eine stetige Versorgung mit saftigen Buds für unseren unersättlichen Appetit sicherzustellen. Während wir in Europa und speziell in Deutschland auf Tour waren, stellten wir fest, dass das Weed von höchster Qualität war, allerdings aber auch nur in geringsten Mengen erhältlich.

der dies immer noch als illegal erachtet wird. Durch das Photobonging wird diese Tatsache viral in die Welt getragen und so haben The Bennies den Ausdruck „going viral“ mitgeprägt. Photobonging wurde zu einer weltweiten Sensation, da Weed-Pioniere und Stoner beide ein gemeinsames Mantra teilen: schau zu, dass du breit wirst, und zeig es denen da oben. Fragt Euch selbst Das beste Kompliment, das man uns als Band machen kann, ist, wenn Leute ihren persönlichen Vorrat mit uns teilen, sozusagen ein positives Weed-Feedback. Manchmal, wenn Leute uns zu einem Smokingcontest herausfordern, verlieren wir vielleicht zeitweise einen Teil unserer Barmherzigkeit, aber dafür gewinnen wir meistens. Und wenn es um Weed geht, sind ja schließlich alle Gewinner. Wie in alten Zeiten, als Käse noch gegen Zwiebeln getauscht wurde, so sind Weed und Musik heute globale Währungen. Durch unsere Reisen haben wir ein globales Netzwerk Cannabis konsumierender Menschen aufgedeckt, das den fast schon heiligen Gedanken des Weed-Tauschgeschäftes teilt. Wenn wir insgesamt etwas gelernt haben, dann das: Solange dein Herz grün leuchtet, hat Weed die glückliche Eigenschaft irgendwie immer im Schoss zu landen, oder sozusagen gleich in deiner Bong.

Danke für das kurze und weedige Interview! Alle Tour-Daten und Infos zur Band gibt es hier: www.thebennies.com.au/

Eines Tages, nachdem wir die ungenutzten 420% unserer Gehirne aktiviert hatten, haben wir das Photobong-Phänomen


#220 . Mai . 2018

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as im C.H. Beck Verlag erschienene Buch „Die deutsche Gesellschaft im Dritten Reich“ von Dietmar Süß trägt bezeichnenderweise noch die Untertitel „Die Deutschen und der Nationalsozialismus“ sowie „Ein Volk, ein Reich, ein Führer“. Die sich hier aufwerfende Frage lautet, ob sich der Verlag, das Lektorat und der Autor durch diese beiden Zusätze einen Gefallen getan haben, da das die Frage aufwerfen könnte, ob dies alleine im Sinne der reißerischen Aufmerksamkeitssteigerung und Profitmaximierung geschehen ist – denn inhaltlich notwendig wären die beiden Zusätze nicht gewesen. Denn der eigentliche Titel hätte auch ohne den beliebten Slogan aus der NS-Zeit genug Erklärungskraft besessen. Das Ziel des Buchs ist es, soziologisch-historisch den Zustand der deutschen Gesellschaft im Dritten Reich zu bestimmen. Dabei gestattet sich der Autor den Hinweis, dass es nur noch wenige letzte Zeugen dieser furchtbaren Zeit gibt. Das leitet ihn an, sich auf historische Konzepte wie Oral History und Mentalitätsgeschichte zu beziehen, auch wenn diese Bezüge meines Erachtens nicht immer deutlich genug herausgearbeitet oder theoretisch erklärt werden. Vielmehr gliedert der Autor chronologisch und in Sinnzusammenhänge zusammengefasste Themen die zwölfjährige Herrschaft des Dritten Reichs. Begann alles nach der Machtergreifung 1933 mit „Terror und Begeisterung“, ging es schnell in „Führer und Gefolgschaft“ über. Mit dem Ausbruch des 2. Weltkriegs kommt dann die „Kriegerische Volksgemein-

schaft“ und die Endphase des Krieges und der Untergang des nationalsozialistischen Regimes wird unter der Überschrift „Glauben, sterben, überleben“ zusammengefasst. In den einzelnen Kapiteln findet sich dann eine seltsame Mischung zwischen einem über den geschichtlichen Ereignissen schwebenden historischen Narrativ und der Einzelfalldarstellung ausgewählter Personen zu den gerade aufgezählten vier Themenblöcken. Das liest sich zum Teil sehr gut und interessant, allerdings scheint der theoretische Über-

COOLTOUR 19

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Analyse der deutschen Gesellschaft im Dritten Reich bau bei dieser Gesamtkonzeption doch einige kleinere Schwachstellen im Fundament zu besitzen. Zum konkreten Inhalt: "Ein Volk, ein Reich, ein Führer" – als im Frühjahr 1938 die Kampagne für den sogenannten "Anschluss Österreichs" an das Deutsche Reich auf Hochtouren lief, war dieser Dreiklang überall auf den Plätzen und Märkten immer wieder zu vernehmen. Er prägte sozusagen die Phase der nationalsozialistischen Hochzeit. Diese Parole verknüpfte die gesamtgesellschaftliche Hoffnung auf soziale Harmonie mit der Sehnsucht nach einem Wiedererstarken nationaler Stärke. Gleichzeitig ließ der Propagandaslogan mehr als deutlich werden, dass hinter dem vorgeschobenen schönen Schein der nationalsozialistischen Volksgemeinschaft die brutale Ausgrenzung ganzer Bevölkerungsgruppen und Bevölkerungsschichten lauerte.

Denn Juden, Sinti und Roma, Homosexuelle, Kommunisten, Sozialdemokraten, überzeugte Katholiken, die den Hitlergruß und anderes verweigerten und viele weitere mehr wollten oder konnten nicht zum monolithisch wirkenden Block der Volksgemeinschaft dazugehören. Die brutale rassistische Ungleichheit, so zeigt dieser in der Summe beeindruckende Überblick, war ein ganz wesentliches Strukturprinzip der deutschen Gesellschaft im Dritten Reich. Damit verband sich die immer weiter entgrenzte staatliche Gewalt, die jetzt unmittelbaren Zugang zu potenziell jedem hatte und die es dem Herrschaftsregime ermöglichte, nicht in die Volksgemeinschaft passende Individuen in Konzentrationslager abzuschieben. Ausgrenzung, Verfolgung und Vernichtung waren also die zentralen Säulen der neuen politischen Ordnung, und ein radikaler Antisemitismus war der Treibstoff,

der die gesamte NS-Maschine antrieb. Insgesamt überzeugt „Die deutsche Gesellschaft im Dritten Reich“ von Dietmar Süß. Auch für Laien interessant und teilweise sogar richtiggehend spannend geschrieben. Das Buch verwebt (– zwar wie schon erwähnt, theoretisch etwas unterbelichtet -) die konkreten Schicksale einzelner Menschen in seine Analyse und beschreibt, wie das NS-Regime das Leben der Deutschen von Grund auf veränderte. Fazit: Ein zu empfehlendes Buch, das gerade in schwierigen Zeiten des Nationalpopulismus, Geschichtsrevisionismus und neuer „Reichsbürgertendenzen“ einen relevanten Gegenwartsbezug herstellt. ISBN: 978-3406679032

Beitrag von Christian Rausch

Coming Soon


20 KASCHA

#220 . Mai . 2018

hanfjournal.de

Marcel (26) aus NĂźrnberg mĂśchte wissen: „Hi Kascha, ich war frĂźher starker Bongraucher und habe immer das GefĂźhl gehabt, Gras kann mir nichts anhaben. Also, ich habe auch mal 4 Gramm an einem Tag geraucht und bin am nächsten Tag zur Uni gegangen und habe vorher am Morgen schon wieder drei KĂśpfe geraucht und alles cool, kein Unwohlsein, immer gute Noten und so weiter. Jetzt musste ich wegen einem Praktikum ein Jahr lang aufhĂśren zu kiffen

wenn ich jetzt mal alle Leser, die das kennen, bitten wĂźrde, die Hand zu heben, dann wĂźrden sicher viele Hände von Personen in Deinem Alter und älter nach oben gehen. Viele Menschen begrĂźnden das mit der so genannten „Toleranz“. Ein starker Alkoholiker ist nach einer Flasche Wodka oft noch in der Lage, Auto zu fahren – ich hingegen trinke nicht sehr viel und wĂźrde die Flasche Wodka wahrscheinlich nicht einmal ausgetrunken kriegen. Der Un-

und rauche jetzt nur noch am Wochenende. Seitdem merke ich Ăśfter mal, wenn ich einen zu starken Joint geraucht habe, dann sitze ich richtig neben mir. Mit Herzklopfen, leichter Panik, und ich bin unglaublich vergesslich dann. Nach zwei Stunden ist natĂźrlich wieder alles gut. Was ist da los, vertrage ich Kiffen nicht mehr?“ Kascha antwortet: „High Marcel,

terschied ist aber, dass Alkohol durch eine Vergiftung wirkt und Cannabis Stoffe enthält, die kĂśrpereigenen Botenstoffen ähneln und deren Wirkung imitieren. Deshalb ist es, denke ich, auch keine „Gifttoleranz“, die da entsteht (und die wir z.B. auch bei Zucker entwickelt haben, an den wir seit der Kindheit in hohen Dosen gewĂśhnt sind). Es ist vielmehr die Kontraststärke: Wenn Du von morgens bis abends kiffst, fĂźhlst Du Dich in diesem Zustand irgendwann

sicher, du lernst, ihn zu kontrollieren, er wird zur Normalität. Wenn Du dann zum Beispiel einen Tag nicht kiffst, wirkt die Welt, wie wenn Du von einem grĂźn beleuchteten Zimmer in ein weiĂ&#x;es kommt: Du nimmst sie immer noch vor dem Kontrast Deiner Gewohnheit wahr, das WeiĂ&#x; wirkt rot und Du bist irgendwie verwirrt. Wenn Du eine Weile nicht kiffst, gewĂśhnen sich sozusagen Deine Augen an das weiĂ&#x;e Licht. Wenn das Licht dann plĂśtzlich wieder grĂźn

wird, bist Du irritiert und findest Dich nicht so gut zurecht. Das ist also vĂśllig normal. Viele Konsumenten verwenden CBD, um Nebenwirkungen abzufedern. Oft helfen aber auch SĂźĂ&#x;igkeiten, kĂźhle Getränke und lustige Internetvideos – oder eben Ruhe und frische Luft, um die Stimmung ins Angenehme zu drehen.“

Erste Hilfe fĂźr Kiffer DIE HANFBERATUNG IM HANF JOURNAL Justus (21) aus Bremerhaven mĂśchte wissen: „Hi Kascha, ich baue mir gerne Joints vor, wenn ich raus gehe. Das ist einfach bequemer als immer den Grinder und das ganze Equipment mitzuschleppen. Jetzt habe ich mir mal Ăźberlegt, mal fĂźr eine ganze Woche vorzubauen – das kommt mir irgendwie praktisch vor. Macht das Sinn, oder verliert das aufgegrinderte Gras Ăźber so lange Zeit zu viel THC?“ Kascha antwortet: „Hi Justus,

Illu: Lukas

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das mit dem Vorbauen ist tatsächlich eine praktische Sache – es hat aber eben leider auch seine Grenzen. Denn es geht tatsächlich etwas verloren – nicht so sehr das THC als vielmehr Feuchtigkeit, die aus dem Tabak und dem Weed heraus verdunstet. In einem Zipperbag oder, idealerweise, einem GlasgefäĂ&#x; von passender GrĂśĂ&#x;e trocknet das Weed langsamer und in einem Tabakbeutel auch der Tabak. Du kannst das ganz

"MMF VOTFSF 1SPEVLUF XFSEFO JO &VSPQB FOUXJDLFMU VOE IFSHFTUFMMU

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einfach ausprobieren: Wenn von Deinen vorgebauten Joints am nächsten Tag noch einer Ăźbrig ist, klopfe ihn einfach mal senkrecht, mit dem Filter nach unten, ein paar Mal auf den Tisch. Du wirst sehen, wie die Mische im Joint zusammenfällt und oben auf einmal eine Menge Luft im Paper ist. Trockene Joints haben natĂźrlich auch Vorteile: Zum Beispiel rauchen sie sich viel schneller. Aber gerade das, und auch der Geschmack, sind nicht unbedingt jedem Raucher angenehm. Du kannst dem natĂźrlich vorbeugen, indem Du die Joints in einem luftdichten PlastikgefäĂ&#x; oder in einer PlastiktĂźte lagerst. Aber dennoch wĂźrde

ich behaupten, dass ein vorgebauter Joint nach spätestens ein bis zwei Tagen einfach nicht mehr schĂśn ist. Vielleicht kannst Du einen Zigarren-Humidor verwenden: Diese Geräte sind ja dazu da, Tabakprodukte auf einem angenehm rauchbaren Feuchtigkeitsniveau zu halten. Ich habe damit keine Erfahrung, ich kann mir aber vorstellen, dass es funktioniert. So ein Humidor ist natĂźrlich mit Anschaffungskosten verbunden – wenn du dann aber wirklich nur noch ein Mal pro Woche Joints baust, lohnt es sich vielleicht durch die gesparte Zeit.“

Sophie (24) aus Berlin fragt: „Hallo Kascha, auf meinem Balkon wachsen zur Zeit sechs kleine Pflänzchen, ich wollte das dieses Jahr endlich auch mal selbst probieren und habe mir Samen aus Spanien mitgebracht. Im Grunde habe ich mich um alles gekĂźmmert, was die Pflanzen brauchen. Nur bei einer Sache bin ich mir noch unsicher, woran erkenne ich die Männchen? Ich mĂśchte ja am Ende nicht so viele Samen in der Ernte haben und wĂźrde sie gerne zeitig erkennen.“ Kascha antwortet: „Hallo Sophie, natĂźrlich muss ich Dich an dieser Stelle darauf hinweisen, dass der Anbau von Hanfpflanzen ohne Genehmigung auch in Berlin immer noch eine Straftat darstellt. Ich darf dich nicht zum illegalen Anbau von Cannabis beraten, kann Dir aber selbstverständlich ein paar allgemeine Hinweise zur Botanik der Hanfpflanze geben. Viele Grower besitzen eine Lupe oder etwas ähnliches, um bereits kleine Veränderungen an der Pflanze grĂźndlich inspizieren zu kĂśnnen. FĂźr die Geschlechtsbestimmung ist vor allem der Bereich wichtig, an dem die Blätter aus dem Stiel hervorwachsen. Denn hier kann man, sobald sich hier die ersten Veränderungen zeigen, am besten erkennen, ob

es sich um Männchen oder Weibchen handelt. Jetzt, im Mai, dĂźrfte es noch etwas zu frĂźh dafĂźr sein. Oft entwickeln sich die BlĂźten erst, wenn die Pflanze bereits eine gewisse MindesthĂśhe erreicht hat und Ăźber mehrere solcher Knotenpunkte verfĂźgt. Bei Männchen erkennt man dann kleine Pollensäcke, die aus dem Knotenpunkt herauswachsen. Weibliche BlĂźten sehen in der FrĂźhphase eher aus wie eine weiĂ&#x;e Spitze. Besonders gefĂźrchtet sind Zwitterpflanzen: Diese verfĂźgen sowohl Ăźber weibliche als auch männliche BlĂźten. Damit bestäuben sie sich selbst und das Gras ist voller Samen – sie bestäuben aber auch andere Pflanzen um sie herum. Deshalb untersuchen grĂźndliche Grower die gesamte Pflanze, um auszuschlieĂ&#x;en, dass sich bei einer vermeintlich weiblichen Pflanze ein paar männliche BlĂźten eingeschlichen haben. Zwitterbildung kann genetisch bedingt sein, kann aber auch durch Stressfaktoren, wie unterbrochene Dunkelphasen, Hitzestau und falsche DĂźngung, entstehen. Leider muss, wie bei Männchen, auch bei Zwittern die gesamte Pflanze mĂśglichst frĂźhzeitig entfernt werden. Denn wer männliche BlĂźten ausreifen lässt, versaut nicht nur sich selbst, sondern auch seinen Nachbarn die Balkonernte.“


#220 . Mai . 2018

U

nverhofft kommt oft, selbst dann, wenn man als alter Mann glaubt, das Leben sei gelebt. Bei mir war es ein Anruf vom Jugendamt, der mich daran erinnerte, dass ich noch zu etwas zu gebrauchen bin. Die Fragen, die mir gestellt wurden, konnte ich nicht verneinen: Ja, ich bin der Großvater. Jawohl, ich kann meinem Enkel das bieten, was Vater und Mutter vermissen lassen – Liebe, die voll absichtsloser Güte und reinen Herzens ist. Und ja, ich kümmere mich um den Jungen, wenn es dem Kindeswohl dient. Keine halbe Stunde später lieferte der Kindernotdienst meinen Enkel bei mir ab. Dass ich auf die alten Tage noch einmal ein Kind unter meine Fittiche nehme, hat mir anfänglich ganz und gar nicht gefallen. Schließlich habe ich schon bei der Erziehung meines eigenen Einzelkindes auf der ganze Linie versagt. Schon die Zeugung meines Söhnchens war ein Fauxpas: Am Gründonnerstag 1968 war’s, als mich eine Studentin in ihrer Trauer über das Attentat auf Rudi Dutschke weinend in ihren Busen schloss und anschließend gegen meinen Willen entjungferte. Neun Monate später pünktlich zum Weihnachtsfest kam der Klapperstorch – und mit ihm die ungewollte Vaterschaft. Da lag er also in der Wiege, mein Nachkomme, und er war mir von Anfang an unsympathisch. Eine dunkle Vorahnung beschlich mich, dass das Knäblein aus der Art schlagen und mir nur Sorgen bereiten würde. Sich der Vaterpflichten zu entziehen, ging damals nicht. Und da ich mit 20 Jahren noch minderjährig war, wurde ich von meinen Erziehungsberechtigten zwangsverheiratet. Ich konnte nur versagen. Und das tat ich dann auch, nachdem mich meine Frau wegen eines indischen Gurus verlassen und zum alleinerziehenden Vater gemacht hatte. Alle Mühe, die ich mir mit dem Jungen gab, war umsonst. Das pädagogische Ziel, einen anständigen und gebildeten Gutmenschen zu formen, war nicht zu erreichen. Der Hinderungsgrund war der Einfluss der Großeltern. Während ich die zehn Gebote predigte, trichterten die nur unzulänglich entnazifizierten Opas und Omas dem Knaben das ganze Gegenteil ein. Und so kam es, wie es kommen musste: Mein Söhnchen brach die Schule ab und ergriff auf Anraten seiner Großväter den Beruf des Polizisten. Die Jahre gingen dahin, und mit ihnen auch die Großeltern. Dafür gab’s aber Nachwuchs. Sohnematzen hatte sich mit einer Kollegin gepaart, und die beiden passten wie die Faust aufs Auge. Entsprechend rustikal ging es zu, wenn sich das Duo hinter verschlossenen Türen dem trauten Familienglück hingab. Es herrschte ein rauer Umgangston, und ständig lag Streit in der Luft, der, wenn er eskalierte, in Handgreiflichkeiten ausartete. Im Keller des Wüstenrothäuschens betrie-

ben die beiden einen illegalen Schießstand, der zugleich als Partykeller diente. Gefeiert wurde viel und feuchtfröhlich, vor allem die Geburts- und Todestage großer deutscher Persönlichkeiten wie Adolf Hitler und Rudolf Heß. In dieses Milieu wurde nun der Stammhalter der Familie hineingeboren – und es war zum Verzweifeln, mitansehen zu müssen, wie dieser kleine Mensch zu einem Unhold erzogen wurde. Die schwarze

hanfjournal.de

Mit der Einschulung häuften sich die Ausfälle und alles deutete darauf hin, dass der Junge auf dem besten Wege war, sich zu einem Soziopathen zu entwickeln. Nach dem Vorbild der Eltern begegnete er den Mitmenschen grundsätzlich hochaggressiv und oftmals handgreiflich. Zudem hatte er sich ein Vokabular angeeignet, das nur noch aus Schimpfwörtern bestand, die in ihrer Aussagekraft dem Adressaten das Blut in den Adern gefrieren ließ. Zu allem Übel ließen sich

einem Pfändungsbeschluss wegen nichtgezahlter Fernsehgebühren an der Tür klingelte. Geöffnet wurde dem guten Mann von meiner Schwiegertochter, die mit vorgehaltener Waffe anschaulich klarmachte, dass der Besuch unerwünscht sei. Auf einmal zeigte sich, dass die Eltern des soziopathischen Kindes selbst Soziopathen sind. In dem Glauben, die Zeit für die Wiederherstellung des Deutschen Reiches sei gekommen, erklärten sie Haus und Garten kurzerhand

DIE LANGE GLOSSE 21 Doch mit der Adhoc-Entscheidung, den Jungen zu sozialisieren und zu einem umgänglichen Menschen zu machen, trat ein neues Problem auf. Grund dafür ist meine Nebenbeschäftigung, die ich ausübe, um meine magere Rente nicht mit Sozialhilfe aufstocken zu müssen. Bislang wusste zum Glück niemand aus der Familie, dass ich mich als Homegrower betätige und meine Ernte gewinnbringend an meine alten Weggefährten aus der Hippiezeit weitergebe. Mein Enkel

Bild: Archiv

Wenn der Opa mit dem Enkel

Pädagogik meines Sohnes und meiner Schwiegertochter verfehlte ihre Wirkung nicht, und der Junge entwickelte bereits in den frühen Lebensjahren Auffälligkeiten, die besorgniserregend waren. Im Kindergarten kam es schließlich zum ersten großen Eklat, als mein Enkel seiner Erzieherin mit einer Pistole drohte, die er aus dem Nachttisch der Eltern entwendet hatte. Doch statt aus dem Vorfall die richtigen Konsequenzen zu ziehen und den Eltern die Waffenscheine zu entziehen, wurde der Junge mit Psychopharmaka behandelt.

die Lehrer von meinem Sohn und seiner Frau derart einschüchtern, dass sie es nicht wagten, den Schulpsychiatrischen Dienst einzuschalten. Erst viel später erfuhr ich, dass meine Schwiegertochter die Lehrer unmissverständlich davor gewarnt hatte, sich mit der örtlichen Polizei anzulegen. Die Folge war, dass fortan alle Entgleisungen des Jungen von der Schule und der Polizei gedeckt wurden. Doch dann kam der Tag, an dem alles anders werden sollte. Anlass dafür gab ein Gerichtsvollzieher, der mit

zum Reichsgebiet, auf dem die Gesetze der Bundesrepublik Deutschland nicht gelten. Ein gutes Jahr kamen sie damit durch – unterstützt von erstaunlich vielen Leuten, die die beiden in den sozialen Netzwerken wie Volkshelden feierten. Im Herbst letzten Jahres wurde dem Spuk ein vorläufiges Ende bereitet. Ein Sondereinsatzkommando des Landeskriminalamts stürmte das „Reichsgebiet“ meines Sohnes und seiner Frau – und mir wurde das Sorgerecht für meinen Enkelsohn übertragen.

hat natürlich sofort Witterung aufgenommen, als er bei mir einzog. Stante pede drohte er damit, mich bei der Polizei anzuschwärzen. Ich stand vor der Wahl: entweder sofort den Grow einzustellen oder den Knaben in Stubenarrest zu nehmen. In der Hoffnung, den Jungen zur Vernunft zu zwingen, tat ich letzteres. Das Geschrei war groß, als ich ihn am Genick packte und in meinem Growraum an das Fallrohr kettete. Zur Beruhigung verabreichte ich dem armen Kerl Cannabisöl, was auch prompt anschlug und

zugleich den Entzug von den Psychopharmaka erleichterte. Doch mit dem Wegsperren allein war es nicht getan. Was der Junge nun brauchte, war ein Mensch, der ihn von den Fesseln der Dummheit befreite. Und so habe ich dem Jungen vorgelesen, Stunde um Stunde, zunächst die „Abenteuer von Tom Sawyer und Huckleberry Finn“ von Mark Twain und zuletzt „Mr. Nice“ von Howard Marks. Ganze Nächte klebte er mir an meinen Lippen, und es war eine Freude zuzusehen, wie der Junge mehr und mehr aufblühte und sich der Welt des Wissens öffnete. Keine drei Wochen waren vergangen, als ich meinen Enkel soweit hatte, dass er in seinem Opachen einen echten Freund erkannte, der ihn liebte und respektierte. Um dem Jungen eine reelle Chance zu geben, die Bildungslücken zu schließen, schickte ich ihn nach den Herbstferien auf eine Privatschule, die er artig und sogar dann besuchte, wenn er krank war. Die Drohung, mich wegen des Cannabis-Grows zu verpetzen, hat er nie wiederholt – im Gegenteil: Oft sitzen wir einträchtig im Growraum und maniküren gemeinsam die geernteten Blüten. Doch nun ist unsere heile Welt bedroht. Das Strafgericht hat im Prozess gegen meinen missratenen Sohn und seine vermaledeite Frau beide Augen zugedrückt und die Ungezogenheit, mit Waffen herumzufuchteln, mit einer kleinen Geldstrafe geahndet. Kaum dass das Urteil gesprochen war, sind die beiden auch schon zum Vormundschaftsgericht geeilt, um das Sorgerecht zurückzuerlangen. Zudem haben sie einen Strafantrag wegen Körperverletzung gegen mich gestellt, da ich dem Jungen seine Medikamente vorenthalte, wodurch er erhebliche Qualen erleiden würde. Aus heiterem Himmel bin ich plötzlich der Bösewicht. Und diese Botschaft verbreitet meine Schwiegertochter auch noch in den sozialen Netzwerken. Der Internet-Mob tobt und twittert, ich sei ein Kinderschänder, der ein deutsches Kind in die „Judenschule“ zwingt und mit linksgrün versifften Hasspredigten verdirbt. Wie die Geschichte enden wird, ob blutig oder unblutig, hängt nun am seidenen Faden, den das Vormundschaftsgericht in Händen hält. Ich hoffe sehr, dass das Gericht eine kluge Entscheidung trifft. So wie ich meinen Enkel einschätze, wird er nicht freiwillig in den Schoß seiner Eltern zurückkehren. „Weißt du, Opa“, kündigte er an, „auch wenn du es nicht gutheißt, aber ich werde wohl noch einmal kurz deine gute Erziehung vergessen und aus Notwehr handeln müssen.“

Beitrag von Sadhu van Hemp


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