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Sex und Marihuana Orgasmusforschung nach heutigem Stand

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un geht’s also endlich los – zumindest für zwei der Unternehmen, die vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) den Zuschlag für den Anbau von medizinischem Cannabis bekommen haben. Bei den Glücklichen handelt es sich um börsennotierte kanadische Unternehmen, die nun auch in Deutschland das Allerweltskraut im Gewande eines pharmazeutischen Produktes herstellen und verticken dürfen. Die Aktionäre der beiden Kapitalunternehmen Aurora und Aphria reiben sich die Hände, denn die Nachfrage nach Cannabisblüten in deutschen Landen wächst. Aktuellen Schätzungen zufolge beziehen zwischen 40.000 bis 60.000 Patienten Medizinalhanfblüten aus der Apotheke – Tendenz steigend. Der Aphria-Konzern geht mit seinem deutschen Tochterunternehmen im schleswig-holsteinischen Neumünster an den Start, wo derzeit eine rund 8.000 Quadratmeter große Produktionsanlage errichtet wird. Abgesichert wird das Ganze wie Fort Knox. Aphria investiert allein mehrere Millionen in ein Cannabis-Hochsicherheitslager in Bad Bramstedt, wo das grüne Gold in einem Stahlbeton-Tresor vor dem Zugriff Unbefugter bis zur Auslieferung aufbewahrt wird.

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UNABHÄNGIG | ÜBERPARTEILICH | LEGAL Cannabis mal ganz anders Wurzeln und Stengel gebrauchen

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Cannabisanbau in Deutschland kurz vor dem Start

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HANFJOURNAL.DE | AUSGABE #232 | MAI 2019 Gesunde Ernährung Mit und ohne Hanf

Zuschlag für das junge Berliner Unternehmen Demecan. Dem BfArM war es gerichtlich auferlegt worden, die Bewerbungsunterlagen einer Nachprüfung zu unterziehen. Doch es müsste schon mit rechten Dingen zugehen, wenn Demecan am Ende den Zuschlag nicht bekommt. Schließlich handelt es sich bei dem vermeintlich deutschen Bewerber um ein Joint-Venture-Unternehmen der kanadischen

Bild: Frisian Duck - Archiv Aurora Deutschland zieht es zum Chemiestandort Leuna nach Sachsen-Anhalt – dem Land der Frühaufsteher. Auf einem rund 10.000 Quadratmeter großen Areal des Biochemieparks beginnen im Mai die Bauarbeiten für die Cannabis-Produktionsstätte.

Aurora beabsichtigt insgesamt einen zweistelligen Millionenbetrag am Standort Leuna zu investieren. Rund 50 Arbeitsplätze sind in Aussicht gestellt. Im Gegenzug zeigen sich die Behörden kooperativ und bienenfleißig, was die Baugenehmigungsverfahren betrifft.

Ein Dank der Sonne Der Anbau von Cannabis ist absolut natürlich. s wird endlich wieder Sommer! Auch wenn meteorologisch erst Ende Juni die nächste Jahreszeit beginnt, spürt man allerorts die jährlich stattfindende Veränderung am eigenen Leib, als sei es etwas völlig Neues. Gut für Mensch und Tier - sowie für alle Gewächse - scheinen die Strahlen der Sonne auf alles Leben herab und spenden Energie für ein künftiges Fortbestehen. Auch der absichtlich ausgesetzte Hanf, der an unzähligen Stellen in Deutschland schon vor dem künstlich aufgebauschten Medizinalhanfanbau heimlich gedeiht, profitiert von den Wellen und Teilchen, die von dem grellen Gestirn auf uns herunter prasseln. Viele Guerilla Grower haben sich schließlich auch in diesem Jahr nicht die Chance nehmen lassen, aufgrund einer ungerechten Gesetzeslage auf den Eigenanbau zu verzichten und lassen Mutter Natur einfach weiterhin ihre Arbeit machen, ohne

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LED vs. HPS Welche Vorteile bringt welches Licht

sich vor drohenden Strafen zu fürchten. In Gärten, Wäldern und auf Wiesen sprießen daher derzeit Cannabispflanzen in großer Anzahl auch in der Bundesrepublik in die Höhe und verschaffen erfolgreich agierenden Hanfbauern ein fröhlich zu zelebrierendes Erntedankfest im kommenden Herbst. Natürlich werden einige Grenzgänger, die leider nicht die Idealwahl bei der Bestimmung ihres versteckten Gartens trafen, auch 2019 in die Fänge der prohibitionistisch arbeitenden Polizisten geraten, doch ist mit Sicherheit davon auszugehen, dass der Großteil der heimlich anpflanzenden Personen ungeschoren mit einer nicht zu verachtenden Menge gebrauchsfertigen Marihuanas in den Winter gehen wird. Daher gilt ein Dank der Sonne, die ohne Gebete, Stromverbrauch oder Bestechung ihren Job verrichtet und dabei hilft, die Welt ein wenig grüner und gerechter zu ge-

stalten. Das natürliche Zusammenspiel zwischen Licht, Wärme, Wasser, Erde und Pflanze ist schließlich auch ein Hinweis auf die groteske Gestaltung unserer Zustände, die einem Gewächs das Leben verwehren wollen, obwohl es seit Urzeiten in die Welt gehört – also schon wirklich ziemlich lange. So erscheint es derzeit vielleicht den immer weniger werdenden Hanfgegnern noch gerecht, wird ein Mensch für das Produzieren der berauschenden Natursubstanzen hinter Gitter gesperrt oder dessen Leben zum Beispiel durch Führerscheinentzug behindert, diese Spezies wird aber in Zukunft das Nachsehen haben, wenn die Mauern der Prohibition eingerissen sind und eindeutig wird, welche Ungerechtigkeiten mit dem Verbot verbunden waren. Es ist daher derzeit schwer zu hoffen, dass ein Großteil der Bevölkerung im Land verstanden hat, dass eine Nutz- und Heilpflanze

Es läuft also wie geschmiert. Die beiden großen Cannabis-Unternehmen haben vom BfArM – wie von langer Hand geplant – grünes Licht bekommen, und die weniger finanzkräftigen Mitwerber haben – wie bestellt – das Nachsehen. In der Schwebe ist noch der nicht durch fadenscheinige Gesetze vom Erdboden verbannt werden kann und Privatpersonen kein Recht besitzen sollen das Gewächs für sich einzusetzen, während Konzerne aufgrund der vielversprechenden Einnahmen das gleiche Zeug unter riesigem technischen Aufwand für Kranke produzieren dürfen. Die Diffamierung kleiner Guerilla Grower durch Passanten, Nachbarn, Freunde und Familie sollte somit endlich als Erstes schnell ein Ende finden und der Hanf unter natürlichen Bedingungen für jedermann gedeihen dürfen. Ohne Hinweise aus der Bevölkerung wird es die Staatsmacht dazu auch doppelt schwer haben, auf die Statistiken schönenden Einsätze zu stoßen und im Namen des Gesetzgebers kleine Hanfbauern einbuchten zu können. Da hilft dann auch kein heller Sonnenschein mehr, der die gewählten Anbauflächen illuminierend erleuchtet.

Eure Redaktion

Wayland-Group, die ebenfalls zu den großen kanadischen Cannabis-Produzenten zählt und bis 2018 unter dem Namen Maricann firmierte. Der Kuchen ist verteilt. Aurora und Aphria können also schon mal die Gelddruckmaschinen anwerfen. In die Röhre gucken hingegen die vielen kleinen Handwerksmeister, die sich in ihren geheimen Ge-

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Verschollen am Hindukusch Satirische Militäraktion von Sadhu van Hemp

wächshäusern mitunter schon seit Jahrzehnten liebevoll der hohen Kunst des Cannabisanbaus widmen und allzu gerne legal und steuerpflichtig ihrem Kleingewerbe nachgehen würden. Nicht nur dass die Veteranen der Growerszene weiterhin wie Aussätzige behandelt werden, auch die Vielfalt der Produktpalette geht verloren, wenn standardisierter Industriehanf seinen Siegeszug fortsetzt. Der vom BfArM eingeschlagene Weg, die Lizenz zum Geldverdienen nur den Großen der Großen zuzuschieben, führt klar in die falsche Richtung – vor allem in Hinblick darauf, dass in nicht allzu ferner Zukunft die nächste Ausschreibung zum staatlich kontrollierten Anbau von Cannabis ansteht – und zwar von Cannabis zu Genusszwecken. Im Grunde ist das Procedere des BfArM in Sachen Medizinalhanfanbau nur der Probelauf für das, was unweigerlich kommen wird. Der Cannabis-Community sei deshalb dringend angeraten, sich im aufgezwungenen Monopoly-Spiel „Wem gehört der Hanf“ nicht weiter über den Tisch zu ziehen lassen. Der Hanf hat frei zu sein, Schluss, aus, basta!

Beitrag von Sadhu van Hemp


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