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#233 kostenlos

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Ein letztes Feuer auf Marlene Mortler Sadhu van Hemp springt ein

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er „Trend nach rechts“ ist ungebrochen – weltweit. Und damit sinken die Chancen auf eine Cannabis-Legalisierung. Schließlich ist die Prohibition ein Evergreen rechter und konservativer Demagogen, die bis heute ihrem geistigen Übervater Harry Anslinger folgen, der als Chef des US-amerikanischen Federal Bureau of Narcotics in den 1930er Jahre die Weichen für den War on Drugs stellte. Anslinger war ein Rassist, der Schwarze, Mexikaner und andere Minderheiten als Untermenschen betrachtete, die es zum Schutze der „weißen Rasse“ zu unterdrücken gilt. Als Mittel zum Zweck diente Anslinger die Verteufelung des Marihuana-Konsums, der seinerzeit vornehmlich in jenen Bevölkerungsgruppen verbreitet war, die nicht in das schöne Bild eines weißen Amerikas passten. 1937 waren Anslinger und seine Helfershelfer am Ziel: Die Kriminalisierung der Hanfraucher füllte die Gefängnisse und Arbeitslager mit Menschen nichtweißer Hautfarbe. Daran hat sich bis heute nichts geändert – dank des US-Präsidenten Donald Trump, der keinen Hehl daraus macht, dass er im Geiste ein Bruder des Rassisten Anslinger ist und an Altbewährtem festhält. Es gibt nichts schönzureden oder zu relativieren: Nationa-

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UNABHÄNGIG | ÜBERPARTEILICH | LEGAL Hanf und Marihuana Wo liegen die Unterschiede?

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Kushy Vibes im Grow-Raum Der Budler besucht einen Gärtner

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Rechts geht’s in die Sackgasse

Bild: Collage - Wikipedia listische, völkische und rechtskonservative Politik ist immer gegen Minderheiten, gegen Andersdenkende und Anderslebende gerichtet – und dazu zählen auch die Cannabis-Konsumenten. Bis heute kann keine rechte Regierung

den Beweis führen, dass sie auch nur ansatzweise über einen Paradigmenwechsel in der Cannabis-Politik nachdenkt. Im Gegenteil, noch immer nutzen Verbrecher wie der philippinische Ministerpräsident Rodrigo Duterte das

Verbot zur Stabilisierung des Unrechtssystems, das die Bürger klein hält und in ständiger Angst leben lässt. Wenn die Cannabis-Prohibition auf den Prüfstand kam, dann von linken und liberalen Regierungen. In den Nieder-

Alles neu machte der Mai Zeit für eine neue Bundesdrogenbeauftragte

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er leider recht verregnete Mai war kein schlechter Monat für Cannabisbefürworter, auch wenn im Freien stehende Pflanzen sicherlich lieber etwas mehr Sonne getankt hätten. Dank der eingespielten Ergebnisse der Christlich Demokratischen Union verschwindet schließlich ein greller Stern des Prohibitionistenhimmels von der heimischen Politbühne. Die Bundesdrogenbeauftragte Marlene Mortler wird nach Brüssel umgesetzt, wo sie zukünftig ihre Unwissenheit auf europäischer Ebene unter Beweis stellen kann. Wie schon einige Portale und Personen aus der Legalisierungsszene sofort richtig feststellten, ist dies mit einem lachenden, aber auch einem weinenden Auge zu betrachten, da mit dem Abschied Marlene Mortlers auch die schrägen und teils zum Lachen komischen Aussagen der doppelt im Amt gewesenen Drogenbeauftragten verhallen werden. Gags

wie: „Cannabis ist verboten, da es illegal ist“, oder „Portugal – meinen sie Fußball?“, sind jetzt nur noch komische Aussagen aus einer grotesken Vergangenheit, einer sich wohl eher der Alkohollobby näher fühlenden Mortler, sodass seitens Legalisieren künftig wohl mit etwas ernster zu nehmenden Gegnern auf dem Spielfeld gerechnet werden kann. Mehr Unwissenheit und verquere Gedanken, als sie die ehemalige Drogenbeauftragte demonstrierte, wird die künftig das Amt besetzende Person wohl kaum an den Tag legen wollen, weshalb ernsthaftere Diskussionen in Zukunft möglicher erscheinen. Inwieweit sich die schwächelnde Regierung aber tatsächlich mit der global stark im Aufwind befindlichen Thematik beschäftigen wollen wird, lässt sich vor einer Bekanntgabe des kommenden Amtsinhabers noch nicht eindeutig benennen. Folgerichtig wäre es Seiten der Mächtigen, nun jemanden

in die Position zu hieven, der sich einmal wirklich mit Cannabis und dessen Geschichte auseinandergesetzt hat und mehr als nur blanke Phrasen dreschen kann. Eine Person mit Glaubwürdigkeitscharakter und Wissen über die stattfindenden Veränderungen in anderen Teilen der Welt. Eine zukunftsorientierte Drogenpolitik würde dabei nicht nur der regierenden Riege gut zu Gesicht stehen, auch wären Vorteile für das Land und dessen Bewohner die Folge. Da sich die bislang angewandte Strategie in keiner Weise als vorteilhaft beweisen konnte, wäre es endlich auch an der Zeit einen Umschwung in der Problematik anzusteuern, der auf allen Seiten positive Auswirkungen spürbar machen kann. Legaler Handel mit einer ständig auf dem Schwarzmarkt im Umlauf befindlichen Natursubstanz böte dabei nicht nur finanzielle Vorteile für den Staatsapparat, sondern würde Millionen Menschen

aus dem oft mit kriminellen Strukturen in Verbindung stehendem Sektor befreien. Ohne Androhung ungerecht hoher Strafen und tiefen Einschnitten in das Privatleben und die Persönlichkeit könnten diese Bürger endlich auch wieder frei atmen und sich auf Dinge konzentrieren, die unter den aktuellen Umständen keinen Platz im häufig gefährdeten Leben haben. Aus diesem Grund ist es mehr als nur zu hoffen, dass sich die Person, die künftig auf dem Posten des/r Drogenbeauftragten der Bundesregierung befindet, etwas mehr Mühe machen will, als es Madame Marlene Mortler während ihrer gesamten Ausübung ihrer politischen Verpflichtung offen zur Schau stellte. Wir drücken die grünen Daumen!

Eure Redaktion

HANFJOURNAL.DE | AUSGABE #233 | JUNI 2019 Laos im Chaos? Weshalb Marihuana ganz gut käme

landen war es der Sozialdemokrat Joop den Uyl, der vor 43 Jahren gemeinsam mit der linksliberalen D66 und der radikaldemokratischen PRR den Alleingang der Cannabis-Tolerierung wagte. Seitdem sind es ausschließlich rechte Parteien, die mit allen Tricks versuchen, die Daumenschrauben wieder fester anzuziehen und eine komplette Hanffreigabe in den Niederlanden zu verhindern. Hänflinge, die rechte Parteien wählen, wählen ihre Henker. Oder wird ernsthaft geglaubt, dass rechtsextreme Politiker wie der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro oder der Balkanfürst Viktor Orban ein Herz für Kiffer haben? Sind Rassisten und Nationalisten wie Marine Le Pen (Frankreich), Matteo Salvini (Italien), Jarosław Kaczyński (Polen), Aljaksandr Lukaschenka (Weißrussland), Nigel Farage (UK), Tom van Grieken (Belgien) und Geert Wilders (NL) wirklich die Retter des Abendlandes? Hätte die rechtsextreme ÖVP/FPÖ-Regierung den Österreichern die Cannabislegalisierung gebracht, wenn Vizekanzler Strache nicht über eine „russische Oligarchentochter“ gestolpert wäre, der er sein Vaterland verkaufen wollte? Und was ist mit den deutschen rechten und völkischen Parteien? Kristallisieren sich dort Lichtgestalten heraus, die den Anti-Cannabis-Ideologen die rote Karte zeigen?

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Hanf Journal Ahoi! An Board bei HaschichSchmugglern mit Sadhu van Hemp

Alle Fragen sind mit Nein zu beantworten. Die Protagonisten des rechten politischen Spektrums sind Rattenfänger, die mit völkischen und nationalistischen Scheißhausparolen den demokratisch nicht so gefestigten Teil der Bevölkerung manipulieren und zu Dummheiten verleiten. Und eine dieser Dummheiten ist, reaktionäre Heilsbringer in die Parlamente zu wählen, die ihre Macht dazu missbrauchen, um erst die Demokratie auszuhöhlen und anschließend die entrechteten Bürger am Nasenring durch die Manege zu führen. Zuletzt trifft die rechts-völkische Staatsräson nicht nur die Cannabis-Konsumenten, sondern alle, die sich unangepasst zeigen und durch Ungehorsam auffallen. Die hohen Gewinne der Rechtspopulisten bei der Europawahl sind beängstigend und sollten die Alarmglocken schrillen lassen. Wehret den Anfängen – diese Mahnung gilt es mehr denn je zu beherzigen, um den „Trend nach rechts“ zu stoppen. Denn wer die Cannabis-Freigabe wünscht, wird diese nur bekommen, wenn die Demokratie vor ihren Feinden geschützt wird.

Beitrag von Sadhu van Hemp


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