#235 kostenlos
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Studie über CBD und Angststörungen Die Uni Leipzig prüfte nach!
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UNABHÄNGIG | ÜBERPARTEILICH | LEGAL Wahrheit und Mythen über synthetisches und isoliertes CBD
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Aus dem Leben der Spezies der Polytoxikomanen Teil II. von Christian Rausch
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HANFJOURNAL.DE | AUSGABE #235 | AUGUST 2019
Interview mit Captain Kush Ein Cannabisdealer packt aus
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Erste Hilfe für Kiffer Kascha klärt Fragen
Cannabis-Freigabe eine Illusion?
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er Glaube der Hänflinge an eine Befreiung des Hanfes ist ein Irrglaube. Niemand hat die Absicht, das Paradies vor der Prohibition neu aufblühen zu lassen, als Cannabis-Extrakte und Haschisch frei erhältlich waren. Die Zukunft des Umgangs mit dem Zauberkraut sieht anders aus. Nicht die völlige Freigabe wird angestrebt, sondern die totale Kontrolle. Politik und Wirtschaft denken überhaupt nicht daran, nach der gescheiterten Hanfprohibition die geraubten Besitz- und Hoheitsrechte an der heiligen Pflanze den Menschen zurückzugeben. Ungeregelt und unkontrolliert wie zu Kaisers Zeiten wird es nicht zugehen, wenn die politischen und wirtschaftlichen Eliten stellvertretend für alle Bürger den gesellschaftliche
Konsens herstellen und die Cannabis-Re-Legalisierung in ein Korsett aus Gesetzestexten pressen. Einträchtig werden sie zusammenhocken, die Profiteure „der legalen, verbraucherfreundlichen Marktregelung“, und das ausbaldowern, was den Anschein einer Cannabisfreigabe erwecken soll, in Wahrheit aber nichts weiter als eine Verteilung der Pfründe ist. Ein Blick nach Kanada verrät, was auf die Welt zukommt. Einige wenige Kapitalunternehmen werden in computergesteuerten Gewächshäusern am Fließband seelenlosen Industrie-Hanf produzieren und darüber bestimmen, was in die Tüte und den Haschkeks kommt. Die von den Wirtschaftseliten angestrebte „verbraucherfreundliche
Marktregelung“ bedeutet unter dem Strich, dass das spottbillige Allerweltskraut zum Lifestyle-Premiumprodukt aufgewertet wird, das den Monopolisten maximalen Profit verspricht. Multinational agierende Großkonzerne reihen sich bereits in die Wertschöpfungskette ein, um nach der „Befreiung“ den Cannabis-Markt mit THC-haltigen Süßigkeiten, Getränken und Fertigjoints zu fluten. Die Marketingabteilungen der Unternehmen wissen schon heute, was die Kundenwünsche von morgen sind und welche Geschmacksrichtungen beispielsweise die Deutschen bevorzugen. Und zuletzt wird es nur eine Frage der Zeit sein, bis die hanfverarbeitende Industrie den kostenintensiven Cannabisanbau in Gewächshäusern
einspart und für ihre Produkte auf synthetisch hergestellte Cannabinoide zurückgreift. Schließlich wird schon heute in der Lebensmittelindustrie getrickst und gepanscht, um die Verbraucher möglichst billig abzuspeisen. So schmeckt ein Fürst-PücklerEis aus dem Supermarkt nach Vanille, Kakao und Erdbeeren, aber das Produkt selbst enthält weder das eine noch das andere – dafür aber umso mehr künstliche Aromastoffe.
Jeder Hänfling, der von der Befreiung des Hanfes träumt, sollte sich schon fragen, ob das, was da ins Haus steht, wirklich der Weisheit letzter Schluss ist. Vielleicht wäre es ja doch der bessere Ansatz, sich nicht nur auf jene selbsternannten Cannabis-Fachspezialexperten zu verlassen,
Wie geht es weiter? Der Abschied von Marlene Mortler lässt Fragen offen
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arlene Mortler ist Geschichte – zumindest bezüglich der deutschen Drogenpolitik. Nachdem man die 63-jähriger Mutter eines ehemaligen Cannabiskonsumenten nach Brüssel wählte, wird der bislang vereinnahmte Posten der Bundesdrogenbeauftragten endlich wieder frei und ist für neue Gesichter geeignet. Wer sich jedoch auf den heißen Stuhl traut, ist derzeit noch nicht bekannt. Sicher ist jedoch, dass erneut die CSU einen Politiker stellen wird, der sich künftig mit den drängenden Fragen der fehlgeleiteten Verfolgungsstrategie auseinanderzusetzen hat. Und zwei Personen sind laut Augsburger Allgemeinen groß im Rennen. Zum einen wäre da der ausgebildete Münchner Arzt Stepfan Pilsinger, der der Meinung ist, dass intensiver Cannabiskonsum ganz besonders dumm machen würde, zum
anderen steht Emmi Zeulner hoch im Kurs, die zwar als Krankenpflegerin ebenfalls zur gesundheitlichen Hilfeleistung geschult wurde und sich deshalb wohl einst auch für die Freigabe von Medizinalhanf einsetze, dennoch aber keinen Sinn darin erkennt, warum Cannabis für den Freizeitgebrauch ohne Strafverfolgung gehandelt werden sollte. Selbst die Forderung einer bundesweit einheitlichen Geringe Menge stößt bei ihr schon auf heftigen Widerstand. In beiden Fällen scheint somit sicher, dass die Drogenpolitik in Deutschland weiterhin unter keinem guten Stern stehen wird, sollte eine der beiden erwähnten Personen in die Lage versetzt werden, sich künftig um das Wohlergehen von Konsumenten kümmern zu müssen. Während die Drogenberichte der Bundesregierung in den letzten Jahren zwar wenig Erfolgsmeldun-
gen bezüglich der Effektivität der eingesetzten Strategie verlauten lassen konnten, der kürzlich veröffentlichte Alternative Drogenbericht aufgrund der Situation eine dringende Veränderung der gesamten Handhabung empfiehlt, dürfte es hierzulande in der nächsten Zeit leider weiterhin wenig Licht im Dunkeln geben. Anstatt sich an den empfohlenen positiven Beispielen aus Portugal, Uruguay oder Kanada orientieren zu wollen, oder ähnlich der Schweizer und der französischen Methode echten Expertenmeinungen mehr politisches Gewicht zu verleihen, wird es bei uns wohl daher erneut ein „weiter so“ in der Frage der Cannabislegalisierung geben, bis endlich andere Kräfte den Posten des Drogenbeauftragten der Bundesregierung erbeuten können. Freunden der Hanfpflanze sei es daher empfohlen, mög-
lichst gelassen die Ruhe zu bewahren, sich nicht weiter über die Unwissenheit der politischen Köpfe schwarzzuärgern, sondern abzuwarten, bis Vernunft und Willen die Situation letztendlich zum allgemeinen Vorteil verändern werden. Dass die Legalisierung aus gutem Grund auch in Deutschland an die Tür klopft, ist schließlich aufgrund der globalen Fortschritte nicht länger überhörbar, auch wenn gewisse Menschen in den falschen Positionen sich mit alten Phrasen lieber weiterhin die Ohren so lange wie möglich verstopfen versuchen. Wir hören dagegen - anstatt verbohrten Politikern beim Wichsen - lieber weiterhin dem Gras beim Wachsen zu!
Eure Redaktion
die mit den Prohibitionisten den kleinsten gemeinsamen Nenner suchen und eine völlige Freigabe als illusorisch hinstellen. Ist es wirklich alternativlos, sich nach der Entkriminalisierung der totalen Kontrolle durch die Kapitalunternehmen auszuliefern und den Aktionären die Taschen zu füllen? Die Hanffreunde sollten sich schon darüber im Klaren sein, dass das, was sich Politik, Wirtschaft und Cannabis-Lobbyisten heute für sie ausdenken, über Jahre und Jahrzehnte Bestand haben wird. Und das durchaus auch zum Nachteil, wie man am Cannabisanbau-Verhinderungsgesetz für Patienten sieht. Seit März 2017 stellt
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DRR-Frauen kommen gut Sadhu von Hemp erinnert sich
diese Gesetzesreform unter Beweis, wie es nicht sein sollte. Der kostengünstige Eigenbau ist nicht erwünscht, dafür aber die teure und nicht immer gewährleistete Versorgung mit Importware aus der Apotheke. Das Wohl und die individuellen Wünsche der Patienten stehen hinter der Profitgier der begünstigten Großkonzerne an. Zuletzt werden synthetische Cannabinoide die natürlich gezogenen Hanfblüten ersetzen. Der Paradigmenwechsel in der Cannabispolitik ist in vollem Gange – und er wird nicht aufzuhalten sein. Doch die Chancen sind groß, dass die Hänflinge am Ende genauso doof dastehen wie zuvor. Die Weichen, die heute gestellt werden, führen nicht dazu, dass jeder mit dem Hanf machen kann, was er will. Der private Anbau wird weiterhin Beschränkungen unterliegen, und der Import von Haschisch und Gras aus Afrika, Asien und Amerika bleibt illegaler Drogenschmuggel und wird mit Freiheitsentzug bestraft.
Beitrag von Sadhu van Hemp