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Studie über CBD und Angststörungen Die Uni Leipzig prüfte nach!

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UNABHÄNGIG | ÜBERPARTEILICH | LEGAL Wahrheit und Mythen über synthetisches und isoliertes CBD

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Aus dem Leben der Spezies der Polytoxikomanen Teil II. von Christian Rausch

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HANFJOURNAL.DE | AUSGABE #235 | AUGUST 2019

Interview mit Captain Kush Ein Cannabisdealer packt aus

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Erste Hilfe für Kiffer Kascha klärt Fragen

Cannabis-Freigabe eine Illusion?

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er Glaube der Hänflinge an eine Befreiung des Hanfes ist ein Irrglaube. Niemand hat die Absicht, das Paradies vor der Prohibition neu aufblühen zu lassen, als Cannabis-Extrakte und Haschisch frei erhältlich waren. Die Zukunft des Umgangs mit dem Zauberkraut sieht anders aus. Nicht die völlige Freigabe wird angestrebt, sondern die totale Kontrolle. Politik und Wirtschaft denken überhaupt nicht daran, nach der gescheiterten Hanfprohibition die geraubten Besitz- und Hoheitsrechte an der heiligen Pflanze den Menschen zurückzugeben. Ungeregelt und unkontrolliert wie zu Kaisers Zeiten wird es nicht zugehen, wenn die politischen und wirtschaftlichen Eliten stellvertretend für alle Bürger den gesellschaftliche

Konsens herstellen und die Cannabis-Re-Legalisierung in ein Korsett aus Gesetzestexten pressen. Einträchtig werden sie zusammenhocken, die Profiteure „der legalen, verbraucherfreundlichen Marktregelung“, und das ausbaldowern, was den Anschein einer Cannabisfreigabe erwecken soll, in Wahrheit aber nichts weiter als eine Verteilung der Pfründe ist. Ein Blick nach Kanada verrät, was auf die Welt zukommt. Einige wenige Kapitalunternehmen werden in computergesteuerten Gewächshäusern am Fließband seelenlosen Industrie-Hanf produzieren und darüber bestimmen, was in die Tüte und den Haschkeks kommt. Die von den Wirtschaftseliten angestrebte „verbraucherfreundliche

Marktregelung“ bedeutet unter dem Strich, dass das spottbillige Allerweltskraut zum Lifestyle-Premiumprodukt aufgewertet wird, das den Monopolisten maximalen Profit verspricht. Multinational agierende Großkonzerne reihen sich bereits in die Wertschöpfungskette ein, um nach der „Befreiung“ den Cannabis-Markt mit THC-haltigen Süßigkeiten, Getränken und Fertigjoints zu fluten. Die Marketingabteilungen der Unternehmen wissen schon heute, was die Kundenwünsche von morgen sind und welche Geschmacksrichtungen beispielsweise die Deutschen bevorzugen. Und zuletzt wird es nur eine Frage der Zeit sein, bis die hanfverarbeitende Industrie den kostenintensiven Cannabisanbau in Gewächshäusern

einspart und für ihre Produkte auf synthetisch hergestellte Cannabinoide zurückgreift. Schließlich wird schon heute in der Lebensmittelindustrie getrickst und gepanscht, um die Verbraucher möglichst billig abzuspeisen. So schmeckt ein Fürst-PücklerEis aus dem Supermarkt nach Vanille, Kakao und Erdbeeren, aber das Produkt selbst enthält weder das eine noch das andere – dafür aber umso mehr künstliche Aromastoffe.

Jeder Hänfling, der von der Befreiung des Hanfes träumt, sollte sich schon fragen, ob das, was da ins Haus steht, wirklich der Weisheit letzter Schluss ist. Vielleicht wäre es ja doch der bessere Ansatz, sich nicht nur auf jene selbsternannten Cannabis-Fachspezialexperten zu verlassen,

Wie geht es weiter? Der Abschied von Marlene Mortler lässt Fragen offen

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arlene Mortler ist Geschichte – zumindest bezüglich der deutschen Drogenpolitik. Nachdem man die 63-jähriger Mutter eines ehemaligen Cannabiskonsumenten nach Brüssel wählte, wird der bislang vereinnahmte Posten der Bundesdrogenbeauftragten endlich wieder frei und ist für neue Gesichter geeignet. Wer sich jedoch auf den heißen Stuhl traut, ist derzeit noch nicht bekannt. Sicher ist jedoch, dass erneut die CSU einen Politiker stellen wird, der sich künftig mit den drängenden Fragen der fehlgeleiteten Verfolgungsstrategie auseinanderzusetzen hat. Und zwei Personen sind laut Augsburger Allgemeinen groß im Rennen. Zum einen wäre da der ausgebildete Münchner Arzt Stepfan Pilsinger, der der Meinung ist, dass intensiver Cannabiskonsum ganz besonders dumm machen würde, zum

anderen steht Emmi Zeulner hoch im Kurs, die zwar als Krankenpflegerin ebenfalls zur gesundheitlichen Hilfeleistung geschult wurde und sich deshalb wohl einst auch für die Freigabe von Medizinalhanf einsetze, dennoch aber keinen Sinn darin erkennt, warum Cannabis für den Freizeitgebrauch ohne Strafverfolgung gehandelt werden sollte. Selbst die Forderung einer bundesweit einheitlichen Geringe Menge stößt bei ihr schon auf heftigen Widerstand. In beiden Fällen scheint somit sicher, dass die Drogenpolitik in Deutschland weiterhin unter keinem guten Stern stehen wird, sollte eine der beiden erwähnten Personen in die Lage versetzt werden, sich künftig um das Wohlergehen von Konsumenten kümmern zu müssen. Während die Drogenberichte der Bundesregierung in den letzten Jahren zwar wenig Erfolgsmeldun-

gen bezüglich der Effektivität der eingesetzten Strategie verlauten lassen konnten, der kürzlich veröffentlichte Alternative Drogenbericht aufgrund der Situation eine dringende Veränderung der gesamten Handhabung empfiehlt, dürfte es hierzulande in der nächsten Zeit leider weiterhin wenig Licht im Dunkeln geben. Anstatt sich an den empfohlenen positiven Beispielen aus Portugal, Uruguay oder Kanada orientieren zu wollen, oder ähnlich der Schweizer und der französischen Methode echten Expertenmeinungen mehr politisches Gewicht zu verleihen, wird es bei uns wohl daher erneut ein „weiter so“ in der Frage der Cannabislegalisierung geben, bis endlich andere Kräfte den Posten des Drogenbeauftragten der Bundesregierung erbeuten können. Freunden der Hanfpflanze sei es daher empfohlen, mög-

lichst gelassen die Ruhe zu bewahren, sich nicht weiter über die Unwissenheit der politischen Köpfe schwarzzuärgern, sondern abzuwarten, bis Vernunft und Willen die Situation letztendlich zum allgemeinen Vorteil verändern werden. Dass die Legalisierung aus gutem Grund auch in Deutschland an die Tür klopft, ist schließlich aufgrund der globalen Fortschritte nicht länger überhörbar, auch wenn gewisse Menschen in den falschen Positionen sich mit alten Phrasen lieber weiterhin die Ohren so lange wie möglich verstopfen versuchen. Wir hören dagegen - anstatt verbohrten Politikern beim Wichsen - lieber weiterhin dem Gras beim Wachsen zu!

Eure Redaktion

die mit den Prohibitionisten den kleinsten gemeinsamen Nenner suchen und eine völlige Freigabe als illusorisch hinstellen. Ist es wirklich alternativlos, sich nach der Entkriminalisierung der totalen Kontrolle durch die Kapitalunternehmen auszuliefern und den Aktionären die Taschen zu füllen? Die Hanffreunde sollten sich schon darüber im Klaren sein, dass das, was sich Politik, Wirtschaft und Cannabis-Lobbyisten heute für sie ausdenken, über Jahre und Jahrzehnte Bestand haben wird. Und das durchaus auch zum Nachteil, wie man am Cannabisanbau-Verhinderungsgesetz für Patienten sieht. Seit März 2017 stellt

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DRR-Frauen kommen gut Sadhu von Hemp erinnert sich

diese Gesetzesreform unter Beweis, wie es nicht sein sollte. Der kostengünstige Eigenbau ist nicht erwünscht, dafür aber die teure und nicht immer gewährleistete Versorgung mit Importware aus der Apotheke. Das Wohl und die individuellen Wünsche der Patienten stehen hinter der Profitgier der begünstigten Großkonzerne an. Zuletzt werden synthetische Cannabinoide die natürlich gezogenen Hanfblüten ersetzen. Der Paradigmenwechsel in der Cannabispolitik ist in vollem Gange – und er wird nicht aufzuhalten sein. Doch die Chancen sind groß, dass die Hänflinge am Ende genauso doof dastehen wie zuvor. Die Weichen, die heute gestellt werden, führen nicht dazu, dass jeder mit dem Hanf machen kann, was er will. Der private Anbau wird weiterhin Beschränkungen unterliegen, und der Import von Haschisch und Gras aus Afrika, Asien und Amerika bleibt illegaler Drogenschmuggel und wird mit Freiheitsentzug bestraft.

Beitrag von Sadhu van Hemp


02 CLUB.MED

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hanfjournal.de

Neue Studie bezüglich Cannabidiol (CBD)

HERAUSGEBER Agentur Sowjet GmbH Gartenfelder Str. 29 13599 Berlin Tel.: +49 (0)30 44 79 32 84 Fax.: +49 (0)30 44 79 32 86 redaktion@hanfjournal.de, leserbriefe@hanfjournal.de

GESCHÄFTSFÜHRER Emanuel Kotzian (V.i.s.d.P.) Sitz der Gesellschaft: Berlin AG Charlottenburg, HRB Nr. 89200 Steuer-Nr. 37 220 20818

REDAKTION Matthias ‘mze’ Meyer (Chefredakteur)

MITARBEITER DIESER AUSGABE Jona Decker, Trico, Sadhu vanHemp, Christian Rausch, Kascha

LAYOUT Lippe ILLUS Lukas

Bild: George Hodan | Public Domain

Wirkungsweise auf Erkrankte mit einer Angsterkrankung

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ntersucht hat eine unabhängige Studie des Studenten Jona Decker und seiner Kollegen aus den Bereichen der Ökonomik, der Biochemie, der Gesellschaftslehre und der Seelenkunde, wie sich der Einsatz von Cannabidiol auf Patienten, die unter einer Angststörung leiden, auswirken kann. Ziel war es, nachzuweisen, ob den betroffenen Erkrankten durch die ständige Einnahme von Cannabidiol geholfen werden kann. Auf einer Behandlung der sogenannten „sozialen Angststörung“ liegt in diesem Fall ein besonderer Vordergrund. Bei dieser Art der krankhaften Angst befürchten die Betroffenen, von anderen Menschen als „eigenartig“ empfunden zu werden. Je nach Schwere der Krankheit ergibt sich daraus dann eine mehr ebenso wie weniger große Restriktion im Alltag. Betroffen sind in DE in etwa sieben bis zwölf Prozent der Leute von einer sozialen Angststörung. Diese Form der Angsterkrankung wird nach wie vor entweder behandelt anhand einer Psychotherapie oder mit Psychopharmaka (häufig auf der Basis von Antidepressiva). Gezeigt hat sich im Zuge verschiedener Studien, dass Cannabidiol wohl die Ausprägung einer sozialen Phobie positiv verändern kann. Viele Leute haben in der Vergangenheit den CBD-haltigen Medikamenten hier schon eine Möglichkeit gegeben. Der Gewinn der Branche wächst. Das Interesse steigt. Doch dreht es sich hierbei um einen Placebo-

effekt? Eine Angsterkrankung dabei überhaupt zu kurieren, wie bzw. kann Cannabidiol helfen?

Grundsätzliche Informationen zur CBD Untersuchung Durch die folgenden Eckdaten charakterisierte sich die Studie des Studenten Jona Decker und seiner Kollegen: - miteinander verglichen wurden Angstwerte VOR und NACH der Untersuchung. - die Studiendauer betrug 30 Tage. - 15-Prozentiges CBD-Öl konsumierten 19 Versuchsteilnehmer. - 18 Probanden - ohne dass sie es wussten – erhielten ein Placebo (in Form von Rapsöl). - insgesamt waren es vierzig Versuchskandidaten (bzw. 37, weil die Teilnahme an der Untersuchung 3 Probanden abbrachen), die über Social Media akquiriert wurden, im Schnitt 32,6 Jahre alt waren und die an einer Angsterkrankung nachweislich aus dem Spezialgebiet der sozialen Phobie leiden. Natürlich wurden die Teilnehmer vor dem Beginn der Untersuchung von ihrem Hausarzt auf eventuelle gesundheitliche Beeinträchtigungen untersucht.

Was ist Cannabidiol? Zahlreiche Leute denken bei „CBD“ fraglos an Cannabis

und damit - zumindest in Deutschland - an eine illegale Substanz. ABER: indem mehr als 80 unterschiedliche Chemikalien enthalten sind, ist CBD, deshalb Cannabinoid, im Vergleich zu Cannabis, NICHT psychoaktiv.

Daher profitierten die Versuchsteilnehmer der Untersuchung, die auch schon in Studien der Wissenschaftler Crippa, Zuardi, Garrido und Wichert-Ana untersucht wurde, zudem von seiner angstlösenden Wirkung.

Das Ergebnis Nach einer Studiendauer von dreißig Tagen zeigte sich, in siebzehn von neunzehn Fällen und im Durchschnitt um 32 Prozent, dass die Angstwerte der Teilnehmer besser geworden sind, die Cannabidiol (CBD) zu sich genommen hatten. Genauer gesagt: die durchschnittlichen Angstwerte lagen hier vor dem Studienbeginn bei 4,1 (wobei eine Skala von 1 (kein Unbehagen) bis 5 (sehr großes Unbehagen) zugrunde gelegt wurde) und danach bei 3,2. Vermindert wurde damit die wahrgenommene Angstsymptomatik durch die Einnahme des CBD. Die Einnahme des Placebos wiederum zeigte keine eindeutige Wirkung. Eine Studie spricht dementsprechend hierfür, dass die Einnahme von Cannabidiol (CBD) - bei einer vorliegenden

sozialen Phobie - in einer angemessenen Dosierung von Vorteil und durchaus anzuraten sein kann. Dies gilt auch mit Hinblick auf die angemessene Verträglichkeit während der Durchführung der Untersuchung. Unter Müdigkeit litt eine Versuchsperson so lediglich für einen kurzen Zeitraum. Das Cannabidiol-Öl wurde außerdem von den Probanden problemlos vertragen. Die Dosierung während der Untersuchung an Cannabidiol (CBD) (mit fünfzig mg/ Tag) wurde verhältnismäßig tief gehalten. In der Literatur wurde hier von den vielmals angegebenen 300 bis 600 mg am Tag abgewichen, da: - einige Studien in der Vergangenheit aufgezeigt haben, dass sich bessere Ergebnisse mit einer niedrigeren Dosierung erreichen lassen. - die Versuchskosten des Weiteren zu teuer geworden wären.

Die Tragweite der Studienergebnisse Die Studie zeigte auf, dass es wirklich realistisch ist, dass die regelmäßige Einnahme von CBD, auch auf der Basis einer vergleichsweise geringen Menge, dabei helfen kann, eine Angststörung in Form einer sozialen Phobie zu mindern. Dennoch sollte genauso täglich im Hinterkopf behalten werden, dass die Versuchskandidaten das Cannabidiol-(CBD)-Öl selber und

in ihrem gewohnten Umfeld zu sich nahmen. Der Konsum konnte deshalb nicht präzise kontrolliert werden. Da sich unter der Therapie mit Rapsöl jedoch keinerlei Verbesserung der Angsterkrankung zeigte, ist aber davon auszugehen, dass ein übergreifender Placeboeffekt ausgeschlossen werden kann. Um die Studie letztendlich allerdings noch aussagekräftiger zu machen, bräuchte es im Übrigen eine größere Gruppe an Probanden. Bisher kann dementsprechend und auf Basis besagter Studie nicht perfekt und wissenschaftlich bewiesen werden, dass es sich tatsächlich bei CBDÖl um ein gutes effizientes Mittel gegen Angststörungen handelt. Noch müssten hier zusätzliche und umfassendere Untersuchungen angebracht werden.

Folgende unabhängige Cannabidiol-Studie hat das Ziel Hier sollte im Zuge der erwähnten, unabhängigen Studie geklärt werden, ob CBD zur Behandlung von sozialen Phobien weiterhelfen und so ebenfalls Symptome wie das bekannte Rotwerden, Zittern und Co. verhindern kann?

Beitrag von Jona Decker

BILDER Archiv, C.H. Beck Verlag, Propyläen Verlag, 7raysmarketing, George Hodan, mze, Peter Liebers, Public Domain

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04 WISSEN UND VERSTEHEN

#235 . August . 2019

hanfjournal.de

Wahrheit und Mythen über synthetisches und isoliertes CBD

Bild: 7raysmarketing | Public Domain

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eitgleich mit dem wachsenden und immer populärer werdenden Wissen über die nützlichen Eigenschaften von Hanf, wachsen auch die Verwirrung und die Irrtümer in diesem Themenfeld. Die meisten Konsumenten und Nutzer sind in der Regel bereits über die Unterschiede zwischen Hanf und Marihuana informiert, auch was die Cannabionide betrifft, und ebenfalls, welche Rolle CBD in der gesundheitsfördernden Wirkung von Cannabis übernimmt. Dennoch, obwohl CBD-Öle faktisch legal sind, da sie keine psychoaktiven Eigenschaften besitzen, sind dennoch einige Kontroversen mit ihnen verbunden. Beispielsweise betrifft dies häufig unterschiedliche Arten von CBD-Produkten und deren Ursprünge, sowie die Vermutungen, dass eine mögliche Verbindung zu medizinischem Marihuana bestehen könnte. Eine Anzahl der am häufigsten vorkommenden Mythen über Cannabidiol wird hier in Folge einmal behandelt werden, doch nun legen wir den Fokus auf das argwöhnisch betrachtete synthetische CBD. Hier werden wird sehen, dass die Tatsachen über Cannabinoide, die in Laboratorien synthetisiert werden, die obskursten und am meisten kontrovers betrachteten Zusammenhänge aufkommen lassen, die insgesamt mit Cannabis in Verbindung stehen. Die Diskussion über synthetisches CBD verlangt daher unausweichlich den Rückblick auf die grundlegenden Informationen bezüglich der Cannabinoide und deren gesundheitsförderlichen Eigenschaften oder sogar deren therapeutischen Effekte.

Cannabinoide Am besten fangen wir mit einer kleinen Erinnerungstour an: Der Begriff „Cannabinoide“ bezieht sich auf die Gruppe der organischen Bestandteile die auf die körpereigenen Cannabinoid-Rezeptoren einwirken. Entstammen tut der Begriff jedoch eigentlich ursprünglich der Forschung, die sich ausschließlich der Hanfpflanze widmete. Seine Bedeutung hat sich aber wesentlich ausgeweitet, nachdem man die Endocannabinoide entdeckte – Substanzen, die auf die Cannabinoidrezeptoren einwirken und innerhalb des Körpers produziert werden. Das berühmteste Endocannabinoid stellt wohl Anandamid dar. Es existieren wohl über einhundert in Pflanzen vorkommende Cannabinoide – die sogenannten Phytocannabinoide. Der Großteil dieser Stoffverbindungen wirkt nicht psychoaktiv, zeigt aber in der Regel positive Eigenschaften im Bezug auf den menschlichen Körper bei deren Einnahme. Effekte, die wir gerade erst anfangen zu verstehen. Die wohl bekanntesten stellen hier mit Sicherheit das psychoaktiv wirkende Tetrahydrocannabinol (THC) und das nicht psychoaktiv wirkende Cannabidiol (CBD) dar. Verfolgt man diesen funktionellen Ansatz (wenn man Cannabinoide als eine Klasse von Stoffen definiert, die auf die Rezeptoren des Endocannabinoidsystems Wirkung ausüben), stößt man unweigerlich auf die synthetischen Cannabinoide – Substanzen, die in einem Labor gewonnen werden, die mehr oder weniger

die chemische Struktur und die Effekte der natürlichen Cannabinoide nachahmen.

Berühmt-berüchtigte Kunststoffe Synthetische Cannabinoide sind berühmt-berüchtigt – und in gewisser Weise haben sie diesen Ruf verdient. Wie dem auch sei, machen sie eine große und unglaublich mannigfaltige Gruppe von Stoffen mit unterschiedlichem Status aus – von den illegalen Designerdrogen, über registrierte Arzneimittel mit bestätigten therapeutischen Eigenschaften ähnlich der natürlichen Cannabinoide, bis hin zu den Substanzen über die man bislang noch wenig weiß und die sich deshalb derzeit weiterhin im Forschungsstadium befinden. Synthetische Cannabinoide haben Bezeichnungen wie 4-HTMPIPO, AM-2232 BAY 38-721, JWH-302, WIN55212-2 und so ähnlich. Nur wenigen wurde ein Name für den Handel verpasst, wie beispielsweise Nabolin oder dem bekannten „Spice“. Berühmt für die synthetischen Cannabinoidstämme aus der Designerdrogenszene ist das oben genannte „Spice“, das für einige Tode verantwortlich gemacht werden konnte und daher große Panik in den Medien bezüglich der den Markt überschwemmenden „Legal-Highs“ hervorrief. Unterschiedliche Studien lassen darauf schließen, dass viele der für den Genusskonsum entwickelten synthetischen Cannabinoide ernsthafte Nebenwirkungen hervorrufen können, die unter Umständen auch zu Psychosen führen. Zeitgleich bleibt eine große Mehrheit dieser Substanzen

geradezu vollkommen unbekannt, was dann ebenfalls von den potenziellen Effekten auf den menschlichen Körper behauptet werden kann.

Man sollte dennoch aber nicht vergessen, dass viele der synthetischen Cannabinoide zu medizinischen Zwecken entwickelt worden sind. Das Bekannteste ist das synthetische Equivalent zu Tetrahydrocannabinol – Nabolin. Nabolin ist weitgehende getestet und für den Markt als Antemetikum zugelassen, das ebenfalls schmerzlindernde Eigenschaften besitzt und im Kampf gegen neuropathische Schmerzen eingesetzt wird. Es bleibt kontrovers, ob derartige künstlich hergestellten Stoffe ein besseres Mittel als das natürliche THC oder CBD darstellen – oder ob nicht sogar Mittel aus der gesamten Pflanze die beste Lösung darstellen könnten. Wir kümmern uns folgend um diese Fragen, während wir den Fall über synthetisches CBD behandeln. Die Bezeichnung „synthetisch“ wird manchmal (auch wenn nicht ganz richtig) dafür genutzt, um einzelne Absonderungen individueller Substanzen zu benennen. Es stellt jedoch keine präzise Definition dar, auch weil „synthetisches CBD“ unaufhörlich dazu genutzt wird, die pure Form von Cannabidiol zu beschreiben. In diesem Artikel schneiden wir daher auch die Thematik dieser speziellen Absonderungen an.

„Synthetisch“ vs. „natürlich“ Bevor wir die Vor- und Nachteile von synthetischen Cannabinoiden als Solches besprechen, ist es wichtig einen

kleinen Exkurs zu tätigen. In der gängigen Debatte werden „natürliche“ Substanzen oft den „synthetischen“ Stoffen gegenübergestellt. Erstere gelten als „rein und förderlich“, während die Stoffe aus hoch entwickelten Chemielaboren und pharmazeutischen Konzernen als schädliche Produkte angesehen werden. Wie dem auch sei, wir wollen uns nicht in diese Betrachtungen verwickeln, da es schon eher eine philosophische oder technische Debatte darstellt, um festzulegen, wie viele Wiederholungen von äußerer Manipulation erforderlich werden, damit eine natürlich vorkommende Substanz ihren „natürlichen“ Status verliert und „künstlich“ wird. Wir sind auch nicht unbedingt daran interessiert zu definieren, welche Rechtfertigung hinter dem einen oder andern Gedanken steckt, da es sich hier oft um philosophische oder metaphysische Grundlagen einzelner Individuen handelt. Synthetische Düngemittel halfen beispielsweise dabei, Milliarden Menschen in der Nachkriegszeit angemessen mit Nahrung versorgen zu können – synthetische Hormone befreiten die Menschheit von der mühsamen Aufgabe, Urintanks verdampfen zu müssen, um ein paar Tropfen Progesteron zu erhalten. Wir wollen daher einen pragmatischen Weg beschreiten und synthetisches CBD nur von dem Blickwinkel betrachten, der die Sicherheit, die Einsatzfähigkeit und den Komfort der Nutzer im Auge hat. Wenn es um die „Natürlichkeit“ der synthetischen Cannabinoide geht, definiert durch die Ähnlichkeiten ihrer natürlich vorkommenden Gegenstücke, gibt es gravierende Unterschiede. Einige Substan-

zen sind wortwörtlich eine Kopie des natürlichen Stoffes (in diesem Fall werden sie oft als Isolat bezeichnet, auch wenn das nicht wirklich zutreffend eingesetzt wird), andere Nachbildungen sind leicht im Vergleich zum Pflanzenmodell modifiziert, während wiederum andere weit vom „Prototypen“ abweichen.

Synthetisches CBD Als synthetisches CBD verstehen wir eine Gruppe von Nachbildungen des natürlich vorkommenden Stoffes, die im Labor gewonnen wurden. Bislang unterscheiden sich diese nicht sonderlich signifikant von dem natürlichen Stoff in ihrer chemischen Struktur. Vielleicht ist es aufgefallen, dass der Plural gerade verwendet worden ist, und es stellte sich die Frage warum. Dies entstammt dem Fakt, dass auch in der Pflanze vorkommendes CBD in sieben verschiedenen Versionen vorkommt. Diese natürlichen Analoga beinhalten Verbindungen wie CBDA (Cannabidiol-Säure), CBDV(Cannabidivarin), CBDVA oder CBD-C4(Nor-Cannabidiol). Da schon das „originale“ CBD keine psychoaktiven Eigenschaften besitzt, waren auch Wissenschaftler, die an anderen synthetisch Nachbildungen forschten, nicht auf der Sucher nach einer Genussmittelversion von Cannabidiol. Ihr Ziel war es dagegen eine Substanz zu entwickelten, die sich für den Einsatz als Arznei eignete und therapeutischen Wert besaß. Eine ziemlich umfassende Übersicht über die synthetischen Nachbildungen von CBD wurde bereits von Paula Morales und ihrem


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Team zusammengestellt. Neuartige Substanzen wurden an Mäusen getestet und die entzündungshemmenden Eigenschaften überprüft. Auch die Anti-Epilepsie-Eigenschaften und das Potenzial gegen die Krankheit Morbus Chron wurden ausgewertet. Die Resultate waren vielversprechende, jedoch nicht spektakulär. Die am ehesten praktisch nutzbare Erkenntnis war, dass einige der synthetischen Nachbildungen einen etwas besseren pharmakodynamischen Nutzen erreichten, als das pflanzliche CBD. Interessant war dennoch, auch wenn das natürliche CBD sich nicht direkt an den entscheidenden CB-1-Cannabinoidrezeptor bindet (es wirkt dort indirekt), haben einige der in Laboren gewonnenen Nachbildungen (namentlich (+) - CBD, AbnCBD, O-1602 und ein paar andere) sich nicht nur direkt an den genannten Rezeptor gebunden, sondern simultan auch andere Rezeptoren stimuliert. Die Konsequenzen dieses ausgeweiteten Wirkens sind bislang leider noch nicht untersucht worden; auch hat keine der in Studien überprüften Substanzen derzeit eine Empfehlung für weitere Tests in Versuchen erhalten. Die Bezeichnung „synthetisches CBD“ ist manchmal auch für die Benennung von isoliertem CBD (pures CBD) im Gebrauch – egal, ob es durch Extraktion oder auf synthetischem Wege gewonnen wurde. Es stellt zwar eine Form von Abkürzung oder Kurzschrift dar, aber isoliertes Cannabidiol ist es wert erwähnt zu werden. Nicht nur weil es über Dekaden die gewählte Form von CBD in jeglicher Gesundheitsforschung darstellte, sondern auch, da die moderneren Erkenntnisse davon berichten, dass das isolierte CBD sich den tatsächlichen Kunststoffen vergleichbar verhält. Diese Charakteristik ist unter der Bezeichnung der problematischen „Glockenkurve“

hanfjournal.de

WISSEN UND VERSTEHEN 05

bekannt. In einer Arbeit, die in Pharmacology & Pharmacy veröffentlicht wurde, berichtete Lumir Hanus davon, dass die meisten Studien, die mit CBD in Verbindung stehen, mit isoliertem und/oder synthetischem CBD durchgeführt wurden, welches in Reinform eingesetzt wurde. Das bedeutet, dass keinerlei pflanz-

standene Phänomen bedeutet kurz zusammengefasst, dass ein Mix aus Cannabinoiden wesentlich bessere Eigenschaften besitzt, als wenn nur ein einziges Cannabinoid seine Wirkung entfalten kann. Weil Vollspektrumpflanzenextrakte die hypothetische Summe eines einzelnen und individuelle angewendeten Wirkstoffes

sodass man das CBD niemals mit den teuflischen synthetischen Cannabinoiden vergleichen darf, die in den bekannten Designerdrogen wie „Spice“ enthalten sind. Viele künstlich gewonnenen Stoffe könnten daher spezifischen Einsatz bei medizinischen Arzneimitteln finden, da sie die Vorteile von CBD mit einer

Hält man den vollständig theoretischen Vergleich von Vollspektrumextrakten, isoliertem und synthetischen Cannabidiol im Hinterkopf, muss es eigentlich eindeutig werden, dass einzig die zuerst genannte Variante bezüglich des Entourage-Effekts den Anwender die förderlichen Eigenschaften der gesamten

liche Nebenstoffe Verwendung fanden und ihre Wirkungen entfalten konnten. Eine solche Anwendungsform führt jedoch zu einem sehr engen „effektiven Fenster“ einer sehr genauen Dosis, bei der das CBD einen positiven Effekt zeigt. Dieses Problem ist den Wissenschaftlern, die möglicherweise der am weitesten fortgeschrittenen Anwendung von CBD arbeiten, bekannt – der Beziehung bei der Linderung der Symptome bei Epilepsie unter Kindern. Es ist hier extrem schwierig die richtige Dosis zu finden, unter der CBD die positiven Effekte beibehält (ebenfalls existiert die Notwendigkeit die Dosis zu beachten, um nicht den Schadstoffgehalt anderer Arzneien zu verstärken). Die Problematik des „Glockenkurvenphänomens“ wurde jedoch nicht beobachtet, nutzte man bei Anwendungsversuchen das Extrakt, das aus der gesamten Pflanze gewonnen wurde.

in ihrem Effekt überflügeln, spricht man von „Synergie“. Auch eine Mixtur aus einzelnen Cannabinoiden, die dann dem natürlichen Vorkommen in ihren Proportionen entspricht, besitzt diesen Vorteil.

Fähigkeit verknüpfen, sich an die vielen verschiedenen Rezeptoren zu binden. Derartig weit angelegtes und „verteiltes“ Anvisieren von Zielgruppen kann jedoch zum Problem werden, was die Autoren der bislang hier genutzten Arbeiten klarstellen. Ein weiteres Problem ist die weiter oben erklärte „Glockenkurve“ bei der Dosierung, oder die wichtige Notwendigkeit einer äußerst präzisen Dosierung.

Pflanze genießen lässt. Es bleibt natürlich aber möglich, einen speziellen „Cocktail“ aus synthetischen Cannabinoiden und Isolaten herzustellen – zumindest im Kontext der generellen gesundheitsförderlichen Qualitäten von Nahrungsergänzungsmitteln - jedoch erscheint dies als eine recht unpraktische Lösung im Vergleich zur einfachsten Variante - dem Extrakt aus der gesamten Pflanze.

Mehr Aufklärung über Cannabidiol

Der Entourage-Effekt In allen Fällen – nutzt man isoliertes CBD oder auf synthetisch gewonnene Weise CBD – bleibt eines klar ersichtlich; der Entourage-Effekt bleibt in jedem Fall vorhanden, egal welche Mittel eingesetzt werden. Dieses immer besser ver-

Beobachtungen der förderlichen Eigenschaften in Mixturen natürlich vorkommender Hanfbestandteile untergraben daher effektiv die Verwendung des pharmazeutischen Begriffes bezüglich der Reinheit einer Arznei. Aus diesem Grund ist es wichtig zu erwähnen, dass der Entourage-Effekt, der hier behandelt wird, in Zusammenhang mit einer generellen gesundheitsförderlichen Wirkung von Cannabis steht. Es bleibt aber möglich, dass es ganz spezielle medizinische Fälle gibt, bei denen synthetische oder isolierte Stoffe eine besser Option darstellen.

Synthetische, isolierte oder Vollspektrumextrakte – welches sollte ich für mich einsetzen? Es ist etwas schwierig Schlüsse aus den Studien über verschiedene synthetisch gewonnene CBD-Arten zu ziehen. Auf der einen Seite zeigten diese Stoffverbindungen keinerlei gefährliche Nebenwirkungen,

Dieses Dilemma ist aber einzig ein medizinisches Problem. Man sollte nicht vergessen, dass die einzige Form von legal und frei gehandeltem CBD auf dem Markt in die Kategorie der Nahrungsergänzungsmittel fällt. Die meisten CBD-Öle von namhaften Herstellern fallen in dies Sparte. Dieses lässt den gesamten Diskurs über synthetische Cannabinoide und isoliertes CBD daher in eine akademische Richtung gehen. Synthetisches CBD ist schließlich regulär nicht erhältlich bei Händlern – während gewisse Anwendungen Cannabidiol-Isolate enthalten und gefunden werden können (stets mit fragwürdigem legalen Status). Das „echte“ synthetische CBD mit Laborqualitäten befindet sich dagegen weiterhin in einer Überprüfungsphase.

Wie weiter oben schon erwähnt worden ist, ist diese Meinung, über die Vorteile von Extrakten die aus der vollständigen Pflanze gewonnen werden, nicht durch ideologisch motivieren Glauben entstanden, der zwischen der Überlegenheit von künstlichen oder natürlichen Stoffen unterschiedet. Im Falle von gesundheitsförderlichen Nahrungsergänzungsmitteln bleiben die Extrakte aus Pflanzen einfach wesentliche praktischer, sicherer und effektiver – der Entourage-Effekt ist dafür der faktische Beweis. Nebenbei ist es hier wert sich zu erinnern, dass, damit dieser Effekt besteht, es notwendig bleibt, dass volle Cannabinoidspektrum der gesamten Pflanze zu bewahren, was nur dadurch garantiert werden kann, wenn man eine ausgeklügelte Extraktionsmethode

nutzt. Eine Extraktion, die das finale flüssige Produkt nicht verunreinigt, nicht die wertvollen Cannabinoide angreift und nicht die in der Pflanze möglicherweise enthaltenen Schwermetalle sowie andere Schadstoffe entzieht. Dies ist ebenfalls besonders wichtig im Bezug zu der erklärten „Reinheit“ von synthetischen oder isolierten Cannabinoiden. Auch wenn diese Gewinnung eine Reinheit der Substanz zu einhundert Prozent garantieren kann, kostet es in der Herstellung die vielen vorteilhaften Bestandteile der Pflanze und lässt deren Synergien vollständig verschwinden. Nutzt man dagegen die besten Methoden bei der Extraktion zur Gewinnung, kann CBD-Hanföl von vollständigen Pflanzen gewonnen werden, das das gesamte Profil der Pflanze enthält, herausragende Qualitäten besitzt und eine Reinheit im finalen Produkt garantiert. Derzeitig ist hier die sinnvollste Methode die Gewinnung durch Superkritische CO²-Extraktion, welche in Verbindung mit akribischer Qualitätskontrolle die Produktion von CBD-Hanf-Öl mit der vorzuziehenden Komposition aller natürlichen Bestandteile erlaubt. Quellen: R. Law and others: Notes from the Field: Increase in Reported Adverse Health Effects Related to Synthetic Cannabinoid Use United States Gallily R., Z. Yekhtin, LO Hanus: Overcoming the Bell-Shaped Dose-Response of Cannabidiol to Using Cannabis Extract Enriched in Cannabidiol P.Morales, Reggio PH, N. Jagerovic: An Overview on Medicinal Chemistry of Synthetic and Natural Derivatives of Cannabidiol A.Corre: Synthetic CBD For Health: Beneficial Or Dangerous?

Beitrag von Robert Kania Übersetzung aus dem Englischen: mze



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NEWS 07

hanfjournal.de

Jugendlicher bietet Polizisten Fake-Cannabis an Sechzehnjähriger Cannabis-Dealer will Polizeibeamten außer Dienst mit Buchsbaumblättern ablinken - ein Kommentar von Sadhu van Hemp Unerquickliches gibt es aus Köln zu berichten. Das Presseportal der Polizei Nordrhein-Westfalen veröffentlichte am 14.07.2019 die Meldung: „Polizist bekommt Buchsbaumblätter zum Kauf angeboten“. Das klingt bekloppt und lädt zum Lesen ein: „Am Donnerstagabend (11. Juli) hat ein Jugendlicher (16) auf dem Ebertplatz einem Polizisten in Freizeit eine Kunststofftüte mit vermeintlichem Cannabis zum Kauf angeboten. Offenbar hatte der „Verkäufer“ nicht damit gerechnet, dass es sich bei dem mutmaßlichen Abnehmer um einen Polizeibeamten handelte. Bei seiner Kontrolle gegen 19.30 Uhr durch eine Streife gab der 16-Jährige an: „Ich habe die Blätter vom Boden aufgesammelt

und wollte sie als Cannabis verkaufen“. Da auch der Handel mit Betäubungsmittel-Attrappen strafbar ist, stellten die Uniformierten das Tütchen samt der Buchsbaumblätter sicher. Der 16-Jährige muss sich nun in einem Strafverfahren wegen des Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz verantworten.“ Zunächst löst diese Polizeimeldung ob der Dämlichkeit des betrügerischen Nachwuchsdealers Kopfschütteln aus. Bei näherer Betrachtung des Sachverhalts zeigt sich jedoch die ganze Absurdität der Cannabis-Prohibition. Gäbe es das Hanfverbot nicht, hätte es diese Straftat nie gegeben und der Sechzehnjährige hätte sein „kaufmännisches“ Talent auf dem legalen Cannabismarkt

unter Beweis stellen können. Oder er hätte eine Lehre in einer Gärtnerei begonnen, um die hohe Kunst des Cannabis-Anbaus zu studieren. Ein legales Cannabisbusiness böte viele ehrbare Ausbildungsberufe, geradeso wie in der legalen Pharma- Tabak- und Alkoholindustrie, wo minderjährige Azubis von der Pike auf lernen, wie man die Menschen mit richtig harten Suchtgiften versorgt. Das Cannabis-Verbot bringt junge (und alte) Menschen erst auf die Idee, eine Karriere als Unterweltler zu starten und als Dealer, Schmuggler oder Grower den Lebensunterhalt zu bestreiten. Die Verlockung nach schnell verdientem Geld im Drogenhan-

del zieht zudem nicht immer die gescheitesten und ehrenwertesten Zeitgenossen an. Der sechzehnjährige Kölner ist so ein Beispiel, dass im illegalen Cannabis-Gewerbe mitunter echte Halunken unterwegs sind, die keine Skrupel kennen, die Kundschaft aufs Übelste abzulinken. Die Chance auf dem Schwarzmarkt einem Cannabis-Fachverkäufer auf den Leim zu gehen, der gestreckte und verunreinigte Rauchware verhökert, ist groß. So ist es auch nicht verwunderlich, dass der Sechzehnjährige so dreist war, Buchsbaumblätter statt Gras anzubieten. Und es wäre ebenso wenig verwunderlich, wenn sich der Knabe für die-

sen Betrugsversuch einen Satz warme Ohren einfangen hätte. Nun ist der Jung-Dealer auf einen Polizisten getroffen, und manch Hänfling wird sagen: Gut so! Wer bescheißt, verdient kein Pardon. Doch selbst das Pech des Lümmels ist eine Folge der Prohibition. Laut Polizeimeldung war der Beamte privat unterwegs, und die Frage muss gestattet sein, warum der Polizist auf der Straße Verkaufsgespräche in Sachen Hanf führt. Wer hat wen angesprochen? Und weshalb treibt sich ein Beamter in seiner Freizeit ausgerechnet auf dem Kölner Ebertplatz herum, der als Drogen-Hotspot in Verruf steht? Kann es sein, dass der „mutmaßliche Abnehmer“ gar kein „mut-

maßlicher“ Abnehmer war? Es soll ja auch in den Reihen der Polizei den einen oder anderen Hänfling geben, der auf Grund des Cannabis-Verbots auf dem Schwarzmarkt angewiesen ist. Nun gut, sei wie es sei. Letztlich kann man sich als einigermaßen intelligenter Mensch nur an den Kopf fassen, was für hässliche Geschichten die Hanfprohibition schreibt und schreibt und schreibt …

auf hanfjournal.de Montag, 15. Juli 2019

Cannabis-Schwarzmarkt blüht wie nie zuvor Europäische Drogenbehörde EBDD warnt vor Risiken für Cannabis-Konsumenten Die „Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht“ (EBDD) ist eine Agentur der Europäischen Union mit Sitz in Lissabon, die Informationen über das Phänomen der Drogen und der Drogensucht und über deren Auswirkungen sammelt und auswertet. Einmal im Jahr erstellt die Beobachtungsstelle einen Bericht über den Stand der Drogenproblematik in Europa, der pünktlich zum „Internationalen Tag gegen Drogenmissbrauch und unerlaubten Suchtstoffverkehr“ am 26. Juni der Öffentlichkeit aufgetischt wird. Der Bericht spielt auch dieses Jahr den Prohibitionisten in die Karten, die aus dem Zahlenwerk die Rechtfertigung für ihren unsäglichen War on Drugs ableiten. Im Fokus des Reports standen die Entwicklungen auf dem europäischen Cannabis-Schwarzmarkt, der sich hinsichtlich der Produktauswahl und -qualität zunehmend professioneller aufstellt. Die Cannabisprodukte

werden immer vielfältiger, so dass die Risiken für die Konsumenten steigen und eine genaue Überwachung ihrer Wirksamkeit und möglicher gesundheitlicher Auswirkungen unerlässlich ist. Dieser Einschätzung liegen die Polizeidaten der EU-Mitgliedsstaaten zugrunde, die die europäische Drogenbehörde ausgewertet hat und in der neuen „Studie“ zusammenfasst. Alexis Goosdeel, Direktor der Beobachtungsstelle, erklärt und warnt: „Der dynamische Charakter des derzeitigen Cannabismarktes und die Diversifizierung der verfügbaren Cannabisprodukte stellen uns vor große Herausforderungen. Neue und wirksamere Cannabisprodukte können schwerwiegende Folgen für die öffentliche Gesundheit der Verbraucher haben. Daher ist es wichtig, neue Trends bei Cannabisprodukten, die den europäischen Verbrauchern heute zur Verfügung stehen, zu beobachten und zu verstehen, um die politische und regulatorische Debatte zu unterstützen“.

Fakt ist, dass Cannabis nach wie vor die am weitesten verbreitete illegale Droge in Europa ist. Der Studie zufolge haben 2018 etwa 17,5 Millionen Europäer im Alter zwischen 15 und 34 Jahren Cannabis konsumiert. Den Anteil der erwachsenen Europäer, die im vergangenen Jahr Cannabis konsumiert haben, schätzt die Drogenbeobachtungsstelle auf 7,4 Prozent. Etwa ein Prozent der Erwachsenen im Alter zwischen 15 und 64 Jahren gelten als Dauerkonsumenten, die täglich oder fast täglich Marihuana bzw. Haschisch genießen. Zugleich haben sich 2017 etwa 155.000 Europäer wegen „Problemen“ in Zusammenhang mit Cannabis drogentherapeutisch behandeln lassen. Rund 83.000 Hänflinge wurden zum ersten Mal einer Cannabis-Entziehungskur unterzogen. Wie viel dieser Personen aufgrund des Hanfverbots in die Bredouille kamen und Therapie statt Strafe vorzogen, verschweigt die Studie.

Was die Drogenbehörde nicht verschweigt, sind die von den EU-Mitgliedstaaten übermittelten Daten über den THC-Gehalt der Cannabisprodukte. Demnach hat die psychoaktive Wirkkraft in den letzten zehn Jahren zugenommen, was „Anlass zur Sorge über potenzielle Schäden gibt“. Die geschätzte mittlere Potenz von illegal gehandeltem Cannabis hat sich von 2006 bis 2016 von fünf auf zehn Prozent THC verdoppelt. Bei Cannabisharz (Haschisch) stieg die THC-Konzentration im selben Zeitraum sogar von acht auf 17 Prozent. Die EU-Fachspezialexperten deuten den gestiegenen THCWert von Cannabis als Hinweis darauf, dass die Pflanzen zunehmend aus hoch technologisierten Indoor-Anlagen stammen, während Importe von Freilandhanf und Haschisch zurückgehen. Dass das illegale Geschäft mit Cannabis blüht, zeigen die Zahlen der Polizeistatistiken der EU-Mitgliedsländer deutlich: Haschisch und Marihua-

Jay-Z steigt ins Cannabusiness Nach Rap und Mode folgt das Gras Jay-Z ist vielen Freunden des amerikanischen Sprechgesangs ein guter Begriff. Schon als Legende dürfte der 49-jährige Ehemann von Beyoncé Knowles gehandelt werden, da er unter anderem als erster US-Hip-Hopper dank findiger Investitionen zum Milliardär wurde. Nach dem erfolgreichen Arbeiten in der Musikbranche stieg Jay-Z ins Modegeschäft, kaufte sich in den Alkoholkikamarkt ein und hat nun ein weiteres Steckenpferd entdeckt, das wei-

tere Rubel für ihn rollen lassen wird. Jay-Z steigt ins Cannabusiness ein, indem er bei der kalifornischen Cannabisfirma Caliva die Position des Chief Brand Strategist – dem Hauptstrategen für die Marke – einzunehmen gedenkt. So wie bei Kollege Snoop Dogg scheint auch bei Jay-Z der Groschen gefallen, dass sich im wachsenden Cannabismarkt legal gutes Geld verdienen lässt. Caliva – eine Cannabis-Firma aus San Jose – hat daher den Posten für das

Multitalent frei gemacht und lässt in Zukunft Shawn Corey Carter dafür Sorgen, dass gute Öffentlichkeitsarbeit geleistet wird und man die Marke stets ideal positioniert. Illustre Investoren zählt Caliva bereits auf der eigenen Seite, seitdem sich im Januar beispielsweise der ehemalige Footballsuperstar Joe Montana dazu bekannte ebenfalls bei diesem Konzern in dem großen Grasgeschäft mitzuspielen. „Alles, was ich tue, möchte ich korrekt und auf höchstem Niveau ma-

chen“, sagte Carter in einer Erklärung am 08.07.2019, als die Partnerschaft angekündigt wurde. „Angesichts des gesamten Potenzials in der Cannabisindustrie macht Calivas Fachwissen und deren ethtische Positionierung sie zum besten Partner für meine Bemühungen.“ Laut Dennis O’Malley, dem Geschäftsführer von Caliva, wird Jay-Z auch die soziale Gerechtigkeit als ein Schlüsselelement in seinen Handlungen verankern. Dabei wird an Programmen mit-

na machen demnach rund 40 Prozent aller konfiszierten Drogen aus. Allein im Jahr 2017 wurden insgesamt 291 Tonnen Cannabis sichergestellt. Zugleich hat sich die Palette der illegal angebotenen Cannabis-Produkte erweitert. Die Polizei- und Zollbehörden beschlagnahmen vermehrt Cannabis-Konzentrate, cannabishaltige Lebensmittel, Cannabis-Öle und synthetische Cannabinoide in Pulverform. Die rasante Dynamik auf dem Schwarzmarkt führt die Drogen-Beobachtungsstelle auch auf die Legalisierungswelle in Nordamerika zurück, die nach Europa hinüberschwappe und die Nachfrage nach Produktinnovationen erhöhe. Auch die zunehmend professionellen Herstellungstechniken seien eine treibende Kraft für den Wandel auf dem Schwarzmarkt. Der EBDD-Report betont, dass auf nationaler und europäischer Ebene Überwachungsinstrumente geschaffen werden müssen, um mehr

Informationen über diese neuen Produkte und ihre gesundheitlichen Auswirkungen zu erfassen. Zur Schadensminderung sei es überdies ratsam, die CBD-Konzentration in legalen Cannabisprodukten im Auge zu behalten. Schließlich sei es für die Strafverfolgung in vielen Ländern wichtig, illegale Cannabisprodukte von cannabisbasierten Arzneimitteln und frei erhältlichen CBD-Ölen unterscheiden zu können. Das Fazit, dass die Cannabis-Prohibition angesichts des vorgestellten Zahlenwerks blanker Wahnsinn und unverzüglich zu beenden ist, zogen die mit Steuergeldern üppig alimentierten Beobachter der „Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht“ nicht.

arbeiten, die beispielsweise Themen wie Berufsausbildung, Anwaltschaft und Personalentwicklung beinhalten, um Menschen, die vom Krieg gegen die Drogen betroffen waren, nun mehr Chancen in der besonderen Branche bieten zu können. Bereits im Vorfeld hatte sich der bekannte Rapper 2019 einer Strafrechtsgruppe namens Reform angeschlossen, die es sich zum Ziel gesetzt hat, innerhalb der nächsten fünf Jahre mindestens eine Millionen Amerikaner durch die richtigen rechtliche Schritte aus Gefängnissen zu befreien und ihnen anschließend eine Chance auf Bewährung zukommen zu lassen. „Wir wollen etwas Großartiges schaffen, während

des Prozesses Spaß haben, Gutes tun und viele Leute auf dem Weg miteinbeziehen“, sagte Shawn Corey Carter aka Jay Z zu den Neuigkeiten bei Caliva ebenfalls gegenüber der Presse. Die über 600 Mitarbeiter zählende kalifornische Weed-Company ist bereits mit dem Verkauf von Marihuana zu Genusszwecken, dem Handel von Lotionen und THC-Kapseln sowie dem Vertrieb von verschiedenen cannabishaltigen Nahrungsmitteln erfolgreich. Und jetzt kommt Jay-Z dazu!

auf hanfjournal.de Dienstag, 2. Juli 2019

auf hanfjournal.de Donnerstag, 11. Juli 2019


Die ehemalige Drogenbeauftragte der Bundesregierung – Marlene Mortler – wurde von der Cannabis-Community geschätzt wie ein Kropf am Hals. Weder nahm Marlene Mortler seit dem Beginn ihrer Karriere am 14.01.2014 die stattfindenden Veränderungen im Umgang mit Cannabis auf der gesamten Welt richtig wahr, noch informierte sie sich fachgerecht über die wissenschaftlichen Erkenntnisse, die seit der stattfindenden Legalisierung in Übersee gewonnen werden konnten. Besonders auffällig machte sich die 63-Jährige durch verquere Antworten auf einfache Fragen, oder aber durch ihr Versagen als Drogenbekämpferin, da selbst ihr eigener Sohn seinen einstigen Cannabisgebrauch offen gestand. Wie schlecht Marlene Mortler den Posten als Drogenbeauftragte der Bundesregierung ausfüllte, stellt jetzt nach ihrem Wechsel ins Europaparlament Hans Cousto auf dem TAZBlog öffentlich zur Schau, der sich stets intensiv mit den verfügbaren Statistiken auseinandersetzt und den Einsatz der bekennenden Legalisierungsgegnerin meist in Abständen von zwei Monaten auch beim Hanf Journal kritisiert. Nach dem offiziellen Abschied von der Drogenbeauftragten wird Mortlers Wirkung auf den Drogenhandel und Konsum analysiert und es wird offensichtlich, dass die zweimal im Amt arbeitende Person tatsächlich keine große Leistung erbrachte. Das Gegenteil ist der Fall! Auch wenn Gesundheitsminister Jens Spahn in einer Pressemitteilung die Arbeit Marlene Mortlers lobt und besonders ihren Einsatz bei der Prävention von Drogenkonsum zu schätzen wissen will, so bleibt nach einigen Blicken auf den Drogerie-Blog der TAZ nicht mehr viel von dieser Einschätzung übrig. Schließlich haben die Methoden und Herangehensweisen der seit dem 02. Juli im Europaparlament angekommenen Marlene Mortler keinerlei positive Auswirkungen auf eine gewünschte Verringerung des Marihuanahandels oder des Cannabiskonsums gehabt. Schließlich stiegt der Konsum bei Jugendlichen und Erwachsenen stark an und konnte in keiner Weise verringert werden. Ebenfalls sind auch andere Substanzen wie Kokain oder Ecstasy

#235 . August . 2019

hanfjournal.de

Bild: Archiv

Mortlers Wirkung auf den Drogenhandel und Konsum Keine große Leistung … im Gegenteil!

Lust auf Urlaub?

in ihrer Verfügbarkeit und in ihrem Wirkstoffgehalt nicht gedämmt worden, sondern das Gegenteil trat ein. Während noch 2013 253.525 BtM-Delikte registriert wurden, waren es im Jahr 2018 350.662 Fälle, bei denen die Polizei mit illegalen Stoffen in Verbindung kam. Eine Zunahme von mehr als 38 Prozent in fünf Jahren kann somit nicht als Erfolg gewertet werden. Schlimmer ist es aber, dass es unverhältnismäßig oft reine Konsumdelikte darstellten, während der große Schlag gegen Schmuggler und Händler nicht stattfand. Bei Cannabis wurden im Gegensatz zu den auf 13,5 Prozent angestiegenen erfolgreich durchgeführten Polizeieinsätzen gegen illegal agierende Händler ganze 48,8 Prozent mehr Kiffer gejagt, seitdem Marlene Mortler ihr Amt bekleidete, sodass man auch eindeutig von fehlender Verhältnismäßigkeit sprechen kann. Wie stark sich die Polizei auf Drogen konzentriert, ist dabei von Bundesland zu Bundesland recht unterschiedlich. Während in Bremen zwischen 2017 und 2018 sogar eine Abnahme von BtM-Delikten von -7,5 Prozent stattfand, wurde in Hamburg eine Steigerung von 25,5 Prozent gemessen. Seit dem Amtsantritt und dem Abschied von Marlene Mortler hat sich bei dem Anteil der Cannabisdelikte im Gesamtmaß aller stark angewachsenen Drogendelikte dagegen wenig geändert. Während 2013 59,1 Prozent mit Cannabis in Verbindung standen, sind es 2018 doch gleich 61,6 Prozent gewesen, was die vom Gesundheitsminister gelobte Präventionsarbeit der ehemaligen Drogenbeauftragten der Bundesregierung selbst bei bestem Willen in kein gutes Licht rücken lässt – das Gegenteil ist der Fall. 166.531 Fälle aus 2014 stehen 216.007 aus 2018 gegenüber. In den USA, wo Cannabis in mittlerweile elf Bundesstaaten legal für Erwachsene erhältlich gemacht worden ist, sank dagegen die Konsumbereitschaft zumindest unter Jugendlichen und Kindern messbar, was doch eigentlich ausgerechnet das hierzulande immer wieder erklärte Ziel der offensichtlich komplett falsch angegangenen Drogenpolitik darstellt. Also keine gute Arbeit von und mit Marlene Mortler!

high end holiday

chillisimo.com

08 FEUER AUF MARLENE MORTLER


#235 . August . 2019

NEWS 09

hanfjournal.de

Deutsche Polizeigewerkschaft pocht auf Cannabis-Verbot DPolG-Landesverband Bayern kennt keine Gnade und fordert konsequente Bestrafung der Genießer des „Rauschgifts“ - ein Kommentar von Sadhu van Hemp Die Einflussnahme der deutschen Polizei auf Politik und Justiz wird immer penetranter und unerträglicher. Bestes Beispiel ist das neue Polizeiaufgabengesetz (PAG) in Bayern, dass die Funktionäre und Eliten der Polizei dem Söder-Kabinett 2018 abgerungen haben. Seitdem dürfen in Verdacht geratene Personen nach Gutdünken, also ohne Anklage, bis zu drei Monate in vorbeugenden Polizeigewahrsam genommen werden. Der Wunsch der Polizei nach besseren Arbeitbedingungen wurde von der CSU erfüllt – zum Nachteil der Bürger, von denen sich viele an dunkle Zeiten erinnert fühlen. Noch ist die Demokratie standhaft, aber mit dem neuen Polizeiaufgabengesetz wurden auch jene obskuren Gestalten gestärkt, die auf den Tag X hinarbeiten. Heute sind es „nur“ ein paar Asylsuchende, die schikaniert und zermürbt

werden, morgen könnte es jeden treffen, der der Polizei ein Dorn im Auge ist. Vier Berufsverbände betätigen sich als Sprachrohr der deutschen Ordnungshüter. Während sich die Gewerkschaft der Polizei (GdP), der Bund Deutscher Kriminalbeamter und die „Bundesarbeitsgemeinschaft kritischer Polizistinnen und Polizisten“ gemäßigt bis aufgeschlossen zeigen, kennt die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) unter ihrem Bundesvorsitzenden Rainer Wendt nur eine politische Position: Law and Order – und davon kann es aus Sicht der „Freunde und Helfer“ nicht genug geben. Die Polizeibeamten der DPolG wollen nicht nur dem Gesetz dienen, sondern darüber hinaus die Gesetzgebung und Rechtsprechung nach ihren mehr als fragwürdigen Vorstellungen und Maßgaben mitgestalten.

Man denkt mit bei der DPolG – auch in Sachen Cannabis. Nur leider ist das, was sich die Vordenker dieser Organisation ausdenken, alles andere als alltagstauglich. Ähnlich wie die katholische Kirche, die an den Bedürfnissen und Wünschen ihrer Schäfchen vorbeipredigt, verharrt die Deutsche Polizeigewerkschaft in dem Irrglauben, dass Cannabis eine Geißel der Menschheit ist. Bei der Fachtagung „Lagebild Rauschgift“ Anfang Juni prophezeite der Vorsitzende der „DPolG-Kommission Kriminalpolizei“ Markus Schlemmer gar den Niedergang der deutschen Zivilisation: „Für mich ist eine große Sorge, mit der Freigabe von Cannabis ein weiteres Problem zu bekommen. Bereits jetzt ist Alkohol für uns ein Problem im polizeilichen Alltag. Aber Alkohol werden wir aus unserer Gesellschaft nicht mehr wegdenken können. Und

wenn wir jetzt noch ein weiteres Problem hinzubekommen, dann befürchte ich, dass unsere Gesellschaft weiter degeneriert.“ Schon erstaunlich, welch einer verräterischen Wortwahl sich der Herr Kriminaloberrat aus Bayern bedient. Wie tief die Anti-Cannabis-Ideologie in den Köpfen der Polizei-Eliten eingepflanzt ist, stellt der bayerische Landesverband der DPolG am deutlichsten unter Beweis. Am 28. Juni bekräftigten die Gewerkschafter in einer Pressemitteilung ihre strikte Haltung, Cannabis-Konsumenten auch zukünftig zu kriminalisieren und abzustrafen. Dem Vorstoß der bayerischen SPD und Grünen nach einer Hanffreigabe steht der Landesvorsitzende Rainer Nachtigall ablehnend gegenüber: „Wir sprechen uns nach wie vor dafür aus, auch den Besitz geringer Mengen dieses Rauschgifts konsequent zu sanktionieren.

Die regelmäßige Einstellung von Strafverfahren ist ein falsches Signal an Konsumenten geringer Cannabis-Mengen“. Auch der auf der DPolG-Fachtagung in Spiel gebrachte Vorschlag des Polizeiexperten für Betäubungsmittelrecht Jörn Patzak, BTM-Bagatelldelikte nur noch als Ordnungswidrigkeit zu ahnden, kommt für Rainer Nachtigall nicht in Frage. Zu diskutieren wäre das nur, wenn die wiederholte Ordnungswidrigkeit des Cannabisgenusses zur Straftat qualifiziert wird. Ziel der Polizei sei es, Cannabis-Konsumenten von der „Droge“ abzubringen. Der Gewerkschafter könne sich vielleicht noch vorstellen, dass die Geldbuße bei der Teilnahme an einer verpflichtenden Drogenberatung entfällt: „(…) um zu lernen, wie du vernünftig auch ohne Drogen leben kannst.“ Der Polizeibeamte Nachtigall mag es also „vernünftig“ – so

wie die eifrigen Burghausener Kollegen, die letzte Woche ganz im Sinne der DPolG auf einer Wiese unter weißblauem Himmel eine einzelne Marihuana-Pflanze beschlagnahmen konnten, die „augenscheinlich mit gärtnerischem Aufwand gepflanzt und gepflegt worden war“. Die Vernunft gebietet selbstverständlich ein aufwendiges Ermittlungsverfahren gegen „Unbekannt“ und eine Pressemeldung mit einem Fahndungsaufruf: „Wer hat den „Gärtner“ beobachtet? Zeugenhinweise bitte an die Polizeiinspektion Burghausen.“

auf hanfjournal.de Montag, 1. Juli 2019

Alternative Drogen- und Suchtbericht 2019 vorgestellt Der Kampf gegen Drogenkonsum ist eine „verlogene und symbolische Arbeit, die niemals etwas gelöst hat.“ Anstatt tatsächlich etwas Fortschrittliches in der Drogenthematik voranzubringen, konzentrieren sich die eingesessenen politischen Kräfte jährlich auf das Erfassen der gängigen Praxis in der gesamten Bevölkerung. Mit Berichten, welche stets von steigenden Konsumentenzahlen und dem Wachstum des Schwarzmarkthandels erzählen, scheinen die sich damit beruflich beschäftigenden Personen anscheinend etwas Verändern zu wollen. Ein drohender Zeigefinger und Erwähnungen potenzieller Gefahren ändern jedoch überhaupt nichts daran, dass sich täglich Menschen mit Rauschsubstanzen den Alltag versüßen wollen oder müssen. Besonders in Deutschland herrscht aufseiten der konservativen Parteien einheitliche Abneigung gegen die Drogen des Schwarzmarktes, während legal erhältliche Substanzen aus dem Getränkemarkt oder dem Tabakladen um

die Ecke jährlich fast zweihunderttausend Tode verursachen. Der Alternative Drogenbericht der Deutschen Aidshilfe und von akzept e.V. versucht dagegen, sich ernsthaft mit den berechtigten Fragen der Problematik auseinanderzusetzen und bietet nun zum sechsten Mal Antworten, um eine bessere Drogenpolitik in Zukunft zu garantieren. Am 05.07.2019 wurde der Alternative Drogen- und Suchtbericht 2019 vorgestellt, der eindeutig einen Umschwung in der Handhabung mit Drogen und dessen Konsumenten fordert – auch bei legal erhältlichen Substanzen. Einen Neuanfang in der Drogenpolitik fordern die Autoren des Alternativen Drogen- und Suchtberichtes 2019, wobei man nicht nur illegale Drogen, sondern besonders auch Tabak und Alkohol im Visier hat. Der auch von der Deutschen Aidshilfe mitgestaltete Bericht fordert im Allgemeinen, dass

Drogenpolitik unter Beachtung wissenschaftlicher Erkenntnisse, Hinzunahme von bisherigen Erfahrungen aus der Praxis und selbstverständlich unter Berücksichtigung von Menschenrechten umgesetzt werden muss. Der Vorstandsvorsitzende von akzept e.V. und geschäftsführender Direktor des Instituts für Suchtforschung an der Frankfurt University of Applied Sciences Prof. Dr. Heiner Stöver weist in einem Gespräch mit Welt.de darauf hin, dass die Gefahren illegaler Drogen im Vergleich zu den legal erhältlichen Rauschsubstanzen verhältnismäßig gering sind und der hart durchgesetzte Kampf gegen illegalen Drogen kaum Sinn ergibt. „Das war schon immer eine verlogene symbolische Arbeit, die niemals etwas gelöst hat. Wir brauchen intelligente alternative Kontrollkonzepte“, sagt der Experte auf die Frage, ob sich der Kampf gegen Drogen lohne. Dagegen

Konzepte umzusetzen, welche der Alternative Drogen- und Suchtbericht nun zum sechsten Mal enthält, wäre der Weg für eine Verbesserung der Situation. Dazu zählte aber auch, die Werbung für Alkohol zu verbieten und Schockbilder auf Zigarettenpäckchen durch Tipps für einen sicheren Umgang mit Tabakwaren auszutauschen. Natürlich müsse Cannabis freigegeben werden, wobei man das kanadische Modell mit einer freigegebenen Menge von 30 Gramm befürwortet. Fachgeschäfte müssten für die derzeit am häufigsten illegal konsumierte Substanz etabliert werden und dabei vernünftige Präventionsarbeit geleistet. Ähnlich sollte man auch bei anderen Drogen verfahren, da es in Portugal mit einem derartigen Konzept bisher gut funktioniert habe. Zahlen des Robert Koch Institutes zeigten, dass die Verbotspolitik mit Inhaftierungen das Gegenteil von

dem erreichen würden, was sich die Regierenden vorstellten. Hier gäbe es auch unbedingt Nachbesserungsbedarf, da ein(e) Drogenbeauftragte(r) nicht die Expertise besitze, um fachlich korrekte Entscheidungen zu treffen. Eine Marlene Mortler habe sich jahrelang dadurch ausgezeichnet, indem sie die wissenschaftlichen Erkenntnisse ignorierte und mit einem anachronistischen Politikstil von sich reden machte. Es sei daher an der Zeit eine Person in das Amt zu heben, die eine langjährige Erfahrung in der Wissenschaft, Drogenpolitik und Suchthilfe besäße und keinerlei Anbindung an eine Partei habe. Eine Kommission – ähnlich der Interministeriellen Arbeitsgruppe in Frankreich, oder der Eidgenössischen Kommission für Suchtfragen in der Schweiz – wäre auch in Deutschland sinnvoll. Die nutzlose Kriminalisierung und immer stär-

ker stattfindende Verfolgung von Cannabiskonsumenten im Allgemeinen müsse in jedem Falle schnellstmöglich beendet werden. Eine Meinung, die Experten in Nachbarländern wie Frankreich seit Kurzem ebenfalls vehement vertreten. Dort hat man im Gegensatz zu Deutschland aber auch bereits 1991 etwas gegen die hierzulande weiterhin sichtbare Tabakwerbung unternommen, die in Deutschland aufgrund von Handlungen innerhalb der CDU weiterhin ihren Teil zu 110000 vorzeitigen Todesfällen jährlich beiträgt. Es ist Zeit für einen schnellen Wechsel!

auf hanfjournal.de Sonntag, 7. Juli 2019


10 PSYCHONAUTIK

#235 . August . 2019

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olytoxikomanie oder der multiple Gebrauch unterschiedlicher Substanzen bezeichnet die häufige Einnahme verschiedener Substanzgruppen, welche insgesamt die Merkmale einer Abhängigkeit aufweisen. Um diese Spezies Mensch dreht sich dieser Artikel. Es geht v. a. um Menschen, die kaum in der Lage sind, ihren Alltag ohne den Konsum der abhängig machenden Substanzen zu meistern. Ist das schlimm? Wie aus der letzten Ausgabe erinnerlich, bezeichnet Polytoxikomanie oder der multiple Gebrauch unterschiedlicher Substanzen die häufige Einnahme verschiedener Substanzgruppen, welche insgesamt die Merkmale einer Abhängigkeit aufweisen. Im Vorgänger-Artikel drehte sich das Beispiel um einen Studenten, der gerne multiplen Substanzgebrauch vollzog. Heute werfen wir einen Blick auf eine eifrige, aber überlastete Fachhochschul-Professorin, die ohne die tägliche Einnahme diverser stimulierender und dämpfender Substanzen ihr Tagespensum nicht bewältigen könnte.

Die emsige Professorin an einer Fachhochschule Karla M. ist Anfang 50, und sie würde ohne mit der Wimper zu zucken von sich behaupten, dass sie noch nie in ihrem Leben Drogen genommen hat. Karla ist glücklich verheiratet und hat drei Kinder: Mike, Vincent und Paula. Die Kinder gehen alle noch aufs Gymnasium. Karla hat Soziologie und Englisch auf Magister studiert. Danach verbrachte sie einige Zeit mit Drittmittelprojekten an dem Lehrstuhl Soziologie. Im Anschluss promovierte sie dort. Nach erfolgreicher Promotion verließ sie wegen der Kinder die Universität und begleitete vom Homeoffice aus am Rande einige Projekte, um den Kontakt zur Arbeit nicht vollständig zu verlieren. Anschließend hat sie in Sachen Karriere auf die Überholspur gewechselt, was ihr perfekt gelang. Schnell hat sie sich habilitiert und eine eigene, kleine Firma gegründet. Relativ schnell wurde sie daraufhin an eine Fachhochschule berufen. Sie ist bei Kolleg*innen und Studierenden beliebt. Mit dem rasanten beruflichen Aufstieg sind Schattenseiten verbunden. Im Gegensatz zu den meisten ihrer Kolleg*innen besitzt Karla keinen freien Tag unter Woche, zumal sie noch die Fachaufsicht über die sozialwissenschaftlichen Fächer innehat. Die Berufsanforderungen sind zudem in anderer Hinsicht sehr fordernd. Karla muss mindestens 16 Stunden Lehre halten. Das tut sie zwar gerne, doch empfindet sie den direkten Unterrichtskontakt mit den Studierenden zusehends als Belastung, da sie in dieser Zeit nicht ihren vielfältigen administrativen Verpflichtungen nachkommen kann und sich so das ungute Gefühl einstellt, dass die Verpflichtung zur Lehre sie von der Erledigung wichtigerer Aufgaben abhält.

hanfjournal.de

Teil 2

tikern oder bei Spitzenmanagern verschreiben. So tragisch es ist, doch Karla hat auch irgendwo Glück, dass ihr an ADHS erkrankter Sohn Vincent das Aufputschmittel Ritalin, das ADHS-Patienten ruhig stellt, verschrieben bekommen hat. Ritalin ist eine Form von Amphetamin, das nicht an ADHS Erkrankte tagelang wach halten kann und das zu Höchstleistungen verhilft. Da Vincent aber – was Karla allerdings nicht weiß und nie vermuten würde – häufig einen

Aus dem Leben der Spezies der Polytoxikomanen Bild: Pixabay - CC0 Denn diese administrativen Aufgaben haben es in der Tat in sich. Sie kümmert sich zum Beispiel auch um „Problemfälle“. Studierende, die irgendwie auffällig geworden sind oder anderweitig gravierende Probleme haben, müssen zunächst bei Petra vorsprechen, bevor sich der Studiendekan einschaltet. Karla hat einige Mitarbeiter*innen und einige von diesen bewerben sich innerhalb und außerhalb der Fachhochschule für verschiedene mit einer Beförderung beziehungsweise Berufung

Funktion als Professorin und Dekanin leiten, oder aber an denen sie teilnehmen muss. Dies gilt für Sitzungen innerhalb der eigenen Fachhochschule, aber auch für Sitzungen mit anderen, kooperierenden Hochschulen und Universitäten sowie dem Wissenschaftsministerium. Zudem ist sie verpflichtet, sich um den Finanzhaushalt ihrer Fakultät zu kümmern und die Curricula für das kommende Semester zu erstellen. Alle Aufgaben verlangen ein Höchstmaß an Konzentration und Akribie,

Ihr Mann verbringt ebenso wie sie die meiste Zeit auf der Arbeit und die Kinder haben inzwischen schon ein weitgehend eigenständiges Leben entwickelt. Karla ist Kettenraucherin. Immer wenn sie Stress verspürt, greift sie zur Kippe. Zudem hat sie massive Schlafprobleme. Um ausreichend erholt zu sein, benötigt sie mindestens acht Stunden Schlaf, was bei ihrem Lebenswandel und Beruf einfach ein Ding der Unmöglichkeit ist, da sie meistens – wegen der langen Anfahrt - um 5.30 Uhr

verbundenen Posten oder wollen bei ihr promovieren oder habilitieren. Die eingereichten Qualifikationsarbeiten sind sehr abstrakt, theoretisch und umfangreich – die Korrektur ist extrem aufwendig, zumal Karla bis in die Fußnoten hinein sorgfältig ist, da sie sich keine wissenschaftlichen Versäumnisse vorwerfen lassen möchte. Nach Sichtung und Korrektur der Arbeiten muss sie aber erst noch die schriftliche Beurteilung formulieren – trotz Vordrucken und diversen Hilfestellungen eine kräftezehrende und zeitverschlingende Arbeit, da Karla sich sehr darum bemüht, jeder/m individuell gerecht zu werden, und ihren Schützlingen eine möglichst optimale Ausgangslage bei den Bewerbungsverfahren verschaffen möchte. Das war aber bei Weitem noch nicht alles: Hinzu kommen unzählige Konferenzen und Sitzungen, die Karla in ihrer

da es ansonsten wieder Rü gen oder Tadel durch die Vorgesetzten an der Fachhochschule, die Aufsicht des Ministeriums und diverse Kontroll kommissionen gibt. Besonders problematisch ist die weite Entfernung der Fachhochschule von Karlas Wohnort – was sich aber nicht ändern lässt, da ihre Kinder nicht mehr die Schule wechseln und ihr Mann keinen längeren Anfahrtsweg zur Arbeit auf sich nehmen wollen. Bei günstiger Verkehrslage dauert Karlas Fahrt zur Fachhochschule 1.5 Stunden. Hin und zurück ergibt das eine Wegstrecke von mindestens 3 Stunden am Tag, die sie im Auto verbringen muss. Wie kann also Karla diesen zugegebenermaßen äußerst stressigen Alltag bewältigen? Für Yoga und Sport fehlen ihr die Zeit und die Nerven. Auch im Kreis der Familie ist Erholung nur selten möglich.

aufstehen muss und aufgrund von Unterrichtsvorbereitungen und Vorbereitungstätigkeiten für den kommenden Tag selten vor 23.00 Uhr ins Bett kommt. Mehrfach hat Karla ihrem Arzt die stressige und beanspruchende Gesamtsituation geschildert, die sie an die Grenzen ihrer Belastbarkeit führt. Der Arzt hat ihr schnell wirkende Schlaftabletten verschrieben, außerdem ein Benzodiazepin, das der nervlichen Zerrüttung vorbeugen soll und Angst- und Erregungszustände zu verhindern hilft. Aber all das alleine würde Karla nicht ausreichen, denn ihre Tage sind lang und nicht selten dauern einige der vielen Sitzungen bis in die Abendstunden. Dann benötigt Karla definitiv etwas Stärkeres als Kaffee oder Espresso. Doch an diesem Punkt hat der Arzt ausdrücklich „Nein“ gesagt – solch ein Präparat würde er nur im Ausnahmefall bei Poli-

Nüchtern, ein wenig angeturnt oder ziemlich gut unterwegs – ein richtiger Polytoxikomane meistert seinen Alltag in allen Lebenslagen, auch in dieser Ausgabe

Joint durchzieht, benötigt er das starke Medikament nur selten und seine Mutter kann sich dann an den Amphetaminen ihres Sprösslings immer wieder unbemerkt bedienen. Wie sieht nun ein Beispiel aus Karlas Alltag aus? Mittwoch, 4.30 Uhr. Der Wecker klingelt unerbittlich. Karla ist erst kurz nach Mitternacht ins Bett gekommen, da sie mit dem Kanzler der Fachhochschule gemeinsam die Stellenbedarfsermittlung für das kommende Semester abschließen muss, und sie noch lange am Abend an dem Dokument gearbeitet hat. Heute hat der „Chef“ sie bereits eine Stunde früher als sonst in die Fachhochschule einbestellt, um dort mit ihr die unterschiedlichen Entwürfe zu diskutieren. Da Karla schlecht direkt vom Computer ins Bett gehen kann, hat sie zwei der verschriebenen Schlaftabletten eingenommen. Die wirken zwar sofort und bauen sich relativ schnell ab, doch nach dem Aufstehen, hat sie noch einen leichten „Hangover“ davon, das heißt, sie fühlt sich müde und wenig leistungsfähig, woran auch die kalte Dusche nur wenig ändert. Zum Frühstück trinkt sie drei Tassen schwarzen Kaffee, um zumindest etwas wach zu werden. Dazu spült sie eine halbe Tablette des ihr verschriebenen Benzodiazepins hinunter. Sie weiß, wie nervlich belastend die Diskussionen mit dem kritischen und sehr scharfsinnigen Kanzler sein werden und außerdem hat sie im Tagesverlauf noch drei sehr lange und wichtige Konferenzen, auf denen sie eigentlich glänzen muss, da das von ihr als Professorin so erwartet wird. Kurz bevor sie die Wohnung verlässt, bedient sie sich noch reichlich bei Vincents Ritalin-Packung, da sie befürchtet, dass ihr spätestens am frühen Abend die Puste ausgehen wird. Als Karla in der Fachhochschule ankommt, hat das Benzodiazepin bereits seine volle Wirkung entfaltet. Scheinbar innerlich gelassen und souverän meistert sie die erste Runde mit ihrem Vorgesetzten; beide sind mit den Ergebnissen zufrieden. Danach

wird es aber höchste Zeit für einen weiteren Kaffee, da das Benzodiazepin auch etwas müde macht. Aber erst am Nachmittag setzt die richtige Erschöpfung ein, zumal Karlas Seminare und Vorlesungen heute besonders anstrengend waren – die Studierenden haben sie mit schwierigen Fragen gelöchert, sich wegen zu schwerer Studienanforderungen beschwert, und sie hatte den Eindruck einer großen Unruhe und Anspannung während ihrer Veranstaltungen. Jede Pause hat sie genutzt, um in einem der wenigen verbliebenen Raucherbereiche der Fachhochschule eine Zigarette zu rauchen. Doch weder Nikotin noch Koffein werden ihr jetzt noch etwas nützen. Also bedient sie sich vor der ersten Sitzung kräftig beim Ritalin ihres Sohnes. Aber das war dann aber vielleicht doch eine kleine Ecke zu viel, denn während der ersten Sitzung ergreifen sie Schweißausbrüche und eine massive innere Unruhe; zudem ist das Verlangen nach einer Zigarette in diesem Zustand äußerst heftig, dem sie jetzt aber auf keinen Fall nachgeben darf. Heimlich fischt sie deshalb eine ganze Benzodiazepin-Tablette aus ihrer Handtasche. Zu Beginn der zweiten Sitzung hat sie den Eindruck, dass sie gut „eingestellt“ ist: gleichzeitig fit, klar und schnell, anderseits aber gelassen, ruhig und souverän. Doch schon vor der dritten Sitzung bemerkt sie, wie stark sich die ganze, sedierende Tablette jetzt auf ihren Geist und Körper auswirkt. Sie kann doch nicht bei dem Meeting mit den Großkopferten aus dem Wissenschaftsministerium die ganze Zeit gähnen und geistig unfit wirken. Also legt sie mit dem Ritalin ihres Sohnes nach und nimmt auch noch diese letzte „Auswärtshürde“ mit Bravour. Wieder zu Hause nimmt sie den Schwung und Elan des Amphetamins mit und kümmert sich um zahlreiche Baustellen im eigenen Haushalt. Gegen 21.30 Uhr beschließt sie, heute nicht mehr den PC hochzufahren, obwohl es noch mehr als genug Arbeit gäbe. Also macht sie es sich auf dem heimischen Stressless-Sessel bequem, legt Kurt Cobain auf und genießt dabei zur Feier des Tages über eine halbe Flasche guten Rotwein. Dennoch kann sie wieder einmal nicht herunterfahren. Als es höchste Zeit wird ins Bett zu gehen, fühlt sie sich von den Ereignissen des Tages noch zu aufgewühlt und mitgenommen. Also greift sie wieder zu den Schlaftabletten und stellt voller Schrecken fest, dass ihr nur noch knapp sechs Stunden Schlaf bleiben – vorausgesetzt, die Schlaftabletten wirken wieder sofort, was nicht immer der Fall ist. To be continued – mit Politikern und HARTZ IV-Empfängern.

Beitrag von Christian Rausch



12 GUERILLA GROWING

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aptain Kush wurde vom Hanf Journal bereits im Jahr 2016 besucht und damals fachgerecht ausgefragt. Es ist schließlich interessant, wie die Personen, die trotz Cannabisverbot mit der Ware handeln, ihr Leben gestalten und mit der illegalen Beschäftigung umgehen. Der einst mehrere Dutzend Kilogramm pro Monat verschiffende Captain musste leider bereits am eigenen Leib erfahren, dass man für derartiges Geschäftetreiben ordentlich bestraft werden kann, sodass der freundliche Mensch nicht nur von den Sonnenseiten seiner Beschäftigung zu berichten weiß. Nach diesen unerfreulichen Erfahrungen in einem deutschen Gefängnis rappelte sich der Captain aber wieder auf und fungiert jetzt weiterhin als fürsorglicher Beschaffer von Cannabis in seinem enger gewordenen Freundeskreis. In anderen Worten: Captain Kush machts immer noch! Das Hanf Journal stattete dem sogenannten Dealer daher jetzt einmal einen weiteren Besuch ab, um in Erfahrung zu bringen, wie die Geschäfte insgesamt laufen und was sich in den letzten drei Jahren alles verändert hat. Kommt doch einfach einmal mit! Ha Jo: Hallo Captain Kush! Schön dich wiederzusehen, es ist ja ein Weilchen her, dass wir dir einen Besuch abgestattet haben. Wie man sieht, bist du noch weiterhin fleißig im Geschäft und verbreitest mit deinen leider nicht ganz legalen Warenbestand gute Laune unter deiner Kundschaft. Der Handel mit Cannabis scheint ja immer noch zu florieren und sichert dir mit ziemlicher Sicherheit einen recht schönen Nebenverdienst ab. Kannst du uns einmal kurz erläutern, wie sich deine Beschäftigung und der Markt in den letzten drei Jahren verändert hat? Captain Kush: Hey Hanf Journal, willkommen in meiner bescheidenen Hütte! Ihr seht das schon ganz richtig. Ich bin immer noch damit beschäftigt einen regen Handel mit Hanfprodukten zu betreiben. Täglich kommen mich gute Bekannte besuchen und decken sich mit ihrer Lieblingsrauschsubtanz ein. Ich verkaufe Cannabis, Haschisch und neuerdings auch THC-Liquids an einen festen Kundenstamm, dem ich vollständig vertrauen kann und der meine Arbeit zu schätzen weiß. Daran hat sich in den letzten Jahren nichts verändert. Aber wie ihr sicherlich schon mitbekommen habt, waren Liquids vor drei Jahren noch nicht so im Rennen. Ansonsten ist auch der Bezug der unterschiedlichen Cannabissorten ein wenig vom ausländischen Import näher zu heimischen Homegrows gerückt, was aber im Interesse der Käufer scheint. Während in der Vergangenheit einfach nur die Stärke und Qualität interessierte, bekommt man heutzutage schließlich immer häufiger Fragen aufgebrummt, die sich auf Herstellung und Ursprung beziehen. Die Menschen wollen mittlerweile gerne wissen, um welche Sorte es

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sich handelt und wie diese Varietät angebaut wurde. Glücklicherweise kenne ich nun meist die Produzenten und kann auf diese brennenden Fragen die passenden Antworten geben.

Ha Jo: Was bietest du deiner Kundschaft denn in der Regel so an Cannabis an – Haschisch ist bei dir ja auch immer noch zu bekommen, was alte Hasen sicherlich auch immer einmal wiederkommen lässt.

Ha Jo: Hat sich durch den Homegrow, der ja mittler-

Captain Kush: Ja, alte Haschbrüder schwören auf die di-

hanfjournal.de

fem – es besitzt jedenfalls hohe Indica-Anteile und verströmt einen außergewöhnlich fruchtigen Duft. Eine tolle Sorte! Ha Jo: Wie vorhin schon vor dir erwähnt, hast du aber nun selbst auch die modernen Konsumoptionen im Angebot aufgenommen. Wie läuft es denn

Captain Kush: Da die Wirkung schnell einsetzt und man nicht viel von dem Zeug zu inhalieren hat, ist das Preis-Leistungs-Verhältnis schon in Ordnung denke ich. Bei mir kosten der Akku-Stift samt Aufladeadapter und einer Kartusche THC-Liquid 50 Euro. Damit es für die Nutzer nicht lang-

Captain Kush machts immer noch Bild: Trico

weile auch immer häufiger privat betrieben wird, denn die Nachfrage insgesamt auch verändert? Viele Kiffer sind ja nun doch sehr erpicht darauf, selbst die völlige Kontrolle über ihren Rauchstoff zu behalten und erfreuen sich an den ausgewählten Knospen ihres Tuns. Captain Kush: Na ja, ein bisschen ist der Bedarf an Schwarzmarktmarihuana vielleicht gesunken, da sich einige Personen mittlerweile trauen in den eigenen vier Wänden für Eigenbedarf zu sorgen, doch im Allgemeinen bleibt die Nachfrage nach meinem Angebot gleich hoch. Es ist halt entscheidend, dass die angebotene Ware stets eine gute Qualität besitzt und man ein wenig mehr Varietäten zu verkaufen hat, als Heimgärtner in ihren Kämmerchen unter privaten Voraussetzungen produzieren können. Legt man den Stammkunden stets nur das gleiche Zeug unter die Nase, kann es schon Einbußen beim Handel geben. Hat man dagegen in zeitlichen Abständen aber neue Züchtungen von hochklassigen Samenbanken, generiert dies von alleine viel Interesse, sich auch einmal mit diesen unbekannten Knospen näher zu beschäftigen. Das Angebot bestimmt die Nachfrage, könnte man sagen.

cken Platten, die es eigentlich immer bei mir käuflich zu erstehen gibt, doch die Nachfrage besteht definitiv eher am Gras. Ich versuche immer vier bis fünf unterschiedliche Sorte in unterschiedlichen Preisklassen vorrätig zu haben, damit meine Kunden ein wenig Auswahl haben, die sie auch wiederkommen lässt. Derzeit ist immer ein günstiges Gras für Pfennigfuchser vorhanden, das eine Standardqualität besitzt und mit keinem besonderen Namen versehen ist. Dann muss hier immer Haze vor-

mit den THC-Liquids ab?

handen sein, damit der Stamm der stärker konsumierenden Gemeinschaft ebenfalls befriedigt ist. Meinem Namen zu Ehre ist aber auch verschiedenes Kush vorhanden, das sich derzeit mit OG Kush oder Blue Kush betiteln lässt. Für Cannabis-Connaisseure habe ich nun aber auch Sweet Deep Grapefruit eingeführt, welches sich im Freundesund Kundenkreis allgemein größter Beliebtheit erfreut. Glaube das stammt von Dina-

Liquids können ja theoretisch überall genossen werden und halten auch ohne beigeführter Munition über einen ziemlich langen Zeitraum, sodass selbst bei längeren Ausflügen nichts weiter mitgenommen werden muss.

Captain Kush: Das hat ein Weilchen gedauert, bis sich die rauchende Fraktion an die kleinen Vapo-Sticks gewöhnt hat. Nach anfänglicher Skepsis hat sich aber auch hier eine gewisse Beliebtheit entwickelt. Es ist für viele Menschen halt praktisch, wenn man unterwegs keinen Joint zu bauen hat und auch keine Rauchentwicklung stattfinden, wenn man konsumieren will. Der Inkognito-Faktor spielt da auch eine wichtige Rolle. Die

weilig wird, habe ich auch hier mittlerweile bis zu 5 Sorten im Angebot. Geschmacklich und auch von der Wirkung bietet da jedes Produkt etwas Eigenes. Ich glaube sogar, dass die hier in Deutschland produziert werden, sodass es nicht mit den amerikanischen Liquids konkurriert und insgesamt etwas individueller ist. Ha Jo: Würdest du uns sagen, auf wie viele Personen sich dein Kundenstamm ungefähr schätzen lässt? Ist ja schon interessant, dass seit vielen Jah-

Ein Interview mit einem gewissenhaften Cannabisfachhändler Ha Jo: Was verlangst du für die Stifte und die jeweiligen Liquid-Kartuschen? Lohnt sich das wirklich für regelmäßig konsumierende Konsumenten?

ren die Nachfrage und der Bedarf an dem leider weiterhin illegalen Rauschmittel Cannabis nicht verändert worden ist – trotz der Gesetzeslage. Captain Kush: Ich würde sagen, dass sich hier bei mir circa 40 – 50 Menschen aus allen Schichten der Gesellschaft immer wieder blicken lassen, um ihren Rauschgelüsten nachzugeben. Da hat sich auch wirklich nicht viel getan – oft sind es Freunde und Personen,

die ich schon viele, viele Jahre kenne und denen man ihr Konsumverhalten in keiner Weise ansehen kann. Cannabis ist im Gegensatz zu anderen Drogen - wie beispielsweise Alkohol - ja auch nicht unbedingt bekannt dafür, dass es sichtbare Spuren bei den Nutzern hinterlässt. Äußerlich wie innerlich. Ha Jo: Hat sich denn im Konsumverhalten deiner Kundschaft etwas verändert? Wie sieht es mit dem Gebrauch anderer Rauschmittel aus? Man hört ja immer öfter, dass sich besonders Kokain immer größerer Beliebtheit erfreut ... Captain Kush: Ne, eigentlich habe ich und mein Kundenstamm nichts mit anderen illegalen Substanzen am Hut. Jedoch gibt es schon immer wieder einmal Anfragen, wie es denn um das weiße Pulver bestellt ist. Hier ist also schon festzustellen, dass sich Koks immer stärker in der Gesellschaft etabliert hat und es wohl in manchen Kreisen keine besonders große Sache ist, wenn man sich ab und an die Nase pudert. Ich habe damit kein Problem, will mit dieser Schiene aber nicht in Verbindung gebracht werden, da es halt doch stärker auf den Charakter der Nutzer einwirkt und auch nach dem Gebrauch etwas im Wesen verändert. Aus diesem Grund bleibe ich der natürlichsten Rauschsubstanz verschrieben – Marihuana – auch wenn man mit Kokain seine Einnahmen sicherlich deutlich erhöhen könnte. Ich will aber auch nicht unbedingt mit diesem Personenkreis mehr als nötig zu tun haben, da sich diese Zeitgesellen doch häufiger anders verhalten als ich es von den friedliebenden Freunden der Hanfpflanze gewöhnt bin. Ha Jo: Wie läuft denn der Umgang mit deinen Kunden in der Regel – gibt es da Besonderheiten zu berichten? Captain Kush: Na ja, meist kommt jemand vorbei und vertreibt sich nach getätigtem Einkauf noch einige Zeit bei mir die Zeit. Man raucht und quatscht über das Tagesgeschehen oder die Vergangenheit. Manchmal geht es auch ein wenig zu weit, wenn die persönlichen Probleme ausgerechnet bei mir abgeladen werden wollen. Teilweise übernehme ich hier auch fast die Rolle eines Psychiaters, wenn sich jemand zu lange auf der Couch rum wälzt. Es ist daher öfters vonnöten, dass man die Person gut kennt und sich auf den jeweiligen Menschen ein wenig einstellen kann. Jeder hat ja so seine eigene Façon, da kann man nicht unbedingt ganz regelkonform nach Schema A bedienen und einen schönen Tag wünschen. Die Beschäftigung als Cannabis-Fachverkäufer kostet also oft mehr Zeit als bloßes Nachfragen was gewünscht wird und ein anschließendes Abwiegen der entsprechenden


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Menge. Wenn ich drüber nachdenke, sollte ich auch meine geopferte Zeit in den Endpreis einfließen lassen (lacht). Nervig wird es aber eigentlich nur, wenn einem mancher Kunde nach wiederholtem Male zu erklären versucht, wo es was für weniger Geld zu erstehen gäbe, weshalb der Kurs bei mir nach unten gedrückt werden müsse. Die verwechseln dann ihren Gang zu mir mit einem Spaziergang auf dem Flohmarkt – das bringt halt auch nichts.

Dealern, die dann eben auch ihrerseitige Umstände zu bewältigen habe. Captain Kush bleibt Cannabisfachhändler – das wird sich nicht ändern. Ganz einfach! Ha Jo: Was sind denn deine Ziele? Worauf arbeitest du hin, dass du dich doch einer gewissen Gefahr auslieferst, die ja wirklich nicht zu Unterschätzen ist?

GUERILLA GROWING 13

hanfjournal.de

Captain Kush: Vor der Polizei muss man sich natürlich immer in Acht nehmen, weshalb man auch so vorsichtig wie möglich agiert. Die Freiheit ist das höchste Gut, das man besitzt, dieses Wissen habe ich ja schon schmerzhaft in Erfahrung bringen dürfen. Der höchst Lohn wäre einen Verlust nicht wert. Dennoch geht es mir natürlich darum, meine Haushaltskasse aufzubessern und einen gewissen Betrag an

Geld zu erwirtschaften, der mir Sicherheiten für die Zukunft garantiert. Ich werde das Guthaben dann höchstwahrscheinlich einmal in legale Geschäfte stecken und hoffe, dass es sich dann weitervermehrt. Man möchte halt dauerhaft ruhig schlafen können und sich weder vor Eingriffen der Staatsmacht noch vor finanziellen Dürreperioden fürchten müssen. In dem Stil, in dem ich das Business betreibe,

sollten beide angesprochenen Probleme glücklicherweise ausbleiben können. Ha Jo: Das wünschen wir dir von ganzem Herzen Captain Kush! Pass daher immer gut auf dich auf und übertreib es nicht. Wir hoffen dich in einigen Jahren erneut in deinen Geschäftsräumen besuchen zu dürfen und freuen uns schon auf das nächste Gespräch. Vie-

Ha Jo: Wären denn andere Rauschmittel problematisch zu besorgen, oder ist es zumindest bei dir vergleichbar mit einem Gang zum Fachhändler, der ein ausgesuchtes Sortiment anzubieten hätte. Captain Kush: Eigentlich könnte man alles was das Herz begehrt ganz einfach über kleinere Umwege besorgen. Einzig Heroin oder Crack sind tatsächlich nicht jedermanns Sache, was aber auch wirklich zu befürworten ist. Ansonsten ist der Katalog bei gewissen Händlern stets prall gefüllt, und jeder, der es drauf anlegt, könnte sich mit Drogen jeglicher Art für den Weiterverkauf eindecken. Wie erwähnt ist das aber weder mein Ziel noch liegt es überhaupt in meinem Interessenbereich. Derartige Geschäfte überlasse ich daher gerne anderen

len Dank für das Interview. Mach es gut! Captain Kush: Immer wieder gerne! Ha Jo: Ach, fast hätten wir es vergessen – wie stehst du denn derzeit zum Legalisierungsgedanken? Captain Kush: Ich bin da natürlich etwas leidenschaftslos, denke aber schon, dass gerade die Konsumenten nicht unbedingt von Polizisten verfolgt werden sollten. Also spräche da schon einiges aus meiner Sicht dafür. Ich bin mir aber trotzdem ziemlich sicher, dass es weiterhin Bedarf an einem Handel unter nicht gesetzlich geregelten Umständen gäbe, sodass ein Teil des Kuchens auch nach einer Legalisierung von Cannabis noch bei mir landen wird. Ha Jo: Wir drücken dir in allen Fällen die Daumen! Hau rein! Captain Kush: Reingehauen! Dieser Artikel dient einzig zu Aufklärungs- und Informationszwecken - Cannabishandel ist in Deutschland gesetzlich verboten!

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Mary Jane 2019 Mit Sandstrand und Badeschiff genießen.

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om 21.- 23. Juni 2019 fand in Deutschlands Hauptstadt Berlin zum vierten Mal die Hanffachmesse Mary Jane statt und lud aus allen Teilen des Landes aufgeschlossene Besucher zum Bestaunen der neusten Produkte aus der Branche ein. Dieser Einladung wurde bei schönstem Wetter von vielen Personen gefolgt und so konnte Ende Juni erneut eine besondere Veranstaltung in der Arena abgehalten werden, die schon einmal Ausblick auf zukünftige Entwicklungen und eine Zeit nach der Prohibition bot. Unzählige Aussteller waren auf der Mary Jane in diesem Jahr vertreten, wobei sich das Messegelände noch einmal um einige schöne Aspekte vergrößerte. Nicht nur das Glashaus wurde der Messe angeschlossen, damit dort die stets gut besuchten Diskussionsbeiträge und wissenschaftlichen Vorträge abgehalten werden konnten, sondern gleich der gesamte Bereich bis zum Badeschiff

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in und wieder ist es spannend, etwas über neue Wissenschaftszweige zu erfahren. Die recht neue Wissenschaftsdisziplin der Archäogenetik befasst sich mit der Untersuchung von der Genetik und dem Erbmaterial der Menschen, Menschheit sowie der Tiere, Pflanzen und gegebenenfalls ganzen Biosphäre, um neue Erkenntnisse über die Evolution all dieser Facetten gewinnen zu können. Dabei geht die Wissenschaftsdisziplin wie folgt vor: Es werden (genetische) Proben von Menschen und den ihnen Untertan gemachten Tieren und Pflanzen berücksichtigt. Dabei stammen diese Proben zuvörderst aus alter DNA von archäologischen Funden – zum Teil auch von Lebewesen und Pflanzen heutiger Zeit. Die Disziplin bedient sich in erster Linie der Mittel der Molekularbiologie. Die Ergebnisse sind mehr als überraschend. So lassen sich zum Beispiel frühhistorische oder gar vorgeschichtliche Vorgänge wie die Entstehung und Verbreitung der Landwirtschaft rekonstruieren. Oder anders ausgedrückt: Die Archäogenetik ist zum Beispiel in der Lage, den (Jahrtausende dauernden) Übergang von der Jäger- und Sammlergesellschaft zur primär agrarisch geprägten Gesellschaftsform zu erklären. Zum Inhalt: Die alles andere überschattenden Fragen lauten wohl: Woher kommen wir? Und: Wer sind wir? Was unterscheidet uns von anderen? Diese Fragen stellen sich

zählten 2019 zum Areal der Mary Jane. Somit wurde auch das Outdoor-Areal wesentlich frequentierter genutzt, da man in Liegestühlen im künstlich herbeigebrachten Sandstrand die Sonne genießen konnte, und sich bei passender Stimmung in Schwimmhosen oder Bikini ins kühle Nass des in der Spree schwimmenden Badeschiffes begeben konnte. Alles war im nicht ganz günstigen Eintrittspreis enthalten, weshalb es auch verständlich war, stürzten sich die bis zu 25 Euro zahlenden Besucher auf alle gratis abgegebenen Waren und Promotion-Artikel. Vertreten waren von Händlerseite alle Player mit Rang und Namen, aber auch Neueinsteiger versuchten sich auf der Mary Jane in ein bestes Licht zu rücken. Auffällig waren natürlich erneut die Massen an CBD-Produkten, die in allen Formen, Farben und Geschmacksrichtungen mittlerweile einen großen Teil der Messe füllen. Auch Vaporisa-

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toren sind weiterhin beliebt und haben sich tatsächlich als Alternative zum Rauchen entwickeln sowie auch halten können, was sicherlich eine gute Nachricht für die Gesundheit der vielen und vom Tabakrauch abgekommenen Nutzer darstellt. Ansonsten waren natürlich alle Produkte, die mit Hanf, Kiffen oder dem Anbau von Marihuana im Zusammenhang stehen ebenfalls aufzufinden, sodass Besuchern auf der Mary Jane viel geboten wurde. Ein bisschen enttäuscht konnte man sein, stand man pünktlich zu den angegeben Öffnungszeiten vor der Eingangstüre

und durfte dann gute eineinhalb Stunden im Stehen verbringen, bevor der Einlass gewährt wurde. Eine etwas verpatzte Organisation sorgte für überlange Wartezeiten und einen Durchlass in die Hallen in Tropfenform, sodass hier ernsthaft Verbesserungsempfehlungen ausgesprochen gehören. Dennoch kann die Mary Jane 2019 als Erfolg bezeichnet werden und hat als größte Hanffachmesse Deutschlands ihren guten Ruf gefestigt. Man darf gespannt sein, was sich das Team im nächsten Jahr einfallen lassen wird, um die gewachsenen Ansprüche erneut zu erfüllen und die kommende Messe zu einem ähnlich einmaligen Erlebnis wie das Diesjährige zu machen. Friedlich, freundlich und fröhlich dürfte es aber auch 2020 in Berlin zugehen, wenn die Mary Jane Berlin ihren fünften Geburtstag feiert und erneut alle interessierten Hanfbefürworter zum gemeinsamen Stelldichein lockt. Seid doch dieses Mal dann einfach dabei, man sieht sich!

Bild: Archiv

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Spannendes Buch über unsere historischgenetische Herkunft in der heutigen Gesellschaft, die sich in einem gravierenden Umbruch befindet, drängender denn je. Das Autorenteam (je ein Wissenschaftler und ein Wissenschaftsjournalist) Johannes Krause und Thomas Trappe spannen den Bogen zurück bis in die

nach Europa. Bis vor Kurzem lag diese Urgeschichte noch im Dunkeln beziehungsweise sie war sehr umstritten, doch mit den neuen Methoden der Genetik hat sich das grundlegend geändert. Johannes Krause, einer der führenden Experten auf dem Gebiet der

Einwanderer, die über Jahrtausende aus allen Richtungen nach Europa kamen und immer wieder Innovationen mitbrachten, wäre unser Kontinent gar nicht denkbar. „Die Reise unserer Gene“ ist ein spannendes und informatives Buch. Allerdings hätte

Weniger ist manchmal mehr: Warum politische Zurückhaltung besser gewesen wäre menschliche Urgeschichte und erzählen, wie wir zu den Europäern wurden, die wir heute sind. Dabei wird schnell klar: Migration und Wanderungsbewegungen sind keine Phänomene der Neuzeit, denn seit der Mensch den aufrechten Gang beherrschte, trieb es ihn aus seiner ursprünglichen Heimat Afrika in die ganze Welt – selbstverständlich auch

Archäogenetik, erzählt gemeinsam mit Thomas Trappe, was uns die Gene über unsere Herkunft verraten: Gibt es denn so etwas wie „Urvölker“? Und wann verloren die frühen Europäer ihre dunkle Haut und welche (genetische) Funktion besaß dies? Spannend zudem: Welche Rolle spielte die Balkanroute in den vergangenen 40 000 Jahren? Das Buch zeigt: Ohne die

den Autoren in zweierlei Hinsicht etwas mehr Reflexionstiefe und Zurückhaltung gut getan. Zum einen: Sie werden nicht müde herauszustellen, dass ihr wissenschaftlicher Ansatz quasi das Gegennarrativ zu den genetischen Theorien des 3. Reichs darstellen. So wichtig und gut diese Einsicht ist: Aus wissenschaftshistorischer und wissenschaftstheoretischer Sicht

hätten die Autoren ehrlicherweise eingestehen müssen, dass die von ihnen präsentierten Ergebnisse nicht die Wahrheit darstellen, sondern den Stand der Wissenschaft zu einem bestimmten Zeitpunkt. Zum anderen: Am Ende des Buchs beziehen die Autoren quasi einen Standpunkt, welcher die wissenschaftliche Begleitmusik zur deutschen Migrationspolitik der letzten Jahre darstellt. Das ist richtig und gut so. Aber, die Autoren hätten die Leser*innen nicht mit einer derart brachialen Gewalt auf diese Befunde hinweisen müssen. Wer ein solches Buch liest, dem fallen die Botschaften des Subtexts in der Regel schon auf. Und somit vermischen die Autoren meines Erachtens die im empirisch-analytischen Wissenschaftsansatz nicht zu vermischenden Entstehungs-, Begründungs- und Ve r w e r t u n g s z u s a m m e n hänge. Schade, dass auch Wissenschaftler nicht die ihnen im wissenschaftlichen

Begründungszusammenhang auferlegte Zurückhaltung pflegen. Denn die zutage geförderten Ergebnisse sind stark und sprechen auch ohne zusätzlichen Kommentar eine klare Sprache. Dennoch ein lesenswertes Buch, das hervorragende Denkanstöße vermittelt. ISBN: 9783549100028

Bild: Propyläen Verlag


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„Zeitenwende 1979“ als neues Geschichts- und Politikformat

Bild: C.H.Beck Verlag

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er Buchmarkt ist härter umkämpft denn je. Während sich 2018 die Mehrheit der Deutschen kein neues Buch kaufte, suchen Verlage, Lektor*innen und Schriftsteller*innen nach neuen Buchformaten, von denen sie hoffen, dass sie den Buchmarkt frisch beleben, das heißt, dass sie häufig gekauft werden. Dabei scheint sich im Gebiet Geschichte und Politik ein Trend abzuzeichnen. Es ist en vogue, sich bestimmte Jahreszahlen herauszupicken, diese dann detailliert zu analysieren und zu beschreiben, um daran wichtige historische und politische Tendenzen oder Ereignisse beschreiben zu können. Selbst bei Kriminalromanen und Thrillern ist es inzwischen üblich, dass mitunter der Titel ausschließlich aus einer Jahreszahl besteht. Der Autor Frank Bösch ist Geschichtsprofessor mit dem Spezialgebiet europäische Geschichte des 20. Jahrhunderts und lehrt an der Universität Potsdam. In seinem im C.H. Beck Verlag erschienen Buch „Zeitenwende 1979“ versucht er das oben beschriebene Konzept aufzunehmen und umzusetzen. Er nimmt also das Jahr 1979 als Anlass, um zu zeigen, dass es als konstitutiv für eine historische Umbruchsituation gesehen werden kann. Das Datum überrascht, würden doch viele Zeitgenoss*innen eher 1933, 1945 oder 1989 als die entscheidenden Wegmarken des 20. Jahrhunderts betrachten. Zum Inhalt: Tatsächlich häuften sich im Jahr 1979 weltweit diverse Krisen, einige euphorische Aufbrüche und wenige Revolutionen. Um ein paar markante historische Beispiele dieses bedeutungsvollen Jahres zu liefern. 1979 veränderten die iranische Revolution, Margaret Thatchers Neoliberalismus oder die langsame Öffnung Chinas unter Deng ebenso die Welt wie die Aufnahme der vietnamesischen Boatpeople, der AKW-Unfall von Harrisburg in den Vereinigten Staaten von Amerika oder der sowjetische Ein-

marsch in Afghanistan sowie der auf den Einmarsch erfolgende heldenhafte - durch die westlichen Demokratien geförderte und materiell massiv unterstützte - Widerstand gegen die russischen Kommunist*innen durch die islamischen Gotteskrieger, welche die Vorläufer der heutigen Taliban waren. Der Autor Frank Bösch nimmt uns also mit auf eine durchaus faszinierende Zeitreise zu den Quellen unserer Gegenwart, womit das politologisch-historische Paradigma, dass die Gegenwart eine geronnene Vergangenheit ist, bestätigt wird. Auch für den durch das Fernsehen und seine Publikationen berühmt gewordenen Philosophen Peter Sloterdijk gilt das Jahr 1979 als ein beziehungsweise das Schlüsseldatum des 20. Jahrhunderts.

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Welche Folgen verursachten diese relevanten historischen Ereignisse? Die iranische Revolution brachte zum Beispiel den fundamentalistischen Islam auf die weltpolitische Agenda, während der sowjetische Einmarsch in Afghanistan auf die Krisenherde des 21. Jahrhunderts vorauswies und zunächst den materiell-ökonomischen und später totalen Zusammenbruch der realsozialistischen UDSSR einläutete. In diesem Kontext ist auch der Papstbesuch in Polen von besonderer Relevanz. Papst Johannes Paul II, der von Millionen gefeiert wurde, beschleunigte ebenso den Untergang des Sozialismus, da er in Polen quasi einen religiös begründeten Widerstand gegen das kommunistische Regime evozierte. Im kapitalistischen, westeuropäischen Staatenblock verkündete die Britin Margaret Thatcher eine neoliberale neue Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung, in welcher die Merkmale Privatisierung, Deregulierung und Wirtschaftsfreundlichkeit großge-

diametral zum Desiderat der Profitmaximierung in der freien Marktwirtschaft stand. Die vietnamesischen Boatpeople konfrontierten die Deutschen erstmals mit weltweiten Flüchtlingsströmen, wobei bereits damals erste Ressentiments gegen die Flüchtlinge laut wurden, obwohl die Quantität derselben im Vergleich zum heutigen Maßstab erstaunlich gering ausfiel. Frank Bösch schildert in seinem brillanten Panorama mit bisher unbekannten Dokumenten, wie diese und weitere Ereignisse (zum Beispiel die sandinistische Revolution in Nicaragua oder die zweite Ölkrise, welche sowohl die kapitalistischen Staaten als auch die Mitglieder des Warschauer Pakts hart traf) 1979 aufkamen und welche Folgen sie für Deutschland hatten: politisch, kulturell und - mit Energiesparappellen, Nicaragua-Kaffee, Fremdenhass und Willkommenskultur - auch für unseren Alltag. Aus deutscher Perspektive ist noch die Ausstrahlung

Können einzelne Jahresdaten als Schlüsseldaten für geschichtliche Entwicklungen stehen? Der nicht minder berühmte Sozialwissenschaftler Claus Leggewie bezeichnet dieses Datum als den Beginn der multipolaren Welt von heute.

schrieben wurde. Aber 1979 gab es auch die dialektische Kehrseite dieser Bewegung, denn die neugegründete grüne Partei proklamierte eine ökologische Wende, welche

der US-amerikanischen Serie „Holocaust“ von Bedeutung. Diese konfrontierte die Deutschen in hohem Ausmaß mit der singulären Schuld, welche die Deutschen im 2. Welt-

krieg durch die industrielle Massenvernichtung von Juden, Homosexuellen, Systemgegnern etc. auf sich geladen hatte. Einerseits übten rechts orientierte Deutsche Anschläge gegen Sendemasten aus, um die Ausstrahlung der Sendung zu verhindern, andererseits schuf die Serie bei vielen Deutschen erst die Grundlage, um sich 34 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs mit diesem dunklen Kapitel der deutschen Geschichte auseinanderzusetzen. „Zeitenwende 1979“ ist von hohem Interesse und liest sich sehr spannend, da viele der damaligen Ereignisse von damals Wegbereiter für die Zustände von heute waren. Eine Problematik ergibt sich allerdings aus dem Konzept der inhaltlich-thematischen Fokussierung auf ein bestimmtes Jahr. Denn alle beschriebenen Ereignisse, ob es nun die iranische Revolution, der sowjetische Einmarsch in Afghanistan oder etwas anderes ist, lassen sich niemals nur aus dem einen Jahr heraus erklären. So muss Bösch auch häufig weiter ausholen und die Vorgeschichte der Ereignisse von 1979 oder aber auch die Nachwirkungen derselben erklären. Dies ist aber keine Schwäche des Autors, sondern eine im Buchkonzept angelegte Problematik. So oder so tut dies dem Lesevergnügen von „Zeitenwende 1979“ keinen Abbruch. Insofern eine absolute Leseempfehlung für den Sommer.

ISBN: 9783549100028

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18 KASCHA

Erste Hilfe für Kiffer #235 . August . 2019

hanfjournal.de

DIE HANFBERATUNG IM HANF JOURNAL

Kascha ist per Email zu erreichen also ran an die Tasten dumme Fragen gibt es nicht! kascha@hanfjournal.de

Anton (22, aus Mühlheim) fragt: „Hi Kascha,

Illu: Lucas Manolo (ohne Alter und Wohnort) fragt: „Hallo Kascha, Ich bin auf der Suche nach dem richtigen Grinder. Bedenken hab ich bei den Materialien, da hier wahrscheinlich auch Kleinteile und Mikropartikel in mein Gras und meine Lunge gelangen können. Plastik, Holz mit Nägeln, Aluminium und Zink sind die mir bekannten Materialien. Kennt ihr Grinder die von den Materialien unbedenklich sind, bzw. keine Partikel abwerfen? Gibt es Grinder aus medizinischem Stahl oder Titan?“

Kascha antwortet: „Hallo Manolo, ob beim Grinden Kleinteile und Mikropartikel entstehen, liegt nicht nur am Material, sondern auch an der Verarbeitung. Je weniger der Grinder an sich selbst reibt, desto weniger Abrieb wird auch entstehen – Gras ist, wenn es nicht mit Sand o.ä. gestreckt ist, zu weich, um da viel abzureiben. Billige Grinder haben oft Zacken und kleine

Nasen, die von einer unsauberen Bearbeitung stammen, und die landen dann auch schnell mal mit im Weed. Bei einem gut verarbeiteten Metall-Kurbelgrinder dürfte etwa vergleichsweise wenig Abrieb entstehen, da die Metallzähne einander nicht berühren und der Rand nicht gedreht wird. Bei einem gut verarbeiteten Holzgrinder mit Metallnägeln dürfte optimalerweise auch höchstens ein bisschen Holzabrieb beim Drehen entstehen. Von Plastikgrindern bin ich auch kein so großer Fan, muss aber auch zugeben, dass damit zerkleinertes Weed in der Regel auch nicht gleich nach verbranntem Plastik schmeckt. Wer auf Aluminium verzichten möchte, findet bei einigen Händlern auch hochwertige Grinder aus Edelstahl, außerdem sind mir Modelle aus titanbeschichtetem Aluminium bekannt. Erkundige Dich am besten im Headshop Deines Vertrauens oder schau Dir die verschiedenen Onlineshops durch – stell Dich aber darauf ein, dass solche Grinder meist etwas mehr kosten als die einfachen Alu-Teile.“

Louisa (19, aus Hamburg) fragt: „High Kascha, ich habe neulich von einem Freund gehört, dass man dieses schwarze, schmierige Zeug aus dem Bong-Chyllum auch rauchen kann und dass er das immer macht, wenn er nichts zu kiffen hat oder das Gras, das er hat, ihm nicht stark genug ist. Kann man das wirklich rauchen? Ich habe davon gar nicht viel in meiner Bong, weil ich sie immer gleich nach dem Benutzen wasche.“ Kascha antwortet: „High Louisa, die Antwort lautet ja und nein. Also, natürlich kann man alles rauchen, was brennt. Aber es ist keine sonderlich gute Idee: Dieses schwarze Zeug besteht überwiegend aus dem Kondensat des Rauchs, der durch die Bong gezogen wurde. Dieses entsteht, wenn der Rauch an den Wänden abkühlt und sich ablagert, so wie der Dunst vom Duschen am Badezimmerspiegel. Und in diesem Kondensat ist natürlich auch THC

enthalten, aber dazu kommen noch zahlreiche giftige und unangenehme Stoffe, wie zum Beispiel Teer. Es gibt Leute, die das rauchen, seit es Bongs gibt, vielleicht sogar, seit es Pfeifen gibt. Seiner Gesundheit tut man damit aber sicher nichts gutes und auch die Wirkung ist, auch wenn sich sicher über die Wochen und Monate einiges an THC darin ansammelt, wahrscheinlich nicht unbedingt die beste – immerhin muss man diesen nicht ganz angenehmen Qualm dafür auch erst mal einatmen und hat dann auch den Geschmack im Mund. Seine Bong, wie Du es tust, immer sauber zu halten, ist sicher eine langfristig bessere Taktik: So genießt man bei jedem Zug den vollen Durchmesser des Chyllums und einen saubereren, frischeren Geschmack. Ich habe auch schon davon gehört, dass Leute die Filter von Joints auskratzen und das Kondensat daraus rauchen. Auch hier gilt, dass der Geschmack und der allgemeine Ranzfaktor den zu erwartenden Effekt im Normalfall nicht rechtfertigen.“

ich habe mal eine Frage. Ich rauche immer einen Joint vor dem Schlafengehen und werde davon auch immer sehr müde. Ich habe aber auch Freunde, die tagsüber rauchen und trotzdem fit sind. Und dann wieder einen Freund, der gar nicht abends rauchen kann, weil er dann nicht einschlafen kann. Wir rauchen aber alle eigentlich das gleiche Gras. Wie kann so was sein?“ Kascha antwortet: „Hi Anton, das klingt erst einmal verblüffend. Tatsächlich ist ein großer Teil der Cannabiswirkung allerdings „antrainiert“: Wer an einen Feierabendjoint gewöhnt ist, der wird in der Regel nicht bei der Arbeit rauchen, denn das „High“ ist dann wie ein Signal für den Körper, dass er sich jetzt entspannen kann. Wer allerdings schon morgens raucht, der ist vielleicht an die Aktivierung seiner Sinne und seiner Hirnwellen gewöhnt – tatsächlich wirken Koffein und Cannabis im Gehirn teilweise etwas ähnlich und werden von vielen Konsumenten auch ergänzend genutzt. Wenn jemand nur selten kifft, dann kann das High stärker wahrgenommen werden und tatsächlich auch beim Einschlafen stören, weil die Gedanken scheinbar un-

kontrolliert umherdriften. Kurz gesagt: Set und Setting. Das gilt für eigentlich jedes bewusstseinsverändernde Mittel: Die Stimmung und das Umfeld beeinflussen die Wirkung. Und gerade Cannabis hat eine relativ unspezifische Wirkung: THC wirkt an den Anandamidrezeptoren des Gehirns so, wie unser Gehirn daran gewöhnt ist, auf den eigenen Botenstoff Anandamid zu reagieren, während zahlreiche andere Wirkstoffe teils aufmunternde, teils beruhigende Wirkungen haben. Das bekommen vor allem Menschen zu spüren, die einmal unangenehme Erfahrungen mit Cannabis hatten: Dann kehren die unangenehmen Gefühle oft immer wieder zurück, wenn man raucht. Wenn man sich das bewusst macht, kann man sich natürlich auch entsprechend trainieren, viele Konsumenten rauchen tagsüber, um sich besser konzentrieren zu können, beim Sport oder aus anderen Gründen – und dann können sie sich abends mit einem Joint trotzdem entspannen, weil das Setting anders ist, zum Beispiel mit gedimmtem Licht, einer bequemen Couch und entspannender Musik oder einer Serie oder einem Film. Noch besser funktioniert das natürlich mit entsprechend unterschiedlichen Grassorten.“


#235 . August . 2019

I

ch übte damals in der Mauerstadt den Beruf des Haschischhändlers aus und spielte schon länger mit dem Gedanken, mein Geschäftsfeld auf den Ostblock auszuweiten. Das Problem war nur, dass ich weder Verwandte noch Bekannte in der Sowjetischen Besatzungszone hatte, die mich in die Hippie- und Punkerszene der Hauptstadt der DDR hätten einführen können. Und so bin ich im Altweibersommer 1986 auf blauen Dunst in den Arbeiterund Bauernstaat eingereist, ausgestattet mit einem Zwanzig-Gramm-Piece gelben Libanesen. Mir war klar, dass die Chancen gut standen, bei der Kontaktaufnahme mit den Eingeborenen auf einen inoffiziellen Mitarbeiter des Ministeriums für Staatsicherheit zu treffen und schnurstracks ins Zuchthaus nach Bautzen zu wandern. Doch Risiko gehört zum Geschäft eines Btm-Fachhändlers, der expandieren und richtig fett absahnen will. Punkt Mitternacht an einem Sonntag reiste ich über die Oberbaumbrücke ein. Das Hasch, das als Amulett um meinen Hals hing, blieb wie erwartet unentdeckt. Ich bestieg ein Taxi und gab als Ziel den Jugendklub „Franz“ an, von dem ich gehört hatte, dass dort der Punk abgeht. Doch die Ernüchterung war groß, als ich dem Taxi entstieg: Stand doch vor der ehemaligen Brauerei eine endlose Schlange – und das morgens um halbeins. Gerade als ich unverrichteter Dinge das Weite suchen wollte, trat sie an mich heran, die Frau, in die ich mich Hals über Kopf verliebte. „Du kommst von drüben?“ fragte sie mich mit Blick auf meine Jeans und meine Converse-Basketballschuhe. „Hast Du Lust auf ein bisschen Party bei mir zu Hause?“ Ich fiel aus allen Wolken und wollte schon fragen, wie viel denn das kosten würde. Doch dann erinnerte ich mich an das Gerücht, dass Honeckers Töchter in Sachen Sex weniger zimperlich sind als die von der Emanzipationswelle verhärmten Westmädels. Einen Augenblick zögerte ich, dachte kurz an meine Frau, die gerade mit ihrer Frauengruppe zum Fasten auf Sylt weilte. Doch dann ließ ich es zu, das kleine Wunder – und es war der Beginn einer großen Liebe. Sie hörte auf den Namen Tatjana, war Mitte zwanzig und nicht gerade hübsch, dafür aber eine Naturschönheit. Sie war nicht sonnenstudiogegerbt, rasierte weder Scham noch Beine, und statt Intimschmuck und Tattoos zierte sie eine süße Blinddarmnarbe und ein Muttermal auf der Pobacke. Das, was wohlgeformt unter ihrem Pulli spannte, kam zudem ganz ohne Silikonkissen und PushUp-BH aus. Entsprechend unbeschwert war ihr Herz, wenn es um Liebe, Lust und Leidenschaft ging.

Mein kleines Schnatterinchen lebte ohne Ehemann, hatte aber ein aufgewecktes Söhnchen, das schon beim zweiten Besuch Papa zu mir sagte, als ich ihm eine Banane zusteckte. Tatjana war ein Mädel, wie es sich ein kurz gehaltener West-Softie nur wünschen konnte: ein Prachtweib, vor allem im Bett. Ich will es hier aus Rücksicht auf die westdeutschen Leserinnen nicht weiter ausmalen – nur so viel: Die geknechteten Frauen der Diktatur des Proletariats standen auf Männer, also auf richtige Männer und ganze Kerle, die saufen, fressen und schnackseln können. Hinter dem Eisernen Vorhang durften die Penisbehängten noch im Stehen Wasser lassen, im

hanfjournal.de

finden war. In vielen FKK-Urlauben hatte es Tatjana von der Pike auf gelernt, dass die Genossen Männer auch nur Männer sind und als solche gehegt und gepflegt werden wollen. Ich besuchte Tatjana alle zwei Wochen, tauschte brav meine Westmark in Aluchips, und selbstlos wie ich bin, brachte ich meiner Zweitfamilie natürlich ausreichend Kaffeebohnen Südfrüchte und Haschisch mit. Wir feierten Advent, Weihnachten, Neujahr und Geburtstag – und alles hätte bis zum hundertsten Jahrestag der DDR so weitergehen können, wenn nicht das Unfassbare geschehen wäre: „Sie haben Einreise-

Der Hormonstau ejakulierte jedoch schnell den rettenden Gedanken: Ich hatte zwar Einreise-, aber kein Durchreiseverbot. So bot sich der Transitverkehr auf dem Berliner Ring an. Ich hatte mir extra dafür einen VW-Bus zugelegt, ausgerüstet mit einer Standheizung und neuen Stoßdämpfern. Doch schon nach wenigen Wochen hatten die Stasi-Spitzel genug Parkplatzsex genossen und ich erhielt das überfällige Transitverbot. Dass ein Mann in solchen Fällen schon mal rot sieht, dürfte verständlich sein. Kurzerhand bediente ich mich der erstmals in der Menschheitsgeschichte angewandten

LANGE GLOSSE 19 mich da herzten, waren zwar nur bärtige ältere Männer mit Bierbäuchen, aber manchmal führen ja auch Irrwege ans Ziel – also zu Tatjana. Für drei Mark monatlich wurde ich Mitglied – nein, nicht in einem queeren Swingerclub, sondern in der Sozialistischen Einheitspartei Westberlins, also dem schwindsüchtigen Töchterchen der SED, das im faschistisch-imperialistischen Feindesland ein Mauerblümchendasein führte und mangels Nachwuchs selbst Leute wie mich an die Brust nahm. Ich zeigte mich auch gleich klassenkämpferisch, ließ mir einen Vollbart wachsen und versprach, fortan vor dem Schlafengehen Marx und Engels zu lesen. Ich tat alles, um

Dann kam der große Tag: Eine Delegationsreise für verdiente Parteimitglieder nach Halle stand an. Unter Tränen beichtete ich dem Genossen Kreisvorsitzenden meine große Liebe zu Genossin Tatjana und bedauerte das „völlig zu Recht“ verhängte Einreiseverbot. Ich bat sogar darum, ein Parteiausschlussverfahren einzuleiten, da ich im Klassenkampf mehr als versagt hatte. Aber nix da! Zwei Wochen später saß ich mit einem Visum ausgestattet im Bus nach Halle, berauschte mich an den Dämpfen der Leunawerke, ließ mich in der Kantine von den Genossen der Mutterpartei unter den Tisch saufen – und telefonierte mit Tatjana. Die darauffolgenden Jahre verlebte ich die schönste Zeit meines Sexuallebens, und manchmal ertappte ich mich schon bei dem Gedanken, nur noch in Friedrichshain den Drachen steigen zu lassen und in Charlottenburg den Anker zu lichten. Anderseits gewöhnte ich mich auch an das Doppelleben. Zugegeben, mein Interzonenverkehr mit zwei Frauen war hart an der Grenze zur Bigamie und zugleich Verrat an beiden Seiten. Doch als Westberliner war man eben nur ein behelfsmäßiger Deutscher, der unter der Schizophrenie litt, weder der einen, noch der anderen Republik anzugehören. Und das entschuldigte selbstverständlich jeden Fehltritt.

Bild: Peter Liebers | Public Domain

Die ganze Wahrheit über DDR-Frauen

Vor dreißig Jahren löste sich die Deutsche Demokratische Republik in Luft auf. Quasi über Nacht musste die Bundesrepublik Deutschland 17 Millionen Wirtschaftsflüchtlinge aufnehmen, durchfüttern und neu einkleiden. Die Leidtragenden dieser humanitären Hilfe waren die Einwohner der freien Stadt Westberlin, die ihre Heimat verloren und sämtlicher Privilegien beraubt wurden. Eines dieser Privilegien war die Vielweiberei, die Westberliner Männer hinter dem Eisernen Vorhang in vollen Zügen genossen. Ein Tatsachenbericht. Kühlschrank war immer Bier, und statt Tofu-Gemüse-Auflauf mit Sojasoße gab es Erbseneintopf mit Speck und Würstchen – und das pünktlich und ohne Abwaschzwang. In Ossi-Land war der Mann noch Pascha, und der fortpflanzungsfeindliche Satz „Ich habe jetzt keine Lust“ war Tatjana gänzlich unbekannt. Kurz gesagt, meine kleine Amazone aus der Zone hatte mich als Mann rehabilitiert – und ganz nebenbei erlernte ich die hohe Kunst des DDR-Tantras, heute nur noch Mythos, damals real existierender Sexualismus. Meine Lehrmeisterin war fraglos von jener unersättlichen Nymphenart, wie sie einst nur in den Feuchtgebieten zwischen Oder und Elbe zu

verbot“, schnauzte mich der Grenzvopo morgens um null Uhr auf der Oberbaumbrücke an und bedeutete mir mit dem Daumen, schleunigst umzukehren. Da stand ich nun spitz wie Lumpi, und vorbei war’s mit dem DDR-Sextourismus. Doch wer sich einmal für Frieden und Sozialismus vereint hat, der verspürt keine Lust mehr auf Schuldgefühle vor, während und nach dem Blümchensex mit Westfrauen. Bordellbesuche kamen für mich nicht in Frage, denn ich war keiner, dem die halbe Stunde für ’nen Fuffi genügte. Das, was ich bei Tatjana für eine Tafel weiß angelaufene Schokolade und einen Haschisch-Bobel eintauschte, war selbst am Bahnhof Zoo nicht zu bekommen.

List, sich als Trojaner in ein trojanisches Pferd zu mogeln. Ich wollte die DDR-Obrigkeit mit ihren eigenen Mitteln schlagen – und dabei musste ich mich noch nicht einmal besonders verbiegen, denn mein Herz schlug nicht nur für mein Mädchen aus Ostberlin, sondern auch für die Sache an sich. Ja, ich gebe es offen zu, ich bin eine rote Socke, schon immer gewesen. Zwar nur aus Missgunst und reiner Boshaftigkeit, aber immerhin! Nun war es an der Zeit, Farbe zu bekennen und den Weg auch konsequent zu Ende zu gehen – und der begann in Kreuzberg, wo ich im Schatten des Axel-Springer-Hochhauses ein unscheinbares Etablissement betrat. Die, die

wieder nach Ostberlin einreisen zu dürfen. Unter anderem ließ ich mir Pinsel und Farbe in die Hand drücken, um Hakenkreuzschmiererein in Neukölln zu beseitigen. Die Genossen durften mich bei der verbotenen Handlung sogar fotografieren, um mich anschließend in der Wochenendausgabe des „Neuen Deutschland“ als vorbildlichen Antifaschisten mit Westberliner Migrationshintergrund zu outen.

Doch dann kam jene schicksalhafte Stunde, in der mir alles um die Ohren flog. In einem Anfall geistiger Umnachtung rissen die Ossis in der Nacht zum 10. November 1989 die Mauer nieder und schenkten ihr Vaterland dem Klassenfeind. Ich lag gerade auf meiner Frau, als es an der Tür klingelte. Nichtsahnend öffnete ich. Ja, und da stand sie vor mir, meine bessere Hälfte aus der DDR, bereit mein gegebenes Eheversprechen einzulösen. Meine Frau rastete zuerst aus, dann Tatjana. Schließlich verbündeten sich beide und ich wurde von der gerufenen Polizei aus der Wohnung gezerrt – in Handschellen, weil mich meine Frau aus Rache als Haschischdealer denunzierte. Der Mauerfall hat 17 Millionen Ossis die Freiheit gebracht, mir dreieinhalb Jahre Gefängnis und eine bis heute anhaltende Angststörung, was Frauen angeht.

Beitrag von Sadhu van Hemp



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