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Das Potenzial von Cannabidiol
Text: Franzisak Reddel
Für Muskeln und Gelenke in Kombination mit einer Wärme- und Kältetherapie
Die Muskel- und Gelenktherapie ist ein komplexes Fachgebiet, welches ständig nach innovativen Behandlungsansätzen sucht, um optimale Ergebnisse für Patient:innen zu erzielen. In diesem Zusammenhang hat in jüngster Zeit eine bestimmte Verbindung erhebliches Interesse geweckt: Cannabidiol, besser bekannt als CBD. CBD, ein nicht-psychoaktives Cannabinoid, welches aus der Cannabispflanze gewonnen wird, zeigt ein vielversprechendes therapeutisches Potenzial bei muskulären und gelenkbedingten Erkrankungen. Die Integration von CBD in bewährte Behandlungsmethoden wie Wärme und Kältetherapie eröffnet neue Perspektiven für eine zielgerichtete Muskel- und Gelenkentspannung.
Die Wirkweise von CBD im menschlichen Körper
Cannabidiol (CBD) ist ein Phytocannabinoid, welches aus der Hanfpflanze gewonnen wird. Es interagiert mit dem Endocannabinoid-System des Körpers, einem komplexen Signal- und Steuerungssystem, das zur Homöostase beiträgt und an vielen weiteren physiologischen und pathophysiologischen Prozessen beteiligt ist.
Die Homöostase bezeichnet den Zustand des Gleichgewichts in einem offenen dynamischen System, welcher durch einen internen Regelungsprozess aufrechterhalten wird. In der Biologie umschreibt die Homöostase die Fähigkeit eines Organismus, trotz externer Veränderungen seine internen Bedingungen konstant zu halten. Diese Fähigkeit ist entscheidend für das Überleben und die Funktion des Organismus. Ein herausragendes Beispiel dafür ist der menschliche Körper, der Mechanismen besitzt, um die Körpertemperatur, den Blutzuckerspiegel, den pH-Wert des Blutes und viele andere Faktoren innerhalb eines optimalen Bereichs zu regulieren. Dies wird durch komplexe Prozesse ermöglicht, zu denen Hormone, Nervensignale und Verhaltensanpassungen zählen.
Es gibt zwei Haupttypen von Cannabinoid-Rezeptoren, welche im menschlichen Körper bislang entdeckt und erforscht wurden: CB1- und CB2-Rezeptoren. CB1-Rezeptoren kommen hauptsächlich im zentralen Nervensystem vor, insbesondere in Regionen, die für Motorik, Schmerzempfinden und Lernen zuständig sind. Sie sind auch in anderen Organen wie Leber, Lunge und den Nieren zu finden. CB1-Rezeptoren regulieren die Freisetzung von Neurotransmittern und beeinflussen so verschiedene physiologische Prozesse wie Schmerzempfindung, Appetit, Stimmung und Gedächtnis.
CB2-Rezeptoren hingegen kommen hauptsächlich im Immunsystem vor, insbesondere in B-Lymphozyten und natürlichen Killerzellen. Sie sind auch in anderen Geweben wie Milz, Knochenmark und Mandeln zu finden. CB2-Rezeptoren beeinflussen die Freisetzung von Zytokinen und spielen eine Rolle bei der Regulierung von Entzündungen und Schmerzen.
CBD bindet allerdings auch an andere Rezeptoren im Körper, wie den Serotonin-Rezeptor 5-HT1A, der an der Regulierung von Stimmung, Angst und Schlaf beteiligt ist; den Vanilloid-Rezeptor TRPV1, der an der Empfindung von Schmerz beteiligt ist; und den GProtein-gekoppelten Rezeptor GPR55, dessen Funktion noch nicht vollständig verstanden wurde.
Die Freisetzung und Wirkung verschiedener Neurotransmitter im Gehirn kann durch CBD beeinflusst werden. Einige Studien haben gezeigt, dass CBD die Freisetzung von Serotonin und Noradrenalin erhöhen kann. Dies könnte zu einer Verbesserung der Stimmung führen.
CBD kann auch die Wirkung von Dopamin beeinflussen, einem Neurotransmitter, der mit Belohnung und Motivation in Verbindung gebracht wird.
Es hemmt das Enzym Fatty Acid Amide Hydrolase (FAAH), wodurch höhere Spiegel des Endocannabinoids Anandamid entstehen. Anandamid ist ein körpereigenes Endocannabinoid, das als Neurotransmitter an der Regulierung von Stimmung, Appetit und Schmerzempfindung beteiligt ist. CBD kann auch die Glutamat- und GABA-Spiegel im Gehirn modulieren. Glutamat ist ein erregender Neurotransmitter, der an der Signalübertragung zwischen Nervenzellen beteiligt ist. GABA ist ein hemmender Neurotransmitter, der die Erregbarkeit von Nervenzellen reduziert. Durch die Modulation dieser Neurotransmitter könnte CBD eine beruhigende Wirkung haben und zur Linderung von Angstzuständen beitragen.
Durch seine Interaktion mit diesen verschiedenen Rezeptoren moduliert CBD eine Vielzahl von physiologischen Prozessen, einschließlich Schmerzempfindung, Entzündung, Stimmung, Appetit und Schlaf. Es hat auch neuroprotektive, antioxidative und antipsychotische Eigenschaften.
Die Wirkweise von CBD auf Muskeln und Gelenke
CBD kann den Körper während der Regenerationsphase unterstützen. Es besitzt entzündungshemmende, stressreduzierende und schmerzlindernde Wirkungen, verbessert die Schlafqualität und stärkt das Immunsystem. Die entzündungshemmenden Eigenschaften von CBD sind gut dokumentiert und spielen eine bedeutende Rolle bei der Reduktion von Entzündungen im Muskel- und Gelenkgewebe. Durch seine Interaktion mit dem endogenen Endocannabinoid-System moduliert CBD die entzündliche Antwort und trägt zur Linderung von Schmerzen und Beschwerden bei, die mit entzündlichen Zuständen einhergehen.
Zusätzlich besitzt CBD muskelentspannende Eigenschaften, die auf seine Interaktion mit GABA-Rezeptoren im zentralen Nervensystem zurückzuführen sind. Durch die Modulation dieser Rezeptoren kann CBD die Freisetzung von Gamma-Aminobuttersäure (GABA), einem Neurotransmitter mit beruhigender und muskelentspannender Wirkung, erhöhen. Die kombinierte Anwendung von CBD und Wärme- oder Kältetherapie könnte somit zu einer verbesserten Muskelentspannung und einer beschleunigten Genesung beitragen.
Was passiert im Körper nach einer Trainingseinheit?
Nach einem intensiven Training erschöpft sich der Körper zunächst und die Leistungsfähigkeit sinkt. In der Erholungsphase stellt der Körper jedoch nicht nur das ursprüngliche Leistungsniveau wieder her, sondern erhöht es für einen begrenzten Zeitraum über das Ausgangsniveau hinaus. Diese Phase, in der die Leistungsfähigkeit über dem Ausgangsniveau liegt, wird als Superkompensationsphase bezeichnet. Superkompensation spielt eine entscheidende Rolle bei der muskulären Regeneration und kann je nach Art der Gewebeschädigung unterschiedlich lange dauern.
Die Superkompensation beschreibt also eine überschießende Anpassungsreaktion des Organismus infolge einer belastungsinduzierten Auslenkung aus der Homöostase. Die ausgelösten Wiederherstellungsvorgänge verbessern die Leistungsfähigkeit über das Ausgangsniveau hinaus.
Die Superkompensation der Muskulatur bei einer Beschädigung des kontraktilen Apparates kann drei bis acht Tage dauern. Sehnen oder gar Knorpel sind stoffwechselärmer. Die Zeit bis zum Einsetzen der Superkompensation ist hier deutlich länger, da für die Anpassung der Strukturen mehr Zeit erforderlich ist.
Synergieeffekt von Wärme und Kältetherapie mit CBD
In der Physiotherapie werden verschiedene Therapieverfahren eingesetzt, die Wärme oder Kälte nutzen, um eine schmerzlindernde Wirkung bei Patient:innen zu erzielen. Sowohl Wärme als auch Kälteanwendungen können lokal oder am ganzen Körper eingesetzt werden. Um die Durchblutung zu fördern und Gewebe und Muskeln zu entspannen, wird häufig die Wärmetherapie eingesetzt. Dies kann in Form von Wärmepackungen oder Cremes geschehen.
Auch die Kältetherapie wird häufig als unterstützende Maßnahme zur Regeneration eingesetzt. Kühlpacks, Kompressen, Eisbad oder Kühlgele kommen hierbei zum Einsatz. Die Wirkung der Kältetherapie ist je nach Temperatur unterschiedlich, kann sich allerdings schmerzlindernd, entzündungshemmend und durchblutungsfördernd auf den Körper und seine Regenerationszeit auswirken.
Das Potenzial der Kombinationstherapie
Die Integration von CBD in bewährte Behandlungsmethoden wie oben genannte Wärme und Kältetherapie eröffnet neue Perspektiven für eine zielgerichtete Muskel- und Gelenkentspannung. Durch seine entzündungshemmenden und muskelentspannenden Eigenschaften könnte CBD in Kombination mit Wärme- oder Kältetherapie dazu beitragen, Schmerzen und Beschwerden bei muskulären und gelenkbedingten Erkrankungen zu lindern.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass CBD in Verbindung mit Wärme- und Kältetherapie ein vielversprechendes therapeutisches Potenzial bei muskulären und gelenkbedingten Erkrankungen aufweist. Durch seine entzündungshemmenden und muskelentspannenden Eigenschaften könnte Cannabidiol als Cannabinoid in Kombination mit Wärme- oder Kältetherapie dazu beitragen, muskulären und gelenkbedingte Schmerzen und Beschwerden zu lindern. Weitere Forschung ist jedoch erforderlich, um das volle Potenzial dieser Kombinationstherapie zu erschließen. Zukünftige Studien könnten sich auf die Untersuchung der optimalen Dosierung von CBD sowie auf die Erforschung der langfristigen Auswirkungen der Kombinationstherapie von CBD mit Wärme- oder Kältetherapie konzentrieren.