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Warum Hanf für Textilien die richtige Wahl ist

Text: Dieter Klaus Glasmann

Unsere Ernährung ist vielleicht derjenige Lebensbereich, dem die Menschen am meisten Bedeutung zumessen, jedenfalls sollten sie das tun, schließlich ist die Qualität unserer Nahrung doch maßgeblich entscheidend für die Erhaltung unserer Gesundheit. Daher macht das Integrieren von Hanf in unsere Ernährung so viel Sinn, weil die Pflanze so viele wertvolle Inhaltsstoffe beitragen kann. Wen wundert es also, dass Hanflebensmittel wie Hanfprotein, Hanfsamen, Hanfmehl und vieles mehr sich wachsender Beliebtheit erfreuen? Hanf ist vegan und die Herstellung der pflanzlichen Lebensmittel geschieht größtenteils nachhaltig und besonders umweltverträglich.

Im Windschatten dieser Entwicklung, zugegebenermaßen etwas weit abgeschlagen, folgt die Verwendung von Hanf in der Herstellung von Bekleidung und Schuhwerk. Prädikate wie nachhaltig, ökologisch und vegan sind zwar auch in diesem Bereich beliebt, doch die Produkte etablieren sich bislang nur sehr langsam. Bei Kleidung und Schuhen ist die Optik schlicht und einfach das schlagende Kaufargument. Die Frage nach der Herstellung wird dabei oft vergessen, doch stetig wird das Bewusstsein der Menschen auch hier sensibilisiert.

Hanfbekleidung in der Geschichte

In Form von Samen und auch Textilresten hinterlässt die uralte Hanfpflanze ihre Spuren in unserer Vergangenheit, und es scheint, als begleite sie die Menschheit durch die Jahrtausende. Seit mehr als 10.000 Jahren ist Hanf bekannt. Vor etwa 3.500 Jahren fand er sich bereits in Mitteleuropa, wo er unter dem lateinischen Namen Cannabis in den Pfeifen der Menschen seinen Weg fand. Bei beinahe jeder Ausgrabung prähistorischer Stätten werden auch Überreste von Hanftextilien oder Hanfsamen gefunden.

Auch Christoph Kolumbus, der durch Segel und Taue aus Hanf die Welt erkundete, kannte die Vorzüge dieses Rohstoffs. Das Segeltuch seines legendären Schiffs mit dem Namen Santa Maria war dem ständigen Kontakt mit Feuchtigkeit ausgesetzt. Andere Stoffe hätten die Strapazen der langen Reisen wohl nicht mitgemacht. In einer Zeit, als Entdecker die Ozeane überquerten und neue Welten erforschten, bewies Hanf seine außergewöhnliche Fähigkeit, mit Feuchtigkeit umzugehen. Die Geschichte von Hanf erstreckt sich rund um den Globus und über viele

Zeitalter, und schon vor etlichen Jahrhunderten war klar, dass keine andere Naturfaser so geschickt mit Feuchtigkeit umgehen kann wie Hanf.

Hanf, das Kraut der Armen

Hanf galt früher auch als das Kraut der Armen. Jeder konnte das Gewächs unkompliziert anpflanzen und erhielt auf diese Weise die begehrten nahrhaften Samen mit den wertvollen Inhaltsstoffen wie Eiweiß und Fettsäuren. Für das Wachstum einer Hanfpflanze werden keine Pestizide oder dergleichen benötigt und ein Hanffeld bringt dennoch dreimal so viel Fasern ein wie ein Baumwollfeld in gleicher Größe, und sogar viermal so viel Papier wie ein vergleichbares Waldgrundstück.

Schon eine Handvoll Hanfsamen versorgt den Organismus mit den notwendigen Proteinen für den Tag. Das Hanföl wurde unter anderem auch für Lampen genutzt, und die Blüten als Nahrung, Medizin und berauschendes Genussmittel. Die bei der Ernte anfallenden Fasern konnten für Oberbekleidung, Unterwäsche, Bettwäsche und auch Tischdecken verwendet werden. Kein anderes Kulturgewächs wurde vom Menschen so universell genutzt wie die Cannabispflanze. Auch heute noch stellt uns Hanf eigentlich alles zur Verfügung, was wir zum Überleben benötigen.

Die Vorteile Der Hanffaser Im Textilbereich

Neben den bereits erwähnten Vorteilen, verfügt die Pflanze über weitere Eigenschaften, die geradezu ideal sind für den Einsatz als Textil. Vor allem für Allergiker ist es eine optimale Alternative zu Baum- oder Schafwolle. Hanfkleidung ist hervorragend hautverträglich und löst keine Reizungen aus, außerdem ist sie antistatisch, und die Robustheit der Faser ermöglicht die Wäsche bei 60 Grad.

Hanfstoff kann aber noch mehr. Er reguliert die Temperatur und ist gewissermaßen klimatisierend, ist es warm, kühlt er, ist es kalt, so wärmt er. Ein weiterer Vorteil von Hanffasern ist ihre Schmutz abweisende Wirkung, was einen geringeren Einsatz von Energie beim Waschen verlangt.

Das alles ist schon beeindruckend, doch die ganz besondere Art und Weise, mit Feuchtigkeit umzugehen, machen Hanftextilien wirklich einzigartig.

Ein Hanftextil kann über 30 Prozent seines Gewichts an Wasser aufnehmen, ohne dabei an Stabilität zu verlieren. Darum dichtet Hanf dauerhaft ab, sodass Seile und Segel auch bei Stürmen und starker Nässe standhalten. Diese Haltbarkeit trotz Nässe ist unter anderem dafür verantwortlich, dass in früherer Zeit Hanf zum bevorzugten Textilrohstoff wurde.

Hanf kommt mit Schweiß wesentlich besser zurecht als jede andere Pflanzenfaser. Durch seine Hohlfaser kann Hanfstoff viel Körperflüssigkeit aufnehmen. Diesen gibt er nach außen ab, ohne negative Geruchsentwicklung. Hanfkleidung riecht darum auch länger frisch als andere Textilien. Will man die Eigenschaften von Hanfstoff mit herkömmlichen Textilien vergleichen, so lässt sich feststellen, dass Hanf dreimal so viel Feuchtigkeit aufnehmen kann wie Baumwolle und dreimal so schnell trocknet.

Kann Hanf sich gegen herkömmliche Textilien durchsetzen

Dass Hanfkleidung bis heute weit weniger Verbreitung gefunden hat als Hanflebensmittel, liegt unter anderem an der etwas schwierigen Verarbeitung. Die Faser ist sehr stabil und robust, und so ist es nicht so leicht, sie zu einem weichen und geschmeidigen Gewebe zu verarbeiten. Daher findet Hanf nur langsam den Weg in die Alltagsmode der breiten Masse.

Der wohl wichtigere Grund dafür, dass es wohl noch eine Weile dauern wird, bis sich Hanfbekleidung auf dem Markt behaupten wird, ist der Preis. Hanftextilien werden zum größten Teil in Manufakturen, also in Handarbeit, erzeugt.

Dadurch sind die Arbeitszeit je Kleidungsstück lang und die Stückzahlen klein.

Die Eigenschaften von Hanftextilien sprechen für sich, und so werden immer mehr Menschen Gefallen an dieser Alternative finden. Hanffasern sind leicht zu gewinnen, sie sind langlebig und biologisch abbaubar. Dass Hanf im Wachstum vergleichsweise wenig Wasser benötigt, wird angesichts von Wasserknappheit in allen Teilen der Erde in der Zukunft noch eine wichtige Rolle spielen.

Bekleidung und Schuhe aus Hanf werden die Welt nicht im Sturm erobern, aber sie werden sich langsam ihren Weg in die Mitte der Gesellschaft bahnen. Während Hanftextilien heute noch meist aus ideologischen Gründen gekauft werden, werden sie in einigen Jahren vielleicht schon von einer großen Zahl als bessere Alternative bevorzugt werden.

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