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In Colorado ging die Welt nicht unter
Keine der von Gegnern prognostizierten Untergangsszenarien trat ein.
Robert Brungert
Über Marihuana wurde nicht nur in den letzten Jahren viel geredet. Die einen reden vom "Rauschgift, welches die Jugend zerstört", die anderen von "Medizin, mit der Mensch und Natur genesen" können. Die einen glauben also das, die anderen etwas anderes. Solange es jedoch nicht einfach im realen Leben ausprobiert werden kann, wissen es beide Seiten nicht. In Colorado wurde Marihuana zu Genusszwecken legalisiert. Der Beschluss wurde für Colorado und Washington State per Volksinitiative im Jahr 2012 gefasst. Colorado war in der Umsetzung jedoch schneller und großzügiger, weswegen dieser US Bundesstaat mit immerhin 5 Millionen Einwohnern als Vorbild dient:
"Marihuana legalisieren – geht die Welt jetzt unter?"
Nein, die Welt ging in Colorado mit dem legalen Marihuanaverkauf am 01.01.2014 nicht unter. Auch vor der Legalisierung wurde es immerhin schon von vielen ansässigen Menschen konvonsumiert. Mit der Legalisierung konsumieren diese und auch andere Menschen jedoch gesünder. Es gibt den sehr wichtigen Jugendschutz, genauso wie wichtige Qualitätskontrollen. Wer in Deutschland "schlechtes Zeug" bekommt und zur Polizei geht, der erhält selbst eine Anzeige, da er sich strafbar gemacht hat.
In Colorado können einfach die zuständigen Behörden informiert werden, damit diese den jeweiligen Betrieb prüfen. Wenn dieser mangelhafte Ware liefert, muss er nachbessern oder ihm wird seine Lizenz entzogen. Nur wegen dieser Regulierung kann auch die Qualität von Marihuana kontrolliert werden.
Gibt es in Colorado jetzt die „Lost Generation“?
Wie schlimm steht es denn jetzt in Colorado mit den kiffenden Jugendlichen? Kann bereits von einer "Lost Generation" gesprochen werden? Ganz bestimmt nicht wegen Cannabis. Auf colorado. gov wurden am 20. Juni 2016 die Zahlen für das Jahr 2015 veröffentlicht. Es wurde geprüft, wie viele der Jugendlichen in den letzten 30 Tagen Marihuana konsumierten. 17.000 befragte Highschool Schüler liefern repressive Ergebnisse. Haben in den Jahren 2009 25 %, 2011 22 % und 2013 20 % der Jugendlichen in den letzten 30 Tagen Marihuana konsumiert, dann waren es im Jahr 2015 21 %. Mit 21,2 % liegt Colorado mit dem für erwachsene Bürger legalen Zugang für Marihuana um 0,5 % unter dem Durchschnitt für die gesamten USA. Dass es ein paar Schwankungen gibt, sollte jedem bewusst sein. Die Zahlen schossen jedoch nicht von 20 auf 40 % hoch, wie es einem vor der Legalisierung von den Gegnern praktisch angedroht wurde. Aber wenn die Jugendlichen bereits konsumieren, dann doch bitte mit Qualitätskontrolle fern ab vom Schwarzmarkt. Und natürlich kann derjenige, der Jugendlichen Marihuana gibt, weiterhin angezeigt werden. Auch mit der Regulierung vom Alkohol gibt es noch immer Jugendliche, die an diesen Alkohol herankommen. Hier sind Erwachsene schuld und dürfen dafür gerne auch belangt werden.
Kontrolle besser als Verbote
Wer in Colorado Marihuana anbaut, verarbeitet und handelt, der steht nicht mehr mit einem Bein im Gefängnis. Der Ansporn, sich an geltendes Recht zu halten, ist damit erst erkennbar. Wofür sollte ein „kriminelles Subjekt“ darüber nachdenken, ob es ein wenig oder etwas mehr kriminelle Energie entfaltet? Wofür sollte sich ein Drogenring über Jugendschutz, Produktqualität oder soziale Probleme der Konsumenten Gedanken machen, wenn all das für diesen Drogenring keine erkennbaren Vorteile bringt? Wer erwischt wird, ist so oder so "erst einmal weg vom Fenster". Wer jedoch seine Lizenz und damit Existenz verlieren kann, der hält sich auch an den Jugendschutz und die Qualitätskontrollen, um im Geschäft zu bleiben.
Tausende legale Jobs sind entstanden und Milliardenumsätze generierten hunderte Millionen Steuergelder. The Tax Foundation veröffentlichte am 12. Mai 2016, dass mit einem regulierten Markt für Marihuana (Faserhanf nicht eingeschlossen) 28 Milliarden US Dollar jedes Jahr allein an Steuern eingenommen werden können. Es handelt sich dabei nicht allein um Steuern für Marihuanaprodukte. Es geht auch um Arbeitnehmer, Unternehmer oder um Steuern auf Produkte, die mit dem Marihuanakonsum verbunden sind.
Steigt der Konsum?
Wird jetzt nach der Legalisierung nicht noch mehr Marihuana konsumiert? Doch, davon wird hier in diesem Artikel einfach mal ausgegangen. Die erwachsenen Menschen konsumieren in Colorado mehr Marihuana. Ist das schlimm? Nein, das ist es nicht, da von anderen Substanzen weniger genommen werden und es sich damit sogar zum Positiven ausgleicht. Einige Medikamente wie z. B. Schmerzmittel sind weniger nach gefragt. Es handelt sich um viele Medikamente, von denen ein starkes Suchtrisiko mit körperlicher Abhängigkeit ausgeht. Einige Medikamente belasten die Organe, haben sehr starke Nebenwirkungen und auch die schnell erreichte tödliche Überdosierung. Es wurden weniger dieser Medikamente eingenommen, womit zugleich auch an diesen Stellen die Todeszahlen für eine Überdosierung oder dem Suizid gesunken sind.
David Nutt erklärt in einem Bericht im Guardian vom 19.06.2012, dass der Alkoholkonsum um 25 % sinken würde, gäbe es legale Cannabiscafés. Dieser Mann war einst der Berater der britischen Regierung, der dieses Thema erforscht hat. Ob in Colorado 25 % weniger Alkohol getrunken wird? Das müsste ein paar Jahre länger beobachtet werden. Der Alkoholkonsum ist jedoch nachgewiesenermaßen rückläufig. Es gibt natürlich im illegalen wie im legalen Cannabismarkt immer einige Cannabiskonsumenten, die am Steuer sitzen und auch mal einen Unfall bauen. In Colorado ist es seit 2014 jedoch nicht schlimmer geworden. Auch vor der Legalisierung in Colorado lagen bereits Zahlen vor, dass in den US-Bundesstaaten mit legalem Medizinhanf die schweren Verkehrsunfälle um ca. 9 % gesunken sind. Bekifft fährt man automatisch vorsichtiger, angetrunken jedoch waghalsiger. Weniger trinken und weniger Medikamente nehmen, ist also sicherer im Straßenverkehr. Kiffen, trinken, starke Medikamente nehmen und dann noch fahren, das sollte man natürlich nicht machen. Beim Cannabis und auch vielen Medikamenten kann jedoch der medizinische Gebrauch bei vielen Patienten eine Ausnahme darstellen.