Tickboard

Page 1


Inhaltsverzeichnis

1

Einleitung

2

Analyse & Research

3

2.1. 2.2.

3.1. 3.2. 3.3.

Umsetzung

4

5 6

Experience Design im Kontext Interviews und Beobachtungen

Anforderungen

4.1. 4.2. 4.3. 4.4. 4.5. 4.6.

Herausgearbeitete Themen Quick- Concepts Anforderungen an das Konzept

Gestaltungskonzepte Technologien Funktionsweise Bedienung Feingestaltung Technik

Produkt Quellenangabe


1.

Einleitung Die Musikindustrie verzeichnet im letzten Jahrzehnt einen immensen Rückgang von Tonträgerkäufen. Zugleich schnellen die Preise für Konzerte, selbst für unbekannte Bands, in unfassbare Höhen. Dieser Zusammenhang lässt auf einen zunehmenden Durst nach erlebbarer Musik schließen. Trend: Weg von dem Industrieprodukt Tonträger, hin zum Erlebnis! Das Konzert erhält plötzlich eine völlig vordergründige Stellung in der Event- ,Platten- und Unterhaltungsmedienindustrie (Zitat von Klaus Meine, Scorpions: „Vor 20 Jahren haben wir Platten verkauft, um Leute für unsere Konzerte zu gewinnen. Heutzutage spielen wir Konzerte, um unsere Musik und Merchandise zu verkaufen...“). In einer Zeit, wo man für wenig Geld seine Lieblingsmusik auf den „iPod“ laden oder gar umsonst downloaden kann, zahlt man gerne, um die Show seiner Stars real zu erleben. Dieser Metatrend beschreibt das Interesse der Menschen, immer mehr Geld aber auch Zeit in einen Abend mit der Lieblingsband zu investieren. Konzerte sind DER Ort, um sich im tendenziell immer mehr „web 2.0.“basierten Alltag, mit Menschen real zu treffen um Emotionen zu teilen.


Die „erlebte Zeit“ ist kostbar und man möchte Teil des Ganzen sein. Man möchte nicht in der Masse versinken und zuschauen, sondern man will „seine“ Band erleben. Die Interaktion und Wechselbeziehung Publikum / Band ist dabei nicht unwichtig: Menschen bringen sich durch „Crowdsurfing“ oder gemalter Plakate in ein Rockkonzert mit ein und trotz der schlechten Qualität zieht man das selbstgemachte Video der Handykamera der perfekten Musik- DVD vor. Hier sind die Unterhaltungsmedien- und Plattenindustrie als auch Veranstalter angesprochen, dem immer anspruchsvoller werdenden Publikum „etwas“ zu bieten. Gestaltung hat in diesem Kontext sowohl einen wesentlichen Einfluss auf das Wecken von Emotionen (Gestaltung des Veranstaltungsortes, Lichtshow, Merchandise, Erlebnispotential der Show,...) als auch auf die Emotionsübertragung- und speicherung. Ziel meiner Arbeit ist es, ein verkaufbares Produkt zu schaffen, dass auf folgende Schlüsselfragen Antworten gibt: Wie kann ich den erlebbaren Wert des Konzerts verbessern? Wie kann ich die Übertragung von Emotionen verbessern bzw. neue Emotionen erschaffen um somit einen Mehrwert für das Konzert zu erreichen?

Formulierung der Bachelor Thesis, April 2010


2.1. Experience Design im Kontext Die Konzertbesucher kaufen sich Zeit. Zeit mit Freunden. Zeit mit seiner Lieblingsmusik. Eine schöne Zeit. Man kommt zusammen und teilt gemeinsame Interessen. Für ein paar Stunden lässt man sich unterhalten, ist aktiv oder inaktiv, redet oder schweigt, trinkt oder isst, und der Verantstaltungsort bietet den örtlichen Rahmen dazu. Die Gestaltung einer solchen Veranstaltung ist eine sensible und komplexe Aufgabe. Unterschiedliche Menschen reagieren unterschiedlich auf die Umwelt und Gegebenheiten, welche ihnen die Konzertlocation für einige Stunden bietet. Das Konzert an sich wird für einige zur Nebensache, denn es gibt Menschen zu treffen und viel zu erleben. Für den anderen gibt es in diesen Momenten kein Publikum im Raum, sondern nur die Band. Und die spielt im Geiste gerade nur für ihn. Der Begriff „Konzert“ ist breit gefächert. Ich möchte mich gerne, einem Metatrend folgend, auf das klassische Rockkonzert beziehen. Es ist zwar nicht zu unterschätzen, in welchem Maße elektronische Musik und Events die Menschen begeistern, jedoch hat das Rockkonzert schon einige Jahre hinter sich, und noch alle Krisen überstanden. Zu Erklären ist dieses Phänomen wahrscheinlich durch den Bann der manche Menschen umgibt, die mit einer simplen Gitarre auf der Bühne in der Lage sind, Emotionen zu kommunizieren. Diese Form der Unterhaltung, diese erlebte Musik wird wohl niemals aussterben.


In einem solchen Moment fühlt man sich wohl, sofern die subjektiven Parameter stimmen: Umgebung, Musik, Euphorie der Mitmenschen, etc. Diese subjektiven Parameter gilt es Herauszufinden und zu beleuchten, um mögliche Überschneidungen zu finden. Es ist wichtig sich dieser Situation auszuliefern, damit man die Menschen versteht. An einem solchen Event prasseln tausende Sinneseindrücke auf jeden einzelnen ein. Automatisch werden durch das subjektive Wertesystem, einem Filter ähnlich, die Eindrücke verarbeitet und gespeichert. Experience Design hat an dieser Stelle einen besonderen Stellenwert, es ist in diesem Rahmen allgegenwärtig. Es geht um abstrakte Themen, wie zum Beispiel das Freuen auf eine schöne Zeit, das Erleben und Erinnern an ebensolche. Heutzutage (und in Zukunft auch) muss man viel Geld für ein Rockkonzert bezahlen. Die Menschen strömen dennoch zu den wachsenden Festivals und Konzerthallen und sind bereit, dieses Opfer zu bringen. Verständlich, denn eigentlich sind Erinnerungen an eine gute Zeit mit keinem Geld der Welt zu erkaufen.


2.2. Interviews und Beobachtungen Um den genauen Stellenwert von Konzerten in den Köpfen der Menschen zu ermitteln, wurden Interviews durchgeführt. Da sich unter Konzertbesuchern unterschiedlichste Menschen befinden, ist die Qualität der Befragung wichtiger als eine quantitative Studie. Mich interessiert, auf welche Art und Weise die Menschen Konzerte erleben, daher sind kurze Storys und somit persönliche Zusammenhänge sehr wichtig. Diese geben wichtige Informationen über das Erleben, das Erinnern und das Fühlen. Die 9 Befragten sind unterscheidlichen Alters, zwischen 18 und 56. Unter den Befragten befanden sich Konzertgänger beider Extreme: Sehr häufige Besuche (mehrmals im Monat) und sehr wenige Besuche (einmal im Jahr). Exemplarisch folgt ein komplettes Interview, daraufhin wichtige Aussagen anderer Befragter und Beobachtungen.

Die hier befragte Person ist Anna, 29 Jahre alt. Sie ist Mitarbeiterin bei Roadrunner Records, eines der wichtigsten Rocklabels weltweit.

Die folgenden Fragen sind Storys. Erzähl sie mir!

Anregungen

für

kleine

Was macht für dich ein gutes Konzert aus? Gute Band, guter Sound, erträgliche Lautstärke und eine gute Klimaanlage :) Wie oft besuchst du Konzerte? Im Schnitt alle zwei Wochen, schätze ich, allerdings auch bedingt durch meine Job. „Freiwillig“ durchaus seltener, vielleicht einmal im Monat. Konzerte welcher Musikrichtung bevorzugst du? Definitiv Rock-Konzerte, das schließt sowohl Metal, Alternative, Punk, Indie und auch all den experimentellen Kram ein.Und Kommerzrock! Vor kurzem Kiss in Oberhausen. Der Oberbrüller. Blutgespucke und an Seilen durch die Halle fliegen – ich steh drauf! Nach welchen Kriterien entscheidest du dich für ein Konzert? Naja, ob mich die Band interessiert oder nicht...wie teuer die Karten sind, natürlich...die sind nämlich meistens sehr teuer. Jedoch habe ich auch durch den Job den Vorteil, oft nichts zahlen zu müssen=)


Was war dein schönstes Konzerterlebnis/Warum? Da gibt es mehrere. Natürlich Nine Inch Nails ca. 1999 oder 2000 in Berlin und 2009 in Düsseldorf – weil ich Riesenfan bin und die Band mir viel bedeutet. Bilder davon hängen sogar an meiner Wand=) Gleiches gilt für AFI, besonders 2002/2003 in Köln und Berlin, denn zu dem Zeitpunkt waren die hier noch so unbekannt, dass sie in minikleinen Läden gespielt haben und ich somit jeweils bequem in Reihe 1 stehen konnte. Ist dir schonmal was lustiges oder schlechtes auf einem Konzert passiert? Habe unfassbarer Weise mal ganz lässig und souverän einen Schlagzeugstock gefangen bei The Bronx in Hamburg. Wollte ihn nicht mal fangen aber er wurde praktisch in meine Hände geworfen, obwohl ich ganz hinten stand. Ein negatives Erlebnis ist sicherlich die Tatsache, dass ich bei einem Depeche Mode Konzert vor ca 100 jahren mitten im Mob umgekippt bin und rauskriechen musste. Kreislaufprobleme. Ätzend war das. Behälst du Erinnerungsstücke an das Konzert? Was und Warum? Ja, die Karten, IMMER! Einfach um mich auch noch in Jahren daran zu erinnern. Ich bin eh ein ErinnerungsMessi. Kannst du dir etwas vorstellen, dass dein Konzerterlebnis besser machen könnte? Eine Leiter oder bequeme 20 cm High Heels. Die Bildschirme mit Live-Übertragung sind jedoch auch erstmal eine Lösung...

Welche Live- Location bevorzugst du? Und warum? Auf keinen Fall die Essigfabrik in Köln. Ich hasse den Laden, genau wie das Palladium.Keine Möglichkeit sich wenigstens mal kurz hinzusetzen, nichts zu essen in der Nähe, blöde Säulen im Weg, unfähiges BarPersonal und Scheiß-Sound(Essigfabrik). Im Umkehrschluss mag ich persönlich Läden wie das Underground und die LMH (zentral in Ehrenfeld, bei mir um die Ecke, Cafe-bereich zum Hinsetzen. Das Gloria in Köln,das Grünspan in Hamburg: gemütliche Atmosphäre und man kann sich mit Freunden nen schönen Abend machen. Welchen Einfluss hat die Show, Bühnenbild, Licht,... auf dein Konzerterlebnis? Sollte ich die Musik der auftretenden Band gar nicht kennen, oder kein besonderer Fan der selbigen sein, hat das einen großen Einfluss. 4 regungslose Gestalten auf abgedunkelter Bühne würden sonst nur ein Grund sein, mich auch mal in der Woche schön zu betrinken, sprich, ich würde das Konzert dann am Tresen verbringen und überhaupt nicht mehr hingucken. Bei Großveranstaltungen: Was beeinflusst dein Konzerterlebnis? Übertragungsleinwände neben der Bühne,dann kann ich wenigstens auch mal was sehen. Bevorzugst du Konzerte einzelner Bands oder Festivals mit mehreren? Die Gründe dafür? Puh...eigentlich bevorzuge ich Konzerte, zumindest, wenn ich Fan der Bands bin. Da kann ich mit mit Leuten umgeben, die ähnliche Interessen haben und Spass haben. Wenn ich nur so mittelmäßiges Interesse an den Bands habe, sind Festivals natürlich der Knaller, um mich eventuell eines besseren belehren zu lassen oder


um ohne schlechtes Gewissen einfach mal während eines Konzertes einschlafen zu können. Ganz Allgemein: Wenn du an ein Konzert zurückdenkst, an was erinnerst du dich? Wie bitte? Ich kann nichts verstehen, hab so ein Piepen im Ohr...Natürlich an die Musik,die Bühne und die Freunde die dabei waren...

Gibt es Rituale die du bei jedem Konzert tust? In der Tasche wühlen und dann merken, dass ich meine Ohrenstöpsel wieder vergessen habe. Taschentuch zerkleinern und in die Ohren stecken. Wie schützt du dich vor Lärm? Siehe oben =)

Wie wirst du auf Konzerte aufmerksam? Flyer, Freunde, Newsletter, Job...manchmal hilft auch ein Blick auf meine Pinnwand, wo Tickets hängen, die ich beinahe vergessen hätte=)

Fotografierst du auf Konzerten? Womit und Warum? M mit einer Digitalkamera. Nur bei meinen Lieblingsbands, um eine Erinnerung zu haben. Die Photos werden aber immer scheisse, das ist mir aber irgendwie egal.

Was machst du vor dem Konzert? Was essen.Fotoapparat einpacken.Dabei Musik der anstehenden Band hören.Nachdenken, welches Schuhwerk aum schlausten ist.Und Schminken. Schließlich laufen ja speziell auf Metal-Konzerten viele extrem gutaussehende und vor allem gut riechende Männer rum. Der letzte Satz war ein Witz.

Filmst du auf Konzerten? Warum? Nö. Zuviel Aufwand die Kamera hochzuhalten.

Nach welchen Kriterien suchst du dir deine Konzertposition aus? Wo noch Platz ist, und ich nicht angerempelt werde. Bringst du dich gerne ins Geschehen mit ein ? Warum ? z.B. Pogo/ Stagediven, Tanzen, Singen, ... Eher nicht...Mitgesungen hab ich wohl schonmal=) Intressiert du dich für Merchandise vor Ort? Für welche Artikel und wieso diese? Jaaaaaaa. T-shirts, CDs & Taschen! Buttons finde ich auch niedlich.

3

Minuten

43

Schaust du dir das Material hinterher an? Warum? Photos klar, warum nicht? Schaust du dir zum Beispiel auf Konzertmitschnitte an? Manchmal, wenn mich die Band interessiert.

Youtube

Schaust du dir Musik DvDs an? Was reizt dich daran? Mag ich nicht so gerne, irgendwie langweilt mich das nach kurzer Zeit... Was machst du nach dem Konzert? Schlafen oder Ausgehen, je nach Wochentag und Lust.


Weitere wichtige Aussagen vom Befragten: Julia (22): Interessierst du dich für Merchandise vor Ort? Welche Artikel? „Mitschnitte mit nach Hause zu nehmen wären megaschöne Erinnerungen und Photos zum Mitnehmen.“ Fotografierst du auf Konzerten? „Klar, ich versuche den Moment einzufangen. Die muss ich dann immer meinen Freunden geben =)“ „Einige Fotos und Eintrittskarten hängen sogar an meiner Wand!“ Schaust du dir das Material hinterher an? „Eher selten, aber meine Freunde“ Luzie (20): Was war dein schönstes Konzerterlebnis? „Habe ein Gitarrenpic von Gene Simmons gefangen! Das hängt zuhause neben allen anderen Unterschriften die ich irgendwoher ergattert habe“ Beeinflussen Übertragungsleinwände dein Konzerterlebnis? „Ich fotografiere sie sogar lieber als dierekt die Bühne“ Was machst du vor dem Konzert? „Mit Freunden einstimmen und alte Bilder gucken. Ich freue mich schon immer drauf das neue Ticket von meinem Regal zu nehmen.“

Schaust du dir das Material hinterher an? „Natürlich, neben dem Ticket ist es das einzige was mich an den Abend erinnert...ich suche mich auch gerne auf gefundenen Bildern im Internet“ „Mich stört das nicht wenn Bilder unscharf sind oder Hände im Weg. Das Gefühl kommt trotzdem rüber“ Was tust du nach dem Konzert? „Nach hausefahren und schauen ob die Eintrittskarte zerknittert ist..dann möglichst schnell ein neues Konzert finden, damit ich mich wieder drauf freuen kann.“ Ariane (28) Dein schönstes Konzerterlebnis: „Dredg einem alten Theater. Das war eine tolle Stimmung, die Farben und die Location passten toll zur Musik.“ An was erinnerst du dich wenn du an Konzerte zurückdenkst? „Musik ist nebensächlich, es sei denn der Sound ist sehr schlecht, da kann ich mich dran erinnern. Ansonsten an das Bühnenbild und Momente mit meinen Freunden.“

Claudia (56) Gibt es Rituale die du bei jedem konzert tust? „Ich habe sogar noch Konzertkarten von vor 30 Jahren!“


Alexander (25) An was erinnerst du dich, wie sieht deine Erinnerung an Konzerte aus? „An den Blick auf die Bühne, meine Perspektive wie ich den Raum sah. Und welche Freunde dabei waren!“ Interessierst du dich für Merchandise vor Ort? „Eigentlich nicht, aber bei einem Festival lief ein Merchandisemensch herum, der USB Sticks mit dem Konzertmitschnitt verkaufte. Das war klasse“ Fotografierst du auf Konzerten? „Na klar, das macht doch jeder. Bei manchen Liedern sieht man die Bühne vor lauter in die Luft gestreckter Handys nicht mehr“ Was machst du nach dem Konzert? „Auf dem Heimweg mit Freunden über das Konzert reden, Photos austauschen.“ „Zuhause habe ich eine ganze Wand voll mit Eintrittskarten & Backstagepässen. Es ist mir wichtig sie ständig zu sehen. Sie erinnern mich an gute Zeiten und schöne Momente.“


Beobachtungen und Inspirationen Konzerte unterhalten Menschen nicht nur, sie sind auch eine Aussage über den Menschen, stehen für eine gewisse Einstellung. Diese Einstellung möchten man mitteilen, zum Beispiel durch Bandshirts, Merchandise mit aufgedruckten Tourdaten („Hier war ich“), oder anderen Artikeln, die auf eine spezielle Musikrichtung schließen lassen. Auch „Festivalbändchen“ sind Indikatoren für mehr als nur Musikgeschmack: Sie stehen für einen Lebensstil, zeigen wo der Besitzer war und mit welchen Leuten er sich umgibt. Wer dies gerne kommunizieren möchte, lässt diese Anzeichen gerne auch mal für mehrere Saisons an seinem Arm herumbaumeln. Neben dem obligatorischen Hochladen der angefertigten Handybilder auf Internet- Communities wie Myspace, Facebook oder StudiVz ist dies das offensichtlichste Anzeichen für den Äußerungswunsch. Neben dem extrovertierten gibt es auch einen sehr persönlichen Aspekt der diese Dinge erklärt: das Erinnern. Diese Gegenstände, auch Memorabilia genannt, helfen uns zu erinnern. Von mitgenommen Bierbechern bis hin zum teuren High-Glossy Tourbuch, es sind wertvolle Gegenstände die „dabei“ waren. Sie helfen uns zu Erinnern und machen Spass. In unserer Wohnung offensichtlich platziert sind sie ausschlaggebend für kleine Anekdoten und in unserem Schuhkarton unter dem Bett sind sie kleine Geheimnisse.

Musik und Merchandise ist heutzutage ein Statement.

Merchandiseverkauf vor Ort

Bändchenvergabe


Mindestens genauso wichtig wie diese Nachrufe eines Konzertabends ist die Antizipationsphase, die Vorfreude auf ein Konzert. Wie schon erwähnt, stellt das Konzert eine Geldinvestition dar, die an einem bestimmten Abend in Erlebnisse, und noch später in Erinnerungen umgetauscht wird. Bevor das geschehen kann, informieren sich Konzertgänger wann und wo welche Band auftritt, um möglichst schnell Karten zu sichern. Beobachtungen haben ergeben, dass nur ein sehr geringer Teil der Karten an der Abendkasse verkauft werden, die meisten jedoch zwei Wochen vor dem Konzertdate.

Stolze Teenies mit ihren Tickets

Man will also eine Sicherheit, dieses Konzert auch wirklich zu erleben. Nun ist die Vorfreude groß, denn es ist noch Zeit bis zu diesem Datum. Man will es nicht vergessen, führt sich sogar gerne vor Augen, was einen erwartet: Nicht selten werden Tickets an den Kühlschrank oder an die Pinnwand geheftet. Es gibt meist festgelegte Orte in Haushalten, wo man kommende Tickets aufbewahrt. Ein schönes Beispiel hierfür ist die sogenannte „Vorfreude- Tafel“. Diese Institution ist fest in der Wohnung verortet, ist ausschließlich für Konzerte vorgesehen und lässt auf eine häufige Nutzung schließen.

„Vorfreuden- Tafel“ zu Hause

Dieses Verhaltensmuster, sich ein anstehendes Erlebnis permanent ins Gedächtnis rufen zu wollen, und somit zu verstärken, findet man jedoch auch umgekehrt in der Nachbereitung. Viele Menschen hängen Memoribilia auf, schmücken die Tickets oder rahmen sie. Oft werden Tickets auch ergänzt, mit einem Zusatz in Form von Photos oder Gitarrenplektren. Ein Gestaltungswunsch wird somit deutlich.Die erlebte Zeit wird inszeniert. Zum Erinnern, und zum Geschichten erzählen. Die Verortung in der Wohnung hat eine große Bedeutung. Inszenierung im Nachhinein


Dieses Beispiel geht über die persönliche Erinnerung hinaus. Die Collage schreit geradezu: Hier war ich, das mag ich, das bin ich. Wie ein Puzzleteil steht ein jedes Ticket für die Person, die dahinter steht. Das Gesamtbild ist nicht nur ein schönes Beispiel für den nostalgischen Sammeltrieb von Konzertgängern, sondern zeigt mir als Gestalter auch den Wunsch, das Erlebte sichtbar machen zu können. Egal ob das Ticket zerknittert oder abgerissen ist. Dies liefert zusätzlich noch eine Portion Patina und macht die erlebte Zeit sichtbar. Gebrauchsspuren sind in diesem Falle fast schon erwünscht.


3.1. Herausgearbeitete Themen Das Auswerten der Interviews, die Eindrücke und Beobachtungen unzähliger Konzerte verlangte nach einer neuen spezifischen Terminologie. Die Quintessenzen aus Recherche und Beobachtung und die unausgesprochenen Gemeinsamkeiten und „Wünsche“ der Konzertgäste taufte ich „Themen“. Aus solchen „Themen“ lassen sich jeweils verschiedene Konzepte ableiten. Der Vorteil einer solchen Terminologie ist das schnelle Erfassen eines eigentlich komplexen und subjektiven Kontextes. Aus Kombinationen der Themen ergeben sich die Parameter und Anforderungen an das Lösungskonzept.

- Dreiteilung: Antizipation, Konzerterlebnis, Erinnerung. Ticket und Konzertgast durchleben alle drei dieser Phasen.

- Aufzeichnen: Ich möchte den Moment einfangen. - Das Ticket: Es ist in seiner physischen Form ein Erinnerungsträger und als reales Objekt wertvoll. - Verortung: Es besteht der Wunsch nach einem bestimmten Ort in der Wohnung, der physischen Raum für das Erlebnis bietet. - Mitnehmen: Es wäre wünschenswert, den Abend in Form eines Objektes voller Erinnerungen mitnehmen zu können.


3.2. Quick- Concepts Im Prozess der Themenfindung entstanden Quick- Concepts. Sie reissen die Themen kurz an und geben einen Ausblick auf Gestaltugnspotential. Auch wenn Sie negative Aspekte beinhalten waren sie eine große Hilfe im Bezug auf das Ausformulieren der Anforderungen an das Finale Konzept. Einige Beispiele: „Pick On Tick“

Ich kann vor Ort Fotos auf mein Ticket drucken. Die Tatsache, dass mit meinem Ticket etwas geschieht, steht hier im Vordergrund. Im Laufe der drei Phasen geschiet etwas in meinem Kopf und auf meinem Ticket. Beides ist nach dem Konzert etwas anders.


„Soundfoto“ und „Wackelkarten“

Kombination aus realem Foto und Soundwiedergabe. Das Experiment kombiniert die Medien in verschiedener Weise.

Analog: Eine analoge record- Karte erlaubt mir Sound auf zu nehmen (ähnlich einer „Geburtstagskarte“). Ebenfalls im Test: 3D- Wackelkarten. Ein guter Raumeindruck entsteht, der Erinnerungswert ist hoch. „Die Herstellung ist sehr aufwendig, eine Personalisierung und Anfertigung vor Ort wäre kaum denkbar“. So die Information von Mitarbeiter von „Supermotion“, Hersteller für 3d Karten.

Eine große Hilfe war mir hier die Literatur von David Frohlich & Jacqueline Fennell „Sound, paper and memorabilia: resour ces for a simpler digital photography“, July 2006. Darin wird mittels Usertests herausgefunden, dass die Kombi nation Foto und Sound im Gegensatz zum Video einen höheren Erinnerungswert hat.

„Treasure“

Momente werden nur für mich sichtbar. Die Verortung ist ganz persönlich und „klein“.


„My Trailer / Mark The Highlight“ Jeder hat Highlights während eines Konzertes. Momente, an die man sich erinnern möchte. Man kann hier diese Momente markieren und später einen persönlichen Trailer erhalten. Ein individueller Konzertmitschnitt wird erreicht.

Die Markierung könnte auch unbewusst ausgelöst werden, zum Beispiel durch Bewegung: Klatschen oder Bewegung ist ein Zeichen der Freude und markiert diese Momente.


3.3. Anforderungen an das Konzept Das Produkt muss auf die erste und letzte der drei Phasen, die Vorfreude und Erinnerung, eingehen und sie verbessern. Dadurch wird das Konzerterlebnis gesteigert. Das Ticket muss im Zentrum stehen: Es ist der Erinnerungsträger. Da Erinnerungen hochgradig individuell sind, muss es das eigene Gestalten der Erinnerung zulassen. Daraus folgt, dass ich Inhalte verändern können muss. Der Output des Gerätes muss vor dem Konzert ein anderer sein als nach dem Konzert. Das Produkt muss in der Wohnung verortet werden; für Besucher ersichtlich, da Geschichten aus der Erinnerung erzählt werden wollen.

Optimalerweise benutzt das Produkt bestehende Prinzipien der Eventorganisation (Tickets, bestehende Medien, ...) Die Bedienung muss intuitiv, der Erinnerungsfluss möglichst ungestört sein. Um die Vorfreude zu steigern muss es automatisch aktiv werden; eine Countdown / Reminder- Funktion haben. Das Produkt muss von selbst aktiv werden um den Reiz an Erinnerungen zu maximieren. Es muss bewusst bedienbar sein, Interaktion zulassen.

Es soll Platz für Erinnerung und für Antizipation schaffen.

Um den Willen nach gegenständlicher Memorabilia zu stillen, soll das Produkt die Schnittstelle zwischen analoger und digitaler Welt verschmelzen.

Es muss eine Wertung der verschienden Konzerterlebnisse zulassen.

Das Produkt muss den Wert des Erlebnisses kommunizieren.

Es soll Plattform-Charakter haben, um Austausch möglich zu machen Es muss eine eigene Gestaltung oder Arrangement zulassen.


4.1. Gestaltungskonzepte Als Einleitung untersuchte ich vor Ort bestehende Ticketprinzipien.

Ticketart

Sicheres Aufbewahren

Verschleiss

Gestaltungspotenzial

An/Ablegen

Besonderheit

Papierticket

Tasche, Handtasche, kann verloren gehen

kann knicken, reissen

viel Potenzial, aber Eventindustrie spart am Ticket

mitnehmen, einstecken

angerissen = Kult!

Papierarmband

sehr sicher

Gebrauchsspuren Gestaltungspotenzial hoch nur abschneiden schnell möglich nicht zu vermeiden unleserlich

Einwegplastikarmband

sehr sicher

Gebrauchsspuren Gestaltungspotenzial nicht zu vermeiden hoch, Materialvarianten

nur abschneiden super möglich Andenken

Eingeschweißter VIP Pass

sehr sicher: Tasche, Hals, an Hose befestigt

sehr gering

Haptik + Grafik aufwendig

einfach, frei

VIP Patch Pass

klebt auf Kleidung: nicht sicher

zerknittert und reisst

viel Potenzial, aber Material klebt nur einmal wertvoll, schnell abschränkt ein genutzt

sehr wertvoll


Die Anforderungen an das Konzept bekommen nun eine Form, werden anhand von Modellen ausprobiert. Die Gestaltungskonzepte beinhalten möglichst viele der formulierten Anforderungen. Die Funktionen und Varianten werden im Folgenden kurz aufgeführt: (1)

Armband als Speicherkarte

Das Armband ist eine beliebte und praktische Form der Eintrittskarte. Es wird gerne mitgenommen, kann kaum verloren gehen und erlebt das Konzert quasi mit, denn es ist immer nah an mir dran. Funtionsweise des Konzeptes: Bilder + Sound vom Konzert wird per Funk auf das Ticket gespielt (Prinzip: wireless USB Stick). Lieblingssongs oder Fotos von Freunden: Ich kann die Inhalte beliebig ergänzen! Das Ticket lädt zum Auseinandersetzen mit eigenen Bildern, von Freunden oder Online Material des Konzert. Es ermöglicht eine individuelle Erinnerungsgestaltung! Metapher: Ticket = Speicherkarte für Erinnerungen!


Gestaltungsmöglichkeiten des Outputs: Die Kombination aus einem Armband und einer „Outputplattform“ bietet unterschiedliche Gestaltungsmöglichkeiten.


Je nach Intention lassen sich die Tickets verschieden inszenieren: Vom persÜnlichen Bilderrahmen bis hin zum geheimen Schatz kÜnnen die Erinnerungsarmbänder archiviert werden.


Experimente mit Formen, Usability und Semantik


(2)

Haptisches Ticket

Ein weiteres Konzept stellt das Ticket an sich in den formalen Vordergrund. Als Schnittstelle zwischen realer Welt und Erlebnis, wird hier die Wichtigkeit des Objektes überprüft. Ein Anzeichen dafür, dass ein Drang nach haptischen Tickets besteht, zeigt sich an der Wertstellung von sogenannten VIP Pässen. Diese sind etwas besonderes, und vermitteln dies auch formal. Das Ticket soll als reales Objekt interessant gemacht werden und ähnlich wie in Konzept (1) digitaler Erinnerungsträger sein. Faktoren wie Sicherheit, Funktionalität und Haptik werden hier behandelt. Als Archiv und Abspielplattform für die haptischen Tickets muss eine offensichtliche, erkennbare Verortung her. Das Archivboard vermittelt den Wunsch nach Mitteilung. Die sich auf den Tickets befindenden digitalen Inhalte wie Bilder und Videos lassen sich von portablen Devices abspielen. Negativ: Die Trennung von Archiv und Abspielgerät ist grundsätzlich in Erwägung zu ziehen (wie in Konzept 1). Nach Selbsttests stellte sich heraus, dass dieses Konzept ein zu „austauschbares“, lebloses Userkonzept ist. Die Tickets stehen für Musik, gute Zeiten und Leben, daher soll das Erinnern an sich Spass machen und etwas besonderes sein.


(3) Paperticket und Memory Wall Dieses Konzept nutzt die bestehenden Papertickets. Scanner lesen die Barcodes auf den Tickets und auf dem Display erscheinen Inhalte. Hier steht der Kontrast zwischen einfachem Gegenstand und dennoch wertvollem Erinnerungswert im Vordergrund. „Band“- Konzept Die Tickets werden „durchleuchtet“, man erfährt für was sie eigentlich stehen, nämlich eine wertvolle Erinnerung. Das Konzept gibt Anregungen zum Erinnern, lässt dennoch genug Freiraum. Die Metapher um das Ticket, dass es eigentlich für eine erlebte Zeit steht, wird verdeutlicht.

„Lupen“- Konzept EIN Ticket im Vordergrund. Die Wertigkeit ist wichtig, denn es gibt kommende und vergangene Konzerte.


„Frame“ Tickets werden um den Screen gesteckt, die Inhalte werden somit sichtbar gemacht. Die Diaslideshows & Videos werden auf dem Hauptscreen gezeigt. „Collage“ Die Tickets sind praktisch hineinzuschieben. Eine Wertigkeit findet statt, je nach dem wie tief ein Ticket geschoben wird. „Memory- Cube“ Objekthafter, skulpturaler Charakter. Steht im Gegensatz zu den 2D Tickets seh im Vordergrund.


Das „Band“- Konzept Die Bewertung aller Konzepte unter den formulierten Anforderunegn ergab, dass das Konzept „Band“ weiterverfolgt wird. Es vereinigt mit Abstand die meisten gwünschten Aspekte und lässt noch viel Gestaltungsraum. Aus erinnerungstechnischer Hinsicht ist das besondere, längliche Format sehr wertvoll. Bildausschnitte reichen meist aus, um sich zu erinnern bzw. regen das Gedächtnis an. Die genaue Usabilty, Technologie und Formfindung gilt es nun herauszufinden.


4.2. Technologien Technologien der Informationsübertragung in diesem Kontext

Empfindlichkeit

Datenmenge

Datenübertragung

Usability: Lese/ Schreibzugriff

Kosten

realtiv empfindlich, knickempfindlich

sehr gering, wenige KB

Transponder (Tag), Lesegerät, EDV erforderlich

Datenübertragung kompliziert:SchreibLesesystem aufwändig

gering

Transponderkarte realtiv empfindlich, knickempfindlich

sehr gering, wenige KB

Transponder (Tag), Lesegerät, EDV erforderlich

gering

Eye- Fi / Wireless SD Card

mehrere GB

Authorisierte wireless Geräte erforderlich

Datenübertragung kompliziert:SchreibLesesystem aufwändig Datenübertragung kontaktlos, sehr einfach

RFID

relativ unempfindlich, Kontaktstelle muss geschützt sein

USB Stick/ SD Card unempfindlich wenn mehrere GB geschützte Kontaktstelle Barcode, Kamera scannt

Code muss lesbar sein

reicht aus, um zu Indentifizieren

sehr gering

Umständlich, Direkter Kontakt Kontakt bei Schreibe- und notwendig Lesevorgang notwendig

sehr gering

Transponder (Tag), Datenübertragung Kamera, Software erforderlich einfach

gering


4.3. Funktionsweise Das Ticket gibt, sobald es an dem Gerät angebracht wird, Inhalte zu dem dazugehörigen Konzert frei. Diese gestalten sich vor dem Konzert anders als nach dem Konzert. Ich kann die Inhalte jederzeit online ändern, je nach persönlichen Vorlieben. Vor dem Konzert Das neue Ticket wird an das Gerät angebracht und ist somit mit der Onlineplattform verbunden. Inhalte, die meine Vorfreude steigern sollen, werden abgespielt (Videoausschnitte, aktuelles CD Artwork und Songausschnitte, ...) Ich kann die Inhalte personalisieren, indem ich meine Lieblingssongs oder Bilder der Band hochlade. Die Ticketwand leuchtet hin und wieder rot auf, zeigt überraschend Inhalte wie Bilderslideshows. Das Aufleuchten wird höher frequentiert wenn das Konzert näher rückt. Am Tag des Konzertes Die Ticketwand leuchtet am Tage des Konzertes auf. Der Tag steht im Zeichen des Konzertes, daher werden verstärkt diese Bilder frequentiert. Wenn die Uhrzeit näher rückt, pulsiert das Licht und es wird Zeit, das Ticket zu nehmen und zum Konzert zu fahren. Nach dem Konzert Während und direkt nach dem Konzert werden von authorisierten Personen (Veranstalter, Fotograf, Mechandise- Mitarbeitern) Bilder vom Konzert hochgeladen. Wenn ich zu Hause angekommen bin und das Ticket wieder an das Gerät anbringe, werde ich mit Inhalten (Fotos, Videos, Special features, ...) direkt vom Konzert belohnt. Natürlich haben meine Freunde und ich auch Bilder gemacht, die vielleicht sogar schon hochgeladen wurden (via wireless Handy oder Rechner). Jetzt kann ich meine eigene Erinnerung gestalten, indem ich Fotos selektiere oder hinzufüge.

Videomitschnitte, Konzertfotos vom Veranstalter, Special Features Meine Bilder, Aufnahmen meiner Freunde

Onlineplattform/ Server


4.4. Bedienung/ Interface „Ich gestalte meine Vorfreude und Erinnerung“. Die Schnittstelle zwischen Ticket und Display, also realer Welt und Erinnerung ist das Herzstück des Konzeptes. Das Konzerterlebnis wird nicht nur durch das Gesamtkonzept gesteigert, sondern der Umgang mit dem Gerät an sich und wie es mich erinnert, lässt mich die erlebte Zeit noch wertvoller wahrnehmen. Das Konzept soll folgende Parameter als Output nutzen: - visuell, das Display stellt meine Inhalte dar - akkustisch, wenn ich möchte spielt es Videos und Musik ab - visuell, Leuchtsilouette lässt dezente Wertungen zu oder macht aufmerksam Eine hervorgehobene Ebene stellt ein einziges Ticket in den Vordergrund, das kommende Konzert. Es werden hier ganzformatige Bilder angezeigt, ohne dass das Ticket versenkt werden muss. Darüber hinaus können nur hier Videos und Musik abgespielt werden, auch von vergangenen Konzerten. Das technische Konzept macht die Benutzung zu einem Erlebnis: Das sanfte Hineinschieben der Tickets wird von grafischen Wellen auf dem Display begleitet, bis die Inhalte angezeigt werden. Das schnelle Hin- und Herschieben des Tickets spult die Slideshow nach vorne, oder hinten, je nach Richtung der Bewegung. Je tiefer das Ticket angebracht wird, desto „wichtiger ist es“. Die Anzeige des Tickets erhält dann mehr Fläche, bis hin zum Vollbildmodus. Die Slideshows spielt alle Bilder nacheinander ab, ob Kleinformat oder Vollbild. Bei nur einem Ticket wird das ganze Display im Vollbild genutzt. Wenn Bilder nur ausschnitthaft zu sehen sind, „schwimmen“ sie, bewegen sich langsam hin und her, sodass die Erinnerung angeregt wird.


Wenn das Produkt Tafel länger als 20 Minuten keine Bewegung von Tickets registriert, wird das Display dunkler, es werden sehr sporadisch Bilder gezeigt.Die leuchtende Silouette wird von Zeit zu Zeit selbst aktiv, leuchtet dezent auf und zeigt leise Slideshows vergangener Konzerte. Es spricht leise zu mir und erinnert mich dadurch an schöne Zeiten. Zu besonderen Anlässen, zum Beispiel wenn ein Konzert genau ein Jahr her ist, wird verstärkt dieses Ticket frequentiert, und es leuchtet auf. Diese Erinnerungsparameter kann ich jederzeit online modifizieren. Ich kann mich sogar entscheiden, wie, wann und ob mich das Gerät durch Leutsymbolik darauf aufmerksam machen soll, wenn z.B. eine Lieblingsband wieder in der Nähe ist!


4.5. Feingestaltung Das Gestaltungskonzept „Band“ hat bis jetzt folgende Eigenschaften: - Tickets werden an einer Fläche befestigt - Ausschnitthaft überlagert ein Display die Tickets - Es gibt eine Fläche, die hervorgehoben wird - Es gibt neben dem Display eine Licht- und Tonkomponente Nun folgt die Detaillierung aller gestalterischen Aspekte.


Bestandteile Das ungewöhnliche Darstellungsformat lässt die Inhalte niemals ganz erscheinen. Sie soll nur einen ausschnitthaften Reiz geben, um die Erinnerung hervorzurufen. Bedienaspekte und Größenverhältnisse werden überprüft.


Genaue Größenverhältnisse und Details werden optimiert. Die Relaltionen der Bestandteile sind wichtig: Ticket zu Board, Display zu Fläche und das gesamte Board zum Raum. Um ein Gefühl für den Raum zu bekommen, werden Mockup- Modelle und maßstabsgetreue Renderings erstellt.

Hier: Das erste Rendering. Die Displayfläche des hervorgehobenen Tickets orientiert sich am 10x15 Fotoformat. Dadurch ergeben sich die anderen Größen.Zu Gunsten des Erinnerungsfreiraums wäre ein kleineres Format sinnvoll, damit die Inahlte nur „angeschnitten“ werden. Im Kontext eines Raumes sind diese Größenverhältnisse ebenfalls zu groß, zu dominant für das Anbringen im Wohnbereich.


Überprüfung der Größenverhältnisse Orientierung an Ticketmaßen: 17cm und 8cm Der Goldene Schnitt erweist sich mehrfach als ästhetisch Beste Lösung.


Modul Das Gerät soll erweiterbar sein. Ohne zusätzliche Elemente sollen mehrere gleiche Objekte Gestaltung zulassen. Kombinationsmöglichkeiten untereienander und nebeneinander müssen gegebensein. Um dies zu Erreichen entschied ich mich für eine symmetrische Form, die beidseitig funktioniert. Die Technik tangiert dieser Aspekt wenig. Es befindet sich ein sogenannter Schwerkraftsensor in dem Gerät, damit es die Richtung erkennen kann. Lediglich die Darstellung auf dem Display muss angepasst werden.


Größenverhältnisse im Raum Das Ticketboard ist zum Aufhängen im Wohnbereich konzipiert und ist damit ein Wohnaccesoire. Es steht in Konkurrenz zu Bildern, Tapete, Fenster und Fotos. Formal gesehen ist das Board sehr zurückhaltent, lässt die Bilder sprechen. Dieses Produkt mit seinem geheimnisvollen Charakter ist somit alles andere als störend: In Kombination mit sich selbst ergeben sich schöne Kontraste zur meist weißen Wand, und setzten sich dezent gegen Bilder oder Möbel durch.



Detaillierung Die klare Formsprache zieht sich konsequent bis ins Detail durch. Im Vordergrund steht jedoch nicht die Ă„sthetik, sondern die InteraktionsmĂśglichkeit und Semantik. Daraus ergeben sich wiederum optisch interessante Details, wie das Abheben von der Wand.


Semantik Der Einschiebeprozess ist das Herzst체ck des Systems. Neben den formalen Andeutungen der Schnittstelle, sollen kleine Kugeln f체r einen weichen Bewegungsprozess sorgen. Das Board schwebt vor der Wand um die geheimnisvolle Wirkung zu verst채rken.


Wichtig ist bei dem Entwurf, dass die Technik komplett in den Hintergrund rückt. Keine unnötige Darstellung von Technik soll den User stören. Das Board soll Geschichten erzählen. Dies verleiht ihm einen magischen Charakter, der nicht von technischen Details getrübt werden soll.


Lichtfuge Beim besonderem Anlass wird die Lichtfuge aktiv. Das Gerät macht optisch auf sich aufmerksam, in dem die Fuge zwischen Display und Hinterseite beleuchtet wird. Aus sematischer Sicht ist diese dezente Betonung der Schnittstelle sehr wichtig, da sie den Ticketinput in den Vordergrund stellt („hier passiert etwas“). Außerdem wird das Licht zur Gewährleistung der Kameraaufnahme genutzt.


Die technische Verbindung zwischen Vorder- und Rückseite ist an der hervorgehobenen Fläche verortet. Aufgrund der Länge muss noch eine weitere Verbindung nahe der linken Aussenkante her: Experiment 1: Um das ausschnitthafte Darstellen von Inhalten zu maximieren, werden zufällige verbindungen geschaffen. Das gerade hineinschieben ist zwar möglich aber nicht überall. Man ist somit gezwungen die Karten angewinkelt bzw. angeschnitten zu plazieren. Experiment 2: Es wird über die gesamte Fläche eine Verbindung geschaffen. Das Einschieben der Tickets ist sehr eingeschränkt. Experiment 3: Um eine möglichst maximale Platzierungsfreiheit zu gewährleisten und den eigenen Gestaltungsdrang zu fördern, wird lediglich eine kleine Verbindung geschaffen. Diese reicht völlig aus um das Display zu stützen. Die Verbindung wird seitlich mit einemAbstand von einer Ticketlänge zum Rand, und mittig positioniert. Somit wird eine komplette Versenkung seitlich ermöglicht.


Material und Farbe Das Board steht in direkter Konkurrenz mit der Wand. In den meisten Fällen ist diese weiß oder von einer anderen hellen Farbe. Darüber hinaus sind die Tickets weiß, und diese müssen in den Vordergrund. Das Experiment zeigt: Weißkombinationen fallen ganz heraus. Die Kombination schwarz glänzend und schwarz matt ist alles andere als eintönig, sondern gerade in diesem Fall hoch interessant.



Sound Der Mini- Speaker ist an der Rückseite der hervorgehobenen Fläche angebracht. Der Gestaltungsphilosophie folgend ist der Lautsprecher unsichtbar und lässt die Musik aus dem Nichts erscheinen. Die leistungsfähigen Mini- Speaker sind an einer länglichen Platine befestigt und sind an der Rückseite nur durch eine schmale Linie erkennbar. Lautstärkeregelung Es befindet sich an der Ober- und Unterseite des hervorgehobenen Displays jeweils ein länglicher Touchsensor. Bei Berührung und Gleiten von rechts nach links, wird die Abspiellautstärke der Musik und Videos geregelt.


Stromversorung Aufgrund der technischen Features entschied ich mich für eine permanente Stromversorgung. Es könnte bei Akkueinsatz ein eventuelles Versagen durch Energiemangel eintreten. Dies wäre höchst unangebracht für ein Gerät, dass automatisch und jederzeit auf sich und die Erlebnisse aufmerksam machen soll. Die permanteten Stromversorgung ist eine gestalterische Herausforderung, da die gerade Formsprache nicht gestört werden soll. Das schwarze Bord ist dominant, das weisse Kabel verschmilzt optisch mit der Wand, ist fast unsichtbar. Die Geräte können in unterschiedlicher Richtung angebracht werden, und somit auch durchaus übereinander hängen. Um den Kabelverlauf gerade zu lenken, ist ein schmaler Kanal nötig. Damit die anderen Kabel nicht mit den anderen Geräten stören, ist das Wandbefestigungselementadditiv um eine Kabeldicke (3mmm) von der Wand entfernt.


4.6. Technik Zur Erfassung der Tickets werden Mini- Kameras verwendet. Sie sind ähnlich die eines Fotohandys, allerdings von einer niederkomplexeren Bauweise. Sie müssen technisch gesehen lediglich den rundumlaufenden Identifikationstext des Tickets erfassen. Um Strom zu sparen sind die Kameras nicht permanent aktiv. Sie werden eingeschaltet, sobald die Kugellager Bewegung melden. Ein direktes Erkennen von Tickets und deren Bewegung ist somit möglich. Die Darstellung und Erfassen erfolgt parallel und ohne Verzögerung. Beispiel für 2d Texterkennung: Mini Copper Augmented Reality Commercial. Eine bestimmte Grafik wird von der simplen Web-Cam erkannt und eine Projezierung folgt der Bewegung. Trotz ihres geringen Platzbedarfs von ca. 4 x 4mm, sind die Kameras sehr günstig. Sie befinden sich auf der Rückseite des Displays rundum der Kante jeweils alle 5 cm, sodass ein direktes Erfassen des Tickets gewährleistet ist. Insgesamt werden 20 Kameras verbaut. Die Tickets besitzen Markierungen rundum, den sogenannten Text. Dieser Text ist durchgehend, sodass selbt bei Knicken ein genaues digitales Abbild der verdeckten Fläche realisiert werden kann.


Licht Da das LED- Band direkt bei den Kameras verortet ist, kann dieses bei Dunkelheit eine geringe Menge Licht abgeben, um die Fuktionsfähigkeit der Kameras zu gewährleisten. Rollen Ein rundumlaufendes gefedertes Kugellager gibt den Tickets mechanischen Halt und sorgt für ein angenehmes, weiches Einschieben dieser. Die Kugeln sind am Äußersten Rand angeordnet, um die Kameras bei Bewegung zu aktivieren. Ausserdem stellen sie die Bewegung eines Tickets fest, und geben diese Information an das Display und LED Band wetier. Internetaufbau Das Gerät wählt sich in das drahtlose Heimnetzwerk ein, um Kontakt mit dem Server aufzunehmen. Auf der Server sind alle Inhalte die abgespielt werden sollen gespeichert und modifizierbar. Um sich in das geschützte Netzwerk einzuwählen benötigt das Gerät die Zugangsdaten, diese werden von einer Software codiert, ausgedruckt und einamlig am Gerät eingelesen. Das Gerät ist somit aktiviert. Befestigung Die Befestigung an der Wand geschieht durch zwei Langlochbohrungen der Rückwand. Die Lösung ist technisch einfach zu realisieren und das Anbringen an der Wand ist sehr leicht durch zwei Schrauben und Dübel gelöst.


BemaĂ&#x;ung

174 834

94

16 10


Technischer Aufbau

Display Frontscheibe 3 TFT Displays Displayschale LED Leuchtband Federnt gelagerte Kugeln, Sensoren 20 Mini Kameras Hintere Schale Stromkabelausgang mit F체hrungsnut Durchbruch f체r Elektronik Wandbefestigungselemente Touch Oberfl채che zur Lautsr채rkeregelung, oben und unten Lautsprecherelement


5.

Produkt







6. Quellenangaben

David Frohlich, Jacqueline Fennell „Sound, paper and memorabilia: resources for a simpler digital photography“ Springer Verlag, Juni 2006 Mark Blythe „The Digital Music Box: Using Cultural and Critical Theory to Inform Design“ Department of Computer Science University of York, 2007 http://www.mini.de http://www.eventim.de http://www.amazon.de http://www.stadtrevue.de/ http://www.u2tour.de http://blog.pennlive.com


Hiermit erkl채re ich, dass ich diese Arbeit eigenst채ndig und ohne Hilfe anderer angefertigt habe.

Arthur Almenr채der, 13.09.2010



Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.