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Alternative Navigation im städtischen Raum
Expose
Gestaltung eines Produktes zur Steigerung der Orientierung in der Stadt durch Einbindung der Erlebnisintensivierung.
Heutzutage fährt fast jeder mit einem „Navi“ in seinem Auto oder lässt sich von seinem SmartPhone den Weg zu Fuß anzeigen. Man wählt zum Beispiel „TOMTOM“ oder „GoogleMaps“ zur Hilfe, um sich durch die Stadt führen zu lassen, ohne die Orientierung zu verlieren. Doch leider haben diese Navigations-Systeme zur Folge, dass man aufhört, sich mit seiner Umgebung auseinanderzusetzen und die Verantwortung der Technik überträgt. Der Bezug
zur wahren Welt gerät immer mehr ins Abseits und kann sogar befremdlich wirken. Gerade bei nicht Ortskundigen kommt so ein Gefühl schnell auf. Auch das vielleicht mit etwas Scham begleitete Nach-dem-Weg-fragen fällt immer häufiger weg. So nimmt auch der zwischenmenschliche Kontakt ab. Mein Produkt soll dem Abhilfe schaffen und dem Benutzer, ob Einheimischem, Zugezogenem oder Touristen, helfen, einen bewussten Bezug zu seiner Umgebung aufzubauen. Dabei kann die Technik weiterhin ein Helfer sein, aber sie soll nicht dazu beitragen, dass man aufhört zu denken. Im Gegenteil: Sie soll das Wahrnehmen fördern, um sich im städtischen Raum besser zu orientieren.
Sich in seiner Umgebung zu orientieren bedeutet: die Stadt wahrzunehmen. Das kann für einen neu Zugezogenen von Interesse sein, aber auch für den Einheimischen, der seine Perspektive auf die Stadt erweitern möchte. Analoge wie auch technische Ansätze, die dem Anwender die Stadt näher bringen oder intensiver wahrnehmen lassen, kommen in Betracht, zur Lösung beizutragen. Das Produkt soll kein weiteres NavigationsSystem werden, was den Benutzer von A nach B kommen lässt. Es soll in seiner funktionalen und formalen Ausarbeitung den Benutzer stärken, auf seine Orientierung zu vertrauen, sich eventuell ins Stadtbild einzubringen und den Charakter der Stadt wahrzunehmen.
Inhaltsverzeichnis
01
_00 1
Navigation vs. Orientierung
_006
Orientierung auch ohne GPs
_007
Begriffsklärung
_002
Orientierungshilfen
Feldstudie Kamera
Positionierung am Körper
Feldstudie Uni
Versuch zur Orientierung
_003 Wo will ich hin?
_008 Feldstudie Sphäre
_004 Personen in der sTadt
_009 Feldstudie Ballon
_005 Feldstudie Berlin
_0 1 0 Konzept
Mind-Graph
Personengruppen
Versuch zur Orientierung
Nacherleben
Perspektive Plus
Archivieren und nacherleben
Begriffskl채rung
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Die Unterschiede zwischen Navigation und Orientierung Die beiden Begriffe, Navigation und Orientierung meinen auf den ersten Blick scheinbar das Gleiche. Es gibt einige Schnittmengen, die das differenzieren nicht einfach machen. Jedoch bestehen feine Unterschiede, die für meine Arbeit interessant sind. Die Navigation besteht aus drei Teilbereichen. Um seinen Weg zu planen benötigt man seine
genaue geografische Position, welche durch verschiedene Methoden der Ortsbestimmung ermittelt wird. Dann wird die optimale Route errechnet und das Fahrzeug auf direktem Kurs zum Ziel gesteuert. Im allgemeinen Sinn kann Navigation auch den Gleichgewichtssinn und die Raumvorstellung beinhalten und meint dann das Zurechtfinden im topografischen Raum. Bei der Navigation geht es also um das Steuern von Fahrzeugen, aber immer unter Berücksichtigung das Ziel mit der besten Route zu erreichen. Orientierung steht, wie die Navigation, für die Ortsbestimmung. Jedoch beinhaltet Orientierung viel mehr, das sich Zurechtfinden unter den
Gesichtspunkten von Zeit, Ort, Situation und der eigenen Person. Für die optimale Orientierung stehen Faktoren wie eine gut funktionierende Wahrnehmung, ein ungestörtes Bewusstsein, Aufmerksamkeit, der Zeitsinn und das Gedächtnis. Um sich in einer Umgebung, wie zum Beispiel dem städtischen Raum, zurecht zu finden könnte man sich navigieren lassen. Das ist eine sehr passive Art sich mit seiner Umgebung auseinander zu setzen, jedoch mit dem Ziel schnell von A nach B zu gelangen. Nutzt man eher seine Orientierung, kann der Weg bei nicht optimalen Ortkenntnissen länger dauern, aber man erlebt seine Umwelt.
Orientierungshilfen
002
Orientierung zum Raum Der Raum ist eine Art Behälter für Materie und für die menschliche Erfahrung in drei Dimensionen definiert: Höhe, Breite und Tiefe. Es gibt aber noch die Zeit, die laut Relativitätstheorie mit dem Raum eine vierdimensionale RaumZeit-Dimension einnimmt.
Um sich tatsächlich im Raum zu orientieren wird vorausgesetzt sich durch den Raum zu bewegen. Unsere stark veränderten Lebensumstände haben ein Abnehmen der räumlichen Orientierung zur Folge. Das Bewegen durch den Raum macht es uns möglich die räumliche Orientierung zu erlernen. Somit ist das aktive körperliche Bewegen durch den Raum ein ausschlaggebender Faktor für das Entstehen der räumlichen Orientierung. In jungen Lebensjahren wird die kleinräumige Orientierung
eingeübt und im Alter zur geographischen Orientierung erweitert. Erst durch das Verknüpfen von Erfahrungen und der geografischen Lage verschiedener Orte entsteht eine imaginäre Karte, die es uns möglich macht sich in unserem Umfeld zu orientieren. Es ist erwiesen, dass bei Menschen, die in ihrer Kindheit vorwiegend mit dem Auto transportiert worden sind, die Orientierungsfähigkeit nur sehr schwach ausgebildet ist.
Süden mit der Uhr bestimmen Das ist eine Möglichkeit die Himmelsrichtung ohne einen Kompass zu bestimmen. Dafür braucht man eine analoge Uhr und die Sonne. Zunächst richtet man den Stundenzeiger in Richtung der Sonne aus. Danach halbiert man das Feld zwischen dem Stundenzeiger und der Ziffer 12 mit einem gedachten Strich von dem Mittelpunkt der Uhr aus. Dieser Strich zeigt in Richtung Süden und dient zur Orientierung.
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Die Entfernung schätzen Mit dem Daumensprung lässt sich die Entfernung von sichtbaren Zielen ohne große Erfahrung ermitteln. Die Distanzermittlung mit dem Daumensprung basiert darauf, dass sich quer laufende, kurze Distanzen leichter schätzen lassen. Man schließt ein Auge und streckt die Faust von sich mit dem Daumen nach oben. Öffnet und schließt man nun beide Augen abwechselnd, fängt der Daumen an zu springen. Schätzt man nun die Distanz vom angepeilten Ziel und dem Sprung des Daumens muss der geschätzte Wert mit dem Faktor 10 multipliziert werden und man erhält die ungefähre Entfernung zum Ziel.
Besser den Weg zurück finden Gerade bei Touren in fremden Städten ist dies ein nutzvoller und gleichzeitig simpler Trick den Weg zum Hotel oder zum Auto zurück zu finden. Man muss nichts weiter machen, als sich auf seinem Weg nach einer gewissen Strecke umzuschauen. So prägt man sich den Weg auch aus der anderen Richtung ein. Obwohl man sich nicht jedes Detail genau einprägen wird, speichert unser Unterbewusstsein markante Punkte, an denen wir uns auf dem Rückweg orientieren können.
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Es geht aber auch mit GPS Global Positioning System (GPS), offiziell NAVSTAR GPS, ist ein globales Navigationssatellitensystem zur Positionsbestimmung und Zeitmessung. Es wurde seit den 1970er-Jahren vom US-Verteidigungsministerium entwickelt und löste ab etwa 1985 das alte Satellitennavigationssystem NNSS (Transit) der US-Marine ab, ebenso die Vela-Satelliten zur Ortung von Atombombenexplosionen. GPS ist seit Mitte
der 1990er-Jahre voll funktionsfähig und stellt seit der Abschaltung der künstlichen Signal-
verschlechterung (Selective Availability) im Mai 2000 auch für zivile Zwecke eine Ortungsgenauigkeit in der Größenordnung von 10 Me-
tern sicher. Die Genauigkeit lässt sich durch Differenzmethoden (dGPS) auf Zentimeter steigern, für spezielle Anwendungen in der Geodäsie lassen sich auch noch genauere Messungen erzielen. GPS hat sich als das weltweit wichtigste Ortungsverfahren etabliert und wird in Navigationssystemen weitverbreitet genutzt. Die offizielle Bezeichnung ist „Navigational Satellite Timing and Ranging - Global Positioning System“ (NAVSTAR-GPS). NAVSTAR wird manchmal auch als Abkürzung für „Navigation System using Timing and Ranging“ genutzt. GPS wurde am 17. Juli 1995 offiziell in Betrieb genommen. (Quelle: wikipedia.com)
Navigationsgeräte und was sie können Ein Navigationsgerät macht es uns möglich in unbekannte Gebiete vorzudringen ohne sich zu verfahren. Dafür ist es nur nötig seinen Zielort einzugeben. Der Standort und die Route zum Ziel werden durch das Gerät ermittelt. Oft kann man sogar zwischen verschiedenen Routen wählen: möglichst schnell, Sprit spar-
end oder aber auch eine Route auf der es viel zu sehen gibt. Auch die Stimme des Gerätes ist einstellbar. Meist eine zuvorkommende
Frauenstimme, die uns oft kühl und unpersönlich ans Ziel kommandiert. Alles ganz nach den persönlichen Bedürfnissen. Allerdings gehen die menschlichen Bedürfnisse oft über die bereits genannten Faktoren hinaus und das Navi gerät schnell an seine Grenzen. Es schafft zwar ohne Probleme den Nutzer von A nach B zu navigieren, jedoch ohne auf seine subjektiven Bedürfnisse einzugehen. Es hält für den Nutzer keine interessanten Informationen bereit und setzt sich nicht mit der Umgebung auseinander, durch die man reist. Zwar können manche Navigationsgeräte bereits das persön-
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liche Bewegungsprofil des Nutzers in die Berechnung mit einbeziehen oder ihn vor einem Stau warnen, doch die Orientierung des Users wird nicht berücksichtigt oder gefördert. Man befindet sich in einer Art Tunnel, die das Wahrnehmen und Reflektieren des eigenen Umfelds unmöglich macht, was dadurch noch verstärkt wird, dass man sein Bewusstsein abstellt und einer Maschine gehorcht, dessen Welt sich auf die nächsten 200m beschränkt nach denen man links abbiegen soll. Ein Navigationsgerät dient also ausschließlich dazu den passiven Nutzer möglichst effizient von A nach B zu steuern.
Fahrrad- Navi Bei Fahrradnavigationsgeräten wird es etwas komplizierter, da ist es nicht ganz so einfach ist an sein Ziel zu gelangen. Es müssen weitaus mehr Vorbereitungen getroffen werden als bei einem Navi für das Auto, auch lässt ihre Zuverlässigkeit je nach Wetterlage zu Wünschen übrig. Vom Nutzer werden auf jeden Fall mehr Vorkenntnisse verlangt. Er muss sich mit seiner Route im Voraus intensiver auseinander gesetzt haben, um sein Navi mit genügend brauchbaren Daten zu speisen, die ihn dann an sein Ziel bringen. Allein eine gute Karte auf das Gerät zu laden ist oft mit viel Aufwand und Ausprobieren verbunden. Dennoch fehlt auch hier das Eingehen auf und Nutzen von der Orientierung des Users oder eine aktive, reflektierte Auseinandersetzung mit seinem Umfeld.
Kompass
Tiere
Es gibt unterschiedliche Arten von einem Kompass, doch sind alle ein Messgerät zur Bestimmung einer Richtung (Himmelsrichtung). Die modernste Art ist ein elektronischer Kompass, der auf der Basis von Hall-Sensoren oder Fluxgate-Magnetometern funktioniert. Ein Kreiselkompass hingegen funktioniert ohne die Nutzung des Erdmagnetfeldes. Dieser orientiert sich an der Rotationsachse der Erde und zeigt die Nord-Südrichtung an. Die älteste Variante ist der Magnetkompass, der sich wieder am Erdmagnetfeld orientiert und immer die magnetische Nordrichtung anzeigt.
Mit hilfe des Erdmagnetfeldes ist es auch manchen Tieren möglich sich zu orientieren. Sie könne sogar ihre absolute Position auf der Erde bestimmen. Dies gelingt über die Kombination der drei Parameter Nordweisung, Intensität und Inklination (Neigungswinkel des Erdmagnetfeldes). Durch das Messen von Intensität und Inklination weiß das Tier genau, wo es sich auf der Erde befindet. Gerade bei Zugvögeln ist diese Fähigkeit überlebenswichtig.
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Stadtführer Wer kennt das nicht, man bereist eine Stadt und ist total verloren, also besorgt man sich einen Stadtführer. Davon gibt es eine ganze Menge. Angefangen bei dem klassischen FalkReiseführer, der hauptsächlich aus Kartenmaterial besteht und wenig auf die Bedürfnisse des Reisenden eingeht. Lonely Planet hingegen
hält da schon mehr Informationen für den Reisenden bereit. Der gewöhnliche Tourist plant seinen Aufenthalt von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit, doch das wirkliche Insiderwissen bleibt ihm weitestgehend verborgen. Anders ist es da bei „NFT“. Der Titel sagt schon alles: Not For Tourist. Hier kann man sicher sein, dass das Angebotene definitiv nicht für den typischen Touristen ist. Auch in dem Stern Magazin Neon gibt es in jeder Ausgabe einen kleinen Artikel, indem von einem Einheimischen eine
bestimmte Stadt mit Lieblingsplätzen, Restaurants und den richtigen Kniffen sich in der Stadt zu recht zu finden, vorgestellt wird. Auch das Magazin Wallpaper hält einen Stadtführer bereit, der auf den klassischen Wallpaper-Leser zugeschnitten ist. All diese Stadtführer gibt es natürlich auch als App für das jeweilige SmartPhone.
Mind-Graph
003 + Mensch
Bedürfnisse,... –> Wahrnehmung –> Orientierung –> Übersicht –> Intensität –> r.-Vorstellung –> Kommunikation –> Sicherheit –> Subjektivität
??? Eingeborener
Stadtplan
Tourist
Zugezogener
Wegsuchender
0
Qualität d. Orientierung Space, Sinne,.. –> Raum –> Zeit –> Gefühle –> Sinne
1
1Dimensional
2
2Dimensional
3
3Dimensional
4
Zeit
5
Gefühle
003
Positionierung Um mein Themenfeld zu konkretisieren und einen besseren Überblick meiner Position in der Arbeit zu bekommen, habe ich den Mind-Graphen erstellt. Er soll zeigen zu welchem Ergebnis ich mit meiner Arbeit kommen möchte. Der Graph setzt sich aus einer X- und Y-Achse zusammen. Auf der X-Achse wird die Qualität der Orientierung beschrieben ausgehend von den drei Dimensionen, die einen Raum besch-
reiben bis hin zur vierten Dimension der Zeit und einer fünften Dimension der Gefühle, die für mich einen wichtigen Aspekt darstellt und deshalb nicht fehlen darf. Entlang der Y-Achse werden die menschlichen Bedürfnisse wie zum Beispiel die Kommunikation, die Sicherheit oder die räumliche Vorstellung beschrieben. Mit dem Ansteigen der beiden Achsen erhöhen sich die menschlichen Bedürfnisse, wie auch die Dimensionen. Anhand dieser Achsen habe ich Produkte und Personengruppen eingeordnet. Angefangen mit dem Kompass der uns eindimensional
die Richtung nach Norden weißt, immer ziel genau, aber ohne auf die Bedürfnisse des Menschen einzugehen. Anders ist es bei Bus und Bahn. Sie bringen uns auch an unser Ziel, doch ist die Möglichkeit der Kommunikation viel höher. Auch das Wahrnehmen der Umgebung ist sorgenfreier, da einem die Navigation zum Ziel abgenommen wird. Und trotzdem bleiben viele möglichen Eindrücke und persönliche Erfahrungen auf der Strecke. Vor allem wenn man das Fahrzeug auch noch selbst steuern muss. Es gibt natürlich Navigationshelfer, wie zum Beispiel eine Straßenkarte. Diese funktioniert
nur zweidimensional und die Informationen müssen dann noch vom User selbst in die dreidimensionale Umgebung umgewandelt werden. Da hat man es mit einem Navigationsgerät schon einfacher und obwohl das Navigationsgerät auf der Dimensions-Skala Raum und Zeit mit einbezieht kann es nicht auf persönliche Bedürfnisse eingehen. Der Moleskin-Stadtplan ist zwar analog doch hält er interessante Aspekte der Stadt für einen bereit. Weiter ist einem die Möglichkeit gegeben Persönliches zu archivieren und die eigenen Erlebnisse in Schriftform festzuhalten.
Noch realer lassen sich natürlich Momente mit einer Videokamera festhalten, die in Bild und Ton archiviert und hinterher wiedergegeben werden können. Um aber auch Momente und Interessantes erleben zu können, wählt man am besten den weg zu Fuß. Diese Art der Fortbewegung ist die natürlichste für uns Menschen und alle unsere Sinne sind zu 100% einsatzfähig. Nun zu den vier prägnanten Personengruppen, die sich durch den Raum bewegen und die ich für meine Arbeit mit in den Graphen einbezogen habe. Für den Wegsuchenden sind die persönli-
chen Momente auf seinem Weg nicht so wichtig, wie für den Zugezogenen, der die Stadt zu seinem neuen Zuhause machen möchte. Der Eingeborene hat alles was der Zugezogene von der Umgebung gerne hätte: soziale Kontakte, Stammplätze einfach eine persönliche Bindung zu der Umgebung, welche sich über Zeit und durch erlebte Momente entwickelt hat. Zeit ist wiederum der Faktor, der bei dem Touristen begrenzt ist und trotzdem will er so viel wie möglich von seiner neuen Umgebung in sich aufnehmen.
Personengruppen
004
Der Einheimische Er lebt seit seiner Kindheit in der Stadt und hat sie von klein auf erkunden können. Zuerst ist er in seiner Wohnung umher gekrabbelt und wurde von seinen Eltern passiv durch die Stadt bewegt. Mit dem Älterwerden hat er seine Nachbarschaft erkundet, den Weg zur Schule, weite Teile der Stadt und die nähere Umgebung mit dem Moped. Er kennt sich aus und ist ein Teil der Stadt. An seinen Stammplätzen trifft er sich mit Freunden. Das ist seine Heimat.
004
Der Zugezogene Er ist neu in der Stadt. Seine Referenzpunkte sind seine neue Wohnung und eventuell sein neuer Arbeitsplatz. Das was er von der Stadt wahrnimmt, findet auf dem Weg zur Arbeit und zurück statt. Das Stadtleben an sich, ist für ihn vorerst eine Art Paralleluniversum, was es für ihn noch zu entdecken gilt. Seine Stammplätze muss er erst noch finden genau wie neue Freunde. Er wird noch viele Erfahrungen machen und Momente erleben, bis er sich in der neuen Stadt heimisch fühlt.
004
Der Tourist Er kommt in die Stadt und schl辰ft im Hotel. Alle Sehensw端rdigkeiten m端ssen abgeklappert werden, am besten in einer Guided-Tour. So kann nichts schief gehen, aber man kommt leider auch nicht mit Einheimischen in Ber端hrung. Der wahre Charakter der Stadt bleibt ihm meist verwehrt und hat er gerade das UBahnnetz verstanden so geht es schon wieder ab nach Hause.
004
Der Wegsuchende Er kommt von A und will nach B. Meistens ausgerüstet mit einem „Navi“ oder einer Straßenkarte, falls nicht, fragt er nach dem Weg. Die Umgebung ist ihm relativ egal. Er will schnell ans Ziel und auch schnell wieder zurück. Alles am besten ohne auf den falschen Weg zu geraten. Bei genauerer Betrachtung steckt der Wegsuchende auch in den ersten drei Personengruppen. Jeder egal wo und wie lange er schon dort ist, muss hin und wieder mal nach dem Weg suchen. Der Wegsuchende lässt sich also in jeder der ersten drei Gruppen wiederfinden.
Versuch zur Orientierung
005
Entdeckergeist Ich habe eine Reise in unsere Hauptstadt unternommen, um am eigenen Leib zu erfahren, wie es ist, sich in einer neuen Umgebung zurecht zu finden. An meinem Test habe ich mich wie folgt verhalten: Ich hatte einen Referenzpunkt, welcher gleichzeitig mein Startpunkt war. Von da habe ich mich willkürlich in der Stadt be-
wegt. Aber immer mit dem Hintergedanken an meinen Referenzpunkt zurück zu kehren. Das hat auch ohne Probleme funktioniert. Wenn ich jedoch versucht habe, von meinem Referenzpunkt aus ohne Karte oder Navigationsgerät einen bestimmten Punkt in einer bestimmten Zeit in der Stadt zu finden, war das aussichtslos. Eine bestimmte Region in einer unbestimmten Zeit war hingegen möglich (Abb.1). Daraus kann man also ableiten, so lange man keine Panik bekommt, dass man
sich verlaufen hat und seinen Weg in Ruhe weitersucht, findet man an sein Ziel (Abb.2). Der Schlüssel ist also ein Gefühl von Sicherheit zu haben, obwohl man in einer neuen Umgebung ist und nicht in Panik zu geraten.
Abb.1
Abb.2
Positionierung am Kรถrper
006
Blickwinkel Der Versuch sollte Aufschluss darüber geben, welche Körperstelle der geeignete Ort ist, um eine Kamera mit größtmöglicher Wahrnehmung zu platzieren. Dafür habe ich drei fixe Orte gewählt. Erstens auf der Brust, weil es eine zentrale Stelle am Körper ist. Außerdem kann so das gesamte vor einem liegenden Blickfeld eingefangen werden. Zweitens auf der Schulter, da die Kamera dort der natürlichen Blickhöhe näher kommt. Und drittens auf dem Kopf, hier ist der Blickwinkel dem tatsächlichen am nächsten.
Kopf
Schulter
Brust
Strecke Es sollten die drei unterschiedlichen Kamerapositionen bewertet werden: Brust, Schulter und Kopf. F체r eine neutrale Bewertung schien es mir sinnvoll klare Rahmenbedingungen zu stecken. Darum habe ich f체r den Test der drei Positionen auf derselben Strecke entschieden. Die Strecke habe ich sehr pragmatisch gew채hlt. Es handelt sich um einen Strassenblock, den man in ca. 3.30 min uml채uft.
006 Brust
Das Kamerablickfeld bleibt bei dieser Position sehr stabil. Leider war die Kamera etwas nach unten gekippt, wodurch der Überblick des Umfelds eingeschränkt wird. Allgemein ist jedoch alles was genau vor einem liegt, gut zusehen. Allerdings muss man sich komplett drehen, um links und rechts von einem aufnehmen zu können. Da die Kamera auf der Körperlängsachse liegt, werden leichte Drehbewegungen des Oberkörpers kaum wahrgenommen.
Blickwinkel Brust
006 Schulter
Durch das Versetzen der Kamera auf die Schulter, wird das eingefangene Blickfeld aktiver. Die Auswirkungen einer Drehbewegung des Oberkörpers sind besser zu sehen. Somit kann auch das Umfeld rechts und links von einem in das Kamerablickfeld fallen. Die höhere Positionierung trägt zusätzlich dazu bei mehr von der Umgebung einzufangen. Ein positiver Nebeneffekt, welcher sich bei den anderen beiden Position nicht abgezeichnet hat ist der, dass man durch die Kamera auf der Schulter den Eindruck bekommt, man hätte einen Begleiter bei sich.
Blickwinkel Schulter
006 Kopf
Auch bei den anderen Positionen war die Kamera zu sehen, aber obwohl die Straßen menschenleer waren, fühlte ich mich mit der Kamera auf dem Kopf total unwohl. Die Bilder hingegen waren gut. Der weite Blick durch die hohe Positionierung und das Aufnehmen von der Umgebung um mich herum sind durch die direkte Verbindung zwischen Kamera und Kopfbewegung gegeben. Doch mein persönliches Empfinden bei dieser Tragweise spricht eindeutig gegen die Positionierung einer Kamera am Kopf. Egal wie klein sie wäre!!! Als Fazit kann ich sagen, dass die Position Brust und Schulter in die Umsetzung meines Entwurfs mit einfließen werden. Das Aufnehmen meines seitlichen Umfeldes wird so jedoch nicht ausreichend abgedeckt und bedarf einer zusätzlichen Kamerahandhabung.
Blickwinkel Kopf
Versuch zur Orientierung
007
Woran orientierst du dich? Der Versuch sollte mir Aufschluss dar端ber geben, woran sich unterschiedliche Leute im gleichen Umfeld orientieren und ob man diese Dokumentation automatisieren kann. Es sind mehrere Fotoreihen entstanden. Die erste zeigt eine voll automatische Dokumentation des Weges, bei der im Abstand von 10 Sekunden ein Foto gemacht wurde. Auf den restlichen Fotoreihen werden subjektive Eindr端cke festgehalten. Jeder sollte das festhalten, was ihm als wichtig und interessant erschien.
Automatisch
007
007 Yvonne
Arthur
007 Eva
Fedja
007 Kai
007 Matthias
007 Arne
007 Jan
Das Ergebnis Die Auswertung hat gezeigt, dass es Landmarken gibt, die fast alle festgehalten haben. Sogar bei der automatischen Aufzeichnung sind diese zusehen. Natürlich zeigt sich aber auch, dass jeder Proband einen ganz eigenen Blick auf die Dinge hatte. Es wurden auch Mo-
mente fest gehalten, die der Proband nur erleben konnte, weil er zur rechten Zeit am rechten Ort war. Der Versuch einen bestimmten Geruch festzuhalten oder sich mit dem Ort auf dem Bild zu verewigen, scheinen bei der Reise durch die Stadt wichtige Bedürfnisse zu sein. Als Abschluss kann man sagen, dass die Handlung des Dokumentierens das eigentliche Erleben des Momentes verhindert. Somit wird das automatische Dokumentieren zu einem in-
teressanten Aspekt, weil dadurch das Erleben des Momentes und gleichzeitiges Festhalten möglich wird. Jedoch ist dabei zu beachten, dass Unmengen an Daten produziert werden, von denen der größte Teil für den persönlichen Gebrauch unwichtig ist. Wie schafft man es also diese Datenmenge zu be- und verwerten?
Nacherleben
008
Kugelabschnitt Bei meiner Arbeit geht es nicht nur um Navigation und Erleben. Ein wichtiger Punkt ist das Erlebte zum Erlebnis zumachen. Da das Erlebte zu Hause konsumiert werden soll, sehe ich eine besondere Art der Präsentation. Früher gab es gemütliche Diaabende, bei denen die festgehaltenen Momente zelebriert wurden. Heutzutage sind diese leider komplett in Vergessenheit geraten. Um wieder eine Situation zuschaffen in der festgehaltene Momente eine besondere Aufmerksamkeit bekommen, braucht man eine erlebnissteigernde Präsentation. Ich habe mich für einen Kugelabschnitt als Bildschirm entschieden, um das Erlebte auf dem Weg und den Weg selbst darzustellen und gegen das herkömmliche flache, rechteckige Format.
Projektion In erster Linie ging es mir darum den erlebten dreidimensionalen Raum in der Stadt auf eine einfache Art und Weise auf den Wohnzimmertisch zu holen. Das alles sollte ohne komplizierte oder gar utopische Technik funktionieren. Somit machte ich einen Versuch mit einem Kugelabschnitt und einem Projektor. Der Kugelabschnitt, der schon durch seine Form eine dreidimensionale Oberfläche mit sich bringt, eignete sich hervorragend, um dem zweidimensionalen Bild Räumlichkeit zu verleihen. Das dargestellte Bild bekommt durch die überwölbte Oberfläche eine räumliche Tiefe, die bei einem herkömmlichen flachen Bildschirm nicht zu erzeugen ist. Ein weiterer Vorteil ist, dass der Kugelabschnitt in seiner Draufsicht richtungslos ist. Somit kann das Dargestellte von allen Seiten gut betrachtet werden.
Perspektive Plus
009
Perspektive eines Vogels Um uns besser zu orientieren, benutzen wir Stadtkarten oder heutzutage die Satellitenbilder von Google-Maps. Leider sind diese Satellitenbilder nicht live und auf eine bestimmte Detailgenauigkeit beschränkt. Gerade diese Lücke möchte ich mit dem Ballonversuch schließen und dem Besucher der Stadt eine neue, persönliche Sicht auf die Stadt ermöglichen.
Aufbau Der Versuchsaufbau war recht simpel. Zuerst musste ich mir genügend Helium-Gas beschaffen, um meine kleine Digitalkamera in die Luft steigen zu lassen. Dank netter Universitätsmitarbeiter, die an dieser Stelle anonym bleiben wollen, hatte ich 10 Liter Helium zur Verfügung. Man braucht mehr Ballons, als man annehmen könnte, um eine kleine Kamera in die Luft steigen zu lassen. Aber nach ca. 30 Knoten und ein paar geplatzten Ballons war es dann soweit, die Ballons hatten genügend Auftrieb. Damit die Kamera aber auch wieder zu mir zurück kommt, habe ich die Ballons noch mit einer langen Drachenschnur ausgestattet.
009 Start
Um das Experiment zu starten, musste ich nur noch in die Stadt laufen und einen geeigneten Platz finden. Entschieden habe ich mich dann für den großen Kennedy-Platz mitten in der Stadt und für den etwas mehr außerhalb gelegenen Koppstadt-Platz.
Das Ergebnis Durch den Perspektivwechsel bekommt man einen noch nie vorher eingenommenen Blickwinkel auf die Stadt. Man kann sich einen Überblick vom neuen Umfeld machen und sehen was einen umgibt. So wird das Neue schnell zum Bekannten und die Angst vor Neuem reduziert. Dieser Perspektivwechsel kann aber auch helfen sich an Gebäuden zu orientieren, die aus der Bodenperspektive nicht einzusehen waren. Alles in allem bekommt man sehr spezielle Eindrücke, die einem am Boden verwehrt bleiben und heben das Stadterlebnis auf eine höhere Stufe als bisher.
Momente archiviern und nacherleben
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Personengruppe Durch die angestellten Beobachtungen, hat sich gezeigt, dass eher junge Leute das erhöhte Bedürfnis haben sich in fremden Städten zurecht zu finden, im Gegensatz zu älteren Personen. Ich will natürlich nicht ausschließen, dass auch ältere Leute fremde Städte bereisen, doch passiert dies eher in Gruppen mit
Reiseleiter, der für die Orientierung sorgt. Es hat sich auch gezeigt, dass Menschen in ihrer ersten Lebenshälfte öfter umziehen aufgrund ihrer beruflichen Karriere oder weil das neue Glück doch eher in einer fremden Stadt zu finden ist. Somit zielt mein Produkt auf die augenscheinlichen Bedürfnisse der jüngeren Generationen ab. Technikaffin, bereit jeder Zeit, wenn das nötige Kleingeld stimmt, einen Wochenendtrip in die großen Metropolen im Ausland zu ma-
junge Leute Lifestyle
chen (den Billigfliegern sei Dank), um den neuesten Lifestyle aufzusaugen, zu shoppen oder einfach das immer schneller werdende Leben zu genießen. Doch was passiert mit dem Erlebtem? Ist es genau so schnell vergessen wie erlebt?
Zugezogener Metropole
St채dtereisen nicht aus der Masse heraus stechen
berufliche Gr체nde
Technik affin
billig Flieger
010
Konzept Mein Konzept ist es Wege zu erkunden, aber immer mit einem Ziel vor Augen und dabei Orte mit persönlichen Erlebnissen zu verknüpfen. So entsteht ein persönlicher Bezug zur Umgebung und die Orte werden zu subjektiven Wegepunkten. Die Orientierung wird dadurch verstärkt, dass man persönliche Momente mit den sonst anonymen Orten verbindet. Auf der Dockingstation zu Hause werden die Erlebnisse mit der gelaufenen Strecke automatisch geografisch verknüpft und grafisch aufbereitet. So erhält man eine neue Perspektive auf die Stadt, die einem hilft erkundete Orte in räumlichen Bezug zu einander zu setzen.
1. Navigation In erster Linie geht es darum sich sicher zu fühlen, wenn man durch die Stadt läuft. Das heißt, man sollte immer das Gefühl haben auf dem richtigen Weg zu sein. Dafür ist das begleitende Feedback vom Gerät ausschlaggebend. Die Person wird also durch ein kontinuierliches Signal gelenkt und weiß immer in welcher Richtung ihr Ziel liegt.
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2. Archivieren Jeder kennt das Problem einen Moment festzuhalten. Oft ist man mit der Kamera zu spät, schafft man es doch rechtzeitig die Kamera parat zu haben, muss man das Erleben des Augenblicks aufgeben. So hat man den Moment zwar für ewig festgehalten, doch konnte man ihn nicht erleben. Deshalb stelle ich zwei Stufen des Archivierens zur Verfügung. Die passive Archivierung läuft dauerhaft und macht in regelmäßigen Abständen Aufnahmen der Umgebung. Bei der aktiven Archivierung bedient man das Gerät selbst und es werden statt Fotos Filme gemacht. So wird es möglich gezielte Aufnahmen von der Umgebung zu machen, aber auch ganz bestimmte Details festzuhalten.
3. Nacherleben Die dritte und letzte Phase ist das Nacherleben seiner gesammelten Momente, in Verbindung mit der gelaufenen Strecke. Es werden die Momente mit dem Weg synchronisiert. So kann man zu Hause seine Reise wie in einem dreidimensionalen Fotoalbum wieder abrufen. Jeder kann somit seine eigene Sicht auf die Stadt mit nach Hause nehmen. Das Abbild der Stadt ist ein ganz persรถnliches Souvenir und im Vergleich mit anderen Personen gleicht keine Sicht der anderen.
Inhaltsverzeichnis
02
_0 1 1
1. Phase beginn
_0 1 5 Interface
2. Phase Erkunden
_0 1 6
Tragweise und Set-Up
_0 1 2
Icons und Darstellung
Navigation und Archivierung
Modell
Fotos und technische Daten
_0 1 3 3. Phase Nacherleben
_0 1 7
_0 1 4 Entwurf
_0 1 8 QuellenAngabe
Momente und Orte
Skizzen und Mock-Ups
Diskussion Reflektion
Literatur und Links
Tragweise und Set-Up
011
Tragweise Durch die vorangegangenen Versuche zur Kamerapositionierung hat sich heraus gestellt, dass eine flexible Anbringung unerlässlich ist. Da die Kamera am Körper befestigt werden muss, bleiben dort nur wenige Möglichkeiten der Befestigung. Eine Option ist das Konzept „Button“. Es ermöglicht das Anbringen an der Kleidung, wodurch eine uneingeschränkte Be-
festigung möglich wäre. Diese Befestigungsart hat leider den Nachteil, dass sie das Gewebe auf die Dauer zu sehr strapazieren würde. Eine sichere Befestigung wäre immer mit einer Beschädigung des Gewebes verbunden. Das Befestigen an einem Gurt mit einer vorgesehenen Halterung wäre sicherer. Der Gurt wäre ähnlich flexibel in der Handhabung und die Halterung gewährleistet eine höhere Sicherheit bei der Befestigung. Die unterschiedlichen Möglichkeiten der Tragweise kann jeder Nutzer für sich selbst bestimmen.
011
Button Die Buttonvariante hält auf den ersten Blick eine große Freiheit der Befestigung bereit. Am Pulli, am Rucksack oder wo immer man will. Jedoch liegt da auch das Problem. Um eine wirklich flexible Anbringung zu haben, braucht man mehrere externe Prinzipien der Befestigung. Eins, welches für Stoff funktioniert, ein weiteres, welches sich für das Anbringen am Rucksackgurt eignet und am besten noch eins, welches frei von Kleidung oder ähnlichem funktioniert. Somit wäre man am Ende doch wieder unflexibel.
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Medal Diese Tragweise gewährleistet ein sicheres Tragen der Kamera. Leider gibt es nur eine Position in der die Kamera getragen werden kann. Somit ist die Medalvariante zwar sicher, doch leider unflexibel in der Handhabung. Natürlich könnte man für eine kurze Zeit, aktiv die Kameraposition verändern, doch eine konstante Lösung sehe ich hier nicht. Ich denke auch, dass bei genauerer Betrachtung diese Tragweise sehr feminin wirkt und somit einen großen Teil der Benutzergruppe ausschließen würde.
011
Lined Diese Art des Tragens ist perfekt. Sie beinhaltet alle positiven Aspekte der andern beiden Varianten. Man kann durch das Verschieben des Gurtes die Kamera frei am Körper ausrichten. Auf dem Rücken, auf der Schulter oder auch auf der Brust. Dreht man den Gurt so weit, dass die Kamera auf der Seite des Körpers liegt könnte man sogar einen automatischen Off-Modus einrichten. Trägt man den Gurt nicht unter der Schulter, sondern um den Hals kann auch die femininere Variante Medal erzeugt werden.
011 Setup Das Gerät verfügt über drei verschiedene Nutzerprofile, welche unterschiedliche Arten von Wegestrecken ermöglichen. Diese unterscheiden sich im Faktor Ziel und Zeit. Die gesamte Eingabe ist mit eindeutigen und bekannten Gesten zu leisten. Das Nutzerprofil wird durch drei Phasen definiert Start, Ziel und Zeit. Hört man nach einer Phase mit der Eingabe auf, speichert das Gerät die Einstellungen und startet das eingegebene Profil. Möchte man das Setup abbrechen und ein neues festlegen, beginnt man wieder mit Phase 1, nämlich mit der Aktivierung durch ein Von-links-nach-rechtsstreichen mit dem Zeigefinger in der unteren
Hälfte des Gerätes (siehe Abb.1). Beendet man an dieser Stelle die Eingabe, hätte man nur die Dokumentation aktiviert ohne ein definiertes Ziel und ohne eine festgelegte Zeit. Möchte man jedoch ein Ziel eingeben, stehen zwei Varianten des Ziels zur Verfügung. Erstens von A nach A oder von A nach B. Um das Profil von A nach A zu aktivieren streicht man nach Phase 1 ein Kreuz auf die Oberfläche des Gerätes (siehe Abb.2). Der Ausgangspunkt wird als Ziel gespeichert. Das abstrakte Bild für diese Art der Navigation, wäre ein Gummiband, welches mich immer wieder an meinen Startpunkt zurück bringt. Möchte ich in einer bestimmten Zeit wieder zurück sein, führe ich die Eingabe fort. Die Zeit lege ich mit einer Kreisbewegung im Uhrzeigersinn fest (siehe Abb.3). Eine Umdrehung steht für eine Stunde. So kann ich die Zeit genau und flexibel einstellen.
Ist das Ziel aber nicht der Ausgangspunkt, sondern Punkt B wird das Ziel optisch eingegeben. Entweder man benutzt eine herkömmliche Straßenkarte und platziert den Sucher genau auf dem Ziel oder man hat eine geschrieben Adresse die das Ziel beschreibt, wie zum Beispiel eine Visitenkarte oder ein Straßenschild (siehe Abb.4). Will ich den Punkt B in einer bestimmten Zeit erreichen, lege ich diese genau wie zuvor beschrieben fest, mit einer Kreisbewegung im Uhrzeigersinn. Im Zeitstrahl werden zwei Zeiten angezeigt. Der gesamte Strahl beschreibt die verbleibende Zeit und der innen liegende Abschnitt zeigt die Zeit, die ich von meinem Standpunkt auf direktem zum Ziel benötigen würde (siehe Abb.5). Ist die Zeitangabe geringer als man für den gesamten Weg benötigen würde, stellt sich die Zeit automatisch auf die zu benötigende Zeit ein.
011
Abb.1
011
Abb.2
011
Abb.3
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Abb.4
011
Abb.5
Navigation und Archivierung
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Navigation Herkömmliche Navigationsgeräte zeigen einem immer den genauen Weg, jedoch weiß man nicht in welcher Lage man zu seinem Ziel steht. Das ist bei meinem Produkt anders. Um die Stadt zu erkunden, ist es nicht nötig, dass man den genauen Weg gezeigt bekommt. Viel wichtiger ist, dass man weiß, wo sein Ziel liegt und in welcher Lage man sich zum Ziel befindet. Dadurch, dass man das Ziel immer vor Augen hat, wird einem ein sicheres Gefühl vermittelt
und man selbst gerät nicht in Panik, dass man sich verlaufen hat. Dass man falsch geht oder einfach nicht den direkten Weg zum Ziel gelaufen ist, ist nicht schlimm, da es zu mehr Möglichkeiten kommen kann Orte zu erkunden, an denen man noch nicht gewesen ist. Auf dem Display werden auch keine Wege angezeigt oder Richtungsvorgaben dargestellt. Das Ziel jedoch befindet sich immer in der Mitte des Gerätes nur der persönliche Standpunkt bewegt sich in Abhängigkeit der Lage zum Ziel. Weiter werden auf dem Display Wegepunkte dargestellt, die entstehen, wenn die Kamera in
einminütigen Abständen Fotos aufnimmt. So kann man seinen zurück gelegten Weg direkt nach verfolgen. Man sieht wo man schneller gelaufen ist, da ist der Abstand zwischen den Wegepunkten größer und an den Stellen an denen man sich länger aufgehalten hat, treten die Punkte konzentrierter auf. So entsteht eine automatische Bewertung der gelaufenen Strecken. Diese Bewertung wird durch die Darstellung zusätzlicher Momentepunkte verfeinert. Die Momentepunkte entstehen durch die Aufnahme mit der Kamera im aktiven Modus.
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Archivierung Wie im Abschnitt „Konzept“ schon erwähnt, ist das Handgerät mit zwei Arten der Archivierung ausgestattet, der aktiven und der passiven. Im passiven Modus ist das Gerät fest am Körper positioniert (sieh Abb.1). Die Kamera nimmt in regelmäßigen Abständen Bilder auf, die meine
Wegepunkte festhalten. Dies dient der Archivierung des Weges und dem Festhalten von spontanen Situationen. So kann man sich zu 100% auf seine Umgebung konzentrieren und trotzdem sicher sein, alles Sehenswerte festzuhalten. Der aktive Kamera Modus dient der Erstellung von Filmen. Hierbei ist man flexibler in der Art der Aufnahme. Hierbei wird die Kamera vom Körper in die Hand genommen. Ob man nun
Details aufnehmen möchte oder einen kompletten Rundum-Blick festhalten möchte, im aktiven Modus ist alles möglich. Es ist eine gerichtete Aufnahme von seinem persönlichen Umfeld.
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Abb.1
Momente und Orte
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Momente & Orte Für das Nacherleben gibt es ein Tischgerät anders als das mobile Handgerät. Das Tischgerät ist ein Bildschirm in Form eines Kugelabschnittes. Um seine persönlichen Wegestrecken auf das Gerät zu übertragen, verbindet man das Handgerät mit dem Tischgerät.
Das Archiv für die Daten hat die Weltkugel als Grundlage. Alle erkundetet Wegestrecken werden auf der Weltkugel mit ihren Koordinaten verknüpft und farblich auf den jeweiligen Ländern gekennzeichnet. So entsteht eine klare Ordnung und man bekommt einen sch-
nellen Überblick über die Orte, an denen man schon gewesen ist. Um zu den erkundeten Wegestrecken und den aufgenommenen Bildmaterial zu gelangen, klickt man auf den jeweiligen Punkt auf einem Land. Eine Kamerafahrt startet. Die Kamera fährt aus der Draufsicht so nah an den Punkt heran bis der Bildschirm ausgefüllt ist. Nun entsteht eine dreidimensionale, computergenerierte Stadtansicht. Diese setzt sich wie folgt zusammen. Der gelaufene
Weg an dem Ort wird mit Hilfe von GPS aufgezeichnet. An den Wegepunkten, an denen man sich länger aufgehalten hat und auch aktive Aufnahmen gemacht hat, wird die Umgebung detaillierter dargestellt und farblich hervorgehoben. So entsteht ein ganz persönliches Stadtbild von der Stadt. Es werden auch nur die Teile der Stadt dargestellt an denen man wirklich gewesen ist. Der Rest der Stadt wird nur schemenhaft angezeigt. Der Grund dafür ist, den Nutzer zu motivieren viel von der Stadt zu entdecken
und neue Wege zu gehen. Der gelaufene Weg wird im dreidimensionalen Stadtbild auch farblich hervorgehoben und definiert sich durch die Wege- und Momentepunkte. Klickt man nun einen dieser Punkte an, füllt sich der Bildschirm mit dem ausgewählten Bild oder Film.
Der Grund für den strukturellen Aufbau des Archivs ist der, dass durch die Verknüpfung von Momenten mit Orten, die Orte besser im Bewusstsein bleiben. Die 3D Ansicht der Stadt ermöglicht einen Überblick der Orte, an denen man etwas Besonderes erlebt hat. So kann man ihren räumlichen Bezug zueinander besser begreifen, dies hat ein gutes Bewusstsein über die Stadt und eine Steigerung der Orientierung zur Folge.
Skizzen und Mock-Ups
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Entwurf Der Entwurf setzt sich aus zwei Hauptgeräten zusammen. Einmal dem mobilen Teil, welches die Person am Körper trägt und einem stationären Gerät, welches für zu Hause gedacht ist. Es ist wichtig, dass beide Produkte in ihrem Aussehen eine Zugehörigkeit aufweisen und trotzdem eine starke Eigenständigkeit haben. Der formale Ausgangspunkt für den Entwurf ist die
Kugel beziehungsweise der Kreis. Diese starke und klare geometrische Form zieht sich durch das inhaltliche Konzept der Arbeit wie auch durch den formalen Entwurf. Der Entwurf ist anhand von Skizzen, Mock-Ups, 1:1 Vormodellen und Gesprächen entwickelt worden. Die vorausgegangenen Versuche, wie zum Beispiel die Feldstudie „Sphäre“ haben auch entscheidenden Einfluss bei der Ausarbeitung des Entwurfes gehabt. Warum nun die Kugel so eine wichtige Rolle in der formalen Ausarbeitung hat, erläutert die
Abbildung auf den folgenden Seiten. Diese drei Begriffe Auge, Aktionsradius und Weltkugel sind wichtige Wörter aus den drei Phasen meines Anwenderkonzeptes und alle drei haben die runde Form gemeinsam. Somit war es die logische Konsequenz sich vom bestehenden Erscheinungsbild eines Bildschirms zu lösen und für die neuen Ansprüche des inhaltlichen Konzeptes zu optimieren. Das unten gezeigte Moodboard diente als Leitfaden für den formalen Entwurf.
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Formale Herleitung Referenzpunkt
Auge
Set-Up
Aktionsradius
Umgebung
Kugelabschnitt
persรถnlicher Standpunkt
durch d. Stadt
Weltkugel
Wahrnehmung
Wahrnehmung
Wahrnehmung
Scannen: -->Schild -->Stadtplan
Navigation
Feedback unsichtbar
archivieren
passiv
-->Konvex
Momente
Sound, Film, Foto
aktiv
-->Koncav
Momente
zu Hause richtungslos
nur auf Abruf Details
Abbild
Erdoberäche
Gebiet-->Urlaub Bereich-->Strecke Detail-->Moment
Standpunkt Aktionsradius Kugelabschnitt Weltkugel
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Technische Features
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Handteil Varianten
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Handteil Varianten
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Mock-Ups Handteil
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Ăœbersicht Dockingstation
Handteil und Dockingstation Beide Produkte sind von Grund auf für verschiedene Anwendungsgebiete gedacht und haben somit auch unterschiedliche Anforderungen zu erfüllen. Trotzdem müssen beide ein Erscheinungsbild teilen und sich einander anpassen und ergänzen. Das Handteil ist für Draußen. Es wird auf der Straße genutzt, wohingegen die Dockingstation für den häuslichen Gebrauch gedacht ist. Bei den Skizzen für das Handteil hat sich sch-
nell herauskristallisiert, dass weniger mehr ist. Die durch überflüssige Fugen und Teiletrennung hervorgerufen Unruhe ist für das Gesamterscheinungsbild eher hinderlich. Der so unterstütze technische Charakter soll doch eher zurückgenommen werden. Weiter soll klar zwischen der aktiven und passiven Seite des Handteils unterschieden werden. Einmal durch die formale Beschaffenheit, wie der konkaven Innenseite und der konvexen Außenseite des Produktes. Aber auch durch die farblich hervorgehobenen Teile am Produkt, wird der Unterschied zwischen passiver und aktiver Seite definiert. Das mobile Teil ist schlicht und hat durch seine Tragweise einen starken Wiedererkennungswert. Die Halterung des Handteils
ergibt mit dem Handteil selbst eine geschlossene kompakte Einheit, was für die OutdoorNutzung wichtig ist. Durch die runde Bildschirmform der Dockingstation wird die Station richtungslos. Am Tisch wird also kein Betrachter aufgrund seiner Lage zum Gerät benachteiligt. Auch die Schräglage der Kamera bei Aufnahmen spielt beim Abspielen auf der Dockingstation keine Rolle mehr. Um die Dockingstation mit den Daten vom Handteil zu versorgen, müssen beide mit einander verbunden werden. Dazu gibt es mehrere Varianten: die Integrative, die Adaptive und die Separative. Am Ende hat die separative Variante die Eigenständigkeit und Klarheit der beiden Produkte am besten unterstützt.
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Variante 1 Integrativ
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Variante 2 Adaptiv
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Variante 3 Adaptiv
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Variante 4 Separativ
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Mock-Ups Dockingstation
Icons & Darstellung
015 Icons
Beide Produkte haben einen Bildschirm über die man sie bedient. Jedoch haben die jeweiligen Bildschirme unterschiedliche Aufgaben zu leisten. Somit ist auch das Interface verschieden aufgebaut. Die Darstellung auf dem Handteil beschränkt sich auf Icons und einfache Grafiken, um dem Benutzer eine Orientierungshilfe zu bieten.
Das Interface kommt mit drei klaren und einprägsamen Icons aus. Eins, für die Lage des Nutzers zum Ziel, auf dem ein Kreis mit einer Richtungsangabe zu sehen ist (Abb.1). Das Icon für die Wegepunkt setzt sich aus einer stilisierten Fotokamera zusammen, da sich hinter dem Punkt ein automatisch fotografiertes Bild verbirgt (Abb.2). Für die aktiv aufgenommenen Filme setzt sich das Icon aus einer Videokamera zusammen (Abb.3). Das eingegebene Ziel des Nutzers wird immer im Zentrum des Suchers am Gerät in Form eines leuchtenden Kreises
dargestellt. Diese Symbole erscheinen immer in Abhängigkeit der gelaufenen Strecke. Somit entsteht kontinuierlich ein neues Bild von Icons auf dem Display des mobilen Teils. Die Zeitanzeige wird über zwei kreisrunde Strahlen am Rand des Displays angezeigt. Der hellgrüne außenlaufende Strahl definiert die vom Nutzer eingegebene Zeit und der dunkelgrüne innenlaufende Strahl die tatsächliche Zeit, die man vom Zielort entfernt ist. So weiß der Benutzer immer, wie viel Zeit ihm noch zur Verfügung bleibt seine Umgebung zu erkunden.
Lagepunkt
Abb.1
Wegepunkt
Abb.2
Momentepunkt
Abb.3
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Interface Anwendungsbeispiel
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Stadtdarstellung Die computergenerierte Darstellung der Stadt basiert auf einer objektiven Datenbank bestehender 3D-Daten von Gebäuden und Städten. Durch den erlaufenen Weg und das persönliche Verhalten des Nutzers wird die Darstellung jedoch personalisiert und zu einer subjektiven Darstellung aufbereitet. Abhängig von dem Bewegungsprofil des Users, bereitet die Software die Daten auf. Es
gibt zwei unterschiedliche Arten von Gebäudedarstellungen, die sich durch ihre Farbgebung und Detaillierung in ihrer Darstellung unterscheiden. Die gelb eingefärbten Gebäude zeigen an, dass der Nutzer sich an diesen Orten länger aufgehalten hat und aktive Aufnahmen von der Umgebung gemacht hat. Diese werden auch detailgetreuer dargestellt. Die zweite Stufe von Gebäuden sind die weiß eingefärbten, die nur die nähere Umgebung des erlaufenden Weges in einer Art dreidimensionalen Silhouette widerspiegeln. Der Nutzer wird so aufgefordert, so viel wie möglich in der Stadt zu entdecken,
damit sein Stadtbild auf der Dockingstation möglichst vollständig visualisiert wird. Die Straßen überlappen sich mit den Wegeund Momentepunkte, die den gleichen Farbton wie die Gebäude haben. Die Straßen der Stadt sind braun gehalten, damit ein hoher Kontrast zu den selbst erlaufenden Wegen gegeben ist.
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St채dtedarstellung Dockingstation
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Logo
Fotos und technische Daten
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Animation auf der Dockingstation
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Technische Daten Induktions Aufladegerät
OLED-Display
500 GB Speicherplatz 128 GB Speicherplatz
2 TB Speicherplatz
Sucher
Tragegurt Auslöser
Beidseitige Kamera
Halterung OLED-Display
Wi-Fi
längenverstellbar Wi-Fi
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Handteil Tragegurt
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Handteil Aktive Seite
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Handteil Passive Seite
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Dockingstation Daten端bertragung
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Details
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Energieversorgung
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Aktive Dokumentation
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Passive Dokumentation
Diskussion
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Diskussion Der Einsatz von Navigationsgeräten vereinfacht unsere Orientierung. Durch die Wegführung der Geräte finden wir unser Ziel schneller und sicherer. Zweimal links und nach 150 Metern rechts und wir haben unser Ziel erreicht. Präzision und Effizienz sind dabei zwei der wichtigsten Komponenten. Dabei kann das Bild entstehen, in dem das Gerät vor dem Nutzer herläuft und dieser stur hinterher wandert. Die vorliegende
Arbeit beschäftigt sich mit der Wahrnehmung und der Sensibilisierung für die Stadt, die bei der einfachen Navigation verloren geht. Das beschriebene Konzept setzt sich mit der erlebnisorientierten Wahrnehmung der Stadt auseinander. Der Nutzer nimmt seine Stadt durch aufgezeichnete Erlebnisse neu und aus einem persönlichen Blickwinkel wahr. Dieser nicht auf Effizienz und Präzision zielende Ansatz, soll zu neuen persönlichen Einsichten und Erlebnissen in der Auseinandersetzung mit einer Stadt oder generellen Umwelt führen. Das hier beschriebene Konzept lässt dem
Nutzer die Freiheit, seinen Weg selbst zu erkunden und zu wählen. Das in der Arbeit beschriebene Handteil, welches der Nutzer vor seiner Brust trägt, dient der Navigation. Hierbei wird er zwar zu einem Zielort oder zum Anfang seiner „Expedition“ geleitet aber nicht konkret geführt. Hier wäre es interessant, wie weit die Zielführung reduziert werden kann, ohne dass der Nutzer sich „verloren“ fühlt. In der vorliegenden Arbeit wird er anhand von Wegepunkten permanent auf seinen zurückgelegten Weg hingewiesen. So erhält er ein kontinuierliches Feedback über seinen Weg und erhält das Ge-
fühl eines durchgehenden Bandes auf dem er sich befindet. Durch den Blick auf das Handteil kann er dieses Feedback erhalten und die Häufigkeit selbst bestimmen. Bei dem Konzept handelt es sich um eine Kombination von Produkten. Der Nutzer hat eine Art Kamera mit einem Display, welche er am Körper trägt. Das Display dient ausschließlich der Navigation. Ein weiterer Teil der Arbeit ist eine Art Dockingstation, die für den Gebrauch zuhause gedacht ist. Die Dockingstation ist eine Art Bildschirm und Sammelpunkt für die zuvor aufgenommen Daten. Auf ihr werden die
gesammelten Momente und die gelaufenen Strecken zum Nacherleben dargestellt. Hierbei ist die Aufbereitung der gesammelten Daten sehr wichtig. Zukünftig könnten unterschiedliche Darstellungsformen das Nacherleben verändern. Die Verfremdung der bereits erkundeten und die Hervorhebung der unbekannten Strecken, könnte zu einer neuen Auseinandersetzung mit der eigenen Umwelt führen. Die Intension der Arbeit ist es ein gesteigertes räumliches Verständnis über Städte zubekommen in denen man sich bewegt. Die Verknüp-
fung der Orte mit den dort erlebten Momenten dient dabei der Intensivierung der Wahrnehmung der Städte. Dieser wichtige Teil beim Nacherleben wird an der Dockingstation vollzogen. Diese befindet sich an einem festen Ort, wie beispielsweise zu hause. Hier werden die Momente mit den Orten geografisch verknüpft und in einer 3D Ansicht von der Stadt dargestellt. Bei dieser eher unnatürlichen (objektiven) Art der Stadtansicht, soll es darum gehen, dass der Nutzer die Lage seiner aufgenommenen Momente in Bezug zueinander setzen und sein räumliches Verständnis über die Stadt ver-
017 stärken kann. Es sollen neue Zusammenhänge von erlebten Momenten und der geografischen Lage, geknüpft werden. Die gewählte Art der Stadtdarstellung ist zwar abstrakt, orientiert sich aber stark an der Realität. Ihre geografische Struktur wird übernommen und durch kleine Abweichungen in Farbgebung und Detaillierung, wird ein Unterschied zur Realität eingebracht. Hierbei wäre die Frage, ob ein höherer Abstraktionsgrad der Darstellung mehr Platz für eigene Erinnerungen an Orte zur Folge hätte. Dabei wäre eine abstraktere Darstellung, für die persönliche
Stadtwahrnehmung, möglicherweise besser geeigneter. Die Darstellung könnte sich dabei von einer objektiven, realistischen Darstellung trennen. Somit wäre eine zukünftige Überlegung, wie eine subjektive persönliche Darstellungsform aussehen könnte, die zu einer eigenen persönlichen geografischen Interpretation der Stadt führt. Der vollzogene Perspektivenwechsel von aufgenommenen Bild und Film Material hin zur Vogelperspektive bringt einen objektiven Charakter mit sich der bei der persönlichen Stadtwahrnehmung nicht auftreten sollte. Dieser könnte durch
ein extra Gerät behoben werden, welches man selbst in die Luft steigen lässt und das Bildmaterial aus der Vogelperspektive von seinem persönlichen Standpunkt selbst erstellen würde. Somit würde die objektive Computer Animation durch selbst erstellte Aufnahmen aus der Vogelperspektive abgelöst. Dies führte aber zunächst, zu einer technisch und logistisch aufwendigen Lösung. Aus diesem Grund, fand die „persönliche Vogelperspektive“ keinen Einsatz im Konzept. Rückblickend wären der erneute Einbezug und weitere technische Ansätze einer „eigenen Vogelperspektive“ wünschenswert gewesen.
Die Aufbereitung des Bildmaterials weicht von der Perspektive der festgehaltenen Aufnahmen ab. Die formale Ausgestaltung des Bildschirms als einen Kugelabschnitt, soll hierbei den Blick auf einen Abschnitt der Welt suggerieren. Es funktioniert zwar dem Betrachter zu suggerieren, er schaue von oben auf die Erde, jedoch gelingt es nicht die selbst erstellten Aufnahmen angemessen zu betrachten. Hier stimmt die Ausrichtung des Bildschirms nicht mit der Sicht der selbst erstellten Aufnahmen überein. Hierbei wären weitere formale Lösungsansätze, wie
der Sprung in andere Perspektiven, interessant. Auch die Navigation, durch die getragene Kamere vor der Brust, könnte durch weitere Ansätze ergänzt werden. So könnte eine ambiente Wegführung durch kleine Vibrationsimpulse, leichte Klopfgeräusche oder Temperaturimpulse angedeutet werden, ohne die häufigere Betrachtung eines Displays. Dabei wäre der Grad von Abstraktion und die Zu- oder Abnahme an sicherer Wegführung interessant. Zukünftig wäre die Betrachtung der schon aufgeführten Fragestellungen interessant. Gener-
ell bietet die Aufbereitung erlebter Momente viel Potential für Gestalter. Die Gestaltung, die Zusammenfassung und Einflussnahme auf erlebte und nacherlebte Momente, kann zu neuen Momenten und Erlebnissen führen. Die Zusammenführung zwischen erlebten sowie nacherlebten Momenten mit der Geografie der Stadt, hat Einfluss auf die Wahrnehmung der Stadt als auch die Wahrnehmung der eigenen subjektiven Stadt. Hier ergibt sich erneut ein hohes Potential für Gestalter.
Literatur und Links
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Literatur
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http://www.spiegel.de/netzwelt/gadgets/0,1518,682783,00.html
http://web.media.mit.edu/~marcelo/cornucopia/index.html
http://foursquare.com/learn_more