Becker, Drechseln

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Helga Becker

neues drechseln Grundlegende Techniken und Projekte Fotografien von Richard Becker

Haupt Verlag Bern • Stuttgart • Wien


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Zur Autorin Helga Becker (*1958) trat erst nach einem ausgedehnten Umweg in die Fußstapfen ihres Vaters – als dieser für wenige Stunden eine Aushilfskraft in der Drechslerei suchte, gri= sie zu und begann die Ausbildung zur Drechslerin. Im Mai 2000 erö=nete sie ihre Neue Drechslerei in Steinheim, ein Ort, an dem sich heute Drechsler aus aller Welt tre=en und Workshops angeboten werden. Sie gehört zu den wenigen Frauen, die zu internationalen Symposien eingeladen werden, und verkauft ihre Objekte im In- und Ausland. www.helga-becker.de Zum Fotografen Richard Becker (*1951) arbeitete als Informatiker, bevor er seinen Jugendtraum verwirklichte und sich zum Fotografen ausbilden ließ. Während zwanzig Jahren arbeitete er in der Werbefotografie, die letzten Jahre als geschäftsführender Gesellschafter eines Fotostudios. Seit dem Jahr 2000 widmet er sich verstärkt und ab 2004 ganz den eigenen Fotoprojekten und tritt mit Ausstellungen an die Ö=entlichkeit. Seine Leidenschaft gehört der Theater-, Architektur- und Reisefotografie. www.becker-fotografie.de

Anmerkung des Verlages Das Arbeiten mit Maschinen und Werkzeugen ist mit Risiken verbunden. Bevor Sie ein Gerät benutzen, lesen Sie bitte die Gebrauchsanweisungen und befolgen Sie alle Sicherheitsvorschriften. Wir gehen davon aus, dass alle in diesem Buch beschriebenen Angaben und Empfehlungen richtig sind, trotzdem können weder die Autorin noch der Verlag irgendwelche Haftung für Schäden übernehmen. Gestaltung und Satz: Atelier Mühlberg, Basel Lektorat: Regine Balmer Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek: Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abruf bar. ISBN-10: 3-258-07066-0 ISBN-13: 978-3-258-07066-7 Alle Rechte vorbehalten Copyright © 2006 by Haupt Berne Jede Art der Vervielfältigung ohne Genehmigung des Verlages ist unzulässig. Printed in Germany Haben Sie Anregungen für das Programm? Möchten Sie uns zu einem Buch ein Feedback geben? Wünschen Sie regelmäßige Informationen über unsere neuen Kunsthandwerk-Titel? Dann besuchen Sie uns auf www.haupt.ch Dort finden Sie aktuelle Informationen zu unseren Neuerscheinungen und können unseren Newsletter abonnieren.


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Inhaltsverzeichnis Vorwort

1 Einrichtung und Werkzeuge Die Drechselwerkstatt Die Drechselbank Körperhaltung an der Drechselbank Arbeitssicherheit Die Werkzeuge Spannmöglichkeiten und Messwerkzeuge

2 Das Holz Holzlagerung und Trocknung Arbeit im Grünholz

3 Grundtechniken Grundtechniken im Langholz Grundtechniken im Querholz Grundtechniken im Hirnholz Grundtechniken Dekoration Grundtechniken Oberflächenbehandlung Grundtechniken Werkzeuge schleifen

4 Projekte zum Nacharbeiten 5 Weitere Projekte Sachregister

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Vorwort Ich erinnere mich noch ganz genau an den Moment, als ich zum ersten Mal das Werkzeug an das rotierende Holz halten sollte. Mein Vater stand neben mir an der Drechselbank. «Nur Mut! Ich habe alles kontrolliert. Es wird Dir nichts passieren, nur Späne werden fliegen.» Ich traute der Sache trotzdem nicht ganz und war im Zweifel, ob ich genügend Kraft aufbringen könnte, gegen die Wucht des rotierenden Rohlings anzukommen. So fest es ging, umfasste ich das Werkzeug. Alle Muskeln im Körper waren angespannt. Noch ein tiefer Atemzug. Dann drückte ich das Eisen ins Holz. «Nanu! Das war’s schon?» Verblü=t setzte ich zum nächsten Schnitt an. Und dann zu noch einem und noch einem und noch einem. Mit jedem neuen Ansatz entkrampfte sich mein Körper zusehends, wenn auch die Finger das Werkzeug noch so fest umklammerten, dass die Knöchel weiß hervortraten. Erleichtert nahm ich schließlich den Stahl von der Handauf lage und strahlte meinen Vater vor Freude an. Er lachte ebenfalls und sagte: «So, und jetzt geht’s richtig los!» Das war der Beginn meiner Leidenschaft für das Drechseln. Diese Passion kann ich seit vielen Jahren an Schüler und Schülerinnen weitergeben, die meine Drechselkurse besuchen. Schnell wurde mir beim Unterrichten klar, dass die gleichen Fragen und Probleme, die bei mir am Anfang aufgetaucht waren und die mein Vater so gut beantwortet und gelöst hatte, auch die Teilnehmer meiner Kurse beschäftigen. Bei jedem Anfänger, jeder Anfängerin fühle ich deshalb beim ersten Werkzeugansatz mit und bei jedem «Nürnberger», dem Weggleiten des Werkzeuges zur falschen Seite, erkenne ich den gleichen Schrecken und die gleiche Ratlosigkeit, die ich damals empfunden habe.

Es hat sich im Laufe der Zeit immer deutlicher gezeigt, dass es hilfreich wäre, die Grundlagen des Drechselns, die Grundtechniken und Vorgehensweisen schriftlich zu erklären. Dieses Buch will ein Anleitungsbuch für den Einstieg sein, aber auch ein Nachschlagewerk für Kursteilnehmer und ein «Appetitanreger» für Leute, die auf der Suche sind nach einer schönen Beschäftigung, nach einem dauerhaften Hobby, nach einer Passion. Mit dem Haupt Verlag wurde dieses Projekt möglich. Gemeinsam mit meinem Mann Richard – er ist Fotograf – konnte ich dieses Buch konzipieren. Wir wollten die einzelnen Arbeitsvorgänge möglichst genau beschreiben und die Werkzeugführung aus der Sicht des Drechslers fotografieren. Im ersten Teil sind die Grundtechniken so beschrieben, dass man sie stets nachschlagen, aber auch als Übungen nacharbeiten kann. Der Projektteil enthält genaue Anleitungen für die ersten eigenen Objekte, soll aber auch Inspirationen für neue Ideen bieten. Ich wünsche den Leserinnen und Lesern viel Unterhaltung beim Blättern in diesem Buch, viel Erfolg beim Nacharbeiten der vorgestellten Projekte und bei weiteren eigenen Arbeiten und vor allem viel Freude an unserer gemeinsamen Passion – dem Drechseln. Helga Becker, Mai 2006

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Die Drechselwerkstatt Im Vergleich mit vielen anderen Handwerkstraditionen hat die Drechslerei einen großen Vorteil: Es braucht nur einen relativ kleinen Raum für die Werkstatt. Auf einer Fläche von zehn bis zwölf Quadratmetern kann bereits eine gut funktionierende Werkstatt eingerichtet werden. Falls Sie mehr Platz zur Verfügung haben – umso besser. Damit Sie in Ihrer Werkstatt praktisch und angenehm zugleich arbeiten können, sollten Sie die folgenden Ratschläge bei der Einrichtung berücksichtigen. Der Raum muss mit möglichst viel natürlichem Licht ausgeleuchtet sein. Mindestens ein großes Fenster, das auch für eine gute Belüftung des Raumes sorgen kann, ist daher wünschenswert. Stellen Sie die Drechselbank in der Nähe, oder besser noch, vor dem Fenster auf. Zusätzlich empfiehlt sich eine verstellbare Lampe, die direkt an der Drechselbank angebracht ist. Generell sollte die ganze Werkstatt gut mit blendfreiem Kunstlicht ausgestattet sein. Rund um die Drechselbank muss genügend Raum zur Verfügung stehen, damit Sie sich ungehindert bewegen und die zum Teil langen Werkzeughefte ohne Behinderung einsetzen können. Streichen Sie die Wände hell, möglichst weiß, um die Lichtausbeute zu erhöhen. Dies gilt insbesondere auch für die Decke. Verzichten Sie auf Strukturputz oder andere raue Oberflächen, wo sich sonst der feine Schleifstaub absetzen kann. Als Bodenbelag empfiehlt sich ein rutschfester, fußwarmer Belag. In meiner Werkstatt hat sich der Boden aus Grobspanplatten sehr bewährt. Eine Alternative sind Dielen oder Industrieparkett. Bei Betonböden können Sie einen niedrigen Holzrost oder ebenfalls Spanplatten vor und zum Teil unter die Drechselbank legen, damit Sie keine kalten Füße bekommen. Die Werkstatt sollte beheizbar sein, um ganzjährig darin arbeiten zu können. Ein Holzofen tut hier gute Dienste. In ihm können Holzreste und eventuell auch Späne (kein Staub – es bestünde die Gefahr einer Staubexplosion! ) verbrannt werden. Sie schlagen dadurch drei Fliegen mit einer Klappe: Holzmüllentsorgung, Heizkostenersparnis und angenehme Wärme. Sorgen Sie für eine ausreichende Zahl an elektrischen Anschlüssen in der Werkstatt. An der Drechselbank werden drei Steckdosen benötigt. Eine für die Maschine selbst (380 oder

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220 V) und zwei weitere für die Beleuchtung und für Zusatzgeräte wie Bohrmaschine, Fräser, Heißluftpistole usw. Sehen Sie auch für alle anderen Maschinen wie Ständerbohrmaschine oder Schleif bock zwei oder drei Steckdosen vor. Wichtig für Ihre Gesundheit ist eine gute Absaugung für die Späne und vor allem für den feinen Schleifstaub. Mit flexiblen Saugrüsseln können Sie direkt an der Drechselbank absaugen. Luftfilter, die meist an der Decke angebracht werden, entfernen den restlichen Staub aus der Raumluft. Sie werden im Handel mit verschiedenen Saugleistungen, die auf die Raumgröße abgestimmt sind, angeboten. Neben der Drechselbank ist der Schleif bock die zweite wichtige Maschine in der Werkstatt. Stellen Sie ihn so auf, dass er mit Schleif hilfen ausgestattet werden kann und stets gut für Sie erreichbar ist. Auf einem Rollwagen mit Schubladen montiert, kann er mobil oder stationär eingesetzt werden. Schleifscheiben, Abziehvorrichtungen und sonstige Hilfsmittel liegen in den Schubladen staubgeschützt parat. Das Werkzeug sollte vor Stößen geschützt auf bewahrt werden. In Halterungen an der Wand, die ganz in der Nähe der Drechselbank angebracht sind, kann das Werkzeug eingehängt oder eingesteckt werden. Ich habe einen kleinen fahrbaren Tisch bauen lassen, dessen Tischplatte auf beiden langen Seiten mit Bohrungen für die Werkzeuge versehen ist. So habe ich das Werkzeug stets übersichtlich und gri=bereit neben mir an der Drechselbank. Der Tisch hat eine Schublade für Zubehör wie Diamantfeilen, Körner oder Bleistift und einen Boden, auf dem Elektrogeräte wie Bohrmaschine oder Fräser abgelegt werden können. Falls genügend Raum in der Werkstatt ist, können Sie eine Werkbank oder einen kleinen Arbeitstisch aufstellen. Regale an der Wand und Borde unter der Decke nehmen Bretter und Holzrohlinge auf. Hilfsmittel wie Messschieber, Zirkel und Wandungstaster hängen am besten in Reichweite an der Wand. Eine Ständerbohrmaschine und eine Bandsäge vervollständigen die Werkstattausstattung. Sollte die Fläche des Raumes oder Ihr Budget die Anscha=ung dieser Maschinen (noch) nicht erlauben, kann eine Handbohrmaschine gute Dienste tun, und der Schrein in Ihrer Nachbarschaft wird Ihnen sicher gerne ein paar Rohlinge zusägen, zumal wenn Sie ihn mit selbst gedrechselten Objekten entlohnen.


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Die Drechselbank Auf dem Maschinenmarkt werden Drechselbänke in vielerlei Größen, Ausstattungsvarianten und Preisklassen angeboten. Für Anfängerinnen und Anfänger ist es schwer, sich in diesem Dschungel zurechtzufinden. Folgende Gedanken können als Entscheidungshilfe dienen. Kaufen Sie eine Maschine, die Ihren Ansprüchen auch dann noch gerecht wird, wenn Ihre Fähigkeiten über das Anfängerstadium hinausgewachsen sind. Auch als Hobbydrechsler wollen Sie sicher gute Arbeit leisten, und dafür ist die Ausstattung mit guten Maschinen und Werkzeugen Voraussetzung. Grundsätzlich gilt: Gute Qualität hat ihren Preis. Informieren Sie sich bei Experten und Profis. Bei guten Fachhändlern können Sie die Maschinen testen (ähnlich wie beim Autokauf ) und detaillierte Informationen einholen. Sprechen Sie aber auch mit (Hobby-)Drechslern und fragen Sie nach deren Erfahrungen.

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Eine Drechselbank enthält folgende Grundelemente: das Bankbett ( 1 ), den Spindelstock ( 2 ) mit Welle ⫽ Spindel ( 3 ), den Reitstock ( 4 ), die Pinole ( 5 ), die Handauf lage ( 6 ) und verschiedene Bedienungsschalter wie zum Beispiel den Ein- und Ausschalter mit Drehzahlregler ( 7 ) und den Hauptschalter ( 8 ). Grundsätzlich sollten Sie überlegen, ob Sie sich für die Herstellung kleiner Objekte wie Schmuck, Kugelschreiber oder Schachfiguren interessieren, oder ob es Ihr Wunsch ist, in großen Dimensionen zu arbeiten. Im ersten Fall reicht eine kleine Tischdrechselbank oder eine Bank ohne Unterbau, die auf eine Werkbank montiert werden kann. Für größere Dimensionen sollten Sie sich für eine schwere Maschine entscheiden mit einer Spitzenweite von 800 bis 1000 Millimetern und einer Spitzenhöhe von 250 bis 300 Millimetern. Denken Sie daran: Auf einer großen Drechselbank können auch Miniaturen hergestellt

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werden. Mit einer kleinen Maschine sind Sie auf kleine Dimensionen beschränkt. Für alle Maschinen, ob groß oder klein, gelten folgende Anforderungen: a

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Das Bankbett muss verwindungsfrei sein und Schwingungen möglichst gut ausgleichen. Die Spindel muss mit Doppellagern ausgestattet sein, die möglichst weit auseinander liegen. Sie sollte durchbohrt sein (Hohlspindel), damit der Morsekonus von Mitnehmer oder Bohrfutter aufgenommen werden kann. Das Spindelgewinde sollte ein handelsübliches Maß haben. Die meisten Zubehörteile wie Spannfutter oder Planscheibe werden mit Gewinden M33 ⫻ 3,5 angeboten. Ein Spindelfeststeller erleichtert die Montage von Spannfutter und weiterem Zubehör, und eine Teileinrichtung ermöglicht die Aufteilung der Kreiskurve in unterschiedlich viele Segmente (zum Beispiel für Bohrungen im gleichen Abstand). Bei guten Drechselbänken kann der Spindelstock gedreht und in verschiedenen Positionen festgestellt werden (zum Teil auch in jeder beliebigen). Dies erleichtert die Arbeit zum Beispiel beim Schalendrechseln enorm, weil man nicht über das Bankbett geneigt arbeiten muss, sondern in einer ergonomisch richtigen und entspannten Haltung drechseln kann. Außerdem können mit dieser Einrichtung größere Durchmesser bearbeitet werden, weil seitlich vom Bankbett gearbeitet wird. Der Reitstock lässt sich leicht verschieben und kann sicher festgestellt werden. Der Konus in Reitstock und Spindelstock sollte der gleiche sein, damit das Zubehör bei Bedarf auf beiden Seiten eingesetzt werden kann (zum Beispiel Bohrfutter). Wenn der Reitstock schmal ist, kann die Handauf lage immer nah ans Werkstück gerückt werden. Der Pinolenhub darf nicht zu klein sein. 80 bis 100 Millimeter sind wünschenswert. Die Pinole wird mit einem Handrad bewegt und kann mit einem Spannhebel arretiert werden.

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Die Handauf lage ist mit einem Spannhebel im Unterbau befestigt (nicht mit einer Schraube) und kann dadurch schnell ausgerichtet bzw. nachgestellt werden. Die Handauf lage muss stabil sein, damit keine Vibrationen auftreten, die sich auf das Werkzeug übertragen könnten. Der Handauf lagenuntersatz muss sich leicht bewegen und sicher feststellen lassen. Der Schalter für den Drechselbankbetrieb muss an einer leicht zugänglichen Stelle angebracht sein. Bei einigen Maschinen sind der Ein-Aus-Schalter und der Geschwindigkeitsregler in einem Gehäuse untergebracht, das mit einem Magnet an jeder beliebigen und dem Arbeitsvorgang dienlichen Stelle fest gemacht werden kann. Die Drechselbank sollte eine mehrstufige Drehzahlregelung haben. Dabei ist es wichtiger, die Maschine mit möglichst langsamer Geschwindigkeit betreiben zu können als sehr schnell. Ein sinnvoller Geschwindigkeitsbereich liegt zwischen 100 U/min (bei großen und/oder unwuchtigen Schalenrohlingen) und 2500 U/min für Langholz. Besser noch ist eine elektronische Drehzahlregelung, bei der die Geschwindigkeit stufenlos angepasst werden kann (Bereich meist 50 bis 3000 U/min). Falls die Drechselbank im Keller oder in einem schwer zugänglichen Raum untergebracht werden muss, sollten Sie darauf achten, dass sie für den Transport zerlegt und wieder leicht aufgebaut werden kann.

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Körperhaltung an der Drechselbank Achten Sie darauf, Ihre Drechselbank in der passenden Höhe auszurichten. Zum Teil sind bereits verstellbare Füße montiert. Andernfalls müssen Sie die Bank, falls sie zu niedrig ist, durch geeignete Sockel anheben oder, fall sie zu hoch ist, sich selbst in eine höhere Position bringen. a

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Die richtige Höhe können Sie folgendermaßen ermitteln: Winkeln Sie die Arme rechtwinklig ab. Die Unterarme und die Spitzen der Mittelfinger sollten jetzt auf gleicher Höhe mit der Drehachse liegen. Liegt die Achse zu tief, müssen Sie in gebückter Haltung arbeiten und belasten Rücken und Nacken. Ist die Drehachse zu hoch, ermüden Sie schnell, weil die Arme ständig angehoben werden müssen. Nehmen Sie keine Kampf haltung mit nach vorne oder hinten ausgestelltem Bein ein, sondern stehen Sie parallel zum Bankbett, mit leicht gespreizten Beinen. Sie sollten nicht an einem Punkt stehen bleiben und nur die Arme bewegen, sondern Ihren ganzen Körper einsetzen. Sie machen kleine Schritte nach rechts oder links. So bleibt der Anstellwinkel des Werkzeuges gleich. Sie drehen sich beim Schalendrechseln leicht in der Hüfte. Das Werkzeug gleitet mit sicherem Halt (an der Hüfte) am Werkstück entlang. Sie neigen sich etwas zur Seite (links oder rechts), um den Schnitt in die Tiefe zu verfolgen. Achten Sie darauf, dass Sie die Schultern nicht nach oben ziehen. Gewöhnen Sie sich von vornherein an eine entspannte Haltung. Dann können Sie auch über Stunden ohne große Ermüdungserscheinungen arbeiten. Die langen Hefte der Werkzeuge können mit einer Hand sicher am Körper geführt werden. Die andere Hand umfasst das Werkzeug von oben und drückt es auf die Handauf lage. Der Daumen wird unter dem Werkzeug durchgeführt und bildet mit den anderen Fingern die Führung, in der das Werkzeug gedreht und vor oder zurück bewegt wird. Der Handballen liegt an der Handauf lage an. So ist das Werkzeug nach oben ausgerichtet und kann zu einem aktiven Schnitt angesetzt werden.

Einrichtung und Werkzeuge

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Arbeitssicherheit Selbst bei konzentriertem und aufmerksamem Arbeiten können Unfälle nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Das Risiko, sich beim Drechseln zu verletzen, kann jedoch eingeschränkt werden, wenn Sie die richtige Ausrüstung anscha=en und die folgenden Ratschläge beherzigen. Tragen Sie keine Kleidungsstücke mit weiten Ärmeln oder lose sitzenden Teilen. Sie könnten vom drehenden Werkstück erfasst werden. Meiden Sie auch Wollpullover oder -jacken. Die Schlingen bleiben bereits am kleinsten Span hängen. Baumwoll- oder Jeanssto=e haben sich dagegen gut bewährt. Ich trage auf den Fotos eine Jacke, die die traditionelle Form des Drechslerkittels modern interpretiert. Der Kittel wird im Rücken mit Klettverschlüssen geschlossen und mit zwei sich kreuzenden Bändern gewickelt. Breite Klappen verschließen die großen Taschen (vorne) und Bündchen an Hals und Handgelenken verhindern, dass Späne auf die Kleidung gelangen. Legen Sie Schmuck und Uhren ab und binden Sie lange Haare zusammen. Festes Schuhwerk verleiht Ihnen sicheren Stand an der Maschine und schützt die Füße vor Verletzungen durch herunterfallende Gegenstände. d

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Im Handel sind verschiedene Ausrüstungsteile erhältlich, um Ohren, Atemwege und Augen gut zu schützen. Saugen Sie den feinen Schleifstaub am besten gleich an der Drechselbank ab und tragen Sie eine Atemmaske, die die Lungen vor feinem Staub schützt. Tragen Sie eine (Schutz-)Brille oder ein Visier, um Augen und Gesicht vor fliegenden Spänen, absplitterndem Holz oder Rindenteilen zu schützen. Im Handel gibt es auch Vollvisiere mit motorbetriebenem Luftfilter. Sie bieten gleichzeitig Augen-, Gesichts- und Atemschutz. Allerdings sind sie relativ schwer und werden unangenehm, wenn man sie über einen längeren Zeitraum trägt. Bei Arbeiten an der Säge oder mit einem Fräser ist ein guter Gehörschutz unverzichtbar.

Vergewissern Sie sich vor dem Einschalten der Drechselbank, dass das Werkstück keine Risse aufweist, die Ihnen gefährlich werden könnten, und dass es sicher eingespannt ist. Prüfen Sie, ob sich der Rohling frei an der Handauf lage vorbeidrehen kann und dass alle beweglichen Teile (Handauf lage, Unterbau, Reitstock, Pinole, eventuell Spindelstock) festgestellt sind.

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Kontrollieren Sie ebenfalls vor dem Einschalten die eingestellte Geschwindigkeit und korrigieren Sie sie gegebenenfalls. Falls Sie sich nicht sicher sind, in welchem Geschwindigkeitsbereich Sie arbeiten können, lassen Sie die Bank eher langsamer laufen als zu schnell. Mit zunehmender Laufruhe können Sie die Geschwindigkeit dann erhöhen. Bei Maschinen mit elektronischer Drehzahlregelung hat sich folgende Methode bewährt, um die optimale Geschwindigkeit zu finden: I

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Stellen Sie den Geschwindigkeitsregler auf Null und legen Sie eine Hand auf das Bankbett. Schalten Sie die Maschine mit der anderen Hand ein und erhöhen Sie langsam die Geschwindigkeit. Sie werden spüren, dass Sie Bereiche durchlaufen, bei denen mehr oder weniger starke Schwingungen auftreten. Wählen Sie als Arbeitsgeschwindigkeit einen Bereich, bei dem die Schwingungen möglichst gering sind. Stellen Sie die Maschine immer ab, wenn sie die Handauf lage verstellen, undentfernen Sie die Handauf lage beim Schleifen. Sorgen Sie für eine gute Beleuchtung in der Werkstatt und direkt an der Drechselbank. Entfernen Sie Späne und Staub regelmäßig aus der Werkstatt. So bleibt die Staubbelastung geringer und die Wege in der Werkstatt bleiben sicher begehbar. Außerdem können sich Schimmelsporen von nassen Spänen und Ungeziefer aus altem Holz nicht in der Werkstatt einnisten. Aus dem gleichen Grund sollten Sie die Werkstatt auch regelmäßig lüften.

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Die Werkzeuge In den letzten Jahren hat das Drechseln in der Ö=entlichkeit einen großen Aufschwung erlebt. Für die stetig wachsende Zahl der Hobbydrechsler werden immer neue Werkzeuge entwickelt. Dabei reichen wenige Werkzeuge aus, um die meisten Grundtechniken ausführen zu können. Damit Sie sich im großen Angebot auf dem Drechslermarkt zurechtfinden, möchte ich Ihnen einige Tipps geben und die grundlegenden Werkzeuge vorstellen. Es gibt sechs Grundwerkzeuge, die man meiner Meinung nach haben muss, um sinnvoll arbeiten zu können. Die richtige Handhabung dieser Werkzeuge und das Verständnis für ihre Schneidgeometrie werden Ihnen den Umgang mit allen anderen Werkzeugen erleichtern. Machen Sie sich also zunächst mit diesen sechs Werkzeugen vertraut.

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Arbeiten Sie aufmerksam und nehmen Sie sich Zeit für Ihre Arbeit. Wenn Sie sich nicht richtig konzentrieren können, steigt das Unfallrisiko erheblich. Beachten Sie grundsätzlich die Herstellerangaben zum Betrieb der Maschinen und gehen Sie kein Risiko ein!

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Die sechs Grundwerkzeuge im Überblick von links nach rechts: Schalenröhre, Schruppröhre, 12-mm-Langholzröhre, 8-mm-Langholzröhre, Ovalmeißel und Abstechstahl. Die Schalenröhre. Sie ist das optimale Werkzeug im Querholz. Durch die tiefe V-Kehle entstehen an der Schneide zwei gerade Flanken, mit denen breite Späne abgetragen werden können. Der kleine Radius in der Mitte der Schneide ermöglicht außerdem feine, ziehende Schnitte. Das Werkzeug ist sehr lang, damit es auch in große Tiefen vordringen kann, und der stabile Schaft reduziert die Schwingungen bei großem Überhang über der Handauf lage. Mit durchgehend gleich bleibendem Durchmesser geht der Schaft ins Heft über, damit das Werkzeug dem Druck bei großen Durchmessern oder in der Tiefe genügend Widerstand entgegensetzen kann. Eine Schalenröhre von zehn Millimetern Breite bewährt sich bei großen und kleinen Durchmessern. Die Schruppröhre. Sie ist das Werkzeug fürs «Grobe». Setzen Sie sie nur im Langholz ein. Im Querholz sind die exponierten Ecken hinderlich. Eine Schruppröhre mit einer Breite von 19 Millimetern hat die optimale Größe für kleine und große Dimensionen. Die Langholzröhre. Mit ihr werden Profile im Langholz geschnitten. Im Grundwerkzeugsatz sollten zwei verschiedene

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Größen dieser Formröhre enthalten sein, eine kleine (acht Millimeter) und eine mittlere (zwölf Millimeter) Größe. Dies ist wichtig, weil sich große und kleine Profile häufig abwechseln. Die größere Röhre kann mit mehr Ruhe auf großen Profilen geführt werden (große Fase liegt an), während die kleinere Röhre besser in kleinen Räumen arbeitet. Entscheiden Sie sich bei den Langholzröhren für die Contiform. Sie kann sehr einfach nachgeschärft werden, weil das Material über das ganze Profil gleichmäßig dick ist. Da sich der Schaft beim Übergang in das Heft verjüngt, sollten die Langholzröhren nicht im Querholz angewendet werden (zu hoher Druck bei großen Durchmessern). Der Ovalmeißel, 25 Millimeter Breite. Er ist die hervorragende Weiterentwicklung des Flachmeißels. Auf seinen gerundeten Seiten kann der Meißel mit kleinen Bewegungen zum optimalen Schnitt angesetzt werden. Auf der Seite der langen Spitze hat der Meißel eine kleine Fläche, auf der das Werkzeug ruhig auf liegt, wenn ein- oder abgestochen wird. Auf der Seite der kurzen Spitze befindet sich dagegen ein kleiner Radius, auf dem das Werkzeug beim Drechseln kleiner Profile ruhig gedreht werden kann. Der Abstechstahl (Abstecher) mit einer Breite von drei Millimetern. Er wird zum Andrehen von Zapfen und Platten verwendet. Mit ihm kann auch Raum für nachfolgende Profilierungen gescha=en werden, und mit ihm werden Teile vom restlichen Holz abgetrennt. Der Abstecher hinterlässt eine schlechte Oberfläche, daher ist das Nacharbeiten mit einem schneidenden Werkzeug unerlässlich, wenn die Oberfläche sichtbar bleiben soll.

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Spezielle Werkzeuge Im Laufe der Zeit werden Sie sich dann weitere Werkzeuge zulegen, die für spezielle Einsatzbereiche entwickelt wurden, zum Beispiel für die Arbeit im Hirnholz oder bei der Dekoration. Im Folgenden stelle ich einige dieser Werkzeuge vor, andere Werkzeuge werden direkt bei den Projekten, bei denen sie eingesetzt werden, beschrieben. h

Spezielle Werkzeuge im Überblick von links nach rechts: Spindelformröhre, BCT-Schneiderad, Ausdrehring, RS200KT, Exocet-Ausdrehwerkzeug, Schalenröhre mit Fingernagelanschli=, 6-mm-Schalenröhre, Texturing Tool.

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Die Spindelformröhre. Ihre weit nach unten zurück geschli=enen Flanken ermöglichen im Hirnholz den Ansatz des Werkzeuges im Zentrum des Rohlings. Beim Ziehen nach außen hinterlässt die lange Schneide eine saubere Oberfläche. Die Schalenröhre könnte hier nicht eingesetzt werden, weil die Ecken zu exponiert sind und leicht im Holz einhaken würden. Die Spindelformröhre kann mit ihrem stabilen Schaft dem erheblichem Druck standhalten. Das Schneiderad von BCT wird im Hirnholz eingesetzt. Sein geschlossenes Schneidrad ist mit einer Hohlkehle versehen. Es schabt also nicht, sondern es schneidet. Der Kopf auf dem das Schneiderad befestigt ist, ist um 45 Grad zum Schaft gedreht und kann zusätzlich nach links geschwenkt werden (für hinterdrehte Formen). Der quadratische Schaft gibt dem Werkzeug auch in großer Tiefe sicheren Halt. Der Ausdrehring. Dieses traditionelle Hirnholz-Werkzeug hinterlässt ebenfalls eine gut geschnittene Oberfläche. Der 12-mm-Ring muss in einem Winkel von 45 Grad zur linken Seite gedreht werden, damit nicht die komplette Schneide gleichzeitig angreifen kannDurch den relativ dünnen Schaft ist das Werkzeug auf kleinere Tiefen (maximal zehn Zentimeter) beschränkt. Der schälende Schaber RS200KT. Dieses Ausdrehwerkzeug wird mit drei verschiedenen Stählen geliefert. Zwei HSSSchneidstähle erlauben hinterdrehte Formen im Hirn- und Querholz. Eine tropfenförmige Schaberklinge passt sich mit verschiedenen Radien der jeweiligen Form des Objektes an. Das Werkzeug wird auf der flachen Seite des Schaftes aufgelegt und dadurch gut stabilisiert. Das Ausdrehwerkzeug Exocet mit Spandickenbegrenzung. Dieses Werkzeug erlaubt es auch Anfängern in großen Tiefen zu arbeiten. Durch eine verstellbare Kappe ist die Schneide abgedeckt. Beim Zurückschieben der Kappe wird die Schneide freigelegt und kann entsprechend stark oder sanft schneiden. Der Werkzeugschaft ist im schweren Heft eingeschoben und kann je nach Arbeitstiefe verlängert werden. Die Schalenröhre mit Fingernagelanschli=. Diese Röhrenform hat meist einen U-förmigen Querschnitt. Durch die weit zurückgeschli=enen Flanken kann die Röhre im Querholz und im Hirnholz eingesetzt werden. Mit der kurzen Fase in der Mitte der Schneide werden auch kleine Radien im Innern eines Gefäßes geschnitten. Mit den langen Flanken ist es möglich, an der Außenform zu schlichten.

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Im Laufe der Zeit werden Sie sich vielleicht noch verschiedene Größen der Grundwerkzeuge anscha=en. In erster Linie empfehle ich da die 6-mm-Schalenröhre. Mit feinsten Schnitten wird die Oberfläche durch sie perfektioniert. Grundsätzlich wird man jedoch eher die nächst größere Form eines Werkzeuges wählen, weil die Werkzeuge dann auch mehr Gewicht und mehr Laufruhe auf bringen. Wenn Sie sich dagegen auf kleine Objekte spezialisieren, werden Sie sicher auch einen Satz Miniaturwerkzeuge anscha=en. Das Texturing Tool. Es ist kein Drechselwerkzeug im eigentlichen Sinne. Mit ihm können verschiedene Dekore auf gedrechselte Objekte gezaubert werden: Punzierungen, Sonnenräder, Ananasmuster und vieles mehr. Tipps für die Anwendung finden Sie im Kapitel über Grundtechniken Dekoration.

Achten Sie beim Werkzeugkauf nicht auf Quantität, sondern auf Qualität. Gute Werkzeuge sind aus HSS-Stahl (Hochleistungsschnellstahl), der eine mehrfach höhere Standzeit besitzt als Werkzeugstahl. Mittlerweile werden auch Werkzeuge aus noch hochwertigeren Stählen angeboten. Allerdings ist fraglich, ob sich der deutlich höhere Preis tatsächlich durch eine in gleichem Maße höhere Standzeit rechtfertigt.

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Spannmöglichkeiten und Messwerkzeuge Bevor die Drechselwerkzeuge zum Einsatz kommen, muss der Rohling möglichst sicher in der Drechselbank eingespannt werden. a

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Im Langholz wird «zwischen den Spitzen», also zwischen Mitnehmer und mitlaufender Spitze aufgenommen, das heißt eingespannt. In der Regel werden die Spitzen mit einem Morsekonus in die Spindel bzw. in die Pinole gesteckt. Die Mitnehmer sind in verschiedenen Durchmessern – meist als Zwei-, Vier- oder Sechszackmitnehmer oder mit einem Zehnkranz – erhältlich. Die mitlaufenden Spitzen werden als Konus- oder Druckringspitze angeboten. Bei der konischen Spitze kann das Holz bis zur Spitze zurückgestochen werden. Mit dem Druckring kann man dagegen mehr Druck auf das Werkstück ausüben. Verschiedene Zubehörteile erweitern den Einsatzbereich der mitlaufenden Spitzen. Rohlinge, die im Quer- oder Hirnholz bearbeitet werden, nimmt man in Spannfutter, Schraubfutter oder auf Planscheiben auf. Die Spannfutter können mit verschiedenen Zangen bestückt werden, die auch die Aufnahme kleinster und großer Dimensionen ermöglichen. Schraubfutter eignen sich dagegen für kleine bis mittelgroße Objekte. Auf Planscheiben wird das Holz mit mehreren Schrauben befestigt. Auf einer größeren Fläche finden selbst schwere Rohlinge guten Halt. Weitere Spannmöglichkeitensind beispielsweise Bohrfutter oder spezielle Spannfutter, auf denen die Rohlinge für Schreibgeräte gedrechselt werden können. Auch diese Spannhilfen werden meist mit einem Morsekonus gesteckt. Neben den Werkzeugen und Spanneinrichtungen kommen die Messwerkzeuge beim Drechseln häufig zum Einsatz. Zirkel und Bleistiftzirkel, Messschieber, Metalllineale und Wandungstaster ermöglichen genaue Passungen und Arbeiten nach exaktem Maß.

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Projekte zum Nacharbeiten

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Langholz

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Honiglö=el Arbeitsmaterialien Werkzeuge

Schruppröhre Abstechstahl Meißel Langholzröhre

Aufnahme

Mitnehmer und Spitze

Holz

Kantel 25⫻25⫻170 mm

Bleistift Schleif leinen Stahlwolle

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Langholz

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Für dieses Projekt sollten Sie ein dichtes Holz wählen, beispielsweise Pflaume, Apfel, Kirsche oder Elsbeere. Von diesen Hölzern kann der Honig gut ablaufen und der Lö=el kann problemlos gereinigt werden, weil sich auf der dichten Oberfläche keine Honigpartikel festsetzen können. Ich habe für dieses Projekt eine Kantel aus Elsbeere ausgewählt. a

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Sägen Sie die Kantel 25⫻25⫻170 Millimeter zu. Diese wird zwischen dem kleinem Mitnehmer (16 Millimeter) und der Druckringspitze eingespannt. Verwenden Sie bei solch kleinen Dimensionen keine konischen Spitzen. Der Druck der sich schnell verbreiternden Spitze könnte das Holz spalten. Die Höhe der Handauf lage wird etwas über der Achse ausgerichtet. Schruppen Sie die Kantel ab und arbeiten Sie den Durchmesser des Zylinders auf den größten Durchmesser des Objektes zurück, hier 22 Millimeter am großen Ring der Spitze. Zeichnen Sie auf dem Zylinder die einzelnen Bereiche des Honiglö=els, Gri= und Spitze, an. An den Markierungen stechen Sie mit dem Abstechstahl ein, um die einzelnen Bereiche noch deutlicher zu kennzeichnen und um Raum für die Arbeit mit der Röhre zu erhalten.

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Beginnen Sie mit der Außenform der Spitze. Legen Sie dazu die 12-mm-Langholzröhre nach der 3-R-Regel an: Das Werkzeug ist nach rechts ausgerichtet, es ist leicht nach rechts aufgestellt und Sie schneiden mit der rechten Seite der Schneide. Die Fase liegt am Holz an. Stellen Sie im Schneiden die Röhre langsam nach rechts auf, dadurch erhalten Sie einen flachen Radius. Wenn die Außenform der Spitze fertig gestellt ist, zeichnen Sie die Zonen für die «Tropfringe» an. Legen Sie nun den Meißel mit der Seite der kurzen Spitze auf die Handauf lage und drechseln Sie zunächst kleine Kerben an die Stellen, die Sie zuvor angezeichnet haben (siehe auch Langholz 7 ). Sobald Sie auf diese Weise etwas mehr Raum gescha=en haben, können Sie aus den dazwischen liegenden Flächen Stäbe formen (siehe auch Langholz 8 ). An den größten Stab schließt sich nach links der Gri= an. Achten Sie darauf, mit einer Hohlkehle einen fließenden Übergang zwischen Stab und Gri= zu erreichen. Arbeiten Sie immer vom großen zum kleinen Durchmesser. Der Gri= hat an der Hohlkehle nur fünf bis sechs Millimeter Durchmesser, ist also sehr filigran. Sie sollten daher mit dem Werkzeug nur wenig Druck ausüben, damit der Lö=el nicht anfängt zu schwingen. Bei dichten Hölzern reicht es meist, beim Schleifen mit einer Körnung K180 anzufangen. Voraussetzung ist allerdings ein perfekter Schnitt. Wenn Sie meine Anweisungen beherzigen, sollte dies möglich sein. Nach der Bearbeitung mit Schleif leinen können Sie zusätzlich sehr feine Stahlwolle einsetzen, um die Oberfläche zu polieren und zu verdichten. Eine weitere Behandlung mit Öl oder Wachs ist nicht notwendig. Zum Schluss stechen Sie beide Enden mit dem Meißel möglichst weit zurück und sägen die kleinen Zapfen mit der Handsäge – bei stehender Maschine! – ab.

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Anhang

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Sachregister 3-L-Regel 35 3-R-Regel 35 Abschruppen 35, 45 Abstechen 37, 45, 55 Abstechstahl (Abstecher) 17, 19 Abziehen 75 Abziehstein 75 Arbeitssicherheit 15 Arbotec-Fräser 65 Ausdrehring 19, 57 Aushöhlen 51, 57 Bandsäge 10 Bankbett 12 BCT-Schneiderad 19, 57 Beizen 61 Bohrfutter 21 Brennen 61, 63 Carnauba-Wachs 71 Drechsel-Werkstatt 10 Drechselbank 11, 12, 13 Drehzahlregler 13 Druckring 21 Einspannen 21, 33, 47, 53 Einstechen 37, 45 Exocet-Ausdrehwerkzeug 19, 57 Fingernagelanschli= 73 Fräser 67 Fuß 49 Grünholz 27 Grundwerkzeuge 17 Handauf lage 13, 33 Handbohrmaschine 10 Hirnholz 53 Hohlkehle 31, 43 Holz 24, 26 Kalken 59 Kantel 33 Karnies 31 Lackieren 71 Langholz 31 Langholzröhre 17 Meißel 45, 55

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Messwerkzeuge 21 Mitnehmer 21, 33 «Nürnberger» 35 Ölen 69 Ovalmeißel 17, 19 Pilzwerkzeug 89 Pinolenhub 13 Pinolenrad 33 Planscheibe 21 Platte 31 Profile 31 Profilieren 45 Querholz 47 Reitstock 13, 33 Rezess 49 Ringwerkzeug 99 RS200KT 19, 57 Schalenröhre 17, 19, 21 mit Fingernagelschli= 19 Schleifen 69, 73, 75 von Werkzeugen 73 Trockenschleifen 73 Nassschleifen 73 Schleif hilfen 73, 75 Schleif leinen 69 Schleifmaschine 10, 73 Schleifpaste 75 Schleifteller 69, 73 Schlichten 45 Schneiderad BTC 19, 57 Schnittgeschwindigkeit 30 Schnittrichtung 31, 35, 51, 53, 57 Schnitzen 63 Schraubfutter 21 Schruppröhre 17 Schwärzen 59 Spannen 21 Spannfutter 21 Spindel 13 Spindelformröhre 19, 57 Spindelstock 13 Spitzkehle 31

Spitzstab 31, 45 Stab 31, 39, 41, 45 Ständerbohrmaschine 10 Strukturieren 63, 65 Texturing Tool 19, 21, 65 Vergolden 67 Wachsen 71 Wölbungen 55 Zentrieren 33, 53 Zirkel 21




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