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Haupt Verlag
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Inhalt 7
VORWORT
Berner Gas
6WDGWSUÁVLGHQW $OHF YRQ *UDƬHQULHG
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Berns langer Weg zu mehr Licht
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Der Gasbeleuchtungsvertrag
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Die erste Gasfabrik der Schweiz
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Die Gasproduktion
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Das Gaswerk wird erster Regiebetrieb
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Vom Marzili an den Sandrain
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Die Kriegsjahre 1914–1918
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Die letzte Ausbauperiode 1928–1932
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Die Kriegsjahre 1939–1945
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Das Ende und der Anfang einer Ära
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E INLE ITU NG Claudia Kohlschütter
Berner Wasser 59
Epidemien zwingen zum Handeln
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Der Übergang zur modernen Wasserversorgung
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:DVVHUYHUVRUJXQJ LP ̤-DKUKXQGHUW
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Aaretal I
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Aaretal II
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Wussten Sie, dass …
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Weitere Fakten
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Berner Strom
Berner Engagement
̢ Der Beginn der städtischen Elektrizitätsversorgung
157 (QHUJLHJHODGHQ LQ GDV QHXH -DKUKXQGHUW
̢ Der Erfolg der neuen Energie
158 Energiemarkt im Umbruch
̢ Die Kriegsjahre 1914–1918
159 Die Ausgliederung von EWB und GWB
̢ Die Zwischenkriegszeit
161 Das neue ewb nimmt Fahrt auf
103 Die Kriegsjahre 1939–1945
162 Im Zeichen des Wandels
104 Die Nachkriegsjahre bis 1968
167 'LH 6WURPPDUNWÓƬQXQJ LVW EHVFKORVVHQH 6DFKH
107 EWB und die Kernenergie
173 Eignerstrategie 2009 gibt die Richtung vor
109 Der Ausbau des Versorgungsnetzes
175 Bausteine der Energiewende –
110 Zukunftsperspektiven der Elektrizitätsversorgung 112 Energie Wasser Bern und der Stromhandel
nachhaltig, gebündelt, zukunftsorientiert 179 Zukunftsorientierte Leitplanken 180 ̤´̤ IÙU PRGHUQHV /HEHQ XQG $UEHLWHQ 183 Gemeinsam in die gleiche Richtung
Berner «Ghüder»
189 ME ILE N STE INE
121 Ratten und Ungeziefer in der Stadt
194 Quellen
127 :LH ZHLWHU PLW GHP %HUQHU *KÙGHU "
195 Literatur
130 Die erste Berner KVA
196 Dank
134 Aus Kehricht wird Energie
198 Impressum
139 .HKULFKWQRWVWDQG LQ %HUQ
199 Bildnachweis
140 Im Zeichen der Umwelt 140 'DV (QGH HLQHU *KÙGHU ¡UD 142 Auftakt einer neuen Energie-Ära 142 'LH 3LRQLHUDQODJH (QHUJLH]HQWUDOH )RUVWKDXV
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VO R WO R T
VO R WO R T S TADTPR ÄS IDE NT ALEC VON G R AFFE NRIE D
Wer sich für Geschichte interessiert, der findet entlang der Aare Überreste aus den Anfängen der modernen Energieversorgung XQVHUHU 6WDGW ,P 0DU]LOL QDKP DP ̤$SULO GDV HUVWH *DVwerk der Schweiz seinen Betrieb auf. Via Rohrleitungen erhielten damals rasch immer mehr Kundinnen und Kunden Energie in Form von Gas ins Haus geliefert. Der Gaskessel erinnert uns an diese Zeit – dort standen einst die Gasometer der Stadt Bern. Auch die Dampfzentrale ist Zeitzeugin dieses Teils der Geschichte. Dort ZXUGH ]X %HJLQQ GHV ̤-DKUKXQGHUWV .RKOH LP .HVVHOKDXV HLQgefeuert, während die Drehstromturbinen im Turbinensaal für die Erzeugung elektrischer Energie sorgten. Heute tanken die Menschen an beiden Orten ebenfalls Energie – und zwar in Form von Kultur und Gastronomie. Noch viel weiter zurück geht die Geschichte der Wasserversorgung in Bern. Mit der Zusammenführung der städtischen Werke in das rechtlich selbstständige Gemeindeunternehmen (QHUJLH{:DVVHU{%HUQ{ HZE ZXUGH YRU JHQDX {-DKUHQ GLH 9RU aussetzung geschaffen, damit die in der städtischen Energieund Klimastrategie formulierten Ziele wie Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit und Ökologie effizient umgesetzt werden könQHQ 6HLWKHU HQJDJLHUW VLFK HZE ZÁKUHQG {7DJHQ LP -DKU UXQG um die Uhr für modernes Leben und Arbeiten und sorgt als moderne Infrastrukturunternehmung dafür, dass in Bern alles rund läuft. Seit 2010 ist Bern bereits Energiestadt Gold, seit 2019 sogar die Energiestadt mit der höchsten Bewertung in der Schweiz. Die CO2-Emissionen konnten deutlich und spürbar reduziert werden.
links: Installation des Künstlers Carlo E. Lischetti beim ehemaligen Bärengraben, 2018
All das kommt nicht von ungefähr: Energie Wasser Bern erhielt den Auftrag, die Stromversorgung hin zu erneuerbaren Energien umzubauen. Der Richtplan Energie wurde 2014 vom Gemeinderat mit dem Ziel in Kraft gesetzt, die Wärmeversorgung weg von fossilen hin zu erneuerbaren Energien zu entwickeln.
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VO R WO R T
6HLW -DKUHQ VFKRQ YHUIROJW GLH 6WDGW HLQH DPELWLRQLHUWH (QHUJLHpolitik und damit auch eine Klimapolitik, mit der ein maximaler Beitrag zum Erreichen der Ziele des Pariser Klimaabkommens geleistet werden soll. Ich danke den Mitarbeitenden von Energie Wasser Bern für ihre Kompetenz, die Stadt Bern als Energie-Meisterin zu etablieren, und für ihr Engagement, den Meistertitel auch für künftige Generationen zu erhalten. Mein Dank gilt ebenso der Geschäftsleitung von ewb. Ohne deren grosszügige Unterstützung wäre es nicht möglich gewesen, die mehreren Tausend Dokumente, Pläne und Fotografien der reichhaltigen Firmengeschichte zu erhalten und der interessierten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Freuen Sie sich – liebe Leserinnen und Leser – auf eine packend geschriebene, energiegeladene und reich illustrierte Zeitreise. Eine Reise, die zwar in die Vergangenheit schaut, in manchen Themen und politischen Debatten aber erstaunlich aktuell ist.
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EINLEITUNG
EI N L EI T U N G CL AU DIA KOHL SCH ÜT TE R
2022 feiert der Stadtberner Energieversorger Energie Wasser %HUQ HZE *HEXUWVWDJ {-DKUH VHLW GDV (OHNWUL]LWÁWVZHUN{ (:% und die Gas-, Was ser- und Fernwärmeversorgung der Stadt %HUQ{ *:% YHU VHOEVWVWÁQGLJW ZXUGHQ 'LH $XVJOLHGHUXQJ GHV Elektrizitätswerks und der Gas-, Wasser- und Fernwärmeversorgung zum selbstständigen Gemeindeunternehmen war im September 2001 in einer städtischen Volksabstimmung mit grossem Mehr angenommen und 2002 umgesetzt worden. Dank der Zu sammenführung der beiden Werke erhielt das neue Unternehmen den nötigen Handlungsspielraum, um sich im stark veränderten Marktumfeld erfolgreich positionieren zu können und damit die Versorgungssicherheit zu gewährleisten und die Arbeitsplätze zu sichern. Die Geschichte des städtischen Energieversorgers ist von Anfang an geprägt durch das Zusammenwirken von initiativem Unternehmertum, technischem Wissen, politischem Willen und nicht zuletzt von der Verantwortung gegenüber der Allgemeinheit und der Umwelt. Es ist eine beeindruckende Geschichte von Menschen, die mit viel Pioniergeist die damals beschwerlichen Lebensumstände optimierten und sich dafür immer wieder über politische Barrieren hinwegsetzen mussten. Es ist eine Geschichte von Einzelkämpfern, Häftlingen und zahlreichen Visionären, aber auch eine Chronik von Innovationen und nachhaltigem Weitblick als Versprechen an die Zukunft. Meilensteine wie der Bau des ersten Schweizer Gaswerks unterhalb der Bundeshausterrasse und der Bau der ersten Hochdruckwasseranlage für besseres Trinkwasser und mehr Hygiene zeugen von persönlichem Mut und Unternehmertum. Auch die erfolgreiche Elektrifizierung der Stadt sowie die erste topmoderne Kehrichtverwertungsanlage mitsamt Wärmeversorgung, links: Zytglogge, um 1920
die europaweites Interesse auf sich zog, sind Teil dieser spannenden Entwicklungsgeschichte. In ihr spiegeln sich die weitreichenden Veränderungen im Umfeld von Politik, Wirtschaft, Energie und Umwelt wider.
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EINLEITUNG
Heute positioniert sich Energie Wasser Bern als erfolgreicher *HVDPWHQHUJLHVSH]LDOLVW XQG HQJDJLHUW VLFK DQ {7DJHQ UXQG um die Uhr für modernes Leben und Arbeiten in der Stadt und in der Umgebung von Bern. Ohne das städtische Querverbundunternehmen würde Bern buchstäblich stillstehen. Ob es um Strom, Wärme, Wasser, Abfallverwertung oder Gas, TelekommuQLNDWLRQ XQG 0RELOLWÁW JHKW s HZE LVW GHU +HU]VFKODJ %HUQV 'LH zuverlässige und bezahlbare Energieversorgung, die schrittweise nachhaltiger wird, steht dabei im Fokus. Der Auftrag, weder ein technisches noch ein wissenschaftliches Fachbuch, sondern vielmehr die firmeneigene Geschichte DQOÁVVOLFK GHV -XELOÁXPV ]X VFKUHLEHQ HUIROJWH LP +HUEVW 6FKQHOO ZXUGH NODU GDVV VLFK GLH =HLWVSDQQH YRQ {-DKUHQ ZHQLJ eignet, um der Geschichte des städtischen GesamtenergieVSH]LDOLVWHQ JHUHFKW ]X ZHUGHQ 6R VROO GDV -XELOÁXP KLHU DOV $XIhänger dienen, um die ganze Geschichte von ewb abzubilden. Denn nur wer weiss, woher er kommt, weiss, wohin er geht. Bei der Recherche konnte die Autorin auf zahlreiche amtliche, öffentliche und private Quellen sowie ein reichhaltiges Bildarchiv zugreifen. Die Auswahlentscheidung war nicht immer ganz einIDFK -H QDFK 6WDQGSXQNW XQG )RNXV ZHUGHQ JHZLVVH $VSHNWH stärker, andere dagegen weniger detailliert aufgeführt. Umso wichtiger ist es der Autorin, dass diese Geschichte einen Beitrag oder auch einen Anstoss liefert, um die eigene Energiegeschichte zu reflektieren. Die vielen Geschäftsberichte, Quellen und Bilddatenbanken, vorwiegend einsehbar im Stadtarchiv Bern sowie im firmeninternen Archiv, belegen, dass die Anfänge von Energie Wasser %HUQ DXI GDV -DKU ]XUÙFNJHKHQ ,Q GLHVHP -DKU QDKP GDV allererste Schweizer Gaswerk in Bern den Betrieb auf. Dieser historische Meilenstein steht aber für weitaus mehr. Denn rückEOLFNHQG GDUI PDQ GDV -DKU DXFK DOV GHQ %HJLQQ GHU %HUQHU Geschichte von Licht, Wärme, Strom und Mobilität bezeichnen. So beginnt die energiegeladene Zeitreise Berns. Und Sie, liebe Leserin, lieber Leser, sind herzlich eingeladen, sich mit uns auf den spannungsreichen Weg durch die Stadtberner Energiegeschichte zu begeben.
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Berner Gas
BERNER GAS
Berner Gas
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BERNER GAS
Berns langer Weg zu mehr Licht %LV LQV ̤-DKUKXQGHUW ZXUGHQ %HUQV *DVVHQ GXUFK GDV /LFKW YRQ Fackeln, Kerzen oder Öllaternen erhellt. Die Frage der öffentliFKHQ %HOHXFKWXQJ ZXUGH HUVWPDOV 0LWWH GHV ̤-DKUKXQGHUWV aufgegriffen. Nach ersten Versuchen mit Öllampen unterblieben angesichts politischer Probleme weitere Schritte. Erst als in Genf
Zum Schmunzeln …
die Stadtbeleuchtung eingeführt wurde, testete man auch in Bern ab 1756 diese Lampen nach dortigem Muster.
liebe. Als in Köln die erste öffentliche
Die Berner Stadtbeleuchtung wurde vorerst auf freiwilliger Basis eingeführt. Es brannten in der Stadt bereits 100 Öllaternen, DOV LP -DKU GLH %HOHXFKWXQJVNRVWHQ GXUFK HLQH %HLWUDJV
Beleuchtung eingeführt werden sollte,
verordnung auf die Ämter und Stellen der Stadt und Republik
stand im Jahr 1819 in der Zeitung
verteilt wurden. Mit der Staatsumwälzung als Folge der Besetzung durch die Franzosen 1798 wurden jedoch die beitragspflichtigen Ämter und Stellen aufgehoben. Dadurch wurde dem Beleuchtungs-
Nicht überall stiess die Einführung der öffentlichen Beleuchtung auf Gegen-
zu lesen: «Jede Strassenbeleuchtung ist verwerflich. 1. Aus theoretischen Gründen, weil sie als ein Eingriff in die richtige Ordnung der Natur erscheint [...]. 2. Aus juristischen Gründen, weil die Kosten [...] durch indirekte Steuern aufgebracht werden sollen. 3. Aus medizinischen Gründen, indem das nächtliche Licht die Menschen nötigt, auf der Strasse zu verweilen, wodurch sie Schnupfen, Husten und anderen Erkrankungen ausgesetzt sind. 4. Aus philosophischen Gründen; sie verscheucht in den Gemütern das Grauen vor der Finsternis, was bislang manchen Sünder von der Sünde abhielt [...].»1
links: Blick auf das Bundeshaus, im Vordergrund das Gaswerkareal, 1930
wesen seine wichtigste Einnahmequelle entzogen – just als mit Rücksicht auf die fremde Einquartierung und die vielen nächtOLFKHQ 7UXSSHQGXUFK]ÙJH GLH %HOHXFKWXQJ DXI GDV JDQ]H -DKU ausgedehnt werden musste. 'LH 6LWXDWLRQ YHUVFKOHFKWHUWH VLFK ]XVHKHQGV ELV LP 0ÁU]{ GHU GDPDOLJH DXV {0LWJOLHGHUQ EHVWHKHQGH *URVVH 6WDGWUDW HLQ Dekret über eine Beleuchtungsabgabe erliess. Der Unterhalt wie auch der Betrieb der Ölbeleuchtung waren umständlich und mühVDP 'LH LQ GHQ HUVWHQ -DKU]HKQWHQ GHV ̤-DKUKXQGHUWV YHUwendeten Öllampen – es waren über 300 Stück – verbreiteten überdies einen schlechten Geruch und gaben nur schwaches Licht. Das funzelige, stinkende Licht der Öllampen ärgerte die Berner, zumal sie in den Zeitungen inzwischen lesen konnten, wie hell erleuchtet andere europäische Städte – Paris, Berlin und /RQGRQ{s GDQN GHU (LQIÙKUXQJ YRQ *DVOHXFKWHQ EHUHLWV ZDUHQ
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Ab 1840 setzte schliesslich auch in der Stadt Bern die Diskussion über die Abschaffung der Strassen-Ölbeleuchtung ein. Auch hier sollte die hellere Gasbeleuchtung das bisherige ÖllampenSystem ersetzen. Die bescheidene öffentliche Beleuchtung der Stadt Bern beschäftigte die Bewohner immer wieder aufs Neue. Es ging um mehr Sicherheit, mehr Zuverlässigkeit und um eine bessere Beleuchtung der Innenstadt. Die Bevölkerung versprach sich viel vom neuen Licht, auch war es eine Frage des Prestiges. Selbst die Polizeikommission – zuständig für Ortspolizei und Einquartierungswesen – machte sich für das hellere Gaslicht stark. Man war überzeugt, dass mit dem neuen Licht das «Gesindel von 6FKDQGWDWHQ DEJHKDOWHQ ZÙUGH 2 Kurioserweise war es anfänglich genau diese Kommission, die kein Interesse an dem helleren Licht hatte. «Ein Wunsch zu bedeutender plötzlicher Vermehrung der Beleuchtung nahet
Farben für die Besatzer
DQ (JRLVPXV GHU YRQ 7DJ ]X 7DJ ]XQLPPW OLHVV GLH %HUQHU 3ROL zei verlauten.3
Als die Franzosen 1798 in die Eidgenossen-
Die Behörden wiederum hielten an ihrem Grundsatz fest, dass die Beleuchtung nicht über den Rahmen der verfügbaren Mittel
schaft einfielen und Truppen in Bern einquartiert wurden, erliess General Schauenburg den Befehl, die Stadt in fünf
hinausgehen dürfe. Man wollte den Erfolg vorerst in anderen Städten abwarten.
Quartiere aufzuteilen und alle Strassen und Gassen mit zweisprachigen Tafeln und entsprechenden Farben zu kennzeichnen. So verlief das «rote Quartier» vom Obertor – heute das Warenhaus Loeb – bis zum Käfigturm, das «gelbe Quartier» vom Käfigturm bis zur Zytglogge, das «grüne» von der Zytglogge bis zur Chrützgasse, das «weisse» von der Chrützgasse bis zum Läuferplatz, und das Mattenquartier wurde zum «schwarzen Quartier». Es wird vermutet, dass die Besatzer mit dieser Farbeinteilung ihren Truppen eine bessere Orientierung für die bis dahin schlecht beschilderte Stadt ermöglichen wollten. Denkbar wäre aber auch, dass die Soldaten nach ihren Trinkgelagen den Weg in ihre Unterkunft so besser finden konnten. Was auch immer der Hintergrund für diese Farbeinteilung war – die Strassenschilder in der Innenstadt haben noch heute die gleichen Farben.
Vonseiten des Gemeinderats wurde immer wieder das Kostenargument angeführt. Einerseits lag das Gemeindevermögen aufJUXQG GHU IHKOHQGHQ *ÙWHUDXVVFKHLGXQJ QDFK ZLH YRU EHL GHU Burgergemeinde, andererseits war es damals für eine Gemeinde nicht üblich, einen Kredit aufzunehmen, und Bern hatte bis dahin nur in Notfällen Steuern erhoben. Beides sollte sich allerdings in GHU ]ZHLWHQ +ÁOIWH GHV ̤-DKUKXQGHUWV ÁQGHUQ Mit der Gründung des Bundesstaats wurde Bern 1848 zur Bundesstadt. Um den neuen finanziellen Verpflichtungen nachkommen zu können, wurden ab 1855 Gemeindesteuern erhoben, zunächst zweckgebunden zur Finanzierung des BundeshausEDXV s QDFK IÙU GHQ DOOJHPHLQHQ *HPHLQGHhaushalt. Parallel dazu übertrug die kantonale Gesetzgebung den Einzug der Staatssteuern und die Führung der Brandversicherung GHQ *HPHLQGHQ HUVHW]WH GDQQ HLQH IHVWH 6WHXHU %HKÓUGH die temporär wirkende Steuerkommission, die ab 1888 die Einschätzung und Erhebung von Steuern sowie die Brandversicherung verwaltete.
BERNER GAS
Argumente für das Gaslicht Gaslicht ist sauber, schön und bequem und steht als Synonym für Fortschritt. Gas verbreitet einen penetranten Geruch, was aber ein Vorteil sei, da Lecks in den Gasleitungen schnell entdeckt würden. Gas ist weniger feuergefährlich als andere Beleuchtungsarten wie Kerzen, Leuchtspiritus oder Petroleum. Auch Versicherungen stufen Gas als sicheren Stoff ein, so zahlen Hausbesitzer in England nach einer Gasinstallation keine höhere Versicherungsprämie, in Deutschland fällt die Prämie gar günstiger aus. Gas ist gesundheitlich unbedenklich, die Verbrennungsrückstände haben keine nachteiligen Auswirkungen auf die Gesundheit.
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Berner Wasser
B E R N E R WA S S E R
Berner Wasser
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Epidemien zwingen zum Handeln $E GHQ HU -DKUHQ VHW]WH PDQ VLFK DXFK LQ %HUQ PLW GHU 9HUbesserung der Wasserversorgung auseinander – nicht nur als Massnahme gegen Infektionskrankheiten, sondern auch aufgrund des Wassermangels. In europäischen Städten brachen ab 1830 wiederholt Cholera-
Die erste Leitung
epidemien aus. Bern war zwar verschont worden, aber auch hier stand mit der Stadthygiene nicht alles zum Besten. Immer wieder
Betrieb der vielen Brunnen in die Stadt
kam es zu Problemen mit verseuchtem Trinkwasser. Mitte des ̤-DKUKXQGHUWV VWDQG GLH 7ULQNZDVVHUYHUVRUJXQJ YRU GHP .ROlaps, die Abfallberge wuchsen, die sanierungsbedürftigen Ehgrä-
geleitet wurde, war die sogenannte
EHQ .ORDNHQ OLHIHQ ÙEHU XQG GHU )ÁNDOLHQGUHFN YHUVLFNHUWH LP
Gurtenleitung. Es ist wahrscheinlich,
Boden und verschmutzte das Trinkwasser. 0LW GHU :DKO %HUQV ]XU %XQGHVVWDGW LP -DKU GHU ZDFKsenden Stadtbevölkerung und dem Bau der Eisenbahnbrücke, die 1858 den Anschluss an das schweizerische Eisenbahnnetz
Eine der ersten Leitungen, mit welcher Quellwasser aus der Umgebung zum
dass diese schon gegen Ende des 14. Jahrhunderts erstellt wurde. Es scheint aber auch möglich, dass diese Leitung danach zeitweilig nicht immer genutzt wurde. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wird sie jedoch wieder dokumentarisch erwähnt. Die Leitung bestand ursprünglich aus gebohrten Holzstämmen, sogenannten Deucheln.
brachte, wurde die Frage einer guten Trinkwasserversorgung immer dringlicher. Auch die Herausforderung betreffend Abwasserentsorgung musste gelöst werden. Mit der Zunahme der Stadtbevölkerung ergaben sich für die Stadt Bern verschiedene Versorgungs- und EntsorgungsproEOHPH %LV LQ GLH HU -DKUH ZDU GLH :RKQEHYÓONHUXQJ DXI GLH Innenstadt konzentriert. Danach dehnten sich die Wohngebiete allmählich ausserhalb der Stadtmauern aus. %LV ]XU (QWGHFNXQJ GHU .UDQNKHLWVHUUHJHU &KROHUD 7\SKXV VFKHQNWH PDQ GHP :DVVHU DOV ,QIHNWLRQVZHJ ZHQLJ $XImerksamkeit. Der Genuss von klarem und geschmacklich einwandfreiem Trinkwasser galt als ungefährlich. Dadurch blieben
links: Der Schützenbrunnen in der Marktgasse, um 1880
Stadtsanierungen oft nur Symptombekämpfung, wenn es beispielsweise um die Beseitigung von Geruchsimmissionen ging. Oftmals verbreiteten sich die Krankheitskeime aber erst durch die Vernetzung der Wasserversorgungen.
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$E 0LWWH GHV ̤-DKUKXQGHUWV VHW]WH LQ %HUQ DOOPÁKOLFK HLQ 8P denken in Sachen Abwasserentsorgung – ausgelöst durch Epidemien und neue Wertvorstellungen gegenüber Fäkalien und Schmutz – ein. Wenngleich Bern keinen einzigen Cholerafall zu verzeichnen hatte, traten 1855, 1866/67 und 1873 Typhusepidemien – hervorgerufen durch verunreinigtes Trinkwasser – auf. Als Reaktion auf die befürchteten Cholera- und die tatsächlichen Typhusepidemien erliess der Gemeinderat vorbeugende Verhaltensregeln und Massnahmen. So setzte er 1865 eine ständige Sanitätskommission ein, die sich mit der Seuchenbekämpfung befasste und sich für eine öffentliche Gesundheitspolitik engagierte. Die Stadtbevölkerung wurde durch öffentliche Bekanntmachungen im Intelligenzblatt für die Stadt Bern über mögliche Gefahrenquellen orientiert.
Das Abwasserentsorgungssystem vor 1860 Was, wenn es brennt Mit dem Löschschutz stand es in alten Zeiten nicht zum Besten. Im Brandfall musste das Wasser mit Eimern geschöpft werden, die von Mann zu Mann weitergereicht wurden. Bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts Druckpumpen aufkamen, standen die Menschen dem Feuer weitgehend machtlos gegenüber. Die Versicherung gegen Feuerschaden ist eine Errungenschaft des Fortschritts. Sie wurde im Kanton Bern für Gebäude – angeboten von der Brand-Versicherungs-Anstalt Bern (BVA), später GVB – im Jahr 1807 eingeführt und war anfangs nur teilweise obligatorisch.
Parallel zu den Hauptgassen und auf der Rückseite der Häuser angelegte Ehgräben – auch Kloaken oder Abzugsgräben genannt – führten Abfälle und Abwässer aus der Stadt in die Aare, indem sie regelmässig mit Stadtbachwasser gespült wurden. Kurz vor der Einmündung der Ehgräben in die Aare befanden sich sogenannte Morastsammler, die den Schlamm der Ehgräben zurückhielten. In ihnen setzten sich Feststoffe ab, die schliesslich als Dünger verwertet wurden. Morastsammler gab es beispielsweise an der Langmauer, im Marzili oder am Abhang hinter dem Waisenhaus. Das mit tierischen und menschlichen Fäkalien angereicherte Abwasser wurde gefiltert, bevor es in die Aare gelangte. Dabei stand nicht die Reinhaltung des Aarewassers im Vordergrund, sondern die Nutzung des Schlamms als Düngemittel. Häuser, die ihr Abwasser nicht in einen Ehgraben ableiten konnten, besassen Abtrittgruben, auch Senk- oder Jauchegruben beziehungsZHLVH NDVWHQ JHQDQQW 6HLW %HJLQQ GHV ̤-DKUKXQGHUWV OHJWH GLH Stadt in Reglementen und Verordnungen fest, wie beim Bau, bei der Abdeckung und der Entleerung dieser Gruben vorzugehen sei. Der Hauptzweck dieser Regelungen war, die Geruchsbelästigung für die Anwohner gering zu halten.
Eine wichtige Rolle kam dabei der Hygienebewegung und ihren Vertretern zu, beteiligten sich doch gerade diese rege an der Diskussion über hygienisch richtige Entsorgungstechniken.
B E R N E R WA S S E R
Die Hygienebewegung setzte sich, von England ausgehend, seit GHU -DKUKXQGHUWPLWWH IÙU GLH SULYDWH KÁXVOLFKH XQG GLH ÓIIHQWOLFKH Gesundheitspflege ein. Im Vordergrund stand dabei eine umfassende Seuchenprophylaxe. Im Bereich der öffentlichen Gesundheitspflege forderten die Hygieniker die systematische Reinigung der Stadt, die durch städtebauliche Sanierungen, Strassenreinigung, Trinkwasserversorgung, Abwasser- und Abfallentsorgung sowie Lebensmittelkontrollen erreicht werden sollte. 'LH LP OHW]WHQ 'ULWWHO GHV ̤-DKUKXQGHUWV LQWHQVLYLHUWH 6WÁG tereinigung und städtische Baupolitik wurden nicht nur von Verwaltungsbeamten und Ingenieuren beeinflusst, sondern in erheblichem Mass auch von Medizinern, die sich mit entsprechenden wissenschaftlichen Konzepten für die Verbesserung der Lebensverhältnisse in den Städten einsetzten. In Bern waren Adolf Vogt s &KROHUDDU]W XQG 3URIHVVRU GHU +\JLHQH DQ GHU 8QLYHUVLWÁW %HUQ XQG $GROI =LHJOHU s $U]W XQG 3ULYDWdozent ebenfalls an der Universität Bern, die Hauptvertreter der Hygienebewegung. Sie forderten den Ausbau der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung in der Stadt und lösten damit die Diskussion über die verschiedenen zur Wahl stehenden Abwasserentsorgungssysteme aus. Trotz verschiedener Appelle seitens der Hygieniker blieb der Gemeinderat betreffend Abwasserentsorgung bis Ende der HU -DKUH UHFKW ]XUÙFNKDOWHQG )ÙU LKQ ZDU GDV (QWVRUJXQJVSUREOHP PLW 9HUERWHQ $XIKHEXQJ GHU 0RUDVWVDPPOHU 9RUVFKULIWHQ ]HLWOLFKH (LQVFKUÁQNXQJ GHU *UXEHQOHHUXQJHQ XQG %H NDQQWPDFKXQJHQ EHL &KROHUDJHIDKU XQG .RQWUROOHQ (LQVHW]XQJ GHU 6DQLWÁWVNRPPLVVLRQ DOV .RQWUROORUJDQ ]X OÓVHQ (U ZDU GHU Überzeugung, dass es ausreiche, die Bevölkerung aufzuklären und zu kontrollieren. Der Umstand, dass ab 1869 das Hochdruckleitungsnetz in Betrieb genommen worden war und immer mehr Haushaltungen in der Stadt mit fliessendem Wasser versorgt wurden, verstärkte den Druck auf die Verbesserung der Abwasserentsorgung zunehmend. Deswegen setzte der Gemeinderat im Sommer 1870 auch eine Spezialkommission ein. Im Frühling 1872 fällte der *URVVH{ 6WDGWUDW VFKOLHVVOLFK GHQ YRQ GHU .RPPLVVLRQ YRUEH reiteten Grundsatzentscheid zur umfassenden Einführung der Schwemmkanalisation, die mit den Ehgräben ansatzweise bereits vorhanden war.
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Berner Strom
BERNER STROM
Berner Strom
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BERNER STROM
Der Beginn der städtischen Elektrizitätsversorgung ,Q GHQ HU -DKUHQ VHW]WH LQ %HUQ s QDFK QDKH]X {-DKUHQ Stillstand – die Diskussion über eine effizientere Nutzung der Wasserkraft in der Matte ein. Dabei ging es um die Modernisierung oder aber um den Verkauf der Wasserkraftanlage. Zudem begann sich 1867 mit Werner von Siemens’ Erfindung der Dynamomaschine
Transmission
eine neue Anwendung der Wasserkraftnutzung abzuzeichnen. 1866 beauftragte der Gemeinderat die Baukommission, einen
Konstruktion reichen in die Antike
Generalplan zur Neugestaltung der Wasserwerke zu erstellen. Zudem sollte die Finanzkommission die Wasserrechte, die sich noch in Privatbesitz befanden, ankaufen. Das Bestreben der städti-
zurück. Ein zentrales Element bildet der
schen Behörden ging dahin, von den Privatbesitzern sämtliche
Treibriemen (Transmissionsriemen).
Werke an der Matte zu erwerben. Mit Erfolg: Ab 1867 verfügte die Stadt schliesslich wieder über die gesamte Wasserkraft der Aare an der Matte. 1876 beschloss die Gemeindeversammlung die Modernisie-
Die Transmission ist ein historisches Riemengetriebe. Die Ursprünge der
Zum Einsatz kam die Transmission in der frühen Industrialisierung. In der vorindustriellen Zeit wurden Wasserräder, Windräder und ähnliche Konstruktionen zum Antrieb von Maschinen genutzt. Im Zuge der Industrialisierung wurden in vielen Firmen zentrale Dampfmaschinen errichtet, deren vergleichsweise enorme Leistung zum Antrieb vieler einzelner Maschinen eingesetzt werden konnte. Daher begann man die Produktion in Werkhallen zusammenzufassen.
rung der Wasserkraftanlage. Dabei sollte die Modernisierung durch den Einbau einer Turbinenanlage und die Kraftübertragung durch eine Transmission erfolgen. Denn mit einer Turbinenanlage liess sich, verglichen mit einer modernisierten Wasserradanlage, ein wesentlich höherer Leistungs- und Wirkungsgrad erzielen. Die neuen Turbinen beendigten das Zeitalter der Wasserräder, das an GHU 0DWWH UXQG -DKUH JHGDXHUW KDWWH 'LH =HUVSOLWWHUXQJ LQ GHU Ausnutzung von Wasser und Gefälle hörte damit definitiv auf. Es dauerte nicht lange, bis beim Gemeinderat die ersten Anfragen für eine Konzession zur elektrischen Krafterzeugung eingingen. Der Gemeinderat lehnte die Gesuche jedoch ab, da die Technik neu war und bis dahin keine Erfahrungen vorlagen.
links: Teilansicht der Maschinenhalle des Kraftwerks Felsenau, vor dem Umbau 1989
$OV GDQQ (QGH GHU HU -DKUH DXFK SULYDWH 8QWHUQHKPHQ wie die Spinnerei Felsenau und die Berner Tramway-Gesellschaft ihr Interesse an der Stromerzeugung formulierten, musste sich der Gemeinderat mit der Konzessionserteilung auseinandersetzen.
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Historisch belegt
oben: Die Mattenschwelle, um 1868 rechts: Das Lufttram, unterwegs in der Berner Innenstadt, um 1860
Dokumente belegen, dass die Aareschwelle und die Anlage von :DVVHUZHUNHQ DQ GHU 0DWWH LQ %HUQ EHUHLWV LP ̤-DKUKXQGHUW ]XU Wasserkraftnutzung für Sägereien, Mühlen und für weitere Gewerbe HUULFKWHW ZRUGHQ ZDUHQ ,Q GHU ]ZHLWHQ +ÁOIWH GHV ̤-DKUKXQGHUWV gingen dann Schwelle und Wasserwerke, bis dahin im Besitz der Familie Bubenberg, an die Stadt Bern über: «Johann von Bubenberg der Ältere, Ritter, verkauft mit Zustimmung seiner Söhne Johann und Richard, ebenfalls Ritter, und der Junker Ulrich und Otto, an den Schultheissen der Stadt Bern, Konrad von Holz und 22 mit Namen genannte Burger zuhanden der Burgschaft und der Gemeinde Bern um 1’300 Florentiner Gulden sein Mannlehen von dem Heiligen Reiche, nämlich der Reichsgrund an der Aare vom alten Graben bis zum Predigerturm. Dazu die Schwelle und den Wuhr, die Sägen, ‹blöwen›, Mühlen und Schleifen, die ‹Fischenzen›, ‹Greises hus und hofstat› und den ‹Bach›, der durch die Matte abwärts fliesst, bis zu der Einmündung in die Aare, mit der dort liegenden Hofstatt und überhaupt alle Rechte, die er in der Aare und an der Aare vom Heiligen Reiche zum Mannlehen hat. Im Kauf ist auch eingeschlossen das freie Eigentum an dem Baumgarten bei der Mühle an der Matte mit dem Speicher, der dort steht. [Das Verkaufsobjekt umfasste also die Strecke der Aare vom jetzigen Münzgraben oberhalb der Kirchenfeldbrücke bis unterhalb des alten Waisenhauses.] Das alles wird hingegeben mit ganzer und voller Herrschaft, mit Wasser und Wasserunser, mit dem Grunde, mit dem Mühlegeschirr, mit Mühle- und Schleifsteinen, mit allen Nutzen, Rechten und Eheschaften und überhaupt mit allen Dingen, so dazu gehören das Lehen als freies Mannlehen und das Eigen als freies und lediges Eigentum. Die Urkunde wird ausgestellt am 28. November 1360.»19
BERNER STROM
Die Berner Tramway-Gesellschaft (BT) Das privatrechtlich organisierte Verkehrsunternehmen wurde 1888 gegründet. 1889 erhielt das Unternehmen von der Schweizerischen Bundesversammlung eine auf 80 Jahre ausgestellte Konzession für den Betrieb der städtischen Tramlinien in Bern. Die erste Linie ging 1890 in Betrieb. Ein mit komprimierter Luft betriebenes «Lufttram» fuhr die Strecke Bärengraben–Bahnhof–Bremgartenfriedhof. Die benötigte Druckluft lieferte das Kraftwerk Matte, und zwar durch eine Druckluftleitung nach dem Bärengraben. Dort wurde der Luftbehälter des Trams gefüllt und reichte für eine Fahrt hin und zurück. Das System wurde gewählt, um den Bau von Fahrleitungen zu vermeiden. 1894 kam die zweite als Dampfstrassenbahn betriebene Strecke Länggasse–Bahnhof–Grosswabern hinzu. Es war das erste Mal, dass in der Schweiz in einer Innenstadt eine Dampfstrassenbahn zur Anwendung kam. Ungewohnt waren die Emissionen der Dampfwagen, was auch wiederholt zu Klagen führte. Durch einen Volksentscheid beschloss die Stadt Bern, die Strassenbahngesellschaft zurückzukaufen und die Linien auf elektrischen Betrieb mit Oberleitung umzustellen. Mit dem Kaufvertrag vom Juni 1898 übernahm die Stadt Bern auch ab 1900 die Konzession. Die für das Tram zuständige Dienstabteilung nannte sich zu Beginn StädtiVFKH 6WUDVVHQEDKQHQ %HUQ{ 66%
Bereits der damalige städtische Baudirektor Alfred Hodler wies in seinem Vortrag an den Gemeinderat von 1890 darauf hin, «dass die Einführung der elektrischen Beleuchtung nicht der Privatspekulation überlassen werden darf, indem sonst zu befürchten wäre, dass hieraus der blühenden Gasbeleuchtungs-Einrichtung der Gemeinde durch Heruntersetzen der Preise usw. mancherlei Gefahren erwachsen könnten, denen mit allen Mitteln entgegenzuwirken ist und welchen am besten begegnet wird durch Annahme der Einrichtung der elektrischen Beleuchtung durch die Gemeinde selbst, wie dies seinerzeit mit der Gasbeleuchtung und GHU :DVVHUYHUVRUJXQJ JHVFKHKHQ LVW
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links: Kraftwerk Matte I, 1891
Wechselstrom: Leicht zu transformieren Strom wird vor allem mit Wechselstrom (auch Drehstrom genannt) übertragen. Auch aus Steckdosen zu Hause kommt in der Regel Wechselstrom. Das Besondere daran: Er ändert regelmässig seine Fliessrichtung. Wie oft er das macht, wird in Hertz angegeben. In Europa sind es beispielsweise 50 Hertz. Das heisst, die Stromrichtung ändert sich 100-mal pro Sekunde, 50-mal in jede Richtung. Der entscheidende Vorteil von Wechselstrom: Mithilfe von Transformatoren lässt er sich einfach in verschiedene Spannungsebenen umwandeln. Das ist wichtig, denn das Stromnetz hat unterschiedliche Spannungsebenen: Das Übertragungsnetz oder Höchstspannungsnetz ist zunächst für die grobe Stromverteilung im Land zuständig. Je höher die elektrische Spannung ist, desto geringer sind die Verluste bei der Übertragung. Deshalb haben Höchstspannungsleitungen meist eine Spannung von 400 Kilovolt. Anschliessend wird der Strom im Umspannwerk transformiert und über das Hochspannungs- und Mittelspannungsnetz innerhalb einer Region weiterverteilt. Das NiederspannungsQHW] EULQJW GHQ 6WURP VFKOLHVVOLFK ]XP (QGYHUEUDXFKHU{s{LPPHU QRFK als Wechselstrom, allerdings mit nur noch 230 Volt.
Gleichstrom: Für weite Distanzen Im Gegensatz zum Wechselstrom bewegt sich beim Gleichstrom der elektrische Stromfluss nur in eine Richtung. Er eignet sich hervorragend, um grosse Leistungen bei sehr hoher Spannung über weite Strecken zu transportieren, da die Verluste bei der Übertragung gering sind. Bisher kommen Gleichstromleitungen vor allem bei Offshore-Windparks zum Einsatz, aber auch beispielsweise für den Transport von der chinesischen Drei-Schluchten-Talspeere am Jangtse bis nach Shanghai. Beim Verbraucher angekommen, muss der Gleichstrom durch spezielle Konverter-Stationen in Wechselstrom umgewandelt werden.
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Impressum Autorin Claudia Kohlschütter Claudia Kohlschütter wurde 1966 in Zürich geboren und wuchs in Deutschland und Griechenland auf. Sie schloss ihr Masterstudium der Geschichte und Politikwissenschaften an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg im Breisgau ab und arbeitete nach ihrer Rückkehr in die Schweiz PHKUHUH -DKUH LP SROLWLVFKHQ 8PIHOG 6SÁWHU NRQ]HQWULHUWH sie sich auf verschiedene kommunikative Aufgaben und Herausforderungen im Dienstleistungssektor.
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Bildnachweis Herausgeber: Energie Wasser Bern (ewb) Verlag: Haupt Verlag, Bern Lektorat: Corinne Hügli, Richterswil Gestaltung und Produktion: Proclamation.ch, Eveline Arnold, Zürich Druck: 6WÁPSưL .RPPXQLNDWLRQ %HUQ Titelbild: Stadtarchiv Bern, um 1930, Fotograf unbekannt Buchbinder: Bubu AG, Mönchaltorf Papier: Umschlag: Kashgar-Gewebe Innen: Lessebo Rough White 120g
Alle Rechte vorbehalten. Copyright © 2022 Energie Wasser Bern (ewb) und Haupt Verlag Jede Art der Vervielfältigung ohne Genehmigung des Verlags ist unzulässig. Der Haupt Verlag wird vom Bundesamt für Kultur für die Jahre 2021–2024 unterstützt. ̤$XưDJH ISBN: 978-3-258-08285-1
Alamy: 23 Baugeschichtliches Archiv Zürich: 130 Burgerbibliothek Bern: 6DPPOXQJ +DQV 8OULFK 6XWHU ̤R 6DPPOXQJ %HUJHU ̤X ̤R ̤X ̤R :LOKHOP 3OH\HU ̤R (XJHQ 7KLHUVWHLQ (XJHQ 7KLHUVWHLQ ̤R ̤R ̤X ̤O ewb-Archiv: 8PVFKODJ ̤R $GULDQ 0RVHU ̤R ̤X ̤R ̤X $GULDQ 0RVHU $GULDQ 0RVHU $GULDQ 0RVHU $GULDQ 0RVHU ̤R $GULDQ 0RVHU YLVWDSOXV ̤R ̤X ̤R ̤X ̤R ̤X $GULDQ 0RVHU YLVWDSOXV $GULDQ 0RVHU ̤R $GULDQ 0RVHU ̤X $GULDQ 0RVHU $GULDQ 0RVHU $GULDQ 0RVHU (Brigitte Mathys), 155 (Adrian Moser), 156 (Terence du Fresne), 164 (Adrian Moser), 170 (Adrian Moser), 172 (Brigitte Mathys), 174 (Adrian Moser), 176 (Adrian Moser), 178 (Adrian Moser), 182 (Alexandra 6FKÙUFK $GULDQ 0RVHU 0DUFR (UQL ̤ YU ̤O ̤U Depositphotos: ̤O ̤R ̤X ̤U ̤U ̤R ̤X ̤ YO 6\PEROELOG ̤ YO ETH-Bibliothek Zürich: &RPHW 3KRWR $* ̤U -XOHV 9RJW ̤ YO 9HUODJ 3OH\HU GWB-Archiv: +DQV 8HOL 7UDFKVHO ̤X -9$ :LW]ZLO ̤R ̤X Nasa-Bildarchiv: ̤ YU Nebelspalter: ̤O Proclamation: ̤R ̤ YO ̤ YU Stadtarchiv Bern: ̤X ̤R ̤X ̤R ̤X ̤P ̤X )UDQ] +HQQ )UDQ] +HQQ ̤X )UDQ] +HQQ ̤X )UDQ] +HQQ ̤R ̤X 5RODQG 6FKHQN ̤R )UHGR 0H\HU +HQQ ̤ YU Wasserversorgung-Bern-Archiv: 5ROI :LGPHU ̤R ̤X 6WÓK *UÙQLJ 6WÓK *UÙQLJ ̤R ̤X 6WÓK *UÙQLJ ̤R ̤X ̤R %HUQKDUG *\JHU ̤X %HUQKDUG *\JHU %HUQKDUG *\JHU %HUQKDUG *\JHU ̤O ̤P 6WÓK *UÙQLJ ̤O 6WÓK *UÙQLJ ̤P %HUQKDUG *\JHU Wikipedia: ̤X 5DSKDHO )UH\ ̤ YO )UDQN 0RRUH ' 9DQ 1RVWUDQG ̤U 7LPR 0DSSHV ̤O 6HEDVWLDQ :ÁOWL ̤ YO (PLO 5DEHQGLQJ ̤U $G 0HVNHQV ̤O ̤ YU $OGRU ̤ YO ̤ YU -RKQ 0DWWKHZ 6PLWK Autorin und Verlag haben sich bemüht, sämtliche Copyright-Inhaber DXVƮQGLJ ]X PDFKHQ )DOOV ZLU HWZDV ÙEHUVHKHQ KDEHQ ZHQGHQ 6LH sich bitte an den Verlag.
Wie wurde Bern zur Energiestadt mit der schweizweit höchsten Bewertung? Der Grundstein dafür wurde bereits 1843 gelegt. Wir begeben uns mit der Autorin auf eine spannende Reise durch die Berner Energiegeschichte, die über die Stationen Gas, Wasser, Strom und «Ghüder» führt und viel über den aussergewöhnlichen Pioniergeist, das technische Wissen, das initiative Unternehmertum und den politischen Willen verrät. Und über allem steht ein weitreichendes Versprechen: die Verantwortung gegenüber der Bevölkerung und der Umwelt.
ISBN 978-3-258-08285-1