Schaper, Siebdruck

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Einfach Siebdruck

Zu Hause Stoffe bedrucken und gestalten

Einfach Siebdruck

Zu Hause Stoffe bedrucken und gestalten

Haupt Verlag

Inhalt

7Vorwort

8Über dieses Buch

10Was ist denn Siebdruck überhaupt?

11 Kleine Geschichte des Siebdrucks

12Siebdruck ohne Druckwerkstatt – geht das?

13 Was unterscheidet den Industriedruck vom experimentellen Siebdruck?

DIe Basics –Grundausstattung für den Siebdruck

15Der Arbeitsplatz

15 Der Arbeitstisch

16Die Werkzeuge

19 Der Siebdruckrahmen

24 Anleitung zum Bau deines Siebdruckrahmens

31 Die Farben

39 Vom Drucktuch zum Taschenunikat

44 Die Stoffe

46 Mal was anderes als Stoff? Drucken auf Papier

Jetzt wird gedruckt

49 Vorbereitungen

49 Den Stoff auf der Arbeitsfläche auslegen

49 Das Sieb abkleben

50Siebdruck Schritt für Schritt

53Absichtlich „falsch“ drucken

54Mehrere Farben gleichzeitig drucken

57Einen Ombre-Farbverlauf drucken

58Monosiebdruck

58 So funktioniert Monosiebdruck

60Troubleshooting –warum ist mein Druck nix geworden?

Wie kann ich eigene Motive drucken?

63„Wie kommt das Motiv aufs Sieb?“

64Die Druckvorlagen

65 Papierschablone

65 Siebfüller

65 Siebfüller und Zeichenflüssigkeit

66 Pigmentmarker auf Ölpapier

66 Ölkreide auf Klarsichthülle

66 Fineliner auf Folie

67 Laserdruck auf Folie

68Papier- und Folienschablonen

69 Schablonenmaterial und Werkzeug

72 Schablonen entwerfen

74 Der Unterschied zwischen herkömmlicher Schablone und Siebschablone

75 Monosiebdruck mit Farbresten im Sieb

76Abdeckschablonen mit Siebfüller

77 Anleitung für Motivsiebe mit Zeichenfluid und Siebfüller

81Detaillierte Motive mit lichtempfindlicher Siebbeschichtung

81 Das Grundprinzip der Siebbelichtung

82 Beschichtung

84 Die Fotoemulsion auftragen

86 Trocknung

87 Fotoemulsion mit UV-Licht aushärten

93 Entfernen der Beschichtung

94 Vorlagenerstellung für den Siebdruck: Schwarz-Weiß-Denken erwünscht!

99Wo finde ich Motive für meine Siebdrucke?

99 Welche Bilder darf ich nutzen?

Gestaltung und Inspiration

102Geometrische Formen und Überschneidungen

104 Eine durchgehende Musterfläche drucken ohne Passmarken und Rapport

106Motive übereinanderschichten

112Motive dicht an dicht drucken

114 Sauber drucken, ohne zu schmieren

118Bunte Tasche: malen und drucken

126Gesichter hell auf dunkel drucken?

128Patchwork und Siebdruck

132„Das vernäht sich“ – Resteverwertung

138Dank

140Die Autorin

141Literatur und Bezugsquellen

143Bildnachweis

Vorwort

Dieses Buch soll Lust machen auf Siebdruck, indem es zum Experimentieren und Gestalten einlädt. Die benötigte Ausstattung ist auf ein Minimum reduziert, sodass problemlos zu Hause, nötigenfalls sogar am Küchentisch, gedruckt werden kann.

Seit vielen Jahren veranstalte ich mehrtägige Siebdruck-Workshops, bei denen der Spaß am experimentellen Drucken im Vordergrund steht. Meine Kursteilnehmer:innen bauen ihre Siebdruckrahmen selbst, nutzen meine Sammlung von fertig belichteten Motiven und entwerfen schließlich ihre eigenen Designs. Nach einer kurzen Einführung geht es direkt los mit dem Drucken. Durch die Kombination von flächigen Motiven mit unterschiedlichen Mustern und grafischen Vintagebildern entstehen in nur wenigen Stunden viele Meter einzigartiger Stoffe, die es in keinem Geschäft zu kaufen gibt. Das Interesse an meiner Herangehensweise an die Siebdrucktechnik ist groß. Ich vermute, dass es zum einen daran liegt, dass sich – je nach verwendeten Farben, Stoffqualitäten und Motiven – so unterschiedliche Ergebnisse erzielen lassen. Zum anderen können auch Menschen, die sich selbst für „nicht kreativ“ halten, mit den erlernten Tricks und ein wenig Übung recht schnell tolle Drucke herstellen. Meine Art, Siebdruck zu praktizieren und zu vermitteln, würde ich eher als Lowtech-Variante bezeichnen, bei der experimentiert, improvisiert und gerne im Druckprozess gestaltet werden darf. Eine Auflage von perfekten, mehrfarbigen Drucken oder Meterware im Rapport zu produzieren, war noch nie mein Ziel. Bei meinen Unikatstoffen fällt jeder Druck anders aus und kleine Fehler, die sich im freien Handdruck nicht immer vermeiden lassen, verleihen den Stücken häufig einen besonderen Charme.

Um noch mehr Menschen einen lockeren Einstieg in den Siebdruck zu ermöglichen, habe ich beschlossen, dieses Buch zu schreiben. Dabei habe ich mir vorgestellt, ich wäre mit einer Gruppe siebdruckbegeisterter Anfänger:innen beim Workshop. Ich rief mir die Fragen ins Gedächtnis, die immer wieder gestellt werden, und überlegte, wie ich die Siebdrucktechnik im Kurs erkläre. Deshalb erlaube ich mir übrigens auch, im Buch das „Workshop-Du“ zu verwenden. Da in Dänemark, wo ich seit einigen Jahren lebe, bis auf den König so ziemlich alle Menschen geduzt werden, ist mir diese Form der Anrede mittlerweile am vertrautesten.

Über dieses Buch

Die Stars in diesem Buch sind die bedruckten Stoffe. Wenn ich daraus entstandene Produkte zeige, sollen diese als Inspiration dienen, wie du deine Stoffe in Szene setzen kannst. Dafür verwende ich überwiegend einfache Schnitte – Anleitungen und Schnittmuster für Ähnliches findest du leicht in entsprechenden Büchern oder im Internet. Immer, wenn ein bestimmtes Schnittmuster genutzt wurde, ist die Bezugsquelle hinten im Buch angegeben.

Auch wenn sich hier grundsätzlich alles um Textildruck dreht, funktioniert meine Lowtech-Herangehensweise auch für das Drucken auf Papier. Entsprechende Hinweise finden sich auf Seite 46/47.

Mir geht es vor allem darum, dir zu zeigen, dass die Technik des Siebdrucks weit weniger kompliziert ist, als man zuerst annehmen mag. Ich gebe Tipps, wie du dir einen Arbeitsplatz einrichten kannst, und stelle dir die Grundlagen des Druckens mit einfachen Mitteln vor. Ich möchte, dass du schnell ins Tun kommst und auch mit einem Minimum an Ausstattung und Platz hochwertige Drucke umsetzen kannst.

Experimenteller Lowtech-Siebdruck ist für dich geeignet, wenn du …

dich grundsätzlich mit dieser Technik vertraut machen möchtest, ohne große Investitionen in technische Ausstattung zu tätigen,

schnell ins Tun kommen willst ohne langwierige Technikeinführungen,

wie ich keine Werkstatt oder kein eigenes Atelier zur Verfügung hast und trotzdem drucken möchtest, Kleinstauflagen und Unikate drucken möchtest,

Kleidung für deine Kinder oder dich sowie Ausstattung fürs Kinderzimmer oder euer Zuhause bedrucken und später vernähen möchtest,

als pädagogische Fachkraft diese Herangehensweise an Siebdruck mit kleinem Budget umsetzen willst, um Kindern und Anfänger:innen schnell zu Erfolgserlebnissen zu verhelfen,

als Patchworker:in und Textilkünstler:in eine große Vielfalt an unterschiedlich gemusterten und gestalteten Stoffen für Quilts und Ähnliches schätzt,

mit deinem Handmade-Label Produkte vertreibst und dich durch individuelle Gestaltung von deinen Mitbewerber:innen absetzen möchtest.

Anleitung zum Bau deines Siebdruckrahmens

Ich gehe bei dieser Anleitung von fertig gekauften Keilrahmenleisten aus dem Künstlerbedarfsgeschäft aus. Natürlich kannst du auch Holzleisten entsprechend zuschneiden und mit Schrauben und Holzleim verbinden. Wenn du noch mit

Leinwand bespannte, alte Keilrahmen besitzt, kannst du die Leinwand entfernen und den Rahmen als Siebdruckrahmen weiterverwenden. Vielleicht finden sich auch geeignete Bilderrahmen aus Holz, die du umfunktionieren kannst? 1. 2. 3. 5. 6. 7. 8. 9. 4.

Für einen Siebdruckrahmen im Format 40 x 50 cm benötigst du Folgendes:

1. 2 Keilrahmenleisten, 50 cm lang

2. 2 Keilrahmenleisten, 40 cm lang

3. Holzleim

4. Hammer

5. 1 Stück Polyester-Siebdruckgewebe, ca. 50 × 60 cm, 43T, 47T oder 55T

6. Tacker und Munition

7. Schere

8. Paket- oder Gewebeklebeband

9. Fugendichtmasse aus Silikon (optional)

Lege die Keilrahmenleisten vor dir aus und füge die Kanten zunächst locker zusammen.

Vergewissere dich, dass alle Leisten mit den jeweils gleichen Seiten oben liegen. In die locker zusammengesteckten Ecken kommt ein wenig Holzleim.

Mit einem Hammer fügst du die Rahmenleisten nun dicht zusammen. Eventuell hervorquellenden Holzleim kannst du einfach abwischen..

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Prüfe, ob alle Ecken rechtwinklig sind. Mit leichten Hammerschlägen kannst du noch nachjustieren.

Hier findest du eine Videoanleitung zum Selberbauen von Siebdruckrahmen.

Jetzt wird gedruckt

Nachdem du nun deinen Arbeitsplatz hergerichtet hast und alle Werkzeuge, Farben und Textilien bereitliegen, kann es endlich losgehen mit dem Drucken! Siebdrucken ist nicht schwer zu erlernen. Mit ein wenig Übung im Umgang mit den Sieben, der Rakel und etwas Druckerfahrung wirst du schnell zu tollen Ergebnissen kommen. Für ein erstes Kennenlernen der Drucktechnik gehen wir von Sieben mit vorgefertigtem Motiv aus. Diese sind auch im Handel erhältlich. Auf die vielfältigen Möglichkeiten, eigene Motive zu erstellen und auf das Siebdruckgewebe zu übertragen, gehe ich ab Seite 62 detailliert ein.

Tipp:

Deine allerersten Drucke kannst du auf deinem Drucktuch machen. So kannst du ganz entspannt den Umgang mit Rakel und Siebdruckrahmen üben und dich mit der Technik vertraut machen, ohne dass du Angst haben musst, dein Werkstück zu verderben.

Vorbereitungen

Den Stoff auf der Arbeitsfläche auslegen

Lege den Stoff, den du bedrucken möchtest, auf deiner Arbeitsfläche aus. Achte darauf, dass sich keine Falten und Knicke im Stoff befinden. Um zu verhindern, dass kleinere Stoffstücke beim späteren Abheben des Siebes verrutschen, befestige sie mit ein paar Stücken Klebeband.

Das Sieb abkleben

Meine selbst gebauten Rahmen klebe ich an den Rändern ab und versehe sie zumeist mit einer Silikonfuge. So wird verhindert, dass die Druckfarbe unter den Holzrahmen gerät. Verwendest du einen herkömmlichen Siebdruckrahmen, solltest du die Ränder, an denen das Gewebe den Rahmen trifft, von beiden Seiten mit Klebeband abkleben. Befinden sich auf dem Sieb mehrere Motive, werden alle Bereiche, die nicht gedruckt werden sollen, ebenfalls mit Klebeband abgeklebt. Ich klebe zur Sicherheit sowohl von der Unter- als auch von der Oberseite ab.

Siebdruck Schritt für Schritt

Bringe zunächst mit einem Spachtel oder Löffel die Druckfarbe am Rand des Siebdruckgewebes auf. Ich lege meinen „Farbvorrat“ üblicherweise oberhalb des Motivs an. Achte darauf, dass die Farbe nicht in die offenen Stellen des Gewebes (die später das Motiv bilden) läuft! Damit die Farbe beim Anheben des Siebes nicht vom Rahmen läuft, solltest du nicht zu viel Farbe auf einmal auflegen.

Jetzt wird das Sieb geflutet, also die Farbe auf dem Gewebe verteilt. Halte den Siebdruckrahmen mit einer Hand fest, damit er nicht verrutschen kann. Setze die Rakel oberhalb der Farbe auf und ziehe sie ohne Anpressdruck einmal über die gesamte Fläche des zu druckenden Motivs. Auf diese Weise wird das Sieb gleichmäßig mit einer dünnen Farbschicht überzogen und die offenen Stellen im Sieb werden gefüllt. Wichtig: Vermeide, das Sieb mehrfach zu fluten. Dabei wird oftmals zu viel Farbe durch die Maschen des Siebes gepresst.

Die Rakel richtig halten

Halte die Rakel in einem Winkel von circa 45 Grad, während du sie mit Druck zu dir hinziehst. Auf diese Weise wird mit der Kante des Rakelgummis die Farbe durch die Maschen in das Textil gepresst.

Hältst du die Rakel zu flach, läufst du Gefahr, dass zu viel Farbe in die offenen Bereiche des Siebes gelangt und Details im Druck verschwinden.

Wird die Rakel zu steil gehalten, druckst du mit der flachen Seite des Gummis. So kann es passieren, dass zu wenig Druck ausgeübt wird und zu viel Farbe durch die Maschen gelangt – das Motiv „vermatscht“.

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Setze die Rakel nun wieder oberhalb des Motivs auf. Die Neigung zum Sieb sollte etwa 45 Grad betragen. Mit einer gleichmäßigen, zügigen Bewegung ziehst du nun die Rakel zu dir hin. Dabei wird das Siebdruckgewebe auf den Stoff gepresst und die Farbe auf den Untergrund übertragen. Je nach Motiv und zu bedruckendem Stoff kannst du noch ein- bis zweimal nachrakeln, um sicherzugehen, dass das Motiv sauber abgedruckt wird.

Lege die Rakel auf einer Unterlage ab und hebe das Sieb hoch. Um das nächste Stoffstück zu bedrucken, lege das Sieb beiseite. Sorge dafür, dass die Siebfläche nicht auf deiner Arbeitsfläche aufliegt, indem du den Rahmen mit einer Seite auf einen Gegenstand, zum Beispiel eine Klebebandrolle oder Ähnliches, auflegst.

Du kannst jetzt dein bedrucktes Werkstück zum Trocknen ablegen oder aufhängen und das nächste Stück Stoff auslegen. Arbeite zügig und achte darauf, dass das Sieb nicht eintrocknet!

Bist du fertig mit dem Drucken, muss das Sieb ausgespült werden. Informationen dazu findest du auf Seite 28/29.

Papier- und Folienschablonen

Die wahrscheinlich einfachste Art, ein Motiv im Siebdruck zu vervielfältigen, besteht darin, eine Schablone aus Papier oder Kunststoff anzufertigen und diese unter das Sieb zu legen. Die Bereiche, die nicht bedruckt werden sollen, sind abgedeckt und es kann sofort gedruckt werden. Mir gefällt an dieser Art von Siebdrucktechnik besonders gut, dass sie sich schnell umsetzen lässt und gänzlich ohne Filmherstellung, Belichtung und Chemie auskommt. Papier- und Folienschablonen eignen sich gut für einfache Motive ohne feinste Details, wie zum Beispiel geometrische Formen, florale Motive wie Blumen oder große Schriften. Ein weiterer Vorteil: Mit nur einem Siebdruckrahmen kannst du, je nach Bedarf, verschiedene Motive umsetzen. Dein Sieb und (bei Folienschablonen) deine Schablone sind nach der Reinigung wieder einsatzbereit.

Schablonenmaterial und Werkzeug

Das einfachste Material für Schablonen ist Papier. Ich benutze gerne Papierschablonen, da sich Papier sehr leicht mit der Schere oder dem Skalpell schneiden lässt und ich es beinahe immer zur Verfügung habe. Auch mag ich den etwas gröberen Look, den ich mit dem Cutter oder der Schere beim Ausschneiden erzielen kann. Obwohl meine Papierschablone sich in den meisten Fällen nicht wiederverwenden lässt, hält sie doch lange genug, um eine ganze Reihe von Drucken auszuführen. Grundsätzlich gilt: Je weniger Wasser das Papier aufnimmt, desto länger hält die Schablone und desto mehr Drucke können durchgeführt werden.

Keine Lust zum Schablonenschneiden?

Für einfache Formen ist das Ausschneiden der Schablonen von Hand die schnellste Lösung. Bei detaillierten Motiven, zum Beispiel feinteiligen Mustern oder Ornamenten, ist das Schneiden von Hand jedoch recht zeitaufwendig. Wenn du einen Schneideplotter besitzt, kannst du deine Schablonen auch plotten. Sehr gut geeignet sind Overheadfolien, da du sie nach dem Drucken einfach vom Sieb abziehen, reinigen und wiederverwenden kannst.

Im Workshop wird eine Papierschablone in Positiv und Negativ angefertigt.

Abdeckschablonen mit Siebfüller

Eine tolle Möglichkeit, Siebdruckmotive mit wesentlich mehr Details umzusetzen, die ohne die Verwendung von lichtempfindlicher Emulsion und Belichtungsvorrichtung auskommt, möchte ich dir hier vorstellen.

Im Gegensatz zur Papierschablonentechnik, bei der eine zuvor angefertigte Schablone unter das Sieb gelegt wird, werden bei dieser Technik alle Bereiche des Drucksiebes, die später keine Farbe hindurchlassen sollen, durch den Auftrag eines sogenannten Siebfüllers verschlossen. Diese Flüssigkeit kann mit einem Pinsel aufgetragen werden und trocknet wasserfest auf. Wird das Motiv mit Siebfüller abgedeckt, ergibt sich ein Negativdruck, das Motiv wird ausgespart und hat die Farbe des Stoffes. Wird hingegen der Bereich um das Motiv herum mit Siebfüller abgedeckt, entsteht ein Positivdruck, das Motiv wird in der Druckfarbe gedruckt (siehe auch Seite 65).

Um Motive mit möglichst feinen Details auf dein Sieb zu bringen, müsstest du demnach um alle Druckbereiche des Motivs herum malen. Das kann sehr zeitaufwendig sein. Um diesen Prozess zu vereinfachen, wird sogenanntes Zeichenfluid verwendet. Es handelt sich hierbei um eine zähe, wasserlösliche Flüssigkeit, mit der im ersten Schritt das gesamte Motiv (also alle Stellen, die später gedruckt werden sollen) ausgefüllt wird. Je nachdem, welche Art von Motiv du umsetzen möchtest, kannst du zum Auftrag des Zeichenfluids unterschiedliche Werkzeuge verwenden. Neben Pinseln unterschiedlicher Stärke kannst du auch Stempel, Pipettenflaschen oder andere geeignete Schreib- und Malwerkzeuge einsetzen.

Anleitung

für

Motivsiebe mit Zeichenfluid und Siebfüller

Ich möchte dir zeigen, wie du eine Malvorlage mit vielen Details in der Siebfüllertechnik umsetzen kannst. Das Käfermotiv male ich mit dem Pinsel aus. Außerdem zeige ich dir ein Beispiel für die Umsetzung abstrakter Motive mit vielen feinen Linien. Deshalb habe ich mich im folgenden Beispiel für eine Kunststoffflasche mit dünner Tülle entschieden, um das Zeichenfluid auf das Sieb zu bringen. Du kannst aber jedes Mal- und Zeichenwerkzeug verwenden, das sich für deine Gestaltungsidee eignet. Ich empfehle dir, ein paar Proben mit unterschiedlichen Werkzeugen zu machen, um herauszufinden, welcher Effekt dir gefällt. Das Zeichenfluid kannst du mit Wasser leicht von deinem Sieb entfernen und neu beginnen.

Für die Abdecktechnik benötigst du:

eventuell Bleistift zum Vorzeichnen

Zeichenfluid (im Handel meist: Drawing Fluid)

Siebfüller (im Handel meist: Screenfiller)

Pinsel, eine kleine Kunststoffflasche für das Zeichenfluid

Rakel oder Spachtel Siebdruckrahmen, vorzugsweise bespannt mit 55T-Gewebe eventuell eine Bildvorlage zum Abzeichnen

Wenn du eine Entwurfszeichnung für dein Motiv hast, kannst du den Siebdruckrahmen auf die Zeichnung legen und das Motiv mit einem Bleistift direkt auf das Siebdruckgewebe übertragen. Alternativ zeichnest du frei Hand.

Gestaltung und Inspiration

„Ich tue die ganze Zeit über Dinge, die ich noch nicht kann, damit ich lerne, wie es geht.“ Vincent van Gogh

Dieses frei übersetzte Zitat von Vincent van Gogh finde ich persönlich sehr passend, denn es beschreibt auch meine Herangehensweise an mir neue Handwerks- oder Gestaltungstechniken sehr gut. Wir lernen beim Tun, und jetzt geht es los!

Du hast nun alle Informationen, um mit dem experimentellen Siebdruck zu beginnen. Siebe, Rakel und Farben stehen bereit, dein Arbeitstisch ist abgedeckt und ein leeres Stück Stoff wartet darauf, von dir gestaltet zu werden.

Aber wie fängst du jetzt an?

Im folgenden Teil dieses Buches zeige ich dir ein paar Ideen zum Bedrucken von Stoffen in der experimentellen Siebdrucktechnik. Ich will dir vor allem verschiedene Herangehensweisen vorstellen, wie du unterschiedliche Stoffstücke gestalten kannst. Die Möglichkeiten sind unendlich und je nach Kombination deiner Motivsiebe, der Wahl des Stoffes und natürlich der Farben wirst du deine eigenen, einzigartigen Stoffunikate herstellen.

Zusätzlich zu den Schritt-für-Schritt-Beispielen zur Gestaltung unterschiedlicher Stoffe gibt es eine Bildergalerie mit Ergebnissen aus meinen Kursen und Objekten, die aus den Unikatstoffen genäht wurden, für dich zur Inspiration.

Und falls dir nach der Lektüre der folgenden Seiten der Gedanke kommen sollte: „Aber ich habe doch gar nicht so viele tolle Motive und Muster wie Kristina …“ – hinten im Buch findest du den Link zu einer Sammlung von Motiven zum Download, die du für deine Siebe verwenden kannst.

Geometrische Formen und Überschneidungen

Siebschablonen mit abstrakten, geometrischen Formen, frei Hand ausgeschnitten aus Papier oder Folie, mag ich sehr. Häufig sind diese Formen für mich der Startpunkt einer Stoffgestaltung und ich kombiniere die so entstandenen Drucke später noch mit anderen Motiven. (Das mache ich so beim Stoffprojekt ab Seite 106.)

Auf diesem Stoff dürfen die einfachen Grundformen die Hauptrolle spielen.

Die Farben, die ich für diesen Stoff gewählt habe, trocknen transparent auf und leuchten auf dem weißen Stoff besonders schön. An den Stellen, wo Zitronengelb und Pink übereinanderliegen, entsteht Orange als weitere Farbe. Informationen zu deckenden und transparenten Farben findest du weiter vorn im Buch ab Seite 34.

Beim Ausgangsstoff handelt es sich um ein Stück Köper in Weiß mit den Maßen 69 × 110 cm.

Ich habe hier zwar ein belichtetes Sieb verwendet, du kannst aber Schablonen dieser Art auch ganz einfach aus Papier oder Folie mit der Hand ausschneiden. Wie das geht, erfährst du ab Seite 68.

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Die Einzelelemente auf meinem Sieb sind zufällig angeordnet und ergeben kein fortlaufendes Muster. Um eine harmonische Flächengestaltung zu erzielen, habe ich den Siebdruckrahmen vor jedem Druck um 90 Grad gedreht. So entsteht kein sich wiederholender Block.

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Ich lege das Sieb möglichst dicht neben den vorherigen Druck. Die frisch gedruckte Farbe decke ich zuvor mit Papier ab, damit mein Siebdruckrahmen sauber bleibt.

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Sobald der ganze Stoff bedruckt und die Farbe getrocknet ist, lege ich mein gesäubertes Sieb in der gleichen Weise auf den Stoff; es folgt ein zweiter Durchgang mit einer neuen Farbe. Dabei achte ich darauf, dass sich die Formen überschneiden und nicht deckungsgleich übereinanderliegen.

Die Menschen hinter diesem Buch

Es gibt ein nigerianisches Sprichwort, das besagt: „Um ein Kind aufzuziehen, braucht es ein ganzes Dorf.“ Ich finde, das stimmt: Die Erziehung eines Kindes liegt nicht nur in den Händen der Eltern, sondern ist ein Gemeinschaftswerk, das viele Menschen mit ihren einzigartigen Gaben und Perspektiven einbezieht.

Genauso verhält es sich mit diesem Buch. Es ist mein „Kind“, das durch die Ideen, die Zeit und die Kreativität vieler Menschen geformt und gestaltet wurde. Ohne die Unterstützung und Mitwirkung all derjenigen, die mir auf diesem Weg zur Seite standen, hätte ich das nicht geschafft.

Danke, dass ihr alle ein Teil meines „Dorfes“ seid!

Claudia Petersen betreibt das Siebdruckatelier Sieb & Seele in Bielefeld, wo sie regelmäßig Siebdruckkurse und Events veranstaltet. In ihrer Manufaktur entstehen Geschenke und Wohnraumobjekte wie Kissen, Geschirrtücher und andere Alltagsbegleiter, im künstlerischen Handsiebdruck gestaltet. Wir haben uns vor vielen Jahren bei einem Siebdruckworkshop kennengelernt und stehen in regelmäßigem kreativem Austausch.

Ab und zu reise ich mit meinen großen Koffern voller Siebe nach Bielefeld für gemeinsame Workshops. Claudia hat die Entstehung dieses Buches fortlaufend mit Ideen, Rat und Tat begleitet. Viele der aus den Stoffunikaten gefertigten Beispiele für dieses Buch kommen aus dem Atelier von Sieb & Seele. Außerdem hat Claudia mir großzügigerweise erlaubt, mich eine Weile in ihrem Atelier niederzulassen, um mich dort kreativchaotisch auszubreiten. Danke schön, liebe Claudia!

Hier findest du alle Informationen zu Kursen und Angeboten des Ateliers Sieb & Seele: Instagram: @siebundseele https://www.siebundseele.de

Michaela Müller arbeitet als Autorin und Designerin in Bergisch Gladbach. In ihrem Müllerin Art Studio dreht sich alles um selbst gemachte Bücher, experimentelle Drucktechniken, Muster, Schablonen und mehr. Wir blicken auf eine langjährige Kreativ-Freundschaft zurück und es ist zu schade, dass Kopenhagen und Bergisch Gladbach so weit voneinander entfernt sind – ich wäre so gerne regelmäßig im Müllerin Club mit dabei!

Ich freue mich, dass Michaela das Layout und die Gestaltung dieses Buches unter ihre Fittiche genommen und es geschafft hat, aus einem riesigen Haufen Bildern und Texten ein so schönes Buch zu zaubern! Ein herzliches Dankeschön, liebe Michaela, für die Standleitung Bergisch Gladbach-Kopenhagen und überhaupt! Auch, dass ich auf ihr Expertinnenwissen über Schablonen, Plotterfolien sowie zu Schnipseln und Pixeln zugreifen durfte, ist großartig!

Das Müllerin Art Studio findest du hier: Instagram: @muellerin_art https://muellerin-art-studio.de

Ein großes Dankeschön geht auch an:

Stefan Thoms vom Siebdruckversand, der sich die Zeit genommen hat, mir viele Fragen zum Siebdruck, zu Farben und Ausstattung zu beantworten, und dieses Buchprojekt großzügig mit Materialien und Farben unterstützt hat.

Meine Familie für das geduldige Ertragen des Dauerchaos in der Wohnung und den zeitweisen Verzicht auf unseren Küchentisch … inbesondere Frank für das Titelfoto und den fotografischen Tech-Support.

Sabine Gerlach aka Elbmarie, die in Windeseile aus meinen bunten Schnittteilen die Tasche „Prisca“ für dieses Buch genäht hat.

Steffi Behrmann für mein Porträtfoto.

Den Haupt Verlag, insbesondere Heidi Müller, die das „Siebdruckbuch von der Frau aus Kopenhagen“ nicht vergessen hat – danke, danke.

Julia Gilcher, die als Lektorin meine Texte druckfein gemacht hat.

Sabine Jeromin, in deren Werkladen in Mannheim ich vor vielen Jahren die allerersten Lowtech-Siebdruckworkshops geben durfte.

Meine Kolleginnen aus dem Kreativ-Business: Michaela Müller, Claudia Huboi und Tabea Heinicker für die regelmäßigen Treffen mit kollegialem Plausch und Support an der virtuellen Kaffeemaschine im Zoom-Raum.

Und ganz besonders danke ich allen Workshopteilnehmer:innen. Eure Fragen, Anregungen und vor allem eure tollen Siebdruckergebnisse sind die größte Inspiration für dieses Buch!

DIE AUtorin

HEj! Mein Name ist Kristina und ich lebe mit meiner Familie in Kopenhagen. Mein Herz schlägt für Siebdruck und Malerei, Collage und Mixed Media. Ich liebe DIY-Projekte und Büchermachen. Außerdem sammele ich Stoffe und Papier und mag Stempelschnitzen, Färben, Drucken, Patchwork und viele andere Kreativtechniken.

Seit über 25 Jahren arbeite ich selbstständig. In einem früheren Leben war ich Bühnenmalerin und Plastikerin, habe viele Jahre allerlei Deko von riesengroß bis ganz klein für Bühne, Film und Foto hergestellt. Nebenher habe ich Kreativbücher geschrieben und im Hamburger Atelier Workshops rund um Druck- und Maltechniken gegeben. Mein Blog hieß früher „Am liebsten Bunt“, jetzt heißt er so wie ich. Ein großes Atelier habe ich derzeit nicht, daher arbeite ich am Küchentisch. Seit 2023 gibt es mein virtuelles Atelier, wo meine Workshops und Kurse jetzt online zur Verfügung stehen.

Lerne Siebdruck mit mir!

Mit diesem Buch hast du alle Informationen, die du brauchst, um mit dem Siebdruck zu beginnen. Wenn du dir noch mehr Unterstützung von mir wünschst, hast du folgende Möglichkeiten:

Sich so richtig ins Druckvergnügen zu stürzen, verschiedene Techniken auszuprobieren und aus einem großen Fundus an bereits fertig vorbereiteten Siebdruckmotiven zu wählen ist toll!

Der Austausch in einer kreativen Gruppe macht diese Workshoptage zu etwas ganz Besonderem. Ein paar Mal im Jahr packe ich meine großen Workshopkoffer mit belichteten Sieben, um an unterschiedlichen Kursorten in Deutschland mit experimentierfreudigen Kreativen auf Stoff und Papier zu drucken.

Du wünschst dir ein wenig Unterstützung bei den ersten Schritten, hast aber keine Möglichkeit, zu einem Workshop anzureisen? Im Rahmen meines OnlineAteliers biete ich Einführungskurse zur Siebdrucktechnik in kleinen Gruppen an.

Workshoptermine, Kurse und Angebote in meiner Online-Atelier-Community findest du hier:

Impressum

1. Auflage: 2025

ISBN 978-3-258-60282-0

Umschlaggestaltung, Illustrationen, Layout und Satz: Michaela Müller, D-Bergisch Gladbach

Lektorat: Julia Gilcher, D-Kirchheimbolanden Fotos, wenn nicht anders angegeben: Kristina Schaper, DK-Kopenhagen

Alle Rechte vorbehalten.

Copyright © 2025 Haupt Verlag, Bern Jede Art der Vervielfältigung ohne Genehmigung des Verlags ist unzulässig.

Kein Teil dieses Werkes darf in irgendeiner Weise für das Training von Technologien oder Systemen der künstlichen Intelligenz verwendet oder vervielfältigt werden. Die Verwendung der Inhalte für das Text- und Data-Mining ist untersagt.

Wir drucken mit mineralölfreien Farben und verwenden FSC®-zertifiziertes Papier.

FSC® sichert die Nutzung der Wälder gemäß sozialen, ökonomischen und ökologischen Kriterien. Gedruckt in der Tschechischen Republik

Diese Publikation ist in der Deutschen Nationalbibliografie verzeichnet. Mehr Informationen dazu findest du unter http://dnb.dnb.de.

Der Haupt Verlag wird vom Bundesamt für Kultur für die Jahre 2021–2025 unterstützt.

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Wir verlegen mit Freude und großem Engagement unsere Bücher. Daher freuen wir uns immer über Anregungen zum Programm und schätzen Hinweise auf Fehler im Buch, sollten uns welche unterlaufen sein.

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Lowtech-Siebdruck –bunt, kreativ, experimentell!

Möchtest du einzigartige Stoffe bedrucken, die es in keinem Geschäft zu kaufen gibt? Bereits mit einer minimalen Ausstattung kannst du Textilien in deinem Stil gestalten.

Kristina Schaper zeigt dir, wie du einen Siebdruckrahmen baust, wie die Motive auf das Sieb kommen und wie du druckst. Mit diesem Wissen kannst du experimentieren und Stoffe für individuelle Taschen und Wohntextilien gestalten oder Kleidungsstücke – neu oder second hand –ganz nach deinem Geschmack verschönern.

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