Fleisch, Quartett der Persönlichkeit, 2. Auflage

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Das Quartett der Persönlichkeit

Das Riemann-ThomannModell in Beziehungen und Konflikten

Mit einem Vorwort von Christoph Thomann über die Entstehung des Modells 2. Auflage

Nico H. Fleisch



Das Quartett der Persönlichkeit

Das Riemann-ThomannModell in Beziehungen und Konflikten

Mit einem Vorwort von Christoph Thomann über die Entstehung des Modells

2. Auflage

Haupt Verlag

Nico H. Fleisch


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Impressum

2. Auflage: 2022 1. Auflage: 2020 Diese Publikation ist in der Deutschen Nationalbibliografie verzeichnet. Mehr Informationen dazu finden Sie unter http://dnb.dnb.de

Grafisches Konzept, Gestaltung, Satz und Umschlag: Jeannine Moser, Bern Illustrationen: Tania Yakunova Lektorat: Monika Paff, Langenfeld

Der Haupt Verlag wird vom Bundesamt für Kultur für die Jahre 2021 – 2024 unterstützt.

Gedruckt in Deutschland

ISBN 978-3-258-08319-3 Alle Rechte vorbehalten. Copyright © 2022 Haupt Bern Jede Art der Vervielfältigung ohne Zustimmung des Verlages ist unzulässig.

www.haupt.ch


5

Inhaltsverzeichnis

Teil A «Einleitung»

Vorwort von Dr. Christoph Thomann

1.

Wie das Riemann-Thomann-Modell entstanden ist

11

2.

Zu diesem Buch

15

Kapitel 1 – Einstieg ins Buch

1.

Was mich motiviert hat, dieses Buch zu schreiben, und für wen es gedacht ist

19

2.

Eine kurze «Gebrauchsanleitung» für dieses Buch

21

3.

Eine erste Übersicht über das Modell

21

1.

Sonnen- und Schattenseiten der Grundstrebungen

25

Teil B Kapitel 2 – «Individuum» Darstellung der «vier Himmelsrichtungen der Seele»

1.1. Die Nähe-Strebung

25

1.2. Die Distanz-Strebung

27

1.3. Die Dauer-Strebung

29

1.4. Die Wechsel-Strebung

31

2.

Ansichten von Menschen und der Welt

32

3.

Umgang mit Verstimmungen und Krisen

35

4.

Akzeptieren ist hilfreicher als diagnostizieren und die Gleichwertigkeit der vier Strebungen

37

1.

Einführende Bemerkungen

39

2.

Die vier Tendenzen in der Arbeitswelt

41

3.

Mitarbeitende sind verschieden

43

4.

Führungskräfte sind verschieden

46

5.

Erkenntnisse für das Führungsverhalten

51

Kapitel 4 – Das RiemannThomann-Modell im Privatleben

1.

Einleitende Bemerkungen

53

2.

Die vier Tendenzen in privaten Beziehungen

54

3.

Hat man im Privatleben das gleiche Heimatgebiet wie in der Arbeitswelt?

57

Kapitel 5 – Wie wird man, was man ist oder: Wie das Heimatgebiet entsteht

1.

Wodurch wird das Heimatgebiet eines Menschen bestimmt?

59

2.

Das Fazit

61

Kapitel 3 – Das RiemannThomann-Modell in der Arbeitswelt


6

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 6 – Wo ist mein Heimatgebiet im Riemann-ThomannKreuz?

1.

Wie kann ich mein Heimatgebiet erkennen?

63

2.

Vorbemerkungen zu allen Tests und Fragebogen und die Relativierung ihrer Ergebnisse

63

3.

Der «Zuordnungstest Riemann-ThomannModell» nach Friedemann Schulz von Thun

65

4.

Der Fragebogen «Selbsteinschätzung Riemann-Thomann» nach Karen Zoller

68

5.

Selbsteinschätzung des Heimatgebiets nach Karen Zoller

71

6.

Aufstellung im Raum

72

7.

Feedback und das Riemann-Thomann-Kreuz

74

7.1. Positives Feedback zu Mensch und Leistung

74

7.2. Kritisches Feedback zu Mensch und Leistung

75

7.3. Reaktionen insbesondere auf kritisches Feedback zu Mensch und Leistung

76

8.

Feedback erbitten von Personen aus dem Umfeld

77

9.

Werke und Zitate von bekannten Menschen

77

10. Beobachtung von Verhalten Kapitel 7 – Bekannte Persönlichkeiten im Modell

0 1.

81

Die Gefahr der Reifikation

83

Die «Nähe-Strebung»

84

(Ernest Hemingway, Diana Princess of Wales, DJ Bobo)

2.

Die «Distanz-Strebung»

91

(Kurt Tucholsky, Moshe Dayan, Marion Gräfin Dönhoff)

3.

Die «Dauer-Strebung»

100

(Margaret Thatcher, Colin L. Powell, Aung San Suu Kyi)

4.

Die «Wechsel-Strebung»

108

(Winston Churchill, Martha Gellhorn, Gerhard Schröder)

Teil C Extremisierung und «Pathologie»

Kapitel 8 – Extremisierung und krankhafte Übertreibung im Riemann-ThomannModell

1.

Die Extremisierung der vier Grundstrebungen, dargestellt anhand von zwei bekannten Geschichten von Paul Watzlawick

119

2.

Von der Extremisierung zur pathologischen Übersteigerung nach Christoph Thomann

123

3.

Warnung vor diagnostischen Schnellschüssen und die Bedeutung der Angst in den vier Polen

125

4.

Winston Churchill – ein Beispiel für die Extremisierung des Nähe-Pols zu Depressionen?

127

5.

Störungen und Pathologie im Riemann-ThomannModell, eine Variante nach neueren wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Verdeutlichung

130


7

Teil D Kapitel 9 – «Beziehung Vom Persönlichund Konflikt» keits- zum Beziehungsmodell

Kapitel 10 – Wie das RiemannThomann-Kreuz zwischen Menschen kommt oder: Das Kreuz und das Bild vom Reagenzglas

Kapitel 11 – Wie sich das Kreuz auch zwischen bekannte Persönlichkeiten legt

6.

«Bonus-Material»: Ein Versuch, die Entstehung von Persönlichkeitsstörungen anhand der Bindungstheorie und der Neurologie zu erklären

134

1.

Einleitung

139

2.

«Heimatgebiet» und aktueller «Standort»

139

3.

Der Quadrant bestimmt das Gefühl

142

4.

Faszination des Gegenpols bei der Partnerwahl

143

5.

Schattenprojektion auf den Partner

143

6.

Exkurs: Projektion und Übertragung

145

7.

Beziehungsfeindlichkeit der Extreme

147

8.

Das Verkraftungs-Prinzip

149

9.

Polarisierung

149

1.

Drei praktische Beispiele

151

1.1. Die «Distanz»-Frau mit «Distanz»Ehemann und «Distanz»-Chefin

151

1.2. Der «Dauer-Distanz»-Mann in unterschiedlichen Beziehungen

153

1.3. Der «Wechsel»-Mann mit «DauerBedürfnissen» in der Freizeit

156

2.

Die Lehre von der Annäherung über «Umwegschlaufen» bei noch nicht gefülltem Reagenzglas

157

3.

Kurzfristige Vorfahrt für die beziehungsgefährdenden Tendenzen

160

4.

Einige Gedanken zu Nebenbeziehungen

162

5.

Zusammenfassende Grundsätze

162

1.

Winston Churchill und Alan Brooke oder der «Wechsel-Premierminister» und sein «DauerStabschef»

165

2.

Helmut Schmidt und seine Ehefrau Loki oder: Das Riemann-Thomann-Kreuz legt sich auch zwischen «Distanz-Dauer-Menschen»

171

3.

Helmut Schmidt und Willy Brandt oder: Zwei «Distanz-Bundeskanzler»

176

4.

Ernest Hemingway und Martha Gellhorn oder: Einer hat immer mehr Wechsel-Elemente

184

5.

Jitzchak Rabin und Shimon Peres oder Distanz-Dauer gegen Nähe-Wechsel

188

6.

Jitzchak Rabin und Yigal Allon oder: Warum Distanz-Dauer und Nähe-Wechsel doch funktionieren kann

198


8

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 12 – Das RiemannThomann-Modell in Konflikten

Teil E «Modelle»

Kapitel 13 – Das Wesen des Riemann-ThomannModells

7.

«The greatest Rock’n’Roll-Band in the world: The Rolling Stones»

206

8.

Die Kennedy-Brüder John F. und Robert F. oder: Wie das öffentliche Image täuschen kann

212

1.

Einstieg

225

2.

Exkurs: «Schwierige» Gefühle und das «KernSchalen-Modell»

226

3.

«Schwierige» Gefühle und das Riemann-Thomann-Modell

228

4.

Die vier Stresstypen nach Virginia Satir

231

5.

Das Riemann-Thomann-Modell als Diagnoseinstrument in Konfliktgesprächen

233

6.

Das Modell in der Erklärungs- und Lösungsphase der Konfliktbearbeitung

236

7.

Ein eigener Praxisfall

238

8.

Erkenntnisse für Konflikthelfer

240

1.

Wozu dient das Riemann-Thomann-Modell?

241

2.

Das Riemann-Thomann-Modell als Beziehungsfeld-Theorie

241

3.

Warum «Riemann-Thomann» doch auch ein Persönlichkeitsmodell ist

243

4.

Zusammenfassung

244

Die besonderen Stärken des Modells

247

Anwendungsmöglichkeiten des Modells

248

1. Kapitel 14 – Riemann-Thomann – 2. Ein Entwicklungsmodell 3.

Kapitel 15 – Die Integration des Riemann-ThomannModells in Modelle von Friedemann Schulz von Thun

Riemann-Thomann als Entwicklungsmodell

250

4.

Zwei Beispiele für Entwicklung auf der Achse Nähe-Distanz

251

5.

Die Menschen dürfen verschieden sein

252

1.

Einstieg

255

2.

Bedürfnisse in Seminaren und Weiterbildungen und das Kommunikationsquadrat

255

3.

Das Kommunikationsquadrat und das Riemann-Thomann-Modell

259

4.

Die integrale Seminarleitung

261

5.

Das Riemann-Thomann-Modell und die «typengerechte Ansprache»

262

6.

Das innere Team und das Riemann-ThomannModell

264

7.

Das Werte- und Entwicklungsquadrat und das Riemann-Thomann-Modell

268


9

Kapitel 16 – Ein Blick auf zwei ähnliche Modelle

8.

Das Werte- und Entwicklungsquadrat und das Riemann-Thomann-Modell und die Regenbogenqualität («dritte Qualität») als Integration der Gegensätze

272

9.

Der Teufelskreis und das Riemann-ThomannModell

275

10. Die acht Kommunikationsstile nach Schulz von Thun und das Riemann-Thomann-Modell

278

1.

Warum «ein Blick auf zwei ähnliche Modelle» Sinn macht

287

2.

Die «vier bipolaren Potenziale der psychischen 287 Grundstruktur» von Gerda Jun

3.

Die Verbindung des Riemann-Thomann-Modells 290 mit Gerda Juns «vier bipolaren Potenzialen der psychischen Grundstruktur»

4.

Die «integrale Persönlichkeit» nach Gerda Jun als Entwicklungsziel

292

5.

Die «kleine psychoanalytische Charakterkunde» von Karl König

294

6.

Warum das Riemann-Thomann-Modell mit vier Grundstrebungen trotz Karl Königs «kleiner psychoanalytischen Charakterkunde» weiterhin Sinn macht und warum die Grenzen des Modells existieren und beachtet werden sollt

299

6.1. Einstieg

299

6.2. Phobisch strukturierte Menschen

299

6.3. Narzisstisch strukturierte Menschen

301

6.4. «Bonus-Material»: Zur Objektbeziehungstheorie als Ergänzung zu den Ansichten Karl Königs zu Narzissmus, Borderline und schizoider Struktur

303

6.5. Schlussfolgerungen und die Grenzen des Riemann-Thomann-Modells

307

Kapitel 17 – Dank Teil F «Anhang»

Anhang

309 Literaturverzeichnis

315

Bildnachweis

327

Personen- und Stichwortregister

331

Über den Autor

336



11

Vorwort von Christoph Thomann

1. Wie das Riemann-Thomann-Modell entstanden ist «Mein lieber Christoph, es sind nicht alle Menschen gleich wie du! Weißt du das nicht? Habt ihr das im Psychologie-Studium nicht durchgenommen? Du musst noch dringend nacharbeiten! Sonst begibst du dich nicht nur beruflich, sondern auch privat unwissentlich in Schwierigkeiten und machst egozentrische Fehler. Lies dringend das Buch von Fritz Riemann ‹Grundformen der Angst›.» Das sagte mir Ruth C. Cohn nachts um halb zwölf am Telefon. Es war ein dringender Notfall. Ich wagte sie anzurufen, da ich wusste, dass sie spät zu Bett ging. Sie war meine Lehrmeisterin und Mentorin, bei der ich von 1975 bis 1981 immer wieder wöchentlich in Supervision für meine Gruppenleiter-Tätigkeit war. Was war passiert? Als universitärer Tutor gab ich Kommunikationskurse für Neulinge im Psychologie-Studium. Für diese Seminarabende wurden wir Kursleitenden intensiv von der Institutsdozentin Sibilla Uebelmann-Marelli und dem Uniassistenten Dr. Jürg Kollbrunner vorbereitet und begleitet. An jenem Abend im Jahre 1975 leitete ich alleine die jungen Studentinnen und Studenten durch eine intensive Übung, bei der es um Schuld und Scham ging, in eine anonymisierte Selbstoffenbarungs-Situation: Jeder schrieb auf einen Zettel, was er nie jemandem erzählen würde, wofür er sich schäme oder schuldig fühle. Diese Zettel wurden gemischt, blind gezogen und reihum vorgelesen. Dann diskutierten wir darüber, dabei aber war es verboten, sich als Urhebender des schwierigen Gefühls zu outen. Es zeigte sich, dass es oft nur für die Betroffenen peinlich war, für die meisten anderen aber absolut verständlich, menschlich und manchmal gar sympathisch und meist kein Grund zum Schämen: «Das ist doch normal» – oder «Das habe ich auch schon erlebt, das kenne ich von mir». Allmählich entstand eine erleichterte Stimmung, ein Hochgefühl des Akzeptiertseins von Gleichempfindenden, obwohl die Gruppe sehr heterogen zusammengesetzt war. Auch in der Leiterrolle ging es mir prächtig, nicht nur weil alles schön wie geplant ablief, sondern weil auch ich einen Zettel schrieb («Prinzip der teilnehmenden Leitung» nach Ruth Cohn). Besonders aber erhielt ich einen Vorgeschmack auf mein späteres Berufsleben. Zu jenem Zeitpunkt war mein Studium zwar beendet, aber noch nicht abgeschlossen. In dieser Zwischenperiode schrieb ich meine Abschlussarbeit, machte Weiterbildungen an verschiedenen therapeutischen Instituten, freute mich dort am praktischen Lernen, fürchtete mich vor den Schlussexamen der Uni und genoss das Leben. Diese Seminarabende gefielen mir besser als früher die verschiedenen Vorlesungen


12

Teil A –Vorwort von Christoph Thomann

über das Kurzzeitgedächtnis, die interessante Zwillingsforschung, das Leib-Seele-Problem im historischen Abriss, Psychopathologie oder die unumgängliche Statistik. So wollte ich Psychologe sein! Zurück zum Notfall: In der Schlussrunde sah ich, dass doch nicht alle so tief berührt und beglückt waren wie ich. Namentlich eine Studentin saß ungewöhnlich steif aufrecht und sprach mit monotoner Stimme sehr leise, ihren Blick starr zu Boden gerichtet. Sie hoffe, dass wir nächstes Mal wieder zu unserem ursprünglichen Thema «Kommunikationstraining» zurückkommen würden, wo man wie an den bisherigen Abenden auch wirklich etwas über Kommunikation lernen könne. Dazu nestelte sie mechanisch an der Kordel ihrer Jacke. «Ich möchte jetzt endlich gehen. Die Sitzung hat sowieso schon viel länger gedauert als geplant.» Mir wurde himmelangst. Die bringt sich nächstens um, schoss es mir durch den Kopf. Jetzt muss ich sofort Ruth anrufen. Ich bat alle, einen Moment zu warten, verließ den Raum und rief sie vom Institutsanschluss aus an. Ruth antwortete: «Nein, nein, mach dir keine Sorgen, Christoph. Lass sie ziehen. Die bringt sich nicht um. Ich bin sicher, dass sie weiter normal kommen und mitmachen wird, falls ihr von diesem noch zu frühen Selbsterfahrungsthema runterkommt und wieder mehr methodische Kommunikationsübungen macht.» Und so war es auch. Die Studentin kam das nächste Mal wieder und arbeitete wie gewohnt engagiert und thematisch kommunikativ mit. Natürlich befolgte ich Ruth Cohns Rat und kaufte mir sofort das Buch von Fritz Riemann und las es. Schon beim ersten Kapitel, das ich auswählte – «Die depressiven Persönlichkeiten» –,staunte ich, wie genau und alltagspraktisch es dem Autor gelingt, menschliches Verhalten und Empfinden einfühlsam und doch drastisch zu beschreiben. Anders als oft im Studium fühlte ich mich von vielem direkt persönlich angesprochen. Allerdings wurde es mir zunehmend auch unwohl, da ich mich sehenden Auges immer mehr als depressive Persönlichkeit entlarvt fühlte. «Du liebe Güte, jetzt werde ich bald als Psychologe diplomiert, und dabei entpuppe ich mich selber als krank. Oje, oje. Meine Großtante soll ja depressiv gewesen sein. Ob ich das vielleicht geerbt habe? Wann wird sich das wohl zeigen? Natürlich geht es mir nicht immer bombig, aber depressiv?» Beim nächsten Kapitel – «Die schizoiden Persönlichkeiten» – wurde ich verwirrt. Denn auch da erkannte ich sehr vieles von mir wieder. «Bin ich auch noch schizoid?» Ein Onkel von mir war schizophren, und damals kannte ich den Unterschied zu schizoid noch nicht. Trotzdem konnte und musste ich weiterlesen, weil alles dermaßen lebendig und faszinierend beschrieben war, was an «Menschlichem und Allzumenschlichem» in einem drinsteckt. Dieser Sogwirbel hatte gründliche Auswirkungen. Wie durch ein psychologisches Gruselkabinett fuhr ich als Leser durch Riemanns Geisterbahn zu den nächsten Kapiteln und erkannte immer wieder: So bin ich auch, zum Beispiel zwanghaft, und habe eben auch hysterische (heute histrionische) Persönlichkeitsanteile, wie er sie beschreibt. So «bin ich» je nach Beziehung zu meinem Vater anders als bei meiner Mutter und bei der Freundin unterschiedlich als beim Freund und beim andern Freund nochmals anders. All diese Menschen aktivieren die unterschiedlichen Persönlichkeitsseiten in mir, manchmal angenehm sichtbar und manchmal bis zur grotesken Übersteigerung spürbar. Mich


Wie das Riemann-Thomann-Modell entstanden ist

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interessierte: Warum ist das so? Steckt da ein System dahinter? Geht das nur mir so oder hat das Allgemeingültigkeitscharakter? Das musste ich herausfinden. Ich wollte mich erforschen, kennenlernen und beruflich auch anderen dabei helfen; das war jetzt meine Mission. Endlich hatte ich einen Kompass im zwischenmenschlichen Dschungel entdeckt. Und endlich hatte ich eine berufliche Perspektive gefunden. Ruth Cohn sagte mir einst auf meine Frage, ob ich mich nach meinem Licentiat wie manche Kommilitoninnen schon jetzt auf Stellen bewerben solle: «Nur dann, wenn dich diese Arbeit wirklich interessiert. Nur wenn du gerne Testassistent oder Schulpsychologe sein oder Verkaufstrainings machen möchtest. Wenn dich das aber nicht interessiert, dann melde dich nicht. Du merkst dann schon, wenn dich etwas packt.» Und so war es jetzt; ich war glücklich und ihr dankbar. Es hatte mich gepackt. Und wirklich: Ich musste nicht lange warten, bis etwas Konkretes auf mich zukam, das mich nicht mehr losließ. Ich wurde angefragt, als Co-Leiter in Ehepaar-Kursen mitzuwirken. «Ich? Ich bin noch nicht einmal verheiratet und habe von der Ehe keine große Ahnung! Da möchte ich lieber selber Teilnehmer sein, das interessiert mich.» Die erfahrene Kursleiterin Dorothee Rosin beruhigte mich, dass sie all dies inhaltlich schon selber abdecke und bereits viel Erfahrung in diesen Kursen «Als Partner leben» habe; da sie aber eine Quereinsteigerin sei, brauche sie zur Legitimation einen studierten Psychologen an ihrer Seite. Sie würde mir alles schon beibringen. Alles war spannend und neu für mich. Der Kurs hatte einen festen Ablauf. Meine Kollegin war sehr erfahren und mit 56 doppelt so alt wie ich, Mutter von drei erwachsenen Kindern und frisch verwitwet. Obwohl ich nur der Quoten-Psychologe war, übernahm ich jedes Mal einen anderen vorbereiteten Teil, und allmählich wurde unsere Zusammenarbeit immer partnerschaftlicher. Ich fühlte mich mehr und mehr in meinem Element und merkte, wie die Teilnehmer mich in meiner Rolle schneller akzeptierten als ich mich selber. Der Kurs endete erfolgreich, und bald gab es weitere Grundkurse, die von verschiedenen Institutionen bei uns angefragt wurden. Zusätzlich organisierten wir selber noch Fortsetzungsseminare, die als Höhepunkt ein gemeinsames Wochenende in einem abgelegenen Kloster hatten. Dafür gab es kein vorgestanztes Muster, sodass ich meine Riemann-Erkenntnisse und -Fragen einbringen konnte. Anfangs erzählte ich die Riemann-Typen in einem kleinen Vortrag und stellte sie nebeneinander. Ich ließ schon bald die pathologischen Bezeichnungen und beschämenden Diagnosen weg und normalisierte schwierige Gefühle und Verhaltensweisen als Beziehungsphänomene statt als charakterliche Defizite. Die Reaktion und das Echo der Teilnehmenden waren völlig überraschend: «Das bist wirklich du!» – «Ja, das kenne ich auch von mir!» – «Genauso ist es bei uns!» – «Ich sehe das Ganze von der Gegenseite, nämlich …» – «Das nervt mich auch, wenn meine Partnerin jeweils so reagiert … Das zwingt mich doch förmlich zu eigenen Gegenmaßnahmen.» – «Ja, nur schon, um zu überleben, muss man …». Die Teilnehmenden mussten wohl innerlich bei ihrer eigenen Art zu erleben und den Reaktionen ihres Partners berührt worden sein, sodass es gar keine Frage mehr war, wie offen


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Teil A – Vorwort von Christoph Thomann

sie über ihre schwierigsten Themen sprachen. Wie ein Schneeball-Effekt ergab sich eine fast schrankenlose Entladung schwieriger Ehe-Situationen und gegenseitige Unterstützung. Sogar Parteinahmen von jeweils ähnlich Reagierenden waren über die Paargrenzen hinweg nun möglich. Alle waren mitgerissen von diesen sonst als Ehe-Schmach empfundenen schwierigen Beziehungsbelastungen. Sie erzählten mit klaren Beispielen frisch von der Leber weg, worunter sie litten. Ich lernte mit jedem Klosterwochenende dazu. Bald zeigte sich nämlich für mich offensichtlich, dass diese vier Riemann-Charaktere nicht einfach nebeneinanderstanden, sondern jeweils zu zweit sich polarisierend ergänzten: das Depressive und das Schizoide sowie das Zwanghafte und das Hysterische. Auch dafür hatte ich längst eigene, wertfreie Bezeichnungen gefunden, nämlich NäheTendenz (depressiv), Distanzstrebung (schizoid), Dauer-Prägung (zwanghaft) und Wechsel-Orientierung (hysterisch). Vor meinem geistigen Auge sah ich ein Koordinatensystem beziehungsweise einen Kompass, wobei ich aus unerfindlichen Gründen im Norden die Dauer und im Süden den Wechsel sowie im Westen die Nähe und im Osten die Distanz platzierte. In diesem Kreuz ergaben sich von selbst vier Quadranten. Da mir weiter auffiel, dass sich die Eheleute jeweils selber als Mischtypus von zwei Grundstrebungen beschrieben und ihren Partner als Mischtypus der genau anderen beiden, konnte ich das Paar in den zwei gegenüberliegenden Quadranten einzeichnen. Alle schauten fasziniert auf das Flipchart und beschrieben ihre verhängnisvollen Polarisierungen, statt diese sich gegenseitig ins Gesicht zu werfen. Jeder Angegriffene hatte sofort Helfer und Sekundanten beider Geschlechter zur Seite, die ihm den Rücken stärkten. Beim Angreifer führte dies aber nicht nur zu Defensiv-Reaktionen, die eskaliert wären, sondern ebenfalls zu Eingeständnissen anderer nicht akut Beteiligter, aber doch Betroffener: «Doch, doch, das kann man schon zugeben. Das mag auf dich nicht zutreffen, aber bei mir ist es so.» So schwollen die Diskussionen an und nach einer gewissen Zeit wieder ab, was mich ebenfalls erstaunte. Ich entdeckte etwas Zusätzliches, nämlich dass das Darüber-Reden, das Äußern von schwierigen Gefühlen, das Vor-anderen-zu-sich-selber-Stehen, verstanden werden und nicht nur die eigenen Schokoladenseiten präsentieren, Menschen entlastet und Kontakte fördert. Entsprechend waren die Essenspausen meist lebendig-entspannt, und es entstanden neue Beziehungen zwischen den verschiedenen Paaren. Im Laufe der Zeit gab ich auch Kurse im beruflichen Bereich für Führungskräfte und Mitarbeitende und abermals überraschte mich das durchwegs positive Interesse selbst im Arbeitsbereich und die daraus entstehenden Klimaveränderungen zwischen den Teilnehmenden, sogar wenn sie im Alltag zusammenarbeiteten oder skeptisch ablehnend allem Psychologischen gegenüber waren. Ich merkte, dass der «Riemann», wie ich ihn unterrichtete, eine automatische Wirkung und Dynamik bei den Zuhörern auslöste: Selbsterkenntnis und Akzeptanz von gegensätzlichen und unverständlichen Reaktionen. Der schwierige Andere wurde plötzlich von einem krankhaft-boshaften Wesen zu einem auch in Polarisierungen verstrickten Menschen in innerer Not. Daraus ergaben sich, besonders im Zusammenhang mit meiner Klärungshilfe, bei Verstrickungen ungeahnte neue Möglichkeiten.


Zu diesem Buch

15

Von Beginn weg hatte auch Friedemann Schulz von Thun, Professor für Kommunikationspsychologie in Hamburg – wir lernten uns 1977 in einem Seminar bei Ruth Cohn kennen –, großes Interesse an «meinem» Riemann. Durch seine Fragen und Kommentare in unserer Zusammenarbeit und Freizeit wurde das Modell noch zusätzlich ausgefeilt und didaktisch geordnet und verfeinert. Bei Vorträgen und in Artikeln nannte er es «Das Riemann-Thomann-Modell». Unter dieser Bezeichnung kam es schon in eine breitere Öffentlichkeit, bevor ich es 1986 in meiner Dissertation1 darstellte. Drei Jahre später veröffentlichten wir beide es zusammen als Co-Autoren in einem Taschenbuch für die Klärungshilfe in Privatbeziehungen.2 Die Prinzipien haben oft ihren prägnanten Namen durch Friedo bekommen (z. B. Verkraftungsprinzip). Für die beruflichen Beziehungen habe ich meine Riemann-Strebungen zehn Jahre später in meinem Buch «Klärungshilfe 2» veröffentlicht.3 Bis heute zögere ich, den Begriff «Riemann-Thomann» selber in den Mund zu nehmen und zu gebrauchen, da ich meinen Beitrag dazu als nur auf Riemanns großartiger Grundlage für möglich halte. Ich bin ihm dankbar dafür. Leider habe ich ihn nie persönlich kennengelernt; ich war zu jung und zu schüchtern, um mit ihm Kontakt aufzunehmen, und am 24. August 1979 ist er gestorben.

2. Zu diesem Buch Ich kenne den Autor dieses Buches, Nico H. Fleisch, jetzt seit fünfzehn Jahren. Er besuchte 2006 ein Seminar, das Prof. Friedemann Schulz von Thun und ich zu den «Lebensthemen in Beratung und Training» für erfahrene Berufsleute leiteten. Er fiel mir schon damals auf, weil er in einem Teilnehmerkreis von sozialpsychologischen und möglicherweise eher friedensbewegten Profis ohne Hemmungen lustvoll große Heeresführer aus allen Zeiten zitierte, von Cäsar bis Moshe Dayan und Norman Schwarzkopf, was auch mir ziemlich fremd war. Dies gab mir einen ersten Hinweis, dass ihm wohl die Distanzstrebung nicht ganz fremd ist. Vielleicht auch daher verloren wir uns nicht aus den Augen. Wir trafen uns danach immer wieder in Kursen, die ich mit Friedo Schulz von Thun oder allein durchführte. Schließlich absolvierte Nico H. Fleisch bei mir dann auch die zweijährige Klärungshilfe-Ausbildung für den beruflichen Bereich und wandte die KonfliktKlärungshilfe häufig an. Von da an trafen wir uns ziemlich regelmäßig und besprachen jeweils bei einem Essen berufliche Fragen und Fälle. Dabei kam die Idee auf, das RiemannThomann-System in einem eigenen Buch zu beschreiben, statt dass Interessierte dies in meinen beiden Klärungshilfe-Büchern und anderswo zusammensuchen müssen. Ich wusste schon, dass er ein exzellenter Kenner einer großen Palette verschiedener öffentlicher Persönlichkeiten wie Elvis Presley oder Helmut Schmidt und von John F. Kennedy bis 1

Vgl. hierzu C. Thomann: «Dissertation».

2

Vgl. hierzu C. Thomann/F. Schulz von Thun: «Klärungshilfe 1».

3

Vgl. hierzu C. Thomann: «Klärungshilfe 2».


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Teil A – Vorwort von Christoph Thomann

Kurt Tucholsky ist. Immer wieder schilderte er mir lebendig, wie diese jeweils mit ihren damaligen Gegenspielern genau nach dem Riemann-Thomann-Modell funktionierten. Dabei musste ich auch immer wieder meine Vorurteile revidieren und hinterfragen, z. B. bei DJ Bobo, Margaret Thatcher oder Bobby Kennedy. Letztlich blieb mir die Erkenntnis, dass ich von deren Leistung und Leben keine Ahnung hatte, und in unseren Diskussionen lernte ich dazu. In einzelnen Fällen führte dies sogar dazu, dass ich auch deren Biographien oder Werke las, etwa über Winston Churchill oder von Kurt Tucholsky. Ich ermutigte ihn, ein Riemann-Thomann-Buch genau auf seine Art zu schreiben und nicht nur den aktuellen Wissensstand zum Modell zusammenzufassen, sondern auch seine breiten Kenntnisse über Politik, Geschichte und Literatur zum vertieften Verständnis der Anwendung des Modells zu nutzen. Diese Mühe lohne sich auch für Leser und Leserinnen. Wir beide können nämlich immer wieder bei der mündlichen Vermittlung des Modells die Wirkung bei unseren Seminarteilnehmenden erleben: Überraschung, Einsicht, Selbsterkenntnis, Öffnung, Belebung und Kontakt. Trotzdem sind wir uns nicht immer völlig einig. Ich habe längst Abstand genommen von festschreibenden Begriffen wie Nähe-Typ oder Distanzler, Dauermensch oder Wechsler, weil es mich stört, wenn aus einem Beziehungsphänomen ein Charaktertyp gemacht wird. Ich habe an mir selber erlebt, dass ich in meiner ersten Grundbeziehung von meiner Partnerin Reaktionen erlitten hatte, die ich später selber der neuen Partnerin zufügte. Ich hörte mich dann selbst Sätze sagen, die zu hören mir bei der vorherigen Beziehung wehgetan hatten. Einmal fühlte und verhielt ich mich wie ein Nähe-Typ und beim nächsten Mal wie ein Distanz-Typ, dabei war es jeweils nur meine unterschiedliche Position in diesen Partnerschaften; meine Persönlichkeit hatte sich ja nicht verändert. Seither weiß ich, dass der theoretische Nullpunkt des Riemann-Thomann-Kreuzes, der die Typen voneinander trennt, in der Praxis irrelevant ist. Erst wenn sich zwei im Konflikt befinden, verschiebt sich nämlich der Nullpunkt subjektiv zwischen die beiden, wo auch immer sie sich vorher sahen. Besonders einer der beiden reagiert psychisch für den andern überraschend aus dem Gegenquadranten. Das ist der Anfang eines Konflikts. Sie empfinden sich jetzt schmerzlich als unterschiedliche «Menschentypen», selbst wenn sie sich vorher als im gleichen Quadranten nahe beieinander empfanden (z. B.: «Wir sind beide ausgesprochene DauerDistanzler»). Daher gibt es für mich im realen Leben keine Riemann-Typen, sondern nur Menschen in unterschiedlichen Beziehungs-Positionen. Dies sieht Nico H. Fleisch auch so, doch ist für ihn das Riemann-Thomann-Modell nicht nur ein Beziehungs- und Konfliktmodell (Wo steht mein Konfliktpartner? Was läuft schief? Wie entstehen Polarisierung, Extremisierung und Eskalation?), sondern auch ein Persönlichkeitsmodell (Wer bin ich? Wo ist mein Heimatgebiet in diesem System? Was bin ich für ein Typ?). Meine Typisierungs-Ablehnung zeigt sich besonders bei den Riemann-Thomann-Tests, weil ich befürchte, dass sie zur «Volksbespaßung» von Seminarteilnehmenden eingesetzt werden. Oder noch schlimmer wird das dadurch generierte Klima missbräuchlich für ganz andere Zwecke benutzt als das Verstehen und Akzeptieren eines schwierigen Anderen. Zudem werden Testkriterien wie Validität nicht erfüllt, da diese Fragebogen nicht zuverlässig messen, aber vorgeben anzuzeigen, wie viele Prozente die Getesteten Nähe- oder Distanzanteile haben. Noch unangebrachter ist es, wenn jemand dadurch beispielsweise


Zu diesem Buch

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in einer Personalauswahl in eine Schublade gesteckt wird oder sich selbstbeschränkend dort hineinflüchtet. Das alles macht der Autor des vorliegenden Buchs nicht, da er im Kapitel «Wo ist mein Heimatgebiet im Riemann-Thomann-Kreuz?» die Ergebnisse der verschiedenen Methoden selbst relativiert. Seine Ausführungen über all die bekannten Menschen sind auch eine Erläuterung sowie praktisches Anschauungsmaterial für die unterschiedlichsten Ausprägungen ein und derselben Strebung. Ich danke ihm, dass er dem Riemann-Thomann-System eine Bühne bereitet, auf der es sich nochmals ganz anders als bisher darstellen kann. Es ist eine große und wertvolle Arbeit, die ich gerne begleitet habe.

Bern, 11. Dezember 2019 Christoph Thomann



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Teil A – Kapitel 1

Einstieg ins Buch

1. Was mich motiviert hat, dieses Buch zu schreiben, und für wen es gedacht ist Fritz Riemanns Buch «Grundformen der Angst. Eine tiefenpsychologische Studie» liegt bereits in der 41. Auflage vor und ist ein Bestseller.1 Verschiedene Autoren haben Riemanns Modell weiterentwickelt und Bücher dazu geschrieben; insbesondere die Psychotherapeuten Karl König und Gerda Jun.2 Wie Christoph Thomanns Vorwort zu diesem Buch zeigt, war Riemanns Buch auch Ausgangslage für seine Weiterentwicklung zum «Riemann-Thomann-Modell». Bei Google erscheinen zum Stichwort «Riemann-ThomannModell» ungefähr 31.300 Ergebnisse innert 0,43 Sekunden3 von sehr unterschiedlicher Qualität, aber ein eigenes Buch dazu ist noch nicht geschrieben worden. Eberhard Stahls Buch «Dynamik in Gruppen» basiert zwar weitestgehend auf dem Riemann-ThomannModell, legt aber den Schwerpunkt auf seine Anwendung in Gruppen.4 Wer sich vertieft mit dem Modell auseinandersetzen will, ist darauf angewiesen, sich sein Wissen aus den beiden ersten Bänden von Christoph Thomanns «Klärungshilfe» zusammenzutragen.5 Einerseits ist dies relativ zeitaufwendig, und andererseits liegen die letzten Riemann-ThomannErgänzungen dieser Bände schon fünfzehn Jahre zurück. Die Mediations-Methode der «Klärungshilfe» hat Christoph Thomann seither publizistisch weiterentwickelt,6 aber zum Riemann-Thomann-Modell gibt es von ihm keine neuen Veröffentlichungen.

1

2

3

Das Buch erreichte bislang eine Gesamtauflage von über 889.000 Exemplaren und wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt (vgl. rückseitigen Klappentext der 41. Auflage von 2013). Vgl. G. Jun: «Unsere inneren Ressourcen. Mit eigenen Stärken und Schwächen richtig umgehen», und K. König: «Kleine psychoanalytische Charakterkunde», sowie unten Kapitel 16. Vgl. Vgl. https://www.google.ch/search?source=hp&ei=9cPTXfKiA8f9kwX70IHADg&q=riemann-thomann-modell&oq=Riemann-Thomann&gs_l=psy-ab .1.0.0l6j0i30l4.1652.4000..6839...0.0..1.28 9.1138.14j0j1......0....1..gws-wiz.......0i131. GMD7NWj8M1s#spf=1574159356145, abgerufen am 19. November 2019

4

Vgl. E. Stahl: «Dynamik in Gruppen. Handbuch der Gruppenleitung».

5

Vgl. C. Thomann/F. Schulz von Thun: «Klärungshilfe 1», S. 173 ff., und C. Thomann: «Klärungshilfe 2», S. 230 ff.

6

Vgl. insbesondere C. Thomann: «Die Rolle der schwierigen Gefühle bei der Auflösung zwischenmenschlicher Konflikte», S. 449 – 463, C. Thomann/C. Prior: «Klärungshilfe 3. Das Praxisbuch», und C. Thomann/B. Kramer (Hrsg.): «Klärungshilfe konkret».


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Teil A – Kapitel 1

In Konfliktklärungen, Teamentwicklungen und Seminaren arbeite ich seit vielen Jahren mit dem Riemann-Thomann-Modell. Dabei werde ich regelmäßig nach entsprechender Fachliteratur gefragt. Der Hinweis auf die beiden «Klärungshilfe»Bände war die bestmögliche, aber unbefriedigende Antwort, weil sich nicht alle Teilnehmenden gleichzeitig auch für die Klärungshilfe interessieren. Im August 2016 habe ich große Teile des «Wikipedia-Eintrags» (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/ Riemann-Thomann-Modell) überarbeitet und mit Christoph Thomann besprochen. Mein Text wurde zwar von den Verantwortlichen unverändert übernommen, ist aber wie auch die professionellsten Powerpoint-Folien und originellsten Flipchart-Zeichnungen kein ausreichender Ersatz für ein Buch, welches die wichtigsten Informationen und die verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten dieses Modells zusammenfasst. So habe ich mich entschlossen, diese Lücke zu füllen. Christoph Thomann stand mir mit seinen unveröffentlichten Unterlagen sowie vielen Gesprächen und Diskussionen zur Seite. Geschrieben wurde dieses Buch nicht nur für beruflich Interessierte wie Beraterinnen und Berater, Führungskräfte und Personalfachleute, die sich mit Menschen oder «Persönlichkeitsmodellen» im weitesten Sinne des Begriffes befassen (müssen), sondern für alle, die sich selber, ihr Verhalten, ihre Mitmenschen und deren Verhalten besser verstehen wollen. Nicht zur primären Zielgruppe zählen Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten sowie Psychiaterinnen und Psychiater. Das vorliegende Buch ist kein psychotherapeutisches Fachbuch. Auch wenn in Anlehnung an Paul Watzlawick die Diagnose von Pathologien bzw. Urteile darüber, was als «geistig gesund» gilt, sowieso heikel und problematisch sind,7 war dies nicht der Hauptgrund. Mein Ziel war es vielmehr, ein Buch für den «Alltagsgebrauch» zu schreiben, welches hilft, «menschliche Unterschiede und ihre Auswirkungen auf Kommunikation und Beziehungen zu verstehen».8

7

«Es ist völliger Unsinn zu glauben, dass wir es im Bereich des Psychischen mit Pathologien zu tun haben, die in ähnlicher Weise eindeutig sind wie etwa eine Blinddarmentzündung. … Es ist ein populärer und naiver Irrtum zu glauben, dass nur, weil wir einen Namen für eine psychische Krankheit haben, diese auch tatsächlich als solche existiert. … Diagnosen [zur geistigen Gesundheit] beruhen auf der vollkommen fiktiven Annahme, dass dem geistig gesunden Menschen – und vor allem natürlich: dem Therapeuten – die objektive Wirklichkeit zugänglich ist. Und auf diese Weise wird dann die Wirklichkeitsanpassung zum Kriterium menschlicher, geistiger und seelischer Normalität. Es versteht sich von selbst, dass dieses Kriterium aus epistemologischer [=erkenntnistheoretischer] Sicht ein absurdes Dogma ist.» (P. Watzlawick: «‹Wir können von der Wirklichkeit nur wissen, was sie nicht ist.› Ein Gespräch mit Bernhard Pörksen», in: P. Watzlawick:

«Man kann nicht nicht kommunizieren. Das Lesebuch», S. 349 f.; die Anmerkungen in eckigen Klammern stammen von mir.). 8

So F. Schulz auf seiner Website über das Riemann-Thomann-Modell; vgl. https://www. schulz-von-thun.de/die-modelle/das-riemann-thomann-modell; abgerufen am 28. September 2018.

9

Vgl. http://www.berliner-zeitung.de/kultur/ nachruf-marcel-reich-ranicki-entertaineraus-der-not,10809150, 24363422.html; abgerufen am 28. Sept. 2014.

10

Ähnlich auch M. Krogerus/R. Tschäppeler: «50 Erfolgsmodelle. Kleines Handbuch für strategische Entscheidungen», S. 6 f.

11

F. Schulz von Thun: «Miteinander reden: Fragen und Antworten», S. 189.


Eine kurze «Gebrauchsanleitung» für dieses Buch

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Auf den ersten Blick sieht das Modell profan im Sinne von gewöhnlich und simplifizierend aus. Allerdings hoffe ich, dass es mir gelungen ist zu zeigen, welche Tiefe das Modell besitzt und welchen Erkenntnisgewinn man dank der Auseinandersetzung damit haben kann. Und es hat noch einen entscheidenden Vorteil: Das Riemann-Thomann-Modell steckt die Menschen nicht in Schubladen, sondern schafft Verständnis und liefert Erklärungen, wieso unser Gegenüber in einer konkreten Situation sich so und nicht anders verhält und welche Gefühle dabei mitwirken. Dass das Modell leicht verständlich ist, ist wahrlich kein Nachteil, denn schon der bekannte Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki hat mit Recht festgehalten, dass «Unverständlichkeit noch lange kein Beweis für tiefe Gedanken» ist.9

2. Eine kurze «Gebrauchsanleitung» für dieses Buch Das Buch ist nach dem Vorwort in die fünf Teile «Einstieg», «Individuum», «Extremisierung und Pathologie», «Beziehung und Konflikt», «Modelle» mit insgesamt 16 Kapiteln und meinem Dank (Kapitel 17) unterteilt. Auch wenn die Kapitel in sich geschlossen sind, hängen sie natürlich zusammen, weshalb in den Fußnoten immer wieder Verweise gegeben werden. Am Schluss folgt ein sechster Teil «Anhang» mit Literatur verzeichnis, Bildnachweis, Personen- und Stichwortregister sowie Autorenbiografie. Die Kapitel 7 und 11, in denen bekannte Persönlichkeiten im Lichte des RiemannThomann-Modells beleuchtet werden, erheben nicht den Anspruch, diese Menschen umfassend darzustellen, sondern wollen das Modell besser verständlich machen. Wer kein Interesse an Störungen und Pathologien hat, kann die Kapitel 8.4. bis 8.6. sowie 16.5. und 16.6. überblättern. Als «Bonus-Material» bezeichnet habe ich davon die Kapitel 8.6. und 16.6.4., weil es hierin um psychotherapeutische und psychiatrische Fragestellungen geht, welche der Vertiefung dienen, aber für das Verständnis des Modells nicht zwingend notwendig sind.

3. Eine erste Übersicht über das Modell Modelle helfen uns, die Komplexität der Wirklichkeit zu reduzieren. Die Welt ist zu vielschichtig, um sie vollständig zu verstehen. Deshalb vereinfachen Modelle. Jedes Modell ist eine Annäherung an die Realität und zugleich ein Versuch, in der Komplexität der Umwelt nach etwas Fassbarem zu greifen, das man verstehen kann.10 Wie Schulz von Thun festhält, sind Modelle «vereinfachte, komplexitätsreduzierende, aber das Wesentliche hervorhebende Abbilder einer Wirklichkeit zwecks verständlicher Didaktik und praktischer Handhabbarkeit».11 Das Riemann-Thomann-Modell unterscheidet vier Grundstrebungen, welche für die Menschen jeweils mehr oder weniger zutreffen und in ihnen und zwischen ihnen


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Teil A – Kapitel 1

aktiviert werden können: Nähe, Distanz, Dauer und Wechsel. Jeder Mensch hat jede dieser vier «Himmelsrichtungen der Seele»12 in sich, allerdings unterschiedlich stark ausgeprägt. Die vier Grundstrebungen bilden mit den beiden Achsen «Abgegrenztheit» und «Berechenbarkeit»,13 die Christoph Thomann «Raumachse» und «Zeitachse» nennt,14 vier Quadranten. Manche Menschen sind auf der Achse der «Abgegrenztheit» dichter bei der Nähe und andere enger bei der Distanz, manche fühlen sich auf der Achse der «Berechenbarkeit» eher in der Dauer zuhause und andere mehr im Wechsel. Dauer Achse der Berechenbarkeit

Distanz

Nähe Achse der Abgegrenztheit

Wechsel

Abb. 1/1: Die beiden Achsen des Riemann-Thomann-Kreuzes

Im Überblick präsentiert sich das Modell wie folgt: Dauer Streben nach Verlässlichkeit und Ordnung

Nähe Streben nach vertrautem Nahkontakt

Distanz Streben nach Abgrenzung

Wechsel Streben nach Abwechslung und Neuem

Abb. 1/2: Die vier Grundstrebungen in Anlehnung an Friedemann Schulz von Thun15


Eine erste Übersicht über das Modell

23

Die Nähestrebung steht für den Wunsch nach vertrautem Nahkontakt. Es geht um die Sehnsucht, lieben zu können und geliebt zu werden.16 Die Menschen streben in aller Regel nach einer Bindung und haben das Bedürfnis nach Zwischenmenschlichem, sozialen Interessen, Geborgenheit, Zärtlichkeit und ebenso nach Bestätigung und Harmonie sowie nach Mitgefühl und Mitleid. Das Sprichwort «Eintracht ernährt, Zwietracht verzehrt» findet in der Nähe seine Heimat. In der Distanzstrebung äußert sich der Wunsch nach Abgrenzung von anderen Menschen, um ein eigenständiges und unverwechselbares Individuum sein zu können. Wichtig sind Einmaligkeit, Freiheit und Unabhängigkeit. Schillers berühmtes Zitat «Der Starke ist am mächtigsten allein» aus dem «Wilhelm Tell» gehört hierhin.17 Charakteristisch für die Distanz-Prägung ist auch das Streben nach intellektueller Erkenntnis und nach Respekt für die eigenen Leistungen. Die Dauerstrebung akzentuiert sich durch die Sehnsucht nach Dauer und Beständigkeit und den Wunsch nach Verlässlichkeit und Ordnung. Idealtypisch hierfür ist die Aussage des israelischen Autors Amos Oz, dass «jedes Ding seinen festen Platz haben muss. Immer muss alles an seinem Platz sein. Die ganze Zeit stelle ich Dinge zurück an ihren Platz … Sogar meine Katze ordnet das Essen in ihrem Napf, und wenn sie es nicht tut, dann tue ich es.»18 Angestrebt wird das den Moment Überdauernde, weil Langfristigkeit auch Sicherheit verschafft. Zentral sind Begriffe wie Planung, Vorsicht, Voraussicht, Ziel, Gesetz, Theorie, System, Macht, Wille und Kontrolle. Im zwischenmenschlichen Bereich gelten Verantwortung, Pflicht, Pünktlichkeit und Sparsamkeit sowie Achtung und Treue. Die Wechselstrebung umfasst den Wunsch nach dem Zauber des Neuen, dem Reiz des Unbekannten und von Abenteuern und Wagnissen. Hermann Hesse hat es im Gedicht «Stufen» auf den Punkt gebracht: «Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,

12

Dieser sehr schöne Begriff stammt von Friedemann Schulz von Thun.

16

Vgl. zum Folgenden auch C. Thomann/F. Schulz von Thun: «Klärungshilfe 1», S. 176 ff.

13

Die beiden Bezeichnungen der Achsen stammen von Eberhard Stahl. Die Vermutung darf geäußert werden, dass ein Mensch mit dem Heimatgebiet «Nähe» anstelle von «Abgegrenztheit» wohl eher einen Begriff wie «Beziehungsorientierung» oder «Kontaktbedürfnis» gewählt hätte …

17

14

Vgl. C. Thomann/F. Schulz von Thun: «Klärungshilfe 1», S. 178., und C. Thomann: «Klärungshilfe 2», S. 235. Ich habe mich für Eberhard Stahls Begriffe entschieden, weil ich sie für prägnanter halte.

Dieses Zitat stammt aus der dritten Szene des ersten Aufzugs von Schillers «Wilhelm Tell» (1804), wo Tell und Stauffacher über die Möglichkeit des Widerstandes gegen den Fronvogt Gessler reden. Während Stauffacher für ein gemeinsames Handeln plädiert («Wir könnten viel, wenn wir zusammenstünden»), möchte Tell lieber allein, als Einzelkämpfer handeln und fühlt sich durch das Eingebundensein in eine Gruppe behindert in seinen Handlungen.

18 15

Friedemann Schulz von Thun hat mir am 22. November 2018 bzw. 15. Oktober 2019 erlaubt, Zeichnungen, für die er das Copyright besitzt, nachzeichnen zu lassen, wofür ich ihm auch an dieser Stelle herzlich danken möchte.

A. Oz mit S. Hadad: «Was ist ein Apfel? Sechs Gespräche über Schreiben und Liebe, Schuldgefühle und andere Genüsse», S. 15.


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Teil A – Kapitel 1

der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.» Es geht darum, intensiv den Augenblick zu erleben und den Rahmen des Gewohnten zu sprengen. Schlüsselbegriffe sind Spontaneität und Leidenschaft, Höhepunkte und Ekstase, Charme und Suggestion, Temperament, Genuss, Fantasie, Verspieltheit, Begehren und Begehrt-Werden. Das Grundbedürfnis nach Abwechslung, nach Wechsel wird deutlich spürbar. Die Werte, Haltungen und Prinzipien der vier Strebungen lassen sich wie folgt zusammenfassen:19 «Dauer-Strebung»: Sicherheit, Ordnung, Organisation, Planung, Kontrolle, Im Griff haben, Prinzipien, Verantwortung, Zuverlässigkeit Motto: Es gehört sich!

«Nähe-Strebung»: Harmonie, Kooperation, Geselligkeit, Miteinander, Zärtlichkeit, Liebevolle Nähe, Gefühle, Vertrauen Motto: Ich für dich – du für mich!

«Distanz-Strebung»: Unabhängigkeit, Autonomie, Freiheit, Individualität, Alleinsein, Abstand, Intellekt, Respekt, Kühle Motto: Jeder für sich!

«Wechsel-Strebung»: Veränderung, Wandel, Abwechslung, Überraschung, Spontaneität, Flexibilität, Lebendigkeit, Entwicklung, Hier und Jetzt Motto: Mir ist danach!

Abb. 1/3: Typische Qualitäten (Werte, Haltungen, Prinzipien) der vier Grundstrebungen

Alle vier Grundstrebungen sind bei jedem Menschen vorhanden, allerdings in unterschiedlicher Intensität und in einem unterschiedlichen Verhältnis zueinander.20

19

Die vier Mottos verdanke ich Friedemann Schulz von Thun; die einzelnen Begriffe stammen aus Unterlagen zu bei Christoph Thomann besuchten Seminaren, die zu nutzen er mir erlaubt hat.

20

Zur Extremisierung der vier Grundstrebungen vgl. unten Kapitel 8.


331

Personen- und Stichwortregister

Im Register sind Friedemann Schulz von Thun und Christoph Thomann wegen der Häufigkeit ihrer Nennung nicht erwähnt. Die Begriffe Nähe, Distanz, Dauer, Wechsel und Riemann-ThomannModell sowie Abwandlungen davon sind ebenfalls nicht erfasst. Weiter wurde darauf verzichtet, Autorinnen und Autoren von Quellen in den Fussnoten aufzuführen.

Anwendungsmöglichkeiten des Modells 247 – 251 Arafat, Yassir 196 Arbeit (Arbeitsleben, Arbeitswelt etc.) 39 – 52, 53, 57 Aristoteles 269 Asthenische Persönlichkeitsstörung 133 Aung San Suu Kyi 106 –108 Ausbildungen Vgl. Seminare und Weiterbildungen [ B ]

[ A ]

Abhängigkeitsschaukel 148 Ablenker (distractor) 232 Abwehr-Schicht/Abwehrgefühle 228, 229, 230 Achse 22 – 23, 72, 120, 123, 143, 149, 236 Adenauer, Konrad 30 ADHS (Aufmerksamkeits-/ Hyperaktivitätsstörung) 129, 308 Adler, Alfred 278 Affektive Störungen 308 Aggressions-Schicht Vgl. Abwehr-Schicht Ähnlichkeitsprinzip 150 akzeptieren 37, 267 Alexander, Harold 165 Allon, Ruth 200 Allon, Yigal 78, 96, 190, 194, 198 – 206 anankastisch 288 Anankastische Persönlichkeitsstörung 133 Angst / Ängste 125 –127, 141, 230, 247 Ängstlich-vermeidende Persönlichkeitstörung 133 Angst-Schicht Vgl. Weh-Schicht Ankläger (blamer) 231 Anpassungs-Schicht 228 antriggern 230, 276

Bahr, Egon 176, 178 Begin, Menachem 97, 195 Ben-Gurion, David 79, 94, 190, 200 – 202, 217 Beobachten von Verhalten 81, 233, 240 Berne, Eric 278 Beschwichtiger (placater) 231 Bestimmung des Heimatgebiets 63 – 81 Beziehungsdefinition 244 Beziehungsfeldtheorie Vgl. Beziehungsmodell Beziehungslehre Vgl. Beziehungsmodell Beziehungsmodell 17, 139, 143 –150, 241– 245 Bindungstheorie 134 –137 Bipolare Störung 129 Bismarck, Otto von 36 Bohlen, Dieter 147 Borderline-Persönlichkeitsstörung 89, 133, 306 Borderline-Struktur 296 Bowles, Chester 216 Bradlee, Benjamin C. «Ben» 212, 218 Brandt, Peter 176 Brandt, Rut 177 Brandt, Willy 25, 26, 116, 176 –183, 301 Brooke, Alan (später Lord Alanbrooke) 111, 165 –171

Brugger, Hazel 80 Bucerius, Gerd 98 Bulimie 88, 89 [ C ]

Cäsar, Gaius Iulius 15 Camus, Albert 78, 120, 268 Capote, Truman 221 Charles, Prince of Wales und Duke of Cornwall 88, 89 Churchill, Lord Randolph 128 Churchill, Winston 16, 108 –111, 127 –129, 165 –171 Cohn, Ruth C. 11–15, 16, 52, 146, 226, 238, 255, 263, 275 [ D ]

Dayan, Moshe 15, 32, 80, 94 – 97, 190, 198, 200, 201, 202, 204 Dayan, Uzi 94 Dayan, Yaël 96 Depressiv / Depression 15, 123 –125, 127 –129, 222, 288 Depressive Struktur 295 – 297 Diagnose Vgl. Diagnoseinstrument Diagnoseinstrument 233 – 235, 285 Diana, Princess of Wales (Diana Frances Spencer) 87 – 89 Dilemma 252 dissoziale Persönlichkeitsstörung 133 DJ Bobo (eigentlich René Baumann) 16, 89 – 91 Dönhoff, Marion Gräfin 30, 97 –100 Doppeln 230, 231 Dritte Qualität Vgl. Regenbogenqualität du Maurier, Daphne 78


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Teil F – Anhang

[ E ]

Eifersucht 54 – 56, 132, 142, 143, 162, 226 Elazar, David 190 Emotional instabile Persönlichkeitsstörung 133 Emotionale Intelligenz 88 Empathie / Empathie-Hilfe 89, 247, 249, 271, 296 Entstehung des Heimatgebiets 59 – 61 Entwertende Übertreibung Vgl. Werte- und Entwicklungsquadrat Entwicklung Vgl. Entwicklungsmodell Entwicklungslehre Vgl. Entwicklungsmodell Entwicklungsmodell 57, 244, 249 – 252 Entwicklungsrichtung Vgl. Werte- und Entwicklungsquadrat Ergänzungspartnerschaft 237, 240, 247, 262 Ergänzungsprinzip 150 Erhard, Ludwig 275 Erklärungs- und Lösungsphase 236 – 237 Eshkol, Levi 96, 190, 217 Extremisierung 88, 119 –133, 270 [ F ]

Fadenkreuz 60, 120, 122, 123, 149 Feedback 74 – 77, 240 Fitzgerald, Francis Scott 86 Foster, Jodie 79 Fragebogen 17, 63 – 71 Fried, Amelie 78 Frühe Störungen Vgl. Persönlichkeitsstörungen Frustrationstoleranz 117, 125 Führung (Führungskraft, Führungsstil) 39, 46 – 52 Funktion und Rolle 44, 45, 46 [ G ]

Galbraith, John Kenneth 216 Galili, Yisrael 202, 203 Gegenpol 141, 143, 156, 157, 163 Geld (Ansichten dazu) 34 Gellhorn, Martha 85, 111–114, 184 –188

Glasl, Friedrich 44, 225 Gleichwertigkeit aller vier Strebungen 37, 160, 237, 239 Goethe, Johann Wolfgang von 149, 160, 257 Graham, Katharine 221, 222 Grant, Ulysses 80 Grönemeyer, Herbert 80 [ H ]

Hamburger Sie 99, 172 Harpprecht, Klaus 98, 178, 180, 181 Hartmann, Nicolai 269 Heath, Edward 102 Heim- und Auswärtsspiel in der Kommunikation 259, 260 Heimatgebiet 35, 57, 59 – 61, 63 – 81, 123, 139, 140, 141, 142, 143, 145, 157, 159, 229, 230, 244, 252, 266, 267 Helwig, Paul 269 Hemingway, Ernest 84 – 87, 112 –114, 184 –188 Hemingway, Mary Welsh 85, 86 Hesse, Hermann 23, 77, 267 Hesse, Reinhard 115 Histrionische Persönlichkeitsstörung 124, 126, 133 Histrionische Struktur 295, 298 Hochbegabung 308 Hyperkinetische Störungen 308 Hypomanie 129 hysterisch 15, 288 [ I ]

Innere Teamsitzung Vgl. Inneres Team Inneres Team 236, 264 – 267 268, 303 Integrale Persönlichkeit 250, 292 – 294 Integrale Seminarleitung 261 f. Integration der Gegensätze 272 – 275 [ J ]

Jagger, Mick 206 – 211 Johnson, Boris 110, 111, 169 Jones, Brian 206 Jun, Gerda 19, 60, 250, 287 – 294 Jürgens, Curd 80

[ K ]

Kant, Immanuel 77, 79 Kennedy, Ethel Skakel 219, 220 Kennedy, Jacqueline 214, 219, 220 Kennedy, John F. 15, 31, 212 – 223 Kennedy, Joseph P. 217, 218, 222 Kennedy, Robert F. 16, 84, 212 – 223 Kennedy, Rose 219 Kern-Schalen-Modell 227 – 228, 236 Kindererziehung 249 King, Coretta 220 Kissinger, Henry 99, 154, 190, 192, 205 Klärungshilfe 14, 15, 16, 19, 20, 227, 252 Koch, Tanit 79 Kohl, Helmut 116, 171 Kohlrieser, George 225 Kollbrunner, Jürg 12 Kommunikationsquadrat 236, 240, 255 – 264, 277, 280 Kommunikationsstil 40, 41, 278 – 286 Kompromiss 154 Konflikt (inkl. Konfliktverhalten) 29, 31, 32, 36, 89, 143, 144, 147, 181, 225 – 240, 249, 252, 258, 264, 266, 285 Konfliktprognose 248 König, Karl 19, 60, 243, 287, 294 – 303 Kontaktfassade 228 Kontraphobisch/Kontraphobie 300, 301 Kreuz im Kreuz 151–154, 172 –175, 181–183, 184 –187 Krise / Krisensituation 35, 36 Kuddelmuddel 264 Kurzfristige Vorfahrt für die beziehungsgefährdenden Tendenzen 160 f. [ L ]

Linder, Roland 89, 123, 125, 128, 130, 131, 133, 135, 293, 295, 300, 302, 308 Loyalität 100, 201, 212, 215 [ M ]

Malik, Fredmund 46, 51 Manie / manisch 125, 129 Manipulation 263, 264


Personen- und Stichwortregister

manisch-depressiv 127, 128 Marshall, George C. 168, 171, 234 mehr desselben 179, 120, 159 Meir, Golda 96, 190, 191,192, 203, 204 Menschen und die Welt (Ansichten dazu) 32 f. Menschenbild 42, 90, 102 Minderbegabung 308 Mitchell, Margaret 235 Mittelpunk 141, 144, 148, 156, 159, 250 Mittelstand 101 Modelle 21, 241 Motivations-Kompass 249 Mutter Teresa (geb. als Anjezë Gonxhe Bojaxhiu) 84 [ N ]

Narzissmus 32, 169, 303 Narzisstische Persönlichkeitsstörung 306 Narzisstische Struktur 294, 295, 301, 302, 303 Neben-/Aussenbeziehungen 149, 162 Netanyahu, Benjamin 197 Neurologie 125, 134 –137, 307 Nixon, Richard 27, 28, 190, 213 Novello, Angela 215 Nullpunkt 17, 35, 120, 122, 123, 145, 147, 148, 149, 158, 250 [ O ]

Oberhaupt des inneren Teams 265 Objektbeziehungstheorie 303 – 308 O’Donnell, Kenneth «Ken» 212, 214, 216, 217, 223 Oz, Amos 23 [ P ]

Paranoia 125 paranoide Persönlichkeitsstörung 132 Partnerschaften 53, 54, 55 Partnerwahl 143, 144, 149 Peres, Shimon 97, 188 –197, 198, 204, 205, 217 Persönlichkeitsentwicklung Vgl. Persönlichkeitsmodell Persönlichkeitslehre Vgl. Persönlichkeitsmodell

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Persönlichkeitsmodell 17, 139 –150, 241– 245, 248, 250 Persönlichkeitsstörungen 132, 136, 137, 304 – 308 Persönlichkeitstheorie Vgl. Persönlichkeitsmodell Pfeiffer, Pauline (verh. Hemingway) 85, 184, 186 Phobische Struktur 294, 295, 297, 298, 299, 300, 301 Pluhar, Erika 78 Potenziale nach Gerda Jun 287 – 294 Powell, Colin L. 40, 103 –106 Powers, Dave 214 Presley, Elvis 15 Privatleben 53 – 57 Projektion 126, 127, 144, 145, 146, 147 Psychosen 129, 308 Pyrrhus-Siege 160 [ Q ]

Quadrant 22, 139, 142, 151, 152, 156 [ R ]

Rabbi Nachman 163 Rabin, Jitzchak 35, 94, 97, 188 –197, 198 – 206 Rabin, Lea 188, 193, 194, 198 Raddatz, Fritz J. 78, 92 Ramsey, Sir Alfred 39 Rath, Carsten K. 78 Rationalisierer (computer) 231 Reagan, Ronald 102, 103, 217 Reagenzglas 155, 156, 157, 158, 160, 163 Regenbogenqualität 272 – 275 Reich, Wilhelm 227, 278 Reich-Ranicki, Marcel 21, 93 Reifikation 83 Reisen 33, 109, 142, 300 Reue 85, 86 Ribicoff, Abraham A. 216 Richards, Keith 206 – 211 Richardson, Hadley (verh. Hemingway) 85, 86, 184, 186 Riemann, Fritz 12, 13, 16, 19, 59, 63, 123, 249, 251, 278, 287, 294, 299, 303 Riemann-Thomann-Ohr 258, 261 Roosevelt, Eleanor 78, 112 Roosevelt, Franklin D. 111, 168

Rosin, Dorothee 14 Rousseau, Jean-Jacques 77 [ S ]

Sadeh, Yitzhak 199, 205 Salinger, Pierre 213, 216 Sandberg, Sheryl 230 Satir, Virginia 231, 232, 278 Schamir, Jitzchak 195 Schatten / Schattengebiet 144, 145, 159, 250 Schattenintegration 145 Schattenprojektion 144 Schichtenmodell Vgl. Kern-Schalen-Modell Schiller, Friedrich 23, 235 Schily, Otto 78, 115 schizoide Persönlichkeitsstörung 132, 307 Schizoide Struktur 125, 294, 295 Schizoidie /schizoid 13, 15, 124, 288 Schizophrenie / schizophren 13, 123, 124, 125 Schlechtes Gewissen 85 Schlesinger, Arthur M., Jr. 212, 218 Schmidt, Hannelore «Loki» 171–175, 183 Schmidt, Helmut 15, 80, 97, 100, 115, 116, 171–175, 176 –183, 274 Schmidt, Susanne 172 Schopenhauer, Arthur 77 Schröder, Gerhard 114 –117, 271 Schüchternheit 188, 221 Schwarzkopf, H. Norman 15, 39, 51, 79 Schweitzer, Albert 77, 274 Schwerpunkt des Heimatgebiets 141 Schwestertugend Vgl. Werte- und Entwicklungsquadrat Schwierige Gefühle 226 – 230 Seelisches Axiom Vgl. Kommunikationsstil Selbstklärung 267 Selbstmanagement 249 Selbstmordversuch 88 Seminare und Weiterbildungen 255 – 262 Seminarleitung 257, 262 Shriver-Kennedy, Eunice 218, 219 Sorensen, Theodore C. «Ted» 212, 214


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Teil F – Anhang

Sprenger, Reinhard K. 46, 225 Stahl, Eberhard 19, 40, 234 Standort 139, 143 Sterben (Ansichten dazu) 34 Stimmigkeit 275 Stressprognose 249 Stresstypen 231, 232 Strukturelle Störungen Vgl. Persönlichkeitsstörungen System Vgl. Systemtheorie Systemischer Ansatz Vgl. Systemtheorie Systemtheorie 139, 142, 233, 241, 242 [ T ]

Tauziehen der Mannschaften 159 Taylor, Maxwell D. 215 Teammitglieder Vgl. Inneres Team Test Vgl. Fragebogen Testtheorie 64, 65 Teufelskreis 131, 144, 150, 159, 236, 237, 275 – 278 Thatcher, Denis 101 Thatcher, Margaret 16, 100 –103 Tränen 169 Trauma / Traumatisierung 89, 137 Truman, Harry 78 Tucholsky, Kurt 16, 91– 94 Tucholsky, Mary (geb. Gerold) 92, 93 Twain, Mark 80 Typengerechte Ansprache 262 – 264 TZI (themenzentrierte Interaktion) / TZI-Dreieck 238, 239 [ U ]

Übertragung 146, 147 Uebelmann-Marelli, Sibilla 12 Umwegschlaufe / Schlaufe 157, 158, 159, 160, 163, 248 [ V ]

Vargas Llosa, Mario 102 Veränderung des Heimatgebiets 250, 251 Verkraftungsprinzip 16, 149 Versini, Marie 80, 147

Vilar, Esther 160 Vorverletzungs-Gefühle / Vorverletzungen 228, 229, 230, 276 [ W ]

Watzlawick, Paul 20, 119, 120, 121, 243 Wehner, Herbert 180, 181, 182 Weh-Schicht 228, 229, 230 Werte- und Entwicklungsquadrat 123, 236, 268 – 275, 278 Wesen des Riemann-ThomannModells 241– 245 Widerstands-Prognose 249 Wischnewski, Hans-Jürgen 78 [ Z ]

Zitate und Werke 77 – 80 Zoller, Karen 64, 68, 71, 248 Zwanghafte Struktur 295, 297, 298, 300, 301 Zwanghaftigkeit / zwanghaft 13, 15, 124, 126, 288



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Teil F – Über den Autor

Nico H. Fleisch www.nico-h-fleisch.ch

Nico H. Fleisch, geboren in Chur. Studium der Rechte in Bern mit der Dissertation: «Ziviler Ungehorsam oder Gibt es ein Recht auf Widerstand im schweizerischen Rechtsstaat?» bei Prof. Dr. Peter Saladin und Promotion zum Dr. iur. Wissenschaftlicher Adjunkt im Bundesamt für Justiz, Mitarbeit an der Totalrevision der Schweizer Bundesverfassung. Mehrjähriger Verwaltungsleiter einer grossen Schweizer Gemeinde (Köniz BE). Verschiedene Weiterbildungen, darunter «Organisationsentwicklung» und «Mediation» bei Univ.-Prof. Dr. Friedrich Glasl, «Coaching» bei Dr. Werner Vogelauer, «Kommunikationsberatung» bei Prof. Dr. Friedemann Schulz von Thun und «Klärungshilfe» bei Dr. Christoph Thomann. Seit 2002 selbständiger Mediator, Führungskräfte- und Teamentwickler, Kommunikationstrainer, Seminarleiter, Organisationsberater und Coach; Inhaber der Firma «Nico H. Fleisch Organisationsberatung und Coaching GmbH». Das Riemann-Thomann-Modell ist seit Beginn ein zentrales Instrument seiner Arbeit. Er lebt in Wabern bei Bern und im Bündner Bergdorf St. Peter (Gemeinde Arosa).



Erstmals liegt eine umfassende Darstellung des RiemannThomann-Modells vor. Es hilft als Persönlichkeitslehre zu verstehen, welche Motive hinter menschlichem Verhalten stehen. Es zeigt als Beziehungsmodell, welche Dynamiken im privaten und beruflichen Miteinander entstehen können. Als Entwicklungsmodell bietet es Hilfestellung in der persönlichen Weiterentwicklung. Weiter dient es zur Prognose von Konflikten wie auch zu ihrer Bearbeitung. Und es lässt sich bestens mit den bekannten Kommunikations-Modellen von Friedemann Schulz von Thun kombinieren. Die Verknüpfung des Riemann-Thomann-Modells mit «Personen von öffentlichem Interesse» ist bisher noch in keiner Publikation gemacht worden. Zum besseren Verständnis sind bekannte Persönlichkeiten dem Modell zugeordnet, darunter Ernest Hemingway, Moshe Dayan, Marion Gräfin Dönhoff, Margaret Thatcher, Winston Churchill und Gerhard Schröder. Zudem lassen sich anhand des Modells Beziehungen zwischen verschiedenen bekannten Persönlichkeiten erklären. Beispiele sind Helmut und Loki Schmidt sowie Willy Brandt, Jitzchak Rabin und Shimon Peres, Mick Jagger und Keith Richards oder die Brüder John F. und Robert Kennedy. «Ein sehr erfahrener Schweizer Berater, Dr. Nico H. Fleisch, geht hier gründlich auf ein Modell ein, das in der Beratungswelt eine große Rolle spielt. Ich kann das Buch sehr empfehlen.» Univ. Prof. Dr. Dr. h.c. Friedrich Glasl «Ich danke Nico H. Fleisch, dass er dem Riemann-ThomannSystem eine Bühne bereitet, auf der es sich nochmals ganz anders als bisher darstellen kann. Es ist eine grosse und wertvolle Arbeit, die ich gerne begleitet habe.» Dr. Christoph Thomann


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